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Wenn Engel weinen

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23.01.2002
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Wenn Engel weinen

Wenn Engel weinen v. S.H.


Unmutig schaut Elizabeth sich in dem geräumigen, modern eingerichteten Zimmer um. 1 Woche soll sie hier bleiben, umgeben von ihr völlig fremden Personen. Ihre Mutter hatte für sie ein Einzelzimmer beantragt. Alle anderen waren zu 2 bis zu 4. in einem Zimmer. Aber das war Elizabeth egal, sie hatte nicht vor mit jemanden Freundschaft zu schließen. Irgendwie würde sie diese Zeit überstehen und dann in die große Villa ihrer Eltern zurück kehren. Ein Therapeut hatte vorgeschlagen Elizabeth doch mal in ein Ferienlager zuschicken. Ihre Mutter hätte am liebsten eins ausschließlich für Mädchen gehabt aber so kurzfristig war da nichts mehr zu machen. Also saß sie nun für 7 Tage in einem Camp für Jugendliche fest. Seufzend schaut sie aus dem Fenster, ihr Blick fällt auf einige umher rennende Mädchen in ihrem Alter. Sie beobachtet das Treiben eine Weile, dann beginnt sie mit großer Sorgfalt ihre Tasche auszuräumen, wie sie es gelernt hatte. Da klopft es an ihrer Tür.
„Herein?!“, ruft Elizabeth zögernd.
Die Tür öffnet sich und ein brünettes Mädchen tritt ein.
„Entschuldige, wenn ich störe aber ich habe hier den Plan, wann es Essen gibt und so! Da steht auch noch anderes drauf, vielleicht machst du ihn dir irgendwo hin wo du ihn gut siehst!“
Sie streckt Elizabeth den Zettel entgegen, diese nimmt ihn mit einem leichten Knicks und einem höflichen „Danke sehr!“ entgegen. Als das Mädchen keine Anstalt macht zugehen, hebt Elizabeth die Augenbraue ein wenig an.
„Gibt es noch irgend etwas?“
Hastig schüttelt das Mädchen den Kopf, dann verlässt sie das Zimmer eilig. Elizabeth widmet sich wieder der Tasche. Als alles verstaut ist, liest sie sich den Zettel durch. Nach einem Blick auf die Uhr stellt sie fest, dass es die erste Mahlzeit bereits in einigen Minuten gibt. Sorgfältig heftet sie den Zettel an eine unauffällige Pinwand, streicht sich mit einer Bürste über die Haare und verlässt den Raum. Auf dem Flur kommen ihr einige Mädchen entgegen, alle schauen sie seltsam an und gehen dann kichernd und tuschelnd an ihr vorbei. Dann sitzt sie allein an einem Tisch im Speisesaal. Sie ist die einzige die allein sitzt, alle anderen sitzen fröhlich schwatzend in Gruppen an einem Tisch. Elizabeth’ s Erziehung verbietet es ihr, während des Essen’ s zureden. Nachdem sie zu Ende gegessen hat, verlässt sie mit geradem Gang den Saal. Auf ihrem Zimmer holt sie ihr Tagebuch hervor, ihr einziger Freund immer und überall.

Liebes Tagebuch!
Nun bin ich also in diesem unschönen Ferienlager angekommen! Es ist so, wie ich es erwartet habe! Die Mädchen kennen hier keine Sitten, sie sind laut und unflätig, haben keine Erziehung. Ich werde wohl einfach auf meinem Zimmer bleiben und versuchen diese schwere zeit zu überstehen. Die Umgebung ist recht ansprechend, wenn man die Natur mag. Ich vermisse mein Bett und meine gewohnte Umgebung mit den gepflegten Gärten. Außerdem fehlt mir schon jetzt der kultivierte Plausch mit Ernest, unserem Gärtner und Luise, unserem Hausmädchen mit ihren amüsanten Geschichten. Es wird sicherlich eine sehr langweilige zeit hier! Ich werde nun noch einen Brief an meine Eltern verfassen und dann ein Buch lesen!
Elizabeth

Damit klappt sie das Tagebuch zu und schiebt es unter ihr Kissen. Ehe sie sich dem Buch widmet, wirft sie nochmals einen Blick auf den Zettel. Entsetzt liest sie, das für den heutigen Tag noch eine Wanderung vorgesehen ist, nur eine halbe Stunde nach dem eben eingenommenen Mahl.
Schnell öffnet sie den großen Eichenschrank und sucht sich eine vorteilhaftere Kleidung für diese Wanderung heraus. Kaum das sie umgezogen ist, klopft es an ihrer Tür.
Nach der entsprechenden Aufforderung, tritt wieder das Mädchen ein, welches bereits den Plan gebracht hatte.
„Oh gut, du bist schon umgezogen. Geh doch bitte schon mal runter, wir wollen gleich los zu der Tour!“
Elizabeth geht schweigend an ihr vorbei und nach unten. Dort stellt sie sich abseits der Gruppe. Inzwischen haben die Mädchen mit einigen Jungen Kontakt aufgenommen. So stehen sie auch da, wobei einige Mädchen bereits heftig flirten. Als sie das mit einer gewissen Abscheu beobachtet, trifft sie plötzlich auf ein paar kornblumenblaue Augen. Ein Weilchen kann sie ihren Blick nicht lösen, doch dann reißt sie ihn förmlich los und schaut demonstrativ in eine andere Richtung. Sie fühlt den Blick aus diesen unglaublich blauen Augen noch eine ganze Weile auf sich gerichtet, bis eine laute Stimme sagt:
„Los geht’s!“
Elizabeth läuft ein paar Meter hinter der Gruppe. Ihr Weg geht zwischen dichtem Gestrüpp hindurch. Plötzlich bricht dieses an einer Seite auf und gibt den Blick auf einen glitzernden blauen See frei. Elizabeth muss sofort wieder an die Augen denken. Dann fasziniert sie der Ort so, dass sie alles andere vergisst. Insgeheim beschließt sie, an diesen Ort öfters zu kommen, um zu lesen oder Tagebuch zu schreiben. Die anderen haben für die Schönheit des Platzes kein oder kaum ein Auge. Sie interessieren sich mehr, für das nächste Kino oder den nächsten Supermarkt. Ihr Weg führt sie durch einen dichten Weg, der aber leicht zu laufen ist. Der weiche Waldboden macht das laufen unbeschwert und einfach federnd. Elizabeth atmet tief durch, die Waldluft ist herrlich und ungewohnt für sie. Auf dem Rückweg setzt sie sich noch ein Stück ab, da sie sich den Weg gemerkt hat und sich damit nicht verlaufen kann. Eine halbe Stunde später als der Rest kommt sie in ihrem Zimmer an, dort holt sie einen kleineren Rucksack, ihr Tagebuch und einen Roman ihrer Lieblingsautorin hervor. Dazu packt sie eine Mehrwegflasche Saft und ein Päckchen mit Broten. Bevor sie zu dem entdeckten Ort aufbricht, meldet sie sich brav bei einer Gruppenleiterin ab.
Dann sitzt sie auf den Gras an jenem wunderbaren Ort. Vorsichtig legt sie sich zurück auf das weiche Gras und schaut in den blauen Sommerhimmel. Mit der Sonne im Gesicht schließt sie die Augen und die Wärme macht sie schläfrig. Elizabeth gibt sich der Müdigkeit hin und döst ein.

