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Welche Bedeutung hat das Internet für euch?

Seniors
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10.11.2003
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Welche Bedeutung hat das Internet für euch?

Für mich ist das Internet momentan nicht wegzudenken, aber ich könnte von heute auf morgen darauf verzichten, wenn ich nicht mehr in dieser Umgebung lebte, sondern fern der Zivilisation – dazu reichte mir schon eine Hütte irgendwo in den Alpen.

Internet hat für mich die gleiche Funktion wie Zeitung, Radio oder Fernsehen, und oft ist es auch ein Ersatz für eine Enzyklopädie, die man aber sowieso nur braucht, wenn man mit anderen Menschen mehr als üblich kommuniziert – z.B. als Autor und/oder Kritiker von Kurzgeschichten. :D

Man könnte auch sagen, das Internet verändert das Denken nur solange man es benutzt. Aber das gilt ja für alles, was uns umgibt und womit wir uns beschäftigen.

Kein Grund also, uns darüber Gedanken zu machen?

Siehe auch Wie hat das Internet Ihr Denken verändert?

 

>Welche Bedeutung hat das Internet für euch?<, eine Frage ohne Antwort - und die hier folgt,

lieber Dion,

ist so recht auch keine. Denn das Internet ist ja in der Tat nicht mehr wegzudenken (wie auch, außer durch permanenten Stromausfall). Drauf verzichten - eher weniger, da ich schon das mobile Telefon für mich abgeschafft hab. Ich muss & will nicht immer erreichbar sein. Dabei ists Internet nix weiteres als die Weiterentwicklung älterer Medien, angefangen bei der Schrift übern Buchdruck - womit ja die moderne Entwicklung incl. Demokratisierung überhaupt erst begann.

Dass mein Denken sich dadurch geändert hätte bezweifel ich. Vordem hieß es, man müsse nicht alles wissen, wohl aber sollte man wissen, wo man was finde. Und das ist den meisten heute google(n), wobei man dann aber doch einiges an Bildung/Wissen haben sollte. Siehe Stromausfall ...

Gleichzeitig hat die ganze Entwicklung aber auch den Hang zur Geschwätzigkeit be- & verstärkt. Aber das ist ein anderes Problem ..

Gruß & 'tschuldigung für die Störung!

Friedel

 

So begann es vor gut zehn Jahren:
Juhu, endlich kann ich ins Internet!
Nach einer Stunde wusste ich schon nicht mehr, was ich dort sollte. Hatte ein paar bunte Seiten angeschaut, allesamt von mir bekannten Zeitungen und Wissensportalen, und das wars.
So ist es auch heute noch. Ich nutze das Netz nur zur schnellen und speziellen Info-Beschaffung und zwar auf Fragen, auf die außerhalb der Netzwelt stoße.
Einzige Ausnahme seit kurzem: KG.de! Hier wird mir etwas geboten, was mich wirklich interessiert und im physischen Umfeld leider nicht funktioniert.

 

Seitdem mein PC ne Viertelstunde braucht, um hochzufahren, und ne halbe bis er online ist, hat es für mich die Bedeutung eines verlängerten Frühstückes bekommen.

Asterix "bunte Seiten" finde ich immer noch toll, :hmm: nur sind das vermutlich nicht dieselben.

Es ist preiswerte (auch mal billige :D) Unterhaltung, wobei sie zu ernsthafter Recherche - für die Arbeit oder KGs - werden kann. Ich kann, seit ich das Internet nutze, viel speziellere Themen auskundschaften. Wo kann man sonst kurz nachschauen, wann diese obskure Folkband aus Moldavien gegründet wurde, und wie hieß die CD schnell? Solche Art Fachliteratur gab es nie, und wird es sicher auch nie geben.

Veranstaltungen, von denen man nie anders erfahren hätte, in winzigen Dörfern im Ausland (oder eigenem Land), komplett durchplanbar incl. Flugbuchung, man kann sogar einen Busfahrplan für diese Winzorte abrufen, über's Net privat unterkommen. Meine Auswahl hat sich verbreitert, meine Reiseplanung enorm vereinfacht, man ist nicht mehr auf Flyer oder die Touristeninformation angewiesen. Das hat mein Denken gewissermaßen auch "internationalisiert",

Das gesammelte Wissen ist auch trügerisch (ein bißchen stille Post) - je besser man sich mit einem Thema auskennt, desto schneller findet man fehlerhafte Infos auf Wiki, oder Fachsites.

