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Weihnachtsgeschichte - eh egal

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29.10.2013
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Weihnachtsgeschichte - eh egal

Auf dem Gehweg liegt ein roter Haufen, genau vor dem Gartentörchen der Hillmeier-Brandts. Ich gehe hin, den Besen noch in der Hand, denn die samstägliche Kehrwoche kennt auch an Heiligabend kein Pardon. Ein paar Blätter treiben im Weihnachtswind ihr Unwesen.


Es ist schon fast dunkel, und ich muss mich beeilen, denn im Ofen braten die Forellen. Vorsichtig stupse ich den Haufen mit dem Fuß an. Wer weiß, was da dran ist. Milben oder so. Der Haufen ist ein Weihnachtsmann-Kostüm. Am weihnachtlich illuminierten Hillmeier-Brandt-Haus öffnet sich die Tür und Frau Hillmeier-Brandt schaut heraus. Um den Eindruck zu vermeiden, ich würde meine alten Weihnachtsmann-Kostüme auf Nachbars Trottoir entsorgen, rufe ich fröhlich: „Da liegt ein Weihnachtsmann-Kostüm.“
Frau Hillmeyer-Brandt blinzelt trübe aus verquollenen Augen.
„Das ist von Ernst-Joachim.“
Ich unterdrücke die Frage, wer Ernst-Joachim ist.
„Was ist denn passiert?", frage ich.
„Ernst-Joachim sollte den Weihnachtsmann spielen für Max und Lara.“
„Ja, und, hat das nicht funktioniert?“
„Max und Lara haben sich unmöglich benommen.“
Frau Hillmeier-Brandt schluchzt jetzt verhalten.
„Mein Mann wollte eine professionelle Weihnachtsmann-Agentur beauftragen. Aber ich habe gesagt, der Ernst-Joachim kann das genauso gut. Und kostenlos. Jetzt habe ich die Bescherung."

Aus dem Hillmeier-Brandt-Haus quellen Weihnachtsmusik und Kindergequengel.
„Das Fest ist ruiniert“, schnieft Frau Hillmeyer-Brandt und ergänzt:
„Die Kinder haben da etwas im Kindergarten aufgeschnappt."
"Was haben sie denn aufgeschnappt?", frage ich mäßig interessiert. Ich denke an die Forellen.
"Dass der Weihnachtsmann eine Erfindung von Coca-Cola ist. Sie haben den Ernst-Joachim ausgelacht.“
Ich schaue teilnahmsvoll.
„ Der Ernst-Joachim ist ein solcher Versager“, schluchzt sie.
Im Hillmeier-Brandt-Haus erklingt jetzt Es ist ein Ros entsprungen.
„Übel“, bemerke ich einfühlsam, „vielleicht geht es auch ohne Weihnachtsmann.“

In Frau Hillmeier-Brandts Augen keimt Hoffnung auf wie Rosen im Dornwald. „Könnten Sie nicht…?“
„Iiiich? Also ich glaube nicht.“
„Sie müssten nur das Kostüm überziehen.“
„Da ist keine Hose dabei“, wende ich ein und stochere lustlos mit dem Besenstiel in dem Kleiderhaufen herum. „Die Mütze fehlt auch.“

„Ich hätte da eine Pelzmütze von meinem Mann“, sagt Frau Hillmeier-Brandt.

„Finden Sie, das sieht nach Weihnachtsmann aus?“, frage ich und schaue an mir herunter auf den bescherungsfeinen schwarzen Rock und die hochhackigen Schuhe.
„Das ist jetzt eh egal“, erwidert sie, und plötzlich wird sie bestimmend:
„Ziehen Sie das Oberteil über, ich hole die Mütze und den Geschenkesack.“
Gehorsam ziehe ich das Weihnachtsmann-Oberteil an, während Frau Hillmeier-Brandt ins Haus eilt.

Der Bart klebt nicht richtig. Vielleicht benutzt Ernst-Joachim eine stark pflegende Gesichtscreme, möglicherweise leidet er aber auch unter fettiger Problemhaut.
Frau Hillmeier-Brandt setzt mir triumphierend eine braune Zentralkommitee-Pelzmütze mit Ohrenklappen auf den Kopf. Die klassische Erich-Honnecker- im-Thüringer-Wald-Mütze.
„Die ist von Fjällräven“, sagt sie.
Ich sage nichts, hätte aber gerne geantwortet, dass das jetzt eh egal ist. „Im Sack sind zwei Geschenke“, gibt mir Frau Hillmeier-Brandt letzte Instruktionen. „Das rosarote ist für die Lara.“

Vor dem Garderobenspiegel der Hillmeier-Brandts rücke ich die Mütze zurecht. Ich bin eine Kombination aus Margot Honnecker und Karl Marx. Nur dass ich nicht im Thüringer Wald bin.
Die Kinder schauen auf dem wandgroßen Heimkino die Simpsons, aber ohne Ton, denn die Beschallungsanlage spielt ein volksmusikalisches Stille Nacht. Am festlich gedeckten Tisch sitzt Herr Hilmeier-Brand und schaut missmutig Bart Simpson zu, wie er den Simpson-Weihnachtsbaum ansägt. Ein lustiger Streich.

