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Was soll ich da draußen?

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28.04.2001
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Was soll ich da draußen?

Drahnreb, seines Zeichen Dämonenkrieger und Häuptling eines der wildesten Stämme von Bluttrinkern, stand auf einem erklärlichen Haufen erschlagener Feinde und schmetterte gut gelaunt einen Kriegsgesang, dabei schwang er gelegentlich mit seinem Breitschwert durch die Luft und genoss seinen Sieg. Es war ein guter Tag. Drahnreb war positiv erschöpft. Nicht mehr viel Erfahrung fehlte bis zum nächsten Levelup. Aber nicht mehr heute. Noch ein paar Minuten im Erfolg baden, dann wollte er offline gehen und ins Bett schlüpfen. Er zwinkerte nur kurz und alles hatte sich verändert. Alle Geräusche waren verstummt. Um ihn herum war es dunkel, unzählige Sterne spickten das dunkle Kleid der Nacht. Ihm war klar, dass er nicht wieder zurück in der Realität war, dennoch wirkte der Sternenhimmel viel wirklicher als das Spiel. Reflexartig rieb er sich die Augen. Er war überrascht, fast perplex darüber, dass er diese Berührung spürte und in welcher Intensität. Er spürte die raue trockene Haut seiner Hände, auf der leicht feuchten und warmen Haut seines Gesichts. Fasziniert starrte er seine Hände an. Das waren seine, Bernhards Hände, nicht die rotblauen Hände des Dämonenkriegers Drahnreb. Verwundert rieb er seine Hände aneinander und spürte, wie sich Wärme durch die Reibung entwickelte. Alles viel intensiver als gewöhnlich. Bernhard hatte keine Erfahrung mit Drogen aber so stellte er sich deren empfindungssteigernde Wirkung vor. Ansonsten fühlte er sich vollständig klar.
„Na, magst Du Dich im Spiegel betrachten“, fragte eine unsympathische Stimme in seinem Rücken. Bernhard dreht sich zu dem Sprecher herum. Vor ihm stand ein Junge vielleicht ein paar Jahre jünger als er selbst.
„Horselover Fat?“ fragte Bernhard. Der Dämonenkrieger erkannte in dem Jungen einen Hexenmeister aus der Spielwelt: Heldenwelt.
Horselover Fat lächelte schief.
„Der Selbige! Soll ich Dich Bernhard nennen oder Drahnreb“
Bernhard stutzte.
„Du hast mich hierher geholt? Wo sind wir? Ein Laderaum?“
Horselover Fat nickt und sein Grinsen wurde noch etwas breiter.
„Der Spiegel ist dort“, Horselover Fat deutete hinter Bernhard. Bernhard wollte seinen Rücken nicht ungeschützt dem Hexenmeister preisgeben, aber wenn das nur ein Laderaum war, dann konnte nicht viel passieren. Und was sollte es sonst sein? Man konnte Spielwelten nur durch die Laderäume betreten oder verlassen. Aber dieser hier gehörte eindeutig nicht zu Heldenland. Er hatte von geheimen Instanzen gehört. Vielleicht war dies eine dieser geheimen Instanzen von Heldenland. Er mochte Horselover Fat nicht und wollte auf keinen Fall mit ihm in einer Party sein. Im Umdrehen zum Spiegel machte der die Exit-Geste, es funktionierte nicht. Das war nicht gut doch kein Grund in Panik zu geraten, das kam schon mal vor, dass die eine oder andere Geste nicht richtig implementiert war oder aus dramaturgischen Gründen deaktiviert. Toll war es nicht. Er konnte zu jeder Zeit den kalten Ausstieg machen und das Kabel aus der Schläfenbuchse ziehen. Aber das würde er nicht tun können ohne, dass Horselover Fat es bemerkte. Auf keinen Fall wollte er, dass der Typ erkannte, wie unheimlich ihm das Ganze war. Bernhard trat an den silbern gerahmten Spiegel heran und musterte sich. Sein Spiegelbild war so real, dass er glaubte, die Person im Spiegel berühren zu können, das beunruhigte ihn. „Weißt Du wo wir sind und wie wir hier hergekommen sind?“
„Was denkst Du?“ Bernhard hatte sich schon wieder zu Horselover Fat umgedreht, er gewann den Eindruck, dass Horselover Fat ihn einschüchtern wollte.
„Ein Laderaum und Du hast mich hierher gebracht“, Bernhard sprach Ängste aus und versuchte dabei so hart wie möglich zu klingen, was ihm auch gelang. Horselover Fat lachte:
„Ja das ist richtig. Aber keine Angst. Du bist mein Gast. Ich brauche deine Hilfe.“ Horselover Fat klang aufrichtig, Bernhard wusste nicht warum, aber etwas entspannte sich in ihm.
„Nun gut, was ist das?“
