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Wenn die Welle wieder zuschlägt
Eine Welle ist etwas einmaliges. Ein Kreislauf, der einzigartig in seiner symbolischen Bedeutung ist.
Weit draußen am Meer baut sie sich auf, klein und schwach prescht sie durch die See, bis sie schließlich langsam wächst, immer mehr Wasser anzieht und sich unaufhaltsam ihrem Ziel nähert..
Eine Welle ist etwas überraschendes. Taifune, Hurricans und Erdbeben, all diese Naturgewalten können sie auslösen und aus einer glatten See eine große Bewegung machen, eine zerreißende Kraft, die alles einsaugt was ihr in den Weg kommt, bis sie schließlich auf den Erdboden niedergeht und alles vernichtet was sich ihr in den Weg stellt, bis das Wasser schließlich langsam und leise wieder zurück in die See fließt.
Und niemand hat geahnt das sie auf uns hereinbricht.
Wien, Dezember 2017. Ich kann mich noch gut an diesen Dezember erinnern, für mich war dieser Monat eine Zeit des Umbruchs, ich war gerade umgezogen in unsere Hauptstadt und teilte mir meine damals neue Wohnung mit meinem Bruder.
Doch bevor ich hier weitererzählen kann, da sollte ich euch erst erzählen wie es zu den Entwicklungen jenes Septembers kam. Ein Jahr zuvor wurden Bilder des Terrors und des Hass an die Wände gemalt, von denen, die am lautesten schrien. Die Arbeitslosigkeit stieg steil an, ausgelöst von einer zweite Flüchtlingswelle wegen einen Bürgerkrieg in der Türkei, einer Auseinandersetzung von der Historiker heute behaupten, dass sie von den westlichen Mächten finanziert wurden um die Kontrolle im Land wieder zu erlangen. Jahre davor, vor den Flüchtlingen, Wirtschaftskrisen und Katastrophen war es noch anders, damals dachten die Leute noch anders. Gutmenschen, Naivlinge, Idioten werden sie heute genannt, ihre Stimmen sind schon lange erloschen, doch kann man ihr Verschwinden nicht wirklich irgendwelchen politischen Positionen in die Schuhe schieben, der Türkeikonflikt bewirkte einfach eine zu große zweite Asylwelle, diese verschlechterte die Verhältnisse im Staat rasant.
Die Schreier hetzten alle auf, die Stimmung kippte. Dies hatte zur Folge das es einen gewaltigen Rechtsruck gab in unserer Parteienlandschaft.
Ich kann bis heute nicht urteilen, ob die Menschen, die ihre Stimme den falschen Kandidaten gegeben haben im Unrecht waren.
Doch eine Sache habe ich gelernt: Möchte ich ein weltoffener, toleranter, helfender Mensch sein, dann muss ich dazu stehen. Es ist leicht der Gönner zu sein, wenn man in einem Haus voll Gold sitzt. In den Tiefen des Lebens, wenn man in der Scheiße liegt, ohne jemanden der einem wieder auf die Beine hilft und dann noch ist was man sich selber versprochen hat, verdient man Respekt. Sonst nicht.
Andererseits würden wir heute wahrscheinlich ohne Schuld, aber bankrott unsere Wege gehen, hätten wir auf diese Menschen gehört. Ich habe es jedenfalls nicht.
Nach jenem Ruck haben die Wahl die hiesigen Populisten gewonnen, mit ihren simplen Lösungen und Versprechungen.
Die Opposition war allerdings nicht unschuldig, denn sie war mittlerweile bereits so weit von ihren Ursprüngen abgerückt um Stimmen im rechten Spektrum zu fangen, dass niemand sie mehr wählen wollte, denn sie waren nurmehr eine billige Populistenkopie.
Die Menschen erwarteten, dass die konservativen Maßnahmen stoppen würden nach der Flüchtlingskrise, dass die Obergrenze bereits der Gipfel der Asylpolitik war.
Es kam anders. Grenzen schließen löste unsere Probleme, denn diese hatten wir uns selber durch schlechte Integrationspolitik geholt, ohne die Parallelgesellschaften die sich deswegen gebildet hatten wären Grenzschließungen nicht nötig gewesen, zumindest glauben wir das heute. Damit sind die Leute auf den Geschmack dieser Droge der simplen Politik mit schnellen Resultaten gekommen, den Entzug schafften wir aber nicht mehr.
