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Wenn Fred gefragt wird

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04.11.2003
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Wenn Fred gefragt wird

Wenn Fred gefragt wird, wann er denn so berühmt geworden sei, dann kann er das auf den Tag genau angeben. „Am 26. März“, sagt er dann immer und erzählt seine Geschichte, die aber eigentlich schon am 17. März beginnt, denn an diesem Tag versammelte sich die Belegschaft von LohseTec in der Sporthalle des betriebseigenen Handballvereins, weil dies der einzige Raum war, in dem so viele Menschen Platz hatten. Der Vorsitzende trat auf die Tribüne, wo normalerweise die Ehrengäste saßen, nahm das Mikrofon und sagte, dass LohseTec, der alteingesessene Familienbetrieb und größte Arbeitgeber von Niederwölfingen, von einem japanischen Konsortium aufgekauft worden sei, und dass alle Mitarbeiter fristlos entlassen seien. Dann ging er; dafür kamen am nächsten Tag Spezialfahrzeuge, die die Fabrik in Rekordzeit zerlegten, um sie am darauf folgenden Tag nach Polen abtransportierten, wo die Löhne niedriger und Gewerkschaften unerwünscht sind. Wieder einen Tag später, am 20. März nämlich, trat im fernen Berlin der Verteidigungsminister vor die Presse und sagte, dass durch die geänderte weltpolitische Lage der Feind – wenn überhaupt – jetzt viel weiter im Osten zu finden sei als früher, womit der Minister aber nicht die polnischen Arbeiter meinte, die in der ehemaligen Fertigungsanlage von LohseTec arbeiten sollten, denn von denen wusste er gar nichts, genauso wenig, wie von den Niederwölfingern, die nicht bei LohseTec, sondern als Zivilbedienstete bei der Bundeswehr gearbeitet hatten und durch die Erkenntnis des Verteidigungsministers – den Standort des Feindes betreffend – arbeitslos wurden, weil als Folge dieser Erkenntnis der Niederwölfinger Luftwaffenstützpunktes nach Potsdam verlegt wurde. So wurde innerhalb einer Woche eine ganze Stadt überflüssig.

Alle die konnten, zogen weg aus Niederwölfingen. Außer Fred, der seinen Vater versorgen musste und sich nicht von dem alten Mann trennen mochte. Er hatte Amyeloische Lateralsklerose, eine Erkrankung, deren Name selbst Medizinern zu kompliziert war und deshalb ALS abgekürzt wurde, und die mit einer fortschreitenden Lähmung der gesamten Muskulatur des Körpers einher ging – den Anfang machten die Muskeln der Arme und Beine, dann folgte die Gesichtsmuskulatur und zuletzt das Zwerchfell, was einen Atemstillstand und den Tod zur Folge hatte. Aber so weit war es bei Freds Vater noch nicht. Und deshalb blieb er in Niederwölfingen.

Am 21. März musste Freds Vater ins Krankenhaus. Er bekam dort jeden Monat für drei Tage lang Infusionen mit Cortison, die seine noch funktionstüchtigen Muskeln stärken und so sein Befinden bessern sollten. Am dritten Tag kam Fred in sein Zimmer und sah, dass die letzte Infusion gerade eingelaufen war, und die Krankenschwester die Nadel aus dem Arm seines Vaters zog, als der Chefarzt persönlich ins Krankenzimmer trat, ein Röntgenbild am ausgestreckten Arm gegen das durch das Fenster einfallende Licht hielt, mit dem Zeigefinger der anderen Hand darauf deutete und sagte: „Es ist... es ist etwas passiert“, was auf Fred eigentümlich und irgendwie unmedizinisch wirkte. Dann erklärte der Chefarzt Fred und seinem Vater, dass der alte Mann durch ein ihm unerklärliches Phänomen verjüngt sei und die Symptome der ALS, die sich typischerweise auf einem Röntgenbild abbildeten, allesamt mehr oder weniger rückläufig waren, teilweise sogar dramatisch rückläufig, sodass selbst eine Heilung – wiewohl ihm bewusst sei, dass dies ein einmaliger Vorgang in der medizinischen Weltliteratur war –, dass also auch eine Heilung nicht ausgeschlossen sei. Das einzige, was ihm Sorge bereite, sei ein ihm unerklärlicher Fleck in der rechten Lunge.