Das Net kann Zeit sparen, Neues zeigen, aber selten ein anständiges Magazin oder (Fach)Buch voll ersetzen. Da hat sich mein Anspruch und mein Denken nicht verändert - ich sammle Infos/Wissen immer noch unter denselben Kriterien und Schwerpunkten.

Textarbeit wie auf dieser site wäre gar nicht möglich - (halbwegs) anonyme, vielseitige Kritik von allen möglichen verschiedenen Lesern.

Also ginge Alltag ohne netti nur schlecht - bin ich aber im Sommerhäuschen ohne Strom & fließend Wasser, geht es plötzlich verdammt gut. Dann fehlt mir nichts, finde diese Massen rumfliegender Information eher absurd. Es kommt auf die Lebensumstände an. Für nette Menschen und wilde Natur ist das Net niemals 'Konkurrent'.

 

Ist ein demokratisches Netz wünschenswert?

Weil so viele Leute zu Wikipedia verlinken, tauchen die Beiträge bei Google an den ersten Stellen auf. Alle, die sich nun mit einem Thema beschäftigen, sind versucht, die Wikipedia-Linie zu übernehmen. Der Durchschnitt setzt sich immer mehr durch, Qualität geht verloren. – sagt Jaron Lanier in der Süddeutschen Zeitung über die Weisheit der Vielen, wie sie sich in den Artikeln von Wikipedia oder den Suchergebnissen von Google präsentiert.

Dem kann man wohl zustimmen: Die abweichende, originelle oder sonderbare Meinung zu einem Thema verschwindet in dem Wust von gleichlautenden Informationen, die einander zitieren und dadurch vorne in der Google-Ergebnisliste landen, wo sie natürlich öfter angeklickt werden als weiter hinten liegenden Links. Das führt zu einem sich selbst verstärkenden System, das weitgehend den Gesetzen des Massengeschmacks gehorcht, d.h. dass schon vorher kaum beachtete Gegenstimmen noch weniger Chancen haben, gehört zu werden.

Man könnte meinen, das es gut sei, wenn das Netz wie eine Demokratie funktioniert. Aber wenn die Mehrheit bestimmt, was als Wahrheit zu gelten hat, dann ist das auch eine Art von Diktatur – was einem die Bedeutung des Wortes Demokratie (Herrschaft des Volkes) zum ersten Mal als etwas Bedrohliches erscheinen lässt.

Demokratie als politisches System, das finde ich in Ordnung, aber die Herrschaft des Volkes bei jedem Thema im täglichen Leben, das wäre ein Horror – zumindest für mich.

 

>Die abweichende, originelle oder sonderbare Meinung zu einem Thema verschwindet in dem Wust von gleichlautenden Informationen ...<,

lieber Dion,

trifft's voll und schlägt damit auch auf Bestseller-/Bestenlisten zurück und hat somit auch Gültigkeit für kg.de.

Gruß

Friedel

 

>Die abweichende, originelle oder sonderbare Meinung zu einem Thema verschwindet in dem Wust von gleichlautenden Informationen ...<,

lieber Dion,

trifft's voll und schlägt damit auch auf Bestseller-/Bestenlisten zurück und hat somit auch Gültigkeit für kg.de.

Gruß

Friedel

Leider zitierst du nicht den ganzen Absatz, Friedel, vielleicht hast du ihn auch nicht ganz gelesen, denn sonst würdest du das Gesagte nicht auf kg.de beziehen: Die meisten Kommentare bekommen hier die kontrovers diskutierten Texte, also die, die nicht Mainstream sind. Es sind also „abweichende, originelle oder sonderbare“ Texte, die beachtet werden und durch immer neue Kommentare in der nach Aktualität geordneten Liste „oben“ gehalten werden.