„Ich nenne es BTR. Besser als die Wirklichkeit. Du hast es vielleicht schon bemerkt.“ Bernhard nickte leicht.
„Wir sind tatsächlich in einem Laderaum, es ist ein Glaszylinder der uns zur Raumstation bringt.“
„So die Raumstation ist das eigentliche Konstrukt?“ fragte Bernhard und suchte die Raumstation zwischen all den Sternen. Er fand sie schnell, aus der Entfernung erinnerte sie ihn an den Todesstern aus Star Wars. Doch als sie näher kamen erkannte er eine Raumstation aus „Herrscher der Zeit“ aus dem gleichnamigen Trickfilm aus den 1980zigern. Es sind zwei graue Hemisphären, die sich fast berühren. Diese Kugel ist im Zentrum eines rotierenden Quaders mit Seiten aus grünem Licht.
„Nein, die Raumstation ist nur die Entwicklungsumgebung, aber wir können Eden von dort aus betretten.“
„Eden, das ist der Name der Welt, die Du erschaffst?“
„Ein Planet“, sagte Horselover Fat.
„Ist es wirklich eine komplette Welt? Ein Planet?“ wollte Bernhard wissen. Horselover Fat nickte wieder und dieses Mal lächelte er stolz. Bernhard war mehr als beeindruckt. Freie Welten waren nichts Neues, aber an einen kompletten Planeten hatte sich noch niemand gewagt.
„Das ist der Wahnsinn!“
„Das ist es! Lass es mich Dir zeigen. Das ist die Raumstation: 6Tage. Gemäß dem Buch Genesis geschah die Schöpfung in sechs Tagen. Das Licht und die Dunkelheit wurden am ersten Tag erschaffen. Das Himmelsgewölbe am Zweiten. Am dritten Tag Land, Meere und Pflanzen. Sonne, Mond und Sterne am vierten Tag. Die Lebewesen des Himmels und der Meere am fünften Tag. Am sechsten alle Tiere des Landes und die Menschen.“ Sie erreichten die Raumstation und ihr unsichtbares Gefährt löste sich auf. Horselover Fat sprang auf ein Förderband und Bernhard folgte ihm ins Innere der Station. Die Station war groß und wie schon der Laderaum unglaublich im Detail verliebt.
„Anfangs wollte ich es auch so machen.“ fuhr Horselover Fat fort. Bernhard schaute sich aufmerksam um. Das Innere der Raumstation schien ein einziger Raum zu sein. Überall schwebten fertige Konstrukte um sie herum. Alltagsgegenstände, Pflanzen, Tiere, ganze Gebäude und Maschinen. In allen Formen und Größen.
Dazwischen verliefen die Förderbänder, hier und da gab es kleinere Plattformen auf denen halb fertige Konstrukte entwickelt wurden. Menschenähnliche Roboter arbeiteten auf den Plattformen. Mit ihren braunen Mönchskutten aus Sackleinen und den Spiegelscheiben anstatt der Gesichter erinnerten sie Bernhard an einen weiteren Film. Sie erinnerten ihn an die willenlose Humanoiden aus „Das schwarze Loch“, der wohl düsterste Film von Disney. Sie fuhren auf Bändern eine ganze Weile schweigend, dabei wechselten sie mehrmals die Bänder, aber es ging immer weiter hinein in die Raumstation. Bernhard schaute sich fasziniert um, Horselover Fat grinste die ganze Zeit, doch irgendwann wurde es ihm wohl zu still und er sagte:
„Ich war, bevor das Universum war. Ich habe die Sonnen und die Welten gemacht. Ich erschuf das Leben und das Land für das Leben. Ich lenke es hierhin, ich lenke es dorthin. Es bewegt sich nach meinem Willen, es tut, was ich sage. Ich bin das Wort und mein Name wird niemals ausgesprochen, der Name, den niemand kennt. Ich werde …“
„Was sollte jetzt das?“ fragte Bernhard aufgeschreckte aus seinen Beobachtungen.
„Nichts“
„Na dann“, sagte Bernhard, aber er dachte: „Du bist vollkommen durchgeknallt.“ Er hatte keine Freude mehr an den Wundern, die ihn umgaben. Jetzt machte er sich wieder Sorgen. Er hatte sich zu sehr beeindrucken lassen, hatte den Zwerg vergessen. Er schalt sich innerlich für seine Unaufmerksamkeit. Wieder probierte er die Exit-Geste und kümmerte sich nicht darum, ob Horselover Fat es bemerken würde oder nicht. Es funktionierte immer noch nicht, aber es wunderte ihn nicht mehr. Er konnte jeder Zeit den kalten Ausstieg wagen, danach würde es ihm eine Weile schlecht sein, so richtig schlecht. Davor hatte er keine Angst. Angst hatte er vor dem Schaden den seine Daten nehmen würden. All seine Daten war In-Memory geladen. Auf Disc wird nur beim kontrollierten Ausstieg geschrieben und beim Einloggen wieder ins Memory der Cloud laden. Stecker raus und Verbindung zur Cloud ist weg und er frei. Er könnte Drahnreb verlieren. Dazu