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Wenn Engel fliegen lernen

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27.02.2006
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Wenn Engel fliegen lernen

Es war einmal eine kleine weiße Wolke.
Auf dieser Wolke saß ein kleiner zarter Engel.
Dieser kleine Engel auf seiner weißen Wolke machte ein finsteres Gesicht.

Wieso, fragst du dich vielleicht, hat er doch einen phantastischen Blick über die ganze Erde und freie Sicht bis ans Ende der Welt.
Der kleine zarte Engel auf der kleinen weißen Wolke machte trotzdem ein ganz, ganz finsteres Gesicht. Denn er fühlte sich fürchterlich einsam.

Da saß er auf seiner Wolke mit dem besten Überblick, den man sich denken konnte, hatte aber niemanden, dem er davon erzählen konnte, wie toll die Welt von oben aussah, wie die Sonne in den Ozeanen glänzte und wenn sie unterging den Himmel zum Brennen brachte.
Er konnte niemanden davon berichten, dass er die Zahl der Sterne am Himmel nun endgültig sicher wusste, er hatte sie alle unzählige Mal gezählt.
Er konnte niemanden sagen, wie einsam er sich fühlte auf seiner wunderbaren, kleinen weißen Wolke.

Eines Tages, kurz bevor die Sonne am Horizont verschwand und der Mond auf der Bühne des Himmels zu leuchten begann, näherte sich der kleinen weißen Wolke eine große dunkle Wand. So etwas hatte der kleine Engel noch nie gesehen und er war neugierig. Vielleicht gab es nun etwas Abwechslung in seinem kurzen Engelleben.

Die dunkle Wand näherte sich mit großer Geschwindigkeit, kräftiger Wind kam auf und fuhr dem kleinen Engel durch das Engelshaar.
Was war das? Langsam wurde ihm mulmig im Bauch. Er zuckte zusammen, als ein weißer Pfeil aus der dunklen Wand zischte, gefolgt von einem donnernden Getöse.
Unaufhörlich näherte sich das beängstigende Grollen der kleinen Wolke, die mittlerweile ganz grün war vor Angst.

Der kleine Engel machte sich noch kleiner, knüllte sich zu einem zitternden Knäuel zusammen, zog ein Stück Wolke über seinen Kopf und hoffte, dass das donnernde Getöse schnell wieder vorbei ging.
Da kam ein mächtiger Wind und blies den kleinen Engel mit einem kräftigen Stoß von seiner Wolke. Entsetzt riss dieser die Augen auf. Er konnte nicht glauben, was passiert war: Er segelte mit riesiger Geschwindigkeit hinunter, der Luftzug schnitt ihm fast den Atmen ab.

Sein Herz begann zu pochen, die Hände wurden nass, was sollte er nur tun!?
Er konnte nichts tun, er raste zu Boden und war gelähmt von der Geschwindigkeit.

Da passierte etwas Wunderbares.
Der kleine Engel spürte ein Kribbeln auf seinem Rücken, ein ungewöhnliches Ziehen und mit einem Mal öffneten sich auf seinem Rücken zwei Flügel.
Nach ein paar vorsichtigen Flügelschlägen waren sie kräftig und fingen den Tiefflug des verängstigten Engels auf.
Dieser war ganz verdutzt, er hatte nicht gewusst, dass er solche wunderbaren Helfer hatte. Rasch lernte er, mit seinen breiten Flügeln umzugehen. Er suchte sich einen sicheren Platz auf einer großen weißen Wolke, ließ sich nieder und holte tief Luft.

Das war eine Aufregung! Neugierig betrachtete und befühlte er die beiden ausladenden Flügel.
Er spürte, wie sich sein Leben mit einem Mal verändert hatte, es war reicher geworden, spannender.

Als er seinen Blick wie gewohnt schweifen ließ, entdeckte er nicht allzu weit von sich entfernt eine andere Wolke.
Auf dieser Wolke erblickte er eine Gestalt, vielleicht ein kleiner zarter Engel so wie er?
Er wusste nun auf alle Fälle, wie er dieses Geheimnis lüften konnte, hatte er jetzt doch zwei kräftige Flügel, die ihn bringen konnten, wohin er wollte.

