Was ist es dir wert?
"Nein!",
ich rannte aus dem Zimmer, ohne Rücksicht auf meine Umgebung und stieß dabei eine Vase um. Mein Schädel brummte, meine Augen brannten und ich hörte nur ein lautes Piepen, doch ich rannte weiter bis ich irgendwann die Augen öffnen konnte. Die Flure waren geschmückt mit mosaikartigen Gemälden und Tageslicht schien durch die Bleiglasfenster, die eine Art Geschichte zu erzählen schienen. Doch so schnell ich auch lief, die Gänge nahmen kein Ende und letztendlich fand ich mich im selben Raum wieder. Es war still und ich spürte keinerlei Luftzug.
"Was soll das ganze?!", fragte ich aufgebracht, "Wieso bin ich hier? Wieso ich?!"
Die langhälsige Gestalt mit dem bleichen Gesicht und den großen himmelblauen Augen starrte mich nur an und deutete auf die Fenster.
Jetzt begriff ich es. Die Fenster erzählten die Geschichte meines Lebens, inklusive der Gegenwart.
Die Vase, die ich umstieß, lag neben mir auf dem marmorietem Boden der mit Splittern übersäht war. Sie jedoch war nicht zerbrochen, also stellte ich sie wieder auf. Selbst auf ihr sah ich Verziehrungen, jedoch nicht von mir. Es war eine andere Person darauf abgebildet, die mir auf irgendeine Weise bekannt vorkam.
Das Wesen beobachtete mich weiterhin, während mir wieder klar wurde, dass ich hier nichts verloren habe. "Was mache ich hier? Warum bin ich hier?", fragte ich in einem ruhigerem Ton und das Wesen antwortete mit einem Fingerzeig nach oben. An der Decke sah ich mehr Malereien. Abbildungen von einem fiktiven Wesen, welches aus meiner Fantasie entsprang und es löste ein wohlsames Gefühl in mir aus, als ich plötzlich ein Schnippen hörte welches meinen Fokus vor mich richtete. Dort sah ich nur wieder diese merkwürdige Gestalt mit den himmelblauen Augen, den Finger nach unten richtend. Also sah ich nach unten und sah mich im Spiegelbild des polierten Bodens, durch den ich bemerkte, dass das Himmelsbild formlich mit dem Spiegelbild verschmolz und ich im Mittelpunkt.
Plötzlich veränderte sich der gesamte Raum und ich fand mich in meinem Zimmer wieder. Es war still. Meine Augen reibend glaubte ich an einen Traum und als meine Sicht wieder klarer wurde, blickte ich auf den Bildschirm vor mir. Es waren mehrere Tabs geöffnet und einer davon zeigte ein Profil. Ich kenne diese Person., sie war auf der Vase in meinem Traum abgebildet, da viel mir ein weiterer Tab auf. Es war eine Reihe von Suchergebnissen. "Luzides Träumen", "Gefahr durch Träume erkennen", "Traumwelten. Die wahre Realität?". Den letzten Link klickte ich an und vor mir baute sich eine Seite mit einem langen Text auf und einem weiteren Link, der dezent hervorgehoben war. "Kommuniziere", komischer Name für einen Link, aber ich klickte dennoch drauf. Es öffnete sich ein neues Fenster mit einem schlicht gehaltenem Chat. Der Chatpartner schrieb meinen Namen und gleich darauf: "Wie oft willst du das noch machen?"
"Was meinst du", antwortete ich. Das Thema ging mir nicht aus dem Kopf, als würde ich etwas bestreben. Will ich in diese Traumwelt?
Eine weitere Nachricht kam rein: "Du bist so weit gekommen. Nur noch eine Hürde ist übrig. Du willst es noch immer?" Ich antwortete reflexartig mit "Ja", machte mir aber gleichzeitig Gedanken über diese Entscheidung. Wieso habe ich einfach geantwortet? Da viel mir eine Zeile in diesem langen Text über die andere Welt auf: "Erinnerungen jedoch, erschweren den Übergang, denn sie gehören nicht in diese Welt."
"So sei es." Ein Schnippen klang durch den Raum und ich erkannte plötzlich, wer die Person auf der Vase war. Doch bevor ich zurückschreiben konnte, wurde wieder alles gleißend hell und laut und das einzige, das ich tun konnte war schreien:
"Nein!"