 
Zuletzt bearbeitet:

>Leider zitierst du nicht den ganzen Absatz, Friedel, vielleicht hast du ihn auch nicht ganz gelesen, denn sonst würdest du das Gesagte nicht auf kg.de beziehen ...<

Doch, doch, lieber Dion, vollständig gelesen und dann den Glaubensartikel hinterdrein

>Die meisten Kommentare bekommen hier die kontrovers diskutierten Texte, also die, die nicht Mainstream sind. Es sind also „abweichende, originelle oder sonderbare“ Texte, die beachtet werden und durch immer neue Kommentare in der nach Aktualität geordneten Liste „oben“ gehalten werden.<

Dass dies gelegentlich vorkommt, kein Widerspruch, dass der mainstream (Du wirst verzeihn, dass ich hier die Kleinschreibung beibehalt) hier nicht dominiere ist eher zu bezweifeln ... Geht auch gar nicht anders. Beim "Kaiser" findet sich in einer Auseinandersetzung bzgl. Verständlichkeit der sinngemäß zitierte Satz, dass die Frage doch wäre, ob ein für 7-jährige aufbereiteter Hegel noch der Hegel sei.

Gruß

Friedel

Also: >Weil so viele Leute zu X verlinken, tauchen die Beiträge bei Y an den ersten Stellen auf. Alle, die sich nun mit einem Thema beschäftigen, sind versucht, die Y-Linie zu übernehmen. Der Durchschnitt setzt sich immer mehr durch, Qualität geht verloren< – sagt Jaron Lanier in der Süddeutschen Zeitung über die Weisheit der Vielen, wie sie sich im Internet präsentiert.
L. & Du werdet mir verzeihen. Hoff ich doch ...

 
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Dion schrieb:
Dem kann man wohl zustimmen: Die abweichende, originelle oder sonderbare Meinung zu einem Thema verschwindet in dem Wust von gleichlautenden Informationen
Wenn ich das auf Wikipedia beziehen darf: Genau so soll es sein. Auf einer Website, die sich (Online-)Enzyklopädie schimpft, haben abweichende¹, originelle, sonderbare Meinungen nichts zu suchen. ¹) Zum Teil findet man auf Wikipedia zum Lemma ein Unterabschnitt "Kritik", davon mal ab.

Stell dir vor, du willst etwas zum Thema "Alladinteppich" wissen. Und jemand schreibt, Alladinteppiche wachsen auf Bäumen und sind nachtaktiv, denn das ist seine Meinung dazu. Da du keine Ahnung hast, erzählst du das weiter und wirst dich wundern warum man dich schief anschaut und mit einem suspikantem "Aaaa?-ha." betraut.

Wer es noch nicht kapiert hat, hier eine weitere Gelegenheit das zu verstehen: Wikipedia ist eine konsensbasierte Enzyklopädie. Damit verbunden ist ein Kontinuum von "spiegelt wider, worauf sich die Autorenschaft geeinigt hat" bis "spiegelt den objektiven Wissensstand wider". Wo in diesem Kontinuum ein Artikel anzusiedeln ist, ergibt sich zum Beispiel aus der emotionalen Aufladung des behandelten Themas.

Wer die Demokratie im Internet sucht, finde sie in Blogposts der Form "Heute hat meine Katze wieder 3,7 Promille gepustet."

 

Durch die Annehmlichkeiten des Internets (z.B. homebanking, online-einkauf, praktische Rundmails) brauche ich weniger Zeit für den Alltag, die ich in kurzgeschichten.de investieren kann, das es ohne Internet nicht gäbe.

 

was es bedeutet? alles.
ohne internet bin ich völlig aufgeschmissen, immer, wenn mir einfällt, das ich gerade irgendetwas wissen will, und ich habe kein netz in reichweite, fühle ich mich richtig dumm. ich benutze das internet als externen datenspeicher und kommunikationsmedium, besonders im winter ist das wichtig, um nicht aus dem haus zu muessen!

 

Für mich hat der Nutzwert des Internets auch mit den Überlegungen zu tun, ob ich noch Herrscher bin, oder langsam zum Beherrschten werde, ob ich dort noch meine eigenen Wege gehe/gehen kann, oder mich zunehmend verführen lasse, ob ich noch Nutzer bin, oder zum Benutzten werde.

Insofern ist eine optimale Mischung aus Skepsis und Neugier sicherlich die beste Methode, mit dem Internet umzugehen.

