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Wer sieht hier alt aus?

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09.09.2015
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Wer sieht hier alt aus?

„Ich bin dann mal weg“, sagte Harald ungerührt, schnappte sein Köfferchen und wollte mich ohne Angabe von Gründen tatsächlich mit offenem Mund stehen lassen.
„Aber wieso denn?“ Für weitere Worte fehlte mir die Kraft.
„Wir haben uns schon lange nichts mehr zu sagen, Hanni.“ Er drehte sich um und ging.
Dass ich nicht lachte. Wenn das als Trennungsgrund taugen würde, dann wäre dieser Planet nur von Scheidungsopfern bevölkert. Nach zwanzig Ehejahren warf er unser gemeinsames Leben einfach so weg.
Natürlich war mir klar: Er wollte nicht eingestehen, dass ich ihm zu alt war oder zu alt aussah.
Die Worte meiner Großmutter fielen mir ein: „Wenn die Frauen verblühen, verduften die Männer."
Wie Recht sie hatte.
Doch für Verzweiflung war kein Raum. Ich musste einen Plan ersinnen: Wie gewinne ich meinen Mann zurück?
Ich brauchte einen Attraktivitätsschub und eine Verjüngungskur.

Gemäß dieser Logik führte mich mein Weg direkt ins Kosmetikstudio um die Ecke und die Fachberaterin hatte prompt Zeit für mich. Als ich ganz entspannt auf der bequemen Liege ruhte, erfuhr ich von der Hochqualifizierten, dass ich unter hochsensibler, trockener Mischhaut mit der Neigung zu starkem Juckreiz bei Vollmond leide. Und die niedlichen braunen Punkte auf meiner Nase, in die sich Harald damals verliebt hatte, entpuppten sich zu allem Überfluss als Epheliden.
Kein Wunder, dass er mich verlassen hatte.
Meine Ausbeute an Tuben und Tiegelchen fiel entsprechend der Dringlichkeit meines Falles reichlich aus. Besondere Empfehlung der Beauty-Frau, der letzte Schrei: Eine Nachtcreme, mit Zellen von Schafembryonen angereichert, der reinste Jungbrunnen, meinte sie. Und nein, ich könne ganz unbesorgt sein, Langzeitstudien belegen, dass mit einem Blöken meinerseits, auch nach längerer Anwendung, nicht zu rechnen sei.
Als die Summe, die ich zahlen sollte, meine Ohren erreichte, klappten meine Kiefer auseinander. Hoffentlich wurde diese Gesichtsentgleisung nicht zu einem Dauerzustand. Jedoch mit einem konkreten Ziel vor den Augen schmerzte das entstandene Loch in der Haushaltskasse nicht so heftig.

Am Abend schmierte ich die erstandenen Wundermittelchen messerdick in mein bedürftiges Gesicht. Mein Lebensmotto: Viel hilft viel.
In dieser Nacht schwebten Fachbegriffe wie Retinol, Hyaluron und Kollagen gleich Rosenblättern durch mein Hirn, bevor ich mit einem starken Prickeln auf dem Nasenrücken in einen unruhigen Schlaf fiel.
Leider konnte ich am nächsten Morgen den tollen Effekt des straffenden Konturgels nicht sofort erkennen, weil meine Augenlider von der sündteueren, tausendfach allergiegetesteten, parfümfreien Augencreme völlig zugeschwollen waren. Vorsichtig tastete ich mit den Fingerspitzen über meine nasolabialen Falten und mir schwante Schlimmes.
Aber ich musste zugeben, als ich endlich wieder sehn konnte, die gelben Eiterpusteln auf meinen hohen Wangenknochen verliehen meinem Gesicht etwas Exotisches.
Das musste ich Harald erzählen. Ich griff zum Telefonhörer. Doch dann überlegte ich es mir anders. Was hätte ich ihm sagen sollen?

Da der erste Versuch zur Radikalverjüngung gründlich gescheitert war, begab ich mich hilfesuchend zum Apotheker meines Vertrauens.
Der studierte Mann konnte seinen Blick nicht von meinem eitrigen Hautausschlag losreißen. Aber er wusste Rat. Jovial und mitfühlend legte er seine Hand auf meinen Arm und flüsterte mir zu: „Wahre Schönheit kommt von innen.“ Dann deckte er mich mit Fachliteratur ein.
Das Infomaterial war reines Gold wert. Ich las das erste Mal von Colostrum: Von der Kuh für ihr Neugeborenes produziert. Dieses wunderbare Mittel gibt dem Kalb Immunschutz und dem Menschen, der es sich zu beschaffen und zu würdigen weiß, Leistungsstärke und Jugendlichkeit. Vor Rührung traten mir Tränen in meine brennenden Augen.
Colostrum musste her, abgemolken, naturbelassen, koste es, was es wolle.
Seine Inhaltsstoffe würden dem Alter den Stinkefinger zeigen und hurra, mich in einen Zustand ständiger Glückseligkeit befördern. Und die Trennung von Haraldchen würde mir nicht mehr so extrem zusetzen.
Der Medizinmann lächelte glücklich, als ich mich zum Kauf einer Sechs-Monats-Kur entschloss. Mein Haushaltsdefizit nahm derweil colostrale Größenordnungen an.

Die Verzehrempfehlung konnte mich mal. Viel hilft viel.
Schließlich brauchte ich sofort sichtbare Erfolge.
Nach zwei Tagen Endlosdurchfall hatte ich vier Kilo abgenommen, aber Dank der Glückshormone im Gesundheitstrank die Quälerei mit einem Lächeln auf den Lippen ertragen.

