Weltkatzentag und ein bisschen Sport
Natürlich kann man ein Leben ohne Katze führen. Es wäre nur völlig sinnlos.
Irgendjemand Berühmtes hat sowas in der Art mal im Zusammenhang mit Hunden gesagt – aber was für Hunde gilt: gleiches Recht für alle.
Heute ist Weltkatzentag hab ich mir sagen lassen. Nun weiß ich auch, warum Chiara mich schon den ganzen Tag so vorwurfsvoll angeguckt hat, ich hab ihr noch keinen Weltkatzentag-Keks zukommen lassen.
Ich versuche, ihr klarzumachen, dass für mich sowieso jeder Tag Weltkatzentag ist. Man könnte sogar sagen, für mich ist jeder Tag Weltchiaratag. So, wie für jemand anderen Weltbaloutag, Weltkatjatag, Weltginotag... die Liste ist endlos.
Chiara sieht das offensichtlich nicht ganz so theatralisch wie ich. Nachdem ich ihr schuldbewusst eine Packung von einer ziemlich eklig aussehenden – aber offensichtlich todesleckeren - braunen Matsche aufgemacht und weltkatzentagsangemessen kredenzt hab, verschwindet sie, noch schmatzend, in ihrer Kratzaumhöhle und macht ein Nickerchen.
Hm. Wie jetzt, das war's? Ich dachte, wir zelebrieren den Tag heut noch so richtig. Ist ja schon so'n Stück weit unspektakulär. Etwas feiern könnte Madam schon mit mir. Als ich mich vor mich hinschmollend auf's Sofa begebe, höre ich ein Schnarchen aus dem Kratzbaum.
Pöh. Bitte. Dann guck ich jetzt eben Fern. Olympiade und so. Und hoffe, dass sich da nicht wieder irgendjemand die Haxen bricht. Ist ja erschreckend, was da innerhalb der paar Tage schon alles passiert ist.
Während ich mit den Schwimmern mitfiebere und schon beim Zugucken Atemnot bekomme, fängt plötzlich der Kratzbaum an, zu vibrieren. Eh ich's mich versehe, schießt etwas Graues, Plüschiges aus der Höhle, donnert quer durch's Wohnzimmer und verschwindet im Flur.
In der Küche scheppert irgendetwas. Aus den Augenwinkeln seh ich das graue, plüschige Etwas wieder durch den Flur schießen, Richtung Schlafzimmer. Ein lautes Maunzen, und da, im Wahnsinnstempo galoppiert Chiara zurück ins Wohnzimmer, schlägt gekonnt einen doppelten Haken, um sich dann mit einem exzellenten Aufschwung auf den Sessel zu stürzen. Nebenbei wurden noch die Spielmaus, das Katzenkissen und mein rechter Knöchel mit einem gezielten Pfoten-Abklatscher bedacht.
Sie liegt gut in der Zeit.
Der Abgang vom Sessel ist nicht ganz sauber, die Spannung in der rechten Hinterpfote ist nur subobtimal, aber das macht sie wieder wett, als sie in … äh... eleganten Schwüngen etwa acht Mal um den Wohnzimmertisch schleudert, um sich dann mit einem letzten, kraftvollen Schwung auf die oberste Plattform des Kratzbaums zu manövrieren.
Wenn das keine super B-Note wird.
Hm. Als sie da oben sitzt und den Applaus der tosenden Menge genießt, fällt ihr wieder ein, dass sie es eigentlich ziemlich doof findet, ganz da oben zu sitzen. Sie kommt da nämlich nicht wieder runter. Aufgrund ihres Augenfehlers hat sie es nicht so mit der Höhe. Rauf – kein Problem. Aber runter...?
Unruhig wie ein Tiger im Käfig zappelt sie am Plattformrand rum.
Ich stehe auf, gehe auf sie zu und strecke ihr beide Hände entgegen, um ihr runter zu helfen.
Chiara setzt sich hin, streckt mir ihre beiden Vorderbeine entgegen und legt ihre Pfoten in meine Hände, um sich von mir runterhelfen zu lassen.
Mein kleines Bärchen. Wie so oft bin ich fassungslos und unendlich gerührt, mit welcher Selbstverständlichkeit dieses kleine Wesen mir ihr Vertrauen schenkt.
Als ich sie im Arm habe, vergrabe ich meine Nase in ihrem Fell.
Weltkatzentag. Weltchiaratag. Wir zelebrieren ihn. Jeden Tag.