Wenn JEDER Schritt eines Users Spuren hinterlässt und Nachvollziehbarkeit und auf diese Weise jede Form von Auswertungsmöglichkeiten bietet, dann ist das Internet - bei allem was es sonst noch sein mag - auf jeden Fall die ideale Möglichkeit, Konsumverhalten (und damit meine ich auch den Konsum von Informationen) zu analysieren, sehr weit gehende Persönlichkeitsprofile zu erstellen und mit diesen Erkenntnissen bestimmte Strategien zu entwickeln, von deren Tragweite wir uns heute vielleicht noch keine wirkliche Vorstellungen machen können. Ein Schlaraffenland für Werbung allemal, mit zunehmend mobileren Einsatzmöglichkeiten und präzisen Grundlagen zum Formulieren und Platzieren der idealen Werbebotschaften. Man selbst wird dabei zum Datenlieferanten für sich selbst und sorgt bei den Daten in der Regel für Aktualität und Informationsdichte. So ist man bereits heute in denkbar vielen Zielgruppen beheimatet, die für verschiedene Interessen immer wichtiger werden, mit einer Fülle Informationen über Einkommen, allgemeine Interessen, Krankheiten, Konsumverhalten, Freundeskreis, Bildungsstand, Urlaubsreisen, Freizeitgestaltung, kulturellen Interessen, politischen Interessen usw. usw.

Ich sehe sehr wohl die vielen positiven und sinnvollen Möglichkeiten, die das Internet bietet - aber nicht alles ist nur internett :-) und das Leben hat bei vielen Entwicklungen gezeigt, dass man deren Schattenseiten nie völlig aus den Augen verlieren sollte.

Solche Möglichkeiten wie kg.de allerdings sind natürlich echte Sonnenseiten des Internets :-)

Rick

 

Wikipedia ist eine konsensbasierte Enzyklopädie. Damit verbunden ist ein Kontinuum von "spiegelt wider, worauf sich die Autorenschaft geeinigt hat" bis "spiegelt den objektiven Wissensstand wider". Wo in diesem Kontinuum ein Artikel anzusiedeln ist, ergibt sich zum Beispiel aus der emotionalen Aufladung des behandelten Themas.
Nein – die deutsche Wikipedia wurde von Aktivisten mit viel Zeit gekapert, die die Wikipedia als die ihre betrachten und inzwischen alles löschen, was ihren Relevanzkriterien nicht entspricht. Wikipedia ist nicht mehr eine Enzyklopädie, in der alles, und sei es noch so kurios, Platz findet, sondern nur noch eine Sammlung von Artikeln, die Gnade vor den selbsternannten Zensoren gefunden hatten.

Beispiel – zitiert aus spiegel.de:

„Fast hätte es bei der Wikipedia einen Artikel "Professorin" gegeben. Er hätte von den ersten Frauen auf Lehrstühlen gehandelt, von der Geschichte ihrer Nachfahrinnen, hübsch aufbereitet mit Beispielen und Statistiken. Dazu eine Sammlung possierlicher Begründungen aus noch gar nicht so alten Quellen, warum Frauen für solche akademischen Würden keineswegs geschaffen seien.
Debora Weber-Wulff, selbst Professorin für Medieninformatik in Berlin, hatte sich viel Mühe gegeben mit ihrem Artikel. Er schaffte es dennoch nicht in die Online-Enzyklopädie. Es kam zu einer der gefürchteten "Löschdebatten". Denn so was sei kein eigenes Stichwort wert, meinte am Ende die Mehrheit der beteiligten Aktivisten.
Ein paar Überbleibsel von Weber-Wulffs Fleißarbeit stehen jetzt, stark gekürzt, mitten in dem ellenlangen Artikel zur "Professur". Beiträge über einzelne Pionierinnen wurden komplett abgelehnt. "Es hieß, die kennt doch niemand", sagt Weber-Wulff. "Aber das wollte ich ja gerade ändern."

