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Wenn Feuer vom Himmel fällt

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16.04.2003
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Wenn Feuer vom Himmel fällt

Es war in der Zeit, als das Feuer vom Himmel fiel. Zu dieser Zeit verstand er, dass seine Welt nie wieder die sein könnte, die sie noch gestern gewesen war.
Eine fremde Macht war hier am Werk, die man nicht aufhalten konnte, die sich unaufhaltsam ihren Weg bahnte. Das Reich von damals fing zu verblassen an. Aus wunderschönen Elfen wurden junge Mädchen, aus den mächtigen Echsen wurden langsam Autos und andere technische Spielzeuge.
Er wurde älter, seine Fantasie löste sich langsam auf. Doch ein kleiner Rest blieb noch.
Früher war er den ganzen Tag über die Wiesen seiner eigenen kleinen Welt gelaufen, nun besuchte er diese Welt nur noch, wenn er nachts einsam in seinem Zimmer lag. Noch vor einigen Jahren hatte man den kleinen Jungen angelächelt, wenn er von seinen Taten als großer Drachenbändiger erzählt hatte, heute sagte man ihm, er solle doch keinen solchen Unsinn von sich geben. Er musste all seine Abenteuer für sich behalten, obwohl er sie doch so gerne jemandem anvertraut hätte.
Dabei konnte er sich nicht vorstellen, dass die anderen Menschen diese wunderschöne Welt noch nie gesehen hatten. All die Wesen, die vielen verschiedenen Reiche, die es in dieser Fantasiewelt gab, sie waren doch wie geschaffen, um von den Menschen, die immer in ihrem grauen, kalten Alltag steckten, besucht zu werden. Tagsüber war er auch in diesem Alltag gefangen, doch nachts brach er immer wieder aus, um seine alten Freunde zu besuchen, um Drachen zu bändigen und großen Königen zur Seite zu stehen.
Immer wieder rutsche es ihm vor seinen Eltern raus, was er in den langen Nächten unternahm. Sie sagten ihm immer, dass er sich zusammenreißen und nicht immer solche unsinnigen Lügen erzählen sollte.
In seinem Herzen tat ihm das sehr weh, doch nach einiger Zeit zog er sich auch nachts aus der Fantasiewelt zurück.
Anfangs schmerzte ihn dieser Abschied sehr, doch je älter er wurde, desto mehr Erinnerungen an die glückliche Zeit, die er dort gehabt hatte, vergaß er. Er war ein Gefangener seines eigenen tristen Alptraums. Bis er eines Tages mit Gewalt in diese Welt zurück gerissen wurde.
Es war ein Nachmittag wie jeder andere, und doch war er anders als sonst. Er hastete durch die Stadt, um den letzen Bus nach Hause zu erwischen, als er einen großen Schatten auf dem Boden wahrnahm. Er hielt nicht an, auch wenn es ihn gereizt hätte, zu sehen, was einen solch großen Schatten warf. Dennoch, der Zeitdruck ließ es nicht zu. Hätte er auch nur einen einzigen Blick nach oben gewagt, dann hätte er einen alten Freund gesehen - den alten schwarzen Drachen.
Auf dem restlichen Heimweg hatte er immer wieder das Gefühl, beobachtet zu werden. Er spürte regelrecht die Blicke auf seinem Rücken kleben, doch jedes Mal wenn er sich umdrehte, konnte er nichts sehen. Unruhig rutschte er immer wieder hin und her.
Zuhause angekommen sah er das erste Mal seit langem hoch zum aderblauen Himmel. Da fing sein Atem an, schneller zu gehen. Dort oben am Firmament glühte Feuer, rotes, warmes Feuer. Für einige Zeit konnte er seinen Blick kaum abwenden, da gab es in seinem Herzen einen Stich. An Tagen, an denen das Feuer vom Himmel fällt, geht mit der Welt eine Veränderung vor. Ob es auch dieses Mal so sein wird?

 

Hallo Dark Demon Kairi,

eine Geschichte über die Vertreibung aus dem kindlichen Paradies der Phantasien und Träume, schön und flüssig geschrieben, einfühlsam und deshalb sehr nachvollziehbar. „Aus Klausi wurde Klaus“, wie Klaus Hoffman das in einem Lied besingt.
Traurig ist der Weg des Abschieds, mit Schmerzen verbunden und Heimlichkeiten, weil es doch nicht sein sollte für den Jungen, was sein musste für den Erwachsenen. Doch irgendwann kehrt er zurück in die vertraute Welt und es keimt wenigstens die hoffnungsvolle Frage auf, ob, wenn das Feuer vom Himmel fällt, eine Veränderung mit der Welt vor sich gehe?
Ich nehme für mich aus der Geschichte mit, dass seine Welt sich verändert hat und wünsche Deinem Protagonisten, dass diese Veränderung von Dauer sei!

Noch drei Bemerkungen:

Anfangs schmerzte ihn dieser Abschied sehr, doch je älter er wurde, desto mehr Erinnerungen an die glückliche Zeit, die er dort gehabt hatte, vergaß er.
ß statt s
Es war ein Nachmittag wie jeder anderer
das r weg
doch jedes Mal als er sich umdrehte, konnte er nicht sehen
würde ich wie folgt ändern:
doch jedes Mal, wenn er sich umdrehte, konnte er nichts sehen

Hat mir prima gefallen, weiter so!
Gruß Pied Piper :)

 

Gugux!

Willst Du damit etwa sagen, wir laufen alle Gefahr von der Banalität dieser Welt überrollt zu werden? :susp: Da schaudert es mich ja richtig, wenn ich an all die 'geistigen Mülltonnen' denke, die - inzwischen - ahnungslos dort draußen umher irren ... Haben wir nicht eine moralische Verpflichtung, sie aus ihren Qualen zu erlösen und die Drachen zu wecken?!

Nun, es ist eine bedrückende Schilderung, wenn ich es genau betrachte, auch wenn es sozusagen einen glücklichen Ausgang nimmt. Nicht neu und trotzdem unterhaltsam, weder inhaltlich noch stilistisch finde ich etwas zu mosern ...

shade & sweet water
x

 

hi dark demon kairi,

ich war das, die das tor verbrochen hat ;) deshalb schreibe ich hierzu am besten keine kritik - abgesehen davon, dass ich die geschichte sprachlich und stilistisch gut gelungen finde. was ich vom inhalt halte, solltest du ja aus der tatsache herauslesen koennen, dass ich selber eine story zu dem thema geschrieben habe ;)

glg, das vita

 

Hi ddk,

auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Sie ist flüssig geschrieben und schön zu lesen.
Trotzdem denke ich, dass Du hier noch etwas tiefer einsteigen könntest.
Gerade die Ängste Deines Prot, die er durchlebt, während die andere Welt langsam verblasst, hättest Du noch mit einigen Beispielen belegen können.
Es fehlt irgendwie noch das gewisse etwas, was die Story von den anderen, zahlreichen Geschichten zu diesem Thema abhebt.

Gruß
Jörg

 

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