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29.12.2012
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Hinter ihr ist dieser Junge auf dieser Schaukel, die quietscht. Der Junge schaukelt nur ganz leicht, immer hin und her und jedes Mal schreit die Schaukel. Hin und her – quietsch, knarr – wieder hin…
Er soll still sitzen, die Schaukel ruhe geben!

Es ist Frühsommer und alles ist ihr irgendwie lästig: die verblühte, weiße Pracht über ihrem Kopf, der See, über dem ein Schleier von Dunst liegt, die Berge dahinter sind alle irgendwie gleich.
Das Schlimmste ist diese Schaukel, die quietscht.

Eigentlich ist es nicht die Schaukel, die sie so aufregt. Sie ärgert sich über sich selbst, über ihre Planlosigkeit, ihre Unentschlossenheit.
Sie hat keinen richtigen Plan und das ist auch Sinn der Sache, aber trotzdem!

Eine Zugreise will sie machen, dort aussteigen, wo es ihr gefällt. Sie will leben, sie will etwas erleben. Vor allem will sie eine Idee finden, ein Ziel auf einer Reise, die kein bestimmtes Ziel haben soll.

„Der Weg ist das Ziel und das Ziel ist ein Lebensplan.“ Was für ein verworrener Gedanke!

Sie ist an einer Milchkanne von Bahnhof ausgestiegen, hat das Gepäck in der winzigen Tourist-Information abgestellt und nach einem schönen Ort für den Nachmittag gefragt; eine einfache Übung für den Anfang des Weges.
Natürlich ist dar Ort schön, die Landschaft ist unberührt, einsam und erfrischend. Aber als sie nun im Schatten sitzt und die Schaukel immer lauter quietscht, zweifelt sie doch.

Vielleicht hätte sie weiterfahren sollen in eine Großstadt, in der alles so schnell ist, dass sie nicht denken muss, sondern über ihr Ziel stolpern kann; einfach so.
Das Quietschen wäre in der Stadt ganz anders, es würde dorthin passen, nicht stören, sondern Teil der Stimmung sein.

Sie dachte, sie suche nach Ruhe, aber jetzt als das perfekte Bild von Ruhe vor ihr liegt und sogar der Junge nicht mehr schaukelt, ist sie sich sicher, sie sucht nicht nach Ruhe, nach Raum zum Denken, sondern nach Handlung.
Denken kann sie später wieder, dazu ist immer Raum, dazu muss sie nicht weg, das kann sie überall. Jetzt ist Zeit zu handeln, zu erleben.

Sie steht auf, der Junge darf weiter schaukeln, sie wird weiter ziehen.

 

Hallo und herzlich Willkommen,

ich denke, das Thema ist hier: Reise, Selbstfindung, der Weg ist das Ziel, oder Sinn-Suche. Interessantes Thema. Dein Text versucht das ja auch einzufangen, dieses Nachdenken, was richtig, was falsch ist, welchen Weg man einschlagen soll, oder auch nicht, oder ob sich das alles überhaupt lohnt. Das sind sehr subjektive Ansichten, die man natürlich am allerbesten mit Leben, bzw Erlebnissen füllt, garniert, erlebbar auch für den Leser macht.

Bei deinem Text habe ich den Gefühl, du reißt etwas an, du umreißt dein Sujet, aber du traust dich nicht ganz ran. Du müsstest tatsächlich etwas erzählen, also ein Zeitstrecke entwickeln, an der bestimmte Erkenntnisse nachzuvollziehen sind. Hier hast du mehr oder weniger Outlines zu einer Story, aber eben keine Story selbst. Du könntest dem Leser mehr von der Welt deiner Protagonistin zeigen, dann werden ihre Motivationen verstehbar.

Ich hoffe, ich kann dir ein wenig helfen und dieser Kommentar ist nicht völlig nutzlos.

Gruss, Jimmy.

 

Herrje, irgendwie hatte ich das Gefühl in dem Text wird eine Frau beschrieben, die mal Autorin werden möchte, aber nur einen heiraten wird, die in so einer Künstlerkommune landet und dann - naja.
Also was jimmy gesagt hat - jo.

Das geht noch nicht an irgendeinen Kern, sondern bleibt drüber, bei solchen Motiven des Aufbruchs. Ich weiß nicht, ob "Aufbruch" schon ein spannendes Thema ist, wenn man gar nicht weiß, wohin. Das wird doch erst in den Details spannend, und nicht nur in einem vagen Gefühl.

