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Wasch or go

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11.06.2009
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Wasch or go

Die Zeit ist reif, um super abzuschneiden und überall schießen sie wie Pilze nach Vollmond und Regen aus dem Boden, die gläsernen Paläste des Friseurhandwerks.
“Was sagen Sie nicht sagen. Die Konkurrenz is günstiger? Das gibt es doch gar nicht! Wir machen da einen guten Supersuperpreis, extra für Sie, Madam.“
Hier feilschen sie scheinbar um jeden noch so kleinen Eurocent.

Und genau so eine neuartige, knallorange Butze betrete ich, weil mich die Neugier und die Veränderungswut wieder einmal beim Schopfe gepackt hat.
Eine schlappe Frisur und miese Stimmung nach Feierabend sind beste Voraussetzung für eine Typenveränderung, denn schlechter kann Frau sich kaum fühlen. Ich beschliesse schnell abzunehmen und meine wilde Mähne der guten Laune zu opfern. Nur wenige Minuten später sitze ich auf einem Drehstuhl und werde von allen Seiten haargenau begafft.

"Na, das ist ja ein komischer Haarschnitt.", murmelt die Schwester der fliegenden Schere.
"Darf ich mal fragen wieso?", werfe ich ein und rechne gleich mit der bittersten Kritik meines Lebens.
"Na, Ihr Stufenschnitt. Ist total abgehackt. Sieht komisch aus." Miss Scherenschnitt wirkt dabei ganz ernsthaft.
Wusste ich doch gleich, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und ich habe es nicht erkannt, den Pfusch am Hinterkopf. Mist! So renne ich jetzt schon über zwei Monate rum und keiner hat was gesagt, wie peinlich. Schlagartig steigt mir die Hitze im Körper auf und die Röte ins Gesicht. Falsche Freunde. Unehrliche Kollegen. Es rattert in meinem Kopf.

"Wo waren Sie denn?" werde ich nun nach dem Friseursalon meines Vertrauens gefragt.
"Bei der Konkurrenz, dem Crazy Cut, gleich nebenan.", sage ich mal nüchtern.
"Ach, hab ich`s doch gewusst"
Die Haarabschneiderin gibt sich komisch erregt.
"Biiiinnnneeeeee, komm mal schnell, das musste dir mal ansehen."
Hektisch fuchteln ihre Arme um meinen Kopf. Schon kommt im Hühnerschnelllauf eine andere Schwester ganz unbeschert aus dem Hinterhalt angerannt.
"Hier schau mal, is wie abgehackt! Wieder von Crazy Cut."
"Nee!"
"Doch!"
"Was machen die denn da für eine Scheiße? So eine Frisur geht doch gar nicht!"

In der Zwischenzeit wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Die Lästerattacke hatte ihre Spuren in meiner eh schon übellaunigen Haut hinterlassen. Wollten sie mich jetzt hier ausstopfen und an die Eingangstür nageln, als abschreckendes Beispiel sozusagen?
Ich bekam Panik und schaute mich verängstigt um, doch statt eines klickenden Fotoapparats blickte ich nur große, erstaunte Augen.

"Waschen?"
"Ja, mit waschen.", antworte ich zögerlich und hege die Hoffnung, nicht in einem großen Waschkübel ertränkt zu werden.
Der ausgerufene Bruder Ahmet erscheint flink aus dem Hinterhalt und im Stechschritt läuft er gezielt und mechanisch auf die moderne Kopfwaschanlage zu. Ja, Ahmet ist ein Mann und ich befinde mich in einem Unisexladen, damit musste Frau rechnen. Und ich rechnete inzwischen mit allem.
Ich blicke auf einen kleinen, unscheinbaren, jungen Mann mit abstehenden Ohren und einer stylischen Frisur. Da ich von Natur aus skeptisch bin, schiessen mir sogleich und ohne Vorwarnung die schönsten Kunstfehler ins Hirn:
Mit heißem Wasser die Kopfhaut verbrühen.
Mich mit eiskaltem Wasser zum Herzstillstand bringen.
Mir das ins Waschbecken durchgestreckte Genick brechen.
Mich beim anschließenden Frottieren ersticken…

