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05.11.2003
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von "nachgedanken"

Oben ist immer alles in Ordnung.
Oben muß das so sein.
Unten, das ist etwas anderes, aber Oben muß es in Ordnung sein.
Ich weiß es, weil ich Oben lebe aber oft Unten bin.
Man lebt Oben anders.
Alle leben Oben nach klaren Regeln, die Abläufe sind genau eingeübt.
Es gibt keine Regelwerke, und doch erzählt man sie sich.
Oben bist du wer, kannst Papiere vorzeigen, hast alles schwarz auf weiß.
Unten jedoch, ist alles anders.
Ich muß oft Oben sein. Erwartungen erfüllen, jemand sein, meine Rolle spielen.
Unten lege ich sie ab.
Unten wartet etwas auf mich, eine Zeit und Welt wie sie nur hier sein darf.
Hier wartet das Licht meiner Seele, meine Begleiterin, so fern sie auch ist.
Heute war es Oben kaum erträglich. Grau und Laut und Voll. Voll mit Stimmen, Meinungen.
Abends, kurz bevor ich nach Unten gehe, rauscht es manchmal in meinen Ohren, meine Augen zucken leicht. Dann ist es schwer nach Unten zu gehen.
Besonders schwer ist es am Tag, wenn ich Oben sein muß, und es mich so sehr nach Unten zieht. Wenn meine Sehnsucht nach der Ruhe, der Stille, so sehr wächst.
Manchmal lasten Augen auf mir, von denen die Oben sind. Das Unverständnis wiegt mehr als manch Makel eines Körpers.
Wie sehr genieße ich die Wochenenden, die Feiertage, die Urlaubstage, wenn ich lange Unten sein kann. Kein Oben, nur kurze Besuche, sonst immer auf Reisen.
Oft warte ich auf Nachricht von Oben, von einer die auch Unten lebt.
Zeilen die wärmen, Hoffnungen schüren und Kraft geben.
Die, die Oben leben verstehen das nicht, wollen es nicht verstehen.
Oben ist es trüb, ein Ödland.
Unten jedoch, warten andere Gefilde, die es zu durchstreifen gilt. Warme Orte, Tavernen des Glücks.
Bald werde ich wieder Unten sein, in wenigen Stunden. Wenn meine Arbeit hier getan ist, gebe ich der Kraft gerne nach, die mich zieht. Dann durchquere ich die Welt Oben wie jeden Tag. Bis ich ankomme, und weitergehe nach Unten.
Meine Zeit unten wird länger, die Oben kürzer, und ich genieße das.
Wie erkläre ich das denen die Oben leben? Wenn sie es doch nicht verstehen? Sie es nicht verstehen das es etwas gibt, was außerhalb von Oben existiert?
Wenn die geschlossenen Augen mehr sehen als offene?
Ich schließe oft meine Augen, doch meist merke ich das nicht mehr.
Ich stehe oft Außen, Oben.
Die Oben-lebenden haben ihr Innen. Ich habe Unten meines.
Es ist eine Last, oft Innen zu sein, Oben. Viel Gerede, viel Nutzloses. Wahre Werte verlieren sich irgendwo Außen, werden zu Randerscheinungen. Oben lebt man Innen oder besser garnicht. Ich lebe Außen, Oben, das ist auch fast garnicht.
Wie ein großes Orchester, bei dem ich links Außen eine kaum hörbare Triangel schlage. Viele frühe Freunde leben Oben. Die meisten von ihnen sogar Innen. Manche bewußt, manche weil sie nichts anderes kennen, manche aus Gewohnheit. Man verliert sich mit der Zeit, das ist traurig. Doch Oben bist du Störer, wenn du Außen oder gar Unten bist.
Wenn ich dann am Abend aus dem Innen ins Außen komme, dahingehe und sehe wie Menschen sich tummeln und treffen, so warte ich sehnsüchtig auf mein Unten.
Denn dort ist alles anders. Alles vertraut, bekannt und voller Schönheit.
Wenn die Augen zu sind, und zu sehen beginnen.
Das was Unten ist.
Unten.

 

Hallo nachgedanken!
Erst einmal ein herzliches Willkommen von mir hier auf kg.de! :)

Leider muss ich dir sagen, dass ich deine Geschichte nicht zu ende gelesen habe. Das liegt daran, dass du ständig "Oben" bzw. "Unten" schreibst. Wirkt sehr eintönig, war mir zu anstrengend, mich da weiter durchzuquälen.
Ich habe etwa das erste Drittel gelesen, aber eine Handlung habe ich nicht entdecken können. Es liest sich eher wie eine Zustandsbeschreibung bzw. Beschreibung von Gefühlen.

 

@miniBee
Also Himmel und Hölle meine ich nicht, das kann ich sicher sagen. Was die Gesellschaft angeht, da liegst du schon ganz gut, nur warum Oben und Unten?
Vielleicht weil oben an der Oberfläche ...?

nachgedanken

@moonshadow
Danke dir.

Die Eintönigkeit war absicht :)
Schade, hättest es zu Ende lesen sollen, dann wäre die Handlung und die Absicht klarer geworden.

Grüsse
nachgedanken

 

Hi

Ich habe das Oben assoziiert mit dem typischen Yuppie-Leben voller Smalltalk und kleidungsspezifischer Vorurteile.
Der Protagonist kann sich mit diesem oberflächlichen Leben nicht identifizieren, er lebt daher "außen", scheint nur auf den ersten Blick dazuzugehören zum Oben, aber sein Innerstes sehnt sich nach der Ruhe und dem persönlichen Rückzug des "Unten".
Daher freut er sich auf seine Wochenenden etc., wo er er selbst sein kann.

Soviel zu meiner Interpretation :)
Die Aussage, die dahintersteckt, finde ich allerdings etwas platt. Das ist im Prinzip nur eine weitere oberflächliche Gesellschaftskritik a la Popliteratur. Sprich: Alles ist öde und verlogen und gefühllos. Arme Mittelschicht.

In jedem Fall ist der Text gut geschrieben, manchmal vielleicht etwas pathetisch in der Beschreibung des Unten, aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.

Gruß
Christoph

 

Hallo Nachgedanken.
Ich fand die Geschichte sprachlich gut geschrieben.
Das Oben und das Unten interpretiere ich als wenn der Prot den Anforderungen in seiner Gesellschaft entspricht oder eben wenn er sich davor zurückzieht. Du beschreibst das ewige hin und her dieser zwei zustände. Klagst du diese Situation mit deiner Geschichte an? Die Übergänge vom Oben zum Unten wählst du nicht fließend sondern abgehackt und entgegengesetzt. Fast eine zwei Klassen Gesellschaft, aber es handelt sich doch um ein Phänomen das jeden betrifft. Hilf mir bitte auf die Sprünge.
Gruß Lasius

 

Die Geschichte kann zweifach ausgelegt werden.
Entweder man interpretiert das Oben und Unten mit der oberflächlichen Gesellschaft und der Inneren Tiefe des Eigenen, dagegen konträr laufenden Ichs, oder man sieht das Oben als die Oberfläche meiner Person, wie sie die unmittelbare Umwelt erlebt, und das Unten mit meiner eigenen kleinen Welt in mir.

liebe grüsse
nachgedanken

 

Hallo nochmal,
habs nochmal gelesen unter obigen Gesichtspunkten.
Habs geschnallt. Ich konnte jetzt auch emotional nachvollziehen was ich las. Hübsche Idee.
Gruß Lasius

 

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