Auf jenem stillen Örtchen lief meine Kreativität zur Hochform auf.
Ideendünnschiss, wie der Volksmund so schön sagt.
So ganz nebenbei entwarf ich eine geniale T-Shirt-Kollektion mit Sprüchen, die die Welt nicht braucht. Rote Schrift auf schwarzem Grund quer über den Busen.
Mein Lieblingsgag: „Jung zu bleiben ist nicht schwer, klug zu werden etwas mehr.“
Ich war begeistert.

Außerdem kam mir meine beste Freundin Anne in den Sinn, die mich seit Monaten in ihren Fitnessclub schleppen wollte.
Bisher hatte mir bereits der Gedanke, mich für einen jugendlich straffen Körper zu schinden, den Angstschweiß auf die Stirn getrieben. Mit einem Mal wurden mir die unheimlichen Kräfte bewusst, über die ich verfügen würde, sobald ich von der Diarrhöschwäche genesen war. Da würde der beide Beine-Bauch-Busen-Kurs zum Osterspaziergang werden.

Lesen bildet ja bekanntlich.
Aus keinem anderen Grund hatte ich die Frauenzeitschrift ´Jung und Jünger` abonniert. Und was ich da erfuhr, ließ mein Herz juveniler schlagen: Die Pop-Ikone Madonna schwört auf die Goji-Wunder-Beere aus dem Himalaya als persönlichen Jungbrunnen. Getrocknet ins morgendliche Müsli gemengt, ist sie Quell ewiger Jugend und Gesundheit. Plötzlich bin ich nur noch von Wundern umgeben und ich habe auch die Fähigkeit, sie zu sehen. Und das habe ich nur Harald zu verdanken. Danke Harald, danke.

Aber meine Idee schlug die Trockenbeeren-Methode um Längen. Ich würde mir die winterharten Kletterpflanzen vom Dach der Welt einfliegen lassen. Genau. Und jeder Quadratzentimeter unseres zierlichen Vorgartens würde einer Beeren-Plantage zum Opfer fallen. Im Geiste sah ich robuste Sträucher wuchern und wuchern. Im Herbst würde ich herrlich süße Früchte, vollgepumpt mit Vitaminen und Antioxidantien, ernten.
Nach dem massenhaften Verzehr - viel hilft bekanntlich viel - würde ich zum Anti-Aging-Wunder schlechthin aufsteigen. Auch Harald würde sich wundern, seine Augen würden leuchten wie Gojibeeren und winselnd würde er zu mir zurückkehren.

Aber bis zur Ernte war noch ein halbes Jahr Zeit und bis dahin musste ich eine Überbrückungsvariante einsetzen. Es handelte sich um ein Geheimnis, um ein offenes Geheimnis. Der Glaube an die Macht der Gedanken. Eine Amerikanerin hat es aufgespürt und für alle Interessierten niedergeschrieben und veröffentlicht.
Es war ganz simpel. Ich müsste mir nur selber glauben machen können, dass der Alterungsprozess spurlos an mir vorbei ginge, dann, aber nur dann, bliebe ich für immer jung. Unglaublich, diese Amis. Der starke Wille überlistet die Naturgesetze.
Ich übte täglich vor dem Spiegel. Lange. Denn viel hilft viel.
Bislang die preisgünstigste Variante, die allerdings hohe Anforderungen an meine mentalen Fähigkeiten stellte.

Haralds Stimme fand sich auf dem Anrufbeantworter. Er müsse mir dringend etwas mitteilen,
er bat mich um Rückruf.
Gerne, aber vorher musste ich schnell noch mit Professor Doktor Mang von der Bodenseeklinik, einer Koryphäe auf dem Gebiet der ästhetischen Chirurgie, Kontakt aufnehmen. Sicherheitshalber. Sollten meine Wundermittel versagen, dann hälfe nichts, dann müsste ich unters Messer. So ein schlupflid- und tränensackfreies Dasein stellte ich mir wie den Himmel auf Erden vor.
Ja, und dann, es war mir peinlich, habe ich vergessen, Harald zurückzurufen.

Kein Wunder, mein Leben war randvoll mit Terminen. Es hat einen wunderbaren Sinn bekommen, ist prickelnd und federleicht geworden.
Letzte Woche hat das Ernährungs-Seminar begonnen: „Ein Leben ohne Zucker - iss dich jung!

Die ersten Zeilen meines Ratgebers waren zu Papier gebracht. Ich erwog ernsthaft, und was sprach schon dagegen, dass ich mein profundes Halbwissen nutzte und die Erfahrungen aus meinen schmerzhaften Selbstversuchen in einem Lebenshilfe-Guide zusammenfasste.
Ein Leitfaden für alle verlassenen und geächteten Frauen im besten Mannesalter.
Der Titel stand schon fest: „Verfallsdatum abgelaufen? Etikettiere dich neu!“
Das Geld würde ich gut gebrauchen können, um den finanziellen Ruin abzuwenden.

Und gerade, als ich glaubte, über die Trennung von meinem Mann hinweg zu sein,
da sah ich die beiden.
Harald und ein üppiges Weib in seinem Arm. Mein Gott, sie hätte seine Mutter sein können.
War der Kerl blind?
Sie waren in ein Gespräch vertieft, in ein angeregtes Gespräch.
Verstehe einer die Männer.

Ich kann nicht sagen, wie lange ich dem Paar mit offen stehendem Mund hinterher gegafft habe.

 
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Hola Peregrina,

... Ich musste meinen Harald soweit bringen, noch besser, ich musste mich soweit bringen, dass Harald es wieder bei mir bringen wollte.

Diesen Satz verstehe einer, der ihn versteht und mir verständlich machen kann, damit ich ihn verstehe.

Aber ansonsten hat mir Deine Geschichte gut gefallen – Satire eben. Durch den schwer bedeckten Himmel stimmungsmäßig arg eingetrübt, würde ich sagen, dass der Text eine Google-Recherche über die Möglichkeiten der Verjüngung in allen Varianten darstellt. Na ja, hätt’ ich selbst ergoogeln können. Aber dann wär’s nicht so amüsant wie bei Dir herübergekommen.

