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Wenn die Zeit sich verspätet und Nacht von Blitzen triumphiert wird

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24.04.2003
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Wenn die Zeit sich verspätet und Nacht von Blitzen triumphiert wird

Dunkle Bilder hatten Phillipos Träume beherrscht.
Er konnte sich nicht mehr an das erinnern, was er im Schlaf gesehen hatte, aber es war zutiefst beunruhigend gewesen. So schwer es ihm auch fiel sich diese Tatsache selbst einzugestehen, aber dieser Ort erfüllte ihn zunehmends mit Unbehagen.
Er stand von dem harten Holzschemel auf, den er an die Höhlenwand gelehnt hatte und zog seine Taschenuhr hervor. Es war erst kurz nach acht. Es kam ihm vor, als wenn er Stunden weggewesen wäre, wenngleich er sich auch in keinster Weise erholt fühlte.
Das Licht der Öllampe begann leicht zu flackern, als von außen das provisorisch zusammengezimmerte Tor geöffnet wurde. Am Klang der Schuhe erkannte er, dass es Mona war.
"Alles in Ordnung?", wollte sie wissen, als wenn sie sein Unwohlsein erahnt hätte. Möglicherweise stand es ihm aber auch ins Gesicht geschrieben.
"Ja...ich habe bloß schlecht geschlafen. Funktioniert der Satellitensender?"
Mona ließ sich mit dem Rücken müde gegen die Felswand fallen.
"Nein. Nichts.", seufzte sie, "Die einzige Verbindung zur modernen Zivilisation, die wir an den Kontrollposten vorbeischmuggeln konnten, lässt uns jetzt scheinbar bis aufs weitere im Stich. Ironie des Schicksals."
Phillipo streckte seine Arme aus und konnte seine Gelenke knacken hören.
Sie waren vor sechs Tagen auf die Höhle gestoßen. Die alte Karte war zur Überraschung der gesamten Gruppe mehr als präzise gewesen. Eigentlich waren alle davon ausgegangen, den vorerst anstrengendsten Teil der Expedition hinter sich zu haben. Zwei Wochen lang waren sie durch dieses gottlose Land gezogen, ständig darauf gefasst, plötzlich aus einem Hinterhalt heraus überfallen zu werden, oder an einer der zahlreichen Kontrollstellen aufgehalten zu werden. Sie hatten eine Menge Bestechungsgelder zahlen müssen und fast ihre gesamte Ausrüstung war in die Hände der aufständigen Soldaten gefallen. Lediglich das Notwendigste führten sie jetzt noch mit sich.
Das schlimmste war aber nicht der Verlust des Equipments, sondern die vielen grauenvollen Bilder, die sich auf ihrer Reise hierhin in ihre Seelen gebrannt hatten. Die Straßen und Wege dieses Landes waren gesäumt von Leichen. Ganze Dörfer hatten die Rebellen im Laufe des zehnjährigen Bürgerkrieges in Brand gesteckt und ihre einstigen Bewohner lagen wie achtlos weggeworfener Müll auf der verdorrten Erde. Manchmal sah man erst im unmittelbaren Vorbeifahren, dass man auf die Überreste eines Menschen blickte und nicht etwa auf einen Haufen verkohlten Holzes. Hinzu kam dieser unerträgliche, süßliche Gestank, der allgegenwärtig war und an den es sich zu gewöhnen unmöglich schien.
Hatte in der Hauptstadt noch ein letzter Rest von Vernunft und rationalem Denken geherrscht, so regierte hier draußen ein Chaos, welches die Hölle selbst nicht besser hätte verwalten können.
Doch jetzt, wo sie die Spitze des einzigen Berges in der ansonsten von flachen, verwüsteten Ebenen geprägten Landschaft erreicht hatten, war nichts besser geworden. Nach der anfänglichen Euphorie kamen sie nun kein Stück mehr vorran. Eine jede Nacht konnten sie die Lichter der Raketen am Himmel sehen, die wie ein tödliches Feuerwerk über das Firmament huschten. Sie wussten, dass die Rebellen in den vergangenen zwei Monaten enorm an Stärke gewonnen hatten und dass sie unter ihrer neuen Führung um einiges organisierter geworden waren. Ohne Radio jedoch war es ihnen von hier oben unmöglich über die fortschreitenden Ereignisse informiert zu werden und auch glaubten sie, dass das Donnern des Krieges sich in den letzten vierundzwanzig Stunden bedrohlich genähert hatte; und diesesmal würden ein paar Geschenke vielleicht nicht mehr ausreichen, um unbehelligt zu bleiben. Sie wussten, dass sie sich beeilen mussten, auch weil ihr Proviant nicht gerade üppig bemessen war.