 

Hallo Rosalie,
und herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de!
Deine kleine Geschichte hat mir gut gefallen. Bei den ersten drei Sätzen dachte ich noch, huch, was wird das denn ... aber dann schaffst du es, mir ein paar schöne Bilder in den Kopf zu zaubern. Ich musste zwar einen Moment überlegen, was die dunkle Wand sein sollte, das kann aber auch an meiner Müdigkeit liegen. Jedenfalls eine wirklich niedliche Geschichte darüber, dass man Flügel haben kann, ohne es zu ahnen - und sich auf sie verlassen sollte, statt auf der eigenen Wolke herum zu sitzen.
Ein paar kleine Tippfehler und stilistische Holperer sind noch drin, aber die findest du sicher beim nochmaligen Drüberlesen.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Von Mephistos Bride

Hallo,

echt süße Geschichte von dir.
Habe lange im Kindergarten gearbeitet und würde diese Geschichte sofort verwenden. Gerade bei Kindern (besonders wenn sie etwas kleiner sind), sind Wiederholungen und klare Bilder wichtig.:thumbsup:

 

Hallo Rosalie,

herzlich willkommen auch von mir auf KG.de.

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist kindgerecht geschrieben und bis auf ein paar Ausdrücke auch für kleine Kinder verständlich.
Ich hätte anfangs die Wiederholungen angekreidet, aber als ich die Kritik von Mephistos Bride gelesen habe, muss ich ihr Recht geben. Kleine Kinder lieben Wiederholungen.

Noch ein paar Kleinigkeiten zum Schluss:

... und wenn sie unterging den Himmel zum brennen brachte.
.
zum Brennen

die Hände würden nass
muss es hier nicht wurden heißen?

Universums, Firmament, Szenario, Erdanziehungskraft
Diese Worte finde ich nicht so kindgerecht, da der gesamte Text recht leicht verständlich geschrieben ist.

Zusammenfassend ein schöne Idee, dem Engel beizubringen, dass er Flügel hat und mit ihnen eine Menge anfangen kann.

Viele Grüße
bambu

 

Vielen Dank für die Anregungen!
Es ist doch so, dass man den eigenen Text schon auswendig kennt und dann über Fehler einfach drüber liest.

Zu dem Thema Kindgerechtheit: Meine Intention beim Verfassen war nicht unbedingt, eine Kindergeschichte zu schreiben. Ich hab einfach begonnen, und das Ergebnis ist oben zu lesen.
Ich habe mich dann entschlossen, die Geschichte in der Rubrik "Kinder" zu posten, weil die eher zugänglich sind. Und weil auf diesen Umweg auch die Eltern zu erreichen sind, die so eine Geschichte selber vielleicht nicht lesen würden.

Also: auch für Erwachsene. Die schwierigen Wörter werde ich aber trotzdem umbauen.

Rosalie

 

Hallo Rosalie!

Anfangs wollt ich fast flüchten vor dne vielen Adjektiven. ;) Aber sie passen zum Text. Als cih mitten drin war, sind sei mir nicht mehr aufgefallen, als ich fertig mit lesen war und drüber nachgedacht habe, ist mir klargeworden, dass sie in Deiner Geschichte eine wichtige Funktion haben, udn dass der Text ohne sie ärmer wäre. Das ist hier ein gutes Textbeispiel, dass die Faustregel "so wenig Adjektive wie möglich" oft nicht so greift ...
Deine kurze Geschichte hat mir gut gefallen. Aus einer Notsituation etwas wunderbares entdecken, lernen, über den Tellerrand gucken, das lese ich heraus.

schöne Grüße
Anne

 

Das mit den Adjektiven kann ich gut verstehen, ich habe sie gezielt eingesetzt, um Bilder zu erzeugen.
Ich mag Geschichten, die die Kinder mit ihrem Körper, als Ganzes ansprechen.
Du bist aber nicht die erste, die skeptisch war zu Beginn der Geschichte, vielleicht finde ich einen weniger erschreckenden Anfang;)

Danke für die Anregung,

Rosalie

 

Hallo Rosalie,

willkommen bei kg.de.

Deine KG hat mir gut gefallen.

LG
WU

 

Hallo Rosalie!

Auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de! :)

Deine Geschichte hat mir schon recht gut gefallen, allerdings war sie mir ein bisschen zu schnell aus, nachdem das mit der dunklen Wolke und dem Pfeil für kleinere Kinder doch sehr aufregend ist. Da sollte meiner Meinung nach das Schöne am Schluß ebensoviel Gewicht haben und erlebend erzählt werden, wie das, wo sich die Kinder vielleicht fürchten. Also nach dem Entdecken der Flügel nicht nur schreiben, daß die Flügel den Engel nun hinbringen können, wohin er will, sondern das auch noch erzählen, bis er zum Beispiel abends müde und glücklich schlafen geht.

