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Wegen Todesfalls geschlossen

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29.01.2010
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Wegen Todesfalls geschlossen

Die Leute, denen der Herr im Regenmantel, mit aufgespanntem Schirm begegnete, schauten verwundert. Wie in den Vortagen war auch heute wieder ein Hitzetag ohne Aussicht auf ein abkühlendes Gewitter.
Manch einer der Passanten verzog feixend sein Gesicht, wenn Siegbert Todt an ihnen vorbeieilte. Da bemerkte er den Schirm in seiner Hand, schaute auf die leichte Sommerkleidung der andern Leute und blickte zum Himmel. Schnell entspannte er den Schirm, den Griff über den angewinkelten Arm hängend. Auch der Mantel ist deplatziert, wurde ihm klar. Er konnte sich nicht erinnern, weshalb er zu Schirm und Mantel griff, nicht einmal, was er vor Kurzem tat oder dachte.

Das Rollgitter vor der Ladenfront des Juweliergeschäfts war heruntergelassen. Er spähte durch die Glasscheibe in den Ladenraum. Trotz vormittäglicher Stunde war nur die reduzierte Beleuchtung eingeschaltet und niemand zu sehen. Da erst bemerkte er die an der Tür angebrachte Mitteilung: «Wegen Todesfalls geschlossen.»
Warum hat mein Sohn mich nicht benachrichtigt, dass jemand verschieden ist? Es kann sich nur um Frau Wittwer handeln. Ich hatte ihr ja immer geraten, weniger Süssigkeiten, dafür mehr Gemüse und Früchte. Na ja, einmal trifft es uns alle.

Sich dem Restaurant Strohhof nähernd, in dem er regelmässig im Altherrenkreis einen Frühschoppen einnahm, hörte er gedämpfte Stimmen aus dem Garten. Da sassen sie, die anderen Ruheständler, mit denen sich gut lachen und streiten liess. Irgendwas, das die Gemüter erregte, fanden sie immer.
Mit einem «Guten Morgen, meine Herren», setzte er sich auf einen freien Stuhl.
«Guten Morgen. Dies ist ein Stammtisch!», bemerkte Hartmut.
«Ich weiss, darum bin ich ja auch hier. Bin ich nicht mehr willkommen?» Was ist mit denen los, sie blicken so mürrisch?
«Wie ist Ihr Name?»
«Seit meiner Geburt, Siegbert Todt.»
Hansjörg sass ihm direkt gegenüber und starrte ihn mit halb offenem Mund an. Auch in den Gesichtern der andern war ein Ausdruck, der ihm rätselhaft vorkam. Verwirrung, Betroffenheit oder was auch immer. Zum Teufel! Wollen die mich veralbern?
«Jetzt weiss ich es, Sie sind Adelbert Todt, der Cousin von Siegbert», sagte Hartmut. «Er erzählte uns manchmal von Ihnen, Ihrem speziellen Humor, den er gerne mochte.»
Die Altherren setzten zu einem gedämpften Lacher an.
Die haben es heute wirklich auf mich abgesehen. Wahrscheinlich haben sie schon ein paar Gläser Bier intus.
«Ist das Beerdigungsdatum schon festgesetzt?»
Verwundert schaute Todt Gustav an, der ihn fragte. «Von wem?»
«Natürlich von Siegbert.» Auf Gustavs Stirn waren zwei steile Falten getreten, als ob ihn die Gegenfrage verärgerte.
Todts Verunsicherung war nun komplett. Die müssen verwirrt sein. Am besten reize ich sie nicht und antworte, wie sie es erwarten.
«Nein der Termin ist noch nicht festgesetzt.»
«Wir haben vorsorglich schon den Kranz bestellt», bemerkte Gustav. Die andern nickten bestätigend.
«Ich muss mal kurz austreten.»

Vor dem Spiegel betrachtete sich Todt intensiv. Das Gesicht ist etwas eingefallen, die Backenknochen hervorstehend. Hm, etwas fremd bin ich mir schon, aber nicht derart, dass ich mich selbst nicht erkenne. Na ja, die eine oder andere Falte ist heute ausgeprägter. Die Haut gräulich-fahl und fleckig, die Augenringe stärker, ich muss unruhig geschlafen haben.
Im Schankraum begegnete er der Serviererin. «Erika, bringst du mir bitte ein Helles. Nein besser gleich sechs, für die ganze Runde.»
«Gerne, der Herr!»
Auch sie! Was ist nur los? Sie kannten sich seit Jahren und sie nannte ihn schon lange beim Vornamen.
Am Stammtisch verstummte das Tuscheln schlagartig, als er wieder im Garten erschien. Hinter ihm kam auch schon Erika mit den sechs Gläsern Bier.

«Zum Wohl die Herren».
«Trinken wir auf Siegbert», warf Ulrich ein.
«Auf Siegbert», erklang es im Chor und sie erhoben ihre Gläser.
«Es ist schon überraschend, dass er als Erster gegangen ist», begann Hartmut. «Er war doch nicht krank?»
Alle blickten auf Todt.
«Nun wer von euch hat nicht seine Zipperlein? Das ist doch normal in unserem Alter. Aber eine akut gefährliche Krankheit hatte er nicht. Auch sein Herz war robust. Klar waren die Atemzüge etwas hastiger, wenn er Treppen stieg. Aber eine Ursache, ausser der natürlichen Organalterung, ist mir nicht bekannt.» Erst als er endete, wurde ihm bewusst, dass er gesprochen hatte, als ob er ein Anderer wäre. Der Adelbert, wie die anderen meinten. Die verwirren mich noch total.