... direkt ins Kosmetikstudio um die Ecke und die Fachberaterin hatte prompt Zeit für mich.
Glückspilz! Ich muss immer warten und warten, vielleicht aber auch, weil mein Fall schwerer wiegt.

Seine Innhaltsstoffe

Glückseeligkeit
...
.... sie hätte seiner Mutter sein können.

Mein Lieblingsgag: „Jung zu bleiben ist nicht schwer, klug zu werden etwas mehr.“
Meiner nicht. Aber sie ist selbstkritisch:
Ideendünnschiss, ...

Sie schwärmte von Zumba, Pilates und Tai-Bo, verheimlichte mir allerdings konsequent, ob diese ausländischen Typen noch zu haben wären.
Der ist auch ein bisschen schwach.

Es handelte sich um ein Geheimnis, um ein offenes Geheimnis. Der Glaube an die Macht der Gedanken. Eine Amerikanerin hat es aufgespürt ... und veröffentlicht.
Ich musste mir nur selber glauben machen können, ...

Der gefällt mir viel besser. Überhaupt hast Du alles aus dem Thema herausgeholt, was nur denkbar ist – allumfassend, wie man so sagt. Und wie bei Deiner letzten Geschichte ergaben der heitere Grundton und die gewitzten Ideen einen lockeren Lesespaß. Wenn Du diese Richtung beibehälst, könnte man bei einer Deiner Geschichten bald von einer ‚echten Peregrina’ sprechen.

Schöne Grüße nach Holland!
José

 

Hallo josefelipe,

du wohlwollender, milder, charmanter Kritiker.
Mein heiterer Grundton ist momentan arg von der Frage getrübt, ob mich vielleicht der Teufel geritten hat.
Will eine Satire schreiben und reihe Fakt an Fakt, als ob es eine allumfassende, wissenschaftliche
Abhandlung werden sollte. Ich komme mir zurzeit ein wenig einfältig vor.
Auch wenn es für dich so aussieht, als hätte ich ein Date mit Mister Google gehabt, ich versichere dir, vieles kommt in meinem wirklichen Leben vor. Ich brauchte nur mein Erfahrungsschatzkästchen zu öffnen und... .

Und dann sitzt der Teufel auch noch im Detail. Warum sehe ich die Rechtschreibefehler nicht?
Ich habe gerade einen Sprachkurs für Niederländisch belegt. Es wäre wohl sinnvoller, ich würde meiner Muttersprache mehr Aufmerksamkeit widmen :)
Deine Anregungen habe ich schnell umgesetzt, bevor die ganze Sache noch peinlicher wird.
Dankeschön.

Und es wird ein langer, steiniger und staubiger Weg sein, den die peregrina gehen muss, bis man von einer ´echten peregrina` sprechen darf.

Herzliche Grüße und eine angenehme Woche wünscht
peregrina

 

Hallo peregrina,

der Text ist locker und amüsant geschrieben, und - das ist gar nicht sooo häufig bei Texten, die in diese Rubrik eingeordnet werden - er ist tatsächlich eine Satire. Kompliment. :)

So richtig 100%ig mein Fall ist die Geschichte aber nicht - ich habe allerdings eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, woran das liegt.
Diese Jugendwahn-Industrie ist definitiv eine gute Zielscheibe für Satire, und du hast die ganzen absurden Heilsversprechen und Wundermittelchen auch sehr schön aufs Korn genommen. Die Sprache passt auch gut dazu, dieser oberflächliche Optimismus, wo aber bei genauerem Hinsehen Verzweiflung durchschimmert. Auch der Schluss der Geschichte ist eine gut gesetzte Pointe.

Aber irgendwie habe ich trotzdem das Gefühl, dass die Geschichte letzten Endes knapp daneben gezielt hat. Der Humor geht hier nach meinem Gefühl fast immer auf Kosten der Erzählerin. Die kommt nicht gerade als Sympathieträgerin rüber. Sie wirkt dumm und oberflächlich, und die Idee, dass eine erfolgreiche Beziehung vielleicht mehr erfordert als jugendliches Aussehen, scheint ihr vollkommen fremd zu sein.

Natürlich gibt es auch im richtigen Leben Leute, die extrem oberflächlich sind und ihr Selbstwertgefühl und sogar die Wertschätzung für andere Menschen vom Aussehen abhängig machen, und das ist tatsächlich ziemlich lächerlich. Aber ist es gerechtfertigt, mit dem Finger auf die zu zeigen und zu sagen: Nun guck dir an, wie doof die sind, wie die jedem Trend hinterherrennen, Unmengen von Geld aus dem Fenster werfen und nicht verstehen, was im Leben wirklich wichtig ist?

Diese Einstellungen entstehen ja nicht in einem Vakuum. Niemand wacht eines Tages auf und denkt: Heureka! Aussehen ist meine höchste Priorität im Leben, und von jetzt an werde ich all meine Energie darein investieren, so dünn, faltenfrei und frisch wie irgend möglich auszusehen!
Diese Einstellung wird doch gemacht. Du kannst heute weder auf die Straße gehen, noch eine Zeitschrift durchblättern, noch eine Stunde fernsehen oder im Internet surfen, ohne dass dir mindestens eine Werbung suggeriert, dass junge, schöne Menschen erfolgreich und glücklich sind, und von anderen Leuten mindestens gemocht werden.
Und das Blöde ist: Wir wollen alle gern erfolgreich, glücklich und geliebt sein. Und selbst wenn man bewusst versucht, sich diesen Werbebotschaften zu entziehen - ganz und gar gelingt das den wenigsten.

