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Wellness für Anfänger

PPS

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24.11.2017
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Wellness für Anfänger

Frühjahrsmüdigkeit – hm, eigentlich hasse ich dieses Wort. Warum sollten wir auch im Frühling müder sein als zum Beispiel im tiefsten Winter, wo die Dunkelheit mit dem passenden Wetter eine Symbiose bildet, die sogar Dauerschlaf bei einigen Lebewesen auslöst? Ausreden für Faule. Nichtsdestotrotz durchstöbere ich die Wellnessangebote, die als Frühlingserwachen, Thermen Frühling, nachhaltige Erholung und Ähnliches angeboten werden.

Eigentlich habe ich ja sowieso keine Zeit, die Firma, die Familie, dieses Ostern und natürlich der Garten, der genau das Gegenteil von Frühjahrsmüdigkeit und Entspannung fordert.
Da ist es – super Wellenesswochenende für 2 Personen – ein inklusive Paket das mich sofort so überzeugt, dass ich es mir nicht mal genau durchlesen muss. Oder anders gesagt was kann bei „Frühlingstraum“ 2 Tage Tiefenentspannung schon schief gehen?
Da liegt auch schon meine Kreditkarte vor mir. Das geschieht meistens in einer Art Trance – keine Ahnung, wie die immer so schnell zur Stelle sein kann. Ich kreuze wie immer „ja“ ich habe die AGB gelesen an und bin einverstanden mit allem. Zwei Nächte übersteht man doch? Aber wen nehme ich eigentlich mit? Mein Mann hat keine Zeit, das steht fest.

Meine beste Freundin Marika, Sie kennt keine Skrupel wenn es um eine kurze Flucht aus dem Alltagswahnsinn geht. Da kann eine Krankheit schon mal ganz plötzlich und spontan auftreten.
Sie kann auf jeden Fall! Ich greife zum Hörer und unterbreite ihr den Vorschlag, der sogleich auf absolute Zustimmung stößt. Wann geht’s los? Übermorgen – ich hole dich ab.
Panik bricht aus! Ich muss noch so viel erledigen bevor ich weg kann!
Die Tage vergehen im Flug und der Anreisetag kommt so schnell, dass die viel gelobte Vorfreude keine Zeit hat auszubrechen. Wir sitzen im Auto Richtung Süden. Na ja nicht das was Sie vielleicht unter Süden verstehen, ich meine südlich von Salzburg.
Da wir beide nicht an Navigationssysteme glauben, verfahren wir uns und stehen plötzlich vorm „Schwarzenegger Museum“. Es hat geschlossen. Zum Glück!
In meinem Kopf erklingt das Lied der EAV, indem Einsteins Körperbau und Schwarzeneggers Gehirn einen neuen Charakter erschaffen.
Nach einigen mehr oder weniger hilfreichen Wegbeschreibungen, einmal landen wir sogar wieder beim Schwarzenegger Museum, sehen wir das Schild. Wie konnten wir nur 5-mal daran vorbeifahren?
Das Hotel ist schicker als ich es mir vorgestellt habe.
Gut gelaunt versuchen wir, dem Ambiente der Eingangshalle entsprechend, elegant dahin zu stöckeln. Unsere Rollkoffer sind dabei wirklich hilfreich. Ich finde, Rollkoffer haben etwas Erhabenes. Besonders die kleineren Markenteile, die man nicht durch Bonuspunkte im Discounter bekommt.
Die Rezeptionistin begrüßt uns freundlich und winkt dem Barmann kurz und unauffällig zu.
Der trottet wenige Augenblicke später mit 2 Gläsern Champagner an und heißt uns herzlich willkommen. Marika drückt mir einen Kuss auf den Mund, der Oberlippenschweiß beim Barkeeper auslöst.

Sie haben das Frühlingspaket gebucht? Ich höre einen leicht nach Skepsis riechenden Tonfall, ignoriere das aber gleich und antworte bestimmt: „Ja genau!“

Wir unterschreiben die Anmeldung und prosten uns in freudiger Erwartung zu.
Wir haben hier einen Plan für Ihre Behandlungen erstellt. Sie reicht uns einen Zettel. Sollten Sie was ändern wollen, kümmern wir uns gerne darum! Wir werfen einen flüchtigen Blick darauf, leeren unsere Gläser und begeben uns zum Fahrstuhl.
Das Zimmer ist modern und ansprechend aber irgendwie finde ich es eigenartig, dass Rosenblätter auf dem Bett verstreut sind.