Ich versuche, überzeugend „Ho Ho Ho“ zu performen, aber die Kinder schauen nur kurz auf. Der Simpson-Weihnachtsbaum fällt um und trifft Homer empfindlich auf die Fleischmütze.
„Die Unterhaltungselektronik könnten wir jetzt ausstellen“, sage ich streng. Frau Hillmeier-Brandt dreht dem Volksmusik-Duo den Ton ab.
„Ich bin der Weihnachtsmann“, verkünde ich.
„Den Weihnachtsmann gibt’s nicht, der ist nur erfunden“, sagt Max.
„Alles ist mal erfunden worden, auch die Cola“, antworte ich. „Sonst gäbe es die Cola ja nicht.“
Schwachsinn und Tautologien bedürfen einer guten Performance, dann werden sie akzeptiert.
„Ja schon, der Weihnachtsmann hat aber nicht wirklich gelebt“, gibt Lara zu bedenken. Im Heimkino wachsen auf Homer Simpsons Schädel monströse rote Pusteln wegen der mit Weihnachts-Keimen infizierten Weihnachtsbaum-Nadelstichen.
„Nun ja, der Weihnachtsmann ist der Assistent vom Nikolaus", erkläre ich. "Der Nikolaus ist der eigentliche Weihnachtsmann.“
„Wer ist der Nikolaus?“, fragt Lara.
"Ein türkischer Bischof, der armen Kindern Goldbarren über den Gartenzaun geworfen hat“, erkläre ich.
„Einfach so?“
„Ja", sage ich, „Einfach so. "Und weil Weihnachten war.“

Ich verschweige, dass der Nikolaus mit seiner Aktion drei sittsame Jungfrauen vor einer Karriere als Prostituierte bewahren wollte.

„Du bist aber eine Frau“, sagt Max.
„Na und?“, gebe ich zurück. „Auch Frauen können Weihnachtsmann sein. Ich bin chief senior assistant des Nikolauses, damit bin ich Vorgesetzte des Weihnachtsmannes.“

Ich vergesse zu fragen: Wart ihr auch brav?
Stattdessen hole ich das rosa Geschenk aus dem Sack und gebe es dem Jungen. Das Mädchen erhält das blaue Geschenk. Frau Hillmeier-Brandt nestelt nervös am Christbaum herum. Max schält einenPrinzessin-Lillifee-Herd mit farblich passendem Kehrschaufel-Set aus dem Papier. Lara befummelt ein Playmobil-Feuerwehrauto. Herr Hillmeier-Brandt beobachtet missbilligend, wie sein Sohn das Kehrschaufel-Set ausprobiert und wirft mir einen bösen Blick zu. Ich verschanze mich hinter meiner Autorität als Weihnachtsmann.
Homer Simpson tranchiert unterdessen den Truthahn. Eine seiner Weihnachtsbaumnadelpusteln platzt auf und entlässt gelbliche Eiterschlieren, die auf das Großgeflügel tropfen, um sich anschließend in sämiger Harmonie mit dem Bratensaft zu vereinen.

„Bis zum nächsten Jahr“, sage ich munter zu den Kindern.

Als ich die Honnecker-Mütze an den Kleiderständer im Flur hänge, höre ich Herrn Hillmeier-Brandt nörgeln: „Musstest du die Schnepfe anschleppen?“
Stefan Mross trompetet Süßer die Glocken nie klingen.

Zuhause sind die Forellen verbrannt. Wir bescheren trotzdem. Ist jetzt eh egal.

Epilog

Am Weihnachtsmorgen juckt es mich hinter den Ohren. In den nächsten Tagen wird sich ein aggressiver Hautpilz über meinen gesamten Körper verbreiten. Ich werde aussehen wie ein Fliegenpilz, nur umgekehrt, also rote Punkte auf weiß. Ein starkes Antibiotikum wird notwendig werden. Ich denke an Ernst-Joachim. Wie es ihm wohl geht? Ist mir eigentlich egal.