In deiner Geschichte wirkt es, als hätte die Erzählerin aus heiterem Himmel diese fixe Idee, dass alles was ihr zum Glück und zur Rettung ihrer Ehe fehlt, ein jüngeres Äußeres ist. Und sie sucht von sich aus all diese "Experten" auf, um sich einen Haufen Schönheitsmittel zu kaufen. Ich denke, in der Realität tragen diese Kosmetikfuzzis selbst sehr viel dazu bei, dass Leute solche fixen Ideen entwickeln, und zum Teil mit ziemlich miesen Methoden.

Also ganz hart formuliert würde ich sagen, die Geschichte arbeitet sich an einem "Opfer" ab, das als dumm und lächerlich dargestellt wird, während die eigentlichen Verursacher ihrer verdrehten Weltsicht ziemlich billig davon kommen.

So hart, wie das klingt, meine ich das gar nicht - ich finde wie gesagt, dass dir eine gut lesbare und witzige Geschichte gelungen ist - aber ich wollte es mal zugespitzt formulieren, um klar zu machen, was ich meine, weil es mir selbst erst mal schwer gefallen ist, das überhaupt auf den Punkt zu bringen, was mich gestört hat.

Abgesehen davon habe ich ein paar wenige Stellen gefunden, wo noch ein bisschen Kosmetik nötig ist :):

Die Worte meiner Großmutter fielen mir ein: „Wenn die Frauen verblühen, verduften die Männer.
Da fehlen die Ausführungszeichen

Auf den Punkt gebracht: Ich musste mich soweit bringen, dass Harald es wieder bei mir bringen wollte.
Ich weiß, da hast du schon was geändert, aber ich finde den Satz immer noch nicht besonders gut verständlich. Ich würde dir raten, verzichte auf das Wortspiel, und bring es wirklich auf den Punkt. So witzig ist das nämlich nicht, da hast du viel bessere Gags in der Geschichte.

In dieser Nacht schwebten Fachbegriffe wie Retinol, Hyaloron und Kollagen gleich Rosenblättern durch mein Hirn
Siehst du, das ist schon ein Beweis, dass niemand sich dieser bekackten Werbung wirklich entziehen kann. Ich will gar nicht wissen, dass das Hyaluron heißt, aber ich weiß es halt doch.

„Wahre Schönheit kommt von Innen.“
klein

Und die Trennung von Haraldchen würde mir nicht mehr so extrem zusetzten.
zusetzen

Aber meine Idee schlug die Trockenbeeren- Methode um Längen.
Kein Leerzeichen nach dem Bindestrich. Das kommt auch an ein paar anderen Stellen vor.

Aber bis zur Ernte war noch ein halbes Jahr Zeit und bis dahin musste ich eine Überbrückungsvariante einsetzten.
einsetzen

Gerne, aber vorher musste ich schnell noch mit Professor, Doktor Mang von der Bodenseeklinik, einer Koryphäe auf dem Gebier der ästhetischen Chirurgie, Kontakt aufnehmen.
Kein Komma zwischen den Titeln

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita,

dein Feedback hat mir sehr geholfen, zumal ich die ganze Zeit über gespürt habe, dass mit der Satire irgendetwas nicht stimmt. Du bringst es auf den Punkt.

Allerdings sollte meine Protagonistin nicht dumm erscheinen, nur naiv und unrealistisch. In ihrer Not schießt sie übers Ziel hinaus, verliert das rechte Augenmaß. Sie ist eine Verführte, die sich dem Sog der Werbeversprechen (wie wir alle mehr oder weniger) nicht entziehen kann.
Und schon sind wir beim Manko der Satire gelandet. Leider bleiben die Verführer im Dunkeln oder werden nur schwach beleuchtet. Sie kommen ungeschoren davon. Schade drum!

Na ja, es war der erste derartige Versuch.
Sollte ich jemals wieder der Versuchung erliegen, eine Satire zu schreiben, dann werde ich Ursache und Wirkung genauer unter die Lupe nehmen und nicht nur an der Oberfläche der Thematik kratzen.
Satire schreiben ist eben eine ernste Sache.

Dankeschön fürs Kommentieren
Gruß peregrina

 

Ich las das erste Mal von Colostrum
Auch ich,

liebe peregrina,

auch ich las soeben ein erstes Mal von C. Und hielt dann in der Folge „colostral“ für ein gelungenes Wortspiel, bis mich das „Wörterbuch der tierischen Wissenschaften“ (korrekt: Dictonnaire des Sciennes Animales) belehrte … Somit ist diese kleine Satire übern modernen Jungbrunnen und vergebliche Liebesmüh um eine begrabene Beziehungskiste nicht nur amüsant, sondern auch noch lehrreich.

Was zunächst auffällt ist das Ende in seiner eigentümlichen Formatierung gegenüber dem größeren Teil des Textes

Und gerade[,] als ich glaubte, über die Trennung von meinem Mann hinweg zu sein,
da sah ich die beiden.
Harald und ein üppiges Weib in seinem Arm. Mein Gott, sie hätte seine Mutter sein können.
War der Kerl blind?
Sie waren in ein Gespräch vertieft, in ein angeregtes Gespräch.
Verstehe einer die Männer.
Eines Textes, der eigentlich gar nicht einer solchen Hervorhebung durch besondere Formatierung bedürfte (sehn wir mal von ab, dass dort das einzige Komma des Textes nachzutragen bliebe (s. o.) und gelegentlich der eine oder andere Satz eher nach einem erstaunten Ausruf („!“), denn nach einer bloßen Aussage klingt (mein Gott könnte so was sein, wie das Adjektiv angeregt auch die Aussage zuvor verstärkt)

Manchmal scheinstu – obwohl schon das vorweggestellte Zitat zeigt, dass Du's kannst – unsicher mit dem Konjunktiv, merkwürdig genug, dem der indirekten Rede, wie schon zu Anfang

