Welt ohne Öl
Die schwere Ölkrise von 2050 schreckte die Menschheit kurz aus ihrem Dämmerschlaf auf und es schien so als würde ihnen der Ernst der Lage langsam bewusst.
Der Güterverkehr kam erstmals ins Stocken und an den Zapfsäulen gab es nicht genug Benzin für die vielen Autos.
Aus Mangel an Alternativen wurden daraufhin autofreie Tage eingeführt und die Menschen fuhren verstärkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Nachdem aber neue Ölquellen entdeckt wurden, beruhigte sich die Lage wieder und die Menschen verfielen wieder in ihren alten Trott.
20 Jahre später
Das Öl war ausgebrannt und das endgültig.
Seitdem der Güterverkehr zum Erliegen gekommen war, wurden die Lebensmittel immer knapper, die Reserven immer weniger und die Menschen begannen erstmals zu spüren, was Hunger tatsächlich bedeutete.
Tagtäglich kam es zu Ausschreitungen auf der Straße und die Menschen plünderten die Geschäfte und stahlen Lebensmittel.
Viele Menschen brauten in ihren Garagen treibststoffähige Mischungen aus Ethanol, um ihre Autos noch irgendwie anzutreiben denn an den Zapfsäulen selbst gab es keinen Tropfen Benzin mehr.
Oklahoma City Midtown war einst eine blühende Metropole, mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und Hotels gewesen, bis vor drei Jahren der endgültige Niedergang begann.
Die Bevölkerung schrumpfte in kurzer Zeit von 620.000 auf unter 100.000 Einwohner.
Als Thomas mit seinem Einkaufswagen die drei Kilometer lange Strecke bis zum nächstgelegen Einkaufszentrum fuhr, konnte er den Verfall der Stadt deutlich bemerken.
Da waren zum einen die leeren Geschäftsmeilen, überall wo man hinblickte bröckelnde Häuserfassaden und auch die Straßen und Gehwege waren in einem desaströsen Zustand.
Der Einkaufsmarkt schien leer und verlassen und ein Teil der Glasfront fehlte und als er eintrat lagen überall Scherben herum.
Vom hinteren Teil des Marktes ertönte plötzlich ein Geräusch und ein Mann trunken vom Alkohol torkelte ihm entgegen.
„Ich habe keine Tropfen Alkohol mehr in meiner Flasche, ganz leer!“, lallte er und schwankte nach draußen.
Thomas versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern was er noch zum Überleben brauchte.
Lebensmittel, hauptsächlich Konservendosen und noch etwas….
Verdammt was war das noch, dass er brauchte?
Ja, genau jetzt fiel es ihm wieder ein!
Speiseöl, ein guter Autotreibstoff, den man allerdings filtrieren musste, Batterien für die Taschenlampe und Zahnpasta in der Blechdose.
Im hinteren Regal standen noch zwei Konservendosen
Beim Verlassen des Marktes starrte er ungläubig auf das Auto, mit den zwei Männern, das da vor dem ehemaligen Eingang stand, als einer der beiden ausstieg und sich ihm näherte.
„Können wir dich mitnehmen?“ „Wo wohnst du?“
Während er sprach, kaute er an einem Pfirsich, dessen Kern er kurzerhand ausspuckte.
Misstrauisch beäugte Thomas die beiden.
Konnte man ihnen vertrauen?
Ganz sicher nicht.
Er wollte gerade weitergehen, als der Mann plötzlich eine Pistole zog und sie ihm ins Gesicht hielt.
„Wohin denn so eilig?" , meinte er und grinste dabei.
„Danke für das Zusammensuchen der nötigsten Dinge, denn Rest übernehmen wir!“
Er holte mit dem Kolben der Waffe aus und schlug sie ihm mit voller Wucht auf den Kopf.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Thomas wieder aus seiner Ohnmacht erwachte.
Bei dem Versuch aufzustehen, beugte er seinen Körper nach hinten und fiel sofort wieder auf den Boden.
Nur unter großen Schmerzen, gelang es ihm sich langsam aufzurichten.
Er stöhnte lauthals und griff sich an seine gebrochene Nase, die stark blutete.
Nach und nach kam er zur Besinnung und registrierte, das alles was er zum Überleben brauchte endgültig weg war.
In seiner Verzweiflung, ging er nochmals in den Markt, aber sosehr er auch suchte, es ließ sich nichts Brauchbares mehr finden.
Die Nacht war kalt und starr,
Etwas hat mir Angst gemacht,
Das ich noch gar nicht sah.
Die Stadt lag blank und still.
Die Nacht, in der das Fürchten wohnt,
hat auch die Sterne und den Mond.
- Mascha Kaléko -
Völlig am Boden zerstört, wollte er sich gerade auf den Heimweg begeben, als er mit Schreck registrierte, dass die Sonne langsam unterging.
Ein eisiger Schauer durchfuhr ihn und er kam zu der Erkenntnis, dass er es nicht bis nach Hause schaffen würde.
Schon jetzt senkten sich die Schatten langsam und tauchten alles in ein diffuses Licht.
Er versuchte seine Schritte zu beschleunigen, doch in seinem erschöpften Zustand war ihm das kaum möglich und aufgrund der Anstrengung lief ihm der Schweiß von der Stirn und er fing an zu keuchen.
Der letzte Strahl der Sonne spiegelte sich am Horizont, dann wurde es stockdunkel,
so irrte er in der tiefschwarzen Nacht herum und lief prompt gegen eine Straßenlaterne.
Schmerzerfüllt schrie er auf und taumelte zu der nächsten Hauswand.
In der Ferne sah er einig Lichtpunkte, die sich rasch näherten und an den Häuserwänden entlangtanzten.
Hungrige marodierende Banden, streiften durch die Nacht, sie plünderten, raubten und mordenden und waren inzwischen so gefürchtet, das sie den Spitznamen des „deadly“ erhielten.
Thomas versuchte zu entfliehen, doch war er bald von allen Seiten umzingelt.
„Na sieh mal an, was haben wir denn hier für ein fettes Hühnchen?“
Der Anführer der Gruppe lachte laut auf und zückte sein Messer.
„Du wirst unsere Mägen füllen!“ „Wir werden dich in kleine Streifen schneiden und dann in der Pfanne gut durchbraten!“
„Aber…das kannst du doch nicht machen!“ rief einer der Jüngeren dazwischen.
„Ach halt das Maul, ich hab Hunger!“
Thomas sank auf die Knie und flehte lautstark um sein Leben, doch es war vergeblich.
Der Anführer kam bereits auf ihn zu, als inmitten der Menge plötzlich eine Handgranate explodierte.
Thomas lag schwerverletzt am Boden, während der Rest der Gruppe, sprichwörtlich in alle Himmelsrichtungen verteilt war.
Nachdem er längere Zeit dort, auf dem brüchigen Asphalt gelegen hatte, glaubte er aus den Augenwinkeln, inmitten des Chaos ein Rettungsfahrzeug zu erkennen.
Die blauen Lichter tanzten vor seinen Augen, hektische, angstvolle Stimmen redeten miteinander, dann sank er in tiefe Bewusstlosigkeit.