...und dann starre ich auch schon wie gebannt auf eine hochmoderne, aerodynamisch geschwungene Liege, die bis zum Waschbecken reicht. Haare waschen mit Hinlegen! Pervers!
Tatsächlich steige ich so schüchtern und unbeholfen auf die Liege, als würde ich mich beim Gynäkologen befinden. Nur mit dem Unterschied, dass ich die Beine hier zusammenlassen darf.
Nun liege ich also da und Ahmet stellt seinen Wasserstrahl auf eine angenehme Temperatur, ohne dass ich etwas sagen muss. Einfach perfekt. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Pluspunkt Nummer eins geht auf sein Konto.
Nachdem er alle meine Kopfhaare ausreichend gewässert hat und wir sicherlich von dem dort angebauten Reis gut hätten leben können, spüre ich plötzlich seine Hände auf meiner Kopfhaut. Oh mein Gott, warum sind die denn so extrem zärtlich?
Er verteilt das duftende Shampoo in meinen nassen Locken und ich beginne zu kochen. Blut pulsiert von der Kopfhaut explosionsartig durch meinen gesamten Körper bis zu den Zehen. In der Körpermitte scheint es sich zu stauen. Ich fürchte den totalen Kontrollverlust. Ob sich schon mal jemand über derartiges Shampoonieren beschwert hat?
Er will auch einfach nicht aufhören und massiert und massiert und massiert, dieser Mistkerl. Krampfhaft versuche ich, alle Antennen wieder einzufahren. Sträube mich wie eine Katze vor dem Wasser, aber nichts scheint Wirkung zu zeigen. Out of order! Mein Körper ist mir zwischen seinen Händen einfach so entglitten.
Scheiß Kundenservice! Immer will die Konkurrenz noch besser sein - blödes Spiel! Ausgerechnet ich bin der Einsatz, die Kugel, der Spielball zwischen den Welten. Seine Hände vollführen gnaden- und hemmungslos Non-Stop-Kunststücke. Ich bin schockiert. Nicht einmal mein erster Freund konnte derartige Gefühle in mir wecken. Und nun liege ich hier - in der Massagefalle!

Seine Massagehände schweben wie ein Schwert über mir und stechen nach einer kurzen Waschung erneut mit einer Haarkur zu. Ich zucke zusammen. Ich bebe. Ich, ich kann nicht mehr. Hilfffeeeee!
Ahmet, weiter in seinem Element, vollführt die wundersamsten Kreisungen. Voller Herzblut, Energie und Ausdauer sitzt er mit seinen Fingerspitzen wie ein Blutegel auf meinem Kopf fest. Wie spät ist es? Ich muss weg. Hab noch einen dringenden Termin.
Ich kann mich drehen und wenden. Er hat mich fest im Griff und massiert, als wenn er sich in der letzten Runde eines entscheidenden Endkampfes befinden würde. Alles oder Nichts. Wenn sie nicht auf der Stelle zuckt, hab ich vielleicht meinen Job als Frauenhaarwäscher verloren. Vom Haarwäscher zum Millionär, aus Ahmet könnte noch was werden.
Sag ich ihm aber nicht, sonst hört er vermutlich gar nicht mehr auf. Ich will es nicht darauf ankommen lassen, hab eh schon ein feuchtes Höschen davongetragen.
Soll ich mich beklagen? Mich beschweren? Es kann nur für einen peinlich werden - nämlich für mich. Und das kann und will ich nicht riskieren.

Eröffnungsangebot! Ich sehe sie schon vor mir, die fette Bildzeitungsschlagzeile:

Hamburg. Eine Frau lässt sich von einem 23jährigen Mann beim Einshampoonieren im Friseursalon zum Höhepunkt bringen! Waschen - Schneiden - Selbstfönen - ein garantierter Erfolg in Ihrem Leben zum sensationellen Preis von nur 9,50 €.
Kommen Sie jetzt!

Meine Beschneidung dauerte da im Vergleich nur halb so lange und ist ebenso ein glatter Stufenerfolg in ansehbaren, klaren Linien. Was für ein Laden. Weiterempfehlen oder besser meiden?

Ich nehme dann doch anstandshalber lieber das Minimalangebot:
Schneiden einfach und gut is.

 
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Hi CHARABIA,

soll der Titel Deiner Geschichte vielleicht "Wash or go" heißen? Deutsch oder Englisch, da solltest Du Dich entscheiden.

Leider konnte mich diese Geschichte nicht überzeugen, weder sprachlich noch vom Stil her, besonders lustig fand ich sie auch nicht, dafür stecken noch einige Fehler drin:

“Was sagen sie nicht sagen. Die Konkurrenz is günstiger?

Was Sie nicht sagen => Vertipper und Anrede-Sie groß

extra für sie Madam.“

extra für Sie, Madam => noch mal Anrede-Sie

Hier fälschen sie scheinbar um jeden noch so kleinen Eurocent.

Du meinst sicher: Hier feilschen statt "fälschen"

Wusste ich doch gleich, das das nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Wusste ich doch gleich, dass das ...

Die Haarabschneiderin ist gibt sich komisch erregt.

Das "ist" ist zuviel.

antworte ich zögerlich und hegte die Hoffnung nicht in einem großen Waschkübel ertränkt zu werden.

... hege die Hoffnung KOMMA nicht in einem großen ...

Nun liege ich also da und Ahmet stellt seinen Wasserstrahl auf eine angenehme Temperatur, ohne das ich etwas sagen muss.