Ein Schatten, der die Sonne scheinbar verdeckt, weckt sie. Schläfrig öffnet sie die Augen und setzt sich auf. Zuerst erkennt sie, durch die Sonne geblendet, nur einen dunklen Umriß einer Person. Als diese schließlich zur Seite tritt, sieht sie, dass die Person männlich und etwa in ihren Alter, vielleicht ein oder 2 Jahre älter ist.
„Entschuldige! Habe ich dich geweckt?“, sagt eine angenehm klingende Stimme zu ihr. Zuerst denkt Elizabeth nur: „Was will der von mir? Ich kenne ihn gar nicht!“. Doch als sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hat und zu dem Jungen aufschaut, blitzen ihre jene himmelblauen Augen entgegen, die ihr schon einmal aufgefallen waren. Zu diesen bemerkenswerten Augen gehören, für einen Jungen ungewöhnlich, hohe Wangenknochen, eine Stirn, in die schwarze Strähnchen fallen und ein Mund mit vollen Lippen. Elizabeth muss feststellen, dass das eine wirklich atemberaubende Zusammenstellung ist. Ihre gute Erziehung zwingt sie dazu zu antworten:
„Nein ist schon in Ordnung, ich habe nicht geschlafen!“
Er wendet seine Blick auf das blaue Wasser des Sees.
„Es ist fantastisch hier, nicht wahr? Ich könnte hier stundenlang sitzen und nur auf das Wasser schauen und träumen!“
„Ja der Platz ist sehr angenehm zum ruhen!“
Plötzlich schaut der Junge sie seltsam an:
„Sag mal redest du immer so gestochen?“
Elizabeth’ s katzengrüne Augen verengen sich zu Schlitzen, so dass sie wirklich wie eine Katze aussieht.
„Wie meinst du das, warum ich „gestochen“ rede?“
„Na deine Ausdrücke, wie „der Platz ist sehr angenehm“!“
„Meine Ausdrucksweise ist gebildet und höflich, wie es sich gehört!“
Ein Lächeln gleitet über sein Gesicht bei diesen Worten.
„Wenn ich dich reden höre, denke ich, ich höre irgendeine Prinzessin reden oder eine Hochadlige! Bist du sowas?“
„Nein ich bin nicht adlig, aber deswegen kann ich ja trotzdem ordentlich sprechen.“
„Hm.. ich finde das hier nicht so toll. Die anderen machen sich schon lustig über dich ,weißt du!“
Elizabeth zuckt die Schultern.
„Das ist mir gleichgültig! Ich wurde gezwungen hierher zu kommen.“
„Was warum das denn? Oh je.. ich vergesse auch das bißchen an Erziehung, was ich habe! Also ich bin Matthew Lordan! Verrätst du mir deinen Namen?“
Elizabeth steht auf und streicht ihr Kleid glatt, streckt ihm höflich ihre Hand entgegen und sagt:
„Mein Name ist Elizabeth Pergan! Freut mich deine Bekanntschaft zumachen, Matthew!“
„Oh bitte nenn mich Matt, das machen alle. Du hast auch so einen ewig langen Namen. Ich frag mich immer wieder, wie meine Eltern auf den Namen gekommen sind. Wie wirst du genannt?“
„Das sagte ich doch eben, wie ich heiße! Elizabeth!“
„Ja aber du lässt dich doch von deinen Freunden nicht so rufen, oder?“
Elizabeth hebt eine Augenbraue:
„Ich habe keine Freunde und die Leute mit denen ich mich gewöhnlich unterhalte rufen mich Elizabeth!“
Matt schaut sie verblüfft an, dann lässt er sich auf den Boden nieder und winkt Elizabeth zu, sich auch zu setzen. Als sie sich in fast gleicher Augenhöhe gegenüber sitzen, redet Matt weiter.
„Na fein, weißt du was? Ich nenne dich einfach Liza, das klingt genauso hübsch und ist kürzer! Bist du damit einverstanden?“
Elizabeth schaut Matt nachdenklich an, dann nickt sie zögernd.
„In Ordnung! Aber sei nicht verwundert, wenn ich nicht gleich auf den abgekürzten Namen höre!“
Matt lächelt, es ist ein Lächeln, dass über seine Lippen bis in die blauen Augen huscht.
„Na super! Wie alt bist du eigentlich? Ich bin 18, also ein volljähriger Mann!“
Liza braucht einen Moment um die Ironie zu verstehen, die seine Stimme begleitet. Dies entlockt ihr ein zögerndes Lächeln.
„Ich werde in einem Monat 17, muss also noch eine Weile warten bis ich volljährig bin!“
Ohne es zu merken, fängt sie an ihren gestochenen Ausdruck wegzulassen, Matt quittiert dies mit einem kurzen Grinsen.
„Was machst du eigentlich so in deiner freien Zeit? Deine Familie sieht sehr reich aus! Du kannst bestimmt alles machen, was dein Herz begehrt! Oh man, wenn ich so reich wäre...“
„In meiner freien Zeit? Na ja ich lerne für die Schule und dann lese ich meistens oder unterhalte mich mit den höheren Angestellten.“
Matt richtet sich erstaunt auf:
„Willst du damit sagen, dass du keine Hobbys hast? Schwimmen, oder reiten oder sowas?“
Liza schüttelt den Kopf.
„Hm.. aber du liegst sicher oft in der Sonne und faulenzt einfach nur oder liest, nicht wahr? Ich meine, wenn man ein großes Grundstück hat, bietet sich das ja an!“
„Ich lese in meinem Zimmer, ich bin eigentlich nie in der Sonne.“
Als sie das Mitleid in Matt’ s Augen entdeckt, fügt sie grob hinzu:
„Mir hat das immer gefallen!“
Plötzlich springt Matt auf, Liza überlegt schon, ob er sauer ist als er zu ihr sagt:
„Dann wird sich das jetzt ändern! Die haben hier ein riesiges Freizeitangebot! Vom schwimmen, über Basketball bis zum reiten! Kannst du reiten?“
Liza nickt heftig, natürlich kann sie reiten, schließlich war das an einer ihrer früheren Schulen, für feinere Damen verlangt worden. Dort hatte man vorzugsweise den feinen Stil verlangt, aber auch den anderen normalen Ritt gelehrt.
„Na super! Weißt du ich reite sehr gern! Morgen haben wir nichts vor in der Gruppe, also machen wir 2 morgen einen hübschen Ausritt. Es gibt noch schönere Stellen, als diese hier und die werden wir entdecken!“
Liza ist von diesem Vorschlag völlig überrumpelt, misstrauisch sieht sie nach oben in sein Gesicht.
„Warum willst du das machen? Ich meine es gibt noch so viele Mädchen hier!“
Matt antwortet, während er ihr eine Hand hinstreckt, um ihr aufzuhelfen :
„Ganz einfach ,damit du siehst, dass es viele Möglichkeiten gibt, sich zu amüsieren. Nicht nur lesen und für die dumme Schule lernen! Außerdem...irgendwie gefällst du mir und ich will wissen ob ich mit meiner Vermutung recht habe!“
Liza ergreift seine Hand und lässt sich aufhelfen. Dann gehen sie neben einander den Weg bis zum Ferienlager zurück. Dort melden sie sich wieder an. Matt bringt Liza, wie ein echter Gentleman, bis zu ihrer Zimmertür und verabschiedet sich dann.
Einige Mädchen fangen an zu tuscheln und werfen ihr eigenartige Blicke zu. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hat, stürmt sie zu ihrem Tagebuch. Sie schlägt die Seiten bis zu ihrem letzten Eintrag um. Dann nimmt sie den silbernen Federhalter und fängt in ihrer schwungvollen Schrift an zuschreiben.

Hallo Tagebuch!
Ich glaube ich träume! Ich wurde eben von einem sehr lieben Jungen angesprochen! Morgen will er mich zu einem Ausritt mitnehmen. Es ist so unwirklich! Er heißt Matthew, wird aber von allen nur Matt gerufen. Meinen Namen hat er abgekürzt, er ruft mich jetzt „Liza“! Er meinte der Name wäre genauso schön wie Elizabeth aber kürzer. Ich bin gespannt, wie das morgen wird! Es gibt jetzt die nächste Mahlzeit!
Liza J

