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Wenn alle Stricke reißen, heirate ich eben

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22.09.2019
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Wenn alle Stricke reißen, heirate ich eben

Ich stand am Strand und ließ das Meerwasser immer wieder meine Füße umspielen. Es tat gut, das Rauschen der brechenden Wellen zu hören und die Luft wahrzunehmen, die an meinen Kleidern zerrte. Mein Freund Lukas stand direkt hinter mir und hatte die Arme um meine Taille geschlungen. Ich drehte mich zu ihm um und legte meine Lippen auf seine. Wie immer, wenn wir uns küssten, kribbelte es in meinem Bauch und meine Beine wurden ganz weich. Als er sich von mir löste, musste ich erst nach Atem ringen. "Leila, es wird Zeit. Kommst du?" Er streckte die Hand nach mir aus und ich ergriff sie. Gemeinsam verließen wir den Strand, um nach unserem gemeinsamen zweiwöchigen Urlaub nach Hause zu fahren. Als ich schließlich zurück in meiner Wohnung war und er mich abgesetzt hatte, schwelgte ich noch immer in Erinnerungen. Der Urlaub war so schön gewesen. Unsere Spaziergänge am Strand, das Schwimmen bei Sonnenuntergang und die romantischen Abendessen. Lukas war echt so charmant und aufmerksam. Ich liebte ihn einfach. Fünf Minuten war er erst weg und ich vermisste ihn schon wieder. Ich konnte es kaum erwarten, ihn morgen wieder zu sehen. Mit diesem Gedanken schlief ich ein und träumte von Lukas.

Am nächsten Tag ging ich gleich zu dem Café, in dem er arbeitete, begrüßte ihn mit einem Kuss und bekam meinen täglichen Latte Macchiatto. So saß ich da, erhaschte hin und wieder ein Lächeln von meinem Freund und widmete mich ansonsten meinem Roman. Nach Lukas Schichtende gingen wir gemeinsam noch in ein Restaurant. Doch je mehr Tage unser Urlaub in die Ferne rückte, desto seltener hatte er Zeit. Er sah mich auch nicht mehr so an, wie vorher. Es tat weh, aber ich gab mich tapfer, denn ich wollte ihm nicht auf die Nerven gehen. Ich war am Ende einfach froh, wenn er Zeit hatte. Eines Abends zum Beispiel, wollte er mit mir zum Essen gehen. Vor Vorfreude und Sehnsucht warf ich mich in Schale. Ich schminkte mich, was ich sehr selten tat und zog mein bestes rotes Top an, das nach hinten gebunden war. Dazu wählte ich eine kurze Hose und ließ meine langen braunen Haare in Wellen nach unten fallen. Mit Kribbeln im Bauch ging ich also zum genannten Treffpunkt. Als ich ihn aber dort sitzen sah, machte das Kribbeln einem Stein im Magen Platz und mich überkam ein ungutes Gefühl. Er starrte ernst und grimmig vor sich hin. Als er mich sah, stand er weder auf, um mich zu begrüßen, noch schenkte er mir sein spezielles für mich reserviertes Lächeln. "Hallo Leila!", sagte Lukas ernst und vermied es, mir in die Augen zu sehen. "Setz dich bitte." Er wartete kaum ab, bis ich mich gesetzt hatte. "Du Leila. Das mit uns hat nicht mehr viel Sinn." Mir wurde eiskalt und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. "Bitte, was?", brachte ich mit gepresster Stimme heraus. Er fuhr sich durch die Haare, rang mit den Händen und sagte energisch: "Wir sind einfach nicht füreinander geschaffen. Ich habe einfach keine Gefühle für dich." Ich starrte ihn entsetzt an. Wut stieg in mir auf und ich sagte mit scharfem Unterton in der Stimme: "Das verstehe ich nicht. Im Urlaub haben wir uns super verstanden." Endlich sah er mir in die Augen. Sie waren vor Aufregung weit aufgerissen. "Ja im Urlaub. Da war es aufregend. Aber der Alltag mit dir ist einfach nur langweilig." Mit diesen Worten ließ er mich sitzen. So saß ich nun eine gefühlte Ewigkeit da und konnte mich nicht rühren. Ich fühlte mich so leer und leblos. Nur am Rande meiner Wahrnehmung bemerkte ich, dass mich mehrmals eine Bedienung ansprach. Doch ich konnte nicht reagieren.


Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, als mich jemand an der Schulter rüttelte. "Alles in Ordnung? Geht es Ihnen gut?" Ich blickte auf und sah in schöne grüne Augen, die mich besorgt musterten. Es war ein Mann etwa in meinem Alter mit blondem dichtem Haar. Ich sog den Anblick des schönen Mannes auf und heftete mich daran fest, wie an einem Rettungsancker. Als ich merkte, was ich da tat, stammelte ich: "Ich muss los." und ergriff die Flucht. Mit all meiner noch verbliebenen Kraft, lief ich nach Hause. Als ich meine Wohnung betrat, war es neun Uhr. Um sieben hatte ich den Mistkerl getroffen. Fast zwei Stunden musste ich reglos da gesessen haben. Nun war mein benommener Zustand fort. Meine Gefühle stürzten alle auf einmal auf mich ein. Mein gebrochenes Herz, die Verwirrtheit, warum er mich auf einmal nicht mehr wollte, die Einsamkeit und die Wut auf ihn und mich, das ich darauf reingefallen war. All das brach wie eine Welle über mir zusammen. Somit sank ich auf die Knie und fing an zu schluchzen. Mein Körper wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt. Nach einer gefühlten Ewigkeit schlief ich schließlich am Boden ein. Als ich am nächsten Tag erwachte, fühlte ich mich leicht benommen, sodass ich erstmal eine heiße Dusche nahm. Danach fühlte ich mich etwas besser und in meinem Kopf bildete sich langsam ein Plan. Statt mich einzuschließen und den ganzen Tag zu heulen, wollte ich lieber meine Zukunft selbst gestalten. Das redete ich mir zumindest ein. Als ich meiner Freundin Marlene von meinem Plan erzählte, war diese sprachlos. Sie war der Meinung, ich mache das nur aus Verzweiflung. Als sie versuchte, mich umzustimmen, sagte ich: "Spar dir die Mühe Marly, ich hab schon alles organisiert."