..., ohne dass ich ...

Das Ende gefällt mir gar nicht, irgendwie verpufft alles, als wäre Dir die Puste ausgegangen. Vielleicht fällt Dir da noch was Besseres ein.

Übrigens hätte ich es netter gefunden, Du hättest hier erst mal einen oder zwei Texte gepostet und abgewartet, wie die Reaktionen darauf sind, anstatt das Forum gleich mit fünf Geschichten auf einmal zu beglücken. Beschränke Dich doch auf einen Text, an dem Du nach Kritik auch arbeiten kannst. Das nimmt nämlich viel Zeit in Anspruch, wenn man sich verbessern will.

Liebe Grüße
Giraffe :)

 

Deutsch-Englisch in der Kritik

Hallo Giraffe,

Danke für Deine guten Tipps und die Kritik.

Der Titel "Wasch or go" ist beabsichtigt.
Ich habe den Eindruck, dass Dir die Geschichte so gar nicht gefiel. Daher lohnt es sich für mich auch nicht nur das Ende umzuschreiben. Die Geschmäcker sind halt verschieden und vielleicht gibt es ja noch jemanden, der den Aufbau positiver sieht.

Leider habe ich privat nicht die Zeit stundenlang am Stück an einer Geschichte zu arbeiten. Das schaffe ich nur phasenweise. Die Geschichten sind daher aus meinem Fundus und wurden von Zeit zu Zeit überarbeitet bis ich sie für gut befand.

Das es hier eine unausgesprochene Einstellgrenze gibt, konnte ich als Neuling ja nicht ahnen.

lg Charabia

 

Hallo Charabia,

hm, stehe deiner KG etwas zwiespältig gegenüber. Das könnte daran liegen, dass du für meinen Geschmack zwei Geschichten in einem Szenario erzählst. Da haben wir den ersten (meiner Meinung nach gelungeneren) Teil mit den Frisuerinen (oder wie man die Damen korrekt bezeichnet :) ) und dann den zweiten Teil mit Ahmed, der mir nicht gefallen möchte.

Die Zeit ist reif, um super abzuschneiden und überall schießen sie wie Pilze nach Vollmond und Regen aus dem Boden, die gläsernen Paläste des Friseurhandwerks.
Da finde ich gleich den ersten Satz ziemlich misslungen. Das Wortspiel mit dem "super abschneiden" und dem "Friseurhandwerk" habe ich zwar verstanden, aber der Satz wirkt so sperrig, dass ich eher auf den lahmen Gag verzichten würde. Der erste Absatz wirkt dann auch eher wie ein überzogener Werbeprospekt, also nicht allzu gut.
Danach wird es aber besser. Die Frauen im Frisiersalon sind nett beschrieben mit ihrem hühnerhaften Gegackere und rumgetratsche, inklusive Rufmord an der Konkurrenz. Vielleicht bin ich einfach zu naiv, aber in meiner Vorstellung als Mann geht es genau so in einem Friseursalon für Frauen zu. Das heißt, dass du hier ein Klischee beschreibst, machst es aber sehr solide. Doch statt hier den Schliff zu verpassen und deiner neurotisch-unsicheren Hauptfigur etwas mehr Tiefe über die Charakterbeschreibung zu geben, gehst du an anderer Stelle "in die Tiefe".
Ab der Ahmed-Passage beschränkst du die KG auf eine (meiner Meinung nach) eher unhumorvolle und schwache Schilderung des sich anbahnenden Höhepunkts. Ich finde zwischen Humor und Erotik sowieso nur schwer eine Verbindung und kann auch einer Jessica Simpson nichts abgewinnen, wenn sie über Essen sagt, dass es wie eine Orgie im Mund sei. Ähnlich unberührt lassen mich dann auch Ahmends flinke Finger. Da geht mir dann auch das Thema völlig abhanden. Worum geht es in dem Moment? Das Klischee hast du da schon längst verlassen (Ausnahme die Beschreibung von Ahmeds Aussehen), weshalb das einzige Thema der sich anbahnende Orgasmus bleibt. Leider wird damit der biologische Höhepunkt zum Tiefpunkt der Geschichte. Das Ende ist somit auch nur eine logische Konsequenz des Vorangehenden: Ohne Pointe.
Und das ist bei einer humorvoll gemeinten Geschichte selten gut. Mein Tipp wäre also ganz klar: Bau den ersten Teil nett aus, gib den "Hühnern" etwas mehr Raum, entfalte deine Figur, die mit ihrer Unsicherheit ja auch ganz toll da in die Klauen der Niedermacher gehört. Streich stattdessen den Ahmed-Teil oder schreib eine andere KG daraus mit einem eigenen Stil.
Ich hoffe, ich konnte dir damit helfen.

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

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