war gar nicht viel Pech notwendig. Wenn er den Stecker zog, blieb in dieser Welt eine leblose Hülle zurück. „Heldenwelt“ erlaubt kein doppeltes laden desselben Charakters. Sonst könnte ja jeder einfach den Helden seiner Wahl auf seine Disc kopieren. Er hatte schon mal einen Charakter verloren auf genau die gleiche Weise. Wollte er es nicht riskieren, musste er hier auf normale Art aussteigen. Wenn die Gesten nicht funktionierten, brauchte er einen Exit-Point. Irgendwie musste ja auch Horselover Fat hier wieder rauskommen. Er würde Horselover Fat auf jeden Fall melden, damit Horselover Fat aus „Heldenwelt“ ausgeschlossen wird. Der Gedanke verschaffte ihm innerliche Befriedigung. Er verkniff sich ein leichtes
Lächeln. Aber jetzt muss er erst einmal raus hier.
„Ich bin angemessen beeindruckt, aber ich weiß immer noch nicht warum du mich hierher verschleppt hast.“
„Das ist doch ganz einfach, ich brauche deine Hilfe!“
„Bei was?“
„Beim Erschaffen meiner Welt. Das ist doch klar!“
„Ist es nicht, nicht für mich. Ich bin kein Designer, kein Architekt und erst recht kein Entwickler.“
„Das ist auch nicht nötig. Alles was ich brauche ist deine Vorstellungskraft. Die Spiegelmenschen sind die Designer, Architekten und Entwickler der Konstrukte. Die ersten Tage waren einfach. Himmel und Erde, Wasser und Sand, Sterne und Sonne. Alles modifizierte Wettersimulationen. Einmal gestartet entwickeln sie ihr Eigenleben. Das Alleinstellungsmerkmal dieser Welt ist die Intensität der einzelnen Konstrukte. Wenn Du in „Heldenwelt“ einen Apfel, einen Baum oder eine Goldmünze hast, dann sind das immer Instanzen des jeweiligen Objekts. Sie sind identisch bis auf marginalste Unterschiede wie Farbe und Größe. Wir arbeiten hier mit echter Varianz. Du musst mir helfen sie mit Leben zu füllen – die Seele einhauchen – philosophisch gesprochen. Du stellst Dir einen Apfel vor und diese Vorstellung kopieren wir zusammen mit den Vorstellungen anderen Menschen und bilden daraus die Grundmenge aller vorstellbaren Äpfel. Die Einen erinnern sich mehr an den Geruch oder die Textur, jede Erinnerung ist unterschiedlich. Das alles multipliziert sich hier. Du empfindest die akkumulierten Erinnerungen an Äpfel. Ist das verständlich?“
„Nicht wirklich.“
„Ist schon gut, belassen wir es dabei das ich deine Hilfe brauche und nicht nur deine, sondern die von vielen Benutzern. Du bist nur der Erste. Also hilfst du mir?“
„Bevor ich antworte, will ich wissen, wie ich hier raus komme“, sagte Bernhard. Horselover Fat nickte in eine Ecke, vielleicht vier große Schritte links von ihnen. „Die großen roten Knöpfe auf denen Exit steht“, witzelte Horselover Fat, „sind Dir die Knöpfe nicht aufgefallen. Die Umgebung ist so programmiert, dass sie immer einen Exit-Point der innerhalb von 8Metern Radius liegt haben. Das war nicht meine Idee, das ist ein Teil der ursprünglichen Programmierung, die ich nicht loswerde. Ich will hier ja nicht raus.“ Er lachte unsympathisch. Bernhard gruselte es vor dem Irren. Er hatte Gänsehaut in der Realität und hier. Jetzt, wo er den Knopf sah, konnte er kaum glauben, dass er ihm vorher nicht aufgefallen war.
„Also wie ist deine Antwort? Willst Du mir helfen und eine neue Welt erschaffen? Willst Du ein Gott werden?“ Jetzt wo Bernhard wusste wo der Ausgang war, entspannte er sich und wurde neugierig.
„Könnte ich erstmal sehen was Du schon hast? Wo sind die Planeten und alles von dem Du gesprochen hast?“
„Klar – warum nicht.“ Horselover Fat rieb sich die Hände für ein paar Sekunden, dann klappte er sie auf wie ein Buch und über seinen Handflächen entstand die Projektion eines Sonnensystems. „Wir sind hier“, sagte Horselover Fat, gleichzeitig blinkte ein Punkt zwischen den äußeren Planeten rot auf.
„Wir sind ein bisschen abseits im Schatten eines Gasriesen, damit man uns nicht zufällig von der neuen Welt aus mit einem Teleskope finden kann, wenn es mal später Bewohner gibt. Im Moment gibt es nur Dich, mich und die Spiegelmenschen.“ Bernhard nickte. „Die eigentliche Welt ist hier.“ Eine der inneren Welt leuchtete nun und wurde vergrößert. Bernhard erkannte zwei weiße Pole, fünf grüne Kontinente umgeben von blauen Ozeanen und drei Monde.