Dann klappt sie das Tagebuch zu und schiebt es sorgfältig unter das Kissen zurück. Schnell wechselt sie ihre Kleidung und geht dann nach unten zum Essen. Als sie einsam an ihrem Tisch sitzt und anfangen will zu essen, wird der Stuhl ihr gegenüber zurück geschoben und ein Tablett mit Essen in ihr Blickfeld gerückt. Verwundert hebt sie den Blick und blickt genau in Matt’ s lächelndes Gesicht.
„Ich darf doch, oder?“
Liza nickt verwirrt.
„Ähm ja natürlich! Sitzt du nicht woanders eigentlich?“
Matt zuckt die Schultern:
„Ist doch egal, es gibt keinen festen Sitzplan hier. Du hast so allein da gesessen, da dachte ich mir ich setz mich zu dir!“
Während dieses Essens vergisst Liza einige Sitten. Sie redete mit vollem Mund und lacht auch sehr oft laut, wenn Matt etwas lustiges sagt. Dann bringen beide ihre Tabletts mit den leeren Tellern zurück. Vor ihre Tür wünscht Matt:
„Gute nacht, schlaf schön!“
„Ja danke, gute Nacht!“
In ihrem Zimmer, zieht sie ihr Schlafzeug an und setzt sich an den Schreibtisch. In den Brief an ihre Eltern schreibt sie das, was sie lesen wollen. Es sei wunderbar hier, alle wären nett und sie würde sich wohl fühlen. Von Matt erzählt sie nichts. Dann klebt sie den Brief zu und adressiert ihn. Vor dem großen Spiegel, öffnet sie die komplizierte Frisur und lässt die langen seidigen Haare an ihrem Rücken herabfallen. Im Bad macht sie sich frisch und dann geht sie schlafen. Noch mit geschlossenen Augen sieht sie Matt’ s Augen vor sich und dieses fantastische Lächeln in seinem Gesicht. Die Gedanken voll von Matt schläft Elizabeth ein.
Am nächsten Morgen wacht Liza völlig desorientiert in dem fremden Zimmer auf. Blinzelnd schaut sie sich um und wischt sich den Schlaf aus den Augen. Dann streckt sie sich und tappt schlaftrunken ins Badezimmer. Nach einer langen Dusche, wühlt sie lange in ihren Anziehsachen herum. Schließlich zieht sie ein blaues Kleid heraus. Es ist nicht sehr ordentlich. Ihre Tante hatte es ihr geschenkt und gesagt, das würden alle jungen Mädchen tragen. Tatsächlich schienen solche Kleider sehr beliebt zu sein. Sie hatte ihres aber nie angehabt. Jetzt zwängt sie sich in das enge Kleid. Erstaunt bemerkt sie, wie gut das Kleid ihren Körper betont. Leicht genervt versucht sie eine Weile ihre Haare zu jener komplizierten Frisur zu türmen, die sie am letzten Tag hatte. Schließlich legt sie die vielen Zopfhalter und Spangen zur Seite und nimmt ihre Haare hinten zu einem einfach langen Pferdeschwanz zusammen. Nach einem letzten Blick in den Spiegel geht sie zur Tür. Dort stoppt sie plötzlich. Verwundert bleibt sie eine ganze Weile stehen. Warum gab sie sich auf einmal so viel Mühe so zu wirken, wie andere Mädchen? Wegen Matt? Liza zuckt die Schultern. Selbst wenn, er war sicher nur an Freundschaft interessiert. Trotz dessen läuft sie den Weg zum Speisesaal fröhlich entlang. Dann isst sie die Brötchen, die schon kalt sind aber ihre Laune ist so gut, dass sie diesen Umstand nicht beachtet. Dann marschieren die restlichen Jugendlichen in den Saal. Fröhlich pfeifend kommt Matt auf ihren Tisch zu. Da bemerkt er ihr Kleid. Anerkennend pfeift er.
„Guten Morgen! Und es ist einer, so gut wie du aussiehst. Das ist viel besser als das was du sonst trägst!“
Liza lächelt geschmeichelt und sagt fröhlich:
„Guten Morgen! Danke für das Kompliment!“
Etwas verwundert schaut sie zu, wie hungrig Matt das erste Brötchen vertilgt. Danach folgen noch 2 weitere Brötchen.
„Isst du immer soviel?“
Matt grinst sie frech an und antwortet mit vollem Mund:
„Normal esse ich noch mehr! Ich wohne auf einem Bauernhof und muss immer hart mit anpacken, da brauch ich am morgen ordentlich was zwischen die Kiemen!“
Dann widmen sich beide still dem Frühstück. Nach dem sie aufgegessen haben und ihr Zeug weg geräumt haben, sagt Matt:
„So fantastisch das Kleid aussieht, damit kannst du nicht reiten! Ich kann sicher nicht annehmen, dass du Reitausrüstung dabei hast, oder?“
Liza zuckt die Schultern:
„Muss ich nachsehen, mein Zimmermädchen hat die Tasche nach einer Liste meiner Mutter gepackt. Ich weiß nicht was alles drin ist! Sie öffnet die Tür, Matt folgt ihr hinein. Erstaunt bemerkt er, wie ordentlich ihr Zimmer ist.
„Ist ja Wahnsinn ,wie ordentlich du es hast! Bei uns im Zimmer sieht es total chaotisch aus. Na ja ihr Mädchen seid ja immer ordentlicher als Jungs!“
Liza nickt abwesend, sie durchwühlt den Schrank. Mit einem, für sie völlig unüblichen, Triumphschrei zieht sie eine komplette Reitbekleidung in schwarz - blauem Samtleder hervor.
„Wow, dann zieh dich mal gleich um, ich mach das auch! Also ich steh in ner viertel Stunde vor deiner Tür! Bis dann!“
Damit verschwindet er aus dem Zimmer. Rasch zwängt sie sich in die Kleidung. Dann steht sie vor dem Spiegel. Obwohl sie es von klein auf gelernt hatte, das man sich niemals selbst Komplimente machen darf, kommt sie nicht umhin sich selbst zusagen:
„Du siehst nicht schlecht aus, ist zwar ungewohnt aber nicht übel!“
Lächelnd kämmt sie ihre Haare zu einem Knoten zusammen. Nach genau einer Viertel Stunde klopft es. Liza öffnet, der Anblick, der sich ihr bietet ist Wahnsinn. Matt steht in enger Reitkleidung vor ihr. Aber auch er reißt erstaunt die Augen auf, bei ihrem Anblick.
„Na dann mal los!“
In dem großen Stall suchen beide, bis Liza sich für eine Fuchsstute entscheidet und Matt’ s Wahl auf einen Rappen gefallen ist. Beide Pferde lassen sich brav satteln und zäumen. Schließlich sitzen beide im Sattel und reiten los. Liza genießt das Gefühl wieder auf einem Pferd zu sitzen. Tief atmet sie die frische Luft ein.
„Ach ich hatte ganz vergessen ,wie schön reiten ist! Und in der Natur macht es noch mehr Spass!“
„Ja es ist super! Wir reiten eine halbe Stunde und machen dann Rast! Ich hab in den Satteltaschen was zum Essen und trinken drin, falls wir vor dem Mittagessen schon Hunger bekommen!“
Ruhig laufen die beiden Pferde im Schritt durch den Wald. Matt fragt Liza noch einiges über ihr Zuhause.
„Sag mal... warum bist du eigentlich in dem Ferienlager? Ich wollte es so, weil ich mal über die Ferien nicht auf dem Bauernhof arbeiten wollte. Und du?“
Liza senkt den Kopf etwas.
„Mein Psychotherapeut hat gesagtes wäre hilfreich für mich, mal mit gleichaltrigen zusammen zu kommen. Ich unterhalte mich eigentlich nur mit Erwachsenen. Mir waren die Themen von den Mädchen in meinem Alter zu unreif!“
Matt schaut sie nachdenklich an. Er ist inzwischen völlig fasziniert von ihrer Ausstrahlung und obwohl alle sagen sie sei hochnäsig und arrogant, glaubt er nicht daran. Die Seite von der Matt sie kennen lernt ist liebenswert. Außerdem ist er von den Katzenhaft grünen Augen eingenommen.
„Sag mal welches ist dein Lieblingstier?“
„Katzen bzw. Kater!“
„Ja das dachte ich mir fast! Du hast so richtige Katzenaugen. Ich hab echt noch nie so grüne Augen gesehen. Wahnsinn!“
Zögernd schaut Liza in seine Augen:
„Und ich hab noch nie so himmelblaue Augen wie deine gesehen. Sie haben mich sofort irgendwie in ihren Bann gezogen!“
Matt lächelt erfreut und es scheint, als würde ein Sonnenstrahl die ohnehin blauen Augen noch etwas mehr erstrahlen lassen. Sie sehen sich noch einige Zeit in die Augen.
Dann machen sie auf einer Lichtung im Wald Rast. Nachdem die beiden Pferde an einem Ast festgebunden sind und grasen, breitet Matt eine decke aus. Sie lassen sich nebeneinander darauf nieder. Dabei berühren sich ihre Arme. Ein seltsamer Schauer gleitet über Liza’ s Körper, diesen spürt aber auch Matt. Sie legen sich auf den Rücken und schauen in den Himmel.
„Du... hattest du schon mal einen Freund? Ich meine einen festen!“
Liza schüttelt den Kopf:
„Nein noch nie. Aber du hattest sicher schon eine Freundin oder mehrere!“
