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Was wäre wenn

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13.09.2007
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Was wäre wenn

Als Victoria und ihre Geschwister noch klein waren, verloren sie ihre Mutter am Erbe des Breast Cancer Gens. Vor fünf Jahren ist Victorias ältere Schwester daran gestorben. Dann erkrankte Victoria, sie hat ihren Brustkrebs besiegt, sich vorsorglich beide Brüste amputieren lassen.
Victoria ist Mitte 30, hat vor kurzem geheiratet, eine Tochter geboren.
Alles war perfekt, wenn nicht diese Rückenschmerzen gewesen wären. 'Chronisches Schmerzsyndrom' lautete die Diagnose. Sie gab sich damit nicht zufrieden und behielt Recht. Victoria hat Lungenkrebs mit Metastasen im Brust-, Bauchraum und in den Knochen. Sie, die lebensfrohe Ausgeflippte, die in keine Selbsthilfegruppe passte, ihr Leben nicht änderte, sich vom Krebs keine Vorschriften machen lassen wollte, wird nun von ihm, Zelle für Zelle, besetzt, wie zuvor ihre Schwester, Mutter und deren Mutter.
Was wäre, wenn sie es gewusst hätte, hätte sie dann aufgehört zu rauchen? Oder hat sie nicht aufgehört, weil sie es wusste? Wie kann es sein, dass man sich leichter von Körperteilen trennt, als von schädlichen Gewohnheiten? Wie erträgt das ein Mann, Frau und Töchter zu betrauern und zu hoffen, vor seinen Enkeltöchtern zu sterben?
Ich will nicht um meine Freundin trauern, so lange sie lebt.
Victoria ist abgemagert, kann nicht mal mehr zum Supermarkt um die Ecke gehen, aber sie kann bei ihrer Familie zu Hause sein, bekommt Chemotherapie in Tablettenform und Bestrahlung. Das Morphin hilft gegen die Schmerzen. Sie kann wieder auf dem Rücken liegen, sich ohne Hilfe das Haar waschen. Ihr Mann ist wunderbar. Die kleine Tochter versucht, der Mama die Aua wegzupusten.
Gibt es Hoffnung? Worauf? Ist Lebensglück abhängig von Dauer oder Intensität?
Was wäre, wenn ich am Ende dieser Geschichte aus dem Haus gehe, von einem Fahrzeug erfasst werde und sterbe, vor der, die ich bemitleide? Was wäre, wenn ich vor meinem Tod noch Zeit hätte, mein Leben zu überdenken, den Teil, den ich gelebt habe und den anderen, den ich ungelebt verstreichen ließ? Was würde ich vermissen, bereuen, ändern wollen? Und, falls ich eine zweite Chance bekommen würde, würde ich dann alles besser machen: mich mutig am Leben berauschen - keinen Augenblick mit Trägheit, Neid und Hass vergeuden - Glaube, Hoffnung, Liebe in die Welt schwemmen - mein Potential entfalten – bewusst, dankbar, glücklich sein? Wäre irgendwann das Wissen um das Damoklesschwert der Endlichkeit des Lebens meinem Frohsinn nicht abträglich? Würde mein Streben nach Glück mich nicht vergessen lassen wollen, dass jeder Tag der letzte sein kann? Was wäre, wenn ich mich wieder eingerichtet hätte im Status der gefühlten Unsterblichkeit. Würde ich dann nicht genau so weiterleben, wie vor alledem?

 

Hallo Damaris,

der Text gefällt mir. Das Thema, das du anschneidest beschäftigt mich wie viele andere sicher auch. Du schreibst angenehm flüssig.
Ein ABER kommt dennoch. Am Ende habe ich ein wenig ratlos dagesessen und mich gefragt, wie es weitergeht. Für mich ist es so noch keine Kurzgeschichte. Dabei habe ich nichts gegen offene Fragen, doch hier sind es mir zu viele, die ins Leere laufen. Ich fände es spannend, wenn du einen deiner Fäden weiterspinnen könntest. Und ein schlüssiges Ende wünsche ich mir auch. Kein Happy End, das wäre unsinnig, aber eine Auflösung oder einen Dreh, der überrascht, vielleicht den Tod oder oder oder.

Viele Grüße
Sylvi

 

Hallo Sylvi,
vielen Dank für Deine Kritik. Ich werde sie überdenken. Im Moment ist diese Ratlosigkeit am Ende genau das, was ich ausdrücken möchte bzw. womit ich zum Nachdenken anregen will.
Liebe Februarfrühlingsgrüße ;) Damaris

 
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Hallo Damaris,

ich weiß nicht so recht, was ich von deinem Text halten soll. Fragen, ob dass jetzt eine Geschichte sei, oder nicht, will ich gar nicht, aber mir kommt das schon so vor, als wären das halt Gedanken, die du dir machst und nicht irgendwelche Figuren, vor allem die Flut an rhetorischen Fragen gegen Ende bestärkt mich in diesem Gefühl.

