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Weißt Du es?!
„Es reicht! Aufhören! Ich kann das nicht mehr ertragen! Halt deinen Mund!“
Das Wasser tropfte. In einem Keller, welcher in miserablen Zustand vorzufinden war, es keine Fenster gab, Schimmel sich in den Ecken bildete, die dunkelbraunen, durchnässten Regale mit allerlei irrsinnigen Utensilien bestückt waren und es nur eine Birne gab, die zwar nicht flackerte, aber ein allgemein sehr schlechtes Licht von sich gab, waren zwei Männer zu finden, der eine stehend, der andere sitzend – unfreiwillig.
Sein Blick ins Leere starrend, konnte er sich nicht bewegen, da seine Füße an die Stuhlbeine angekettet waren, so auch seine Hände an die Rückenlehne. 3 Schnitte im Gesicht, das Haar durchtränkt mit Blut, Schweiß und Wasser. Er keuchte, sagte jedoch nichts, ab und an spuckte er auf den Boden. Vor sich posierend war sein Peiniger. Das Haar sehr kurz, ein leicht ängstlicher Blick, in der rechten Hand ein Fleischermesser, die linke zur Faust geballt.
„Ich sagte, du sollt deinen Mund halten!“, und schlug ihm ein weiteres Mal ins Gesicht. Jener keuchte, spuckte, lechzte – doch sagte nichts.
„Ich halte die Scheiße nicht mehr aus!“, kehrte ihm den Rücken, der Wand entgegenstehend. Den Kopf auf dem linken Arm stützend, schloss er die Augen, legte das Messer bei Seite und nahm tief Luft. Der andere keuchte, spuckte, lechzte – doch sagte nichts.
Die linke Faust wieder ballend, sprach er: „Ich hasse die Scheiße, wieso lässt du es zu, dich zu quälen? Du bist nicht mehr wert als Dreck…“, er drehte sich um, lief zügig auf den Anderen zu und schlug ihm erneut ins Gesicht. „Ich hasse Scheiße. Sie stinkt, ist braun und widerwertig. Aber weißt du, was ich mehr hasse, als Scheiße? Abschaum wie Dich, und weißt du auch, wieso?“ – er keuchte, spuckte, lechzte – doch sagte nichts. – „weißt du es? Weißt du es? Ich will wissen, ob du es weißt?“, ein weiterer Schlag ins Gesicht. Er spuckte weiterhin, teils mehr, teils weniger Blut. Doch kein Wörtchen verließ seine Lippen. Ein weiteres Mal kehrte er dem Gepeinigten den Rücken, von Mal zu Mal schien er nervöser zu werden. Er blickte zu ihm zurück, seufzte leicht auf, griff mit seiner rechten Hand den Hammer. Auf dem Pult waren sehr viele Werkzeuge zu finden, darunter Messer, Hammer, Bohrer – und eine Motorsäge. Mit dem Hammer in der Hand lief er zu jenem zurück, kniete sich mit einem Bein vor ihm und sagte: „Ich tu das nicht, weil es mir Spaß macht! Verstehst du mich? Ich frage, ob du mich verstehst?!“ Doch jener blickte nicht auf, versuchte stets den Blickkontakt zu meiden. Er keuchte, spuckte, lechzte. Der Peiniger seufzte wieder, stand auf und lief zum Pult zurück, legte den Hammer bei Seite. Langsam stützte er seinen Kopf auf seinem rechten Arm. Der Gepeinigte keuchte, spuckte, lechzte – doch sagte nichts.
Sein Blick verweilte auf dem Pult mit den Tötungsutensilien. Während der sich mehrmals mit den Händen durchs Haar fuhr, murmelte er etwas vor sich hin. Draußen ertönten plötzlich Stimmen. Eine Frau schrie. Der Schrei wurde immer lauter. Ein blau-rotes Licht flackerte. Blau-rot? Der Peiniger drehte sich um. Tatsächlich. Es muss ein Polizeiwagen gewesen sein. Nun wirkte er noch nervöser, griff in seiner Verzweiflung nach der Motorsäge und lief zügig zu dem Gepeinigten. Er gab ihm eine Ohrfeige.
„Siehst du nun, was du angestellt hast? Die Polizei ist da? Und wieso? Weißt du es?“
Er keuchte….
„Weißt du es?“ – eine weitere Ohrfeige – „du bist nicht mehr wert als Abschaum. Du hast alles zerstört!“
…spuckte…
„Ich frage mich, ob du verstehst, was du angestellt hast?!“ Die Stimme klang nun etwas aggressiver und bedrohlicher. Mit der linken Hand hielt er fest an der Motorsäge.
„Widerlicher Abschaum“
…lechzte…
„Wie konnte ich dir nur jemals vertrauen. Du hast alles kaputt gemacht“. Tränen zierten nun sein Gesicht. Er stand auf, gab dem Gepeinigten nochmals eine Ohrfeige und startete die Motorsäge. Licht durchströmte plötzlich den Keller. Die Frau schrie weiter. Es kamen Schritte. Immer näher. Die Motorsäge lief. Der Peiniger schien seine Entscheidung endgültig getroffen zu haben. Jemand war ganz in der Nähe. Schritte und Stimmen kamen immer näher.
„Verschwinde!“ – er sägte ihm ans rechte Bein. Blut strömte aus. Der Gepeinigte krümmte sich vor Schmerzen.
„Aus!“ – ein Schnitt ans linke Bein. Erneut strömte Blut aus. Eine kleine Blutlache hatte sich gebildet.
„Meinem!“ – mit einem kräftigen Hieb schlug er ihm seitlich die Motorsäge ins Gesicht. Die Lippe und das Kinn wurden leicht angeschnitten.
„Leben!“ – Stimmen. Schritte. Jemand klopfte an der Türe. Jemand rief etwas. „Polizei! Aufmachen!“ oder so etwas in der Art. Er stoß ihm die Motorsäge direkt in den Magen. Stoß kräftig. Und hielt inne. Bis der Leib durchtrennt war. Die Türe wurde eingetreten. Die Frau schrie. Sie fing an zu kreischen. Sie weinte. Blut. Überall Blut. Der Polizist hielt kurz inne und schnaufte auf.
„Bitte gehen Sie nach oben!“ – mahnte er die Frau, welche nun der Ohnmacht gleich war. Er selbst ging einen Schritt nach vorne und begutachtete das Massaker. „Oh mein Gott“, sagte er leise.
Auf dem Boden vor ihm lag der tote Körper eines jungen Erwachsenen. In der rechten Hand hielt er eine Motorsäge. Er musste versucht haben, sich selbst damit zu durchtrennen, dachte der Polizist. Der Körper hatte mehrere Einschnitte. Eine Blutlache zierte das Grauen. Während sich der Polizist weiter im Keller umschaute, trafen weitere Polizisten und Notärzte ein. „Dort drüben“, murmelte der Polizist, während der die Wand begutachtete. Lauter gezeichnete Selbstporträts des jungen Mannes. Über all den Bildern war ein Schriftzug zu erkennen. Sehr wahrscheinlich mit seinem eigenen Blut geschrieben
"Das bin nicht Ich. Der hat mich dazu gezwungen. Ich muss ihn töten."
…doch sagte nichts.