Auf dem Nachhauseweg blieb er vor einem spiegelnden Schaufenster stehen und begutachtete sich nochmals. Es muss an der Hitze liegen, die denen nicht bekommt. Dabei, mir macht diese nichts aus, ich finde es eher noch ein wenig zu kühl. Er schüttelte den Kopf. Adelbert und ich haben nur eine geringe Ähnlichkeit. Na ja, heute vielleicht mehr als auch schon. Mit den Fingern betastete er sein Gesicht, das sich leblos anfühlte. Aber, wie konnten die mich überhaupt mit ihm verwechseln? Die hatten ihn ja gar nie kennengelernt!

An der Haustür musste er klingeln, da er seinen Schlüssel nicht bei sich trug. Roswitha, die Haushälterin, öffnete. Das Dunkel der Augenringe war nicht zu übersehen. Wenn sie jünger wäre, würde ich bei ihr glattwegs auf eine ausgelassene Nacht tippen. Er grinste innerlich.
«Ja der Herr, Sie wünschen?»
Todt wollte sich schon ärgern, dass auch Roswitha anscheinend an diesem dummen Spiel ihm gegenüber teilnahm. Doch schnell überlegte er es sich anders. «Mein Name ist Todt, ich möchte gern zu Herrn Todt.»
Roswitha zeigte sich nicht überrascht.. «Ach, Sie sind ein entfernter Verwandter. Darf ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen.» Ihn eintreten lassend, nahm sie ihm Schirm und Mantel ab.
Sie erkennt mich wirklich nicht und denkt auch, ich sei tot, das ist verrückt. Im Haus herrschte Totenstille. «Ist denn niemand der Familie hier?»
«Nein, der junge Herr Todt ist unterwegs und kümmert sich um die Formalitäten und die Begräbnisvorbereitung. Und seine Frau ist mit den Kindern nach Hause gegangen, da sie hier ja weiter nichts tun kann.»
«Und die übrigen Verwandten?»
«Die wurden alle über den überraschenden Hinschied orientiert und werden zur Beerdigung anreisen. Nur Herr Adelbert Todt hat seine Ankunft schon für heute Nachmittag angekündigt. Aber die genaue Zeit weiss ich nicht.»
Unschlüssig blieb Todt stehen, er kam sich im eigenen Haus wie ein Fremder vor.
«Kommen Sie, ich führe Sie hinauf. Er war so ein herzensguter Mensch.» Mit einem Taschentuch tupfte sie Tränen weg.

Todt trat in sein Schlafzimmer. Mit vor Staunen offenem Mund stand er am Bett und sah auf den Toten hinab. Kein Zweifel, da liege ich. Die Stunde war gekommen und ich merkte es nicht mal. Aber wenn es an der Zeit war, hat es schon seine Richtigkeit. Der Gedanke erheiterte ihn so sehr, dass er in ein lautes Lachen ausbrach, dies dann aber abrupt absetzte. Was muss Roswitha sich denken?
Er fühlte sich plötzlich erschöpft, wie ausgelaugt. Schwindel liess ihn schwanken. Ich brauche ein wenig Ruhe, nur einen Moment. Vorsichtig legte er sich neben dem auf dem Bett liegenden Körper. Unmöglich, es kann nicht sein, ich lebe doch! Todt überlegte, wie er sich nun verhalten, sich Roswitha und vor allem seiner Familie gegenüber erklären sollte. Seine Hand tastete nach der des Leichnams. Dessen Körper war ihm jedoch nicht fühlbar, vielmehr schoben sich seine Finger in die Hand von dessen Körperhülle. Als er seine Hand zurückziehen wollte, kam auch der Arm des Leichnams mit, als ob sie wie siamesische Zwillinge zusammengehörten. Beim heftigen Versuch sich zu lösen, vermengten sie sich mehr und mehr zu einem einzigen Körper. Todt wurde von einer unüberwindbaren Müdigkeit ergriffen, der Schlaf übermannte ihn. Er hatte den Platz des Toten eingenommen.

Roswitha klopfte leicht an die Tür und öffnete. Der Besucher war nirgends zu sehen. Er ist wohl gegangen, ohne dass ich es bemerkte. Merkwürdig. Auch wie er lachte, als er vom gnädigen Herrn Abschied nahm. Sie trat an die Totenstatt, die erloschenen Flammen der beiden Kerzen am Bettende neu entzündend. Gleichmässig und ruhig züngelten sie. Der Tote lag mit friedlichem Ausdruck da. Ach der Herr Todt war immer so ein liebenswürdiger und guter Mensch. Wenn er sich so selig dahingeschieden sehen könnte.

 

Da ich mich nach dem letzten der heutigen Tastendrucke für einige Tage in Gefilden jenseits der Alpen aufhalte, erfolgt die Beantwortung der Beileidskommentare – ausser sehr dringliche - nach meiner Rückkehr.

