Hallo Hannibal!
Danke für die Mühe.
Die eigene Schattenseite ist sicher ein wichtiger Bereich. Alles was man nur denkt, weil man es nicht machen/sagen kann. Wer hat sich nicht schon vorgestellt, wie es wäre, wenn er jemanden umbringen würde? Das heisst ja nicht, dass man es auch tun würde, aber es hat für viele eine Art beruhigende Wirkung. Auf viele wirkt aggressive Musik zum Beispiel auch eher besänftigend. Die Gewalt, die man in Gedanken loswerden kann, braucht man nicht auszuleben.
An den Teufel haben früher viele Menschen geglaubt. Das ist wohl auch einer der Gründe, weshalb diese rote Gestalt mit den Hörnern sich früher viel eher in Horrorgeschichten findet, weil sie damals noch wirklich Angst gemacht hat. Heute hat man den Teufel modernisiert, versteckt oder namenlos gemacht.
Oft bleibt er lediglich Einfluss auf die Handlung verschiedener Menschen, ist aber selten selbst Akteur.
Dass es aber noch Autoren gibt, die mit der Hölle Angst machen können, zeigt uns Clive Barker. Wobei auch bei ihm Satan persönlich selten zum Vorschein kommt, sondern öfters seine Wesen.
Vielleicht werde ich mir Kings 'Danse Macabre' kaufen oder auslehnen. 'Das Leben und das Schreiben' habe ich. Es ist ein gutes Buch, inhaltlich für diese Arbeit aber nur zu einem kleineren Teil brauchbar. Die Hälfte beschäftigt sich mit Kings Leben, die andere Hälfte beinhaltet vor allem Schreibtips für angehende Autoren. Dort verliert aber King auch gelegentlich ein Wort über Lovecraft und co.
King meint (und ich finde das recht schlüssig), das der Mensch sich dem Horror aussetzt, um zu erfahren, was es mit dem Tod auf sich hat, vorzugsweise seinem eigenen. Die Rezeption eines Horrorwerkes hat etwas von der Light-Version tatsächlichen Ekels und Grauens. Um nicht in reale Gefahr zu geraten, konsumiert der Leser "Es", Koontz oder eben Barker. Er kann sicher sein, dass ihm nichts passiert, erlebt aber fast real Grenzsituationen.
Das ist interessant. Ist sicher eine der Möglichkeiten, nebst dem 'Loswerden der düsteren Gefühle'. Auch kommt wahrscheinlich eine Art Adrenalinschub dazu. Ein feiner Nervenkitzel, den Schock, den man sich wegen dem daraus resultierenden Gefühl antun will. Für manche ist es wohl fast so etwas wie eine Mutprobe, im Bett, wenn es dunkel ist noch einige Seiten Horror zu lesen.
Beim Horror kommt es darauf an, bestimmte Saiten im Rezipienten zum Klingen zu bringen, will heißen, es werden bestimmte Phobien angesprochen.
Ja, wie du sagst, sind es nur wenige Szenen, die wirklich 'wirken'. Phobien sind auch sehr persönlich und rühren manchmal aus Eigenerfahrungen meist aus der Kindheit her. Ausserdem lässt sich der Rezipient abhärten. Vampire waren zu Beginn sicherlich besonders grausam, ebenso Werwölfe und Zombies, aber nun muss man ihnen eine besondere, neue Note geben, um beim Gros der Leser zu landen.
Dito was die Spinnenphobie anbelangt.
Ich denke aber, eine moderne Art Horror bezieht sich nicht mehr auf 'Dinge' oder 'Wesen', die erschrecken, sondern hält Einzug in die Bereiche des auf den Schmerz und den menschlichen Körper bezogenen Ekel. Fleisch, Blut, Eingeweide werden zunehmender gebraucht.
Der Leser ist zunehmend derjenige, der zusehen muss, wie detailliert etwas unangenehmes passiert und seltener derjenige, der mit dem Prot zittert,
weil dieser sich kurz vor der Begegnung mit Wasauchimmer befindet.
Auch hat sich der Horror geändert, weil manche Sachen enttabuisiert wurden. Man darf über vieles Schreiben, worüber ein Poe noch nicht geschrieben hätte.
Was auch Ekel ist, ist die alles was mit dem Sterben von Tieren und Menschen zu tun hat. Verwesung verbinden wir mit einem widerwärtigen Geruch, mit einem schrecklichen Anblick und dem Ende einer ehemaligen 'Schönheit'.
Siehst du das Monster gleich zu Beginn des Films, dürfte die Spannung perdüh sein. Mehr nicht, also wird man versuchen, das wahre Antlitz des glibberig-schleimigen, grünen Monsters so lange zu verschleiern wie es geht und nur mit Andeutungen arbeiten.
Ja, das denke ich auch. Das gilt vor allem, wenn es wirklich ein Monster ist, das es nicht gibt. Es ist eine ausserordentliche Kunst, ein Monster wirksam zu gestalten, dem Leser zu zeigen und ihm doch die Spannung nicht zu rauben. Mir fällt da vor allem Barker ein, dem das gelingt, wobei auch er schon scheiterte.
Wenn das 'Monster' aber ein Mensch ist, wirkt es - sofern die Gedankengänge des Psychos gut dargestellt werden - auch wenn man die Türe schon früh aufreisst. Es werden ja auch immer wieder kleine Türen da sein, hinter denen sich schreckliches Verbergen kann.
Danke auch für den anderen Buchtip.
Hallo Häferl!
Ja, den Thread kenn ich. Hat durchaus gelegentlich was Brauchbares, aber nicht sehr viel. Ist auch ein relativ anderes Thema, weshalb ich hier separat einen Thread aufgemacht habe. Dort steht nur selten, weshalb man sich an betreffenden Szenen gegruselt zu haben glaubt.