Relevanzkriterien (insgesamt 70.000 Zeichen) gibt es für alles, natürlich auch für Bücher:

Ein Buch gilt als relevant, wenn es von einem nach Wikipedia-Kriterien relevanten Autor stammt und in einem normalen Verlag erschienen ist (also nicht im Eigenverlag oder als Book on Demand). Zusätzlich muss mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt sein:


• zu dem Werk liegen mindestens zwei ausführliche Rezensionen in renommierten Feuilletons, Literaturzeitschriften oder Magazinen mit anerkanntem Literaturteil vor;
• zu dem Werk liegt mindestens eine wissenschaftliche Sekundärquelle vor;
• das Werk ist als „Klassiker“, als regelmäßige Schullektüre oder durch Abdruck in mehreren Schulbüchern kanonisiert;
• das Werk repräsentiert eine wesentliche Etappe, eine neue Entwicklung oder einen besonderen Publikumserfolg im Gesamtwerk des Autors;
• das Werk ist für die Herausbildung, Bekanntheit oder Weiterentwicklung einer bestimmten Epoche, eines Genres oder eines Stils bedeutsam.

In Wikipedia wird nur noch veröffentlicht, was öffentlich schon bekannt ist bzw. Anerkennung gefunden hat. Damit verkommt Wikipedia zu einem Verstärker des in der Gesellschaft Anerkannten. Statt der Weisheit der Vielen, haben wir nur noch eine Weisheit: die von den Zensoren durchgelassenen.

Einen solchen zensorischen Eingriff habe ich selbst erlebt und hier schon erwähnt. Damals habe ich allerdings nicht gewusst, dass dieses Löschen Methode hat: Die Liste der Amokläufe wurde vermutlich gelöscht, damit man nicht sieht, dass es Amokläufe schon immer gegeben hat, und die deswegen nichts mit Videospielen oder Ähnlichem, in unserer heutigen Gesellschaft Typischem zu tun haben – entsprechend eben der allgemeinen Ansicht über diese Dinge.

Konsens ist meistens der kleinste gemeinsame Nenner oder das Ergebnis einer Abstimmung, bei der diejenige gewinnen, die die meiste Zeit und Ausdauer haben, sich für ihre Meinung einzusetzen – das Letztere trifft auf Wikipedia zu (siehe auch die Aussagen in o.g. Spiegel-Artikel).

 

Dion,

du scheinst dich da ja gut auszukennen. Ich nutze Wikipedia häufig zu Recherchezwecken und finde das Portal ganz nützlich, wenn es darum geht, sich über ein bestimmtes Thema einen ersten groben Überblick zu verschaffen. Für eine Kurzgeschichte reichen die gefundenen Informationen oft aus, geht es jedoch ans Eingemachte, bleibt der Griff zum Fachbuch meist unerlässlich. Aber manchmal hilft es doch schon, im Netz (nicht unbedingt bei Wikipedia) einen Verweis auf ein Fachbuch zu finden, von dem ich vorher gar nicht wusste, dass es das überhaupt gibt.
Ich gebe dir Recht, dass das gezielte Weglassen oder Löschen von Informationen Zensur ist, aber, um bei deinem Beispiel mit den Amokläufen zu bleiben: Die Eingabe des Suchbegriffs: „Liste der Amokläufe“ bei google brachte mir gerade 459.000 Ergebnisse. Mag sein, dass bei Wikipedia so eine Liste gelöscht wurde, es mag auch sein, dass die Suchergebnisse bei google selektiert werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich auf keiner dieser Seiten die Information finden lässt, dass es Amokläufe schon immer gegeben hat. Skepsis ist im Internet immer angebracht, vielleicht sogar in besonderem Maße, und in diesem speziellen Beispiel wäre vielleicht eine längere oder sogar stundenlange Netzrecherche nötig, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen, oder – sich eine objektive Meinung bilden zu können.
Würde ich mir jetzt zehn oder zwanzig dieser Seiten ansehen und feststellen, dass auf keiner davon Amokläufe aus früherer Zeit erwähnt werden, könnte ich natürlich zu dem Schluss kommen, dass es keine gegeben hat. Insofern magst du auch mit der Gleichschaltung von Informationen Recht haben. Die Frage ist für mich eher: Wie lange will ich suchen? Wie viel Zeit investieren? Letztendlich, wie genau will ich es wissen?
Andererseits: Wer sagt mir, dass in anderen Medien, in der Nachrichtensendung im Fernsehen oder in Zeitungsartikeln keine Informationen weggelassen werden? Ist es beispielsweise nicht merkwürdig, dass bei Störfällen in Kernkraftwerken fast grundsätzlich keine Gefahr für die Bevölkerung besteht? Das mag an den AKW Betreibern liegen, die Informationen gezielt zurückhalten und dabei wahrscheinlich von der Regierung sogar noch unterstützt werden. Wie dem auch sei. Um jetzt nicht ganz vom Thema abzuschweifen: Für mich ist das Internet nicht mehr wegzudenken. Es ist brauchbar für das gezielte Suchen von Informationen, hinterfragen muss man sie jedoch.