Es kommt halt drauf an, was Du selbst mit der Geschichte aussagen möchtest.
Ich sah sie zuerst mehr als eine Geschichte über das Loslassen, das Aufgeben der gewohnten Sicherheit, und dem anschließenden Entdecken der vielen anderen Möglichkeiten. – Nachdem ich aber ein bisschen darüber nachgedacht habe (hab die Geschichte schon gestern gelesen), frage ich mich – nein, Dich –, ob es nicht besser wäre, wenn Du statt der dunklen, bedrohlichen Wolkenwand einen anderen Grund findest, warum er die Wolke verlassen muß, einen, bei dem der Engel sich selbst überwinden muß. Zum Beispiel könnte ihm die Wolke einfach zu klein werden, weil er schon so viel gewachsen ist, seit er auf ihr lebt. – Aber vielleicht siehst Du ja eine ganz andere Aussage in der Geschichte, die würde mich dann sehr interessieren. :)

Was ich mich noch frage, ist, ob der Pfeil denn wirklich sein muß (»Er zuckte zusammen, als ein weißer Pfeil aus der dunklen Wand zischte, gefolgt von einem donnernden Getöse.«) – eigentlich hat er ja keine Funktion, er wirkt nur bedrohlich, aber es ist dann ja nicht der Pfeil, sondern ein Wind, der den Engel von der Wolke bläst. Also, ich würd ihn rausnehmen. ;)

Noch ein paar Kleinigkeiten und Vorschläge:

»Es war einmal eine kleine weiße Wolke.
Auf dieser Wolke saß ein kleiner zarter Engel.«
– Ich würde den Engel im ersten Satz nennen, da es ja um ihn und nicht um die Wolke geht, also z.B.: »Es war einmal ein kleiner, zarter Engel. Er saß auf einer kleinen, weißen Wolke.«

»Dieser kleine Engel auf seiner weißen Wolke machte ein finsteres Gesicht.«
– wäre mehr für »traurig« statt »finster«, »finster« verbinde ich mehr mit »böse«

»hat er doch einen phantastischen Blick über die ganze Erde«
– »phantastisch« würde ich vielleicht durch ein einfacheres Wort ersetzen

»Denn er fühlte sich fürchterlich einsam.«
– statt »fürchterlich einsam« fände ich »sehr allein« kindgerechter, außerdem kommt »einsam« nachher noch einmal, und so würde es sich nicht wiederholen.

»Da saß er auf seiner Wolke mit dem besten Überblick, den man sich denken konnte, hatte aber niemanden, dem er davon erzählen konnte, wie toll die Welt von oben aussah, wie die Sonne in den Ozeanen glänzte und wenn sie unterging den Himmel zum Brennen brachte.«
– Der Satz ist meiner Meinung nach zu lang für kleine Kinder. Und was hältst Du davon, nicht zu erzählen, was der Engel nicht hat, sondern zu schreiben, was er sich wünscht? Also zum Beispiel: »Er wünschte sich jemanden auf seine Wolke, dem er davon erzählen …« Wobei: Wenn jemand bei ihm wäre, müßte er dem auch nicht davon erzählen, sondern sie könnten sich einfach gemeinsam darüber freuen.

»er hatte sie alle unzählige Mal gezählt.«
– »unzählige Mal gezählt« macht sich wegen der Wiederholung von »zähl« nicht so gut, Vorschlag: schon oftmals gezählt.

»Vielleicht gab es nun etwas Abwechslung in seinem kurzen Engelleben.«
– wieso ist das Engelleben kurz? Würde ein anderes Adjektiv suchen, eins, das nicht an den Tod erinnert. ;)

»Unaufhörlich näherte sich das beängstigende Grollen der kleinen Wolke, die mittlerweile ganz grün war vor Angst.«
– Da es ja um den Engel geht, würde ich ihn hier auch mit reinnehmen, z. B., indem Du »dem kleinen Engel und« zwischen »Grollen« und »der« einfügst.

»knüllte sich zu einem zitternden Knäuel zusammen,«
– statt »knüllte« würde ich »rollte« schreiben, oder wolltest Du »knüllte« und »Knäuel« aus stilistischen Gründen beisammen in einem Satz haben?

»zog ein Stück Wolke über seinen Kopf«
– das stelle ich mir als gezeichnetes Bild in einem Bilderbuch unheimlich süß vor. :)

»Sein Herz begann zu pochen, die Hände wurden nass, was sollte er nur tun!?«
– besser einen Punkt nach »nass« und nur ein Fragezeichen nach »tun«

»Er konnte nichts tun,«
– da wiederholt sich das »tun«, vielleicht hier »machen« verwenden?