"Du hast was?", fragte meine Freundin entgeistert. "Nun gut, nun ist es geschehen. Aber du kannst es immer noch rückgängig machen." "Das mach ich nicht, Marly." Ich war verärgert, dass sie so wenig von meinem Vorhaben hielt. "Mensch Leila. Das ist doch hirnrissig. Du kannst doch nicht innerhalb von drei Monaten einen Ehemann finden." Doch, genau das war es, was ich wollte. Ich hatte eine Hochzeit organisiert, die in drei Monaten stattfinden soll und hatte schon alle Einladungen verschickt. Eine standesamtliche und kirchliche Trauung und anschließend zwangloses Essen in einem Restaurant. Um den Bräutigam zu finden, hatte ich eine Anzeige geschalten und meine Telefonnummer hinterlassen. "Es kommen ja nicht viele. Nur meine Familie und du. Und vielleicht noch die Eltern des Bräutigam." "Den Bräutigam, den du nie finden wirst.", sagte meine Freundin resigniert. Das tat weh. Meine beste Freundin war der Meinung, ich würde nie jemanden abkriegen. "Vielen Dank auch! Wenn sogar du sagst, niemand wird mich je mögen, kann ich gleich einpacken." Marlene sah mich zerknirscht an. "Tut mir leid, Leila. So war das nicht gemeint. Ich meinte nur, es wird schwierig einen Bräutigam zu finden. Niemand wird gleich heiraten wollen. Einen Freund findest du leicht, fang doch erstmal damit an."

Nein, einen Rückzieher würde ich nicht mehr machen. Ich würde allen zeigen, dass ich einen Mann dazu bringen konnte, mich auf der Stelle zu heiraten. Es gab tatsächlich viele Leute, die auf meine Anzeige antworteten. So traf ich mich mit 3 Leuten in dem Restaurant, indem mir das Herz gebrochen wurde. Doch mit keinem war ich zufrieden. Der eine redete nur von sich, der andere brauchte Unterstützung bei seiner Firma und ein anderer war schrecklich arrogant. Ich war so enttäuscht, dass ich fast aufgeben wollte. Doch, wenn ich aufgegeben hätte, hätte ich zugeben müssen, dass ich es nicht schaffte. Ich musste es allen beweisen. Also hielt ich stand. Für den kommenden Freitag war ein weiteres Treffen organisiert. Doch bis dahin hatte ich noch ein paar Tage Erholung. Ich war gerade joggen, um mich von diesem heiklen Thema abzulenken, als mir der süße Typ entgegenlief, den ich im Restaurant gesehen hatte. "Hallo.", sagte er und blieb stehen. "Du bist doch die, die in meinem Restaurant immer Männer datet." Ich starrte ihn perplex an. "Du erinnerst dich an mich. Niemand erinnert sich an mich. Mein Ex...." Meine Stimme fing an zu zittern und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich drehte schnell den Kopf weg. Warum weinte ich auf einmal wieder? Ich machte das doch alles um mein Leben weiter zu leben? Hatte Marlene am Ende doch Recht und ich tat es aus Verzweiflung? In diesem Moment spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Alles Gut. Ich verstehe. Du versuchst dich mit den Dates abzulenken. Aber das ist ganz falsch." Ich drehte mich wieder zu dem Mann mit den grünen Augen und bemerkte wie freundlich er lächelte. "Hast du Lust mit mir einen Kaffee zu trinken?", fragte er.

Ich schluckte und war völlig überrascht. Mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich spürte seinen fragenden Blick, er erwartete eine Antwort. Sollte ich mit ihm einen Kaffee trinken? Er war sehr nett, das war keine Frage. Wunderschön war er auch. Doch es brachte mir alles nichts, denn ich heiratete ja bald. Auf der anderen Seite war doch gegen ein Treffen nichts einzuwenden? Was sollte bei einem bloßen Kaffee schon passieren? Also sagte ich: "Ok. Warum nicht?" Er strahlte mich erleichtert an. "Dann komm mit. Ich kenne ein gutes Café in der Nähe." Das von ihm vorgeschlagene Café war schnuckelig mit seinen blau lackierten Fenstern und der hölzernen Tür. Wir wählten den kleinen Holztisch direkt am Fenster. "Hier bin ich fast jeden Abend. Es ist so friedlich im Gegensatz zum hektischen Alltag." "Stimmt, da hast du recht. Hier sollten wir öfter hin." Was hatte ich da gerade gesagt? Ich hatte ihm zukünftige Treffen versprochen? War ich noch ganz bei Trost? Ich heiratete bald. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln bei dem mein Herz seltsamerweise einen Purzelbaum schlug. Ich sah in seine unfassbar grünen Augen und konnte den Blick nicht abwenden. Er blickte mir tief in die Augen, ganz sanft und freundlich. Unser Moment wurde durch die Bedienung gestört, die die Getränke annahm. Ich wählte eine Maracujaschorle und er ein Radler. Als die Bedienung weg war, fragte er: "Joggst du eigentlich öfter?" "Nein. Nur wenn ich mich ablenken möchte." "Von deinem Ex?", fragte er. Er sah mich seltsam an. Aus irgendeinem Grund wollte ich nicht, dass er von meinen Hochzeitsplänen wusste. Ohne das war es so schön und friedlich mit ihm, das wollte ich mir nicht kaputt machen. Also sagte ich: "Ja genau."