Fred war überrascht. Ihm war auch schon aufgefallen, dass es seinem Vater besser ging als sonst, aber er hatte es auf die Wirkung des Cortisons zurückgeführt und auf den trockenen Frühling, dessen Klima ihm immer gut tat. Und als er gerade den Mund öffnen wollte, um den Arzt zu fragen, ob er das, was er gesagt hatte, auch wirklich ernst meinte – Fred war nämlich zutiefst misstrauisch, was medizinische Befunde anging –, da kam ihm Herr Lohmeier, der linke Bettnachbar seines Vaters, der wegen seiner Krampfadern im Krankenhaus lag, zuvor und rief mit sonorer Stimme: „Ein Wunder, es ist ein Wunder!“, und Herr Mankel, der rechte Bettnachbar, dessen Darmentleerung zuweilen problematisch war, murmelte gebetsmühlenartig: „Heiligemuttergottesnochmal, ein Wunder, Heiligemuttergottesnochmal, ein Wunder...“, und er verstummte erst, als die Schwester ihm seinen Kleiebrei einflößte. So erfuhr Fred, dass sein Vater Opfer eines Wunders geworden war.

Am nächsten Tag, dem 24. März, kam ein Reporter. Genauer gesagt war er Volontär, und noch genauer gesagt war er der Neffe des krampfadrigen Herrn Lohmeier, ein junger Mann namens Max, der vor einer Woche noch bei LohseTec am Fließband gestanden hatte und jetzt eine neue berufliche Karriere anstrebte, indem er beim örtlichen Wochenblatt hospitierte, das der Werbering kostenlos an alle Haushalte von Niederwölfingen verteilte. Max wollte als erstes journalistisches Abenteuer ein Interview mit Freds Vater führen, deshalb saßen sie zu dritt auf dem Wohnzimmersofa, und Fred schüttete Max eine Tasse Kaffe ein.

Da geschah es. Max hatte seit einigen Tagen eine Entzündung am rechten kleinen Finger, die ihn schmerzte und – wenn man ganz genau hinschaute – auch leicht gerötet war, weshalb er die Stelle mit einem Pflaster verbarg. Als er seinen Ringfinger in den Henkel der Kaffeetasse einhakte, die vor ihm stand, spürte er plötzlich eine große Hitze an seinem entzündeten Kleinfinger und setzte die Tasse wieder ab. Besorgt zog er das Pflaster ab, um festzustellen, dass die Rötung verschwunden war. Er bewegte den Finger – auch der Schmerz war verschwunden, und Max war geheilt. Genau wie vor ihm Freds Vater.

Am nächsten Tag, dem 25. März, kamen insgesamt neunzehn Niederwölfinger zu Fred und berichteten über unerklärliche Ereignisse. So hatte zum Beispiel Frau Krause, ihre Putzfrau, bemerkt, dass ihr Blutdruck zum ersten Mal seit Monaten wieder unter 150 liege, was schon allein deshalb bemerkenswert war, weil er davor Monate lang unveränderlich bei ungesunden 200 gelegen habe und erst dadurch gesunken sei, dass Frau Krause, den Feudel geküsst habe, mit dem sie immer bei Fred und seinem Vater putzte. Herr Mankel hatte wesentliche Fortschritte seiner Verdauung bemerkt. Außerdem hatte er vier Richtige im Lotto, weil er Freds Vater bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gebeten hatte, den Lottoschein zu berühren, und er hätte sogar fast fünf Richtige gehabt, weil er die 20 getippt hatte, und sowohl die 19 als auch die 21 gezogen worden waren, weswegen er sich jetzt an ein Unternehmen gewandt hatte, das jeden Monat systematisch und ohne auf den Zufall zu vertrauen Tausende von Lottozetteln für ihn ausfüllte. Dies war der Beweis: von Freds Vater gingen wundersame Kräfte aus.