 
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Servus erinnye,

ich bereite dir jetzt keinen jubelnden Empfang, sondern trete gleich mal mit einem Vorschlag an dich heran:
Du solltest deinen Text unbedingt anders formatieren, in der jetzigen Form ist der beinahe nicht lesbar.
Gönne bei Dialogen jedem Sprecher unbedingt eine neue Zeile und bei der Gelegenheit solltest du auch gleich die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede noch einmal überprüfen, da stecken noch ein paar Fehler drin.

So schaut’s jetzt aus:

Ich schaue teilnehmend. „ Der Ernst-Joachim ist so ein Versager“ schluchzt sie. „Das hört sich gar nicht gut an“ sage ich. “Es ist ein Ros entsprungen” dröhnt es aus dem Haus. Die Bescherung ist völlig daneben gegangen“, klagt Frau Hillmeier-Brandt. „Übel“ sage ich einfühlsam. „Vielleicht geht es auch ohne Weihnachtsmann“ füge ich an, denn ich habe es eilig. In Frau Hillmeier-Brandts Augen keimt so etwas wie Hoffnung wie die Rosen im Dornwald. „Könnten Sie nicht…?“ „Iiiich? Also ich glaube nicht.“ „Sie müssten nur das Kostüm überziehen.“ „Da ist keine Hose dabei“ sage ich und stochere lustlos mit dem Besenstiel in dem Kleiderhaufen herum. „Und die Mütze fehlt auch“. „Ich hätte da eine Pelzmütze von meinem Mann“ sagt Frau Hillmeier-Brandt.

Und so sollte es ausschauen:

Ich schaue teilnehmend.
„Der Ernst-Joachim ist so ein Versager“, schluchzt sie.
„Das hört sich gar nicht gut an“, sage ich. Es ist ein Ros entsprungen dröhnt es aus dem Haus.
„Die Bescherung ist völlig daneben gegangen“, klagt Frau Hillmeier-Brandt.
„Übel“, sage ich einfühlsam. „Vielleicht geht es auch ohne Weihnachtsmann“, füge ich an, denn ich habe es eilig. In Frau Hillmeier-Brandts Augen keimt so etwas wie Hoffnung wie die Rosen im Dornwald.
„Könnten Sie nicht…?“
„Iiiich? Also ich glaube nicht.“
„Sie müssten nur das Kostüm überziehen.“
„Da ist keine Hose dabei“, sage ich und stochere lustlos mit dem Besenstiel in dem Kleiderhaufen herum. „Und die Mütze fehlt auch“.
„Ich hätte da eine Pelzmütze von meinem Mann“, sagt Frau Hillmeier-Brandt.


Wenn der Text überarbeitet ist, lese ich ihn gerne zu Ende und werde dir sicherlich auch mehr dazu sagen.
Also krempel mal die Ärmel hoch und mach dich an die Arbeit,
Ich wünsche dir viel Spaß dabei und überhaupt viel Spaß und Freude hier im Forum.

offshore

 

Hallo ernst offshore,

danke für Deinen Kommentar. Einen jubelnden Empfang habe ich keineswegs erwartet. Natürlich hast Du vollkommen Recht in Sachen Satzzeichen und direkter Rede. Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe das überarbeitet.

Beste Grüße
erinnye

 

Hi erinnye,

also mir gefällt die Geschichte! Bis auf den Epilog. Den finde ich etwas zu übertrieben. Die Geschichte ist auch ohne Epilog schon rund.

Ansonsten merkt man, dass du Spaß daran hast, skurrile Situationen zu beschreiben, und das macht dann wiederum Spaß zu lesen. Nebenbei enthält die Geschichte auch die ein oder andere Gesellschaftskritik, was ihr mehr Tiefe gibt. Ich finde das sehr gelungen.

Ich bin nur über das Wort "befummeln" gestolpert. "Befummeln" empfinde ich als recht krasses Wort und nicht ganz zum Kontext passend. Vielleicht geht das aber auch nur mir so...

Und der Titel überzeugt mich auch nicht so, aber die Titel sind ja immer das Schwierigste an einer Geschichte und mir fällt natürlich auch nichts Besseres ein.