Matt nickt leicht.
„Ja ich hatte eine, aber sie war nicht die richtige für mich. Sie hat einen Freund zum angeben gesucht und zum ausnutzen. Das ist nichts für mich! Es war auch keine Liebe auf den ersten Blick. Ist dir das schon mal passiert? Das du jemanden siehst und sofort weißt: das ist der richtige für mich!“
Bei diesen Worten richtet Matt sich etwas auf und beugt sich zu ihr.
„Denn weißt du.. ich glaube mir ist es passiert!“
Er schaut ihr tief in die Augen. Von diesem Blick fast außer Atem antwortet Liza:
„Ich glaube mir auch aber ich bin mir nicht sicher!“
Langsam beugt Matt sich über sie und seine Lippen kommen auf ihre zu.
„Vielleicht kann ich dich sicherer machen?! Ich bin mir sehr sicher!“
Ehe Liza etwas erwidern kann, berühren seine Lippen ihre und sie bekommt ihren ersten Kuss. Liza ist, als ob ihre Gefühle explodieren. Seine Lippen bleiben eine Weile auf ihren, gleiten sanft und zärtlich darüber. Als er den Kopf wieder hebt und sie sich lösen, erklärt Liza Matt:
„Jetzt bin ich mir sicher!“
Dann legt Matt sich zurück und Liza legt, wie selbstverständlich, ihren Kopf auf seinen Oberkörper und genießt es wie dieser sich langsam hebt und senkt. Zärtlich streicht Matt eine aus dem Zopf gefallene Haarsträhne zurück und betrachtet mit liebevollem Blick ihr Gesicht mit den halb geschlossenen Augen.
„Weißt du was? Du siehst wunderschön aus!“
Liza lächelt, hebt den Kopf und schaut ihm in die Augen.
„Mmhm danke! Es ist einfach toll hier zu liegen! Ich könnte glatt meine gesamte Erziehung vergessen. Aber wenn die 1 Woche um ist, muss ich wieder feine Dame spielen!“
„Klingt als hättest du das noch nie freiwillig gemacht!“
Von oben sieht er wie die Katzengrünen Augen sich verdüstern.
„Nein es ist auch nicht freiwillig. Eigentlich rede ich nicht gern darüber, aber... Mein jetziger Vater ist nicht mein richtiger. Mein eigentlicher Vater ist damals mit einer Straßenfrau abgehauen! Er hat meine Schwester mitgenommen, weil sie dachte sie hat dann mehr Freiheit, ist sie freiwillig mitgekommen. Jetzt arbeitet sie in einem Straßenkaffe und bettelt mich und meine Mutter dauernd um geld an. Damit ich nicht so werde, hat meine Mutter mir diese Erziehung gegeben. Ich wollte dann von allein keine normalen Freundinnen, weil ich auch Angst hatte so zu werden wie meine Schwester!
Aber manchmal... manchmal wünsche ich mir ich wäre normal, wie die anderen Kinder aufgewachsen. Aber was soll es! Ich werde mein Leben jetzt etwas verändern. Und die 1 Woche hier werde ich in vollen Zügen genießen! Vor allem jetzt wo ich dich kennen gelernt habe!“
Matt strahlt sie an, dann zieht er sie fest in seine Arme. So bleiben sie in dem milden Sonnenschein liegen.
Als es anfängt dunkel zu werden, brechen sie wieder auf. Auf dem Heimritt, reiten sie dicht nebeneinander.
Am Tisch sitzen sie neben einander. Seltsamerweise scheint dies keiner zu bemerken. Auch als sie im Flur eng aneinander geschmiegt laufen, kommt von niemanden ein Kommentar. Vor ihrer Tür gibt Matt Liza einen langen und sehr zärtlichen Gute Nacht Kuss und mit einem unendlich liebevollen Blick und Lächeln zu ihr, geht er den Flur entlang.
Die Tage darauf verbringen Matt und Liza jede freie Minute mit einander. Liza merkt, wie schön es ist in der Natur zu sein. Es ist ein schon längst vergessenes Gefühl, das sie nun wieder entdeckt hat. Zu zweit nutzen sie das Freizeitangebot des Ferienlagers völlig aus und jeden Tag steht etwas anderes auf ihrem Plan. Nur die Abende verbringen sie gleich.
Liza sattelt bereits die Fuchsstute, als Matt fröhlich den Stall betritt. Einige Minuten später reiten sie los. An ihrem Lieblingsplatz angekommen, breiten sie wieder die Decke aus und machen es sich bequem.
„Weißt du, irgendwie kommt mir das ganze so unwirklich vor! Es ist so schön!“
Matt lächelt nur und streicht ihr zärtlich über die Wange.
So liegen sie die ganze Zeit. Ab und zu unterhalten sie sich. Als die Dunkelheit hereinbricht, reiten sie zurück.
So vergeht die Zeit schnell und ehe es sich Liza versieht, ist eine wunderschöne Woche in dem Ferienlager zu Ende. Am Tag des Abschieds tauschen sie ihre Adressen aus. Ein paar Mädchen verabschieden sich auch von Liza aber keiner von Matt. Nach einer langen Umarmung und einem letzten Kuss, stehen sie sich gegenüber Liza mit einem Lächeln, weil sie Matt ja bald wiedersehen wird. Doch Matt’ s Lächeln ist traurig. Als er sie noch einmal in die Arme nimmt, flüstert er ein:
„Leb wohl Liza! Ich liebe dich und werde dich niemals vergessen!“
Liza lächelt verwirrt.
„Warum sagst du sowas? Ich komme dich bald besuchen! Kann sein, dass ich morgen schon vor deiner Tür stehe. Falls du das möchtest natürlich nur.“
Matt schluckt schwer und antwortet dann:
„Nichts wäre mir lieber Liza...“
Plötzlich ertönt hinter ihnen ein Ruf:
„Elizabeth! Liebling, hier sind wir!“
Liza küsst Matt noch einmal zärtlich. Sie dreht sich zu ihrer Mutter und dem Chauffeur der Familie um.
„Hallo Mutti! Ich muss dir gleich jemanden vorstellen! Das ist Matt!“ Sie dreht sich um und zeigt dorthin, wo Matt noch eben gestanden hatte.
„Ja aber wo ist er denn nur? Er stand eben noch hier. Du musst ihn doch gesehen haben! Ein großer Junge mit schwarzen Haaren und strahlend blauen Augen! Er stand die ganze Zeit bei mir!“
Verwirrt schaut ihre Mutter sie an.
„Tut mir leid Schatz aber ich habe hier keinen jungen Mann mit diesem Aussehen gesehen!“
Völlig verwirrt schaut Liza sich um, dann ruft sie seinen Namen.
„Matt? Matt wo bist du? Matt!“ Schnell läuft sie zu einer Betreuerin.
„Entschuldigen sie, haben sie gesehen, wer Matt abgeholt hat? Er heißt richtig Matthew Lordan!“
Die junge Frau schaut sie erstaunt an.
„Ich kann mich an niemanden mit diesem Namen erinnern. Ich schaue mal in der Liste nach.“
Sie liest konzentriert die Namensliste, dann blickt sie auf und sagt:
„Da steht dieser Name auch nicht. Entweder hat der Junge dir einen falschen Namen gesagt, oder...“
Liza schüttelt entschieden den Kopf.
„Nein, nein! Sie müssen sich doch an ihn erinnern. Er war immer mit mir unterwegs! Schwarze Haare, blaue Augen, etwas größer als ich!“
Die Leiterin zieht eine Augenbraue hoch.
„Du warst immer allein unterwegs! Bei dir war niemand mit diesem Aussehen!“
„Doch natürlich. Wir haben uns zusammen abgemeldet. Das müssen sie doch noch wissen!“
„Tut mir leid aber du hast dich immer allein abgemeldet. Ich habe dich die ganze zeit nur allein gesehen.“
Liza steigen vor Verzweiflung die Tränen in die Augen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Entschlossen zu beweisen, dass Matt bei ihr gewesen war, dreht sie sich um und rennt auf die Mädchen aus dem Nachbarzimmer zu.
„Entschuldigt, ihr könnt euch doch noch an den Jungen erinnern, der mich immer an mein Zimmer gebracht hat! Blaue Augen, schwarze Haare, sehr gut aussehend! Ihr habt ihn doch jeden Abend gesehen!“
Die Mädchen schauen sie erstaunt an, als eins von ihnen antwortet, klingt die Stimme verwundert aber nicht hochnäsig oder abwertend.
„Nein tut mir leid Elizabeth, ich kann mich an keinen Jungen erinnern. Du bist immer allein zu deinem Zimmer gegangen.
„Nein nein nein nein! Was soll das, warum leugnen alle, das Matt da war? Ich hab ihn gesehen, er war die ganze Woche bei mir!“
Plötzlich legt sich eine Hand auf ihre Schulter. Es ist ihre Mutter.
„Komm Elizabeth. Du bist ziemlich verwirrt. Wir fahren nach Hause.“
Unter Tränen stammelt Liza nun:
„Ich hab ihn gesehen! ich hab ihn berührt und gefühlt! Er war da, das schwöre ich!“
Liza’ s Mutter führt sie zum wagen und setzt sie mit sanfter Gewalt hinein.
„Bitte Mutti, lass uns zu seinem Zuhause fahren, dann kann ich es dir beweisen! Bitte!“
Seufzend gibt ihre Mutter sich geschlagen.