"Pablo hat vorgeschlagen, sich in den Schacht abzuseilen. Wir haben genug Leinen, aber keine Taschenlampen mehr und Feuer könnte da unten gefährlich sein", sagte Mona und spielte dabei auf den merkwürdigen, undefinierbaren Geruch an, der von dem Grund der Höhle ausging und der ein wenig an ein Gemisch aus Schwefel und Batteriesäure erinnerte. Hier oben war er nur schwach, aber das Loch führte tief in die Finsternis hinein; niemand von ihnen wusste wie tief.
Phillipo ließ sich wieder auf den Schemel fallen. - "Das ist Wahnsinn. Wir haben keine Ahnung was uns dort erwartet...im Schlund dieses seltsamen Ortes." - Die Ehrfurcht und der Aberglaube, die in seiner Stimme mitschwungen, gefielen ihm absolut nicht. Es war nicht seine Art an mystische Geschichten und Legenden zu glauben, aber dieses Land zermürbte ihn einfach. Hinzu kamen die äußerst merkwürdigen Umstände, unter denen sie an die Karte gelangt waren. Außerdem war da noch etwas anderes...nicht greifbares. Wie die dunklen Bilder seines Traumes vorhin. Bislang hatte er mit niemandem darüber gesprochen, aber er spürte, dass die Anderen seine Gefühle teilten. Dies war von Anfang an keine normale Expedition gewesen. Sie waren verrückt, sich gerade zu dieser Zeit hierhin zu begeben. Es war geradezu selbstmörderisch, aber dennoch hatte niemand aus der Gruppe auch nur einen Augenblick gezögert, und das, obwohl sie noch nicht einmal mit Bestimmtheit wussten, was genau sie überhaupt suchten.
Stromgaard hatte während der Vorbereitungen mehrfach auf den vergessenen Stamm der Girokja´x-Indianer hingewiesen, dessen Spuren vermutlich über das gesamte Land verteilt waren, nur, das Ausgrabungen hier ebenso undurchführbar waren, wie es dem Frieden jetzt seit über einem Jahrzehnt nicht gelingen konnte, sich endlich wieder durchzusetzen. Einige Hinweise führten zu eben diesem Berg, den sie jetzt seit nunmehr fast einer Woche belagerten, auch wenn Phillipo mittlerweile eher das unerklärbare Gefühl hatte, das der Berg in Wahrheit SIE belagerte. Vage wurde in einigen alten Schriften eine vermeintliche Begräbnisstätte angedeutet, die sich hier befinden sollte und den einzigen, dünnen Strohhalm darstellte, nach dem sie greifen konnten. Umso erstaunlicher war es, dass das alte Pergament, welches eines Morgens absenderlos im Postfach der Universität gelandet war, sich als so faszinierend genau herausgestellt hatte.
Dennoch, alles was sie verfolgten waren bloß ungefähre Andeutungen, ohne Hand und Fuß. Tatsächlich hatte Phillipo in seiner langjährigen archäologischen Laufbahn, mit Schwerpunkt auf seltene Indianer- und Mayastämme, noch nie etwas von den Girokja´x gehört; und eine innere Stimme sagte ihm, dass es bei Stroomgard nicht anders war.
"Wir sollten nach draußen gehen", schlug Mona vor, "irgendwie müssen wir jetzt weiterkommen und wenn Pablo bereit ist, das Risiko auf sich zu nehmen, dann sollten wir ihn nicht davon abhalten. Eine Alternative steht uns momentan nämlich leider nunmal nicht zur Verfügung."
Alles was er tun konnte, war zustimmend zu nicken. So sehr ihm der Gedanke auch missfiel, der Wunsch von diesem schrecklichen Ort wegzukommen überlagerte bei ihm zu diesem Zeitpunkt sämtliche Vernunft.
Draußen war es kühl geworden. Laura hatte sich in ihren Schlafsack gewühlt und nippte unruhig an einer Tasse heißen Kräutertees. Sie beachtete die Beiden nicht, als sie durch das Tor hinaus an die frische Luft traten.
Stromgaard, Pablo und Edgar hatten sich auf einige stumpfe Steine in einer vom Wind geschützten Felsnische niedergelassen und besprachen offensichtlich etwas. Phillipo konnte sie vom Eingang aus nur leise wispern hören.
Es drang noch ein anderes Geräusch an seine Ohren. Zuerst konnte er es nicht einordnen, weil er es seit Tagen nicht mehr gehört hatte. Dann erkannte er, dass es der Satellitensender war. Sein Herz machte einen Sprung. Endlich wieder Kontakt zur Außenwelt; das war genau der Hoffnungsschimmer, den er jetzt brauchte. Die besorgten Gesichter der Dreiergruppe und die merkwürdigen Töne, die aus dem Lautsprecher drangen, dämpften seine Euphorie allerdings schnell wieder. Wer immer da sprach, tat dies in einer äußerst merkwürdigen Sprache.
Ehe er noch lange darüber nachdenken konnte, deutete ihm Stromgaard mit einer raschen Handbewegung, dass sie zu ihnen kommen sollten.
