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Was war nur los?

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11.10.2001
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Was war nur los?

Was war nur los? Was war passiert? Wo war sie? Wer war sie überhaupt?
Kopflos irrte die Frau durch die fast schon dunklen Straßen der Abenddämmerung.
Die Kälte des Herbstregens kroch ihr unter die dünne Jacke und wanderte langsam ihren Rücken herunter. Der Kopf schmerzte. Sie blieb einen Moment stehen und betastete ihren Hinterkopf. Eine ziemlich dicke Beule war zu spüren. Ratlos schaute sie sich um.
War sie niedergeschlagen worden? Sie tastete die Taschen ihrer Jacke ab. Sie waren leer. Und bestohlen?!
Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, um sich die Gegend etwas genauer anzusehen. Dort drüben war ein Schaufenster. Sie schlug den Weg dorthin ein. Nicht weil sie Interesse an den Auslagen hatte, sondern weil sie sehen wollte wie sie aussah. Der Blick in die Fensterscheibe war scheu. Sie war jung. Schön war sie nicht. Hässlich auch nicht, nur irgendwie – nichtssagend. Und fremd. Nichts kam ihr an der Frau bekannt vor, die sie mit großen, prüfenden Augen ansah.
Ihre Hände tasteten über das Gesicht, suchend, als ob sie durch die Berührung das Geheimnis um sie lüften könnte.
Resignierend ließ sie ihre Hände wieder sinken. Nichts. Nicht einen Funken Erinnerung.
„Wer bin ich?“, kam es leise von ihren Lippen.
Im ersten Moment zuckte sie beim Klang ihrer eigenen Stimme zusammen. Sie hörte sich rau und belegt an. Das konnte jedoch auch daher kommen, dass sie fürchterlichen Durst hatte.
Langsam,und etwas unsicher, setzte sie einen Fuß vor den anderen. Wohin sie gehen sollte, wusste sie nicht. Erst einmal weg von hier.
Nach ein paar Minuten wurden die Wege immer dunkler und schmaler. Ängstlich blickte die junge Frau sich um. Hatte sie nicht gerade Schritte gehört?
„Hallo! Ist hier jemand?“, rief sie mit zitternder Stimme.
Stille.
„Totenstille“, ging es durch ihren Kopf.
Sie fröstelte. Der Nieselregen kroch ihr in den Kragen. Sie stand einfach nur da und lauschte auf die Geräusche der dunklen und unheimlichen Gegend. Ihre Füße setzten sich nur zögernd wieder in Bewegung. Unsichere Blicke wanderten von links nach rechts und wieder zurück. Nach ein paar Schritten blieb sie abermals ruckartig stehen.
Da war doch was!
„Verdammt“, entfuhr es ihr.
Panik stieg langsam in ihr hoch. Sie schluckte schwer. Der Hals war trocken und er begann zu schmerzen.
Nun hörte sie die Schritte ganz deutlich. Lauter und schneller.
Die junge Frau konnte die Richtung, aus der die Schritte immer näher kamen, weder mit den Augen noch mit den Ohren erfassen. Blindlings lief sie, so schnell sie konnte, los. Der Kopf begann wieder zu schmerzen, doch sie achtete nicht darauf. Sie wollte um Hilfe schreien, es kamen jedoch nur leise, krächzende Töne aus ihrer schmerzenden Kehle. Ihr Atem ging immer schwerer. Kurze, erstickte Schreie kamen über ihre Lippen, als sie ein paar Mal drohte auf dem regennassen Asphalt auszurutschen.
Sie war schon fast am Ende ihrer Kräfte, als sie Lichter am Ende der Strasse sah. Sie nahm noch einmal alle Kraft zusammen und schaffte es bis zur erleuchteten Nebenstrasse. Erschöpft lehnte sie sich an eine Häuserwand.
„Hier wird sich wohl niemand trauen mich anzufallen“, überlegte sie außer Atem.
Vorsichtshalber ging sie dennoch in die Hocke. Sie lauschte. Die erste Zeit hörte sie nur ihren eigenen, stoßweise ausdringenden Atem. Langsam, ganz langsam bekam sie wieder etwas mehr Luft. Ihr Herz pochte aber immer noch bis zum Hals hinauf.
Schritte waren nun nicht mehr zu hören. Sie hatte ihren Verfolger wohl abgeschüttelt.
Wirre Gedanken gingen ihr durch den Kopf: „Vielleicht war das der selbe Mann gewesen, der sie schon einmal überfallen hatte. Aber warum? Er hatte sie doch schon ausgeraubt. Oder war es doch ein Anderer? Was für ein dummer Zufall! Zweimal an einem Tag überfallen zu werden!“
Die Frau lachte kurz auf, als hätte sie gerade einen guten Witz gehört. Dann wurde sie sich ihrer Lage wieder bewusst, und sie blickte sich erst einmal aufmerksam um. Was war das? Sah sie richtig? Nicht weit entfernt, an der nächsten Straßenecke... Ja, tatsächlich. Dort leuchtete ein Schild mit der Aufschrift ´Polizei`. Das war ein Ding!
Sich in Sicherheit wiegend stand die junge Frau auf und ging los, die Polizeistation nicht aus den Augen lassend.
Plötzlich ein Geräusch.
Bevor die Frau reagieren konnte, sprang ein Mann auf sie zu. Ein Schrei ertönte. Sie wusste nicht, ob sie selbst geschrieen hatte oder der Fremde. Dann spürte sie nur noch einen dumpfen Schlag und den Fall auf die nasse Straße.