Natürlich fragte Fred sich, woher diese Kräfte wohl kamen. War der Fleck auf seines Vaters rechter Lunge dafür verantwortlich? Vielleicht war das ja so eine Art Stigma, ein modernes Stigma natürlich, das nur mit dem Röntgenblick zu erkennen war. War sein vater ein Heiliger?

Am 26. März wurde Fred berühmt. Der Bürgermeister von Niederwölfingen kam und war sehr aufgeregt, weil nach dem Bericht im Wochenblatt mehrere überregionale Zeitungen unter den Titeln „Der Wundergreis von Niederwölfingen“ und „Vater Theresa von Niederrhein“ über Freds Vater berichtet hatten. Aber mehr noch: das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das gerade eine Gebührenerhöhung zugestanden bekommen hatte, wollte einen Großteil des Geldes in eine Show investieren, in der alle bekannten Fernsehgrößen auftreten sollten, die man ansonsten nur aus anderen öffentlich-rechtlichen Shows kannte, wie zum Beispiel eine beliebte Volksmusikgruppe aus dem Sauerland und ein Entertainer, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, jedes Jahr aufs Neue für Karnevalsstimmung zu sorgen, worauf er sich das gesamte restliche Jahr vorbereitete, und für die Location dieser grandiosen Show hatten die öffentlich-rechtlichen Fernsehmacher den Marktplatz von Niederwölfingen auserwählt. Natürlich war geplant, dass Freds Vater als Höhepunkt der Sendung auf den Marktplatz gerollt werden sollte, um dort das eine oder andere Wunder zu vollbringen – einer der Volksmusiker litt angeblich unter extremem Mundgeruch, den bisher kein Mediziner in den Griff bekommen konnte, und hatte bereits angeboten, im Falle seiner Wunderheilung, eine Polka zu Ehren von Freds Vater zu komponieren. Ein solcher Auftritt würde zweifellos zu einem beträchtlichen Anstieg des Tourismus in Niederwölfingen führen, sagte der Bürgermeister.

In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Fred ließ den Bürgermeister weiter erzählen, während er den Hörer abnahm. Ein Arzt erklärte, dass das Röntgenbild seines Vaters mit demjenigen eines jungen Mannes verwechselt wurde, der an Tuberkulose litt, was den Fleck auf seiner Lunge erklärte; außerdem sagte der Arzt, dass ihm diese Verwechslung sehr peinlich sei, und dass die Prognose von Freds Vater nun keineswegs so gut sei, wie irrtümlicherweise behauptet wurde, sondern dass – im Gegenteil – eine raschen Verschlechterung der ALS zu befürchten sei, weshalb die nächsten Cortisoninfusionen schon in der kommenden Woche durchgeführt werden sollten und jede Aufregung des alten Herrn vermieden werden solle. So erfuhr Fred, dass das Wunder von Niederwölfingen eine Verwechslung war.

Der Bürgermeister wusste nichts vom Inhalt des Anrufs. Und so arbeitete er – während Fred noch den Telefonhörer in der Hand hielt – weiter an der Zukunft seiner Stadt und berichtete, dass auch das Privatfernsehen ein epochales Medienereignis plane und sich hierzu bereits die Rechte am ehemaligen LohseTec-Grundstück erworben habe, wo in diesem Augenblick ein Camp errichtet werde, in das alle diejenigen Fernsehstars einkehren sollten, deren Karriere zu mühselig verlaufen sei, als dass man sie noch für andere Sendungen des Privatfernsehens verwenden könne, die aber andererseits noch nicht so heruntergekommen waren, als dass sie schon im öffentlich-rechtlichen Programm auftreten mussten. Die ersten zwölf Staffeln dieses Formats – so berichtete der Bürgermeister – seien bereits überaus erfolgreich gewesen, sodass zu hoffen stand, dass Niederwölfingen durch diese Sendung, der der Sender den Arbeitstitel „Ich bin ein Star, macht mich gesund“ gegeben hatte, in der ganzen Welt bekannt würde. Die Person, an der all diese Pläne hingen, war Freds Vater. Und so fragte der Bürgermeister, ob er mit dessen Kooperation rechnen könne.