 
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Hej Anakreon,

ich ahne schon früh, worauf es hinausläuft. Das macht nichts, aber für mich fühlen sich die Windungen der Geschichte nicht ganz stimmig an.

Ich fand nicht nachvollziehbar, warum der Tote von niemandem erkannt wird. Auf der anderen Seite gibt der für meinen Geschmack viel zu schnell auf, als er erklärt, wer er ist.

Wenn die Geschichte zeigen soll, wie gerne der offensichtliche Tod verleugnet wird (hier sogar vom Toten selbst), dann würde ich das deutlicher machen. Wirkte aber eigentlich nicht so.

Dass der Tote zum Schluss in seinen toten Körper steigt, fand ich befremdlich. Was soll er denn da? Du nennst den Körper "tote Hülle", sie ist also offensichtlich verbraucht.

Dem Restaurant Strohhof nähernd, in dem er regelmässig
Sich dem Restaurant Strohhof nähernd, in dem er regelmässig

Da sassen sie, die anderen Ruheständer,
Ruheständler

LG
Ane

 
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Erst als er endete, wurde ihm bewusst, dass er gesprochen hatte, als ob er ein Anderer wäre.

Eine schöne Wiedergängergeschichte erzählstu uns da,

lieber Anakreon,

und ich lese zum ersten Mal eine dieser Geschichten, in der sich Wiedergänger und Verstorbener wiedervereinigen, hätte was, ins große Weltgeschehen gedrängt, vom 3. Oktober, obwohl am 17. Juni 35 Jahre zuvor viel mehr auf dem Spiele stand. So ließe sich auch interpretieren.

Doch zurück aus der Welt- in eine Geschichte des Anakreon! Wie immer bedeutungsschwangere Namen

Siegbert Todt,
der mich spontan an Sig(i)bert den Hinkenden, seines Zeichens Salier und König zu Köln, der während einer drohenden Niederlage gegen die Alemannen bei Zülpich seinen lieben Cousin Chlodwig (Ludwig) zu Hilfe ruft.
Die weitere Geschichte ist bekannt: Sigibert wird auf Anstiftung Chl. auf einem Jagdausflug im Gebiet der Chatten ermordet, Chl. wird auf Anstiftung seiner burgundischen Chlothilde getauft (bissken Anklang der Konstantin-Legende). Chl. taucht 14 Jahrhunderte später in Doderers Merowingern oder die totale Familie erst wieder auf, Sigibert wird zum Dauerhit Siguuard (aisl.) bzw. Si(e)gfri(e)d.

Schön auch der vor der Verrentung stehenden

Frau Wittwer
.

Dass die Kumpel & sonstige Leute den Wiedergänger nicht erkennen, mag sich aus der Weisheit erklären, dass man nur sehe, was man sehen wolle (i. d. R. liegt ja das, was man verzweifelt sucht, direkt vor der Nase).

Bissken Kleinkrämerseele:

Er konnte sich nicht erinnern, weshalb er zu Schirm und Mantel griff, nicht einmalKOMMA was er vor Kurzem tat oder dachte.

Da erst bemerkte er die an der Tür angebrachte Mitteilung: «Wegen Todesfall geschlossen.»
Hastu zwar nicht geschrieben (aber doch im Titel zitiert): wg. regiert den Genitiv!

IrgendwasKOMMA das die Gemüter erregteKOMMA fanden sie immer.

Zum Teufel* wollen die mich veralbern?
Komma oder noch besser Ausrufezeichen ...

Keine entstellende Schwellung oder etwasKOMMA das mich unkenntlich macht.

«GerneKOMMA der Herr.»
Statt des abschl. Punkts vllt. besser ein Ausrufezeichen ...

«Es ist schon überraschend, das er als Erster gegangen ist», begann Hartmut.
Gönn dem das noch'n s ...

An der Haustür musste er klingeln, da er seinen Schlüssel nicht auf sich trug.
Schweizer Umgangssprache? Hierorts wäre bei statt des auf angesagt.

Sie erkennt mich wirklich nicht und denktKOMMA ich sei tot, das ist verrückt.

Todt legte sich neben seinem auf dem Bett liegenden Körper und überlegte, wie er sich nun verhalten soll.
Vllt. besser im Konjunktiv.

Natürlich dank ich Dir auch für die solidarische Wahl der Rubrik!

Gruß, schönes Wochenende + gute Zeit im Gebirg

Friedel

 

He Anakreon,*

Ich wage mich auch mal wieder an einen Text von dir.*
Die Idee gefällt mir ausgesprochen gut, aber die Umsetzung hat für mich noch zu viele Kanten. An erster Stelle der schon mehrfach genannte Punkt, dass niemand die frappierende Ähnlichkeit bemerkt. Das könntest du doch etwas abmildern, indem du vorher einen Blick in den Spiegel gönnst und beschreibst, dass Herr Todt sich heute selbst kaum erkennt. Eine entsprechende Verwirrung hast du ihm ja eh angeheftet. Was ich an sich auch gut finde, pendelt er doch zwischen den Welten. Dafür ist er mir sogar zu abgeklärt.*
Ich fände es spannender, wenn du da mehr Leerstellen lassen würdest. Das erste treffen zB, er weiß wo er hingeht und was er dort zu tun gedenkt, aber so sicher sollte er sich in allem nicht sein.*
Auch die Begegnung im Haus dann. Vielleicht zieht es ihn dort hin, von einer gewissen Müdigkeit befallen? Das wäredann auch runder, wenn er sich neben die Leiche legt. Vll will er sich ja nubkurz ausruhen, kurz verschnaufen ... Deine Lösung ist mir da zu wenig motiviert. Also warum er sich zu dem toten legt, bleib mir verschlossen.*