„Schick, aber wie kommen wir jetzt da hin? Wäre es nicht klüger gewesen, die Raumstation im Orbit zu haben?“
„Nein, habe ich doch gerade erklärt. Stell Dir vor, die Bewohner erfinden die Raumfahrt, da will ich doch nicht, dass sie gleich bei mir im Garten stehen.“
„So frei soll die Welt werden?“
„Das ist das Ziel. Willst Du sie jetzt sehen oder nicht?“
„Doch!“
„Na dann.“ Horselover Fat drückte Bernhard ein rundes Pad in die Hand und erklärte. „Nimm dieses Pad, Du kannst die 6 Raumkoordinaten frei eingeben oder aus den Lesezeichen wählen. Wie wäre es mit dem hier.“ Horselover Fat tippte doppelt auf das Lesezeichen: Irische Landschaft. Und im selben Moment war die Raumstation um sie herum verschwunden und sie standen auf einer idyllischen Wiese, einem Hügel auf dessen Hängen Schafe grasten. Irgendwo erklang eine Dorfglocke. Es roch nach feuchtem Gras. Bernhard spürte einen leichten Wind. Alles war unglaublich stimmig und intensiv.
„Das ist fantastisch“ sagte er abwesend.
„Aber leer. Wir brauchen Bewohner.“ Horselover Fat nickte zu den Schafen. „Tiere sind vergleichsweise einfach. Habe mich in ein Tierversuchslabor gehackt und leite ihre Feeds um. Das ist natürlich viel Arbeit, aber bringt das beste Resultat.“
„Was? Diese Schafe sind online?“
„Ja, die halten sie da in einer billigen künstlichen Welt während sie ihre Versuche mit ihnen machen. Beruhigt, die Tiere nehme ich an. Molkereien machen es mit ihren Milchkühen, sogar mit Menschen in Psychiatrien. Autisten leben eh in ihrer inneren Welt, nicht wahr?“
„Menschen?“ stieß Bernhard heraus. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Horselover Fat winkte ab.
„Ja, aber es hat nicht so gut geklappt. Leider kommen sie hier genau so wenig klar wie in der Realität - auch wenn das hier besser ist. Aber sie erfüllen hier einen Zweck, es sind die Spiegelgesichtigen. Sie haben all das hier erschaffen unter meiner Anleitung natürlich.“
„Du hältst hier Menschen gefangen! Das kannst Du nicht tun!“
„Stell Dich nicht so an. Die normalen Menschen werden hier leben wie im Paradies. Irgendwer muss die Arbeit machen! Wir müssen sie nur erst einmal herbringen.“ Bernhards Hände hielten zitternd das Pad. Horselover Fat schaute etwas verbissen als er einen Schritt auf Bernhard zu machte. Dieser wich zurück. Seufzend holte Horselover Fat ein zweites Pad aus seiner Tasche und brachte sie mit einem Doppelklick zurück zur Raumstation.
„Nun, wo Du die Welt gesehen hast, wirst Du mir helfen, sie zu vollenden und zu bevölkern? Ich kann es nicht allein!“
„Nein“, protestierte Bernhard. Seine Entrüstung sprach Bände, jetzt wo er wusste, was sich hinter den Spiegel verbarg.
„Ich kann es aber nicht alleine tun.“ Intonierte Horselover Fat nochmals. Bernhard warf das Pad nach ihm, mühelos fing es Horselover Fat aus der Luft und dann stand er plötzlich ganz nahe vor Bernhard. Horselover Fat starrte ihn bittend, fast flehend an:
„Bitte“
„Nein, da mache ich nicht mit. Auf keinen Fall. Du bist ein Krimineller!“. Er schrie im gerechten Zorn, versprühte feine Spucketöpfchen, die sich aber in Nichts auflösten, bevor sie Horselover Fat erreichten.
„Schade“, sagte Horselover Fat mit dem Anschein wahren Bedauerns in der Stimme. Dann schrie er mit harter Stimme:
„Greift ihn.“ Von irgendwo tauchten vier der spiegelgesichtigen Zombies auf und griffen nach Bernhard. Er schlug wütend und ungezielt um sich. Doch Bernhard war nicht Drahnreb. Die Zombies hatten keine Dämonenkräft, trotzdem waren sie ihm zahlenmäßig überlegen. Eine Weile konnte er ihnen Widerstand leisten. Aber am Ende hatten sie ihn überwältigt und taten etwas mit ihm, das ihn lähmte. Bevor sie ihn fassten, gelang es ihm, einem der Zombies die Spiegelmaske vom Gesicht zu reißen. Kurz blickte er in das Gesicht eines hübschen Mädchens, etwa in seinem Alter. Abgesehen von dem ausdruckslosen Gesicht, hatte sie nichts von dem eines Zombies. Er erschrak fürchterlich, weil er sie erkannte, aber da konnte er schon nicht mehr schreien. Es war Titania eine Elfenprinzessin aus „Heldenwelt“. Er hatte sie wohl eine zeitlang nicht mehr gesehen. Vielleicht sogar Monate. Aber niemand hatte sie vermisst. Das war sein letzter Gedanke.