"Was ist das?", rief Pablo um Vernunft bemüht zu Stromgaard herüber, während er und Mona sich der Nische näherten. Im Grunde hätte er sich die Frage aber auch sparen können, denn ihrer Mimik nach zu urteilen wussten sie ebenso wenig wie er, von wem oder was diese schauderhaften, weltfremden Laute gesprochen wurden.
Sie klangen wie ein dämonisches Gebet, oder vielleicht auch eine Beschwörung. Vom Dialekt und von der Betonung her nicht annähernd mit irgendeiner Sprache vergleichbar, die er je gehört hatte. Es ließ sich zudem noch etwas anderes herausfiltern, eine Art Stampfen im Hintergrund, welches zutiefst beunruhigend war.
"Es hat vor ein paar Minuten plötzlich angefangen. Nachdem wir die Akkus entfernt haben. Der Kasten dürfte überhaupt nicht funktionieren", sagte Stromgaard, während er sich nervös am Ohr kratzte.
"Vielleicht eine Restladung?", fragte Phillipo und war sich dabei bewusst, dass das Schwachsinn war.
"Ausgeschlossen. Pablo hat sich bereit erklärt hinunterzusteigen. Wir müssen es noch heute Nacht machen. Vor einer halben Stunde ist eine Granate nur ein paar hundert Meter von hier entfernt eingeschlagen. Wir haben keine Zeit mehr."
Phillipo warf Mona einen fragenden Blick zu. - "Ich wollte es dir nicht erzählen. Wir sind im Moment alle ein wenig zu sehr durch den Wind für ständige Hiobsbotschaften.", sagte sie etwas verschämt.
"Großartig! Habt ihr überhaupt irgendeine Ahnung was die mit uns anstellen, wenn sie den Berg erreichen?"
Laura schrie kurz und grell auf. Sie hatte sich den Tee über ihre Arme geschüttet und schluchzte wie eine alte Witwe. Sie war von Anfang an ein Risikofaktor gewesen. Vielleicht war sie in Geologie ein absolutes Novum, aber sie hatte keine starken Nerven, und genau die brauchten sie jetzt alle. Phillipo sah wie sie am ganzen Leib zitterte. Ihre Haut verfärbte sich von dem heißen Wasser rot und Edgar lief zu ihr herüber. Er flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr, vermutlich versuchte er sie aufzumuntern; allerdings ohne erkennbaren Erfolg.
In diesem Moment blitzte der Himmel hell auf, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Grollen. Laura zappelte wie ein hyperaktives Kleinkind wild umher; sie schluchzte immer schneller und verzweifelter.
"Das ergibt keinen Sinn", schrie Stromgaard fast, obwohl es inzwischen wieder ruhiger geworden war. - "Was sollten die Rebellen hier oben suchen? Das ist kein strategisch wichtiger Punkt."
"Was zum Teufel suchen wir hier überhaupt?", erwiderte Phillipo, von seiner eigenen Frage selbst überrascht.
Die Erde zitterte und er benötigte einen Augenblick um zu begreifen, das der Knall diesesmal so laut gewesen war, dass er ihn bloß für einen Sekundenbruchteil wahrgenommen hatte.
Phillipo sah Stromgaards blutüberströmtes Gesicht. Er rief ihm etwas zu, aber alles was er selbst hören konnte war ein grelles Summen. Er wendete seinen Blick in die Richtung von Laura und Edgar. Trümmerteile des Jeeps hatten die Beiden hart erwischt. Ein wegfliegender Reifen hatte es bei Edgar kurz und schmerzlos gemacht. Laura hingegen lebte noch. Ihr linkes Bein hing an einem einzelnen Nervenstrang und zuckte unaufhörlich. Ihr Gesicht - obwohl von schweren Brandwunden verunstaltet und stellenweise bis auf den blanken Knochen entblößt - wirkte fast friedlich. Sie war mit ihren Gedanken in einer anderen Welt versunken. Eine, in der es keinen Schmerz und kein Leid mehr gab. In diesem Augenblick wurde Phillipo bewusst, dass sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatte, es selbst aber noch nicht wusste.
Jemand packte ihn an der Schulter. Er drehte sich um; es war Stromgaard.
Noch immer konnte er nichts bis auf dieses grässliche Piepsen hören. Er ließ sich von seinem Gegenüber mitreißen, in Richtung des Höhleneinganges. Vor ihm liefen Mona und Pablo. Sie hatten das Tor bereits erreicht und öffneten es. Der ganze Himmel war jetzt von Lichterblitzen und Farbfontänen erhellt. Unter anderen Gegebenheiten hätte er dieses Spektakel wunderschön gefunden, in diesem Augenblick aber rannte er um seine pure Existenz. Er wusste nicht ob er verletzt war, oder ob er jemals wieder würde hören können. Dafür aber wusste er mit einemmal etwas anderes...etwas erschreckendes. Die einzige Fluchtmöglichkeit die ihnen jetzt noch blieb, stellte der stinkende, seltsame Abgrund in der Höhle da.
Niemand von ihnen wusste, wie tief er war.