Stilistisch gibt es in meinen Augen auch noch zu feilen. An einigen Stellen wäre weniger mehr, könntest du noch weiter verdichten. Insbesondere bei den kursiven Gedanken, da könntet du dem Leser schon mehr zutrauen, driftest Du Gelegentlich ins übererklären.
Abe auch bei anderen Passagen ist es manchmal zu dicke oder zu sperrig. *Ich Pick mal ein paar stellen raus, um dir meinen Eindruck zu verdeutlichen.*

"ute, denen der Herr im Regenmantel und mit aufgespanntem Schirm begegnete, schauten verwundert"
Gleich im Einstieg ziemlich ungelenk. Das "und" verwirrt.*

"Ich war wohl etwas geistesabwesend"
Ja, aber das erkennt der Leser auch aus dem langen Absatz zuvor. Diese Verstärkung macht nur träge

"Warum hat mein Sohn mich nicht benachrichtigt, dass jemand des Personals verschieden ist? Es kann sich nur um Frau Wittwer handeln, die kurz vor der Pensionierung stand. Ich hatte ihr ja immer geraten, weniger Süssigkeiten, dafür mehr Gemüse und Früchte. Na ja, einmal trifft es uns alle."
Des Personals- macht träge und ist uninteressant. Ebenso -die kurz vor der P. Stand.*
Eine Funktion hat es nicht, es längt nur. Die letzten beiden Sätze, die zeigen uns etwas vom Prot.*

"Dem Restaurant Strohhof nähernd, in dem er"
Kann man das bei euch so sagen? Hier fehlt das "sich "

"Guten Morgen, meine Herren», setzte er sich auf einen freien Stuhl."
Das geht so nicht. Mit einem " Guten Morgen, meine Herren», setzte er sich auf einen freien Stuhl. Ginge.*

*Auf Gustavs Stirn waren zwei steile Falten getreten, als ob ihn die Gegenfrage verärgerte.
SEINE Verunsicherung war nun komplett.*
Hier stimm der Bezug nicht. Das hast u einige male drin. Mit einem ich-Erzähler umgeht man das, ohne ständig Namen nennen zu müssen.*
"Es klingt nicht mehr nach einem Scherz, ansonsten ist es ein ganz übler. Die müssen verwirrt sein. Kann die Sonne so etwas bewirken? Am besten reize ich sie nicht und antworte, wie sie es erwarten."
Das finde ich zB zu viel. Der erste Satz kann getrost weg.*

"Todt verschwand im Haus und ging in die Toilette. Vor dem Spiegel betrachtete er sich intensiv"
Dass die Toilette im Haus kann man sich denken, die Info nutzlos. Verdichteter wäre: Todt verschwand in der Toilette. Oder noch besser, gleich mit dem Spiegel einsteigen, wir wissen ja, dass er austreten ist.*

"«Zum Wohl die Herren», dies war ihr Trinkspruch, wenn ein neues Glas Bier zum Mund geführt wurde."
Weswegen der begleitsatz? Unnötig, längt, raus!*

Okay, bis hierhin erstmal meine Vorschläge. Vielleicht nimmst du ja die eine oder andere Anregung auf, wenn du wieder in der Zivilisation bist.*

Grüßlicht
Weltenläufer*

 

Das hat man davon, spontan zu reagieren, dass einem Palström zur Begründung gar nicht erst in den Sinn kommt, die Reaktion (sprich: Nichterkennen eines Un-Toten)

lieber Anakreon.

Da hätt' selbst Weltenläufers Vorschlag Geltung, dass der Untote den Toten kaum, eher gar nicht erkennt - bei einer unmöglichen Tatsache (ich möchte es modisch elegant Fukushima Effekt nennen):

Und er käme zu dem Ergebnis:
Nur ein Traum wär' das Erlebnis.
Weil, so schlöss' er messerscharf,
nicht sein kann, was nicht sein darf,

und zu dem Schlusse käme nicht nur der tote Todt.

Gruß vom

Abendstern

 

Hallo Tayla

hast du dich hier von The Sixth Sense inspirieren lassen?

Den Film kenne ich nicht. Aufgrund deiner Rückfrage habe ich unter den Filmkritiken darüber nachgelesen. Es gibt da wirklich eine gewisse Parallele, da ein Toter meinte, noch am Leben zu sein. Ich schreibe meine Stücke immer nur aufgrund einer spontanen, fragmentarischen Idee.

Interessant ist die Geschichte, sie wirft aber auch Fragen auf: Warum wundert sich niemand über die Ähnlichkeit zwischen Geist und Verstorbenem? Wieso scheint Siegbert immer noch einen fleischlichen Körper zu haben, wenn der Leichnam doch auf dem Bett liegt?

