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...wer versteht schon die Liebe?
Es war wieder ein Tag, an dem John vor lauter Energie nicht wusste, was er eigentlich zuerst machen soll. John hat öfters diese Tage. Viele Leute würden sicher sagen, dass es daran liegt, dass er zu überschwänglich ist. Eigentlich war John nur ein durchschnittlich großer und recht normaler Typ. Sicher, er sah nicht schlecht aus, war recht beliebt und wusste das auch. Im Kopf hatte er auch was zu bieten, wenn auch oft nicht richtig eingesetzt. John ging an diesem Tag trotz seiner vielen Energie nur spazieren. Wann sollte er es auch sonst mal tun, er hatte ja immer etwas vor. Erst Training, dann nach Haus, schick machen und mit Freunden noch was trinken gehen. Nicht selten passierte es, dass er dabei wieder neue Leute kennen lernte und sich mit Ihnen die Nacht um die Ohren schlug. So sahen bisher nicht wenige Tage in seinem Leben aus. Aber heut ging er nur spazieren. Er hatte versucht Freunde anzurufen, etwas zu unternehmen. Niemand hatte Zeit für Ihn. Er war es nicht gewöhnt allein zu sein – er war ja recht beliebt und sah nicht schlecht aus. So ging er denn nun allein vor sich hin, und war sehr nachdenklich. Ohne dass man sagen könnte, dass er ein ruhiger Typ war – war er sehr oft sehr nachdenklich. John dachte nach über die Liebe. Die Liebe, derer er noch nicht Herr geworden war. Dabei war er ärgerlich – er wollte immer alles kontrollieren. Nur die Liebe – das ging nicht. Er dachte schon oft, er hätte sie verstanden jedoch merkte er dann immer, dass die Liebe ihre eigenen Regeln schreibt.
Als er seinen, an dem Tag betrübten Blick kurz über die nahen Wiesen erhob, sah er „Sie“…
Er konnte kaum was erkennen – obwohl er eigentlich gut sehen konnte. Dort saß eine Frau, es schien wie neblig um sie. Es war ein schöner klarer Tag, was John aber in diesem Moment nicht wahrnahm. Er ging wie automatisch in Ihre Richtung um sie ein wenig genauer sehen zu können. Obwohl, wenn man Ihn gefragt hätte, hätte er es sicherlich rationell erklären wollen. Er war doch nicht derjenige der vernebelte Frauen entdeckt und auf sie zugeht. Deswegen konnte er sich auch „die Liebe“ nicht erklären. Mit kurzem Erschrecken, musste er feststellen, dass er sich schon direkt bei ihr befand. Sie hatte Ihn natürlich längst bemerkt und musterte Ihn mit Blicken. John war kurz gelähmt. Sollte er sie ansprechen? Wie reagiert sie darauf? Was macht sie hier? Ist sie allein? Tausende Fragen schossen ihm durch den Kopf. Sonst wusste er immer eine Antwort auf alles. Es war wieder einer der Momente, die er nicht kontrollieren konnte. Obwohl, er wusste, dass er ja ganz gut aussah, und er war ja auch recht beliebt. Und dass er was im Kopf hat, dies aber nicht immer optimal einsetzt – merkte er nun. So standen sich beide gegenüber und starrten abwechselnd auf sich und in den Himmel. John liebte den Himmel.
Sie war wunderschön dachte er. Das wäre so eine Frau, für die man gern ein wenig von sich selbst aufgibt. „Sind sie oft hier“ – fragte er mit fast erstickter Stimme. „Ja, ich liebe die Ruhe“. John war wieder kurz am überlegen. Er genoss auch diesen Moment, obwohl er so etwas nicht kannte und bis gerade vorhin auch nie zugegeben hätte. “Darf ich einen Augenblick bei Ihnen bleiben um auch diese Ruhe zu genießen?“ Sagte er, in Erwartung auf eine positive Antwort. „Sicher“, entgegnete sie ihm, und schob die Decke auf der sie erst saß ein wenig mehr in seine Richtung.
Nach einer Weile des schweigenden Herumschauens, fragte sie ihn, warum er hier so allein herumläuft. Sie sagte, er sehe doch gut aus und sei bestimmt beliebt. So jemand ist doch nicht allein... Sie dachte sicherlich, dass er nicht oft hier herumirrt. Höflich bedanke er sich natürlich für dieses Kompliment und gab es zurück. John gab gern Komplimente. „Frauen haben das verdient“, war seine Devise. Er erzählte auf einmal einfach drauf los. John war jemand der stundenlang erzählen konnte. Von sich, seiner Arbeit, seinem Leben und allem anderen auch. Als er sie dabei ansah, merkte er wie interessiert sie ihn begutachtete. Meistens hörten ihm nicht alle Menschen so gern und so lange zu. Sie war anders. Sie war halt eine Frau, bei der man gern ein Stück von sich selbst aufgeben würde.