Also ich finde Prosa, in der es immer um vage Gefühle und dumpfe Empfindungen geht - die liest man so oft. Ich mag's lieber, wenn es banal ist und sich die "vagen Dinge" aus erdigen Problemen bilden. Und wenn man nicht nur im vagen und ungefähren gefangen bleibt. Bei Schaukeln und Eisenbahnen, so Motiven wie aus einem Lehrbuch: Die Eisenbahn steht immer für Aufbruch, die Schaukel immer für die Unschuld der Kindheit, die Schlange immer für das sexuell Böse und der Apfel für den Sündenfall.

Ich weiß nicht ... da geht noch mehr. Raus aus dem vagen. Rein ins Szenische. Ich hab's als Leser so viel lieber, wenn mir etwas beschrieben wird und ich sag dann: Heureka! Ich seh's! Das steht für das und das vage Gefühl! Freiheitswillen! Die Frau hasst jetzt den Mann in der Szene, da geht es um Freiheitswillen!
Und nicht das mir ein Autor sagt: Die Figur verspürt starken Freiheitswillen. Jo ...

 

... und ich will dann mal noch die simple Frage aufwerfen, worin besteht hier das Experiment im Sinne der Einleitung zur Rubrik?

 

Erst mal danke für die bisherigen Meinungen, ich denke ich sollte kurz darauf antworten.

Das Experiment an dem Text waren die Umstände, unter denen ich ihn geschrieben habe, wenn man so will.
Ich war in so einem Volkshochschulkurs, bei dem es darum ging, aus praktisch nichts etwas zu schreiben.
Ich hatte eine Postkarte als Anreiz (und relativ wenig Zeit)auf der eine Berglandschaft mit einer Schaukel war und die Aufgabe, daraus etwas zu machen.
Na gut, das ist dabei herausgekommen.
Es stimmt das ich beim Schreiben selbst nicht so viel über die möglichen Handlungen nachgedacht habe. Ich wollte eher die Stimmung übermitteln und mir selbst hat gefallen, wie der Text klingt, wenn ich ihn halb laut lese.
Das ist vielleicht kein gutes Kriterium, aber na gut...

Jetzt wo ihr es geschrieben habt, denke ich tatsächlich über mögliche Handlungsverläufe nach, mal sehen was rauskommt.

Betreffend der Zuordnung in den Themenbereich:
Ich war mir selbst nicht sicher, wohin mit "Weiter". Alltag schien nicht zu passen, weil die Situation nicht alltäglich ist, die Rubrik wurde anders beschrieben und was anderes schien auch nicht zu passen. Da fand ich die oben angestellte Überlegung ausschlaggebend.
Wenn ihr denkt, es passt woanders besser, meldet euch gern.

 

Ich war in so einem Volkshochschulkurs, bei dem es darum ging, aus praktisch nichts etwas zu schreiben.
Ich hatte eine Postkarte als Anreiz (und relativ wenig Zeit)auf der eine Berglandschaft mit einer Schaukel war und die Aufgabe, daraus etwas zu machen.
Ich wunder mich immer über diese Kurse und die Aufgaben darin.
"Aus praktisch nichts etwas schreiben" - ist da die Logik dahinter, wenn man aus praktisch nichts etwas schreiben kann, dann kann man aus ganz viel noch viel besseres schreiben? So als würde man Tischtennis lehren und dem Schüler statt eines Schlägers einen Teelöffel geben?

Und auch diese Idee in diesen Kursen, dass unter Zeitdruck dann schon was entstehen wird - find ich auch gewagt.
Ich würde dir empfehlen, dir einen Stoff zu suchen, der dich interessiert, der dich richtig interessiert, irgendwas, das dich beschäftigt, an dem du leidest, mit dem du dich richtig auseinandergesetzt hast. Das Schreiben geht viel schöner, wenn man Stoff hat.
Es gibt von Schopenhauer so einen Satz:

Daher nun ist die erste, ja, schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils diese, dass man etwas zu sagen habe: o, damit kommt man weit!

 

* aus Experimente nach Sonstige *

Hallo Franziska

Experimentelle Geschichten sollten halt schon textimmanent, bzw. ohne zusätzliche Erklärung der Umstände, wie du sie beschreibst, erkennbar sein.
Dein Text ist eher das Ergebnis eines Experiments, mittels einer Postkarte als Ideevorlage eine Geschichte zu entwickeln.