Alles was man schreibt basiert weitgehend auf dem im Gedächtnis haftenden Wissen und dem Erfahrungsschatz, der sich in der Fantasie einfach zu neuen Konstruktionen verbindet. Rückblickend hinterfragte ich mich nach Fertigstellung der Geschichte, was mich inspiriert haben könnte. Es sind Sartres Abhandlung über die Wahrnehmung und zwei seiner Romane, obwohl er mir nicht besonders nahe steht. Einfluss hat aber vorab die Kenntnis jener psychischen Störung, die bei Menschen mit entsprechender Disposition eine Angst- oder Wunschvorstellung als real erscheinen lassen kann. Für diese ist das Erlebte dann (momentane) Wirklichkeit. Wundererscheinungen etwa können psychisch in dieser Kategorie klassiert werden. Wobei es mir hier nicht um eine Fallgeschichte geht, sondern rein um Fantasie.

Den Lesern habe ich meine Intention vorenthalten, doch nicht mit der Absicht sie zu täuschen, sondern um allen ihre eigene Lesart zu gewähren. Sei es leicht schaudernder Humor, Geistergeschichten, philosophische Analogie oder eben psychopathologisch unterlegte Unterhaltung. Da es dem Leser vom Text her anscheinend unlösbare Fragen aufwirft, stellt dies eine Unzulänglichkeit meinerseits dar, die ich noch möglichst beheben werde.

Danke für deinen Kommentar. Das gern gelesen freut mich sehr.

Hallo Ane

Wenn die Geschichte zeigen soll, wie gerne der offensichtliche Tod verleugnet wird (hier sogar vom Toten selbst), dann würde ich das deutlicher machen. Wirkte aber eigentlich nicht so.

Es ist nicht meine Absicht in Kurzgeschichten über Fragen von Leben und Tod aufklärend zu schreiben. Solche Themen verwende ich hierbei einzig zur Unterhaltung. Dass die Endlichkeit unteilbar mit jeder Form von Leben verbunden ist, ist in der Geistesgeschichte der Menschheit hinlänglich bekannt, obwohl mit unterschiedlichen Interpretationen.

Dass der Tote zum Schluss in seinen toten Körper steigt, fand ich befremdlich.

Mir machen allein Dinge Angst, über die ich nicht lachen kann. So greife ich gewisse Themen sicherlich etwas freizügig auf. Dass die Geschichte auch als anstössig empfunden werden könnte, war mir bewusst. Die Stelle, an dem Siegbert sich mit seinem Körper vereint hat einen symbolischen Charakter. Pietätlos finde ich dies nicht, wenn ich da etwa theologische Vergleiche heranziehe. Dennoch habe ich Verständnis, wenn es für dich befremdlich wirkte.

Deine Auseinandersetzung mit dem kleinen Stück und auch dein Widerspruch freuen mich. Ich danke dir dafür. Die textlichen Hinweise werde ich wie vorgeschlagen übernehmen.

Lieber Friedel

Eine schöne Wiedergängergeschichte erzählstu uns da,

Ich hoffte, dass sie bei einigen Lesern doch ein Schmunzeln oder Lachen erzeugen wird, obwohl ich die Wiedervereinigung nicht auf den 3. Oktober fixierte. Köstlich, diese politische Assoziation!, daran hatte ich nicht mal gedacht.

Wie immer bedeutungsschwangere Namen

Sig(i)bert der Hinkende ist mir schon dem Namen nach sympathisch. Doch hatte ich diesmal nicht in Gedanken die Geschichte durchgeblättert. Ich fand einfach es müssten für diese Gestalten zwei weniger zeitgemässe Namen sein. Siegfried war mir zu wagnerianisch belastet, aber bei Siegbert und Adelbert schien mir die Aureole passend. Und die Frau Wittwer, fügte sich mit ihrem gängigen Namen gut ein.

Dass die Kumpel & sonstige Leute den Wiedergänger nicht erkennen, mag sich aus der Weisheit erklären, dass man nur sehe, was man sehen wolle (i. d. R. liegt ja das, was man verzweifelt sucht, direkt vor der Nase).

Da hast du den Kern der Sinnestäuschungen getroffen, denn wie soll etwas gegenwärtig sein das nicht sein kann, oder einfach umgekehrt. Mit der Nachdoppelung von Christian Morgensterns Palmström und seinen Galgenliedern gar auf treffend vergleichbarer Ebene.

Natürlich dank ich Dir auch für die solidarische Wahl der Rubrik!

Es annähernd im Sinne von Voltaire zu einzubringen, war mir ein spassiger Gedanke: Les petits geste entretiennent l’amitié (Kleine Gesten erhalten die Freundschaft).

Danke dir für deinen Kommentar und die Deutungen, die mir wiederum ein Schmunzeln erzeugten. Deiner Kleinkrämerseele werde ich Genüge tun und diese verteufelten Kommas in der neuen Version aufscheinen lassen.

Hallo weltenläufer

Ich wage mich auch mal wieder an einen Text von dir.

Das freut mich, dass die Todesanzeige dich auch mal wieder in einen meiner Texte zu locken vermochte.

Die Idee gefällt mir ausgesprochen gut, aber die Umsetzung hat für mich noch zu viele Kanten. An erster Stelle der schon mehrfach genannte Punkt, dass niemand die frappierende Ähnlichkeit bemerkt. Das könntest du doch etwas abmildern, indem du vorher einen Blick in den Spiegel gönnst und beschreibst, dass Herr Todt sich heute selbst kaum erkennt.