"Tut mir leid. Wir sind schon wieder beim selben Thema gelandet." "Macht nichts.", murmelte ich. Wir schwiegen nun. Erst als unsere Getränke kamen, brach ich das Schweigen. "Darf ich von deinem Radler kosten?" "Na klar.", sagte er grinsend. Nachdem ich davon gekostet hatte, waren wir keine Fremden mehr. Die Distanziertheit war verschwunden, wir redeten und lachten die ganze Zeit. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Als wir später das Café verließen, berührte er ganz zufällig meinen Arm. "Entschuldige.", murmelte er. Wir waren stehen geblieben und sahen einander in die Augen. Ich war unfähig zu atmen oder mich gar zu bewegen. Trotzdem machte ich automatisch einen Schritt auf ihn zu. Er legte die Hände in meinen Nacken und legte seine Lippen auf meine. Ich schlang die Arme um seinen Körper und erwiderte seinen Kuss. Von Zeit zu Zeit küsste er mich immer heftiger, sodass mir schwindelig wurde vor Glück. Nach einer Weile löste er sich von mir und seine Augen leuchteten.

Ich selbst konnte ihn nur ansehen, mein Herz klopfte mir bis zum Hals, ich war unfähig zu sprechen. "Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Kann ich deine Nummer haben?" Er gab mir einen Zettel und Stift und ich notierte meine Nummer mit zitternden Händen. "Vielen Dank! Wie heißt du eigentlich?" fragte er, als ich ihm den Zettel zurückgab. "Leila.", brachte ich gerade noch so hervor. "Leila, wenn du mich im Restaurant besuchen willst, ich bin Mittwoch, Donnerstag und Samstag da." Damit ging er los. Nach ein paar Metern drehte er sich nochmal um und rief: "Ich bin übrigens Lars.", sagte er und schenkte mir sein unwiderstehliches Grinsen. Ich stand da und starrte ihm nach. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, ich konnte mich immer noch nicht rühren. Er hatte mich geküsst. So gut war ich noch nie geküsst worden. Beim Gedanken in Zukunft vielleicht mit ihm zusammen zu sein, machte mein Herz auf der einen Seite einen Sprung, auf der anderen Seite schnürrte es mir die Kehle zu. Er würde mich doch sowieso wieder verlassen, da war ich besser dran mit einer Vernunftsbeziehung. Sonst ging es mir am Ende wieder, wie nach der Trennung von Lukas. "Ich würde heiraten, von Herzklopfen darf ich mich nicht beirren lassen.", dachte ich. Zum Glück war Lars am Freitag nicht da, wenn ich das Date hatte. Er würde dieses Trauerspiel nicht mit ansehen müssen. Doch glücklich war ich mit dieser Entscheidung keinesfalls.

Am Tag des Treffens konnte ich es kaum erwarten, es hinter mir zu haben. Ich dachte sowieso nur an Lars. Als ich zu meinem Date an den Tisch kam, begrüßte er mich mit Küsschen links und Küsschen rechts und nahm mich anschließend überschwänglich oft in die Arme, als kannten wir uns schon Ewigkeiten. "Hallo Sahneschnittchen. Ich freue mich so dich zu sehen. Setz dich doch." Schockiert nahm ich gegenüber von ihm Platz. Er musterte mich ziemlich auffallend und nahm dann ein Papier aus der Tasche. "So, ich habe hier deinen schriftlichen Antrag." Er begann meine Anzeige vorzulesen. "Ich, Leila, 24 Jahre alt, suche einen Mann fürs Leben. Genau genommen suche ich einen Bräutigam, der mir am 24. Oktober 2019 das Ja-Wort gibt. Bitte ruft mich doch an, um ein Kennenlerntreffen auszumachen." Er las es so laut vor, dass sich ein paar der Gäste irritiert zu uns umdrehten. Ich hätte im Boden versinken können. "Liebe Leila, da ich ja weiß, dass ich der Richtige für dich bin, hab ich schon vorgesorgt." Er stand auf, legte seine verschwitzten Hände auf meine Wangen und begann mich überschwänglich zu küssen. Alles in mir sträubte sich dagegen und ich schob ihn fort. Er lachte nervös und begann meinen Kopf zu kraulen, was ich ziemlich unangenehm fand. "Ach Zuckerpüppchen. Du bist echt ein Hauptgewinn." Mir kam die Galle hoch. "Ich...", stammelte ich, doch er unterbrach mich. "Ich weiß, dir geht es zu langsam. Daher habe ich bereits mitgedacht und für alles gesorgt."

Plötzlich ertönte ein lautes Blasorchester. Als ich den Musikursprung suchte, sah ich das mehrere Männer mit Blasinstrumenten auf unseren Tisch zumarschierten. Dann ging alles ganz schnell. Als die Männer bei uns ankamen und das Spiel unterbrachen, zog mich mein Date von meinem Stuhl ganz nah zu sich. Schnell machte ich einen Schritt zurück. Er lachte nervös und ging dann auf die Knie und nahm meine Hand. Sie war noch schwitziger als vorher und als ich auf ihn herabschaute, sah ich eine schwarze Schatulle in seiner anderen Hand. "Liebste Leila. Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange. Aber in den letzten Minuten bist du mir so ans Herz gewachsen. Willst du mich heiraten?" Ich starrte ihn an. Es war mucksmäuschenstill geworden. Als ich hochblickte merkte ich, dass alle Gäste und Kellner uns anstarrten. Alamiert stellte ich fest, dass Lars doch heute arbeitete. Er stand genau in meinem Blickfeld. Er schaute mich so tiefst enttäuscht und verletzt an, dass mir übel wurde. Ich versuchte seinen Blick stand zu halten, doch er schaute weg. Alles Blut schoss mir ins Gesicht, als ich den Blick von ihm abwandte und zu meinem Möchtegern-Bräutigam blickte. "Tut mir leid.", stammelte ich, ließ ihn stehen und lief davon. Ich rannte so schnell ich konnte nur weg von diesem Ort. Nie wieder würde ich dorthin zurückkehren. Plötzlich hielt mich jemand an der Schulter fest. Ich drehte mich um. Es war Lars. Mein Herz begann wie wild zu klopfen und Schmetterlinge tummelten sich in meinem Bauch. "Lars.", sagte ich. Er schaute mich nur ernst an und fragte:" Was war das eben? Ich dachte wir...." Er stockte. Seine Stimme war brüchig. Ich sah in seine schönen grünen Augen und wünschte mir nichts sehnlicher, als mit ihm zusammen zu sein. Aber mein Herz würde nur wieder gebrochen werden. Schlimmer denn je. Deshalb machte ich lieber vorher Cut.