..., erfuhr ich von der Hochqualifizierten, dass ich unter hochsensibler, trockener Mischhaut mit der Neigung zu starkem Juckreiz bei Vollmond litt.
(oder hätte die Icherzählerin sich je bei Vollmond kratzen müssen? Besser „leide“ statt „litt“, wobei dieses wiederum durch einfache Endung auf ...e als „litte“ zum Konjunktiv irrealis mutierte und Zweifel an der Aussage offenlegte)
Ein weiteres Beispiel:
Und nein, ich könne ganz unbesorgt sein, Langzeitstudien belegen, dass mit einem Blöken meinerseits, auch nach längerer Anwendung, nicht zu rechnen sei.
(Da ist, eingebettet zwischen der korrekten Rede – des könne und der sei – „belegen“ in den Indikativ gerutscht. Das Endungs-n wäre also zu sparen.)

Nur scheinbar ein ähnlicher Fall hier

Ich musste mir nur selber glauben machen können, dass der Alterungsprozess spurlos an mir vorbei geht, dann, aber nur dann, blieb ich für immer jung.
Der besser insgesamt im Konj. II dastünde, ist es doch schlichtweg ein nicht einlösbares Heilsversprechen, etwa so: „Ich müss(te) mir nur selber glauben machen können, dass der Alterungsprozess spurlos an mir vorbei ginge, dann, aber nur dann, bliebe ich für immer jung“.

Ähnlich sollte es hier zugehn mit helfen und müssen, wenn"sollen" schon im Konj. II steht (Präteritum taugt in dem Fall nicht als Gegenargument, da der Satz ja auf zukünftiges Verhalten ausgerichtet ist innerhalb des Geschehens, quasi Zukunftsmusik ist)

Sollten meine Wundermittel versagen, dann half nichts, dann musste ich unters Messer.

Bissken Flüchtigkeit

Der starke Wille überlistet die Naturgesetz[...]e.
Beeren- Plantage
(ohne Leerstelle "Beeren-Plantage") Und hier umgekehrt, mit
„Ein Leben ohne Zucker[...]-[...]iss dich jung!

Zum Schluss noch ein bisschen Philosophie zum Handwerk, Sprüche zu klopfen, denn selbst wenn „besser“ keineswegs „gut“ sein muss, jedes Gute aber auch besser sein könnte, viel viel helfe,
Denn viel hilft viel.
, so könnte „mehr“ „viel“ mehren in den Varianten "mehr hilft viel" und "viel hilft mehr" - oder doch weniger?

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

es ist mir eine Freude, deinen Komm zu lesen.
Ja, man lernt nie aus. Zwar würden die alten Bauern, ob unserer Kolostrum-Diskussion ihre greisen Häupter schütteln, da es sich um nichts anderes als gemeine Biestmilch handelt, die zweifellos schon eh und je die Immunabwehr stärken konnte. Wie so viel Gutes, das die Natur hervorbringt, allerdings in Vergessenheit geriet und nun im Zeitalter des Jugendwahns mit viel Brimborium vermarktet wird.

Sag ja nicht, dass das Adjektiv ´colostral` in dieser Form existiert. Ich bin ganz stolz auf meine private Wortschöpfung und wollte schon Patent anmelden.

Den konjunktivischen Gebrauch der Verben sollte ich tatsächlich mit mehr Ernsthaftigkeit betreiben.
Da der Konjunktiv in der umgangssprachlichen Realität mehr und mehr an Bedeutung verliert, sollte er wenigstens in unseren Texten seinen ihm zustehenden Platz einnehmen dürfen. Das hab` ich aber schön gesagt.

Danke für deine Hinweise, die Korrekturen habe ich vorgenommen. Ebenso die peinlichen orthografischen Ausrutscher, die schon legasthenischen Charakter hatten, getilgt.

Ein literarisches Wochenende wünscht
peregrina

 

es ist mir eine Freude, deinen Komm zu lesen.
und erst mal mir,

liebe peregrina,

solch eine Einleitung!

Sag ja nicht, dass das Adjektiv ´colostral` in dieser Form existiert. Ich bin ganz stolz auf meine private Wortschöpfung und wollte schon Patent anmelden.
Der Titel des tierischen Wörterbuchs klingt schon sehr sati(e)risch, gelt?
Da der Konjunktiv in der umgangssprachlichen Realität mehr und mehr an Bedeutung verliert, sollte er wenigstens in unseren Texten seinen ihm zustehenden Platz einnehmen dürfen. Das hab` ich aber schön gesagt.
Hastu, aber ich lehn mich mal weit aus ein beliebiges Fenster: Die anglosächsische Grammatik unterwandert uns mit ihrer scheinbar einfacheren Struktur, beginnend mit dem would (das mehr als ein dt. Hilfsverb würde meint) und der Unwissenheit, dass zB God save the Queen kein Indikativ ist ..., dass wir bald singen müssten, er möge doch lieber das Deutsche retten, statt eine alte Frau zu quälen.

God save our weekend, means the one and only

Freatle!

 

Hallo peregrina,

schon lange hatte ich vor, dir zu dieser Geschichte mein Feedback zu geben. Aus Zeitgründen habe ich das, was meine Vorkritiker geschrieben haben, nicht gelesen. Sollte es sich also wiederholen, sieh es mir bitte nach.

Eigentlich fand ich deine kleine Satire über den Jugendlichkeitswahn oder ist es eher der Schönheitswahn, gar nicht mal so schlecht.
Dein Schreibstil ist flott und munter und durchsetzt mit kleinen Bonmots, man merkt, dass du das Schreiben beherrschst und dich bei einem Text auf kleine sprachliche Highlights konzentrieren kannst. Das wirkt alles angenehm leichtfüssig und hat Tempo und somit auch keine ermüdenden Längen.
Manchmal ist es ein wenig bemüht, aber ich bin mir sicher, dass du das selbst rauskürzen wirst, wenn du deine Geschichte mit viel Abstand nochmals liest. Es sind wirklich nur Kleinigkeiten, vielleicht auch nur Geschmackssachen.

