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Was wiegt eigentlich?

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02.01.2015
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Was wiegt eigentlich?

Frühstück. Lange nach Sonnenaufgang. Schlafen ist schön. Träumen ist schön. Sonne ist auch schön. Zwei, die in ihrer Küche sitzen und dort frühstücken. Ein großes Fenster lässt die Strahlen herein. Sie erhellen den viereckigen, zitronengelben Raum mit der kleinen Ecknische. Sie scheinen auf den Küchentisch, das rote Tischtuch und das bunte Besteck. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee. Sie liest Zeitung, wieder nur Mord und Totschlag, er kaut Brötchen.

Er sagt: „Wir haben eine neue Küchenwaage.“
Sie sagt: „Ja.“
Er sagt: „Lass uns was wiegen.“
Warum nicht, denkt sie, auch wenn es eigentlich keinen Sinn hat. Das sind so Kindereien, die hat man gemacht, als man noch jung war.
Sie sagt: „Okay.“

„Was willst du wiegen?“, fragt er.
„Was wiegt eine halbe Avocado?“
(Sie hat gerade fast eine halbe gegessen und da ist ja auch viel Fett drin, sagt man.)
„Heißt es eigentlich der oder die Avocado?“, fragt er.
Sie nimmt ihr Tablet vom Küchenregal und guckt bei Wikipedia nach.
„Die Avocado!“, sagt sie stolz und liest laut noch ein wenig weiter. „Der bis zu 15 Meter hohe Baum hat seinen Ursprung in Südmexiko und wurde bereits von der Coxcatlán-Kultur in Tehuacán kultiviert. Im tropischen und subtropischen Zentralamerika wird die Frucht schon seit etwa 10.000 Jahren genutzt. Die Spanier brachten sie in die Karibik, nach Chile und Madeira, bis sie im Laufe des 19. Jahrhunderts Verbreitung bis nach Afrika und Madagaskar, Malaysia und den Philippinen fand.“
„Wer aber weiß“, schließt sie, „ob die Avocado in all den Sprachen weiblich ist?“
„Wer weiß“, sagt er und grinst.
„Auf jeden Fall“, sagt sie, „ist das auch ein Lorbeergewächs. Ein heiliges Geschöpf also, in welches die erste, große Liebe des römischen Sonnengottes Apollon verwandelt wurde.“
„Klugscheißer!“, sagt er, nimmt ihr das Tablet aus der Hand und legt die Waage hinein.
„Jetzt wiegen wir!“
Das ist schon seltsam, denkt sie. Die Waage ist genauso flach und handlich wie das Tablet. Hat fast dieselbe Form und doch ein ganz anderes Innenleben.
„Und wie wiegt man jetzt damit?“, fragt sie ahnungslos.
Er schmunzelt und sagt: „Du musst sie auf einen flachen Untergrund stellen.“
Sie stellt die Waage auf die Fensterbank, das Sonnenlicht kitzelt ihre Nasenspitze. Sie betastet das Gerät und niest.
„Gesundheit!“
„Danke. Das ist doch auch ein Touchdings, oder?“
Er lacht, stellt sich neben sie und schnellt mit seinen Fingern über die weiße, glatte Oberfläche. Seine Augen glitzern. Auf einmal leuchtet das Display in bunten Farben.
„Wie hast du das gemacht?“, fragt sie verwundert.
„Na, ganz einfach. So und so“, zeigt und erklärt er ihr. „Du kannst jetzt gucken, ob da 'g' steht.“
„?“, guckt sie ihn an.
„Na 'g', für Gramm.“
„Ach so.“
Es erstaunt sie jedes Mal aufs Neue, wie schwierig die einfachsten Dinge sein können. Vielleicht aber ist es auch so, denkt sie, dass die Dinge nur deshalb schwierig sind, weil man sie sich nicht bewusst macht. Es reicht scheinbar nicht, etwas anzufassen und daran herum zu tatschen. Vor allem, wenn man gleichzeitig niesen muss. Es wäre besser, zu versuchen, es zu verstehen. Sie seufzt. Besser wäre es, aber es ist eben auch so schwer.