Ich freu mich drauf, mehr von dir zu lesen! :-)

Akuvi

 

Hi Akuvi,

danke für's Lesen und für Deinen Kommentar. Ja, der Titel ist schwächlich und das Wort "befummeln" - hm, ich fand das beim Verfassen des Textes nicht schlimm, aber mit Sicherheit gibt es da Passenderes (wobei mir im Augenblick nichts einfällt, ansonsten würde ich es abändern). Mit dem Epilog bin ich mir nicht sicher - möglicherweise schließe ich mich Deiner Auffassung an, andererseits - die Vorstellung einer Infektion durch den Weihnachtsmannbart war eben verlockend und bedient atavistische Urängste wie z. B. Ansteckung in der U-Bahn mit Kopfläusen etc. ;)

Vielen Dank für den konstruktiven Kommentar.

Grüße
erinnye

 
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Servus erinnye,
jetzt bin ich tatsächlich noch einmal da, schon um deine umgehende Textüberarbeitung zu honorieren.

Akuvi schrieb:
Und der Titel überzeugt mich auch nicht so,

sagt Akuvi. Mir ging es vorgestern genau umgekehrt, gerade der Titel war es, der mich die Geschichte anklicken ließ.
„Ist zwar erst Herbst, aber scheiß drauf.“ So las ich den Titel nämlich, und verstand ihn erst mal gar nicht als Verweis auf den Inhalt, sondern als Anspielung auf die momentane Jahreszeit.
Wie auch immer, heute jedenfalls hab ich den Text zur Gänze gelesen und nun möchte ich dir auch meinen Eindruck schildern.

genau vor dem Gartentörchen der Hillmeier-Brandts.

Was soll ich mir von einem Text erwarten, dessen elftes Wort „Törchen“ ist, knirschte ich gleich zu Beginn mit den Zähnen. Törchen! Herrjemine! Abgesehen davon, dass ich Diminutiven in den allermeisten Fällen skeptisch gegenüberstehe, weil sie einen Text sehr schnell unerwachsen wirken lassen, kenne ich kein Diminutiv, das noch bescheuerter klingt als Törchen. Möhrchen? Törtchen? Die meisten werden das wohl um einiges entspannter sehen als ich, aber das ist halt meine ganz persönliche offshoresche Aversion.
Na ja, nicht nur dieses Törchen, sondern auch die Namenswahl ließ mich irgendwie eine Art Satire erwarten.

Und etwas zart Satirisches hat die Geschichte dann ja auch, und es lässt sich sogar dezente Gesellschaftskritik darin finden. Die streust du auf sehr sympathische, weil beiläufige Weise ein, auch wenn du natürlich haufenweise Klischees dafür strapazierst: Nicht der glitzernde Weihnachtsbaum lässt die Kinderaugen leuchten, sondern der eigentliche, wahrhaftige Altar jedes Wohnzimmers, der XL-megabunt-Deluxe-Fernseher. Und die leidige Erkenntnis, dass der Weihnachtsmann ja eigentlich eine Erfindung des großkapitalistischen Herrseibeiuns von Coca Cola ist und dann die geschlechterrollenkonformen Farben des Geschenkeinwickelpapiers, usw. Nicht unwitzig. Und die perfide Rache der so schamlos ausgenützten Nachbarin folgt natürlich auf den Fuß, indem sie die Geschenke kurzerhand vertauscht.
Und mir gefiel auch, dass du einen Großteil der Geschichte in Dialogform erzählst, vor allem, weil die Dialoge weitgehend sehr echt und authentisch klingen.

Was mir noch so aufgefallen ist:

die samstägliche Kehrwoche kennt auch an Heiligabend kein Pardon.
Die samstägliche Woche? Versteh ich nicht. Oder ist das so ein bundesdeutscher Eigenheimbesitzer-Fachterminus? Oder meinst du vielleicht Kehrwache? (Wache im Sinne von Dienst haben, wie z.B. die Ruderwache am Schiff)

und schaue an mir herunter auf den bescherungsfeinen schwarzen Rock und die hochhackigen Schuhe.
Die Schuhe könnten sich denken: „Oh, wie nett, unsere liebe Besitzerin schaut zu uns herunter.“ Wenn allerdings die Frau auf ihre Schuhe blickt, dann schaut sie nicht herunter, sondern hinunter. Dieser Fehler findet sich in beinahe jedem dritten Text hier, und möglicherweise kräht in ein paar Jahren sowieso kein Hahn mehr nach der Unterscheidung von hin und her, aber solange ich und mein (antiquiertes?) Sprachempfinden hier zugange sind, werde ich auch meinen (höchstwahrscheinlich aussichtslosen) persönlichen Kreuzzug gegen diese Nachlässigkeit führen.