„Na gut, gib Louis seine Adresse! Wir fahren hin, wenn du dann Ruhe gibst! Du hast dich ja völlig verändert!“
Den Rest der Fahrt schweigen sie, bis sie vor einem großen Haus halten. Der Chauffeur, Louis, sagt nach hinten:
„Das hier ist die Adresse, die sie mir gegeben haben!“
Vor dem großen Gutshof herrscht reges treiben. Viele Menschen sind da- und alle sind in schwarz gekleidet!
Zögernd geht Liza auf die Menge zu und spricht schließlich eine frau an:
„Entschuldigen sie bitte! Ich suche Mrs Lordan!“
Die Frau schaut sie seltsam an und sagt dann:
„Sie steht da hinten, neben dem Stall!“
Liza nickt dankend und geht auf die Frau zu. Als sie näher kommt, fällt der Blick von der angeblichen Mrs Lordan auf sie. Die Frau erstarrt in ihrer Bewegung und blickt sie ungläubig an. So bleibt sie stehen, bis Liza bei ihr ist.
„Entschuldigung, sind sie Mrs Lordan?“
Die Frau nickt, auch sie ist völlig in schwarz gekleidet und in ihrem Gesicht sind tiefe Spuren der Trauer.
„Oh gut! Ich möchte zu ihrem Sohn Matt. Er müsste heute wieder aus dem Ferienlager zurück gekommen sein! Ich habe ihn dort kennen gelernt und wollte ihn gleich noch mal besuchen!“
Um sie herum ist plötzlich vollkommene Stille, alles starrt Liza ungläubig - entsetzt an.
Mrs Lordan wird bleich und Tränen laufen an ihrem Gesicht hinunter.
„Was redest du da?“
„Haben Sie keinen Sohn der Matthew heißt?“
„Doch ich hatte einen Sohn der so heißt!“
„Hatte? Was soll das bedeuten?“
Die Frau schluckt schwer:
„Mit dem Ferienlager hattest du Recht. Da sollte er hin... aber..“
Liza’ s Stimme zittert, als sie nachfragt. Sie ahnt, dass etwas schreckliches passiert sein muss.
„Aber was?“
„Matt ist.. er ist.. Matt ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er auf dem Weg zu dem Ferienlager war! Matt ist nie dort angekommen!“
„NEIN!“ Liza schreit diese Worte so heftig, das die Frau zusammen zuckt.
„Das kann nicht sein! Ich habe Matt kennen gelernt, in dem Ferienlager! Wir haben die ganze Woche zusammen verbracht. Er kann nicht tot sein, das kann einfach nicht sein, niemals!“
Inzwischen zittert Liza am ganzen Körper, der Schock sitzt tief.
„Tut mir leid, aber du musst dich irren! Matt ist seit einer Woche tot, heute ist seine Beerdigung! Er wurde gestern sehr spät abends durch Zufall gefunden! Und der Gerichtsmediziner sagt, er ist seit einer Woche tot. Oh Gott das ist alles so schrecklich. Du musst ihn verwechselt haben!“
„Und wie komme ich dann hierher? Er hat mir seine Adresse gegeben, gestern abend, als wir unseren Abschlussausritt gemacht haben. ER kann also nicht tot sein!“
Jetzt zittert auch Matt’ s Mutter am ganzen Leib.
„Ich kann ihn dir zeigen! Wenn du mir dann glaubst! Der Sarg ist noch nicht geschlossen!“
Liza nickt langsam, das kann alles nicht wahr sein! Während sie Mrs Lordan folgt, folgen ihr viele Blicke. Dann steht sie nur wenige Meter von einem offenem Sarg entfernt.
„Darin liegt er! Geh hin, dann weißt du, das es wahr ist!“
Langsam, Schritt für Schritt geht Liza auf den großen Eichensarg zu. Dann steht sie davor und schaut hinein - und stösst einen langgezogenen Schrei aus. Matt liegt darin! Seine Hände sind über der Brust gefaltet, die Augen geschlossen, tiefe Schatten liegen auf seinem Bleichen Gesicht.
Liza stolpert rückwärts, voller Entsetzen. Zitternd krümmt sie sich auf dem Boden zusammen und schreit dabei immerzu:
„Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist nicht wahr! Ich habe jeden Tag mit ihm gesprochen! Er kann nicht tot sein. Nicht mein geliebter Matt.“ Mrs Lordan nimmt Liza behutsam in den Arm. Als diese ihr tränenverschmiertes Gesicht zu Mrs Lordan hebt, erstarrt diese. Dann stammelt sie ungläubig:
„Aber das gibt es doch gar nicht! Dieses Gesicht, dein Gesicht!“
Sie lässt Liza so schlagartig los, als wäre sie giftig und weicht vor ihr zurück.
„Sag mir, wie du heißt! Liza? Von Elizabeth?“
Unter Tränen schaut Liza die Frau verwirrt an, dann nickt sie leicht.
„Ja! Aber.. aber woher wissen Sie das? Und Liza hat mich nur Matt genannt!“
Matt’ s Mutter schlägt sich entsetzt eine Hand vor den Mund. Dann ist sie mit einem Satz auf den Beinen und rennt aus dem improvisierten Aufbewahrungsraum. Da stürmt Liza’ s Mutter in die Scheune.
„Was ist hier los?“ Sie sieht den Sarg, geht zu ihm und schaut hinein. Dann blickt sie Liza entsetzt an.
„Was hat das zu bedeuten? Dieser Junge sieht aus, wie der den du beschrieben hast!“
Liza bricht wieder in Tränen aus.
„Das ist Matt! Seine Mutter sagt, er ist vor einer Woche auf dem Weg zum Ferienlager gestorben. Sie haben ihn durch Zufall gestern spät in der Nacht gefunden! Aber das kann nicht sein, weil ich die ganze Woche mit ihm verbracht habe. Glaub mir ich habe mir das nicht eingebildet, es war echt. Er war echt!“
Dann fällt sie in die Arme ihrer Mutter, welche sie fassungslos an sich drückt. Liza fängt wieder an zu weinen, zwischen mehreren Schluchzern, stammelt sie:
„Und seine Mutter wußte meinen Namen, sogar den Spitznamen, den Matt mir gegeben hat! Aber wie kann das sein? Woher weiß sie den nur?“
Die Stimme von Mrs Lordan antwortet tonlos hinter ihnen:
„Von dem hier weiß ich das!“
Als Mutter und Tochter sich umdrehen, sehen sie, dass matt’ s Mutter etwas in der Hand hält. Zögernd gehen beide näher. Liza erkennt, dass es ein Photo ist. Langsam dreht Mrs Lordan es um. Liza gibt einen keuchenden Laut von sich, als sie sieht was auf dem Bild ist:
sie sieht ihr eigenes strahlendes Gesicht und neben ihrem blicken ihr Matt’ s strahlende Augen entgegen. Er hat einen Arm um sie gelegt und seinen Kopf an ihren gelehnt. Hinter ihnen sieht man Wald. Unter ihnen steht etwas:
In Erinnerung an meine geliebte Elizabeth - Liza, die ich nie vergessen werde!
„Oh Gott! Aber wie ist das möglich? Ich war mit Matt zusammen aber wir haben keine Bilder von uns machen lassen! Das Bild kann also gar nicht zustande gekommen sein! Unmöglich! Woher haben sie das?“
Noch immer mit tonloser Stimme antwortet Matt’ s Mutter:
„Das hatte er bei sich, als wir ihn gefunden haben! Er hielt es in seinen Händen. Er.. er hatte ein Lächeln auf den Lippen, als wäre er glücklich gestorben!“
Eine weitere Stimme ertönt hinter ihnen:
„Ich glaube ich habe eine Erklärung für dieses seltsame Ereignis!“
„Pater Laurens?! Was meinen sie damit?“
„ich kann euch vielleicht erklären, wie das alles möglich ist! Liza du sagst, dass du die ganze Woche mit Matt zusammen warst?“
Liza nickt, noch immer rollen Tränen ihr Gesicht hinunter.
„Aber er war zu dieser zeit schon tot! Vielleicht solltet ihr an die Möglichkeit denken, dass er als Engel noch auf der Erde war! Und als jener hat er die zeit bis zu seinem Auffund bei Liza verbracht! Hat außer die jemand matt in der Woche gesehen?“
Liza schüttelt, verwirrt von dieser These, den Kopf.
„Nein, als ich die Leiterin und einige Mädchen fragte, meinten alle sie könnten sich nicht an eine solche Person erinnern. Ich sei immer allein unterwegs gewesen, dabei war Matt die ganze Zeit bei mir! Ich habe ihn berührt, ihn geküsst! Das war kein Traum! Und auch keine Einbildung oder sonst etwas!“
„Das bezweifle ich ja auch gar nicht!“, beruhigt der Pater sie. Schließlich fährt er fort:
„Ich glaube, er ist nach seinem Tod nicht gleich dem Licht hinauf in den Himmel gefolgt. Er hatte noch etwas zutun. Welchen Grund könnte er gehabt haben, doch noch zum Ferienlager zu gehen und dort Liza zu treffen? Warum gerade sie? Überlegt einmal!“
„Nun...“, setzt Liza’ s Mutter zögernd an.
„Elizabeth wurde von einem Psychiater in das Ferienlager geschickt! Sie hatte enorme Probleme mit anderen Kindern in ihrem Alter um zugehen! Sie konnte sich nur mit Erwachsenen unterhalten! War immer in ihrem Zimmer und nie draußen. Sie war völlig verschlossen! Sie hat sich in dieser Woche sehr verändert, das habe ich bemerkt, als ich sie abgeholt habe!“