Die halbe Avocado wiegt 134 g.
„Was wiegt eigentlich mehr?“, fragt er dann. „Die Schale oder der Kern?“
„Du meinst die Hülle, Fruchtfleisch oder den Kern?“
„Ja, also das Drumherum oder der Kern.“
„Lass es uns herausfinden!“
Glücklicherweise befindet sich ein reicher, weicher Schatz an Avocados im Küchenregal, so dass sie ein intaktes Vergleichsobjekt heranziehen können. Schon will sie Zettel und Stift zücken, um mit der Rechnerei zu beginnen, als er eine weitere Funktion der Waage präsentiert. Man kann ihr bei einem bestimmten Gewicht befehlen, dieses als Nullstelle zu akzeptieren.
„Wieso weißt du das alles?“
„Bedienungsanleitung. Lesen hilft.“

Das Ergebnis: Schale 18 g. Fruchtfleisch mit Schale 195 g. Kern 42 g.
„Ich hätte gedacht, dass der Kern schwerer ist“, sagt sie, „Immerhin sind darin doch all die Informationen gespeichert, um eine neue Avocadopflanze entstehen zu lassen.“
„Ja“, sagt er, „aber das Drumherum ist auch entscheidend. Es gibt die Möglichkeit, davon zu leben.“
Und dann wiegen die beiden alles Mögliche, was sich in der Küche findet. Messer, Gabel, Orange, Streichhölzer, ein Blumenblatt, ein Blatt Papier, drei Zahnstocher. Alles hat Gewicht. Nur das Blumenblatt ist zu leicht.
Zuletzt wiegen sie einen Teller.
„Meinst du, er wiegt mehr oder weniger als eine Avocado?“
„Weiß nicht. Lass mal fühlen.“
Es ist der Keramikteller, auf dem die aufgeschnittenen Avocados für gewöhnlich ihren Platz finden. Noch ein wenig beschmiert mit der hellgrünen, fast gelblichen Paste. Ungefähr so flach, aber insgesamt dicker als ein Kuchenteller, zeigt er ein Muster aus drei Kreisen von innen nach außen oder von außen nach innen. Je nachdem, wie man guckt. Zwischen den beiden äußeren Kreisen sind Blumenmuster gerahmt, in den Farben blau, grün und rot. Im mittleren Kreis ist eine Taube zu sehen, die einen grünen Zweig im Schnabel hält. Darunter steht das Wort „Shalom“. Der Teller war ein Geschenk und hat eine weite Reise hinter sich.
Sie sagt: „Gerade mal 138 Gramm!“
Er sagt: „Gar nicht so schwer.“

 

Er sagt: „Lass uns was wiegen.“

Hallo Reiki -
und herzlich willkommen hierorts!, wir sind uns ja schon in den Kommentaren eher zufällig über den Weg gelaufen.

Zunächst witterte ich Familie Hoppenstedt während des Frühstüchs auf dem Weg zur Vermessung der Welt, denn Herr H. lässt der analogen Küche ein erstes digitales Instrument zukommen: Eine Waage und schon wägt man ab, was man damit anfangen könne.

Was wiegt die Welt und was das kleinste noch messbare Teil. Klar, ist das nicht Loriot, der dahindurchblinzelt. Muss ja auch nicht. Aber ein wenig fehlt er mir darinnen. Aber für den Einstieg hierorts ist das schon in Ordnung - bis auf eine Flüchtigkeit, denn

hier fehlt was, vermutlich ein triviales "wenn"

Warum nicht, denkt sie, auch es eigentlich keinen Sinn hat.
& hier
„Wer aber weiß“, schließt sie, „ob die Avocado in all den Sprachen weiblich ist.“
klingt's für mich nach mehr als einer reinen Aussage, oder?

Dann aber das wirklich Feine, was ich mit guugeln und anderm amerikanischen Quatsch versuche:

... und daran herum zu tatschen.
Ja, da musst ich jetzt im Duden nachschauen, ob "touch" schon eingedeutscht ist. Tatsächlich steht im 06-er Modell Duden RS noch das "plumpe Anfassen" (S. 997). Dabei sollten wir nicht vergessen, dass schon andere Wörter ähnliche Bedeutungswendungen erlebten. Also eine feine Wort-um-schöpfung!, die ich nun ums Tatschskrien erweitern werde.

Er sagt: „Gar nicht so schwer“,
und das find ich auch, der Einstieg hier.

Gruß

Friedel

 
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Servus Reiki Wuwu, willkommen hier.

Ein nettes Kammerstückchen ist dir hier gelungen, auch wenn ich persönlich es weit näher bei Alltag sehe als bei Philosophisches.
Wobei man sich natürlich durchaus den Kopf zerbrechen kann über z.B. die Tatsache, dass ein Blütenblatt vermeintlich nicht ins Gewicht fällt, sofern man ausschließlich physikalische Größen zu seiner Bemessung heranzieht, und das, also das Nachdenken über den Wert von Dingen, der sich nicht immer an seinem wahren Gewicht misst, hat ja auch was Philosophisches, bla bla bla ...
Aber im Ernst jetzt, mir hat der Text gefallen. Sprachlich ist er ansprechend und der Dialog klingt wirklich glaubhaft.
Es ist nicht gerade ein Werk, das Fragen von beispielloser existenzieller Tiefe aufwirft, aber ein kleines Lesevergnügen war es allemal.

