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Wegkreuzungen

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01.01.2020
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Wegkreuzungen

Heute würde alles anders werden. Heute würde der erste Tag eines völlig neuen Lebens beginnen. Allzu oft war er immer schon den üblichen, alt bekannten Weg gefahren. Doch nicht heute!
Die üblichen Straßen, die üblichen Dörfer, die er durchqueren musste, um zur Arbeit zu kommen, fühlten sich mittlerweile doppelt so lang und doppelt so trist an. Es war an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren, sich neu inspirieren lassen.
Er steuerte auf die große Kreuzung im Dorf zu. An der Ecke waren all die Läden, die man in einem Dorf vermuten würde. Zunächst sprang einem die Apotheke ins Auge, die neuerdings von einem Apotheker aus der Stadt geführt wurde. Gegenüber befand sich die Kirche mit einem schönen, aber kleinen Platz davor. Jeden Tag fuhr er an dieser Kreuzung geradeaus, weil dies der kürzeste Weg zu seiner Arbeitsstellte war. Doch wie oft hatte er sich schon überlegt, einfach mal links abzubiegen. Beim Überqueren der Kreuzung konnte man durch einen kurzen Blick nach links nur erahnen, was sich alles auf dieser neuen Route verbergen mochte. Nach einem kurzen Stück, die die Straße geradeaus führte, machte sie einen scharfen Rechtsknick und somit konnte man lediglich vermuten, wie sie weiter verlaufen würde. Warum nicht mal da lang?, dachte er sich. Diese Straße sollte doch kaum einen Umweg darstellen und würde dafür neue Einblicke geben. Von dort aus müsste man wahrscheinlich über das kleinere Gebirge fahren, welches man schon von der Kreuzung aus sehen konnte. Es war dicht bewaldet und bot nur an einzelnen Stellen einen überwältigenden Ausblick auf die Gegend, hatte er zumindest gehört. Er konnte es ja nicht wissen. Oftmals, wenn er noch nicht einmal bei der Arbeit angekommen war, malte er sich aus, wie bereichernd der kleine Umweg dank der schönen Aussicht wohl sein würde. Während der Mittagspause hätte er zudem endlich mal die Gelegenheit, mehr mit seinen Kollegen ins Gespräch zu kommen, anstatt ständig bei platten Floskeln hängen zu bleiben, die sich immer wieder nur aneinanderreihten. Es war beinahe so, als würde jeder ein paar davon parat halten und immer dann einstreuen, wenn es gerade halbwegs zu passen schien oder schon länger keiner mehr etwas gesagt hatte. Dies hätte dann zumindest für eine Mittagspause ein Ende. Er könnte seine Erfahrungen dramatisch ausschmücken und sie ganz langsam aufbauen. Der Weg zur Arbeit würde einem Auszug aus einem Abenteuerroman gleichkommen. Sie würden an seinen Lippen hängen und sich bildlich vorstellen können, wie beeindruckend der Weg sein musste.
Er hatte sich in letzter Zeit immer wieder damit auseinandergesetzt und sich über sich selbst gewundert. War er früher nicht genau der gewesen, der lieber heute als morgen das Neue, das Unbekannte ausprobierte? Hatte er sich nicht selbst früher immer wieder ein wenig über Freunde oder Bekannte lustig gemacht, die sich mit spontanen Entscheidungen schwer taten? Allmählich beschlich ihn das Gefühl, dass er selbst zu einem dieser Personen geworden war, die er früher nicht verstand. Nein! Soweit war es noch nicht. Oder doch? Nein, völlig ausgeschlossen!
Dieser neue Weg könnte vielmehr sein als das, was er zunächst nur zu sein scheint. Er könnte ihn nicht nur durch eine neue Gegend führen, sondern vielleicht ja auch weitere Veränderungen bedeuten. Wie oft hatte er von Dingen gelesen, die er nicht kannte?! Wie oft hatte er sich dabei gefragt, ob das auch etwas für ihn sein könnte?! Gerade letztens hatte seine Frau ihm von den Nachbarn erzählt, die jetzt absolut autark leben wollten und nun ihr Haus verkauften, um in einer Kommune zu leben. Ihm erschien der Gedanke an ein Leben in einer Kommune zu weit weg von dem, was er sich vorstellen konnte für sich selbst. Und doch… er spielte schon länger mit dem Gedanken, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Die Weltreise, die er mit seiner Frau machen wollte. Seit Jahren sprachen sie immer mal wieder davon, ein Jahr lang auszusteigen. Aussteigen aus ihren Berufen, aussteigen aus dem Hamsterrad der Verpflichtungen, aussteigen aus den Gewohnheiten und Routinen, die wie ein Mantel aus Blei auf ihnen lasteten.
Auf einmal schien alles so einfach und klar. Die Veränderungen, die er so herbeisehnte, waren eigentlich nur mit bestimmten Entscheidungen verbunden. Einfach so weitermachen wie bisher oder eine andere Richtung einschlagen, lieber in der eigenen Komfortzone bleiben oder mal ein Risiko eingehen, jeden Tag den altbekannten Weg oder sich auf neue Wege einlassen?
Er bremste langsam ab. Je langsamer der Wagen wurde, desto überzeugter war er, sein im Geiste schon so oft erlebtes Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er spürte eine Aufregung in sich aufkommen, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er war wie beflügelt. Plötzlich stand er an der Kreuzung und bemerkte, dass er schon den Blinker gesetzt hatte. Die Straße war frei. Er brauchte nur noch abzubiegen und ein neues, ein aufregenderes Leben würde beginnen. Er stand noch immer. Die freudige Erregung, die er eben noch gespürt hatte, war einer fast ängstlichen Unsicherheit gewichen. Er sah ein Auto von rechts kommen. Danach fahre ich. Es war ihm selbst peinlich, was er fühlte. Du willst doch nur abbiegen! Der Wagen war an ihm vorbeigefahren. Jetzt war es soweit. Er fuhr los.
Ein wenig später war er an seinem Arbeitsplatz angekommen und parkte seinen Wagen. Beim Betreten des Bürogebäudes dachte er noch einmal über die Hinfahrt nach. Er drückte den Knopf am Fahrstuhl und die Tür öffnete sich. Er ging hinein und wählte seine Etage aus. Er schaute aus dem Fahrstuhl hinaus, während sich die Tür langsam schloss. Noch bevor die Tür komplett geschlossen war, fasste er für sich einen Entschluss: morgen würde er den anderen Weg nehmen. Ganz sicher.