Der Pater lächelt, fast zufrieden meint er:
„Da haben wir den Grund! Er ist auf Liza aufmerksam geworden, auf ihre Einsamkeit! Er wollte ihr eine schöne Zeit schenken! Ich schätze seine Seele konnte nicht eher ruhen, bis er Liza glücklich gemacht hatte! Er ist als Engel zu ihr gekommen, deshalb hat niemand außer ihr Matt gesehen! Jetzt da sie sich verändert hat und sein Körper gefunden wurde, ist endlich zu dem Herrn gegangen! Matt hat seine Aufgabe erfüllt!“
„Ja aber woher ist das Bild? Liza sagt doch selbst, sie haben keine Bilder von sich machen lassen! Haben sie dafür auch eine Erklärung Pater?“
Dieser nickt:
„Die habe ich tatsächlich! Ich denke er hat das Bild entstehen lassen, als Erinnerung für Liza, damit sie die Zeit nicht vergisst und nicht wieder in jenes einsame Leben zurück fällt, das sie lebte bevor er kam! Es ist für sie bestimmt!“
dann fährt er, an Liza gewandt, fort:
„Du bist etwas ganz besonderes und hast etwas sehr besonderes erlebt! Du bist der erste Mensch, wegen dem ein Engel seine Reise zum Herrn verschoben hat! So etwas hat sicher noch nie jemand erlebt! Du solltest nicht traurig sein ,sondern glücklich, dass er dir diese schöne Zeit geschenkt hat! Du hast das Herz eines göttlichen Wesens erobert und das ist mit Sicherheit noch nie jemanden gelungen! Verändere dein leben Liza! Falle nicht mehr in diese tiefe Einsamkeit zurück! Du bist schön und das hat Matt dir mit Sicherheit auch gesagt!“
Liza schluchzt auf, mit bebender Stimme sagt sie:
„Er hat mir gezeigt, was ich alles machen kann! Er hat mir gezeigt, das es noch mehr gibt, als nur drinnen zu sitzen! Er... er hat mir das Lachen wieder gegeben! Und.. Und jetzt kann ich mich nicht mal bei ihm bedanken! Matt komm zurück, ich vermisse dich!“ Liza schreit diese Worte in tiefster Verzweiflung hinaus.
„Matt, bitte wenn du mich hörst, dann komm zurück! Ich konnte mich doch nicht einmal richtig von dir verabschieden! Maaaaaatt!“
Liza bricht schluchzend und weinend auf dem Boden zusammen.
„Das meinte er also.. warum habe ich es nicht verstanden?“
Alle sehen sie verwirrt an. Der Pater lässt sich neben ihr in die Hocke nieder und fragt mit sanfter Stimme:
„Was meinst du damit? Was meinte er womit?“
„Er sagte zu mir zum Abschied: „Leb wohl Liza! Ich liebe dich und werde dich niemals vergessen!“ ich habe gelacht und gesagt: „Was redest du da? Vielleicht stehe ich schon morgen vor deiner Tür! Wenn du das möchtest natürlich nur!“ und er antwortete: „Nichts wäre mir lieber Liza...“. Dann kam Mutti, ich drehte mich kurz zu ihr um und wollte ihr Matt vorstellen. Als ich mich wieder zu Matt umdrehte war er verschwunden.
Keiner hatte ihn gesehen, die ganze Woche nicht. Sein Name stand auch nicht auf der Liste, der Personen die da gewesen waren! Warum habe ich ihn nicht verstanden? Warum nicht!“
Der Pater legt eine Hand auf ihre Schulter:
„Du konntest es doch nicht wissen!“
„das mag ja sein aber ich hatte keine Gelegenheit mich richtig von ihm zu verabschieden!“
„Dafür bekommst du sie jetzt!“, fällt Matt’ s Mutter ein.
„Du und deine Mutter, ihr dürft an der Beerdigung heute teilnehmen! Matt wird auf unserem Familienfriedhof begraben! Du darfst sein Grab jederzeit besuchen! Schließlich haben wir es wohl dir zu verdanken, das Matt glücklich, mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben ist!“
Liza und ihre Mutter nicken unter Tränen. Auch Mrs Pergan ist von der ganzen Sache sehr mitgenommen.
„Hätten sie vielleicht schwarze Kleidung für uns? Ich möchte nicht in diesen Sachen herumlaufen!“
Mrs Lordan nickt. Dann verlassen sie zu viert die umgebaute Scheune. Draußen erhebt der Pater die Stimme:
„Werte anwesenden Verwandte und Gäste! Ich möchte Ihnen allen von einem wirklich unglaublichem Ereignis berichten, dass diesem Mädchen und uns allen zugestoßen ist! Dieses Mädchen hatte das außergewöhnliche Glück Matt als Engel anzutreffen...“
Während der Pater erzählt, führt Mrs Lordan Liza und ihre Mutter in das große Haus. Sie findet ein traumhaftes schwarzes Kleid für Liza und ein anderes für die Mutter.
„Möchtest du Matt’ s Zimmer sehen?“
Liza nickt und steht schließlich in seinem Zimmer. Mit nassen Augen schaut sie sich um, er zerreißt ihr schier das Herz zu wissen das ihr geliebter Matt hier lebte. Zärtlich fährt sie mit den Fingerspitzen über seine Schränke, sein Bett und den Schreibtischstuhl. Ein Plüschtier sitzt auf seinem Bett. Eine Art Monster mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Liza nimmt das Kuscheltier in den Arm, Matt’ s Mutter reagiert sofort:
„Nimm es mit! Das war sein Lieblingsplüschtier, er hat jede Nacht damit geschlafen! Ich schenke es dir! Ich habe dir soviel zu verdanken!“
„Danke, vielen Dank!“
Sie drückt das Monster an sich. Dann gehen sie wieder zu den anderen Trauergästen. Die blicken Liza entgegen, der Pater hat ihnen die Geschichte erzählt. Einige murmeln bewundernde andere tröstende Worte. Dann geht Liza ein letztes Mal zu den Sarg, in dem Matt aufgebahrt ist. Zärtlich streicht sie jetzt ihm über das Gesicht.
„Mach’ s gut Matt! Ich liebe dich!“
nach einem allerletzen Abschiedsblick auf Matt tritt sie zurück. Mit einem dumpfen Geräusch wird der Sarg geschlossen. Die Sargträger heben den Sarg vorsichtig hoch und tragen ihn allen voran zum Familienfriedhof. Liza läuft nur ein kleines Stück hinter dem Sarg. Schließlich stehen sie vor dem ausgeschaufeltem Grab. Liza blickt hinunter in die Grube. Bei dem Gedanken daran, das ihr geliebter Matt darin liegen soll unter der schwarzen dunklen Erde, schluchzt sie hart auf. Eine einzelne Träne fällt in das ausgehobene Grab. Langsam wird der Sarg hinab gelassen. Dann wirft jeder Trauergast einen Blumenstrauß auf den Sarg. Liza fällt vor dem Grab auf die Knie.
„Bye Matt! Ich werde dich niemals vergessen! Du hast mir wieder das Lachen gelehrt! Du hast mich aus meiner Einsamkeit geholt und dafür bin ich dir ewig dankbar! Durch dich weiß ich was Liebe ist, weil ich mich in dich verliebt habe!“
Dann wirft sie eine weiße Rose auf die restlichen Blumensträuße. Langsam ziehen die Leute an dem Grab vorbei. Als alle ihre Sträuße und Worte losgeworden sind, wird das Grab zugeschaufelt. Eine kalte hand umfasst Liza’ s Herz, als die ersten Erdbrocken auf den Sarg fallen. Es ist so grausam, das ein Mensch, der nicht einmal 20 Jahre alt geworden ist, so jung stirbt. Langsam verschwindet das Eichenholz unter der Erde. Liza fühlt sich, als würde sie lebendig begraben werden und dort unten liegen, anstelle von Matt. Langsam gehen die Leute, bis Liza allein da steht. Sie wirft sich auf das Grab und fängt hemmungslos an zuweinen. Sie kann sich gar nicht mehr beruhigen und weint immer wieder.
Plötzlich ertönt eine sanfte Stimme über ihr, die ihren Namen ruft. Die Stimme klingt so wunderbar vertraut. Liza richtet sich auf. Dann reißt sie ihre Augen weit auf vor ungläubiger Überraschung. Über dem aufgestelltem Grabstein schwebt eine in helles Licht gehüllte gestalt. Weite schneeweiße Schwingen erstrecken sich rechts und links von ihr. Mit einem zärtlichem Lächeln schwebt Matt auf den Boden vor Liza.
„Hallo Kleines!“
„M.. M.. Matt? Aber wie.. woher.. ich meine warum...“
Matt geht einige Schritte auf sie zu und streckt eine Hand nach ihr aus. Ohne Furcht läuft Liza zu ihm und nimmt seine Hand. Sie kann sie auch tatsächlich ergreifen. Matt zieht sie zu sich.