Am festlich gedeckten Tisch sitzt Herr Hilmeier-Brand[t]

Ich versuche, überzeugend „Ho Ho Ho“ zu performen,
Hmm. Nicht, dass ich ein radikaler Sprachpurist wäre, aber das haut mich schon ein bisschen raus. Das gefällt mir hier einfach nicht, auch wenn das Wort keine wirklich prägnante Entsprechung im Deutschen hat, bzw. du es als bewussten Kontrast zur Heiligabend-Idylle setzt.

„Die Unterhaltungselektronik könnten wir jetzt ausstellen“
besser: abstellen, abdrehen, ausschalten

„Alles ist mal erfunden worden, auch die Cola“, antworte ich. „Sonst gäbe es die Cola ja nicht.“
Schwachsinn und Tautologien bedürfen einer guten Performance, dann werden sie akzeptiert.
Kein schlechter Spruch, aber wo genau da jetzt eine Tautologie steckt, ist mir nicht ganz klar.

wegen der […] Nadelstichen.
Nadelstiche

„Ja", sage ich, „Einfach so. "Und weil Weihnachten war.“
überzähliges Anführungszeichen

Ich bin chief senior assistant
Chief Senior Assistant (In einem deutschsprachigen Text gilt auch für Fremdwörter die Großschreibung.)

Max schält einenPrinzessin
Leerzeichen fehlt

Epilog
Am Weihnachtsmorgen juckt es mich hinter den Ohren. In den nächsten Tagen wird sich ein aggressiver Hautpilz über meinen gesamten Körper verbreiten. Ich werde aussehen wie ein Fliegenpilz, nur umgekehrt, also rote Punkte auf weiß. Ein starkes Antibiotikum wird notwendig werden. Ich denke an Ernst-Joachim. Wie es ihm wohl geht? Ist mir eigentlich egal.

Nicht nur das Wort Epilog, sondern das ganze Markierte würde ich weglassen.

Am Weihnachtsmorgen juckt es mich hinter den Ohren. Ich denke an Ernst-Joachim. Wie es ihm wohl geht? Ist mir eigentlich egal.

Diese Schlusspointe bereitest du im Lauf der Geschichte ohnehin mit genügend Hinweisen vor. (Angst vor Milben, Ernst-Joachims Problemhaut, Homer Simpson) Da sind mir diese Details am Ende einfach zu erklärend, das kann und will ich mir als Leser dann schon selbst zusammenreimen.

Na ja, erinnye, es ist eine nette Alltagsgeschichte, harmlose, leichte Unterhaltunglektüre halt, was du durchaus als Kompliment verstehen darfst. Sie ist versiert und sicher geschrieben, wenn auch für meinen persönlichen Geschmack an manchen Stellen etwas zu bemüht pointiert. (Beschallungsanlage, Fleischmütze, Großgeflügel, et al) Und obendrein halt nicht unbedingt die Art von Lektüre, der es gelingt, mir einen Pfahl ins Herz zu rammen oder mir das Hirn zu verdrehen. Für meinen Anspruch an Literatur kannst du natürlich überhaupt nichts.
Möglicherweise hätte ich die Geschichte in der Weihnachtszeit mit noch mehr Wohlwollen gelesen, aber 6,5 von 10 möglichen Punkten gebe ich dir allemal dafür, quasi guter Durchschnitt.

Fröhliche Weihnachten, erinnye.
offshore

 

Guten Tag offshore,

danke für Deine Kritik. Dass Du doch tatsächlich noch einmal da warst, um meine umfangreiche Textbearbeitung zu honorieren, schmeichelt mir sehr...

1. Ein Gartentörchen ist ein kleines Gartentor, kein imposantes schmiedeeisernes GartenTOR in einer hohen Gartenmauer, sondern ein jägerzaunig putziges TÖRCHEN, genauso wie es sich bei einem TÖRTCHEN um eine kleine Torte handelt. Sogar in der Verwendung von TÖRTCHEN würde ich nicht in jedem Fall einen sprachlichen Straftatbestand sehen.

2. KehrwOche ist in der Tat ein südwest-bundersdeutscher Fachterminus: Die (oft mietvertraglich) vereinbarte Verpflichtung, den Gehweg bzw. das Treppenhaus nach festgelegter Ordnung einmal pro Woche zu reinigen (vorzugsweise mit einer Zahnbürste - nein, bemühter Scherz).

3. "herunter" : unbedingt, nicht nur für antiquiertes Sprachgefühl muss es an dieser Stelle "hinunter" heißen.