Also sagte ich das, was ihn davon abbrachte zu kämpfen. "Tut mir leid Lars." Ich holte tief Luft, um den Kloß, der sich plötzlich in meinem Hals bildete, fortzuatmen und sah ihm dann tief in die Augen. "Das mit uns war für mich nichts Besonderes. Besser wir beenden es hiermit." Der Anblick der sich mir nun bot, brach mir das Herz. Er schaute mich traurig an und kämpfte mit den Tränen. "Alles klar.", sagte er, senkte den Blick, drehte sich um und ging in die andere Richtung davon. Mein Kloß im Hals löste sich auf und ich fing an zu weinen, meine Knie zitterten, sodass ich mich kaum noch halten konnte. Schnell lief ich nach Hause und brach am Bett schließlich völlig zusammen.

Eine Woche lang weinte ich täglich. Ich konnte ihn nicht vergessen, den Kuss und seinen enttäuschten Gesichtsausdruck. "Er hat mich so enttäuscht angesehen Marly. Er denkt jetzt sicher schlecht von mir." Marlene, die neben mir auf der Bettkante saß, nahm mich in die Arme. "Dann rede doch nochmal mit ihm und erkläre ihm alles. Das was du verhindern woltest, ist doch passiert. Nur, dass du selbst zu verschulden hast, dass dein Herz gebrochen ist." "Aber Marly.", schniefte ich. "Es ist bestimmt besser, als wenn er es nach 2 Jahren bricht. Besser ein glatter Bruch." "Naja Leila. Aber es könnte auch für immer halten. Dann würdest du etwas wunderbar tolles verpassen. Selbst wenn es nicht für immer hält, ist es besser als es gar nicht erlebt zu haben." Ich setzte mich aufrecht hin, straffte die Schultern, wischte meine Tränen fort und sagte: "Ok Marly. Du hast recht. Ich rede nochmal mit ihm. Und ich werde die Hochzeit abblasen. Wenn ich ihn habe, brauche ich keinen Bräutigam mehr." "Na also.", sagte Marlene. Also versuchte ich mein Glück und suchte sein Lieblingscafé auf ,in der Hoffnung ihn dort zu finden. Als ich das Café betrat, saß Lars tatsächlich da. Vor sich eine Tasse Kaffee. Er starrte mit leerem Blick in seinen Becher, den Mund zu einem Strich verzogen. Als ich zu seinem Tisch ging, blickte er auf. Als er mich erkannte, veränderte sich sein Geschichtsausdruck von Gleichgültigkeit zu überrascht. "Leila.", sagte er und nickte. Er drehte sich wieder weg und widmete seinem Kaffee wieder die Aufmerksamkeit.

Ich setzte mich zu ihm an den Tisch. Er blickte auf. "Was willst du?" Seine Augen funkelten. "Ich möchte mich entschuldigen." "Wofür?", fragte er. Sein Gesicht verzog sich vor Wut, seine Stimme triefte vor Zorn. "Dafür, dass du mich zuerst küsst und dann plötzlich einen anderen heiraten möchtest? Oder dafür, dass du mich wegen Zeitvertreib benutzt hast? Und die aller wichtigste Frage: Was machst du hier, wenn du mich doch so hasst?" Er war sehr zornig auf mich. Es würde nicht leicht werden. "Mir tut beides leid. Ich hasse dich übrigens nicht." "Ja, aber das ändert nichts. Falls du dir Freundschaft erhoffst, das kannst du vergessen. Du hast mich benutzt, das werde ich dir nie verzeihen." Mein Herz brach, als ich hörte was er von mir hielt. Ich senkte den Blick, weil mir Tränen in die Augen traten. "Ich hätte den Mann im Restaurant nicht treffen dürfen, ich weiß. Aber ich hatte einfach Angst. Angst, du könntest mich irgendwann auch verlassen, genau wie mein Ex. Das hätte ich nicht ertragen. Deswegen habe ich dich von mir gestoßen. Es tut mir so leid." Er lachte auf. "Wahnsinn, was du für ein Vertrauen in mich hast. Schon am Anfang. Wenn du mich mögen würdest, dann hättest du es riskiert." Er würde mich nie mehr mögen. Ich hatte es verbockt. Tiefe Eissplitter bohrten sich in mein Herz.

Auf einmal blickte Lars mich direkt an. "Sag mal, weinst du?" Tatsächlich, mir liefen Tränen die Wangen hinunter. "Nein.", log ich. Bevor ich davon lief, sagte ich: "Wenn du es genau wissen willst: Ich mag dich echt wahnsinnig gerne und genau deswegen war ich so vorsichtig, du Schwachkopf." Dann rannte ich blind vor Tränen aus dem Café. Draußen hielt mich Lars zurück, der mir gefolgt war. Er drehte mich zu sich um. Sein Blick war sanft und liebevoll, von dem Zorn war nichts mehr zu sehen. "Es tut mir leid. Ich hab nur so plump reagiert, weil ich dich auch so furchtbar gern habe." Grenzenlose Erleichterung machte sich in mir breit. "Also glaubst du mir?" Er lächelte. "Natürlich. Aber bitte hör auf zu weinen." Er beugte sich vor und wir küssten uns.

 

Hallo Cygnus,

ich habe jetzt einen zweiten Anlauf genommen, um dir zu deiner Geschichte ein Feedback zu geben. Beim ersten Anlauf war ich kurz davor, dir einfach nur um die Ohren zu hauen, dass du dein Potential total verschenkst, weil du einfach nur einen Kitschroman a la Hedwig Courths-Mahler in eine Kurzgeschichtenlänge gepresst hast.
Der Tenor meines ersten Anlaufs ist leider geblieben, aber ich bin jetzt in der Lage, dir deutlich mehr dazu zu sagen, so dass du nicht nur einfach traurig von dannen ziehen musst.