Ein paar Anmerkungen:

Als Victoria und ihre Geschwister noch klein waren, verloren sie ihre Mutter am Erbe des Breast Cancer Gens.
Hier sehe ich eine medizinische und sprachliche Unkorrektheit. Es gibt ja nicht DAS BREAST CANCER Gen, zwei sehr wichtige sind BRCA1 und BRCA2, BReast CAncer, was mir hier eben nicht gefällt ist das englische Wort, es muss ja nicht BRCA dastehen, das will ja auch keiner lesen, aber warum nicht einfach "Brustkrebs-Gen"? Dann eben das Singular, was mich stört und auch das hier: "Jemanden am Erbe verlieren." Das ist falsch, das kann man so nicht sagen, finde ich. Warum nicht "Fluch" oder "Auswirkungen".

Victoria hat Lungenkrebs mit Metastasen im Brust-, Bauchraum und in den Knochen.
In der Zeit rutscht du auch umher. Was hier fraglich ist, sind die Metastasen im Brustraum. Meinst du die Lymphknoten? Ist ja auch egal, wenn du das so stehen lassen willst, schreib vielleicht: "Victoria hatte Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und Absiedlungen in Brust- und Bauchraum." Mit dieser Bindestrich-Konstruktion stellst du dir selbst und dem Leser ein Bein.

Was ist das für ein zynisches Schicksal, das die weibliche Linie einer Familie generationenweise ausradiert und stetig für weiblichen Nachwuchs sorgt?
Das ist ein fürchterlicher Satz, finde ich. Ist das Schicksal nicht immer ein wenig zynisch, wenn man es so nimmt, wenn der Zufall Unglück bedeutet, ist's immer Schicksal und wenn etwas Glückliches dabei rauskommt, ist's Glück, sicher ist das mehr als Zufall, aber das ist so ein tragisch-drastischer Satz, dann das Wort "ausradiert", das ist genauso gefühlslos wie das Schicksal an dieser Stelle, und dann: "für weiblichen Nachwuchs sorgt", warum sorgt das Schicksal für Nachwuchs, nein, gefällt mir überhaupt nicht.

Ist Lebensglück abhängig von Dauer oder Intensität?
Der Satz hat mir gut gefallen.

Gibt es Hoffnung? Worauf?
Und da fängt es dann auch an mit den ganzen Fragen. Es ist ja schön, dass du dir solche Gedanken machst, sind ja auch wichtige und interessante Fragen, aber das hört sich dann an wie Julia Engelmann und das gefällt mir nicht, dieses Allgemeingültige und obwohl die Fragen und Gedanken deines Textes interessant sind, finde ich es überhaupt nicht interessant, weil ich mir die Fragen schon alle gestellt habe oder schon hunderte Male gestellt bekommen habe.

So geht es um eine Brustkrebsfamilie, dann um Rauchen und Lungenkrebs und dann über die Frage, ob das Leben so cool war, wenn man verunfallt. Das Ganze, ohne Gesicht und ohne Geschichte dahinter, geht an mir vorbei, wie ein Zigaretten rauchendes Mädchen, das mich verwundert anschaut, weil ich die Luft anhalte.

Es tut mir leid, dass ich dir nichts Schöneres dazu sagen kann!

Beste Grüße
markus.

 

Liebe Damaris,

Im Moment ist diese Ratlosigkeit am Ende genau das, was ich ausdrücken möchte bzw. womit ich zum Nachdenken anregen will.
ja, das habe ich nun gelesen und frage mich, warum du mich so mit Allgemeinplätzen zum Nachdenken anregen willst? Das Thema beschäftigt mich ja sowieso seit Jahren, sogar Jahrzehnten. Ich lese hier nichts, was mich anregen könnte, mir über neue Sichtweisen Gedanken zu machen. Ich lese dies eher als Tagebucheintrag einer Frau, die aus heiterem Himmel zum allerersten Mal etwas von Brustkrebs erfährt und von den möglichen Folgen solch einer Erkrankung. Da frage ich mich, wo diese Frau bisher gelebt hat, wo doch alle Zeitungen darüber berichten?

Ich glaube, da musst du noch einmal überprüfen, was du hier übermitteln möchtest, wen du zum Nachdenken anregen möchtest und ob allein Fragesätze ausreichen.

Liebe Grüsse,
Gisanne

 

Guten Abend Markus und Gisanne,
vielen Dank für Eure Kritik und Markus, danke für Dein Bedauern, aber das ist nicht nötig. Gerade 'negative' Kritik öffnet den Blick auf andere Horizonte und darum geht es uns doch hier.
Das zynische Schicksal 'radiere ich gleich aus', alles andere muss ich in Ruhe überdenken.
Liebe Grüße, Damaris :)

 

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