***

Pablo hatte sich als erster hinabgeseilt. Phillipo konnte nicht sagen, ob der Krieg draußen noch immer in aller Wucht tobte; seine Ohren waren völlig taub und er fragte sich langsam, warum das nur bei ihm so war. Die Anderen hatten bei dem Granateinschlag direkt neben ihm gestanden, aber bis auf die Platzwunde an Stromgaards Stirn schien es ihnen - zumindest rein körperlich - blendend zu gehen.
Mona blickte fragend in seine Richtung und wandte sich dann wieder dem Loch zu. Sie zuckte in regelmäßigen Abständen von wenigen Sekunden zusammen. Scheinbar war da draußen tatsächlich immer noch die Hölle los.
Es gab keine Dörfer in der näheren Umgebung, die die Rebellen nicht schon längst niedergebrannt hatten und der kleine Berg - der eigentlich eher ein von Felsen besetzter Hügel war - stand inmitten des absoluten Ödlands. So sehr Phillipo sich auch gegen diesen Gedanken zu wehren versuchte, musste er sich einfach langsam eingestehen, dass sie NUR hinter ihnen her sein konnten; aus welchen Gründen auch immer.
Stromgaard zog an dem Seil, das sie um einen der größeren Felsbrocken gebunden hatten und rief dann irgendetwas in die Finsternis des Abgrundes hinab. Das Loch war gerade breit genug, dass ein Mensch sich in ihm herablassen konnte und Phillipo kam schlagartig seine Klaustrophobie in den Sinn. Einer der Gründe, weshalb er sich normalerweise äußerst ungern selbst auf Expeditionen begab und stattdessen lieber den Theoretiker abgab.
Der Boden erbebte unter ihren Füßen und er sah wie sich Monas Brust immer schneller ausdehnte und zusammenzog. Sie begann zu hyperventilieren. Er hatte das Gefühl, als wenn alles aus dem Ruder laufen würde und der kleine Höhleneingang, der ihn schon von Anfang an mit Unbehagen erfüllt hatte, kam ihm jetzt plötzlich wie seine eigene Gruft vor.
Stromgaard lief aufgeregt hin und her und schrie dabei immer wieder in den dunklen Schlund hinein; so weit, wie er seinen Mund mittlerweile aufriss, schien er sogar schon regelrecht zu brüllen. Die ganze Szene spielte sich vor Phillipos Augen wie ein Film ab. Er dachte daran, wie er zuhause auf seinem Sofa saß und in aller Gemütlichkeit ein paar Flaschen Export Bier leerte, während er die Geschehnisse gebannt am Fernseher mitverfolgte. Die Realität gab sich wahrlich anders, aber der Verlust des Gehörs konnte durchaus eine nicht zu verachtende Anzahl Panik erzeugender Faktoren in einer solchen Situation außer Kraft setzen.
Mona brach in Tränen aus, Stromgaard schrie noch immer in Richtung Pablos, der das Ende des circa fünfzig Meter langen Seiles, das sie hinabgelassen hatten, inzwischen längst hätte erreicht haben sollen und Phillipos Ohrensausen verschwand genauso plötzlich, wie es aufgetreten war.
Mit einemmal umgab ihn völlige Ruhe, die skurriler Weise mehr von seinem Inneren, als von dem verstummten Tinitus ausging.
"Hallo Phillipo. Schön, dass du gekommen bist. Lange haben wir auf dich gewartet. Nicht das Loch im Boden führt dich zu uns; die Wand. Suche die außergewöhnliche Stelle an der rechten Seite neben dem Eingang und drücke sie ganz fest. Bis gleich", sprach eine ruhige, angenehme Stimme zu ihm.
In diesem Augenblick machte sich Stromgaard auf, Pablo in die Dunkelheit zu folgen.
"Nein, nicht! Hast du nicht gehört?", sagte er panisch und hörte...nichts. Der Professor hielt inne und blickte ihn verwirrt an und erst jetzt wurde Phillipo bewusst, dass er noch immer taub war. Wer immer ihm den Hinweis gegeben hatte, hatte es durch seine Gedanken hindurch getan; so unglaublich es auch schien, es gab keine andere Erklärung außer der, dass er den Verstand verloren hatte. Er verdrängte diese Alternative und lief statt dessen auf die Wand zu. Die irritierten Blicke der anderen hinter seinem Rücken erahnend, begann er nach etwas ungewöhnlichem zu suchen. Die Lichtverhältnisse waren nicht besonders gut, aber die rötlichen, glatten Steine ließen sich aufgrund ihrer Ähnlichkeit zueinander gut in Augenschein nehmen.
Nach ein paar Sekunden konnte er eine Hand auf seiner Schulter spüren, aber er drehte sich nicht um, sondern suchte wie im Fieberwahn weiter nach dem vermeintlichen Anhaltspunkt. Er fand ihn und konnte kaum glauben, wie sie ihn bislang überhaupt hatten übersehen können. Es war eine flache, runde Fläche, die einzig ihre Farbe mit den restlichen Steinen gemein hatte.
Mona stellte sich neben ihn und folgte seinem gefesselten Blick; dann sah sie sie ebenfalls.
´´Nicht verrückt; ich bin nicht verrückt´´, dachte Phillipo, obwohl er sich nicht sicher war, ob ihm diese Feststellung Anlass zur Erleichterung geben sollte.
Er versuchte erst gar nicht sich auszumalen, was jenseits dieser Wand auf sie wartete, sondern streckte direkt seine zitternde Hand der merkwürdigen, kreisrunden Fläche entgegen. Sie fühlte sich warm an, aber sie bewegte sich kein Stück. Er steigerte seinen Druck, aber nichts geschah. Enttäuscht und verwundert zugleich zwang er sich für einen Moment dazu, Ruhe zu erlangen und Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Diese Platte gehörte nicht hierhin und die Stimme hatte ihn zu ihr geführt, also musste sie auch irgendeinen Nutzen haben. Dann presste er seinen Ballen erneut gegen sie, diesesmal mit aller Gewalt. Er spürte wie sein Handgelenk knackte, aber noch immer tat sich nicht das Geringste.
"Jetzt komm schon!", schrie er wutentbrannt, ohne sich dabei selbst zu hören. Ein Umstand, der ihn nur noch zorniger machte.
Mona drehte sich nach hinten, während Phillipo noch immer verzweifelt versuchte, den glatten Stein wie einen Schalter in die Wand zu drücken. Sie riss ihn herum. Stromgaard war verschwunden und das Seil durchtrennt.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals hoch und wahre Blutfontänen mussten in seinen Kopf schießen, so heiss und schwer, wie sich dieser mit einemmal anfühlte.
Mona stürmte auf den klaffenden Abgrund zu. So schnell, dass sie ihr Gleichgewicht verlor und beinahe hineingestürzt wäre. In letzter Sekunde gelang es ihr, sich am Rand des Schlundes abzustützen, wobei sie sich ihr linkes Knie auf dem harten Boden aufschlug. Aus vom Schmerz geweiteten Augen sah sie in Phillipos Richtung, nur kurz, dann wanderte ihr Blick in die Ecke, die sich hinter ihm befand. Dorthin, wo er noch vor wenigen Sekunden aus Leibeskräften auf die steinerne Platte gedrückt hatte.
Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze des Abscheus und des Ekels und sie schrie. Ihr Mund war derart weit aufgerissen, dass Pablo glaubte sie würde sich jeden Augenblick die Kieferknochen brechen und zum ersten Mal seit Minuten war er froh darüber, nichts mehr hören zu müssen.
Hinter seinem Rücken tat sich etwas; bloß wenige Zentimeter entfernt. Etwas, das Mona den Verstand raubte. Wie versteinert verharrte er. Er atmete schwer aus und beschloss dann, sich umzudrehen.
Was immer sich ihm in diesem Augenblick offenbart hätte, was immer dort gewesen sein mochte; seine Augen blieben von diesem Anblick verschont. Die Öllampe erlosch und die Finsternis breitete ihren gnadenvollen Umhang des Unwissens über seinen Sinnen aus.