Man spürt, dass du dir sehr viel Mühe mit der Geschichte gegeben hast. Es steht hier viel drin, es wirkt auf mich alles sehr ordentlich geschrieben, es sind praktisch kaum Rechtschreibfehler drin (ehrlich, darauf habe ich aber gar nicht geachtet, vielleicht sind sogar gar keine drin), an manchen Stellen beschreibst du schön und wirst detalliert und anschaulich. Dahinter steckt viel Arbeit, das kommt so bei mir an.
Ein wenig mehr Absätze und somit Strukturierung hätte ich mir gewünscht, das liest sich dann deutlich besser und es kostet hier nicht mehr, etwas mehr Raum für eine Geschichte zu schaffen, indem man mehr Absätze und Zeilenumbrüche nutzt.

Ja, aber jetzt kommt das berühmte ABER: ich fange mal beim Plot an. Der ist gelinde gesagt ein nullachtfünfzehn-Plot, eine klassische Liebesgeschichte, von denen es in den Groschenheftchen bis hin zu den besonders geachteten Romanen Hunderte gibt.

Einen ausgelutschten Plot zu wählen ist nun keineswegs von vorne herein etwas Schlechtes und zum Scheitern Verurteiltes. Wir Autoren können nicht ununterbrochen neue Plots entstehen lassen, irgendwann gibt es unweigerlich immer mal wieder Wiederholungen. Das ist ganz normal.

Nur, wenn man einen alltäglichen, allbekannten, ausgelutschten, Wiederholungs-Plot wählt, dann ist die große Herausforderung, ihn in ein neues Gewand zu kleiden.

Und hierin unterscheiden sich dann die Profis von den Amateuren. Während man bei den einen, gar nicht als Leser mitbekommt, vor lauter Spannung und Fesselung, dass man einen völlig banalen alltäglichen Plot zu lesen bekommt, scheint es bei den anderen ununterbrochen durch und es macht sich hie und da etwas Leselangeweile breit.

Wir beide sind uns sicherlich darin einig, dass den Leser zu langweilen eine der Todsünden eines Autoren ist, nicht wahr?

Deine Geschichte läuft so daher wie alle Liebesgeschichten laufen: Er, sie, Streit, Trennung, Schmerz, Trauer, ein Retter, neues Verlieben, Happy End (manchmal mit dem Neuen, manchmal Rückkehr zum Alten). Da gibt es keine Überraschungen.
Ich gehe davon aus, dass du noch am Anfang deiner literarischen Künste stehst und dich noch in vielen Plots erproben wirst.

Daher meine Bitte an dich, doch auf folgende Schwerpunkte zu achten: wenn du ein ausgelutschtes Thema wählst, dann lege die Geschichte nicht breit an, sondern fokussiere dich auf einzelne Aspekte oder verpacke alles in einem höchst ungewöhnlichen neuen Kontext.
Du hast hier mir einen Stoff hingelegt, der für einen ganzen Roman reicht. Es passiert viel in deiner Geschichte, aber nirgendwo überrascht mich etwas, nein stop, an einer Stelle dachte ich, dass die mal jetzt spannend ist.
Das war die Annonce. Ja, daraus hättest du etwas machen können, es verliert sich aber innerhalb deiner Liebesgeschichte im Nirgendwo und wirkt insoweit fast wie ein Fremdkörper darin.
Einmal abgesehen davon, dass deine Protagonistin nicht nachvollziehbar diesen Schritt tut, du bringst mir als deiner Leserin leider nicht nahe, ob es nur aus Rache geschieht, was sie da tun will oder aus lauter Verzweiflung, künftig nicht mehr Trennungsschmerzen aushalten zu müssen. Ihre tiefergehende Motivation arbeitest du nicht heraus. Somit verpufft eine super Idee komplett in dieser Geschichte.
Ich erfahre auch nicht, was die jeweiligen Männer, die sich auf ihre Annonce melden, so fühlen und denken.
Was ist das für ein Mann, der liest, dass am Tag x geheiratet werden soll und eine Frau ihren Ehemann auf diese Weise sucht?
Einer, der sich durch eine Heirat das Aufenthaltsrecht in Deutschland erschaffen möchte (sorry, aber da kommt die Juristin in mir durch) oder einer, der genauso verzweifelt ist?
Ein Spieler? Einer, der denkt, es sei nur ein Scherz der Annoncierenden? Du verschenkst jede Menge spannende Momente, die Leila mit diesen Kandidaten verbringt. Aber das liegt natürlich daran, dass du deinen Fokus auf die reine Liebesgeschichte gelegt hast.

Es macht auf jeden Fall Sinn, wenn man einen Plot ersinnt, sich immer wieder in die Rolle des Lesers zu begeben und sich zu fragen, will der sowas lesen? Wird er es spannend finden?Fessele ich den Leser mit dieser Idee?
Ich weiß, dass es irre schwer ist. Aber diese Mühe lohnt absolut, denn am Ende willst du doch den Erfolg haben, dass viele Leser sich begeistert zu deinem Werk äussern, es gern gelesen haben.

Nach der mühseligen Arbeit am Plot, der Ausarbeitung einer spannenden Handlung ist es unerlässlich, sich Gedanken zu den Figuren zu machen. Deine Hauptfigur Leila ist auch nach dem Lesen der gesamten Geschichte mir nicht als Bild erschienen. Ich habe immer noch keine Vorstellung von ihr, weil du sie mir nicht richtig vorgestellt hast.