Nach einer ganzen Weile, hörte er auch auf, zu versuchen – diese gesamte Situation rationell zu bewerten.
Es war ein schöner Tag. John hatte zum ersten Mal seit langem sein Sporttraining verpasst. Bis gestern hatte er alle die das machten nicht gemocht. Er wollte auch heut nicht mehr weggehen. Er wollte den Moment anhalten. Aber auch das war ja nun eine Sache, die man nicht bedingungslos kontrollieren kann. Nach einer Weile war es schon spät, und sie sagte, dass sie gehen müsse. „Besteht die Möglichkeit sie hier wieder zu sehen?“ traute er sich grad noch zu murmeln bevor sie ging. „Vielleicht“ sagte sie und ging.
John blieb einfach noch eine Weile sitzen. Jetzt merkte er dass alles ganz klar schien, und nichts mehr von „Nebligkeit“ zu spüren war. Später ging auch er nach Haus. Noch die ganze Nacht musste John über diesen Tag nachdenken. Dies lag sicherlich daran, dass er es nicht einfach und logisch erklären konnte.
Am nächsten Tag, sagte John alle Termine mit Freunden ab, und meldete sich beim Sport als krank. Früher mochte er so was nicht. Er ging wieder zu den Wiesen, er hatte sogar eine Decke mit. Er fing an, sich grundsätzliche Gedanken über sein bisheriges Dasein zu machen. Seine Gedanken wanderten zwischen dem Warten auf dass Sie vielleicht kommt und seinen eigenen Lebenswegen. Nichts wünschte er sich jetzt mehr als dass Sie nun irgendwo erschien. Erschöpft vom stundenlangen Warten und von der Hoffnung enttäuscht ging er dann nach haus… Es war schon sehr spät. Hat er was falsch gemacht? Ist ihr was passiert? Mochte sie ihn einfach nicht wieder sehen? Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf. Sonst wusste er immer eine Antwort auf alles. Irgendwann früh schlief er dann auch ein.
12.30 Uhr wurde er rau, durch das klingeln des Telefons geweckt. Ob er nicht auf Arbeit erscheinen wolle, fragte sein Chef mahnend. John schleppte sich danach so schnell als möglich in die Firma. Nach nur einer kleinen Weile im Büro, sprach in sein Vorgesetzter erneut an, und teilte ihm mit, dass er derart abwesend auch zuhause bleiben könne. John reichte daraufhin 3 Tage Urlaub ein. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf. An Sport dachte er zu dieser Zeit gar nicht mehr. Und es störte ihn keineswegs.
Nachdem er den gesamten restlichen Tag wieder auf den Wiesen verbracht hatte, ging er sichtlich gezeichnet auf dem Heimweg noch in seine Lieblingskneipe. Nachdem John bereits einige Runden getrunken hatte, und der Barmann die ganze traurige Geschichte bereits zum zweiten mal kannte, hörte man die Tür schlagen. Er drehte sich schon nicht mehr um...
Er hatte sich ja eben erst 20 oder 30 mal umgedreht als die Tür ging. Es war eine Dame die sich da neben Ihn setzte. Viel mehr konnte er auf die Schnelle nicht erkennen. Es schien wie neblig vor seinen Augen. Obwohl John eigentlich immer sehr gut sah...
Irgendwie hatte er das Bedürfnis mit ihr zu plaudern. Und wie so oft, erzählte er wieder ewig und alles. Einfach so. Eigentlich hörten ihm dabei nicht oft viele Leute zu, aber so war er nun mal. Aber irgendwie war es komisch – sie war anders. Das war so eine Frau, für die man gern ein Stück von sich selbst aufgeben würde. Dachte er, auch wenn er jetzt nicht in der Lage war dies objektiv und rationell einzuschätzen. Aber so war er nun mal.
Irgendwann fragte sie ihn warum er denn eigentlich so traurig und niedergeschlagen sei. Und John erzählte mit Freude über ihr Interesse, seine Leidensgeschichte. Sie fragte viel nach und sagte ihm das dies unverständlich sei. Er sehe doch gut aus und sei doch bestimmt beliebt. Als der Barmann sagte, dass er früh raus müsse, ging sie. John hauchte noch ein leises „sehe ich sie vielleicht hier wieder“? Und sie sagte was von „vielleicht hier oder mal im Grünen“. John ging dann auch und musste die ganze Nacht darüber nachdenken.
Als John gegen Mittag aufwachte war er trotz seiner körperlichen Verfassung, gedanklich sehr gefestigt.
...oder mal im Grünen...
Nun war alles klar. Er rannte unrasiert, ungeduscht und nur mit einer Decke in der Hand zu den Wiesen. Auf dem Weg dahin, wurde es irgendwie neblig. Irgendwie kannte er das schon, nahm es aber nicht so richtig wahr. Wusste er genau, wo er hingehen wollte. Obwohl er nie diesen Platz zuvor genau begutachtet hatte.