***


Völlige Stille. Ganz ruhig und dunkel.
Er wusste nicht, wie lange er sich schon an den Wänden entlanggetastet hatte. Sein Herz übertaktete den Rythmus der Sekunden zu schnell, als das er noch zum Mitzählen in der Lage gewesen wäre. Einzig der kalte Stein an seinen Fingerspitzen war jetzt noch von Bedeutung; und dieser üble Geruch, der sich wie ein Staubfilm auf seiner Haut ablagerte und der ihn auf eine seltsame Art und Weise zu leiten schien. Phillipo wusste, dass er ihn nie wieder loswerden würde.
Er hatte keine Ahnung, wo Mona war. Als die Lampe ausgegangen war, hatte er einen eiskalten Hauch im Nacken gespürt. Seine Panik hatte ihm jeglichen Orientierungssinn geraubt und er war einfach losgelaufen. Zuerst war er gegen eine Wand geprallt. Er hatte Blut geschmeckt, das von seiner Stirn hinabgelaufen war. Dann hatte er die Arme von sich weggestreckt und mit seinen Händen den weiteren Weg gesucht. Er hatte gehofft den Ausgang zu erreichen, selbst wenn der Krieg draußen noch immer am toben gewesen wäre. Seine Angst war die plötzliche Konfrontation mit dem gewesen, was Mona so sehr in Panik versetzt hatte.
Weder das eine noch das andere hatte sich ergeben. Stattdessen tastete er sich jetzt seit Ewigkeiten diesen grauenvollen Gang entlang, der sich geöffnet haben musste, während er festgestellt hatte, dass Stromgaard verschwunden war.
Phillipo war nicht allein. Das war unmöglich. Mona hatte jemanden, oder vielleicht sogar ETWAS gesehen; und was immer das gewesen sein mochte, es konnte nicht einfach verschwunden sein. Vielleicht verfolgte es ihn. Möglicherweise stand es direkt hinter ihm. Er sah nicht das Geringste und er war mit einer Stille konfrontiert, die ihn fast wahnsinnig machte. Selbst den unerträglichen, hämmernden Tinitus wünschte er sich inzwischen wieder zurück.
Alles fühlte sich gleich an.
Kalter, modriger Stein, der sich dem Gestank angepasst zu haben schien. Er atmete heftig, jede Sekunde darauf gefasst, plötzlich etwas anderes als das Vertraute zwischen den Fingern zu spüren.
Phillipo rief sich sämtliche Dokumente in den Sinn, die sie im Vorfeld der Expedition erstellt und bearbeitet hatten. Woher hatte Stromgaard seine Quellen gehabt? Wer war der mysteriöse Absender des alten Pergamentes gewesen? Wieso hatte niemand von ihnen im Vorfeld Fragen gestellt? Er versuchte sich vorzustellen, ob es möglich sein konnte, dass sie alle in die Fänge einer uralten, dämonischen Macht geraten waren. Solcher Aberglaube gehörte normalerweise überall hin, nur eben nicht in seinen Schädel; aber Szenarien wie diese sollten für gewöhnlich auch bloß in okkultischen Schriften und nicht in der Realität zu Hause sein.
Er ging weiter, während er nachdachte und seine Angst dabei so weit es eben möglich war zu verdrängen versuchte.
Schritt für Schritt; sich anhäufende, unsichtbare Zentimetermarkierungen von Furcht und nicht enden wollender Ungewissheit.
Er war weit über die pure Beschleunigung des Pulses und der Kälte bitteren Schweißes hinausgelangt. Sein Schwiegervater hatte ihm von seinen Jahren in Stalingrad erzählt, und - weiss Gott - dieser Mann konnte dies in einer plastischen Art und Weise, die jeden Kriegsfilm in den Schatten stellte. Dennoch hatte Phillipo nie nachvollziehen können, worin das wahre Grauen des Krieges lag. Es waren nicht die Granaten, oder die in Fetzen gerissenen Leiber der Soldaten; nicht das Trommelgewitter der fest montierten MG-Stellungen. Der tatsächliche Abgrund des Krieges war ein anderer. Plötzlich verstand er es. Phillipo konnte nicht sagen, wie lange er sich jetzt schon hilflos durch den engen Stollen schlängelte, aber es konnten nicht mehr als ein paar Stunden sein; wenn überhaupt. Tagelang unter dieser Anspannung zu stehen, nicht zu wissen, ob etwas passiert oder nicht, und wenn jederzeit die Hölle hereinbrechen kann; das ist die reelste aller Formen von Angst. Ihm kam eine der Predigten von früher in den Sinn. Immer wieder hatte sein Großvater sie wiederholt und auf seiner Seele brennen lassen; Phillipo hatte sie dennoch nie verstanden.

Erst wenn der Tod mit dir auf Reisen geht, ohne ein Wort dabei zu sagen...und du bebst vor Erregung; wenn er dann mit seiner Sense schweift, und du noch lebst...atmest....fühlst, schmeckst, siehst und hörst...trotz aller Verletzungen und scheinbarer Ruhe. Erst dann hast du den Krieg richtig erlebt.

Er fühlte sich elendig, aber zumindest doch um die Gewissheit erleichtert, dass die beiden letzten Eigenschaften auf ihn selbst nicht zutreffen konnten.
Eine leichte Elastizität ließ ihn zusammenfahren.
"Nur Moder am Fels", flüsterte er ungehört; hektisch.
Seine Atmung beschleunigte sich um weitere, unzählbare Takte. Schimmelpilze, die den Stein überwucherten...nicht mehr. So sehr er sich auch auf das Unfassbare vorbereitet hatte; es durfte nicht eintreffen! Allein schon die Konzentration machte das Ungewöhnliche nicht möglich. Schlimme Dinge passierten nur den positiv eingestellten Menschen, die nichts böses ahnten. Phillipo hingegen rechnete seit Stunden mit dem schlimmsten, also konnte, DURFTE selbiges einfach nicht eintreten.
"Pilze und Pflanzen", er hoffte so sehr, dass seine Stimme die Ruhe hatte, die seinem Inneren verloren gegangen war.
Es darauf ankommen zu lassen; dass war die eigentliche Herausforderung. Die Hände zu Fäusten ballen, um zu sehen, ob es wirklich bloß Vegetation ist, die seine strapazierten Sinne kitzelt. Riskiert man es? Wenn es nichts mehr zu verlieren gibt...ja.
Seine Finger gruben sich derart fest in sein Fleisch, dass es schmerzte und die glitschige, algenartige Substanz zerfloss über der empfindlichen Haut der Handflächen wie aufgewärmtes Gelee.
Er lachte kurz vor Erleichterung.
Dann wurden ihm die Finger von innen heraus abgetrennt.

