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Wasserdampf
Wasserdampf
...und Wasserstoff richtete sich auf, strich sich durch das Gesicht und verschmierte es dabei mit Öl. Aber Sauerstoff machte das nichts aus. Sie kam einen Schritt näher, dann wieder einen und bevor man sich versah umarmten sie sich, drückten die Lippen aneinander. Dannach waren Sauerstoffs Lippen genauso ölig wie die seinen, aber das konnten sie nicht schmecken.
Doch der Drache über ihnen hatte eine Fehlfunktion. Er konnte sein linkes Auge nicht schliessen und so kam es, dass er sie sehen konnte. So traf sie sein Argwohn. Aber noch konnte er seine Servomotoren nicht ansteuern.
Wasserstoff und Sauerstoff gingen ein grosses Risiko ein, sich hier in einem der Bunker des Drachendepots zu treffen. Hier hätte sie aber niemand gesucht und niemand würde sie hier finden, wenn sie ihren Dienst vernachlässigen. Doch ein Leichtsinn war es. Ja, es war ein Leichtsinn der Liebe.
Und so geschah es, dass die Nordallianz eine Offensive auf das Depot D54 begonnen hatte in genau diesem Augenblick. Das Kommando reagierte sofort.
Das Licht im Depot ging an. Das Tor begann summend aufzuschliessen. Sauerstoff zuckte zusammen. An den Wänden des Bunkers, oh welch ein Gruselkabinett, konnte man deutlich schwarze, scharfkantige Biester aus Stahl erkennen, die da hangen wie eine Myriade überraschter Kakerlaken zum Leben erwachend, die eben noch im verheissungsvollem Stillstand, unsichtbar in der Dunkelheit, jetzt in sichtbarer, verhängnisvoller Bewegung waren. Das scheinbar sichere, stille Versteck verwandelte sich in ein zischendes Wespennest mit einer sicheren Aussicht auf den Tod.
Wasserstoff zog an ihrem Ärmel. Schnell fort zu kommen war ihm im Sinn. Doch der Drache, der einen Augenblick zuvor noch Machtlos gewesen ist, konnte nun seinem triefenden, dämonischen Hass auf alles Leben ein fürchterliches Ventil geben. Er zündete seine Triebwerke und verbrannte die Beiden bis zum Tod.