4. Den Cola-Satz halte ich schon für eine Tautologie oder zumindest für tautologie-nah.

5. "wegen der Nadelstiche" danke für den Hinweis, ein bedauerlicher Fauxpas meinerseits.

6. chief senior assistant, fehlendes Leerzeichen, überflüssiges Anführungszeichen: s. Ziffer 5

7. "performen". Mir ist kein inhaltsgleiches deutsches Wort bekannt, zumal in dem Zeitpunkt, als die deutsche Sprache in Eternit gegossen wurde, als der Nikolaus noch existent und Weihnachtsbäume noch unbekannt waren, (möglicherweise) Inhalte zumindest gleichwertig mit der "Performance" waren. Ich könnte mich an dieser Stelle ziemlich ausführlich über mediale Gefühlsgleichschaltung etc. auslassen, möchte mich aber auf den Grundgedanken beschränken, dass Emotionen, darunter auch Weihnachtsgefühle, heute oft nicht mehr durch tatsächlich Erlebtes, sondern durch mediale Hypes gesteuert werden. Übrigens ist "performen" im Duden zu finden.

8. Der vorliegende Text sollte mir nicht eine Karriere als Großschriftstellerin vom Gartentörchen ebnen, sondern schlichtweg unterhalten, wobei ich nicht weiß, ob das gelungen ist.

9. Ich bin sehr neu in diesem Forum, ich habe einige Texte nebst Kritiken gelesen, eine Kritik geschrieben und einen Text hier eingestellt. Sollte ich nochmals eine Kritik verfassen, würde ich weiterhin darauf achten wollen, nicht verletzend oder herablassend zu kritisieren, das Positive herauszuheben ohne das Kritikwürdige zu vergessen und im Übrigen darauf verzichten, nach einem subjektiven Punktesystem zu bewerten. Denn von offensichtlichen Rechtschreib- oder Syntaxfehlern abgesehen, von schiefen Bildern und schlicht langweiligen Inhalten, überflüssigen Wortwiederholungen etc abgesehen, ist vieles einfach Geschmackssache.

Frohe Weihnachten
erinnye

 

Noch mal ich, erinnye,

erinnye schrieb:
Sollte ich nochmals eine Kritik verfassen, würde ich weiterhin darauf achten wollen, nicht verletzend oder herablassend zu kritisieren,

Ich beziehe das jetzt natürlich auf meinen Kommentar. Entweder ist dir der in die falsche Kehle geraten, oder aber ich habe mich wirklich so missverständlich ausgedrückt. Beides täte mir wirklich sehr leid. Mag sein, dass ich im Bemühen um pointierte Formulierungen etwas übers Ziel geschossen bin, aber ich wollte um Himmels Willen nicht herablassend oder gar verletzend klingen.

erinnye schrieb:
… das Positive herauszuheben ohne das Kritikwürdige zu vergessen

Also ich finde, genau das tat ich. Und ich bin nach wie vor der Meinung, mehr Gutes als Schlechtes über deine Geschichte gesagt zu haben:

offshore schrieb:
Und etwas zart Satirisches hat die Geschichte dann ja auch, und es lässt sich sogar dezente Gesellschaftskritik darin finden. Die streust du auf sehr sympathische, weil beiläufige Weise ein, …
Und mir gefiel auch, dass du einen Großteil der Geschichte in Dialogform erzählst, vor allem, weil die Dialoge weitgehend sehr echt und authentisch klingen.
Na ja, erinnye, es ist eine nette Alltagsgeschichte, harmlose, leichte Unterhaltungslektüre halt, was du durchaus als Kompliment verstehen darfst. Sie ist versiert und sicher geschrieben, wenn auch für meinen persönlichen Geschmack …

erinnye schrieb:
... und im Übrigen darauf verzichten, nach einem subjektiven Punktesystem zu bewerten.

Da hast du recht, das war natürlich vollkommener Quatsch, weder gibt es die offshoresche Punkteliste, noch würde es irgendeinen Sinn ergeben, sie zu einer Bewertung heranzuziehen, gäbe es sie doch.

erinnye schrieb:
Denn von offensichtlichen Rechtschreib- oder Syntaxfehlern abgesehen, von schiefen Bildern und schlicht langweiligen Inhalten, überflüssigen Wortwiederholungen etc abgesehen, ist vieles einfach Geschmackssache.