Meine Freundin scheint das nicht zu stören. Wir setzen uns mit 2 Piccolos aus der Minibar auf den Balkon und widmen uns dem Wellnessplan. In einer Stunde die „anregende“ Massage und um 17:00 Uhr Heublumen Wanne im Duo-Spa, angeblich das Rezept schlechthin gegen die Frühjahrsmüdigkeit. Spitze, dann jetzt alles auskundschaften und vorher noch in die Sauna. Vielleicht auch eine Runde schwimmen. Mir ist eigentlich mehr nach Bett als nach Sauna und anregender Massage. Aber ich lasse mir nichts anmerken. Marika auch nicht.

Wir packen aus und werfen uns in die kuscheligen Bademäntel, die auch einige Rosenblätter abbekommen haben, ziehen uns die immer zu großen Frontteeslipper an, schnappen den Bade Korb, der bereits mit 2 Äpfeln, 2 Flaschen Grander Wasser und anderen überlebensnotwendigen Wellenessutensilien bepackt ist und stapfen, dieses Mal weniger elegant, zum Fahrstuhl.
Hier drücken wir den vielversprechenden Knopf „Relaxium“.

An der Wellenessrezeption legen wir unseren Zettel vor und werden sogleich herzlich begrüßt.
Sie beginnen mit der Massage und der Heublumen Behandlung? Mir läuft es kalt den Rücken runter. Ich erinnere mich an meine Kindheit, wo wir uns im frischen Heu eingegraben haben und der Heustaub teilweise noch Tage später in kleinen Resten in jeder Körperöffnung zu finden war. Vorwiegend in den Ohren!
Ich verbinde Heu mit: Heuschnupfen, Essen für Tiere, kratzen und jucken und seit heute wohl auch mit Wellness. Die Dame zeigt uns schnell die unterschiedlichen Bereiche des riesigen Spas und weißt uns noch darauf hin uns ca. 5 Minuten vor Behandlungsbeginn wieder bei ihr zu melden.
Wir starten mit der Bio Sauna. Abwechselnd taucht sich der Raum in unterschiedliche Farben.
Ich schwitze Champagner und verlasse den Backofen bereits, bevor sich der Sand in der Uhr in den unteren Bereich zurückgezogen hat. Ich hasse kalte Duschen, mache aber was nötig ist in der Hoffnung auf das warme Außenbecken. Nach ausgiebigem „floaten mit Poolnudel“ im warmen Wasser machen wir uns auf zu unserer Behandlung.

Die freundliche Lisa begleitet uns in einen abgedunkelten Raum, der neben einem Doppelwasserbett, vielen, vielen Zirben Holzspänen, Unmengen an Teelichtern auch noch eine überdimensionale Badewanne und 2 Massagetische, zu bieten hat.
Den etwas erhöhten Einstieg in die Wanne erreicht man über einige hölzerne Stufen. Zirbe versteht sich. Am Rand steht ein Tablett mit Sektkühler, 2 Flöten und einer Kanne Kräutertee mit 2 Tassen, die wie könnte es anders sein, von einem Teelicht warmgehalten wird. Ähnlich der knusprigen Ente beim Chinesen. Aus den Lautsprechern ertönt entspannendes Vogelgezwitscher. Wir werden auf die Massagetische gebeten und bleiben einige Minuten völlig einsam da liegen. Die Musik würde mich sofort in Tiefschlaf versetzten, wäre da nicht das Kopfteil, das mit aller Kraft auf meine Stirn drückt. Mein Gesicht will durch, nach unten. Nach einer Massage habe ich immer einen roten Ring ums Gesicht. Ich sehe aus, als hätte man versucht, mir einen Schwimmflügel über den Kopf zu stülpen. Erfolglos! Ich versuche mich etwas weniger der Schwerkraft zu ergeben, da geht die Tür auf und 2 Masseure betreten den Raum.

Wie auf dem Präsentierteller liegen wir da. Dabei könnten wir unterschiedlicher kaum sein. Marika hat bestimmt Zigeuner Gene. Schwarzes langes Haar, dunkle Augen und einen mir unbegreiflichen dauerhaften Teint. Ich hingegen bin blond, blauäugig und so weiß, dass ich für eine Zahnpasta werben könnte. In der Sauna überzieht mich ein tomatenrot, das mich meistens noch Stunden später erstrahlen lässt. Mich ereilt eine kurze Erinnerung an meine letzte Massage in Indien.
Es war eine herrliche Lokation. Eine Terrasse direkt am Strand von Palolem, Open air. Leider hatte ich die Uhrzeit für Indien ziemlich ungünstig gewählt. Sonnenuntergang, romantisch, ja natürlich, aber die vielen Moskitos haben das Ganze vermutlich im Vergleich zu mir wesentlich mehr genossen. Trotzdem habe ich mir bei der Massage nichts anmerken lassen, schließlich war es ein indischer Ayurveda Guru und ich wollte keinesfalls als westliches Weichei dastehen. 35 Stiche habe ich gezählt. Er, glaube ich, wurde nicht gestochen.