Es ging rapid weiter, nachdem in den Vereinigten Staaten eine Präsidentschaftskandidatin von einem religiösen Fanatiker erschossen wurde, auf einer Rede für gefallene amerikanische Soldaten, da brach an der Wall Street die Börse zusammen. Ein zweiter "Black Friday". Es kam durch die umschwenkende amerikanische Meinung und die anrollende Weltwirtschaftskrise ein Stimmungswechsel nach Europa. Meinen Bruder und ich hatte die Krise die Wohnung gekostet, denn er hatte seinen Job verloren und als Folge dessen mussten wir ins Getto ziehen, damit ich uns beide über Wasser halten konnte, denn reich waren wir auch vorher nicht. Ich fand damals halt bei meiner Partei, einer neu gegründeten radikaleren Fraktion. Gemeinsam mit meiner Gruppe ging ich auf die Straße und protestierte gegen die Regierung, dass gab mir Halt.
Während den christlichen Feiertagen kam es dann zu einer neuen Welle von Anschlägen, ich kann mich noch gut erinnern. Einen Block entfernt von unserer Wohnung ging eine der 50 Bomben die Europa damals heimsuchten hoch. Ich lag damals im Bett und habe eine Zeitung gelesen, es war bereits dunkel, doch auf einmal hörte ich einen ohrenzerfetzenden Knall und mein Zimmer wurde durch die nun hell blinkenden Lichter meiner Nachbarn erhellt. Ich ging auf den Balkon und blickte zum Rauch. Zerstörte Autos, eingestürzte Häuserwände, eingehüllt in eine dunkle Staubwolke bauten sich vor meinem Auge auf. Doch das war mir alles egal, denn mein Tunnelblick konzentrierte sich auf eine einzige Person. Mein Bruder lag dort unten am Boden, zerfetzt und Tod.
1 Woche bin habe ich damals unsere Wohnung nicht verlassen, 1 Woche in der mein Hass und meine Trauer eine immer stärker pulsierende Emotion wurden, die ich schließlich nicht mehr kontrollieren konnte.
Nach den Anschlägen Silvester 2016 und ihren tausenden Todesopfern war es für die gemäßigten Politiker vorbei, radikale Lösungen mussten her und mit den Neuwahlen sind sie gekommen.
Zuerst war die EU dran. Nach dem Vorbild des "Brexit" wurden im Verlauf mehrere Monate durch den Kontinent Austrittsabstimmungen abgehalten, ein Land nach dem anderen verließ die EU, bis sie schließlich zerfiel. Für unsere Wirtschaft war das der letzte Tropfen, sie zerbrach langsam.
Ich war damals mit dabei, an vorderster Front gegen diese Organisation deren Unfähigkeit zur Verteidigung meinen Bruder das Leben gekostet hatte. Doch wirklich gehasst habe ich andere.
Araber wurden schrittweise aus der Gesellschaft ausgegrenzt, erst noch schleichend mit legalen Polizeikontrollen Menschen arabischer/afrikanischer Herkunft und getrennten Gefängnissen für sie.
Ich fühlte mich sicherer deswegen, den meisten anderen ging es auch so.
Die entscheidende Weggabelung war vermutlich das Verbot des Islams und der damit resultierenden Aufhebung der Religionsfreiheit. Man spuckte die Menschen an, verstieß sie und ließ ihre Existenzen zugrunde gehen, schließlich waren sie ja nicht mehr wirklich Menschen, sondern nur dreckige Terroristen. Es kam zu Gewaltausschreitungen, extremer als jede zuvor, bei denen hunderte starben und die Flüchtlingsheime brannten.
Mit 4 Parteikameraden habe ich damals das das Flüchtlingsheim im 7. Bezirk angezündet, um den letzten Resten der Grünen dort vorzuzeigen wie machtlos sie waren. Damals sind zwei Männer verstorben in diesem Heim, getötet praktisch durch meine Hand, einem selbsternanntem Rächer der verstoßenen Bevölkerung.
Im September sprengte sich dann ein radikaler Islamist mitten im Parlament in die Luft, die einzigen relevanten Staatsfiguren welche überlebten waren der rechtsradikale Bundeskanzler, der Vizekanzler und einige unwichtige Nebenfiguren. Der Notstand trat in Kraft, es kam zu nachträglichen Ausweisungen von tausenden Flüchtlingen in Krisengebiete.