Damit meine ich natürlich nicht, dass du mir erzählst, welche Haarfarbe, Körpergröße und Augenfarbe sie hat. Das bringt sie mir nicht nahe, sondern es geht um persönliche Details, Eigenheiten, vielleicht sogar Besonderheiten, Schrullen, Macken, die du geschickt in deiner Geschichte einfließen lässt. Zum Beispiel könnte ich erfahren, dass sie ihren Latte Macciato immer erst trinkt, wenn er lausig abgekühlt ist. Damit allein kann ich natürlich noch nicht sooo viel anfangen, aber wenn nochan anderer Stelle auch etwas steht, was der Otto Normalverbraucher nicht tut, dann bekomme ich langsam ein Bild von einer Frau, die so ihre Besonderheiten hat.

Das so einzufügen, dass es nicht aufdringlich wirkt und trotzdem dem Leser eine Figur näher bringt, ist eine der Fähigkeiten, die man als Autor sich aneignen sollte.

Plastische Figuren, Menschen, mit denen man als Leser mitleidet, mitfiebert, mithofft, mitjubelt, die machen eine Geschichte gut.
Daran hapert es leider in deiner Geschichte, alle drei Personen, die du auftreten lässt, bleiben blass, bis auf die grünen Augen, die sind mir in Erinnerung geblieben. Ansonsten könnte ich dir, auch unter Folter, nichts weiter zu deinen Figuren sagen.
Sie wirken auf mich beliebig und gewiss wolltest du das nicht, dass ich dieses Gefühl beim Lesen bekomme.

Darüber hinaus ist mir noch aufgefallen, dass du ein paar klassische Anfängerfehler machst, die aber im Laufe von mehr Übung und Konzentration darauf garantiert besser werden.
Es geht darum, Dinge möglichst nicht mit pauschalen Ausdrücken darzustellen. Wenn jemand liebevoll, charmant, mitfühlend gütig ist oder verärgert, ablehnend, kalt, dann sind das allgemeine Begriffe, die bereits ein Resümee des Charakters darstellen.
Wir beide wissen, dass z.B. Verärgerung bei jedem anders aussieht. Der eine bekommt rote Gesichtsflecken und die Lippen zittern, weil gleich ganz dringend das aus dem Mund fallen muss, was er an bösen Kröten drin hat, der nächste zieht einen Schmollmund und blickt geradezu durch sein Gegenüber durch als sei der gläsern, ein anderer trommelt mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte immer schneller und lauter und so weiter. Es geht um das "show", das immer besser ist als das "tell", einfach, weil du Bilder erschaffst.
Wenn du schreibst: sie begegnete einem schönen Mann. Dann kann ein Leser, der genügend eigene Phantasie hat, sich genau den Mann vorstellen, den er für schön befindet. Aber du hast damit die Erschaffung deiner Protagonisten dem Leser überlassen, weil du nichts Konkretes über die Figur mitgeteilt hast. Du hast sie nicht festgelegt und was, wenn die vom Leser in seiner Phantasie erschaffene Figur nur so rein gar nicht in deine Geschichte passt?
Der Leser steigt dir gnadenlos aus, wenn das passiert.
Und wie verloren ist nun ein Leser, der keine Phantasie hat, der sich unter einem schönen Mann nichts vorstellen kann?

Verschenke nie dieses Potential, die Figuren dem Leser wie in einem Film nahe zu bringen. Weigere dich einfach, schwammige, nichtssagende Begriffe in deiner Geschichte unterzubringen.
Manchmal ist die Methode gut, dass man zunächst einfach drauf los schreibt und bei der ersten Überarbeitung all diese Begriffe mit neuem Leben erfüllt, also in die Feinarbeit geht.
Manchmal ist aber auch bereits eine vorher gut ausgearbeitete Figur schon so deutlich vor dem eigenen Auge, dass man sie auch gleich innerhalb der ersten Fassung plastisch darstellen kann.

Ich war jetzt einmal so ausführlich in meinem Feedback, weil ich glaube, dass du dich dahin durchaus entwickeln kannst.
Und ich freue mich, von dir demnächst zu lesen, und zu sehen, welche guten Fortschritte du erreicht hast.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @Cygnus ,

hey, Du machst es mir nicht leicht. Also Mae, 41, sieht hier viele Ungereimtheiten. Ein Aufgebot lässt sich nämlich nicht alleine bestellen. Plant sie eine katholische oder evangelische Hochzeit? Was wird ihr Partner sein? Buddhist vielleicht ?. Sie kauft gar kein Brautkleid, bestellt kein Catering ... das braucht alles Vorlauf und last but not least: Woher nimmt sie die Kohle.

Aber zurückgedacht: Mae, 14, hat diese Kurzgeschichten in der Bravo geliebt (also nicht diese Fotostrecken, sondern diese Einseiter). Die waren ungefähr genauso. Da Du Jugend getaggt hast und vielleicht gerade 12- 16-jährige Mädchen im Auge hast. Das kann funktionieren.

Aber vielleicht gehst Du noch mehr auf Deine Zielgruppe ein und beschreibst mehr die misslungenen Dates. Unter Umständen greift der Traummann ein, indem er immer zum falschen Zeitpunkt den Kaffee serviert, fragt, ob alles noch recht ist. Vielleicht ist auch ein vermeintlicher Traumprinz dabei.

Fehler habe ich beim Lesen auf dem Handy kaum gesehen. Ein paar wenige Typos.

Insofern: Für mich ist das nichts mehr, aber bei Teenies könntest Du den richtigen Nerv treffen.

LG
Mae

 

Hallo Cygnus,

ich habe jetzt einen zweiten Anlauf genommen, um dir zu deiner Geschichte ein Feedback zu geben. Beim ersten Anlauf war ich kurz davor, dir einfach nur um die Ohren zu hauen, dass du dein Potential total verschenkst, weil du einfach nur einen Kitschroman a la Hedwig Courths-Mahler in eine Kurzgeschichtenlänge gepresst hast.
Der Tenor meines ersten Anlaufs ist leider geblieben, aber ich bin jetzt in der Lage, dir deutlich mehr dazu zu sagen, so dass du nicht nur einfach traurig von dannen ziehen musst.