Selten genug kommt es vor, dass man hinter Friedel, dem Herrseibeiuns der misshandelten Schriftsprache, hinterherputzen muss, aber diesmal hat er ein paar Flusen übersehen:

Zwei, die in ihrer Küche sitzen und dort frühstücken. Ein großes Fenster lässt die Strahlen hinein [herein].

„Du kannst jetzt gucken, ob da „g“ steht.“
Das geht so nicht. Man kann nicht Anführungszeichen innerhalb von Anführungszeichen setzen. Entweder setzt du Hervorgehobenes zwischen einfache Apostrophe, oder, noch besser, kursiv.

„?“, guckt sie ihn an.
Und das geht schon gar nicht, also zumindest nicht außerhalb eines Comics.
Besser: Sie guckt ihn fragend an.

Viel Spaß und Freude hier noch.

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Das geht so nicht.
Doch, doch, alles geht, nur der Frosch hüpft.

"Wir haben heuer mal eine Weltreise gemacht.
Aber ich sag's Ihnen gleich, wie es ist:
Da fahren wir nimmer hin",​
meint der große Gerhard Polt zu recht, meint der
Herrseibeiuns der misshandelten Schriftsprache
, der gerade überlegt, ob das nun komplimentiert oder auch nicht und derweil aufs aktuelle http://www.wortkrieger.de/member.php?17185-Friedrichard verweist.

Gut, dass Karl Kraus keine Sprachgerichtsbarkeit durchgesetzt hat. Immerhin hab ich's ja schon ins Korrekturzentrum geschafft (abkürzen mag ich es nicht aus Rücksicht auf die teutsche Geschichte). Aber bis dahin halt ichs mit Jean Paul und proste dem lieben

ernst

in allem Unernst zu!

Friedel

 

Friedrichard schrieb:
der gerade überlegt, ob das nun komplimentiert oder auch nicht

Doch, doch, Friedel, das war durchaus als Kompliment gemeint, genau wie vor mittlerweile gut zwei Jahren, als ich dich als das bezeichnete:

offshore (unter "Witwer") schrieb:
... die allerhöchstoberste Instanz für Orthographie und Grammatik, gleichsam den Rächer des misshandelten Genitivs, den Herrseibeiuns der unter den Tisch gefallenen Kommata, den Don Quijote de los modos conjuntivos, kurz: einen wahrhaftig wackeren Kämpfer gegen den Flächenbrand der Schriftsprachverwahrlosung,

ganz im ernst
offshore

 

Hallo ernster Ernst und Rächer des misshandelten Genitivs!

Danke für euer Feedback! Hm. Ja, das war mal der Versuch, "echte" Alltagserlebnisse in eine Geschichte zu bringen, die funktioniert = den Leser zufrieden macht. Eine leicht nachdenklich machende Geschichte, ohne große Moralkeule. Eine Geschichte, die "gut" ist, also moralisch gut, mit einem kleinen Schmunzeln irgendwo zwischen den Zeilen.
Soviel zur Intention.
Mehr Loriot wäre schön, das stimmt, also mehr Humor und Witz. Vielleicht kriege ich das dort unter. Wie denn? Irgndeine Idee?
Man müsst die Figuren überzeichnen. Hm. Vielleicht fällt mir dazu was ein. Humor ist schwer, finde ich. Könnt ihr ein paar Humorgeschichten empfehlen hier im Forum?
Ich schnapp mir mal den Loriot und les mich ein.

So, jetzt wieder Alltag.

Grüße herzlichst
Reiki

 
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Reiki Wuwu,

nette Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Irgendwie haben wir das zuhause auch mal gemacht, alles abgewogen mit der neuen Küchenwaage. Nicht unbekannt also.

Schön, deine Gedanken zu den Bestandteilen der Frucht. Der Kern, aus dem Zukunft entsteht, wiegt wenig, die Frucht, die nährt, viel.

Schalom wenig, doch bedeutungsvoll.

Schööön!

Nachtrag. Lese dein Kommentar zur obigen Kritik gerade:

Ja, das war mal der Versuch, "echte" Alltagserlebnisse in eine Geschichte zu bringen, die funktioniert = den Leser zufrieden macht. Eine leicht nachdenklich machende Geschichte, ohne große Moralkeule. Eine Geschichte, die "gut" ist, also moralisch gut, mit einem kleinen Schmunzeln irgendwo zwischen den Zeilen.
Soviel zur Intention.