 
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Hi soenke,

Da ist dir ein mitreissender und spannender Text aus der Feder geflossen. Zuerst wollte ich meckern, dass du so kompakt, also ohne viel Absätze geschrieben hast, aber dann merkte ich, dass ich den Text schneller las, mich irgendwie mitgezogen fühlte.

Wenn man sich auf die Idee deiner Geschichte einlässt, kann einem ganz schön schwummerig werden.

Weist du, wir leben alle irgendwie in einer Simulation.

Wenn du z.Bsp. auf den Bildschirm starrst, so wie jetzt, dann erreichen die Lichtquanten (Photonen) deine Netzhaut im Auge. Dort werden sie zerstört. In der Netzhaut wandeln sich die Photonen in elektrische Impulse um und werden über den Optischen Nerv weitergeleitet zum Seh-Hirn. Hier findet das eigentliche Sehen statt, die Interpretation, die dann aufbereitet in dein Bewustsein im Frontallappen deines Gehirns geleitet wird.

Irgendwie sind wir alle in unserem Hirn gefangen und darauf angewiesen, dass die Aussenwelt so naturgetreu wie möglich nach Innen geleitet wird.

Tolles Thema, hat mich mitgerissen und mir ein schaurig schönes Gefühl vermittelt.

Titelvorschlag: Was soll ich da Draussen?

Viele Grüße
Elfenweg

 

Hallo Soenke

Deiner Homepage konnte ich entnehmen, dass du schon mehrere Geschichten veröffentlicht hast, mit entsprechend hohen Erwartungen habe ich dann auch diesen Text hier gelesen.

Das Thema der virtuellen Realität innerhalb einer Computersimulation ist zwar nicht mehr neu, aber noch durchaus interessant. Es ist eine durchaus beängstigende Vorstellung, vor allem wenn die Simulation der Realität gegenübergestellt wird - das fand ich auch den besten Teil deiner Geschichte, als Bernhard auf die "reale" Stadt blickt, die verlassen in einer Einöde liegt, in der nur 5000 Menschen leben, während es in der Simulation 2 Milliarden sind. Und er selbst wählt dann auch schliesslich wieder die Simulation, weil sie ihm lebenswerter erscheint als die Realität. Sicher eine nachvollziehbare Entscheidung, die viele von uns an seiner Stelle auch so getroffen hätten.

Das wirft philosophische Fragestellungen auf über das Leben, seinen Wert und unsere Umwelt (Stichwort metaphysischer Solipsismus) - auf die du in der Geschichte leider nicht näher eingehst. Es hätte sich angeboten, da noch etwas weiter ins Detail zu gehen, ich finde, viele Science Fiction Themen beinhalten auch philosophische Fragestellungen und finde es immer wieder interessant, wenn beides verknüpft wird. Diese Möglichkeit lässt du hier verstreichen.

