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Was tue ich nur alles...
Es ist Freitag Morgen, 1:16 und ich sitze volltrunken in Haralds Garten.
Der Regen prasselt auf mich nieder, doch davon nehme ich schon lange keine Notitz mehr. Ich sehe nur sie. Wie sie lacht. Wie sie grinst.
Wie sie unter der Gartenlaube mit den anderen sitzt und ihren Spaß hat.
Und vor allem wie sie mich keines Blickes würdigt.
Mein Schädel platzt beinahe und mir ist so schwindelig, dass ich mich krampfhaft am Gartenstuhl festhalte. Mein Blick durchbohrt sie beinahe und ich hoffe, ich könnte sie damit aufspießen.
Aber nichts geschieht.
Es war nicht meine Schuld und ich verstehe schon gar nicht, wieso ich das überhaupt mache.
Wegen ihr, sage ich. Aber was hat sie so besonderes? Ich kann ihre Art gar nicht leiden.
Mir fällt auf, wie sie sich an jeden heranmacht. Zuerst locker, lässig, lachend.
Und grinsend. Ihr Grinsen spukt in meinem Kopf umher.
Der Alkohol macht mir noch immer zu schaffen. Ich bin das nicht gewohnt. Ich bin kein Alki.
Von ihrem Grinsen bekomme ich Alpträume. Ein vierarmiger Shiva, der versucht, mich zu erwürgen. Dann bemerke ich, dass es nur Erik ist, der mir zuredet, auch unter die Gartenlaube zu gehen.
Sie ist Schuld, sage ich mir. Sie ist eine verdammte Femme fatale.
Der Regen hört langsam auf. Es ist kalt, aber ich friere nicht. Ich spüre überhaupt nichts mehr.
Ich bin tropfnass, sitze immer noch da und starre.
Starren ist nicht gut, sage ich mir.
Aber ich bin betrunken, sitze nur da und starre.
Was kann ich auch anderes tun, sie nimmt sowieso keine Notitz von mir.
Ich sehe den Feuerkranz vor mir. Die Lichterkette an der Laube spielt mir Streiche, denke ich.
Noch einmal bittet Erik mich aufzustehen. Diesmal tue ich, was er sagt.
Ein Schwindelanfall überkommt mich plötzlich. Langsam schleiche ich unter die Laube.
Als ich ankomme, ist sie schon weg.
Was soll das?, denke ich. Sie will ja nicht mal etwas mit mir zu tun haben!
Vor drei Wochen hatte es angefangen. Ich hatte ihr gesagt, dass ich nichts trinke,
und mich nicht überreden lasse. Aber ich habe es doch getan. Mein Gaumen fühlt sich an wie ein alter Teppich.
Der Tequila schmeckt scheußlich. Ich fühle mich benutzt, schon wieder.
Ich will mich auf einen Lehnstuhl setzen, doch dazu komme ich nicht. Der Abend endet für mich abrupt, kurz nachdem ich unter der Laube stehe stolpere ich und falle. Was tue ich nur alles, für diese Frau?