Dass die Idee bei dir ankommt, gibt meiner kreativen Feder Aufschwung. Der Punkt mit der Ähnlichkeit war mir bewusst, doch hatte ich unterschätzt, dass es ohne vertiefte Merkmalsveränderungen für den Leser so nicht recht nachvollziehbar sein wird. Ich werde den Maskenbildner da nochmals heranziehen.

Was ich an sich auch gut finde, pendelt er doch zwischen den Welten. Dafür ist er mir sogar zu abgeklärt.
Ich fände es spannender, wenn du da mehr Leerstellen lassen würdest. Das erste treffen zB, er weiß wo er hingeht und was er dort zu tun gedenkt, aber so sicher sollte er sich in allem nicht sein. Das erste treffen zB, er weiß wo er hingeht und was er dort zu tun gedenkt, aber so sicher sollte er sich in allem nicht sein.

Hm, darüber werde ich noch nachdenken. Aber ich sehe schon, es liesse sich noch raffinierter darlegen.

Auch die Begegnung im Haus dann. Vielleicht zieht es ihn dort hin, von einer gewissen Müdigkeit befallen? Das wäredann auch runder, wenn er sich neben die Leiche legt. Vll will er sich ja nubkurz ausruhen, kurz verschnaufen ...

Dieser Gedanke hat seinen Reiz, je länger ich es mir vorstelle, eine herrliche Situationskomik.

Stilistisch gibt es in meinen Augen auch noch zu feilen. An einigen Stellen wäre weniger mehr, könntest du noch weiter verdichten.

Ich hatte zwar schon arg gekürzt, aber vielleicht stattdessen die treffenderen Passagen erwischt. Ich werde mir deine Anregungen durch den Kopf gehen lassen und abwägen, was für den Leser nur Ballast ist, statt Anreiz zu bieten, und was ihm Intensivierung böte, sich in das Geschehen hineinzuversetzen.

Ich danke dir für deine intensive Auseinandersetzung mit dem Text, die positiven Einschätzungen und die kritischen Anmerkungen.

Ich werde mich nun nochmals ausführlich mit dem Text auseinandersetzen, Schwachstellen beheben und baldmöglichst die revidierte Fassung einbringen.

Nochmals vielen Dank an euch alle für die aufschlussreichen Kommentare.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Moin, Anakreon.
In dieser Fassung befriedigt mich Deine Geschichte noch nicht, und zwar, weil er Körperlich anwesend ist. Schöner und interessanter fände ich es, wenn er feststellen müsste, dass er zwar alle anderen wahrnehmen kann, sie ihn aber wie Luft behandeln. Schöner fände ich, dass er in Ihr Inneres schauen, und mit Ihrem Inneren kommunizieren könnte, dass seine Fragen an Sie mit ein wenig Zeitverzögerung als "eigene" Gedanken von Ihnen ausgesprochen werden, und so eine Art Gespräch stattfinden würde.
Auch interessant fände ich, wenn sein eigenes Erleben blitzartig, und in unkontrolliert kommenden Sequenzen auftauchte, und ihn dann schließlich in den Übergang des Seins-wechsels führte...
Aber es ist deine Geschichte, und vielleicht können Dich diese Gedankengänge ja inspirieren? Dennoch kann ich nicht umhin, Deinen Stil zu schreiben gut zu finden.

Gruß Lord

 

Hallo Lord

In dieser Fassung befriedigt mich Deine Geschichte noch nicht, und zwar, weil er Körperlich anwesend ist.

Ich verstehe, du würdest hier wohl eher eine immaterielle Ebene vorziehen. Dies ist durchaus eine mögliche Variante, die ein Autor für eine Fantasiegeschichte wählen kann. Sartre etwa, hatte in seinem Stück Das Spiel ist aus, den Toten eine immaterielle Rückstellung ihrer Lebensuhr gewährt. Da ich mich aber stets an der Realität orientiere, ausser wenn ich es mit einer eindeutigen Rubrikwahl anders deklariere, ist hier die Körperlichkeit für den von mir gewählten Hintergrund notwendig. Für den Leser muss diese Entscheidung nicht unbedingt transparent sein, er kann es nach seiner Lesart interpretieren, für meine Intention aber schon.

Schöner fände ich, dass er in Ihr Inneres schauen, und mit Ihrem Inneren kommunizieren könnte, dass seine Fragen an Sie mit ein wenig Zeitverzögerung als "eigene" Gedanken von Ihnen ausgesprochen werden, und so eine Art Gespräch stattfinden würde.

Dies liesse sich dialogisch gut umsetzen, wobei es das Spektrum der Themen schlagartig für alles öffnen würde. Anderseits wäre es futuristischer Horror, da es stark manipulative Szenarien eröffnet. Mein Prot. ist in seine Daseinsgrenzen eingebunden, er erlebt sie so, wie sie seinen Alltag bestimmten.

Auch interessant fände ich, wenn sein eigenes Erleben blitzartig, und in unkontrolliert kommenden Sequenzen auftauchte, und ihn dann schließlich in den Übergang des Seins-wechsels führte...

