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Wer kennt das nicht?
Wer kennt das nicht?
RRRRRRRiiiiinnnnnnggggg........! Das Kreischen des Radioweckers ließ mich hochschrecken und senkrecht im Bett sitzen. Mit panischem Blick, wirrem Haar und verklebten Augen glotzte ich auf das Display. 5.00 Uhr. Wer zur Hölle hatte eigentlich den Alarm auf diese Uhrzeit eingestellt? Da konnte ich ja noch locker ein paar Stunden schlafen. Beruhigt ließ ich mich wieder auf die Matratze fallen und schlummerte bereits nach ein paar Minuten wieder ein.
Piep...Pieep....Piiieeeeep.......Piiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeppppppp.......! Der durchdringende Piepton des Funkweckers, der neben meinem Bett stand, erinnerte mich, auf satanische Weise an den Wecker, der auf dem Schreibtisch stand und ebenfalls in ein paar Sekunden zu rattern begann. Genervt setzte ich mich im Bett auf und warf den piependen Wecker, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, an die Wand und stellte den Anderen, der auf dem Schreibtisch stand auf „off“. Das Display des Radioweckers zeigte 6.00 Uhr an. Warum klingelten meine Wecker so früh? Und das am Sonntag? Ich hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als das Radio ansprang und ein Moderator mit unverschämt guter Laune mir einen wunderschönen guten Morgen wünschte, heute am Montag um 8.00 Uhr, endlich
Frühlingszeit. Ob auch alle daran gedacht hatten, das am Wochenende die Uhr um eine Stunde vor gestellt worden war und man nun einen Stunde weniger schlafen
konnte? Nein, ärgerte ich mich, nicht alle, sprang aus dem Bett, rannte ins Bad und überlegte warum heut
nicht Sonntag war.
Meine Güte, der Spiegel müsste auch mal wieder geputzt werden. Ich kniff die Augen zusammen und schielte mein Gegenüber an. Ohne irgendwas erkannt zu haben griff ich nach der Zahnbürste, rieb mir mit der anderen Hand den „Schlaf“ aus den Augen. Die Zahnpasta zerdrückte ich, die Zahnbürste zwischen den Zähnen haltend, langsam und zielsicher aus der Tube. Irgendwas.... . Ja, ist es denn die Möglichkeit? Die Zahnpasta schmeckte wie.......... . Mit einem unbehaglichen Gefühl und einem ängstlichen Blick auf die Zahnbürste stellte ich fest, das war eindeutig nicht meine Zahnpasta, sondern irgendeine bläuliche Masse, die wohl nicht von meinen Zähnen sondern eher aus dem Handcremespender kam, der auf dem Waschbecken stand. Ich schüttelte mich und spülte mir sofort den Mund mehrfach mit Wasser aus. Ekelhaft, obgleich meine Zähne jetzt wohl gut dufteten. 6.10 Uhr....ach nein, 7.10 Uhr. Ich stellte mich in die Dusche, nahm den Duschkopf in die Hand und drehte an dem Wasserhahn. Ein lautes Zerren und Quietschen kam irgendwo tief aus den Rohren, aber kein Wasser. Verdammt, an welchem Tag sollte der Haupthahn abgestellt werden? Ich überlegte fieberhaft und kam zu dem Entschluss, das es sich wohl um den Heutigen handeln mußte. Ja, ja, schon gut, schon gut, dann halt ohne zu duschen ins Büro.
Ich lief aus dem Bad ins Schlafzimmer und kramte meine Klamotten aus dem Schrank. Während ich mich anzog nervte mich der Moderator im Radio mit seiner guten Laune und seinen weisen Sprüchen. „Ein Frühlingsmorgen wie er im Buche steht. Wir haben bereits 15 Grad und am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Für alle die, die erst später zur Arbeit müssen, es ist jetzt 7.20 Uhr und für die, die verschlafen haben, höchste Zeit um aufzustehen.“ Blödmann. Konnte er das nicht mal früher gesagt haben?
Warum erwähnten die Radiomoderatoren das eigentlich nie um 6.20 Uhr, für alle die, die vergessen hatten ihre Uhren umzustellen? Wütend stellte ich das Radio ab, zog mir die Schuhe an, nahm meine Jacke und flitzte zur Tür.