So war Fred auf einmal in einem Zwiespalt. Einerseits war ihm klar, dass er seinem schwerkranken Vater unmöglich das Programm zumuten konnte, das der Bürgermeister für ihn vorgesehen hatte, andererseits wollte er aber alle diejenigen nicht enttäuschen, deren Erwartungen geweckt worden waren – den Bürgermeister, die Arbeitslosen, Herrn Mankel mit seinem Lotto-Systemtipp, den Volksmusikanten mit dem Mundgeruch, die Fernsehzuschauer. So schwieg er, obwohl er sah, der Bürgermeister mangels einer Antwort ganz ungeduldig wurde, eine Minute, zwei Minuten, bis Fred endlich zögerlich sagte: „Kann mein Vater... ääh... auch gedoubelt werden?“

So kam es, dass Fred berühmt wurde.

 

Hallo knagorny

eine tolle Idee, so ein Wunder, das auf Verwechslung beruht aber dennoch weiterwirkt wie ein Plazebo (ich glaube an Plazebos, du anscheinend auch).
Ich war mitgerissen, fast überrollt, von der Fülle der Ereignisse und der komischen Details. Aber die Erklärung von Freds Zwiespalt ("Zweispalt"?) fand ich unnötig. Das war mir an der Stelle schon klar. Da fiel ich irgendwie aus der Geschichte raus. (ist das ein Autoren-Ebenenwechsel?)
Die kleinen Fehlerchen, über die mein Adlerauge gestolpert ist, kann ich Dir raussuchen, wenn du magst. Ist ja auch nicht so wichtig. Nur im 3. Absatz zieht die Schwester die Nadel aus dem Arm der Mutter.

Grüße
sowieso

 

Hallo sowieso,
vielen Dank für den netten Kommentar. Die Mutter hatte ich übersehen. Gut, dass es dir aufgefallen ist. Über den "Zweispalt" denke ich auch nochmal nach.

Eigentlich ist die ganze Geschichte so eine Art Stilexperiment. Bisher habe ich mich immer bemüht, schöne kurze, gut verständliche Sätze zu bilden. Aber in einem extrem mitreißenden Roman, den ich grade lese, schreibt der Autor auch so, wie ich es hier versucht habe. Die Frage (auch an alle zukünftigen Kommentatoren) ist also: wie kommt dieser Schachtelsatzstil rüber?

Ich freue mich über jeden Kommentar
Gruß
knagorny

 

Hallo knagorny

ich fand deine Geschichte lebhaft und flüssig geschrieben. Die Schachtelsätze störten mich in deiner Geschichte nicht, da sie klar und nicht zu sehr verwirrend geschrieben sind.
Ansonsten hab ich sie gerne gelesen. Man hört ja immer wieder von plötzlichen Heilungen und derartigen Wundern, ob sich nicht noch öffter so eine Verwechslung der Röntgenbilder einschleicht? Weiß man`s? Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man sich möglichst nie in Narkose setzen lassen sollte, so kann man wenigstens noch ein Veto einlegen, falls sie einen den falschen Finger amputieren wollen.

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 

Hallo knagorny,
ich möchte ganz ehrlich sagen, dass es nicht so sehr die Schachtelsätze sind, die mich stören, sondern die Distanz im Text (wenig Dialoge) und der leicht ironische Stil. Deine anderen Geschichten gefielen mir besser, aber das ist eben auch Geschmacksache.
Gruß Tamara

 

Hallo Tamara,
herzlichen Dank für deine ehrliche Meinung. Du hast völlig recht, dass die Distanz zu dem Prot. hier sehr groß ist. Fred wird praktisch nicht beschrieben, und die Handlung spielt sich fast ausschließlich "um ihn herum" ab. Außerdem handelt Fred den ganzen Text über nicht, sodass er dem Leser nicht als lebendige Figur erscheint.