„Ich durfte noch einmal hierher zurück. Es tut mir leid, das ich es dir nicht gesagt habe! Es ist das allererste Mal das ein Engel und eine Sterbliche sich verlieben, weißt du. Durch diese außergewöhnliche Ausnahme wurde es mir gestattet dich nochmals zu besuchen und dir alles zu erklären. Der Pater hat das meiste schon gesagt. Ich war auf dem Weg nach oben, als ich deine Schwingungen fühlte. Ich fühlte die schmerzende Einsamkeit in deinem Leben. Also habe ich den Entschluß gefasst diese grausame Einsamkeit zu vertreiben. Ich wollte dir zeigen, wie schön das Leben sein kann. Verzeih mir ich dachte nicht an die Konsequenzen, die das mit sich brachte.“
Liza schaut zu Matt auf.
„Welche Konsequenzen?“
„Ich habe mich in dich verliebt, was eigentlich nicht sein darf, weil ich ja an einen Ort gehe, an dem du mir vorerst nicht folgen kannst! Ich habe dich zwar aus der Einsamkeit geholt, habe dir aber einen Schmerz zugefügt, den ich niemals wieder gutmachen kann! Du hast meinen Körper tot gesehen, mußtest dir anhören wie ich um’ s Leben kam und das ich solange da lag. Das wollte ich alles nicht, glaub mir!“
Liza lächelt den Engel unter Tränen an.
„Mach dir keine Vorwürfe! Du hast mir soviel Glück gebracht. Sicher der Schmerz dich jetzt, wo ich dich gefunden habe, wieder zu verlieren ist wahnsinnig groß und wird wohl immer in meinem Herzen sein. Doch auch die Erinnerung an diese Woche ist für immer darin!“
Matt zieht sie fest in seine Arme, dann schlägt er seine Flügel um sie, der weiße Raum erhält einen saphirblauen Schimmer durch seine Augen. Er beugt sich zu ihr und küsst sie. Während ihre Tränen weiter fließen streicht sie über seine Wange, durch seine Haare, fährt mit einem Finger über seine Lippen. Das Wissen, das er bald für immer fort sein wird zerreißt ihr förmlich das Herz.
„Du darfst nicht gehen, bitte Matt! Ich brauche dich doch. Geh nicht, noch nicht!“
In Matt’ s Augen tritt ein unbeschreiblicher seelischer Schmerz.
„Bitte Liza lass mich gehen!“
Liza schüttelt heftig den Kopf.
„Nein, nein, nein! Ich lass dich nicht fort, niemals! Ich will dich nicht verlieren!“
„Liza bitte! Die Bedingung war, das ich zurück komme! Ich bin doch immer in deiner Nähe und wache über dich. Das verspreche ich dir aber du musst mich gehen lassen!“
Da schreit Liza ihn an:
„Du kannst nicht von mir verlangen das ich dich wegschicke! Niemals, hörst du? NIEMALS! Ich lasse dich nicht gehen!“
Matt schaut sie flehend an:
„Liza bitte zwing mich nicht dazu, dich dazu zu bringen mich gehen zu lassen! Ich liebe dich aber ich muss zurück!“
Liza reißt sich von ihm los und bricht aus dem Gefängnis seiner Flügel aus, mit tränenerstickter Stimme wirft sie ihm vor:
„Du liebst mich nicht, sonst würdest du hier bleiben wollen! Du würdest mich nicht verlassen. Wenn du mich doch verlässt bist du grausam zu mir. Du hast mein Herz gestohlen und willst auf nie mehr wiedersehen damit verschwinden!“
Matt weicht trotz ihrer anklagenden Stimme nicht zurück, doch jetzt hat auch er tränen in den Augen. Matt hatte gewußt das es Konsequenzen haben würde aber das sie so schwer waren hätte er sich nicht erträumt.
„Liza ich bitte dich inständig: Lass mich gehen! Ich würde nichts lieber als für immer an deiner Seite bleiben aber es geht nicht! Ich bin ein Engel und du nicht. Wir treffen uns bald wieder und ich werde immer ein Auge auf dich haben! Aber tu mir das nicht an. Wirf mir nicht vor grausam zu sein, das zerreißt mir das Herz! Ich liebe dich mehr als alles andere. Glaub mir bitte!“
Dann sagt er leiser und mit intensiver Stimme:
„Bitte Schatz, lass mich gehen! Ich kann deinen Schmerz verstehen aber es wird wirklich Zeit für mich zu gehen!“
Er geht einen Schritt auf sie zu, als sie zurück weichen will, überwindet er die restliche Distanz zwischen ihnen. Schnell schließt er sie in seine Arme und breitet seine Flügel um sie. Ehe sie etwas sagen kann, verschließt er ihren Mund mit einem langen leidenschaftliche Kuss.
„Glaub mir Kleines! Ich bin für immer und ewig dein auch wenn du mich nicht siehst. Wann immer du Hilfe brauchst werde ich da sein! Aber lass mich frei, sonst kann ich es nicht!“
„Warum? Geh doch einfach! Wenn du unbedingt von mir weg willst!“
„Liza bitte! Ich will nicht von dir weg. Ich möchte von dir hören, dass du mich gehen lässt! Das ist mein erster und letzter Wunsch an dich mein Engel! Lass mich frei!“
Sie stehen sich gegenüber. Das Licht, das Matt umgibt ist etwas dunkler geworden, seine Aura ist voller Trauer und Schmerz.
„Matt... bitte.. nicht gehen.. nein bitte nicht! Wie soll ich ohne dich leben? Das.. das geht doch gar nicht! Nein das schaffe ich nicht!“
„Doch Liza das schaffst du! Ich habe dir gezeigt wie es geht, wie du dein Leben genießen kannst! Jetzt nutz das was ich dir gezeigt und beigebracht habe! Du wirst ein glückliches und erfülltes Leben haben. Das weiß ich und dafür werde ich mit all meiner Macht sorgen! Das verspreche ich dir hoch und heilig!“
Liza stürzt sich noch ein letztes Mal in Matt’ s Arme und küsst ihn. Dann tritt sie von ihm zurück.
„Ich werde dich so sehr vermissen! Nie niemals werde ich dich vergessen! Ich komme jeden Tag hierher, das verspreche ich dir!“
Der Engel mit den saphirblauen Augen und den schwarzen Haaren schaut sie erwartungsvoll und liebevoll an. Dann spricht sie jene unglaublich schweren Abschiedsworte:
„Ich werde dich unglaublich vermissen!....... Mach’ s gut Matt! Ich liebe dich! Bye!“
Das Gesicht des Engels erhellt sich.
„Danke Liza! Ich liebe dich von ganzem Herzen! Denk dran, du hast mich nun als Schutzengel und Begleiter! Danke Liza, vielen Dank! Danke!“
Matt breitet die Schwingen aus und erhebt sich ein Stück in die Luft.
„Matt!“
Liza rennt zu ihm und streckt die Arme nach ihm aus. Matt ergreift ein letztes Mal ihre Hand.
„Leb wohl mein Engel! Ich liebe dich!“
Und mit diesen Worten verschwindet Matt für immer. Liza steht noch immer mit erhobenen Armen da, die Hände gegen den Himmel gestreckt ruft sie noch einmal seinen Namen.
„Maaaaaatt!“
Und eine leise Antwort, fast nicht mehr als ein Hauch ertönt:
„Ich liebe dich Liza! Für immer!“
Dann ist auch das Gefühl von Matt’ s Nähe verschwunden.
„Du hast richtig gehandelt Liza!“, sagt eine Stimme hinter ihr. Es ist der Pater.
„Wie meinen Sie das?“
„es war richtig, das du ihn hast gehen lassen!“
„Als hätte ich ihn abhalten können!“
„Das hättest du!“
„Was?“
„Was denkst du ,warum hat er immer wieder gesagt: „Lass mich gehen!“ Und was denkst du wie er die Worte: „Lass mich frei!“ Gemeint hat? Er konnte erst gehen, wenn du ihn verabschiedest! Nur durch die Worte „Mach’ s gut! Bye!“ konnte er in den Himmel zurück kehren!“
„Sie.. sie meinen wenn ich das nicht gesagt hätte wäre er hier geblieben? Er hätte nicht gehen können?“
Liza schlägt sich die Hände vor den Mund.
„Was hab ich getan? Er wäre für immer bei mir geblieben! Und ich habe ihn gehen lassen! Warum habe ich das getan? Wie konnte ich so dumm sein?“
„NEIN Liza! Das war nicht dumm! Sicher er wäre hier geblieben. Doch er hätte unbeschreibliche Qualen erleiden müssen! Und wenn du nur einen Moment unachtsam gewesen wärst, wäre er in die Welt der Todesqualen gekommen: in die Hölle! Würdest du ihm das antun wollen? Diese Schmerzen und diese Gefahr?“
Liza schüttelt entsetzt den Kopf.
„Siehst du! Und er hätte dich auch nicht beschützen können! Von da oben aus kann er es und er ist immer bei dir, egal wo du bist und was du machst! Daran solltest du immer denken!“
Mit diesen Worten dreht sich der Pater um und geht.
Liza bleibt allein auf dem Friedhof zurück. Allein? Nein allein ist sie nicht. Von nun an hat sie einen ständigen Begleiter!
Sie schließt die Augen und setzt sich mit einem friedlichem Lächeln auf den Lippe vor Matt’ s Grab. Ein sanfter warmer Windhauch streichelt zärtlich ihr Gesicht und der Wind flüstert mit Matt’ s Stimme ihren Namen:
„Liza!“