Hier trägst du einen Gedanken mit, den weltenläufer schon annähernd ansprach. Hier bin ich noch am Abwägen, inwiefern es dem Inhalt förderlich ist, dem Leser den Zustand des Prot. näher bringt und den Unterhaltungswert unterstützt.

Dennoch kann ich nicht umhin, Deinen Stil zu schreiben gut zu finden.

Danke für diese Lorbeeren, die ich gerne einstecke.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Eine überarbeitete Fassung ist eingestellt. Ich bemühte mich, meine Unzulänglichkeit in der Federführung dahin gehend auszubessern, den Lesern leichter eine Interpretation zu ermöglichen. Die eingebrachten Anregungen hatten mir bei der Abwägung sehr geholfen, auch wenn ich nicht alles übernahm, dafür anderes kürzte oder hinzufügte, da ich meiner Intention treu bleiben wollte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

bind um diesen Beitrag ein Schleifchen, ist mein Geschenk zu Deinem heutigen Geburtstag.

Mir hat die Geschichte soweit gefallen, nun gut, der Spannungsbogen ist recht überschaubar, aber nicht immer muss das Drama groß sein um zu unterhalten (meine Meinung).

Mir ist die Unähnlichkeit zwischen "was immer von ihm übrig blieb" und dem Verstorbenen nicht negativ aufgefallen, auch nicht, dass er nicht als Unsichtbarer durch die Welt wandelt, das habe ich schon so oft gelesen, Deine Fassung des Todes kannte ich dagegen noch nicht. Und das er sich selbst nicht ähnelt, finde ich insofern nicht tragisch, als er in der vorangegangenen Nacht verstorben ist und der Tod seine Spuren auf dem jetzigen Erscheinungsbild hinterlassen hat (er sieht ja kränker und gealtert aus). Im Gegenteil, mich amüsiert die Vorstellung, einen Verstorbenen noch einmal zu begegnen, ohne zu wissen, dass es sich um eben jenen handelt. Sie hat etwas tröstliches, irgendwie.


Wie in den Vortagen war auch heute wieder ein Hitzetag angesagt, ohne Aussicht auf ein abkühlendes Gewitter.

Wie in den Vortagen war auch heute ein Hitzetag, ohne Aussicht auf ein abkühlendes Gewitter. Fände ich eingängiger zu lesen.

Siegbert Todt wurde auf die Passanten aufmerksam, weil manch einer feixend sein Gesicht verzog.

Auch hier wieder so eine komplizierte Darstellung, die ich beim lesen entwirren musste: Manch ein Passanten verzog feixend sein Gesicht, wenn Siegbert Todt an ihnen vorbeieilte.
Er wurde ja nicht auf die Passanten aufmerksam, sondern über deren Gesichter auf sich selbst.

Mit den Fingern betastete er sein Gesicht, da sich leblos anfühlte.

das

Ihn eintreten lassendKOMMA nahm sie ihm Schirm und Mantel ab.

«Die wurden alle über den überraschenden Hinschied orientiert

Hinschied orientiert - jetzt willst Du es aber wissen, mit Deiner Sondersprachausgabe :).

Er hatte den Platz der toten Hülle eingenommen, sich eingefügt.

Tote Hülle klingt wirklich lieblos. Hatte sich in seinen Körper zurückgezogen oder sowas fände ich sehr viel netter Deinem Prot gegenüber.

Ach der Herr Todt war immer so ein liebenswürdiger und guter Mensch. Wenn er sich so selig dahingeschieden sehen könnte.

:) ein wirklich friedliches Ende

Hab einen schönen Tag!

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege

Oh, ein Geschenk, welch Freude :cool:, das Schleifchen ist drum.

Es freut mich, dass die etwas ausgefallene Geschichte bei dir Anklang fand.

dass er nicht als Unsichtbarer durch die Welt wandelt, das habe ich schon so oft gelesen, Deine Fassung des Todes kannte ich dagegen noch nicht.

Juhu, ein Novum. Hoffentlich rücken mir nun nicht die Science-Fiction-Autoren auf die Pelle und behaupten, es sei einfach eine Zeitverschiebung, die der Siegbert Todt da erlebte.

mich amüsiert die Vorstellung, einen Verstorbenen noch einmal zu begegnen, ohne zu wissen, dass es sich um eben jenen handelt. Sie hat etwas tröstliches, irgendwie.

Ja, das war Absicht, den Lesern die Möglichkeit zu bieten, sich eine eigene Deutung dieses (vermeintlich) nochmaligen Auferstehens zu machen. Das Tröstliche, das du herausliest, gefällt mir.

Hinschied orientiert - jetzt willst Du es aber wissen, mit Deiner Sondersprachausgabe .

Ein Prädikat terminologischer Präzision hatte ich dem nicht zugerechnet. Soziolinguistik ist derzeit ja in vieler Munde, doch fast noch mehr bewegt mich die kognitive Linguistik, doch da ist der Schritt zu kognitiver Poetik klein, und das führt nun doch zu weit. Vereinfacht gesagt: Im Hause Todt wurde so gesprochen. :D

Tote Hülle klingt wirklich lieblos. Hatte sich in seinen Körper zurückgezogen oder sowas fände ich sehr viel netter Deinem Prot gegenüber.