Das steht außer Frage. Und bei all meinen Beanstandungen erwähnte ich explizit, dass die auf meiner gänzlich subjektiven, persönlichen Meinung fußen.
(Was ja eigentlich in einer Kritik gar nicht dezidiert gesagt werden müsste, weil es ja ohnehin selbstverständlich ist. Ich spreche ja nicht für ein vieltausendköpfiges Leserkollektiv, sondern ausschließlich für mich, ernst offshore.)

erinnye schrieb:
Der vorliegende Text sollte mir nicht eine Karriere als Großschriftstellerin vom Gartentörchen ebnen, sondern schlichtweg unterhalten, wobei ich nicht weiß, ob das gelungen ist.

Sollte das aus meinem Kommentar wirklich nicht eindeutig herauszulesen gewesen sein, sag ich’s jetzt einfach noch einmal:
Ja, auch wenn er nicht unbedingt meinen Lektürevorlieben entsprach, fand ich den Text durchaus gelungen.

Also, sollte ich dich wirklich gekränkt haben, erinnye, möchte ich mich dafür entschuldigen und trinke jetzt ein Bier auf dich.

offshore

 

Hallo ernst offshore,

nein, ich will wirklich nicht wie eine Mimose rüberkommen, ich fand da eben schon einiges etwas überpointiert/überzogen. Ich kann ja durchaus verstehen, wenn Du das Wort "Törchen" doof findest, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es wirklich toll finde. Das fing eben mit dem jubelnden Empfang an, ging mit dem Törchen weiter und endete mit der Belehrung über Unterhaltungsliteratur. Ich fand da schon vieles sehr apodiktisch. Was ich im Übrigen leichter verkraftet hätte, wenn da nicht von vorneherein viele auch aus meiner Sicht berechtigte Kritikpunkte gewesen wären, und ja, natürlich sollte die Zeichensetzung korrekt sein.

Ich finde einfach, solche Dinge wie Törchen oder performen etc. sind wirklich diskussionswürdig, aber vielleicht sollte die Formulierung einer Kritik auch noch irgendwie Raum lassen für eine Diskussion und nicht sofort alles totschlagen.

Generell fällt mir aber beim Lesen von Texten und deren Kommentierungen in diesem Forum auf, dass viele Leute sehr harsche Kritiken verfassen. Ich habe viele gute Verbesserungsvorschläge/Umformulierungen gelesen, aber auch einiges, was mir überhaupt nicht einleuchtete. Irgendwie scheint mir die Kritikkultur hier in Teilen reichlich verbissen ... und damit meine ich jetzt gar nicht Dich.

Nein, ich bin weder gekränkt noch sonst was, und falls ich gekränkt wäre, weil Du mich unwissentlich gekränkt hättest, dann hättest Du Dich ja dafür entschuldigt. Schließlich stellt man hier ja seine Texte rein, damit irgendein Feedback kommt, und das ist hier eben deutlich ehrlicher als beim Bloggen.

Also, ich trink jetzt eine Bionade auf Dich.

erinnye

 
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Hallo erinnye oder sollte ich lieber Frau Rachegöttin sagen?

Ich habe lange überlegt, ob ich dir hier posten soll, eine PM schreiben oder alles bleiben lassen sollte.
Jetzt schreibe ich es hierhin, weil ich Wert darauf lege, dass nicht nur du das liest. Es ist offtopic, ich weiß, ich weiß auch, dass ich Moderatorin bin, aber ich muss das einfach mal schreiben, sonst platzt mir der Kragen.

nein, ich will wirklich nicht wie eine Mimose rüberkommen,
Genau das hast du grad geschafft.
Du wünschst dir auf der einen Seite feedback. Kriegst du auch, in einem Fall ein Lob, in einem anderen Falle einen sehr ausführlichen differenzierten Kommentar mit der Darstellung anderer Positionen und Sichtweisen, im dritten (dem offshoreschen Falle) ein differenziertes Lob, angereichert mit ein paar Kritikpunkten, die gleich wieder als Geschmacksfrage eingeschränkt werden und einer Punktevergabe, die vielleicht nicht zu einem Kommentar gehört, aber ein Sakrikleg ists es jetzt auch nicht grad. Für all das entschuldigt sich der Kommentator dann auch noch wortreich, als er deine Reaktion bemerkt. Ich hab mich gefragt, wofür eigentlich? Für seinen Geschmack? Für die Punkteliste? Nein, ich steh auch nicht auf Punkten, weil die gar nichts darüber aussagen, was einen Text ausmacht. Aber meine Güte, es gibt User, die haben schon verlangt, dass man ihnen Punkte geben soll. Und in anderen Foren ist das üblich, da kannst du dir deinen Punktestand unter deiner Geschichte ohne jede Begründung abholen.