Gelungen, 100%.

Gruß, Freegrazer

 

Mehr Loriot wäre schön, das stimmt, also mehr Humor und Witz. Vielleicht kriege ich das dort unter. Wie denn? Irgndeine Idee?
Ich noch ma',

Reiki,

vielleicht liegt in Freegrazers

Schalom wenig, doch bedeutungsvoll.
eine Lösung, indem (über) das Gewicht von Sprache, Wort von ihr und ihm be- und (ge)stritten wird und eine Grenze der Digitalisierung erreicht ist.

Halt so'n bekloppter Gedanke eines bekloppten Hirns!

Schönes Restwochenende vom

Friedel

 

Hallo Reiki Wuwu,

Mir gefällt deinen kleine Geschichte auch gut. Schön erzählt. Und das erinnert mich natürlich auch an die Küchenwaagen (analog und digital), digitales Thermometer usw., die man sich im Laufe der Zeit gekauft und natürlich ausprobiert hat. Genau so ist es gewesen.

Zwei Kleinigkeiten habe ich gefunden:

Ein großes Fenster lässt die Strahlen herein. Sie erhellen den viereckigen, zitronengelben Raum mit der kleinen Ecknische. Sie scheinen auf den Küchentisch ...

Ich bin der Meinung, Strahlen können selber nicht scheinen. Sie fallen auf etwas, auf eine Fläche, durch ein Fenster, auf den Küchentisch ...

Sie liest Zeitung, Mord und Totschlag, er kaut Brötchen.

Ich bin mir nicht sicher, ob hier nach der Zeitung einfach so ein Komma stehen sollte, da sich Mord und Totschlag ja auf den Inhalt der Zeitung bezieht und der Satz, so wie er jetzt dasteht, wie eine Aufzählung wirkt.
Wie sähe der Satz denn so aus: Sie liest Zeitung: Mord und Totschlag; er kaut Brötchen.
Oder: Sie liest Zeitung, wieder nur Mord und Totschlag, er kaut Brötchen.

Schöne Grüße
khnebel

 

Hallo Reiki,

ich habe mir selber eine furchtbar große Erwartungshaltung mit diesem Titel aufgestellt.

Bevor ich auch nur anfing, die Geschichte zu lesen, tummelten sich ganz viele Gedanken zur Frage:
Was wiegt eigentlich? und habe es dann, und das merke ich erst jetzt richtig beim drüber Reflektieren, für mich als: Was zählt eigentlich? gelesen.

So habe ich mir eine philosophische Herangehensweise vorgestellt, vom Aufbau von mir aus schon auch ausgehend von materialistischen Dingen aber dann irgendwann abschweifend, oder zum tieferen Sinn kommend, im Abstrakten verankert.

Also auch ähnlich wie die Frage der Prioritäten, nur als Aufhänger erstmal bildlich die Waage, die aber letztendlich für die Kernaussage nur Mittel zum Zweck ist.

So war der Text für mich irgendwie zu materialistisch mit der Avokado, ich hatte mir mehr Transfer davon erwartet. Aber dafür kannst du nix, das war einfach meine Vorstellung, die halt in die falsche Richtung ging.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo khnebel!

Danke für Deinen Kommentar!

Strahlen können selbst nicht scheinen. Hm. Eigentlich hast Du recht, sie scheinen nicht von selbst - aber sie scheinen doch. Oder? Strahlen sind Schein.
Ich glaube, das kann ich so lassen. Es sei denn, ich bin auf dem falschen Dampfer - dann möge vielleicht noch jemand etwas dazu sagen.

Deine zweite Anmerkung habe ich übernommen. Das liest sich wirklich besser als dieser abgehackte Einschub. Danke!


Hallo bernadette!

Na, so eine Leserin wünsch ich mir! Schade, dass ich Deine Erwartungen nicht erfüllen konnte. Der Text ist nicht der allertiefgründigste, eher eine kleine Schelmerei - aber als zu "materialistisch" sehe ich ihn eigentlich nicht. Woran machst du das fest?
Materialistisch im Sinne von Materie? Weil es um Gegenständliches (Avocado) geht?
Aber es geht doch auch um "Hülle", "Kern" usw. - das ist doch schon ein bissl abstrakt und ließe sich daher auf vieles übertragen, z.B. den Menschen. *zwinker,zwinker*

Allerdings gebe ich Dir grundsätzlich recht. Überlege gerade so, ob man die Ebene der Dinge evtl. auch auf die beiden Protagonisten anwenden sollte, irgendwie. Dann wäre da noch so ein zweiter, doppelter Boden drin.

