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Wenn Engel fliegen lernen
Es war einmal eine kleine weiße Wolke.
Auf dieser Wolke saß ein kleiner zarter Engel.
Dieser kleine Engel auf seiner weißen Wolke machte ein finsteres Gesicht.
Wieso, fragst du dich vielleicht, hat er doch einen phantastischen Blick über die ganze Erde und freie Sicht bis ans Ende der Welt.
Der kleine zarte Engel auf der kleinen weißen Wolke machte trotzdem ein ganz, ganz finsteres Gesicht. Denn er fühlte sich fürchterlich einsam.
Da saß er auf seiner Wolke mit dem besten Überblick, den man sich denken konnte, hatte aber niemanden, dem er davon erzählen konnte, wie toll die Welt von oben aussah, wie die Sonne in den Ozeanen glänzte und wenn sie unterging den Himmel zum Brennen brachte.
Er konnte niemanden davon berichten, dass er die Zahl der Sterne am Himmel nun endgültig sicher wusste, er hatte sie alle unzählige Mal gezählt.
Er konnte niemanden sagen, wie einsam er sich fühlte auf seiner wunderbaren, kleinen weißen Wolke.
Eines Tages, kurz bevor die Sonne am Horizont verschwand und der Mond auf der Bühne des Himmels zu leuchten begann, näherte sich der kleinen weißen Wolke eine große dunkle Wand. So etwas hatte der kleine Engel noch nie gesehen und er war neugierig. Vielleicht gab es nun etwas Abwechslung in seinem kurzen Engelleben.
Die dunkle Wand näherte sich mit großer Geschwindigkeit, kräftiger Wind kam auf und fuhr dem kleinen Engel durch das Engelshaar.
Was war das? Langsam wurde ihm mulmig im Bauch. Er zuckte zusammen, als ein weißer Pfeil aus der dunklen Wand zischte, gefolgt von einem donnernden Getöse.
Unaufhörlich näherte sich das beängstigende Grollen der kleinen Wolke, die mittlerweile ganz grün war vor Angst.
Der kleine Engel machte sich noch kleiner, knüllte sich zu einem zitternden Knäuel zusammen, zog ein Stück Wolke über seinen Kopf und hoffte, dass das donnernde Getöse schnell wieder vorbei ging.
Da kam ein mächtiger Wind und blies den kleinen Engel mit einem kräftigen Stoß von seiner Wolke. Entsetzt riss dieser die Augen auf. Er konnte nicht glauben, was passiert war: Er segelte mit riesiger Geschwindigkeit hinunter, der Luftzug schnitt ihm fast den Atmen ab.
Sein Herz begann zu pochen, die Hände wurden nass, was sollte er nur tun!?
Er konnte nichts tun, er raste zu Boden und war gelähmt von der Geschwindigkeit.
Da passierte etwas Wunderbares.
Der kleine Engel spürte ein Kribbeln auf seinem Rücken, ein ungewöhnliches Ziehen und mit einem Mal öffneten sich auf seinem Rücken zwei Flügel.
Nach ein paar vorsichtigen Flügelschlägen waren sie kräftig und fingen den Tiefflug des verängstigten Engels auf.
Dieser war ganz verdutzt, er hatte nicht gewusst, dass er solche wunderbaren Helfer hatte. Rasch lernte er, mit seinen breiten Flügeln umzugehen. Er suchte sich einen sicheren Platz auf einer großen weißen Wolke, ließ sich nieder und holte tief Luft.
Das war eine Aufregung! Neugierig betrachtete und befühlte er die beiden ausladenden Flügel.
Er spürte, wie sich sein Leben mit einem Mal verändert hatte, es war reicher geworden, spannender.
Als er seinen Blick wie gewohnt schweifen ließ, entdeckte er nicht allzu weit von sich entfernt eine andere Wolke.
Auf dieser Wolke erblickte er eine Gestalt, vielleicht ein kleiner zarter Engel so wie er?
Er wusste nun auf alle Fälle, wie er dieses Geheimnis lüften konnte, hatte er jetzt doch zwei kräftige Flügel, die ihn bringen konnten, wohin er wollte.