Ich habe generell zwei grosse Probleme mit dem Text:

Zum einen brauchst du meiner Meinung nach sehr lange, bis du mal zur Sache kommst. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um in dieses Thema reinzukommen, also an dieser Stelle hier

„Ich mache so viele Fehlermeldungsgesten bis ich ein Terminal zur manuellen Eingabe der Fehlermeldung bekomme, dann mache ich mich über die visuellen Einstellungen her. Ich behaupte, ich würde die Spiegelung einer Spiegelung sehen und positioniere so viele virtuelle Spiegel bis ich sehe, was ich sehen will. Damit kann man um Ecken sehen. Wenn man nur genügend virtuelle Spiegel setzt, kann man überall hinsehen.“ „Die Spiegel gibt es gar nicht, die Simulation denkt nur es gäbe die Spiegel. Das ist clever.“

hab ich erstens nicht verstanden, worum es überhaupt geht und zweitens hatte ich auch noch keine Ahnung, worauf die Geschichte hinauswill. Du setzt zu Beginn hohe Hürden für den Leser, finde ich, wenn du von Simulationen, Sektoren, Laderäumen etc. schreibst und den Figuren auch mehrere Namen gibst, sie von einer Simulation in die andere wechseln lässt.

Die Erklärung für das Ganze erfolgt dann erst im letzten Drittel durch Christina, was ich etwas aufgesetzt fand (ich sage gleich mehr dazu). Nichtsdestotrotz, so etwas hätte ich mir früher gewünscht, bevor Bernhard und Philip durch die Korridore des Raumschiffs laufen und vor Sarkophagen ihrer eigenen Körper stehen. Klar muss eine Geschichte zu Beginn nicht alle Karten offen auf den Tisch legen, es darf auch nicht zu berichthaft werden, aber für mich hast du zu Beginn zu viele rätselhafte Begriffe und seltsame Szenarien in den Topf geworfen. Ich hatte da echt Mühe in die Geschichte zu kommen.

Das zweite Problem sind in meinen Augen die Figuren: Ich finde sie langweilig. Die Formatierung trägt leider einen Teil dazu bei, denn oftmals musste ich ganz genau lesen, um zu schauen, wer da jetzt spricht: Bernhard oder Philip. Das liegt halt auch daran, dass beide Charaktere austauschbar sind (oder anders gesagt, zu ähnlich). Ich rate dir, zumindest bei wechselnder wörtlicher Rede Absätze zu machen.
Die Motivationen der Figuren sind für mich an den Schlüsselszenen nicht nachvollziehbar. Warum Philip auf einmal verschwindet, ist mir nicht klar geworden. Gut, er sagt, ihn interessiert das alles nicht mehr, aber während der Geschichte wirkte er auf mich eine Spur aktiver und abenteuerlustiger als Bernhard. Woher dieser plötzliche Umschwung kommt, verstehe ich nicht.
Bei Christina habe ich oben schon geschrieben, dass sie eigentlich nur die Funktion hat, alles zu erzählen. Ihre Erklärungen, warum sie aus der Kammer gestiegen ist usw. hat für mich mehr eine Alibi-Funktion. Und warum hat sie ausgerechnet Bernhard und Philip "geweckt", wenn sie doch mit Bernhard in der Heldenwelt befeindet ist?

Das ist so ein bisschen das Grundproblem in der Geschichte - die Figuren braucht es eigentlich gar nicht. Du hättest das ganze auch als reines Szenario ohne Figuren schildern können, denn jede Figur erfüllt hier irgendwie nur eine Alibi-Funktion. Sie wirken allesamt sehr passiv, sie steuern das Geschehen auch nicht. Wenn du nur diesen Raumkreuzer, die 2 Milliarden Menschen darauf, die verschiedenen simulierten Welten und die Stadt beschrieben hättest, würde der Text nicht viel verlieren. Das sind alles interessante Ideen, keine Frage, aber es gelingt dir nicht, die zu einer echten Geschichte zu verweben. Entsprechend wenig passiert auch in dem Text: Die Figuren stolpern durch die Gänge, entdecken das Geheimnis, bekommen von Christina alles erzählt und verschwinden wieder. Es gibt hier keine Stelle, wo man sagen könnte: Das ist der Höhepunkt in der Handlung. Es gibt auch keinen richtigen Spannungsbogen. Mir fehlen diese wesentlichen Elemente einer Geschichte, eine Idee allein ist da halt noch nicht genug.