Ich verschiebe dir daher deinen Beitrag nach "Sonstige".

Viel Spass noch,
Gruss dot

 

Hm, so schlecht finde ich den Text nicht. Für mich entsteht beim Lesen eine Athmosphäre, die nachklingt. Das mag ich. OK, ein paar Hintergründe über die Prot könnten interessant sein - ich vermisse sie aber nicht wirklich. Auch könnte eine weitergehende Rahmenhandlung interessant sein - vermisse ich aber auch nicht. Für mich ist es ein Kurzprosatext, der mich durchaus erreicht.

Noch ein paar weitere Anmerkungen:

Hinter ihr ist dieser Junge auf dieser Schaukel, die quietscht.
Diese zweimal hintereinanderfolgende "dieser" finde ich nicht so schön. Auch als Stilmittel ist es hier nicht unbedingt nötig.

Er soll still sitzen, die Schaukel ruhe geben!
"Ruhe" wird hier groß geschrieben.

Sie hat keinen richtigen Plan, (Komma) und das ist auch Sinn der Sache, aber trotzdem!

Natürlich ist dar Ort schön,

Das wars dann auch schon von mir. Ach ja - folgendes las ich bereits vor einigen Jahren:
Der Weg ist das Ziel - und manchmal ist das Ziel im Weg.

Liebe Grüße

Andreas

 
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Hallo Franziska,

Ich habe auch einmal so ein Schreibkurs besucht. Mein Problem war, dass ich auch adhoc keine Handlung zusammenbasteln konnte und da ich mich nicht blamieren wollte, habe ich mich poetisch versucht. Ich mag, wie du mit Sprache in deiner Geschichte umgegangen bist, doch mir fehlt auch etwas. Ob es eine Handlung ist, sei dahin gestellt. Mich fesselt nicht, was die Erzählerin mir erzählt. Ich vermisse die Leidenschaft, die mich durch die Geschichte tragen soll.

LG, GD

 

Erst mal danke für die weiteren Kommentare.

Es scheint hier die Gruppe zu geben, die Handlung, Informationen zu den Charakteren usw. lesen will.
Und es gibt die, denen die Stimmung meines Textes gefällt.
Mir ist klar, dass der Text die erste Gruppe nicht zufrieden stellen kann.
Persönlich gehöre ich auch eher zu den Stimmungsleuten.
Und ich finde meinen Text gerade wegen der Stimmung gut.
Klar kann man das optimieren.

Ich lerne:
ein bischen mehr Handlung,
ein bischen vielseitigere Sprache(weniger Wiederholungen)
Kann man das so zusammenfassen?

Gruß

 

Hi Franziska,

und willkommen im Forum :)
(Ich hab in dem anderen thread gesehen, dass dich die ausgebrochene Diskussion irgendwie verunsichert - die ausgelagerte Diskussion hatte auch gar nichts mehr mit deinem Text zu tun, bezieh das nicht auf dich.)

Es scheint hier die Gruppe zu geben, die Handlung, Informationen zu den Charakteren usw. lesen will.
Ja, das liegt eben daran, dass dein Text für eine Kurzgeschichte relativ dünn ist (ich schließe mich dieser Gruppe an), es ist wenig Geschichte, sondern "nur" ein Stimmungsbild.
Und ich finde meinen Text gerade wegen der Stimmung gut.
Das sei dir unbenommen und es wär ja auch furchtbar, wenn ein Autor seine eigenen Texte nicht mögen würde. :)

I

ch lerne:
ein bischen mehr Handlung,
ein bischen vielseitigere Sprache(weniger Wiederholungen)
Kann man das so zusammenfassen?
Nachdem ich gesehen hab, wie es zur Entstehung des Textes kam, das mit der Postkarte - vielleicht wär es besser, eine ganz neue story anzupacken? Eine, wo es dir tatsächlich darum geht, den Inhalt an den Mann zu bringen? (Ich unterstelle dir jetzt nämlich, dass du diesen Text inhaltlich nicht besonders interessant findest.(?)) Stimmung, Atmosphäre, schöne Sprache darf/soll/muss dein nächster Text dann natürlich auch haben.

Lieben Gruß,
MG

 

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