Und was kommt dann von dir als Antwort?

ich fand da eben schon einiges etwas überpointiert/überzogen.
Wie wärs denn bitteschön recht? Was ist denn feedback für dich? Eine Lobeshymne? Eine Kritik, die sich so zurücknimmt, dass man von ihr nichts mehr merkt?

Ich kann ja durchaus verstehen, wenn Du das Wort "Törchen" doof findest, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es wirklich toll finde.
Aber schreiben, dass man es nicht gut findet, das darf man dann doch nicht? Oder was?

Ich finde einfach, solche Dinge wie Törchen oder performen etc. sind wirklich diskussionswürdig, aber vielleicht sollte die Formulierung einer Kritik auch noch irgendwie Raum lassen für eine Diskussion und nicht sofort alles totschlagen.
Mal ernsthaft, ist dir das denn nicht zu doof? Wenn man es dann tatsächlich diskutiert, dann lässt man nicht genug Raum für Diskussion?
Und seit wann schlägt man was tot, wenn sich einer drüber aufregt, dass Törchen und performen doofe Wörter sind? Was ist das denn für eine maßlose Übertreibung? Wenn dir offshores Meinung nicht gefällt, dann lass die Wörter doch einfach stehen. Brauchst du seine oder die Erlaubnis des Forums dazu?

Generell fällt mir aber beim Lesen von Texten und deren Kommentierungen in diesem Forum auf, dass viele Leute sehr harsche Kritiken verfassen. Ich habe viele gute Verbesserungsvorschläge/Umformulierungen gelesen, aber auch einiges, was mir überhaupt nicht einleuchtete. Irgendwie scheint mir die Kritikkultur hier in Teilen reichlich verbissen ... und damit meine ich jetzt gar nicht Dich.
Das hat dann den Ausschlag gegeben für meinen Ärger. Klar, man hat drei Kommentare gelesen, vielleicht zehn Geschichten und die dazugehörenden Kommentare gelesen und schon weiß man Bescheid.
Das ist mal ein trefflicher Übergang, von einem Einzelfall auf das Allgemeine zu schließen. Du weißt aber schon, dass du damit der Logik des Vorurteils folgst?
Unterm Strich kommt für mich raus, dass deine Beschwerde nichts weiter ist als eine Vorschrift. Eine Vorschrift darüber, wie Leute zu kommentieren haben. Der Kommentar darf nicht harsch sein, nicht direkt, nicht die Dinge beim Namen nennen, nicht sagen, worauf es ihm ankommt, er darf sich selbst nicht ernst nehmen, denn sonst wäre er ja verbissen, schlüge alles tot.
Auf so einer Ebene aber kann man weder kommentieren noch einigermaßen ernsthaft über einen Sachverhalt diskutieren, weil es nicht mehr um den Inhalt, sondern nur noch um die höfliche Form geht, in der eine Kritik vorgetragen wird. Man muss seine Argumente in einer Art und Weise relativieren, dass nichts mehr von der Kritik und den Argumenten übrig bleibt.
Ich merk das an mir selbst, wenn ich mir vorstelle, dir einen Kommentar zu schreiben, ich müsste mir ja bei jedem Wort überlegen, wie ich das denn jetzt so schreibe, dass du es nur ja nicht in den falschen Hals kriegst.

Davon abgesehen, du kommst neu in ein Forum, ärgerst dich über einen Kommentar und machst daraufhin ein Generalurteil über die Art der Kritik hier. Naja, also die feine englische Art ist das auch nicht gerade - so kritikmäßig.

Die Leute, die hier kommentieren, machen das in ihrer Freizeit, sie kriegen keinen Pfennig Geld dafür, sondern es ist ihr Hobby. Eines, das eine Menge Zeit verschlingt. Ihre Kommentare und Geschichten sind so unterschiedlich wie ihre Persönlichkeiten. Und warum soll jeder hier immer und immer wieder zu seinem Kommentar dazu schreiben, dass es ja auch wirklich nur sein Geschmack und seine Meinung ist und nur ein Vorschlag? Versteht sich das denn nicht von selbst?

Ich stell fest, du hast als eine der wenigen Neumitglieder hier gleich ein paar Kommentare gekriegt, manche warten darauf ewig oder kriegen nie einen.
Und du beschwerst dich gleich derartig und machst das ganze Forum schlecht, weil dir einer mal ein paar Punkte gibt und sich nicht an den von dir gesetzten Kommentarknigge hält.

Ich finde das nicht nur reichlich anspruchsvoll, sondern auch irgendwie vielleicht etwas "verbissen"?

Novak

 

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