Sonstige Anmerkungen zum Text:

Die fehlenden Absätze hab ich ja schon angesprochen. Ich sehe nicht, dass der reine Blocksatz hier als Stilmittel verwendet werden muss, daher rate ich dir, Absätze in den Text zu bringen.

Er vermutete, dass sie sich in einem Laderaum
befanden.

Der Absatz sollte allerdings raus.

Wegen der durchsichtigen Wände, konnte er es nicht genau schätzen aber es könnte hinkommen.

Verschiebe das Komma nach Wände vor aber, dann passt es.

Bernhard deutete auf das Gebilde auf das sie seiner Meinung nach zuflogen.

Komma nach Gebilde.

„Das zoomen!“ Antwortete Bernhard etwas gereizt.

Wenn der Satz nach der wörtlichen Rede weitergeht, mache ein Komma dahinter und schreibe klein weiter: "Das zoomen!", antwortete Bernhard ...

Ich würde auf das "etwas" hier auch verzichten. Du hast viele solcher überflüssiger Adverbien (?) drin, oftmals wirkt das unpassend. Wenn du nur das Adjektiv hier verwendest, ist es kürzer und klingt besser.

„Wahrscheinlich nicht mehr als Du.

Du/Dein wird in der Anrede klein geschrieben. Das hast du den ganzen Text durch falsch. Nur Sie/Ihre schreibt man gross.

Aber niemand, den ich kenne, behauptet jemanden zu kennen, der mal dort war.

Zu umständlich. Das geht einfacher:

"Aber niemand, den ich kenne, kennt jemand, der mal dort war."

Dann hast du immer noch das doppelte "kennen" drin, also warum nicht:

"Ich habe noch nie von jemandem gehört, der mal dort war."

ch habe gehört, dass niemand von dort zurückkommt, um darüber zu berichten.

Das ist doch ein Widerspruch zum Satz zuvor. Da hat er angeblich noch nie gehört, dass mal jemand dort war - jetzt heisst es, von dort kommt nie jemand zurück.

„Es werden immer mehr die so denken“,

Komma nach mehr.

„Lass mal stecken“, unter brach ihn Bernhard:

unterbrach

dass die Beiden plötzlich keinen Boden mehr unter den Füssen hatten

beide wird immer klein geschrieben.

sagte Bernhard mit einer nicht so festen Stimme wie er gehofft hatte.

Wie wäre es: "... sagte Bernhard mit schwacher Stimme".

Dein Satz klingt auch wieder zu umständlich, "einer nicht so festen Stimme" ist nicht wirklich schön.

Es war absolut totenstill

Das ist wieder so ein Beispiel für ein überflüssiges Adverb: "absolut totenstill", das klingt schon fast nach einem Pleonasmus.

Dann hörten sie ein Geräusch vom Ende des Ganges auf sie zu kommen.

zukommen

Sie schien tot zu sein.

Eigentlich ist "anscheinend" hier der richtige Begriff.

„Die Alte in dem Sarkophage, wer sagt Dir dass sie wirklich alt ist.

wer sagt dir, dass sie

Nach Alles was wir wissen könnte das eine Mitschülerin von uns sein oder ein Mitschüler!

Nach allem was wir wissen ...

So was wie das Bildnis des Dorian Grey.

Dorian Gray

Der beste und einzige Weg, den ich sehe, ist zu tun was von uns erwartet wird.“ Erkläre Bernhard, Philip seufzte.

Komma nach der wörtlichen Rede, danach klein weiter (erklärte). Würde "Philip seufzte" in einen eigenen Satz stellen.

Er warf noch einen Blick über den Deckel des zweiten Sarkophags, bevor er ihn öffnete. Dahinter ging ein Gang genauso leer und weiß weiter wie bisher. Er atmete noch einmal tief durch und hob den Deckel. Im gleichen Augenblick löste er sich auf.

Achte hier auf den Bezug: Wer löst sich auf? Der Sarkophag, der Deckel oder Bernhard?

Philip sich gerade mit hoch rotem Kopf über seine Blöße zu ziehen versuchte.

hochrotem

Nach einer kurzen Weile, begann sie zu erzählen und

Komma raus.

Er lachte und meinte, es stehe jedem frei, das selbst heraus zu finden.

herauszufinden

Das Terminal steht im Verzeichnis und der Laderaum ist frei zugänglich.

Ich habe nicht verstanden, was das bedeutet. Von welchem Verzeichnis spricht sie?

Vor vielen Generationen, haben sich unsere Vorfahren in die Simulationskammern gelegt

Komma raus.