"Du hast uns enttäuscht. Weshalb bist du nicht gleich durch die Wand geschritten? Müsst ihr Menschen immer auf visuelle Reize warten?" - Diesesmal war die Stimme ebenso taub wie seine nicht mehr vorhandenen Finger.
Einen Unterschied allerdings gab es.
Einen bedeutsamen.
Phillipo wäre direkt darauf gekommen, hätte er keine Todesqualen gelitten, als ein kalter, stumpfer Gegenstand seinem Leben ein Ende bereitete.


***


"Erst wenn der Tod mit dir auf Reisen geht, ohne ein Wort dabei zu sagen...und du bebst vor Erregung; wenn er dann mit seiner Sense schweift, und du noch lebst...atmest....fühlst, schmeckst, siehst und hörst...trotz aller Verletzungen und scheinbarer Ruhe. Erst dann hast du den Krieg richtig erlebt."
Phillip erwachte aus seinem Sekundenschlaf.
"Was hast du gesagt? Habe ich geträumt?" - Sein Schwiegervater blickte ihn aus dunklen, bösartigen Augen heraus an.
"Wenn du mir schon nicht zuhörst, dann tu´ wenigstens so, als wenn doch."
Das Telefon klingelte.
"Ich geh ran. Hab der Universität eure Nummer hinterlassen, wenn was wichtiges sein sollte."
"Muss um die Zeit ja wirklich was verdammt wichtiges sein."
Phillip antwortete nicht. Das alte Wählscheibengerät stand im Flur und vibrierte.
"Ja?", fragte er.
Seltsame Töne drangen an seine Ohren; Stimmen sprachen in merkwürdigen Dialekten und Explosionen durchfluteten die Nacht einer vergessenen Zeit.
"Hallo Phillip. Schön, dass du gekommen bist. Lange haben wir auf dich gewartet. Nicht das Loch im Boden führt dich zu uns; die Wand. Suche die außergewöhnliche Stelle an der rechten Seite neben dem Eingang und drücke sie ganz fest. Bis gleich." - Hoffentlich hatte er alles richtig gemacht.
Die einzig außergewöhnliche Stelle, die er ausmachen konnte, war das faltige Gesicht seines Schwiegervaters, und die drückte er gerne ein. Zuerst tat sich nicht viel, außer ein wenig Gefluche, als er den Druck allerdings verstärkte, knackte und knisperte es; wie bei Crossies mit Milch.
"Tut mir leid, dass du das sehen musstest, Oma. So sind die Befehle!"
"Wo ist Stromga? Er hat euch den ganzen Mist doch eingehandelt!"
"Stromgaa ab jetzt. Die Girokja´x wollten es so. Wenn das Alphabet vollendet ist, werden die Menschen dem Wahnsinn verfallen. Was hat es nach dem Krieg gegeben, absolut gar nichts, oder? Bald schon wird die Menschheit die wahre Bedeutung des theatralischen Daseins zu schätzen wissen."
"So schnell wirst du sie nicht überzeugen können, was ist mit Mon?"
"Mon wird in den Abgrund stürzen, weil sie das eigentliche Gesicht nicht erkennen will. Ihr Wille ist begrenzt, wenn sie auch stark ist."


***


Mona stürzte tief. Sie war froh, nachdem sie die Alternative erblickt hatte.
Stromgaard war die Vollendung des Geschriebenen, aber er war auch verdammt verfault.
Hier unten ging es ihr besser. Pablo begründete den Aufstand.
Neugeboren waren die Girokja´x.

 
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N´abend!

Es gibt ein Alternativende, das sich wirklich vernünftig und erklärend gibt. Bevor ich die Story aber so poste, dass sie verständlich ist, bin ich gespannt auf eure Meinungen zu dieser Version.
Ich habe mir diesesmal sehr viel Mühe gegeben, nicht zu abgedreht zu sein; beim Ende war ich aber zwiegespalten; ich steh nunmal auf dieses verrückte Zeugs.
Also...wer mit dem Schluss nicht zufrieden ist : ich lasse diese Version ein paar Tage drin und poste dann den Text mit dem "richtigen" Ende.

 

Lieber Cerberus81, ohne den ersten KOmmentar jetzt irgendwie schlecht machen zu wollen, es ist seine Meinung und die hat ein Recht darauf gesagt & gehört zu werden, aber lass dich davon nicht unterkriegen. Ich kann Blackwood nicht zustimmen, denn der Anfang der Geschichte ist nicht sonderlich gut. Subjekt-Prädikat-Objekt ist eine Schreibweise die zwar von einigen sehr erfolgreichen Autoren sehr effektiv eingesetzt wird um die Leserbreite zu erhöhen, aber langfristig nicht wirklich gut ist, da sie vielleicht die Spannung kurzfristig steigert, aber das Lesegefühl unausgewogen werden lässt. So gegen Mitte der Geschichte, wo sie hinterklettern in diese Höhle/schacht wird die Geschichte was die Spannung angeht wirklich exzellent, man kann richtig Gänsehaut spüren. Intuitiv hast du da wohl einen guten Sprachstil gewählt, ich kenne das aus eigener Erfahrung, wenn man das innere Bild vor Augen hat schreibt man am besten.
Was ich kritisieren will sind die eigentlich zur Spannung der geschichte sinnlosen Gewaltexzesse. Muss es denn sein, dass erwähnt wird, dass irgendwelche Beine nur noch an Nerven hängen? Das ist nicht notwendig. Beschränke dich lieber auf Andeutungen, Atmosphäre & Co. dadurch gewinnt die Geschichte an Lesespannung, und die Fantasie des Lesers wird mehr gefordert.
Abschnittsweise erinnert mich die Geschichte an eine Novelle die ich einmal geschrieben habe, irgendwo bei Seite 30 aber abgebrochen habe weil sie sich totgeschrieben hatte, und überhaupt ist bei dieser ganzen Geschichte ein gewisser Déja vu effekt (rechtschreibung? ich kann kein französisch...) ausgelöst worden, aber nicht im negativen sinne.
ich bin mal gespannt was andere leser dazu sagen.
werde dann auch auf jeden fall mal das alternativende lesen, was zu posten du ja oben schon angekündigt hast.
bis dann dann

 

Hallo Blackwood und Dominicorislav!