Wir werden eingeölt, geknetet und mit jeder Minute entspannter.
Schließlich hat auch diese moskitofreie Massage ein Ende.
Wir stecken den Masseuren das verbreitete Trinkgeld zu, die streuen noch etwas in die Wanne, checken die Temperatur und verlassen schmunzelnd den Raum. Wir ziehen unser Bikinitop wieder an, finden es lustig, dass es nur eine Wanne gibt, entledigen uns der Flauschmäntel und tauchen gemeinsam ab.
Ich greife zum Tee und schenke uns ein. Die Wanne ist wirklich riesig. Man sieht nicht über den Rand, zumindest wir nicht.
Lange bleibe ich hier nicht drinnen, gebe ich von mir. "Zicke!" Meint meine Freundin. "Wie heißt dieses Package noch mal? „Frühlingstraum“ 2 Tage Tiefenentspannung für zwei." "Draußen steht Love Spa auf dem Schild!" "Du hast das für Verliebte vergessen", grinst sie.

Da steigt zwischen dem Heublumenduft ein eigenartiger Geruch in meine Nase.
Meine Freundin tupft sich mit den Kräuterkissen auf den Armen herum um meint nur: „Ich rieche nichts"! Ich ignoriere meine Nase und lege mich entspannt zurück.
Nach kurzer Zeit wird der Geruch stärker. Ich setze mich entschlossen auf, da sticht mir ein grelles Licht entgegen. Der Bademantel meiner Freundin steht lichterloh in Flammen. Sie hat ihn wohl auf eines der Teelichter, die von Zirben Spänen umringt waren, gelegt. Mit einem Satz springe ich aus der Wanne und werfe den brennenden Bademantel ohne lange nachzudenken zu ihr ins Wasser.
Ihr Gesicht werde ich nie wieder vergessen!
Sie bekommt kurz keine Luft und dann einen Anfall und biegt sich vor Lachen mit dem Kräuterstempel in der Hand.

Überall fliegen schwarze verbrannte Partikel durch die Gegend. Es stinkt wie in der Vorweihnachtszeit, wenn ich vergessen habe, die Kekse früh genug aus meinem Ofen zu nehmen. Ich warte auf das schrille Signal eines Feuermelders, aber da ist nichts hören, nur Vogelgezwitscher. Irgendwann überkommt es mich und auch ich kann mich nicht mehr halten! Ich greife mir den triefenden Bademantel, dem ein beträchtlicher Teil abhandengekommen ist, und steige in die Wanne mit dem dunklen Wasser, den Kräutern und Heublumen. Keine Ahnung, wie lange wir gelacht haben. Irgendwann tat alles weh!

Da klopft es an der Tür und die nette Dame von der Wellenessrezeption betritt den Rauch erfüllten Raum. Ich halte den Bademantel hoch genug, sodass Sie das Missgeschick auf den ersten Blick erfasst. Die Alu Hülle eines Teelichts treibt im Wasser.

Überraschenderweise nimmt es Lisa recht gelassen. Jetzt ertönt auch der Alarm.
Sie führt uns raus und überreicht uns einen neuen, nicht ganz so flauschigen Bademantel. Meine Freundin schlüpft hinein und wir beschließen für heute haben wir unser Pensum an Wellness erreicht.

Wieder im Zimmer brauchen wir eine Weile, bis wir uns vom Rosenblütenbett erheben können und die Energie zusammenkratzen, die nötig ist, um uns zu stylen. Irgendwann ist es geschafft und ich beschließe an der Rezeption, zum Schein, nach freien Kapazitäten in der nächsten Zeit für mich und meinen Mann zu fragen. Diesen Stempel möchte ich, bevor er trocknet, wieder abwischen! Marika hingegen findet es absolut amüsant und lebt diese Rolle auch beim Abendessen voll aus.

