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Wenn das hier ein Buch wäre

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05.11.2002
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Wenn das hier ein Buch wäre

‚Sie sieht aus wie eine dieser alten geheimnisvollen Frauen, von denen man sich erzählt, sie seien Hexen’, dachte David. Die Frau die ihm im Bus gegenübersaß war bestimmt schon über 70 und mit dem halb geschlossenen rechten Auge hatte sie etwas Mahnendes an sich. Er hatte das Gefühl, dass sie ihn die ganze Zeit böse anstarrte, aber immer wenn er unauffällig zu ihr hinüberschaute, sah sie in eine andere Richtung. Er hatte sie noch nie gesehen, aber das lag wahrscheinlich daran, dass er immer um eine andere Zeit mit dem Bus fuhr. Nur heute hatte er ausnahmsweise länger in der Schule bleiben müssen.
Wenn das hier ein Buch wäre, dachte David heimlich. ‚dann wäre sie eine Frau die jeder für alt und verrückt hielte. Eine Gruppe Jugendlicher würde über sie lachen und ihr ständig Streiche spielen. In dieser Gruppe befände sich auch der Held des Buches, der nur mitmachen würde um bei den anderen beliebter zu sein, obwohl er die alte Frau eigentlich nett fände und erst recht nicht verrückt. Während der Bus an den Wiesen vorbeifuhr, die wie jedes Jahr um diese Zeit überflutet waren, glitt Davids Blick über auf den Mann der neben der neben der alten Frau saß. Zwar war dieser mit seinen knapp 25 Jahren, den hochgegelten Haaren und dem Augenpiercing ein absoluter Kontrast zu ihr, aber im Buch würde sich am Ende herausstellen, dass er der ihr Sohn oder Enkel ist.
Der Bus hielt und David wurde kurz aus seinen Gedanken heraus gerissen, stellte aber erleichtert fest, dass weder die Frau, noch ihr Nebenmann ausstiegen. Er wusste selbst nicht warum, aber er mochte die alte Frau, trotz ihres bösen Blickes und ihrer vermeintlichen Schrulligkeit. Was sie wohl gerade dachte?

‚Er sieht aus wie einer dieser Jungen, die alles machen, was ihre Kameraden sagen, nur um Anerkennung zu erringen’, dachte die Frau. Wenn das hier ein Buch wäre, dachte sie heimlich, dann würden er und seine Clique, einer alten Frau Streiche spielen und über sie lachen, obwohl der Junge, die Frau eigentlich sehr nett fände.
Neben dem Jungen saß noch ein Junge, der mit seinem Draufgängerlook einen absoluten Kontrast zu der Brille und den strubbeligen Haaren des ersten Jungen darstellte. In einem Buch würden die Zwei sich am Ende streiten, der erste Junge würde aber neue „richtige“ Freunde finden.
Was er wohl gerade dachte?

 

Hi Leoc,
herzlich willkommen auf KG.de :)

Deine Geschichte hat mir ganz gut gefallen, es ist interessant sich auszumalen was wohl die einzelnen Fahrgäste übereinander denken und wie anders würde wohl mancher Gedanke ausfallen, wenn man wüsste, was manch ein anderer über einen denkt ... herrje, verwirrend.

Ein paar kleine Anmerkungen:

Die Frau die ihm im Bus gegenübersaß war bestimmt schon über 70
Zahlen mit zwei Silben sollte man ruhig ausschreiben finde ich, das liest sich in einem Prosatext einfach besser.
Wenn das hier ein Buch wäre, dachte David heimlich. ‚dann
Hier spielen die Satzzeichen ein wenig verrückt: Der Punkt hinter "heimlich" gehört weg und stattdessen ein Leerzeichen zwischen dem "dann" und dem Komma.

Fazit: Nette Alltagsgeschichte. :)

Gruß, Ginny

 

Ich muß mich Ginny anschließen; auch ich finde die Geschichte ziemlich interessant. Anfangs - das muß ich ehrlich zugeben - war ich nicht so begeistert davon, da dachte ich eher, herrje, was soll denn das? Aber mit dem Perspektivenwechsel wird die Geschichte richtig gut.

Gruß,
stephy

 

herzlich willkommen.
wieso erinnert mich "wenn das hier ein buch wäre", so an die unendliche geschichte? :D
ich denke, deine geschichte ist schön und ausgesprochen leicht. ich höre meine kleine tochter zu mir sagen: "aus spiel" also zum beispiel: "aus spiel bist du jetzt ein pferd, ja papa?" (manche kritiker würden jetzt natürlich meiner tochter empfehlen, pferd mit esel zu tauschen.). und so ist es mit dieser geschichte. das, was der knabe von der gesellschaft gelernt hat, ist, eine abneigung zu der alten frau zu haben. er rebelliert dagegen aber auf seine ganz besondere art. diese geschichte ist eine minigesellschaftskritik!
schön!
und auch ausbaufähig!
bis dann
barde

 

O.K., hallo erst mal.
Danke für eure Antworten, aber es überrascht mich echt, dass ihr sie doch einigermaßen gut fandet, vor allem, da das meine allererste Geschichte ist.

Wenn das hier ein Buch wäre, dachte David heimlich. ,dann
Oups... Kleiner Fehler, der Punkt ist natürlich falsch.

wieso erinnert mich "wenn das hier ein buch wäre", so an die unendliche geschichte?
Ja, jetzt wo du es sagst: Stimmt. War aber nicht beabsichtigt

MfG,
Leo

 

Hallo Leoc, zuerst dachte ich nicht schlecht, plätschert so vor sich hin. Aber im letzten Absatz wird die kleine Story denn doch noch pfiffiger. Indem du Gedanken der alten Dame darstellst, ja so ist es dann doch noch ganz gut geworden, finde ich.

Übrigens irgendwo habe ich gelesen "der neben, der neben" ?

viele grüsse Archetyp

 

Hi Leoc!
Deine Geschichte ist vom beschriebenen Konflikt her wirklich alltäglich. Wer hat ihn noch nicht in Bussen erlebt? Jugendliche, die sich über ältere Leute amüsieren und ältere Leute, die über die Jugend lästern.
Du hast es gut umgesetzt (auch mit dem Wechsel der Perpektiven) und meiner Meinung nach auch gezeigt, dass der oben beschriebene Konflikt nicht immer vorhanden sein muss, sondern dass man auch miteinander auskommen kann.

Grüße,
Jasmin

 

halli hallo leoc
ich schließe mich meinen vorgängern an; eine gute geschichte. ich muss zugeben, dass ich mir auch oft gedanken über personen, die mir auffallen, mache. der perspektivenwechsel ist gut. wenn du den nicht gemacht hättest, wäre die geschichte nicht so gut.
tschö, sarah

 

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