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Weihnachten in der Mülltonne

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23.03.2003
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Weihnachten in der Mülltonne

Sie wissen nicht, was Weihnachten ist, die Ratten.
Sie wussten es nie, und wahrscheinlich werden sie es auch nie wissen.
Und sie würden es auch gar nicht wissen wollen, denn sie beobachteten die Menschen, bei ihrem geschäftig scheinenden und doch so absurden Dasein. Nun ja, man kann sagen, was sie wussten, das reichte ihnen.

Da Weihnachten also kein besonderer Tag für sie war, gingen sie ihren üblichen Beschäftigungen nach, an den üblichen Orten; um und in und über und unter den Mülltonnen.

Die dunklen Knopfaugen der Ratte sahen auf, als sich der metallene Deckel der Mülltonne mit einem Poltern hob, von irgendwoher wehte der Wind Klänge von Weih-nachtsliedern herein (... nicht, dass die Ratten gewusst hätten, was Weihnachtslieder sind).
Neben dem üblichen knisternden Papier und raschelnder Folie fiel diesmal eine An-zahl schillernd lackierter Keramikteller herein, die gefüllt waren mit Orangen- und Nussschalen.
Die Teller schmeckten eigenartig, deshalb gab en es die Ratten bald auf, daran herumzuknabbern. Stattdessen bereitete es ihnen nicht unerhebliche Freude, auf den Tellern herumzuklettern und herumzurutschen.
So war ihre Existenz für eine Zeitlang mit einem nur fast weltbewegenden, aber unheimlich bedeutsamen Sinn erfüllt, jedoch währte dieses glückliche Dasein nicht lange.
Eine allgemeine Trauer - ein spitzfindiger Mensch würde es als Frustration bezeichnen - breitete sich in jener Mülltonne aus, als sich scheppernd der Deckel erneut hob, denn diesmal fielen nicht wie gewöhnlich jene äußerst nützlichen Ding hinein, die die Menschen „Müll“ nannten, sondern ein Obdachloser, der die Tonnen nach brauchbaren Gegenständen durchsuchte, entdeckte die Keramikteller und nahm sie sich ungeachtet des quiekenden Protests der zuvor doch so glücklichen Ratten. Die Ratten wussten nicht, dass der Obdachlose die Teller an den nächsten Ramschladen verkaufen und sich vom Rest neuen Schnaps kaufen würde.

Wenn sie es gewusst hätten, hätte es sie vielleicht berührt.

 

Hallo,

die Idee, eine Geschichte mit Ratten zu schreiben, finde ich sehr gut. Allerdings ist die Ausführung meiner Meinung nach nicht ganz gelungen.
Realität und Fiktion gehen sehr weit auseinander.
Gerade zu Weihnachten leben die meisten Menschen üppig. Aus diesem Grunde wird es oft vorkommen, das erhebliche Mengen an Weihnachtsessen, welches nicht verzehrt worden ist, in die Mülltonne eingeworfen wird.
Aus diesem Grund würde sich keine Ratte für Messingteller interessieren.
Die Vermenschlichung der Ratten als vergnügungssüchtige
Wesen hinkt ein wenig, da die Ratten höchstens für Menschen Symbol stehen könnten, die am unteren Rand der Gesellschaft leben. Und für Menschen mit Existenznöten ist die Verwirklichung der Grundbedürfnisse entscheidend wichtiger, als die Befriedigung von Vergnügungswünschen.
Die Idee, einen Obdachlosen am Ende der Geschichte erscheinen zu lassen, halte ich für sehr gewagt.
Das Obdachlose Gegenstände aus dem Müll fischen, um diese umzusetzen, steht außer Frage.
Allerdings ist die platte Feststellung, dass ein Obdachloser nur die Absicht befolgt, Schnaps zu kaufen, zu sehr mit Vorurteilen gespickt.
Die Nachdenklichkeit, welche die vergnügten Ratten äußern sollten, spielt hingegen recht gut auf Missstände in unserer Gesellschaft an. Allerdings fühlen sich Menschen aus reicheren Schichten, die sich für finanz. Minderbemittelte angagieren, recht schnell auf den Schlips getreten.

Meine Idee:
Die Geschichte noch einmal gründlich überarbeiten und ein wenig mit Inhalt füllen.
Der Obdachlose sollte schon zu Beginn der Geschichte auftauchen. Außerdem würde ich den Zeitpunkt überdenken. Es muss nicht unbedingt Weihnachten sein.

Ich habe nicht die Absicht, deine Lust am Schreiben mit meiner Kritik zu unterdrücken, sondern möchte nur freundl. darauf hinweisen, dass diese Geschichte zu Missverständnissen und bösen Vorurteilen führen könnte.

MfG

baresi74
:cool:

 

Erstmal danke für die Kritik!

Die Ratten sollten eigentlich nicht als Metapher für irgendwelche Gesellschaftsschichten stehen, sondern stellen eher eine Art über-menschliche Wesen dar, die möglichst keine Menschengruppe repräsentieren sollten, sondern allgemein menschliche Verhaltensweisen auf -vielleicht etwas naive Weise- umsetzen.
Demnach sollen sie auch ebensowenig realistisch sein wie es z.B. eine personifizierte Sonne o.ä. wäre ;)

Der Obdachlose sollte eine gewisse Tragik darstellen, die im Gegensatz zum -momentan- bedingungslosen Glück der Ratten. Alkohol ist leider unter Menschen eine verbreitete Methode, Probleme zu verdrängen.

Achja, zur Umsetzung in der "Weihnachtsumgebung":
Die Thematik, unter die ich die Geschichte (in der Schule) geschrieben habe, lautete wie der jetzige Titel: Weihnachten in der Mülltonne.


Ich hätte nicht gedacht, dass Vorurteile in der Geschichte stecken oder hineininterpretiert werden können,
werde die Geschichte auf jeden Fall überarbeiten und das Ergebnis hier posten.

mfg
xka

 

Hallo,

alles klar. War nur ein wenig verwirrt. Kann auch sein, dass ich zu viel in diese Geschichte reininterpretiert habe.
Ist wahrscheinlich auch ein schulisches Problem.
Aber eine Überarbeitung würde der Geschichte sicherlich gut tun, denn die zu Grunde liegende Grundidee ist wirklich nicht schlecht.

Gruß

Baresi74

 

Hallo!
im ansatz hat mir deine geschichte gut gefallen, und nach den ausführlichen Kritiken von baresi74 und Kristin habe ich eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen!
ich freue mich dann darauf, deine überarbeitete version zu lesen!
mfg onida

 

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