Die Idee für diese Geschichte, die ja eigentlich mehr eine ironische Anmerkung ist, ist mit gekommen, als ich abends mit meinem Hund Gassi lief. Der Hund schnupperte, und mir war irgendwie klar, wie ich den Text angehen musste. Dann habe ich ihn einfach aufgeschrieben. Am nächsten Abend ist mir aufgefallen, dass ich Fred ja gar nicht richtig beschrieben habe. Da war es aber zu spät. Ich habe versucht, den Text zu ändern, aber dann ist die ganze Wirkung, die ich beabsichtigt habe, dahin gewesen.

Trotzdem vielen Dank für dein Lob, meine anderen Geschichten betreffend. Bleib mir treu.
knagorny

 

Hallo knagorny!

Eine schöne Geschichte über angebliche Wunder und ihre Folgen.
Im Gegensatz zu tamara stört mich die Ironie überhaupt nicht. Der Text lebt ja von seinem ironischen Unterton, der ihn dicht an die Grenze zur Satire rückt.
Hat mir gefallen!

 

Hallo MrPotato,
danke für deinen Kommentar. So sind die Geschmäcker nun mal: der eine mag Ironie, der andere schätzt vielleicht philosophische Abgeklärtheit. Das hier war eine ironische Geschichte, was auch offenbar bei allen Kommentatoren rübergekommen ist.
Beste Grüße
knagorny

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi knagorny,
mir hat die Geschichte Freude bereitet. Es sind etliche Stellen darin die zum Schmunzeln anregen. Sie besitzt einen sehr flüssigen Handlungsstrang, und als Leser wird man wie zuvor schon erwähnt, von den Ereignissen in einen wahren Bann gezogen.
Über die langen Sätze kann man tatsächlich diskutieren. Ich versuchte es auch schon, um z.B. zu bewirken das eine gewisse Hektik und Verfolgtheit beim Leser eintritt. Das Problem ist nur das es oft beim Leser eine Mühe fordert, die nur schwer zu belohnen ist.
Es ist dir wie ich finde gut gelungen, verschachtelte Sätze für deinen Stil einzusetzen. Aber im Folgenden hast du etw. über die Stränge geschlagen:

Zitat - Wieder einen Tag später, am 20. März nämlich, trat im fernen Berlin der Verteidigungsminister vor die Presse und sagte, dass durch die geänderte weltpolitische Lage der Feind – wenn überhaupt – jetzt viel weiter im Osten zu finden sei als früher, womit der Minister aber nicht die polnischen Arbeiter meinte, die in der ehemaligen Fertigungsanlage von LohseTec arbeiten sollten, denn von denen wusste er gar nichts, genauso wenig, wie von den Niederwölfingern, die nicht bei LohseTec, sondern als Zivilbedienstete bei der Bundeswehr gearbeitet hatten und durch die Erkenntnis des Verteidigungsministers – den Standort des Feindes betreffend – arbeitslos wurden, weil als Folge dieser Erkenntnis der Niederwölfinger Luftwaffenstützpunktes nach Potsdam verlegt wurde.


Hier hast du im Vergleich mit der feindlichen Übernahme der Fabrik, den gesamten Bundeswehrteil in einen Satz gepackt. Ich würde es ein wenig trennen.

Mich würde übrigens der Roman der dich verleitete interessieren. Mir ging es einmal ähnlich mit Kafkas Prozess!

Lieben Gruß,
Lasius

(Im Zitat war ein Satz zuviel gelandet, habs geändert)

 

Hallo Lasius,

danke für deinen Kommentar. Darum ging es mir. Eine Rückmeldung zu bekommen, wie der Erzählstil wirkt.

Bei Kafka ging es mir auch so wie dir. Man wird durch die unnachahmlich kraftvolle Sprache in die Geschichten hineingesogen. Zurzeit lese ich "Der Tänzer" von Colum McCann. Da ist es ähnlich. Wenn man drauf achtet, kommt dieser Wechsel zwischen überlangen und ganz kurzen Sätzen aber in vielen Prosawerken vor. Ich glaube, der Rhythmus einer Erzählung ist für die Wirkung auf den Leser wichtiger, als man denkt.