Die Art, wie du deine Protagonistin dargestellt hast, ist auch absolut passend, Stil und Plot passen sozusagen zusammen und, da ich auch immer gerne einen Blick auf den Titel werfe, auch dieser ist treffend gewählt.
Im Grunde genommen nix zu meckern. Hier liegt eine schön ironische kleine zeitgeistige Satire vor meinen Leseraugen und sie hat sogar noch ein gelungenes Ende.


Was der Geschichte , klar jetzt kommt das ABER :D, allerdings abgeht, ist die Spannung, denn bereits nach dem ersten Schritt deiner Protagonistin weiß man, was sie tun wird. Sie wird alles daran setzen, sich zu verschönern und mit all den Mittelchen und Anpreisungen unserer heutigen Zeit baden gehen.

Das weiß der Leser gleich nach ihrer ersten Handlung und das ist wirklich schade, weil man dann nur deswegen noch weiter in der Geschichte bleibt und sie weiterliest, weil du halt recht ansprechend schreibst.
Ehrlich gesagt, wäre das nicht der Fall, wäre ich im ersten Drittel der Geschichte ausgestiegen oder aber hätte eine Spur zügiger und damit oberflächlicher gelesen und alles das, hast du im Grunde nicht nötig, denn du beweist ja, dass du mit dem Wort umzugehen verstehst.

Was könnte man ändern? Wobei, dies möchte ich betonen, ich nie von einem Autoren erwarte, dass er sich seine Geschichte nochmals vornimmt und meine Veränderungsvorschläge einarbeitet. Ich kann nur auf diese Weise viel besser deutlich machen, wie ich es meine.
Also ich sehe zwei Wege, so einer Geschichte den richtigen Drive zu geben:

a) es passiert immer genau das, was man nicht erwartet, deine Protagonistin kommt nie bei der Kosmetikerin an, weil ihr total exotische Dinge passieren, die vielleicht allesamt so möglich sein könnten, aber in ihrer Kombination irre wirken. Sie ist also voller Hoffnung auf dem Weg zur Kosmetikerin, stellt sich vor ihrem inneren Auge schon vor, was alles Tolles an ihr passieren wird und rutscht unterwegs auf einer Augencreme so unglücklich aus, dass sie sich ein Bein bricht und im Krankenhaus landet. Blödes Beispiel, aber es soll verdeutlichen, was daraus werden könnte. Du hättest die Möglichkeit, all die Neuerungen, die die Kosmetikindustrie anpreist ja mit in den Text nehmen, weil sie sich vorstellt, wie toll das gleich alles wird und dann scheitert sie an was ganz anderem.

b)Eine andere, der Satire durchaus angemessene Variante wäre, wenn du total überziehst. Deine Prota wird kosmetisch behandelt, es entartet derartig, dass sie überall deswegen bekannt wird, weil es so exotisch ist, was ihr passiert. Die Presse kommt, Rundfunk, Fernsehen, sie wird in ihrer Entstelltheit in Talkshows als Kosmetikopfer eingeladen und so weiter. Aber sie gibt nicht auf, versucht die nächste Methode und gerät damit noch tiefer in den Schlamassel. Auch hier wäre die Devise: überraschen, überraschen, überraschen.
Du kannst bei der Satire überziehen und in die Phantasie abdriften, ohne dass dir jemand das ankreiden darf. In diesem Sinne darf Satire nämlich wirklich alles. ;)

Wie auch immer, ich will damit sagen, dass mir der Plot eigentlich zu brav ist. Es passiert das, was ich erwarte. Der Grund, weshalb ich lese, ist aber genau das Gegenteil. Ich möchte Dinge erleben, die ich noch nie zuvor erlebt habe und zwar in der geschützten Umgebung eines Buches. Ich glaube man könnte sagen, dass ein Leser ein hasenfüssiger Abenteurer ist. :D Jedenfalls ich schätze mich so ein.

Ich denke, ich habe dir das jetzt genug erklärt, was ich meine.

Nur Mut! Bei der nächsten Satire wird es bestimmt satirischer zugehen.

Lieben Gruß

lakita

 
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Hallo peregrina,

Wie schon mehrfach hier festgestellt, hat deine Prota so ziemlich alles, was der Markt an jugenderhaltenden Verfahren bietet, aufgelistet und ausprobiert. Die esoterische Ecke ist vielleicht noch nicht ganz ausgeschöpft. Es sind viele einzelne, amüsante und gut formulierte Elemente in deiner Geschichte, die ich vergnügt gelesen habe, nicht ohne mich selbst gespiegelt zu sehen. Ich mag solche Texte.

Aber dann frage ich mich, was ist denn der ernste Aufschrei, die tiefe Empörung, die einen Satiriker zu seinem Rundschlag veranlasst?

Ist es die Verachtung der dummen Frauen, die auf alle möglichen Werbetricks hereinfallen?

Ist es das Anprangern einer hemmungslosen Schönheitsindustrie, die sich für keine Lüge zu schade ist?

Ist es die egoistische Männerwelt, die die armen Frauen zu solchen Verzweiflungstaten treibt?

Oder ist es womöglich der böse Zeitgeist, der partout nicht wahrhaben will, dass Menschen nun mal verblühen?

Ich finde, dein Text hat hier was Unentschlossenes. Eine entschiedenere Ausrichtung könnte hier helfen.
Und es sind ja nicht nur Frauen, die dem Jugendlichkeitswahn verfallen sind:D

Übrigens hätte ich noch eine Frage. Bis zu welchem Alter siehst du Frauen (und Männer) auf dem Schöhnheitswahnschlachtfeld kämpfen? Bis 49 ...,59 ..., 99 ...?