Hmmm.....dem einen der gefällt der Anfang, dafür aber der Schluss nicht und der andere nörgelt über den Anfang und findet den Schluss spannend.
Ich habe mich mit dieser Geschichte auf Neuland gewagt und dies scheint in vielen Aspekten fehlgeschlagen zu sein. Einerseits wollte ich eine "normale" Horrorgeschichte schreiben, andererseits aber auch nicht auf einige "Verrücktheiten" verzichten. Ich bin stellenweise selbst sehr unzufrieden gewesen; ich hatte schon Angst, dass du mich des Plagiates bezichtigst Blackwood, da mich der erste Teil ein wenig an deine "Drei Bilder eines..." Geschichte erinnerte. Es war allerdings nicht meine Absicht einen solchen Eindruck zu erwecken, sondern eher purer Zufall, aber scheinbar teilst du diese Ansicht ja glücklicherweise auch nicht.
Da es mein Stil ist aus dem Bauch heraus mit dem Schreiben zu beginnen und die Story währenddessen im Kopfe zu bilden, bin ich hier stellenweise ein wenig durcheinander gekommen. Ich gebe zu, eigentlich mehr gewollt zu haben. Mir gefiel der Gedanke an einen tauben Prot., der sich durch die Finsternis tasten muss. Die Einleitung fand ich soweit selbst eigentlich auch ganz passend, aber dieses "Mittendrin" ist mir wohl tatsächlich nicht so gut gelungen.
Nun zu den Details :

@Blackwood

Dass man aufgrund einer ominösen Karte eine so waghalsige Expedition in Angriff nimmt, klingt eher nach Indiana Jones &Co, also kaum glaubwürdig.

Die Expedition sollte ja auch auf seltsamen Hintergründen beruhen, was ich durch die Gedanken Phillipos zum Ende hin verständlich machen wollte.

Sie hatte sich den Tee über ihre Arme geschüttet und schluchzte wie eine alte Witwe.

Ähm...ja. Shit Happens! :D Mir ist keine bessere Formulierung eingefallen :)

Du weißt schon, dass ein Novum in diesem Zusammenhang ein Neuling bedeuten könnte? Du meintest eine absolute Koryphäe…?

Stimmt. Mein Fehler.

Und niemand war auf die Idee gekommen, die Steinprobe zu machen? Auszuloten? Das sollen Experten sein?
Und sie haben tatsächlich alle Taschenlampen einbüssen müssen? Hmmm…

Hier habe ich mich wirklich verzettelt. Wie gesagt, stellenweise bin ich selbst unzufrieden gewesen, allerdings sind solche Stellen im Nachhinein schwer auszubessern, wenn sie denn erst einmal passiert sind.

Ich habe kein Problem mit dem Schluss.

Das hatte ich mir schon fast gedacht, allerdings hat nicht jeder so wirre Gedankengänge wie wir beide :D

Jedenfalls danke, dass du dir um diese Uhrzeit noch soviel Mühe gemacht hast.

P.S. Die Sache mit das und dass ist noch nie meine Stärke gewesen. Allerdings muss man - soweit ich weiss - nach der neuen Rechtschreibung kein Komma mehr vor ein "und" setzen.


@Dominicorislav

Was ich kritisieren will sind die eigentlich zur Spannung der geschichte sinnlosen Gewaltexzesse.

Hier bin ich etwas verwundert. Außer der Stelle mit dem Bein, war die Geschichte doch eigentlich relativ "harmlos" was körperliche Gewalt angeht.

Subjekt-Prädikat-Objekt ist eine Schreibweise die zwar von einigen sehr erfolgreichen Autoren sehr effektiv eingesetzt wird um die Leserbreite zu erhöhen, aber langfristig nicht wirklich gut ist, da sie vielleicht die Spannung kurzfristig steigert, aber das Lesegefühl unausgewogen werden lässt.

So ungefähr verstehe ich glaube ich, was du meinst. Aber ich bin in der Grammatik schon immer ein unbedarfter Zeitgenosse gewesen. Ich schreibe immer so, wie ich gerade Lust habe. Vielleicht kannst du mir erklären, wie genau du das meinst?

Ansonsten auch dir vielen Dank für die gemachte Mühe!

Bis dahin

Cerberus

 

Hallo zusammen!

War ziemlich gespannt, was mich wohl erwarten würde, da ich schon folgenden Satz von dir vorher gelesen hatte:

Einerseits wollte ich eine "normale" Horrorgeschichte schreiben

...hmmh, eine normale Horrorgeschichte? Und von dir?:D Deshalb war ich gespannt, was du unter einer normalen Horrorgeschichte verstehst.
Ich wurde angenehm überrascht.
Ich bin nicht der Typ, der die Erbsen zählt, obwohl sie ohne Zweifel vorhanden sind. Ich bewundere immer wieder andere fleißige Kritiker, die sich eine Heidenarbeit damit machen, die Fehler eines Textes genau aufzulisten. Und was für Fehler! Wenn man nachdenkt, sind es tatsächlich Fehler.
Für mich ist wichtig, ob die Richtung stimmt, die Atmosphäre, das Feeling. Das hat gestimmt.
Dein Stil ist sicher. Das ist mir aufgefallen. Kaum Sätze, die unpassend waren - mit Ausnahme in der Mitte des Textes, aber das sind dann ganze Passagen. Um gewisse Sachen rüberzubringen, hast du die nötigen Mittel.
Der Anfang fällt meiner Meinung nach unter Erklärungen, quasi Einführung in die Geschichte, notwendig also, du hast es gut gemeistert. Ich konnte nicht über Gebühr viele Subjekt-prädikat-Objekt-Konstrukte finden.
Mit dem Loch hast du natürlich ein Geheimnis geschaffen, das du gut noch hättest ausreizen können, aber dich interessierte ja eher dein tauber Prot.
Dieser Schachzug war sehr klug und er hätte von mir sein können:D War er aber nicht, muss ich feststellen.
Die Szene, in der Mona hinter ihm etwas entdeckt und er nicht fähig ist, zu sehen, was ihr solche Angst macht - davon, und nur von solchen Einfällen lebt eine gute Horrorstory.
Als sich Phillipo auf den Weg macht, tastenderweise herauszufinden, was los ist, bist du vielleicht etwas zu geschwätzig, du drückst dich darum, etwas mitzuteilen, Ereignisse zu beschreiben.

Der Schluß, tja:susp: Für mich wäre er in Ordnung, da du aber anbietest, einen logischeren zu haben, her damit!


Stellenweise war die Atmosphäre richtig gut, die rüberkam, und natürlich, wenn ich sage, dass da was hinter der Tür ist, dann muss ich sie öffnen, wenn nicht, bleibt ein schaler Geschmack zurück.

Also, mir hat's gefallen!

Grüße von hier!

 

N´abend Hanniball!

Ich bin nicht der Typ, der die Erbsen zählt, obwohl sie ohne Zweifel vorhanden sind.

Galant ausgedrückt :D

Der Anfang fällt meiner Meinung nach unter Erklärungen, quasi Einführung in die Geschichte, notwendig also, du hast es gut gemeistert. Ich konnte nicht über Gebühr viele Subjekt-prädikat-Objekt-Konstrukte finden.

Was versteht ihr eigentlich alle genau unter Subjekt-Prädikat-Objekt Sätzen? Ich bin wie gesagt ein totaler Depp, was grammatisches Verständnis angeht. Ich schreibe die Sätze immer so, dass sie in meinen Ohren richtig klingen. Bitte kläre mich auf!

Mit dem Loch hast du natürlich ein Geheimnis geschaffen, das du gut noch hättest ausreizen können, aber dich interessierte ja eher dein tauber Prot.

Ich könnte mich im Nachhinein selbst in den Arsch beißen, dass ich mal wieder so abrupt zum Schluss gekommen bin. Auch mein Alternativende geht nicht sehr viel mehr darauf ein, weshalb ich überlege, den Text zum Ende hin nocheinmal umzuschreiben und ihn weiterzuführen. Weiss aber nicht, ob sich das jetzt noch lohnt.

Die Szene, in der Mona hinter ihm etwas entdeckt und er nicht fähig ist, zu sehen, was ihr solche Angst macht - davon, und nur von solchen Einfällen lebt eine gute Horrorstory.

Da ich ja bekannterweise für gewöhnlich eher eine andere Art des Stils pflege und ich mit Geschichten dieser Art nicht sehr viel Erfahrung habe, bin ich froh darüber, dass diese Stelle scheinbar so bei dir rübergekommen ist, wie ich es gehofft hatte.

Als sich Phillipo auf den Weg macht, tastenderweise herauszufinden, was los ist, bist du vielleicht etwas zu geschwätzig, du drückst dich darum, etwas mitzuteilen, Ereignisse zu beschreiben.

An dieser Stelle sah ich leider keinen anderen Ausweg; da er ja blind und taub ist in diesem Moment. Das Geschwätze sollte die Situation in der Tat etwas in die Länge ziehen, aber vielleicht war es ja wirklich zuviel des Guten.

Der Schluß, tja. Für mich wäre er in Ordnung, da du aber anbietest, einen logischeren zu haben, her damit!

Wundert mich, dass ihr den Schluss alle in Ordnung findet. Ich habe ihn in nicht gerade nüchternem Zustand verfasst und bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, hierfür die größten Verrisse zu ernten.

Stellenweise war die Atmosphäre richtig gut, die rüberkam, und natürlich, wenn ich sage, dass da was hinter der Tür ist, dann muss ich sie öffnen, wenn nicht, bleibt ein schaler Geschmack zurück.

Ich muss dir zustimmen. Ich beneide oft die Menschen, die ewig an einer Story weiterschreiben können und dabei die Selbstbeherrschung haben, mit der Veröffentlichung noch zu warten. Was das angeht, muss ich noch viel lernen.

Danke für deine ausführliche Kritik!

Viele Grüße

Cerberus

 

Ich habe ihn in nicht gerade nüchternem Zustand verfasst

:eek2:
Bitte?? Ich dachte, ich hätte etwas geistvolles vor mir!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmmm... welche Anagramme könnte man denn aus Stromgaa und Girokja´x bilden? Sofern das Alphabet vollständig ist, könnten die Hinweise folgende sein:

Ja, sogar Matrix-KG.
Ein Hinweis auf eine Kurzgeschichte im Bereich Science Fiction?
A stark Grog-Mix, ja?
Die Bestellung eines bayrischen Piraten in einer Kneipe?
Major-Trix-Saga KG
Die Kurzgeschichte über das legendäre Leben des Soldaten Major Trix?
Irak Max jagt Sorg!
Nach Indiana Jones jetzt Irak Max! Nicht auf der Jagd nach dem verloren Schatz, sondern auf der Jagd nach dem grünhäutigen, pickligen Horror-Sorg!

Und bevor ich jetzt ganz durchdrehe, warte ich lieber auf das andere Ende der Geschichte. :eek1:

Viele Grüße, Henry Pomux.

 

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