Schließlich ging die Welle über uns allen nieder. Kanzler Valentin setzte mittels einer Notverordnung kurzzeitig die Menschenrechte "der anderen" außer Kraft, für die legale Verteidigung gegen die mittlerweile durch ihre soziale Isolation stark radikalisierte muslimische Bevölkerung. Hierfür hatte er eigentlich keine Mehrheit, allerdings war seine parlamentarische Macht groß genug für ein Notstandsvotum(Dies wurde gesetzlich von seinem Vorgänger ermöglicht).
Diese Woche ist der erste Jahrestag der folgenden Ereignisse, sie sollte als eine Woche des Grauens in die Geschichte eingehen.
Wir nennen sie die Blutstage. Die Moslems wussten sich damals nicht mehr zu helfen, angestachelt durch die Islamisten rüsteten sie sich gegen die Österreicher, zu denen sie sich noch Monate zuvor gezählt hatten. Dann stießen wir aufeinander, Einheimische gegen Ausländer, Fremdes und das ganze angebliche Übel des gebeutelten Staates. Schlägereien, Vergewaltigungen und Morde die nicht einmal vor Kindern zurückschreckten beherrschten die Straßen. Ich war mittendrin. Vor dem Parlament sind wir aufeinandergekracht, 2 wutschäumende Mengen der Radikalsten der Fraktionen. Die Polizei stand daneben und sah weg. Ich war ganz vorn, bewaffnet mit einem rotem Klappmesser aus dem Zimmer meines Bruders, ein Geschenk unseres Vaters. Der Blutrausch setzte ein, mit den anderen fing ich an auf die Moslems einzuschlagen, ich stach die Angreifer mit dem Messer nieder bis das Blut aus ihren Adern spritzte. Meine Torheit konnte nur mehr durch eine Gräueltat gestoppt werden. Wir verfolgten einen Araber, bereits stark verwundet, meine Freunde traten auf ihn ein, immer wieder, auch nach dem er bereits bewusstlos und blutend am Boden lag. Das war der Wendepunkt für mich, ich realisierte was ich verbrochen hatte, stieß sie weg und brachte den halbtoten Mann in Sicherheit, doch ich weiß bis jetzt nicht, ob er überlebt hat.
Das Resultat waren 3212 tote arabische und 1003 etnische Österreicher innerhalb 5 Tagen, junge und alte Menschen, die der Welle zum Opfer gefallen sind.
So widerlich wie diese Zeit war, hatte sie doch etwas Gutes. In der ganzen westlichen Welt war der Hass mittlerweile gefährlich weit fortgeschritten und jene Taten ermöglichten die Rückkehr der Vernunft und eine Reinigung der Politik von all den Faschisten und Extremisten, die sie viel zu lange kontrollieren konnten. Der linksliberale Vizekanzler, der sich durch Schweigen über Wasser halten konnte, nutzte das vorherrschende Chaos und die Panik aus und führte seinen lang vorbereiteten Plan aus, er putschte gegen die Extremistenregierung. Nach meiner Gräueltat wechselte ich die Seiten, ich war vorn dabei bei dem kleinen Trupp, der zum Auftakt des Putsches die private Villa des Kanzlers stürmte und ihn schließlich gefangen nehmen konnte. Nach einigen gewalttätigen Auseinandersetzungen konnte er den Staat zurückerobern, setzte den Notstand außer Kraft und setzte Neuwahlen an, allerdings nicht ohne erst die zweite Staatsreinigung von den Extremisten in unserer Geschichte einzuleiten, indem er sie entmachtete, Schlüsselfiguren aus ihrem Dienst entließ und die vor kurzem noch vorherrschenden Parteien verbot und ihre Mitglieder unter Aufsicht des wiedereingeführten Verfassungsschutzes zu stellen. Der Putsch ermöglichte Österreich eine zweite Chance. Diese Gelegenheit haben wir aber nicht leicht bekommen. Ich muss mich zurzeit vor Gericht wegen meinen Taten verantworten, wie zahllose andere, aber das ist gut so. Denn die Scheiße die ich verbrochen habe hat mir meinen Bruder auch nicht zurückgebracht.
Heute herrscht noch eine teils legale Diskriminierung der Muslime in den meisten Staaten der westlichen Welt vor, auch in Österreich ist das Gedankengut noch nicht ganz abgebaut, aber durch unser Leiden wurde der Weltkugel eine Mahnung geschickt und vielleicht sie sich wieder bessern. Mensch für Mensch.