Ich glaube, deine satirische Antwort zu kennen: für immer und ewig.

Herzliche Grüße und danke für etwas zum Schmunzeln bei diesem Dauerregen

wieselmaus

 
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Liebe peregrina,

deine Geschichte habe ich mit einigem Genuss gelesen. Handwerklich (nun) sauber, sprachlich flott.

Inhaltlich handelt es sich genau genommen nicht um eine Satire, sondern lediglich um eine Persiflage auf die Ideologie der Kosmetikindustrie. Wobei die beiden Begriffe zugegeben recht nah beieinander liegen, es gibt aber einen gewissen Unterschied: Die Satire zielt auf die Kritik ab, die Persiflage auf Verspottung. Und was jetzt wiederum der Unterschied zwischen Kritik und Verspottung? Kritik impliziert einen Appell zur Verbesserung oder Neuorientierung, Verspottung ist dagegen Diskreditierung, reines Lächerlichmachen, Distanzierung des Verspottenden von dem Verspotteten. Satire hat mehr Witz, nimmt die Haltungen des Verursachers von widrigen Umständen genauso aufs Korn wie derjenigen, die dies hinnehmen und tolerieren, während die Persiflage ein letztes Aufbegehren ist, im Sinne von was du nicht bekämpfen kannst, dem laufe davon.

So nenne ich z.B. das Böhmermann-"Gedicht" keine Satire, sondern eine Persiflage, und noch dazu keine Kunst, bloß ne geistlose Provokation, einen Schuss ins eigene Knie aus reiner Langeweile, Überdruss eigener Ideenlosigkeit. Aber ich möchte jetzt auch keine Diskussion darüber anzetteln, das diene der Erläuterung.

Du hast da eine Klischee-Protagonistin und einen klischierten Aufhänger (Prota wird wegen ner anderen verlassen), und von dieser Konstellation aus geht es halt die Rutsche runter, ein Rundumschlag halt.

Ich weiß nicht recht. Für mein Gefühl fehlt es der Story an Profil, woran sich der Leser reiben kann. Vielleicht besser, die Prota wäre einem Regisseur ausgeliefert, der im Auftrag einer Werbeagentur einen Spot drehen soll. Die Prota verliebt sich im Laufe der Dreharbeiten – das Drehbuch wäre genau wie deine Story jetzt, vielleicht gekürzt auf eine Station daraus – unsterblich in den Regisseur, ja, immer unsterblicher verknallt, während der sie ... »zukleistert«, und immer noch nicht zufrieden ist, Drehbuchänderung, sie unter eine Hirnwäschehaube steckt, immer noch nicht zufrieden ist, Drehbuchänderung, und so weiter, wobei Protagonistin und Antagonist – indes aus unterschiedlichen Motiven – sich in ihren Vorschlägen, einer hanebüchener als der andere, gegenseitig hochschaukeln, übers Absurde ins Groteske vielleicht.


Noch was an Friedrichard,

wenn du schon von deinen verbalen Gauklereien nicht ablassen kannst, dann achte wenigstens darauf, Fehler nur zu sehen, wo auch welche sind –

Und nein, ich könne ganz unbesorgt sein, Langzeitstudien belegen, dass mit einem Blöken meinerseits, auch nach längerer Anwendung, nicht zu rechnen sei.
(Da ist, eingebettet zwischen der korrekten Rede – des könne und der sei – „belegen“ in den Indikativ gerutscht. Das Endungs-n wäre also zu sparen.)
Nein, hier rutscht gar nichts in den Indikativ, genauso wenig wie du ankreiden könntest, dass "der schönen Frau" an einer hypothetischen Stelle vom Genitiv in den Dativ rutscht. Wenn in grammatischen Paradigmen das gleiche in verschiedenen Zellen steht, ist das nun einmal so im Spannungsfeld zwischen Präzision und Ökonomie, in der jede Sprache sich ständig austarieren muss. Und "belegen" als 3.Pers.pl. Indikativ Präsens ist eben gleich mit der 3.Pers.pl.-Form des Konjunktiv I. Die Duden-Grammatik schlägt vor, in solchen Fällen auf die synthetische Form würde + Infinitiv auszuweichen, was hier nicht geht, denn das wär missverständlich, würde Zweifel suggerieren, wo er gemäß Handlung und Charakterisierung nicht passt. Eher sogar noch überzeichnen >> Und nein, ich könne ganz unbesorgt sein, Langzeitstudien belegen glasklar, sagt sie salbungsvoll und mit unerschütterlicher Zuversicht, dass mit einem Blöken meinerseits auch nach längerer Anwendung nicht zu rechnen sei.

 

Hallo lakita,

danke für dein Interesse an meiner KG. Einerseits freue ich mich, dass du sie aus der Mottenkiste hervorgeholt hast (unsere Geschichten rasen ohnehin mit ICE-Geschwindigkeit durchs Forum, um dann auf einem Abstellgleis vergessen zu werden), andererseits fühlt es sich so an, als hätte mich eine verdrängte Jugendsünde eingeholt.

Hier liegt eine schöne ironische kleine zeitgeistige Satire vor meinen Leseaugen und sie hat sogar noch ein gelungenes Ende.
Dankeschön für die Blumen, aber ich erkenne schon das drohende ABER.
Was der Geschichte … abgeht, ist die Spannung, denn bereits nach dem ersten Schritt deiner Protagonistin weiß man, was sie tun wird.
Nach nochmaligem Lesen des Textes kann ich dir uneingeschränkt beipflichten: alles voraussehbar. Es handelt sich leider nur um die Aneinanderreihung belangloser Ereignisse, die in ihrer Vielzahl ermüden und sogar das Lesevergnügen etwas trüben.

