Weil...
Das Zimmer war nicht besonders groß, auch nicht besonders schön oder bequem, eher sehr einfach, eingerichtet, aber es hatte irgendwie eine Art von heimischer Atmosphäre.
Der Heizkörper, mit Strom versorgt, stand mitten im Zimmer.
Es war angenehm warm.
„Wie geht es dir ?“ Er sprach sehr leise, seine Stimme klang besorgt.
„Es könnte wohl besser gehen...“ der Mann der im Bett lag hob kurz seinen Kopf an, ließ ihn aber sofort wieder auf den Kopfpolster zurückfallen
„Du kannst dich nicht mehr bewegen, oder ?“
„Nein...“ er war verunsichert.
„...da ist ein Kribbeln in meinen Gliedmaßen...“
Der Mann der auf dem Stuhl saß, nickte nur kurz, stand auf und ging zum einzigen Fenster im Zimmer.
„Draußen ist ein Schneesturm.“
Keine Antwort.
„Willst du vielleicht etwas zu trinken ? Oder zu essen ?“
Keine Antwort.
„Warum ? Warum tust du das ? Was bringt es dir ? Antworte mir doch endlich !“
Der, der im Bett lag, klang verzweifelt.
„Ich kann es nicht erklären, ich muss es einfach wissen. Wissen wie es ist. Es hat nichts mit dir zu tun !“
„Verdammtes perverses Schwein ! Warum dann ? Scheiße ! Sag es mir !“
„Scheiße... kennst du zum Beispiel Manson, Haarmann, und wie sie alle heißen ? Die kranken Mörder Gesellen ? Ich bin nicht einer von denen verdammt ! Ich werde nach der Sache nie mehr etwas damit zu tun haben... ich werde zurück zu meiner Frau und meinen Kindern gehen, arbeiten, bis zu meiner Rente und dann einen angenehmen Lebensabend verbringen... du hast nur Pech zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, aber was soll man da machen, das Leben geht seltsame Wege, und manchmal stoppt es auch einfach...“
„Aber warum zum Teufel, wenn du nicht bist wie die, warum machst du das ?“
“Weil ich wissen will wie es ist. Vielleicht auch weil ich ein Abenteuer in meinem Leben haben will, um jeden Preis. Weil ich wissen will ob ich damit leben kann. Und glaub mir: Ich hoffe dass ich nicht damit leben kann, ich hoffe es...“
„Du willst wissen wie es ist.... du bist krank... KRANK VERDAMMT !“
„Nein, es wird sich noch herausstellen ob ich krank bin, ich werde es bald wissen...“
„Wie meinst du das ?“
„Ich werde erfahren ob ich vielleicht noch ein Gewissen habe, eine Seele... das will ich wissen... das ist mein größter Wunsch, und ich weiß keinen anderen Weg....“
Der auf dem Bett Liegende wollte etwas sagen, doch irgendetwas schien ihn daran zu hindern, vielleicht das zu wirken beginnende Schlafmittel, dass der Mann ihm gegeben hatte.
Dann nahm der Mann die Pistole in die Hand und betätigte den Abzug.
Er beseitigte die Leiche und alle Beweismittel feinsäuberlich.
Die Leiche wurde nie gefunden. Der Mörder nie gefasst.
Der Mann, der so zum Mörder wurde, hatte erfahren was er wissen wollte.
Er ging heim zu seiner Frau und seinen Kindern, er arbeitete sein ganzes Leben lang, war immer nett, zuvorkommend und fleißig gewesen und machte sich einen angenehmen Lebensabend und starb ohne große Schmerzen und ohne langer Krankheit im Schlaf.
Doch etwas hatte er nie gefunden.