Beste Grüße
knagorny

 

Hallo Maxy,

herzlichen Dank für dein Lob. Du hast gar keinen Grund dich zu schämen, dass du ein schönes Happy-End zu schätzen weißt. Das tun wir doch alle. Eigentlich hat die Geschichte ja auch ein Happy-End. Zumindest für Fred. Und für den Bürgermeister.

Placebos haben übrigens nicht nur die gleichen Wirkungen wir "richtige" Arzneimittel, sondern auch die gleichen Nebenwirkungen. Meiner Meinung nach ist das der beste Beweis für Ihre gelegentliche therapeutische Einsetzbarkeit.

Beste Grüße
knagorny

 

Hallo knagorny!

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, die Geschichte war sehr amüsant. Beim Lesen sind mir die verschachtelten Sätze gar nicht aufgefallen, was wohl zum Teil daran lag, dass jeder Nebensatz den vorigen weiter ausgeführt hat, und man nicht ständig gedanklich zurückblättern musste (was bei Schachtelsätzen, bei denen die Nebensätze zwischengeschoben sind, oft den Lesefluss stört).

Nur bei dem Satz, den Lasius schon erwähnt hat, hast du's übertrieben:

Wieder einen Tag später, am 20. März nämlich, trat im fernen Berlin der Verteidigungsminister vor die Presse und sagte, dass durch die geänderte weltpolitische Lage der Feind – wenn überhaupt – jetzt viel weiter im Osten zu finden sei als früher, womit der Minister aber nicht die polnischen Arbeiter meinte, die in der ehemaligen Fertigungsanlage von LohseTec arbeiten sollten, denn von denen wusste er gar nichts, genauso wenig, wie von den Niederwölfingern, die nicht bei LohseTec, sondern als Zivilbedienstete bei der Bundeswehr gearbeitet hatten und durch die Erkenntnis des Verteidigungsministers – den Standort des Feindes betreffend – arbeitslos wurden, weil als Folge dieser Erkenntnis der Niederwölfinger Luftwaffenstützpunktes nach Potsdam verlegt wurde.
Monstersatz = Stolperfalle. Dieser Satz hat bei mir das Gegenteil von dem erzeugt, was du beabsichtigt hast: Ich musste das Lesetempo abbremsen und den Satz nochmal (und zwar sehr langsam und genau) lesen, um zu verstehen, was du sagen willst. Auch deshalb, weil die Bundeswehr-Niederwölfinger so plötzlich eingeworfen werden, und man sie - gerade in so einem langen Satz - schnell überliest. Und die Folgerung (überflüssige Stadt) nicht versteht.
Also: Bitte aus diesem Satz zwei machen, reißt einen sonst aus der Geschichte raus. Was schade ist ;)

Nochwas:

So erfuhr Fred, dass sein Vater Opfer eines Wunders geworden war.
Opfer hat was mit "opfern" zu tun. Opfert sich Freds Vater? Wohl nicht. Er ist vielmehr Nutznießer. "Opfer" passt daher nicht, bitte ersetzen!


mfg
xka

 

Hallo xkaxre,

vielen Dank für deinen Kommentar. Ich werde den Satz, der dir und Lasius aufgefallen ist, überarbeiten. Da sieht man übrigens, wie schwierig diese Rhythmusprobleme beim Schreiben zu handhaben sind. Ein Satz kommt beim Leser gut an und reißt ihn in die Handlung hinein. Und ein anderer zieht ihn wieder heraus. Da hilft nur Feedback von einem objektiven Leser. Vielen Dank dafür.

Das mit dem "Opfer" sagt (zumindest in meiner Intention) etwas darüber aus, wie Fred die ganze Geschichte empfindet. Fred wird ja gerade nicht von der allegemeinen Wundereuphorie seiner Mitbürger angesteckt sondern bleibt skeptisch. Deshalb sieht er die Heilung seines Vaters auch eher kritisch und gleubt noch nicht so recht daran. Erst am Schluss schlägt er sich auf die Seite der Wundergläubigen. Das wollte ich mit dem Satz andeuten.

Beste Grüße
knagorny

 

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