Hier ist es eine Frage der Perspektive. Liest man das Geschehen mit der Vorstellung, der Tote könnte wirklich noch einen Spaziergang unternommen haben, klingt es lieblos. Aus der Sicht des psychiatrischen Bildes, das mit der Geschichte abgedeckt wird, ist es aber ein imaginäres Behältnis.
Doch ich glaube nun den Dreh gefunden zu haben, in der es allen Lesarten gerecht wird: Er hatte den Platz des Toten eingenommen.
Wenn der Siegbert Todt es nun nur nicht mit einem Seufzer noch bestätigt.

Die andern Anregungen überzeugten mich glattwegs und habe sie übernommen.

ein wirklich friedliches Ende

So sollte es auch sein.

Ich danke dir für deinen Kommentar, die Anregungen und den netten Wunsch.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

bei solchen Geistergeschichten kommt es für mich immer auf die Innere Logik an. So wie bei Zeitreisen-Storys.
Insofern stört mich der Umstand, dass er als Gestalt von seiner Umgebung wahrgenommen, jedoch nicht erkannt wird. Er muss also anders aussehen. Sollte es eine Erklärung dafür geben, müsste sie eingebaut sein.

Als er an der Tür das Schild las und sich fragte, wer da wohl gestorben ist, war mir klar, dass es er selbst sein muss. Vielleicht lags an seinem Namen? Todt und Wittwer. Ich finde solche geschichtenbezogenen Namen immer ein wenig fantasielos.

Dass er am Ende in seine Hülle quasi zurückschlüpft, müsste auch im Sinne der Inneren Logik irgendwo begründet sein. Warum war denn draußen? Wenn er zuvor ein Erlebnis hätte etwa in Form von etwas, was für ihn zu Lebzeiten noch dringend hätte erledigt werden müssen, dann hätte ich geschlossen, dass er nach der Erledigung nunmehr komplett das Zeitliche segnet.

Ansonsten fand ich es kurzweilig geschrieben.

Mein besonderer Dank dafür, dass der Name des Prot - wie in gefühlten 70 % der Geschichten - nicht gleich im allerersten Satz auftaucht, sondern eine Szene an erster Stelle steht. Wenn schon das erste Wort einer Geschichte der Name ist, hab ich i.d.R. wenig Lust, weiterzulesen.

Grüße
Nic

 

Hallo Nic

bei solchen Geistergeschichten kommt es für mich immer auf die Innere Logik an.

Bist du dir sicher, dass du alle Versionen von Geistergeschichten kennst, um daraus eine absolute innere Logik abzuleiten? :D

Er muss also anders aussehen. Sollte es eine Erklärung dafür geben, müsste sie eingebaut sein.

Hast du dies gelesen?:

Zitat aus der Geschichte:

Vor dem Spiegel betrachtete sich Todt intensiv. Das Gesicht ist etwas eingefallen, die Backenknochen hervorstehend. Hm, etwas fremd bin ich mir schon, aber nicht derart, dass ich mich selbst nicht erkenne. Na ja, die eine oder andere Falte ist heute ausgeprägter. Die Haut gräulich-fahl und fleckig, die Augenringe stärker,


Es braucht gar nicht so viel, um Menschen zu verunsichern, ob der den sie sehen wirklich der ist, den sie zu sehen meinen. Umgekehrt können sie auch jemandem begegnen der ihnen vertraut ist, jedoch nicht erkennen, da er sich veränderte. Mir ist das mal mit einer Frau passiert, mit der ich zum Essen verabredet war. Als sie kam, ohne mein Wissen frisch vom Coiffeur und infolgedessen verspätet, missachtete ich sie, da ich sie nicht erkannte. Ihre Laune beim Essen war dann auf dem Nullpunkt. :D Brauchst du mehr Beweise?

Todt und Wittwer. Ich finde solche geschichtenbezogenen Namen immer ein wenig fantasielos.

Na ja, das ist Geschmackssache. Aber es sind ordentliche Familiennamen!

Dass er am Ende in seine Hülle quasi zurückschlüpft, müsste auch im Sinne der Inneren Logik irgendwo begründet sein. Warum war denn draußen?

Ich denke mir, der Leser darf durchaus etwas Spielraum haben für eigene Interpretationen. Mir selbst war dies zudem nützlich, um ein doppelbödiges Spiel zu treiben.

Meine persönliche Intention der Geschichte, die man auf verschiedene Lesarten wahrnehmen kann, hatte ich übrigens unter den vorgehenden Kommentaren preisgegeben. :read: Eine geistige aber keine Geistergeschichte. :D

Mein besonderer Dank dafür, dass der Name des Prot … nicht gleich im allerersten Satz auftaucht, sondern eine Szene an erster Stelle steht. Wenn schon das erste Wort einer Geschichte der Name ist, hab ich i.d.R. wenig Lust, weiterzulesen.

Da entgeht dir aber wohl manchmal eine lesenswerte Geschichte. Ich handhabe die Erwähnung des Namens unterschiedlich, je nach Art der Eröffnung. Das Schwergewicht sollte im ersten Satz aber auf Spannung oder Neugierde für den Leser ausgerichtet sein.

Ansonsten fand ich es kurzweilig geschrieben.

Dieses Lob freut mich sehr.

Vielen Dank für deinen Kommentar, den ich nicht ohne schmunzelnd las.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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