 

In Wikipedia wird nur noch veröffentlicht, was öffentlich schon bekannt ist bzw. Anerkennung gefunden hat. Damit verkommt Wikipedia zu einem Verstärker des in der Gesellschaft Anerkannten. Statt der Weisheit der Vielen, haben wir nur noch eine Weisheit: die von den Zensoren durchgelassenen.
Darum nennt sich Wikipedia auch eine Enzyklopädie. Enzyklopädien hatten nie groß etwas mit Demokratie am Hut, und das wäre ihrem Zweck auch schädlich. Nicht dass ich das für gut halte, versteh man mich nicht falsch. Aber das Filternde, das diktatorisch zensierende liegt nun mal in der Natur der "Enzyklopädie", einem Werk, dass auf beschränktem Raum das Allgemeinwissen oder ein bestimmtes Wissensgebiet umfassend darstellen muss. Ersteres trifft auf Wikipedia nur insofern zu, dass es eine bestimmte Größe schon aus synoptischen Gründen (z.B. Vermeidung von Lemma-Dubletten) nicht überschreiten darf. Was ein Wissensgebiet umfasst, wie die Relevanzkriterien sind, muss nun mal festgelegt werden, von mir aus von einer "Elite", okay, bei Wikipedia vielleicht auch einer Pseudoelite von Zeitmillionären.

Was ich nicht verstehe ist das Bemühen, eine kostenlos online verfügbare Enzyklopädie schlecht zu machen, weil sie nicht bereit ist das ganze Internet zu sein. Das ist lächerlich, mit Verlaub. Mach doch ein Wiki auf, das Lemmata führt, die aus der Wikipedia gelöscht wurden. Ah, moment, höre gerade von meiner Hinterkopfregie, davon hätte ich schon mal gehört. Such mal danach und poste den Link, um diese leidige Off-Topic-Diskussion abzuschließen.

Nun, damit ich noch was zum eigentlichen Thema sage: Das Internet hat zur Zeit große Bedeutung für mich, um nicht zu sagen zu große. Nicht nur auf Arbeit habe ich damit zu tun (ich bin für die Webservices einer Uni-Bibliothek zuständig). Auch wenn ich nach Hause komme, unternehme ich - abgesehen von letzter Woche, da blieb ich mal abstinent - meinen obligatorischen Streifzug durch das Netz.


Viele Grüße,
-- floritiv.

 

Ich nutze Wikipedia häufig zu Recherchezwecken und finde das Portal ganz nützlich, wenn es darum geht, sich über ein bestimmtes Thema einen ersten groben Überblick zu verschaffen.
Das ist bei mir nicht anders, Stefan,

nur finde ich, dass wir Deutsche es mit unserem Perfektionswahn und dem damit verbundenen Kontrollzwang wieder mal übertreiben. Große Anzahl von Artikeln (nur) befriedigender Qualität sind besser als kleine Anzahl von guter. Jedenfalls für eine Onlineenzyklopädie wie Wikipedia, die keine Platzprobleme haben dürfte.


Mag sein, dass bei Wikipedia so eine Liste gelöscht wurde, es mag auch sein, dass die Suchergebnisse bei google selektiert werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich auf keiner dieser Seiten die Information finden lässt, dass es Amokläufe schon immer gegeben hat.
Es geht nicht darum, ob man woanders die gesuchte Information doch bekommt (in diesem Fall bei der englischen Wikipedia), sondern einzig um die Frage, warum die deutsche Wikipedia diese Information unterdrückt.


in diesem speziellen Beispiel wäre vielleicht eine längere oder sogar stundenlange Netzrecherche nötig, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen
Ah, ich soll stundenlang suchen, nur weil irgendjemand in Deutschland meint, Informationen zurückhalten zu müssen? Im Übrigen widersprichst du dich: Wenn du, wie du oben sagst, Wikipedia für den ersten groben Überblick zu einem bestimmten Thema zu benutzen, dann dürfte es auch für dich ärgerlich sein, wenn es so eine Liste, die dir ja einen Überblick gibt, dort nicht (mehr) zu finden ist.