Man spürt, dass du dir sehr viel Mühe mit der Geschichte gegeben hast. Es steht hier viel drin, es wirkt auf mich alles sehr ordentlich geschrieben, es sind praktisch kaum Rechtschreibfehler drin (ehrlich, darauf habe ich aber gar nicht geachtet, vielleicht sind sogar gar keine drin), an manchen Stellen beschreibst du schön und wirst detalliert und anschaulich. Dahinter steckt viel Arbeit, das kommt so bei mir an.
Ein wenig mehr Absätze und somit Strukturierung hätte ich mir gewünscht, das liest sich dann deutlich besser und es kostet hier nicht mehr, etwas mehr Raum für eine Geschichte zu schaffen, indem man mehr Absätze und Zeilenumbrüche nutzt.

Ja, aber jetzt kommt das berühmte ABER: ich fange mal beim Plot an. Der ist gelinde gesagt ein nullachtfünfzehn-Plot, eine klassische Liebesgeschichte, von denen es in den Groschenheftchen bis hin zu den besonders geachteten Romanen Hunderte gibt.

Einen ausgelutschten Plot zu wählen ist nun keineswegs von vorne herein etwas Schlechtes und zum Scheitern Verurteiltes. Wir Autoren können nicht ununterbrochen neue Plots entstehen lassen, irgendwann gibt es unweigerlich immer mal wieder Wiederholungen. Das ist ganz normal.

Nur, wenn man einen alltäglichen, allbekannten, ausgelutschten, Wiederholungs-Plot wählt, dann ist die große Herausforderung, ihn in ein neues Gewand zu kleiden.

Und hierin unterscheiden sich dann die Profis von den Amateuren. Während man bei den einen, gar nicht als Leser mitbekommt, vor lauter Spannung und Fesselung, dass man einen völlig banalen alltäglichen Plot zu lesen bekommt, scheint es bei den anderen ununterbrochen durch und es macht sich hie und da etwas Leselangeweile breit.

Wir beide sind uns sicherlich darin einig, dass den Leser zu langweilen eine der Todsünden eines Autoren ist, nicht wahr?

Deine Geschichte läuft so daher wie alle Liebesgeschichten laufen: Er, sie, Streit, Trennung, Schmerz, Trauer, ein Retter, neues Verlieben, Happy End (manchmal mit dem Neuen, manchmal Rückkehr zum Alten). Da gibt es keine Überraschungen.
Ich gehe davon aus, dass du noch am Anfang deiner literarischen Künste stehst und dich noch in vielen Plots erproben wirst.

Daher meine Bitte an dich, doch auf folgende Schwerpunkte zu achten: wenn du ein ausgelutschtes Thema wählst, dann lege die Geschichte nicht breit an, sondern fokussiere dich auf einzelne Aspekte oder verpacke alles in einem höchst ungewöhnlichen neuen Kontext.
Du hast hier mir einen Stoff hingelegt, der für einen ganzen Roman reicht. Es passiert viel in deiner Geschichte, aber nirgendwo überrascht mich etwas, nein stop, an einer Stelle dachte ich, dass die mal jetzt spannend ist.
Das war die Annonce. Ja, daraus hättest du etwas machen können, es verliert sich aber innerhalb deiner Liebesgeschichte im Nirgendwo und wirkt insoweit fast wie ein Fremdkörper darin.
Einmal abgesehen davon, dass deine Protagonistin nicht nachvollziehbar diesen Schritt tut, du bringst mir als deiner Leserin leider nicht nahe, ob es nur aus Rache geschieht, was sie da tun will oder aus lauter Verzweiflung, künftig nicht mehr Trennungsschmerzen aushalten zu müssen. Ihre tiefergehende Motivation arbeitest du nicht heraus. Somit verpufft eine super Idee komplett in dieser Geschichte.
Ich erfahre auch nicht, was die jeweiligen Männer, die sich auf ihre Annonce melden, so fühlen und denken.
Was ist das für ein Mann, der liest, dass am Tag x geheiratet werden soll und eine Frau ihren Ehemann auf diese Weise sucht?
Einer, der sich durch eine Heirat das Aufenthaltsrecht in Deutschland erschaffen möchte (sorry, aber da kommt die Juristin in mir durch) oder einer, der genauso verzweifelt ist?
Ein Spieler? Einer, der denkt, es sei nur ein Scherz der Annoncierenden? Du verschenkst jede Menge spannende Momente, die Leila mit diesen Kandidaten verbringt. Aber das liegt natürlich daran, dass du deinen Fokus auf die reine Liebesgeschichte gelegt hast.

Es macht auf jeden Fall Sinn, wenn man einen Plot ersinnt, sich immer wieder in die Rolle des Lesers zu begeben und sich zu fragen, will der sowas lesen? Wird er es spannend finden?Fessele ich den Leser mit dieser Idee?
Ich weiß, dass es irre schwer ist. Aber diese Mühe lohnt absolut, denn am Ende willst du doch den Erfolg haben, dass viele Leser sich begeistert zu deinem Werk äussern, es gern gelesen haben.

Nach der mühseligen Arbeit am Plot, der Ausarbeitung einer spannenden Handlung ist es unerlässlich, sich Gedanken zu den Figuren zu machen. Deine Hauptfigur Leila ist auch nach dem Lesen der gesamten Geschichte mir nicht als Bild erschienen. Ich habe immer noch keine Vorstellung von ihr, weil du sie mir nicht richtig vorgestellt hast.

Damit meine ich natürlich nicht, dass du mir erzählst, welche Haarfarbe, Körpergröße und Augenfarbe sie hat. Das bringt sie mir nicht nahe, sondern es geht um persönliche Details, Eigenheiten, vielleicht sogar Besonderheiten, Schrullen, Macken, die du geschickt in deiner Geschichte einfließen lässt. Zum Beispiel könnte ich erfahren, dass sie ihren Latte Macciato immer erst trinkt, wenn er lausig abgekühlt ist. Damit allein kann ich natürlich noch nicht sooo viel anfangen, aber wenn nochan anderer Stelle auch etwas steht, was der Otto Normalverbraucher nicht tut, dann bekomme ich langsam ein Bild von einer Frau, die so ihre Besonderheiten hat.