»er raste zu Boden und war gelähmt von der Geschwindigkeit.«
– war wie gelähmt – er war ja nicht wirklich gelähmt. ;)

»Auf dieser Wolke erblickte er eine Gestalt, vielleicht ein kleiner zarter Engel so wie er?
Er wusste nun auf alle Fälle, wie er dieses Geheimnis lüften konnte, hatte er jetzt doch zwei kräftige Flügel, die ihn bringen konnten, wohin er wollte.«
– Wie gesagt, hätte ich hier gern weitergelesen, hätte gern noch gelesen, wie sich die beiden Engel kennenlernen, wie sie sich freuen, wie sie gemeinsam herumfliegen, …


Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi Rosalie,

eine süsse kleine Geschichte.:)

Häferl hat dir ja schon sehr hilfreiche Tips gegeben, wie du deine KG stilistisch noch etwas verbessern könntest.
.

Vielleicht gab es nun etwas Abwechslung in seinem kurzen Engelleben.
Ich denke, hier wolltest du ausdrücken, dass der Engel noch sehr jung ist und erst ein kurzes Engelleben hat.
Vielleicht solltest du zum besseren Verständnis schreiben: ...in seinem erst kurzen ...

Auch ich hätte mir das Ende deiner KG etwas ausführlicher gewünscht.
Z.B. dass dein kleiner Engel jetzt zu den Häusern der Kinder fliegen kann. Abends vor den Fenstern der Kinderzimmer schwebt und den kleinen schöne Träume wünscht. Oder so ähnich.:)

Hoffe bald mehr von dir zu lesen.
lieben Gruß, coleratio

 

Ich denke, hier wolltest du ausdrücken, dass der Engel noch sehr jung ist und erst ein kurzes Engelleben hat.
Vielleicht solltest du zum besseren Verständnis schreiben: ...in seinem erst kurzen ...
Ich hab das glatt andersherum gelesen. :lol: Dann würde ich vorschlagen "in seinem jungen Engelleben". ;)

 

Ich bin ganz hin und weg ob der vielen Anregungen, werde mir das Ganze in Ruhe durchschauen.

Wegen der Aussage: Meine ursprüngliche Intention war es, dass, obwohl der Engel nicht wirklich glücklich war auf seiner Wolke, er trotzdem ein Ereignis von Aussen gebraucht hat, um sie zu verlassen. Das heißt auch, wenn etwas Schreckliches passiert, hat das immer auch positive Seiten.

Anfangs hab ich die Geschichte nicht für Kinder geschreiben, deshalb waren ursprünglich manche Ausdrücke und Wendungen nicht unbedingt kindgerecht. Das merkt man/frau vielleicht immer noch.

Die Idee, dass ihm die Wolke zu klein wird, knüpft sicher auch an den Erfahrungen der Kinder an, vielleicht werde ich eine zweite Version basteln.

Danke euch allen.

Rosalie

 

Hi Rosalie,
Eine sehr schöne Geschichte mit gutem Einstieg. Ich fand sie recht spannend und kann fast nichts darann aussetzen.

zwei Kleinigkeiten:

Auf dieser Wolke saß ein kleiner zarter Engel.
klein und zart sind für mich zwei recht ähnliche Begriffe. Vielleicht findest du ein anderes Adjektiv für deinen Engel.
Er segelte mit riesiger Geschwindigkeit hinunter, der Luftzug schnitt ihm fast den Atmen ab.
Die Formulierung finde ich unglücklich

L.G.
Bernhard

 

Hallo Rosalie,

eine Menge ist zu Deiner Geschichte schon gesagt worden, so dass mir nicht mehr viel übrig bleibt.
Im Großen und Ganzen gefällt mir Dein Text. Ein paar sehr schöne Bilder hast Du verwendet.
z.B:

wie die Sonne in den Ozeanen glänzte und wenn sie unterging den Himmel zum Brennen brachte.
:)

Ich ganz persönlich, konnte mich allerdings beim Lesen nicht so richtig mit den vielen "klein" und "groß" anfreunden. Auch die häufige Verwendung der Worte "dieser", "dieses" und "dies" ist einfach nicht so ganz mein Fall. :)

Einmal verwendest Du das Wort "Tiefflug". Ich würde es durch "Sturzflug" ersetzen. Tiefflug ist ein kontrollierter Flug in geringer Höhe, Dein Engel aber stürzt ohne jegliche Kontrolle rasend schnell ab.

Berhard meint, dass

Er segelte mit riesiger Geschwindigkeit hinunter, der Luftzug schnitt ihm fast den Atmen ab.
eine unglückliche Formulierung ist. Die Formulierung ist nicht nur unglücklich, sie ist auch falsch. Es muss entweder "das Atmen" heißen, was aber keine geglückte Formulierung wäre, oder aber "den Atem".

Die Aussage Deiner Geschichte, dass nämlich ein Ereignis, welches zunächst als großes Unglück erscheint, am Ende doch noch etwas Gutes hat (der Engel lernt fliegen!), gefiel mir. :)
Lieben Gruß
al-dente

 

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