Andererseits: Wer sagt mir, dass in anderen Medien, in der Nachrichtensendung im Fernsehen oder in Zeitungsartikeln keine Informationen weggelassen werden?
Angenommen, dem wäre so, willst du daraus ein Recht für Wikipedia ableiten, ihnen gleich zu tun? So nach dem Motto: Wenn die anderen nicht die ganze Wahrheit sagen, dann dürfen wir das auch.

Von einer Enzyklopädie erwarte ich sichtbare Infos und keine versteckten bzw. woanders zu findenden.


Aber das Filternde, das diktatorisch zensierende liegt nun mal in der Natur der "Enzyklopädie", einem Werk, dass auf beschränktem Raum das Allgemeinwissen oder ein bestimmtes Wissensgebiet umfassend darstellen muss. Ersteres trifft auf Wikipedia nur insofern zu, dass es eine bestimmte Größe schon aus synoptischen Gründen (z.B. Vermeidung von Lemma-Dubletten) nicht überschreiten darf.
Onlineenzyklpädien wie Wikipedia, floritiv,

sind in der Größe nicht beschränkt. Auch Lemma-Dubletten sind kein Argument, wie die bereits von mir aus dem Spiegel zitierte Geschichte des gelöschte „Professorin-Artikel“ zeigt – hier noch einmal der entscheidende Absatz:

Ein paar Überbleibsel von Weber-Wulffs Fleißarbeit stehen jetzt, stark gekürzt, mitten in dem ellenlangen Artikel zur "Professur". Beiträge über einzelne Pionierinnen wurden komplett abgelehnt. "Es hieß, die kennt doch niemand", sagt Weber-Wulff. "Aber das wollte ich ja gerade ändern."

Jeder weiß, dass ellenlange Artikel schon aus Zeitgründen nicht gern gelesen werden, deswegen sind mehrere kurze und vielleicht nur Teilaspekte behandelnde besser – wenn die aufeinander verweisen, was bei Wikipedia ohnehin die Regel ist.

Was ein Wissensgebiet umfasst, wie die Relevanzkriterien sind, muss nun mal festgelegt werden, von mir aus von einer "Elite", okay, bei Wikipedia vielleicht auch einer Pseudoelite von Zeitmillionären.
Ich habe nichts gegen Relevanzkriterien an sich, wohl aber gegen den Umfang und der daraus sprechenden Bestrebungen, alles in Detail regulieren zu wollen. In der englischen Version sind diese Kriterien wesentlich kürzer gefasst, wobei als Grundregel gilt: Ein Artikel bleibt stehen, wenn niemand protestiert.


Was ich nicht verstehe ist das Bemühen, eine kostenlos online verfügbare Enzyklopädie schlecht zu machen, weil sie nicht bereit ist das ganze Internet zu sein.
Kritik an Wikipedia zu üben, bedeutet für dich, sie schlecht zu machen? Eine merkwürdige Ansicht – genauso gut könntest du sagen, Kritik an den hier eingestellten Geschichten oder an kg.de selbst ist gleichbedeutend mit dem Bemühen, sie schlecht zu machen.


Mach doch ein Wiki auf, das Lemmata führt, die aus der Wikipedia gelöscht wurden.
Bin ich der Wikipedia-Überwacher? Du vergisst, dass ich auf diese Dinge vor fast einem Jahr ganz zufällig stieß. Ich habe daraus damals kein Drama gemacht, aber jetzt, als die Süddeutsche das oben erwähnte Gespräch mit Jaron Lanier gebracht hat und ich vor einem Monat oder so auf spiegel.de die Kritik an Wikipedia las, habe ich das auch hier thematisieren wollen.

Ich halte das für wichtig, denn solche und ähnliche „Aktivitäten“ unserer Internetseiten-Betreiber und der diversen staatlichen Behörden zeigen deutlich den Regulierungswahn des anscheinend nie totzukriegenden deutschen Kleingeistes.

 

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