Aber seinem und Philips Gesichtsausdruck nach, war es ihnen klar,

Kann man so nicht schreiben. Das ganze ist ja aus Bernhards Perspektive geschrieben. Da kannst du nicht sagen: "Seinem Gesichtsausdruck nach war ihm klar", denn er sieht seinen eigenen Gesichtsausdruck erstens nicht und zweitens verzieht er sein Gesicht, weil es ihm klar ist, also Ursache und Wirkung ist hier vertauscht.

Du kannst dir den Rest sparen“,
unterbrach Philip wirsch.

Wieder so ein seltsamer Absatz.

Bernhard fand sie sexy, in ihrer elfischen Überlegenheit.

Wie kann ich mir eine "elfische" Überlegenheit vorstellen? Wie unterscheidet sich die von der normalen Überlegenheit einer attraktiven Frau gegenüber zwei schüchternen, pubertierenden Jugendlichen?

Philip lächelte dämonisch böse.

Das ist wieder doppelt und überflüssig. "Dämonisch böse" - entscheide dich für eines von beiden.

„Du gehst einfach zurück, steigst in die Kammer auf der anderen Seite und folgst der blauen Linie zurück zum Laderaum und der bringt Dich wieder zur Heldenwelt.“

Inhaltliches Logikloch? Ich dachte, der Laderaum hätte sich aufgelöst.

„Mit was?“, fragte sie steinern. „Das Du uns aufgeweckt hast.“

Dass du uns aufgeweckt hast.

Ihre Hand war wunderbar warm

Ja, noch so ein überflüssiges Adverb.

Augenblicklich fiel ihm das Herz wie ein Stein in den Magen.

"Das Herz rutscht ihm in die Hose" ist ein feststehender Ausdruck, aber dass das Herz in den Magen fällt, hab ich noch nie gehört.

wir sind bereits gelandet, dieses Event ist schon eingetreten.

Wenn ich Event höre, denke ich an eine Veranstaltung oder eine Party oder sowas. Hier wäre wohl der deutsche Begriff tatsächlich besser.

Bernhard setzte sich auf den Boden auf dem sie standen.

Ja, auf welchen sonst?

Christina schüttelte den hübschen Kopf.

Bringt das Adjektiv hier einen Mehrwert? Dass Bernhard auf sie steht, wurde ja schon deutlich.

Ihre Nachfahren leben jetzt dort? “Sie deutete auf den

Warum das Fragezeichen? Das Leerzeichen und die Anführungszeichen musst du hier vertauschen.

Ja, Soenke, also anhand der Kritik konntest du jetzt feststellen, dass mich die Geschichte nicht überzeugen konnte. Ich hoffe, ich konnte dir begründet darlegen, warum das so ist, und dir vielleicht den einen oder anderen Anreiz geben, an der Geschichte noch zu feilen.

Viele Grüsse,
Schwups

P.S.: Kleiner Nachtrag noch: Was soll eigentlich der Titel? Soll die Geschichte wirklich so heissen, oder überlegst du dir da noch was? Falls du den Titel geändert haben möchtest, kannst du mir oder Uwe Post eine PN schreiben.

 

Hallo,

ich find das in der Form wirklich sehr schwer zu lesen. Es ist allgemein üblich, dass man bei einem Sprecherwechsel in einem Dialog auch eine neue Zeile anfängt.
Gibt es irgendwelche Gründe, warum du die Konvention hier nicht befolgst? Also ich für meinen Teil hab mich so daran gewöhnt, dass es mir sehr schwer fällt, den Text zu lesen und den Gedankengängen zu folgen, wenn es mit dem Gespräch über den "Core"-Sektor losgeht.
Warum diese "Wall of Text"?
Wenn ich der einzige bin, den das stört, dann ist das ja egal, aber ich fürchte auch andere werden durch diese Formatierung abgeschreckt.

Gruß
Quinn

 

Grundsätzlich ist das Thema, basierend auf Gaming, unverbraucht. Allerdings halte ich die Umsetzung nicht für gelungen. Aus drei Gründen:
1. Die gesamte Geschichte besteht fast ausschließlich aus Dialog. Das ist manchmal eine gute Idee, aber über eine ganze Story hinweg das Geschehen nicht vom Erzähler zu erfahren, sondern aus Dialogen eruieren zu müssen, verhindert, dass der Leser tief hineingezogen wird (zumindest in meinem Fall).
2. Das eigentliche Thema bleibt auf den Schluss konzentriert und Du versäumst es, es vertiefen. Es bleibt bei Andeutungen und Randfiguren.
3. Ich stolpere an einigen Stellen über die holprige Sprache, da solltest Du nochmal drüber schauen.

Uwe
:cool:

 

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