Der Haustürschlüssel steckte im Schloss. Gott sei Dank muss ich den nicht noch suchen, dachte ich aufatmend. Ich rannte die Treppe hinunter, riss die Haustür auf und stand Sekunden später vor der Garage. 15 Grad, so die Temperaturansage der Moderators. Das ich nicht lache, ganz schön kalt, die gefühlten Werte liegen eindeutig darunter, jedenfalls nach meinem Gefühl. Ich öffnete das Garagentor mit einem lauten Quietschen.
Nun wußten auch alle Nachbarn das ich verschlafen hatte. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr, 7.30 Uhr, stieg ich ins Auto und fuhr aus der Garage.
„Guten Morgen, hier ist Ihr Lieblingssender mit Ihrer Lieblingsmusik und wir haben es jetzt 7.50 Uhr oder zehn Minuten vor acht. Der nächste Titel......“. Ich stellte das Radio ab. Ich brauchte niemanden, der mich alle fünf Minuten daran erinnerte das ich bereits seit zwanzig Minuten im Büro sitzen müsste.
Vielleicht hätte ich das Radio anlassen sollen. Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich auf die Autobahnauffahrt fuhr und die vor sich hinkriechenden Autos sah. Auch das noch, läuft denn heut alles schief? Da mir nichts anderes übrig blieb, reihte ich mich in die Schlange der langsam fahrenden Autos ein. Das Radio hatte wieder die Erlaubnis mich mit dem Geschnatter des Moderators und dem neuesten Hit von Madonna zu nerven.
8.20 Uhr. Der Wagen vor mir stand seit geschlagenen zehn Minuten regungslos auf der Stelle. Um 7.30 hatte meine Arbeitszeit begonnen. Ich tippte nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad. Was würde mein Chef sagen, wenn ich ihm sagen musste, das ich den wichtigen Termin mit dem Kunden um acht Uhr nicht hatte einhalten können, weil ich verschlafen hatte? Krampfhaft suchte ich nach passenden Ausreden. Ich hatte noch einen Termin beim Zahnarzt...nein, das war nicht gut, das hätte ich ihm ja sagen können. Oder vielleicht.....ich wurde in einen Unfall verwickelt und stand stundenlang da und mußte der Polizei als Zeugin zur Verfügung stehen. Keine gute Idee, nachher wollte er noch den Unfallbericht sehen oder würde gar bei der Polizei anrufen. Ich grübelte weiter. Mir fiel nichts passendes ein. Plötzlich setzte sich das Auto vor mir in Bewegung und mit einem Mal ging es weiter. Na endlich! Der Stau löste sich auf, die Uhr zeigte 8.45 Uhr an und im Radio sangen die Boomtown Rats mir zutiefst aus der Seele......I don´t like Mondays.
Ich parkte meinen Wagen in der Tiefgarage und lief die paar Meter zu unserem Bürohaus. Als ich den Schlüssel in die Bürotür steckte öffnete mir jemand von innen die Tür. „ Mahlzeit! Na? Schon ausgeschlafen?“ Grinsend stand Peter, mein Arbeitskollege vor mir. „Sieht wohl so aus“, brummte ich ihn an und ging in mein Büro, welches ich mir mit Sabine teilte, die jeden Morgen mit einem singenden und ebenfalls gutgelaunten Guten Morgen meine Nerven strapazierte.
„Morgen“ sagte ich mürrisch und setzte mich. "Hat der Chef schon nach mir gefragt?"
„Guten Moooorgen. Stell Dir vor“, fing sie eifrig an zu erzählen, „der Chef hat gerade angerufen. Er hat vergessen, am Wochenende die Uhr um zu stellen und hat verschlafen und Herr Müller hat seinen Termin um zwei Stunden verschoben, weil er im Stau steht. Kann man das fassen? Wo die beiden doch immer soviel Wert auf Pünktlichkeit legen. Was für dümmere Ausreden gibt es denn noch?“ Sie lachte mich an. Ungläubig starrte ich sie an und mir vielen Unmengen von Steinen vom Herzen. Was für ein Zufall, dachte ich und fing, völlig hysterisch an zu lachen und Sabine lachte mit. „Wahrscheinlich haben die beiden gestern abend zu lange gefeiert“, setzte sie noch mal an, „und waren einfach zu feige zu sagen, das sie verschlafen haben, die Herren. Was für eine blöde Ausrede.“ Wir brüllten vor Lachen.
Irgendwann verstummte sie und schaute mich an „Warum bist Du eigentlich erst so spät da?“