Das nächste was sie wahrnahm war eine Person, die ihr einen nassen Lappen auf die Stirn presste. Durch verschleiertem Blick sah sie, dass es ein Mann war. Spontan wollte sie aufspringen. Doch dann wurde ihr Blick klarer und sie erkannte einen freundlich blickenden Polizisten.
„Da haben Sie aber noch einmal Glück gehabt. Es sind nur zwei Beulen an ihrem Kopf. Vielleicht noch eine Gehirnerschütterung. Der Notarztwagen ist schon unterwegs. Doch bevor er kommt, muss ich Ihnen leider noch ein paar Fragen stellen. Wäre dass in Ordnung?“ Fragend blickte er sie an.
Die junge Frau nickte. „Ja, es geht schon wieder“, flüsterte sie.
Der Polizist setzte sich an den Computer. „Dann erzählen Sie mir mal wie Sie heißen, wo Sie wohnen und was Sie von dem Überfall noch in Erinnerung haben.“
Die Frau richtete sich auf, den Lappen noch fest an die Stirn gedrückt: „Mein Name ist Simone Berger, ich wohne in der Lärchengasse 5 und wollte meine Freundin besuchen. Die wohnt neben dem Bekleidungsgeschäft an der Bachstrasse. Da bin ich auch überfallen worden.“
„Moment, Moment“, wurde sie unterbrochen. „Dort haben wir Sie aber nicht gefunden. Sie lagen direkt vor der Polizeistation.“
Fassungslos starrte Simone den Beamten an. Dunkle Blitze zuckten durch ihr Gehirn. Verschleierte Erinnerungen, die sie nicht ordnen konnte.
Simone hatte plötzlich so ein dumpfes Gefühl, dass es eine sehr, sehr lange Nacht hier auf dem Polizeirevier werden könnte....

 

Hi sternchen!

Ich persönlich fand deine Geschichte nur mittelmäßig, es ist zwar ein wenig Spannung vorhanden, aber ich finde, es könnte mehr sein.
Meiner Meinung nach liegt das daran, dass die Einleitung relativ lang ist, dann der Hauptteil (der nach meinem Augenmaß ungefähr die gleiche Länge hat wie die Einleitung) schnell abgehandelt wird. Der Schluss ist soweit eigentlich in Ordnung.
Wenn du den Hauptteil noch ein wenig erweitern würdest und dort irgendwie noch ein wenig mehr Spannung aufbauen könntest, wäre die Geschichte schon um einiges besser.

Greetinx,
Alisha

 

Hallo Sternchen,

leider muß ich mich Alisha anschließen. Dein Erzählstil ist zwar sehr gut, flüssig und mit schönen Formulierungen gespickt, aber es fehlte mir der Knalleffekt. Ich dachte dauernd, gleich passiert noch etwas, das Ende ist bestimmt sehr überraschend. Aber der Hauptteil ist sehr kurz geraten und das Ende ein wenig zu abrupt. Ist es nicht auch ein wenig zu viel Zufall, wenn die Frau gleich zweimal hintereinander überfallen wird? Und das zweite Mal direkt vor einer Polizeistation? Ich denke, wenn Du das Ende noch einmal überdenkst, könnte die Geschichte nur gewinnen.
Wie gesagt, durch Deinen Schreibstil hast Du es auf jeden Fall geschafft, Spannung zu erzeugen.

Ein paar Formulierungen fände ich persönlich besser:

"...ging es durch ihren Kopf."

Besser: ging es ihr durch den Kopf.

"Panik stieg langsam in ihr hoch."

Ich denke, daß ein panisches Gefühl nicht langsam aufkommt. Es kommt plötzlich, reißt einen mit. Man möchte den Leser ja auch mitreißen.

"...war trocken und er begann zu schmerzen."

Das "er" würde ich hier einfach weglassen.

"Die junge Frau konnte die Richtung, aus der die Schritte kamen..."

Ich persönlich finde diesen Satz viel zu lang, zumal dort an dieser Stelle die Spannung ihren Höhepunkt hat. Vielleicht einfach:
Wo kamen sie her? Sie wußte es nicht.

Schöne Grüße,
Alexa

 

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