Deine konkreten Vorschläge, wie aus der braven Satire eine mit Spannungsbogen werden könnte, finde ich wirklich originell. Besonders bei Vorschlag b) tut sich vor meinem geistigen Auge ein Bild auf: Da sehe ich Zwerg Nase in Gesprächsrunden sitzen zwischen all den unglücklichen Weibchen, die unter ihrem Aussehen leiden. Und gerade weil sie sich so furchtbar schämen, zeigen sie sich im Fernsehen einem Millionenpublikum. Irre!
Ich muss gestehen, damals nach dem Einstellen der KG hatte ich noch verschiedene Eingebungen, wie das Ganze frecher, grotesker, absurder hätte werden können. Zum Beispiel hätte ich es als Knalleffekt empfunden, wenn meine Prota feststellt, dass alle Wundermittel im Verbund total wirken und die Verjüngung gar nicht mehr aufgehalten werden kann. Mit Entsetzen malt sie sich aus, wie es sein würde, wenn sie das Wickelkindalter erreicht haben wird oder meinetwegen hätte ich die Rückentwicklung auch in der KG direkt schildert können. Leider nur hätte, könnte, würde!


Liebe wieselmaus,

Es sind viele einzelne, amüsante und gut formulierte Elemente in deiner Geschichte, die ich vergnügt gelesen habe, nicht ohne mich selbst gespiegelt zu sehen.
Ja, den Spiegel hab ich auch.

Du hast es gut gesagt: Zum Schmunzeln reicht’s, aber damit ist es halt mit einem Text, der sich als Satire verkaufen will, nicht getan.

Ich sehe die Schwächen der KG jetzt mit dem zeitlichen und emotionalen Abstand viel klarer
als damals.
Natürlich habe ich mir vor dem Schreiben überlegt, was oder wen ich auf’s Korn nehmen will.
Ich denke, das Hauptproblem ist, dass ich mich zu stark auf diese einsame Frau konzentriere, die dem Trugschluss unterliegt, das Funktionieren einer Beziehung ist abhängig von Äußerlichkeiten. Ich zeige ihren Irrtum, ihre Verführbarkeit, gehe aber nicht auf die Verführer und ihre monetären Motive ein.

Deshalb denke ich, dass eine deutliche Ausrichtung der KG schon gegeben ist. Für mich ganz klar: die Zielscheibe ist die hoffende Endverbraucherin, die sich von den Versprechungen der Kosmetikindustrie die Augen verkleistern lässt. Das Manko der KG ist im Grunde diese Einseitigkeit, weil ja genau die anderen Komponenten unserer Gesellschaft (Industrie, Werbebranche, Medien und deren Profitgier, natürlich auch der Zeitgeist) von mir gar nicht benannt werden.
Und ich hätte mir gewünscht, ich hätte die wunderbare, allgegenwärtige Suggestion zeigen können, auf der das ganze System basiert.
(Apropos Zeitgeist: Wusstest du, dass im 17. Jahrhundert die älter Dame verehrt und begehrt wurde, und das von Herzensbrechern, die ihre Enkel hätten sein können?)

Bis zu welchem Alter siehst du Frauen (und Männer) auf dem Schönheitswahnschlachtfeld kämpfen?

Klar, liebe wieselmaus, die Antwort lautet: bis zum letzten Atemzug.


Hallo floritiv,

kann mich erinnern, dass ich damals gegoogelt hatte, um mich theoretisch sattelfest zu machen.

„Oft wird eine Person, eine gesellschaftliche Gruppe oder ein gesellschaftlich-kultureller Trend zur Zielscheibe des Satirikers. Dieser erklärt zum Beispiel ein von ihm auserkorenes Opfer zum Gegner, den er glaubt, mit Worten lächerlich zu machen und herabwürdigen zu dürfen. Insofern wohnt der Satire ein höchst aggressives Potential inne. In seiner einseitig-subjektiven Sichtweise prangert der Verfasser einer Satire also das an, was er für falsch und unerträglich, was er in seinen Augen für ein individuelles oder gesellschaftliches Fehlverhalten hält.“

Nach dieser Definition könnte mein Text schon als Satire durchschlüpfen, oder?
Aber der Knackpunkt ist ja nicht Satire oder nicht Satire.
Du verlangst nach mehr Profil der Story, wünscht dir eine Handlung, die im Grotesken gipfelt. Verständlich, kann ich alles nachvollziehen.
Dein Vorschlag wäre eine tolle Möglichkeit, mit Dynamik und Spannung zu punkten, und würde gleichzeitig die traurige Rolle der Medien bei dieser Thematik mit beleuchten können.
Gefällt mir gut.
Du hast sicher gelesen, was ich lakita und wieselmaus geantwortet habe. Letztendlich gibt es einen Grundtenor in euren Kommentaren und eure Kritikpunkte überschneiden sich.


Liebe Wortkrieger, vielen Dank für euer Feedback, die aufgewendete Zeit und die herrlichen Denkanstöße.

Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass ich diesen Text verändern werde.
Er soll in seiner vollkommenen Unvollkommenheit bestehen bleiben (als Mahnmal für mich) und wieder versickern.
Die gute Nachricht ist: Angesichts der wenigen Satiren hier im Forum und jetzt, da ich mit neuen Erkenntnissen ausgestattet bin, ist ein vergleichbares Satire-Projekt nicht ausgeschlossen. Beim Eintippen ist mir bewusst geworden, das Thema in seiner Vielschichtigkeit ist es wert, neu aufgerollt zu werden.
Bei der nächsten Satire werden hoffentlich Spannung, Reibung, Ironie und Tiefgang nicht fehlen.

Lieben Gruß,
peregrina

 

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