Ein junger Kellner, der mit Elan auf uns zukommt, läuft bei Marikas Augen klimpern gleich rot an und übersieht auf dem Rückweg einen Tisch samt der zwei Stühle. Er liegt flach auf dem Boden wie ein gestrandeter Fisch. Kein Wunder jeder andere Gast ist bestimmt mindestens so alt wie wir beide zusammen. Das Pärchen am Nebentisch meint nur: „Die jungen Damen machen den Herrn Ober aber ganz schön nervös!“ Der Kellner hat jetzt beinahe einen so roten Kopf wie ich nach der Sauna.
Wir sehen ihn den ganzen Abend nicht mehr aus der Nähe.

Wir werden als die zwei Lesben, die beinahe das Hotel abgefackelt haben, in die Hotelgeschichte eingehen!

 

Hallo PPS
und auch von mir ein herzliches Willkommen hier.

Ich hatte die Geschichte schon vor 2 Tagen gelesen und da jetzt immernoch kein Kommentar dransteht, hole ich das jetzt nach.

Zuerst mein Fazit: Mich hat die Geschichte etwas enttäuscht.
Warum? Naja. Enttäuchungen haben ja oft mit den eigenen Erwartungshaltungen zu tun. Was hatte ich also erwartet: Ich bin vom Titel angelockt worden, weil ich den SPA-Bereich bisher immer ignoriert hatte, weil ich nicht wirklich weiß wie das geht. (ok - vielleicht interessiert es mich auch nicht so) - dann noch die Kennzeichnung "Humor" - super, kann ich mir ja mal durchlesen.

Meine Anfängerfragen wurden so routiniert abgehandelt, dass ich das mit dem "für Anfänger" im Titel nicht gefunden habe. Also z.B: man geht also in Badamantel in de Spa-Bereich - "aha!" - hätt ich vielleicht inne Tasche gesteckt und wär voll angezogen da runter getappert. Man gibt dem Masseur also Trinkgeld? Und das hat man so im Bademantel vorbereitet? Hät ich nie gewussst. Wär für mich nen Problem gewesen.
^^daher vermute ich, dass der Text garnicht für Wellness-Anfänger ist, sondern eher für Leute, die das kennen und die beiden Mädels dann als Anfänger betiteln würden. mhm. keine Ahnung. Hat mich aus diesem Grund jedenfalls etwas enttäuscht.

Dann der Humor. Es ist immer schwierig, die Witze aus den Gedanken witzig zu erzählen. Mit Stimme und Mimik kann man da noch einiges rausholen, aber so als geschriebener Text ist das seeehr schwierig. Aus meiner Sicht sollen in deinem Text die Witze eher aus den Gedanken heraus kommen, und weniger die Situationskomik selbst belustigen. Klar, manche Gedaken haben ein leichtes Zucken in den Mundwinkeln geschafft, aber bei den meisten blieb ein bitteres "das soll lustig sein" zurück. ok - vielleicht hatte ich beim Lesen auch schlechte Laune :D

Dann noch etwas "technisches":

Lange bleibe ich hier nicht drinnen, gebe ich von mir. "Zicke"! Meint meine Freundin. Wie heißt dieses Package noch mal? „Frühlingstraum“ 2 Tage Tiefenentspannung für zwei. Draußen steht Love Spa auf dem Schild! Du hast das für Verliebte vergessen, grinst sie.
Warum formatierst du das nich als echten Dialog? bzw. Warum ist nur das "Zicke" formatiertechnisch laut gesprochen - unterhalten sie sich sonst telepatisch? (Apropos: "Zicke!" - Ausrufezeichen also in den Anführungszeichen.) Oder sind die Anführungszeichen bei Zicke da, weil es nicht so gemeint sein soll?? uff. Das wäre aus meiner Sicht "too much" für den Erzähler. Weiß er das, als Gesprächsgegenüber, da schon?

Soweit mein Leseeindruck.
Ich hoffe das hilft Dir weiter
Gruß
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus @ pantoholli!
Alles klar! Sorry, da habe ich Dich wohl nicht auf die Wellnessschiene gebracht.
Nur um es kurz zu erwähnen, das Meiste beruht auf wahren Gegebenheiten! Die Sache mit dem Badmantel, haben wir uns von den andern Hotelgästen abgeschaut! Trinkgeld geben ist bei uns üblich. Sogar beim Friseur! Dafür sind die Löhne bei uns niedriger;) Danke auch für den technischen Hinweis! Wird natürlich bei der Überarbeitung beachten;)
Schönes WE! GLG, PPS

 

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