Oh, das meinte auch schon Friedel, seh ich da:

vielleicht liegt in Freegrazers
Schalom wenig, doch bedeutungsvoll.
eine Lösung, indem (über) das Gewicht von Sprache, Wort von ihr und ihm be- und (ge)stritten wird und eine Grenze der Digitalisierung erreicht ist.

Mal gucken. Ich werd und möchte sowieso jede Geschichte noch mal überarbeiten, die ich bisher hier eingestellt habe. Allein, die Zeit!

Auf jeden Fall werd ich mir Deine Gedanken dabei auch durch den Kopf gehen lassen. Haben ja auch schon mehrere angemerkt, moniert, dass der "tiefe Sinn" nicht ganz so tief ist. ;)


Viele Grüße
Reiki

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Reiki Wuwu,

wie schon einige meiner Vor-Kommentator/innen sagten, finde ich die Idee des Textes sehr interessant und vielversprechend. Den Titel mag ich auch, er setzt gleich Gedankenspiele in Gang, wie ja auch bernadette schon schrieb: „Was zählt eigentlich?“, „Was kostet eigentlich?“, „Was ist eigentlich?“ …

Die knappe und reduzierte Sprache mag ich ebenfalls, wobei sie mir fast ein bisschen zu entschlackt daher kommt, z.B. die Aufzählung

Schlafen ist schön. Träumen ist schön. Sonne ist auch schön.
Ich glaube, so etwas fast schon naiv-reduziertes muss in etwas Starkes eingebunden werden, damit es seine Wirkung entfalten kann. Sonst wirkt es schnell wie eine Schulaufsatz eines 6. oder 7.-Klässlers. Ich befinde es gelingt dir teils teils, es aufzufangen. :)

Sie liest Zeitung, wieder nur Mord und Totschlag, er kaut Brötchen.
Den Gegensatz von sie und ihm finde ich sehr gelungen. Am „Mord und Totschlag“ bin ich etwas hängengeblieben, da es für mich den Widerspruch zur Küchenatmosphäre wieder etwas zu „naiv“ hergestellt hat. Ich hab da jetzt eine Weile drüber gebrütet und glaube, so etwas wie „schlechte Nachrichten“ oder nur „Nachrichten“ würde das besser transportieren – ich habe jetzt eine Statistik gelesen, dass irgendwie fast 80% der Leute bei dem Wort „Nachrichten“ an Krieg oder Tote denken. Das erklärt sich also (leider) dann von selbst.

auch wenn es eigentlich keinen Sinn hat. Das sind so Kindereien, die
Dieser Zusatz erschließt sich mir nicht, ich finde er entwertet die ganze Grundidee. Wenn du einen Bezug zur leicht naien Sprache von zuvor herstellen möchtest, dann vielleicht nur „das hat man gemacht, als man noch jung war.“ Aber Schlagworte wie „keinen Sinn“ und „Kindereien“ werten das Ganze zu sehr ab, nach meinem Dafürhalten.

Dem Avocado-Vorlese-Absatz stehe ich auch ambivalent gegenüber. Sie kann einerseits bei Wikipedia etwas über das Gewächs herausfinden, lässt dann aber die Frage nach dem Genus in den verschiedenen Sprachen offen? Und weil sie in der Lage ist vorzulesen, wird sie von dem Kerl als Klugscheißer bezeichnet? Mh, finde ich unrund. Und dann im Verlauf die Bedienung der Waage, da weiß sie nicht einmal, wofür „g“ steht? Egal, ob sie diese „neumodische“ Waage bedienen kann, es wird nicht die erste Waage ihres Lebens sein.

Den letzten Absatz mit der Tellerbeschreibung finde ich sehr schön! Wieder reduziert aber fließender als die Küche oben und mit einer Pointe. Gefällt mir.

Fazit: Wenn ich so drüber nachdenke würde die Geschichte glaube ich mehr hermachen, wenn es eine Erwachsener-Kind-Konstellation wäre und nicht eine Mann-Frau. :)

In diesem Sinne einen tollen sonnigen Sonntag wünscht
heiterbiswolkig

 

Hallo Reiki,

dein Stil zu Beginn, sowie die Ausgangssituation deiner Geschichte, haben mich neugierig gemacht.

Bis zum zweiten Absatz schreibst du direkt, änderst dies und benutzt im weiteren Verlauf mehr Nebensätze und Erklärungen. Die kurzen Sätze und die prägnanten Worte haben deiner Geschichte Dynamik gegeben.

Wenn du deine komplette Geschichte im Stil des ersten Absatzes schreibst, könnte sie auch poetischer werden.

Lieben Gruß

 

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