Ende !

 

Hallo Steffi,

hiermit habe ich die 4te Deiner KGs hier in Fantasy gelesen, und wie in den andern finde ich, hast Du eine wunderschoene Geschichte "gemalt" moechte ich fast sagen. Es gibt auch hier kleine Ungereimtheiten und mangelnde Rechtschreibung, aber fuer mich aendert das nichts an der wunderschoenen Atmosphaere die du schaffst!

Liebe Gruesse
Dany

 

Ich find sie auch wunderschön und traurig... :( Aber wunderschön.

 

danke!
meine mutti hat beim lesen geweint und meine freundinnen auch halb.
naja ich habe hier noch mit dem ' geschrieben, obwohl es das ja im deutschen nicht gibt...
das is die allererste story die ich geschrieben habe!
da hatte ich meinen engeltick. ich liebe engel einfach(beschäftigem ich gerade mit Angelogie)

bye steffu

 

Hallo Evangeliongirlsoundsoviel,
ich hab mir deine Geschichte jetzt zwar nicht wirklich durchgelesen sondern sie mehr überflogen, das liegt vor allem auch daran dass mir solche Schmalz-Schmacht-Geschichten ;) nicht sonderlich liegen, aber mir sind doch ein paar Sachen aufgefallen.

1. Du kannst dich anscheinend nicht entscheiden in welcher Zeit du schreiben willst, du wächselst ständig munter zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Ließ dir einfach mal die ersten 50 Zeilen durch und achte darauf, dann weißt du was ich meine.

2. Hmmm, Engel und Liebe. Wenn ich mich nicht täusche, dann gehört das eigentlich eher zu Romantik. Aber auch egal, ganz falsch ist es bei Fantasy ja nicht, aber dort würde die Geschichte vermutlich einen größeren Anklang finden.

3. Rechtschreibfehler sind in der Geschichte nicht allzu viele drin, aber dennoch wird der Lesefluss etwas gebremst. Dass liegt, so wie ich das sehe, daran dass du Zahlen nicht ausschreibst:

1 Woche soll sie hier bleiben, umgeben von ihr völlig fremden Personen. Ihre Mutter hatte für sie ein Einzelzimmer beantragt. Alle anderen waren zu 2 bis zu 4. in einem Zimmer
Normalerweiße gilt die Regel dass man eins bis zwölf ausschreibt, ab 13 darf man die Zahlen so tippen.
Weiter fällt der schon oben erwähnte Zeitenwechsel negativ auf und die teilweiße etwas flüchtige Zeichensetzung auf.

Es wäre auf jeden Fall lobenswehrt wenn du die Geschichte noch einmal durchlesen und ausbessern würdest. Dann wäre sie nämlich wirklich erstklassig.

Wanderer

 

Hi!
Ich finde deine Geschichte echt total super! Vor alllem gefällt mir,daß du das eigentlich schon ziemlich ausgelaugte Thema "Engel auf Erden" neu und wirklich gut aufbereitet hast.
Also: zwei (ausgeschriebene ;-) ) enthusiastisch erhobene Daumen für dich!!!
Mir gefällt, daß du Lizas und auch Matts Gefühle beschrieben hast, ich find, daß ist so ziemlich daß wichtigste an einer Geschichte. Und daß du sage und schreibe: 8 494 Wörter geschrieben hast, ohne dabei nennenswert in Kitsch und Langatmigkeit zu verfallen, hat noch zusätzliche Bonuspunkte verdient!
Nur, (jetzt kommen die konfusen (und vollkommen ungerechtfertigen!) Anschuldigungen ;) ): Lass Liza nicht zu schnell ihre uralten Gewohnheiten ablegen, von einem Tag auf den anderen geht sowas nicht.
Und gegen Anfang, als das brünette Mädchen ihr den Zettel gibt, wieso hebt nicht sie die Augenbraue? Es ist ja eigentlich nicht üblich, daß man als Dankeschön gleich einen Knicks zu sehen bekommt.

Danke, daß du nicht " Seine Aura verdunkelte sich vor Schmerz und Trauer" geschrieben hast (ich hasse diesen Satz, der kommt sonst in ALLEN Engelsgeschichte ganz genau so vor!!), sondern den Satz etwas anders vormuliert hast . Noch besser aber wäre, wenn sie den Schmerz ganz ohne Verdunkelungen sehen könnte. Warum ist Dunkel eigentlich immer die Versinnbildlichung von Schmerz und Trauer??

Ich hab eine Frage wegen dem Reiten: feiner Ritt... meinst du damit Dressurreiten? Und was ist normaler Ritt? Ich kenn mich beim Reiten überhaupt nicht aus, ich weiß bei Pferden allerhöchstens, wo vorn und hinten ist... :p

Das allererste Wort finde ich etwas unglücklich getroffen; ich fände "Mißmutig" besser.

Die Tagebucheintragungen zwischendurch passen auch gut rein. Hier könntest du dem Leser zeigen, wie sie ihre steife, abweisende Haltung verliert und zunehmend lockerer wird.
Aber beim ersten Mal hast du Ernest und Luise vorgestellt; ich glaube, daß Tagebuch kennt deren Berufe und die Tatsache, daß Luise amüsanete Geschichten erzählt schon. Warum heißen eigentlich alle Zimmer-/Hausmädchen immer Luise??

Ok, daß wärs dann von mir, ciao discs

PS: bitte mach weiter so! Diese Geschichte ist dir echt total gelungen!

 

Hallöchen Evangeliongirl!

Ich bin gestern auf deine Geschichte gestoßen und mir war gerade so danach, etwas romantisches zu lesen..... also hab ich mir dein Werk ausgedruckt, und ganz langsam gelesen...

Also dass du am anfang oft Zeiten wechselst (was man übrigens mit E schreibt, lieber Wanderer :p ) find ich eigentlich nicht so tragisch, da du dir die Gegenwart ausgesucht hast, und du doch Dinge erklärt hast, die sich auch zu verschiedenen Zeiten abgespielt haben..... ach ja übrigens RESPEKT, ich könnte nicht in dieser Zeit schreiben!

Ja, das mit den Tippfehlern ist eben immer so eine Sache..... Ist schon etwas länger her, dass ich hier meine erste Geschichte ausgestellt habe... sie strotzte nur so von Fehlern :rolleyes: , aber auch aus einem Grund: Ich war so verdammt neugierig, wie meine Geschichte andere Leute finden würden, dass ich sie, ohne mir sie durchzulesen einfach hineingestellt hab....... uhhhh starscratcher hat mir fast die Augen ausgekratzt *g*
also ich weiß wie man sich fühlt, aber trotzdem, ich würde nochmal drüber gehen....

aber nun mal zum viiiiiiiiel Wichtigeren meiner Meinung nach: dem Inhalt deiner Geschichte

Ganz happy war ich ja, über die Sätze des Paters..... du ziehst also einige gläubige Aspekte in die Geschichte hinein, und darauf kannst du wirklich stolz sein! Ich bin Christin (*g* krank noch dazu, da redet sichs also leicht, während der Osterfeiertage, wo jeden Tag eine Messe ist....) und Geschichten in der zu Gott bezügliche Sätze in direkter Weise vorkommen, liest man nicht oft! :thumbsup:

Dass du im ersten Tagebuch eintrag auch beschrieben hast, wer Ernest und Louise sind, finde ich nicht schlecht.... das Tagebuch weiß es zwar, aber wir nicht und lose Namen, die mit keinem einzigen Wort erklärt werden, hätten auch irgendwie komisch gewirkt.....

ja, dass liza schnell ihre gestochene Sprache etwas ändert, ist mir auch aufgefallen, aber ich hab dann mal nachgedacht, denn irgendwie ist das bei jedem so..... ich leb in österreich und hab sozusagen auch einen richtig schönen dorf slang drauf, aber ich kann auch genauso sprechen wie alle anderen.... ich wähle die sprache meines gegenübers.... also finde ich, dass du das ruhig so machen kannst.....

was witzig ist, so ist es mir vorgekommen, ist, dass nach Lizas erstem Tagebucheintrag am Ferien camp, der ja in äußerst hochgestochener Sprache ist, du kurz auf diese Art weiterschreibst.....
ich weiß nicht, ob das so ist, aber es scheint ein bisschen so....

Hmm, ich denke, dass du auch das Thema Liebe auf den ersten Blick sehr gut beschrieben hast..... Man sieht jemanden, fühlt sich hingezogen, aber dass dann wirklich etwas entsteht, gehört auch mehr dazu.... wunderschön!

hmm, besonders beeindruckend finde ich, wie du Matts aussehen gewählt hast *schmacht* schwarze haare, blaue augen, aber trotzdem ein natürlicher, bodenbeständiger Typ von Charakter...... ein apell an die fantasie vieler Mädchen.... ;)

tja, dass, das licht um ihn dunkler wird ist witzig..... denn wie kann licht dunkel sein? eher würde schwächer passen.... aber das macht nichts, das ist eben das, was einen engel in geschichten scheinbar ausmacht!

du hast eine wunderschöne Gefühlsebene gewählt, und somit eine wunderschöne atmosphäre für alle Kitsch fans (mich eingeschlossen :shy: ) geschaffen!


wundervolle geschichte und ich bin froh, dass du sie zu fantasy gegeben hast, denn ich lese kaum was von anderen Genres, also DANKE! da kommt man wieder ins träumen! weiter so!

Deine Christine

PS :D eine erste Geschichte????? huuuuuhhhhh, also ich hab mit 12 meine erste geschrieben, und die solltest du mal sehen.... das peinlichste vom peinlichen *g* :D

 

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