Das so einzufügen, dass es nicht aufdringlich wirkt und trotzdem dem Leser eine Figur näher bringt, ist eine der Fähigkeiten, die man als Autor sich aneignen sollte.

Plastische Figuren, Menschen, mit denen man als Leser mitleidet, mitfiebert, mithofft, mitjubelt, die machen eine Geschichte gut.
Daran hapert es leider in deiner Geschichte, alle drei Personen, die du auftreten lässt, bleiben blass, bis auf die grünen Augen, die sind mir in Erinnerung geblieben. Ansonsten könnte ich dir, auch unter Folter, nichts weiter zu deinen Figuren sagen.
Sie wirken auf mich beliebig und gewiss wolltest du das nicht, dass ich dieses Gefühl beim Lesen bekomme.

Darüber hinaus ist mir noch aufgefallen, dass du ein paar klassische Anfängerfehler machst, die aber im Laufe von mehr Übung und Konzentration darauf garantiert besser werden.
Es geht darum, Dinge möglichst nicht mit pauschalen Ausdrücken darzustellen. Wenn jemand liebevoll, charmant, mitfühlend gütig ist oder verärgert, ablehnend, kalt, dann sind das allgemeine Begriffe, die bereits ein Resümee des Charakters darstellen.
Wir beide wissen, dass z.B. Verärgerung bei jedem anders aussieht. Der eine bekommt rote Gesichtsflecken und die Lippen zittern, weil gleich ganz dringend das aus dem Mund fallen muss, was er an bösen Kröten drin hat, der nächste zieht einen Schmollmund und blickt geradezu durch sein Gegenüber durch als sei der gläsern, ein anderer trommelt mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte immer schneller und lauter und so weiter. Es geht um das "show", das immer besser ist als das "tell", einfach, weil du Bilder erschaffst.
Wenn du schreibst: sie begegnete einem schönen Mann. Dann kann ein Leser, der genügend eigene Phantasie hat, sich genau den Mann vorstellen, den er für schön befindet. Aber du hast damit die Erschaffung deiner Protagonisten dem Leser überlassen, weil du nichts Konkretes über die Figur mitgeteilt hast. Du hast sie nicht festgelegt und was, wenn die vom Leser in seiner Phantasie erschaffene Figur nur so rein gar nicht in deine Geschichte passt?
Der Leser steigt dir gnadenlos aus, wenn das passiert.
Und wie verloren ist nun ein Leser, der keine Phantasie hat, der sich unter einem schönen Mann nichts vorstellen kann?

Verschenke nie dieses Potential, die Figuren dem Leser wie in einem Film nahe zu bringen. Weigere dich einfach, schwammige, nichtssagende Begriffe in deiner Geschichte unterzubringen.
Manchmal ist die Methode gut, dass man zunächst einfach drauf los schreibt und bei der ersten Überarbeitung all diese Begriffe mit neuem Leben erfüllt, also in die Feinarbeit geht.
Manchmal ist aber auch bereits eine vorher gut ausgearbeitete Figur schon so deutlich vor dem eigenen Auge, dass man sie auch gleich innerhalb der ersten Fassung plastisch darstellen kann.

Ich war jetzt einmal so ausführlich in meinem Feedback, weil ich glaube, dass du dich dahin durchaus entwickeln kannst.
Und ich freue mich, von dir demnächst zu lesen, und zu sehen, welche guten Fortschritte du erreicht hast.

Lieben Gruß
lakita

@Iakita:
Vielen Dank für deine vielen Tipps und Anregungen.
Du hast recht, meine Geschichte hat Stoff für einen ganzen Roman. Beim schreiben kam ich mir auch ziemlich eingeengt vor. Habe versucht, es so zu einem Ende zu bringen, dass es eine Kurzgeschichte wird. Die war von Anfang an beabsichtigt.
So muss ich wohl in Zukunft ein besser eingegrenztes Thema wählen und das detaillierter ausarbeiten.

Den Plot und die Charakterisierung muss ich noch üben. Hoffentlich klappt es bei der nächsten Geschichte besser.
Viele Grüße Cygnus

 

Hallo @Cygnus ,

hey, Du machst es mir nicht leicht. Also Mae, 41, sieht hier viele Ungereimtheiten. Ein Aufgebot lässt sich nämlich nicht alleine bestellen. Plant sie eine katholische oder evangelische Hochzeit? Was wird ihr Partner sein? Buddhist vielleicht ?. Sie kauft gar kein Brautkleid, bestellt kein Catering ... das braucht alles Vorlauf und last but not least: Woher nimmt sie die Kohle.

Aber zurückgedacht: Mae, 14, hat diese Kurzgeschichten in der Bravo geliebt (also nicht diese Fotostrecken, sondern diese Einseiter). Die waren ungefähr genauso. Da Du Jugend getaggt hast und vielleicht gerade 12- 16-jährige Mädchen im Auge hast. Das kann funktionieren.

Aber vielleicht gehst Du noch mehr auf Deine Zielgruppe ein und beschreibst mehr die misslungenen Dates. Unter Umständen greift der Traummann ein, indem er immer zum falschen Zeitpunkt den Kaffee serviert, fragt, ob alles noch recht ist. Vielleicht ist auch ein vermeintlicher Traumprinz dabei.

Fehler habe ich beim Lesen auf dem Handy kaum gesehen. Ein paar wenige Typos.

Insofern: Für mich ist das nichts mehr, aber bei Teenies könntest Du den richtigen Nerv treffen.

LG
Mae

@Mae Danke für die Tipps! Das mit den misslungenen Dates ist eine gute Idee! Das es nicht so einfach ist eine Hochzeit zu organisieren war mir schon klar, aber wie du schon sagtest wollte ich so detailliert nicht einsteigen.

 

Hallo @Cygnus ,

evt. könnte man das auch dadurch kürzen, dass sie schon einen Termin hat und nun Ersatz sucht ?. Nur so eine Idee ...

LG
Mae

 

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