 

Hallo @Pendergast ,

herzlich willkommen bei uns!

Dein Text lässt sich relativ stolperfrei lesen, Fehler haben mich jetzt nicht angesprungen. Das ist schon mal super. :)

Leider finde ich den Inhalt deiner Geschichte ziemlich langweilig. Diese Beschreibungen und Gedankenspiele von einem Unbekannten reizen mich nicht, vor allem da es ja nicht gerade um weltbewegendes geht. Ich kann mir auch relativ schnell denken, wie das alles endet.

Vielleicht magst du mal noch etwas anderes schreiben, einen Text in dem du dich und deine Leser überraschst? Dann schau ich gerne nochmal vorbei.

Viel Spaß bei uns und liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

danke für deine Nachricht. Vielen Dank auch für deine kritische Rückmeldung zur Thematik der Geschichte. Weiteres ist in Planung. Hierzu sei noch gesagt, dass der Kern der Geschichte genau darin bestehen sollte, dass der Protagonist von größeren Veränderungen träumt, allerdings nicht einmal auf der kleinsten Ebene den Mut/die Bereitschaft aufbringen kann, seine Gewohnheiten zu ändern.
VG

 

Hallo Pendergast,

und auch von mir herzlich willkommen hier! :)

Ich muss mich @Nichtgeburtstagskind anschließen. Auf Dauer ist das ganze wäre, würde, hätte als Leser sehr ermüdend. Zumal schon sehr am Anfang klar ist, dass es nur Wünsche sind. Für mich hält sich die Spannung, ob er nun Abbiegt,nicht bis zum Ende.

Dazu kommt, dass mir das Setting nicht ganz passt. Als Autofahrer (der täglich zur Arbeit fährt) fahre ich unweigerlich irgendwann mal eine andere Straße (wegen Baustellen, Unfall, Straßenfesten, lahme Trekker, nervende Mähdrescher, Stau und vielen anderen Gründen). Es ist seine Heimat - kennt man da nicht die Gegend?

Das Thema Alltag/Hamsterrad hat ja durchaus seine Berechtigung. Da hast Du ja schon einen schönen Konflikt für eine Geschichte. Du bietest im Text aber Nichts an, außer dass man als Leser am Ende erkennt, dass es andere gibt, die (ev.) auch nicht aus ihrem Hamsterrad herauskommen, und sie depressiv weitermachen. Als Leser wäre es spannender zu lesen, wie jemand mit der Situation umgeht - eine Geschichte eben. Es muss ja nicht der "Ausbruch" sein, kann ja sein, dass er bewusst entscheidet geradeaus zu fahren - dass er Gründe sieht, die ihn im Hamsterrad bleiben lassen. <- aber das ist nur eine Idee von mir, musst Du nicht umsetzen ;)

Lass Dich nicht durch meinen Kommentar entmutigen!!

Gruß
pantoholli

 

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