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Was heute ist, wird morgen gewesen sein

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13.02.2018
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Was heute ist, wird morgen gewesen sein

Ich liege mit dem Rücken auf meiner weichen Matratze. In meinen Füßen verspüre ich ein leichtes Kribbeln. Mein Blick schweift in die Richtung der Fenster, die Jalousien sind noch halb geöffnet. Wäre dies ein Film, so würden düstere Wolken mir den Blick Richtung Horizont rauben. Meine Augen sind noch müde von einer Nacht voller unruhigem Schlaf, einer Nacht nach vielen anderen schlaflosen. Immer wieder verlassen meine Gedanken meinen Körper und schweifen ab, genau wie an den langen Abenden nach anstrengenden Arbeitstagen. Manchmal fühle ich mich, als würde ich schweben, als würde ich die Welt und alles Endliche hinter mir lassen und in meinen Gedanken schwimmen wie ein kleiner Fisch in einem endlosen Ozean. In meinem Körper verspüre ich dann hin und wieder Schmerz, der in Hinblick auf diese Ewigkeit langsam zu verblassen scheint.

Ich reibe mir die Augen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich erneut kämpfen muss, um nicht zu spät zu sein. Denn wie so oft hat sich mein Gedächtnis erst zu später nächtlicher Stunde dazu entschieden, dass etwas Schlaf meine zukünftigen Tage etwas erträglicher gestalten könnte. Ich versuche mich aufzurichten, doch meine Beine scheinen mir nicht gehorchen. Ich stütze mich mit meinen Armen auf und rolle mich zur Seite. Auf diese Art gelingt es mir dann doch mein Bett zu verlassen. Doch in meiner Eile stoße ich mein Schienbein gehen den Schreibtischfuß neben meinem Bett. Ein kurzer Laut entweicht meinem Mund, aus Überraschung über den wohltuenden Schmerz, der in meinem Schienbein aufbrennt und sich von dort wie ein Wärmegefühl in meinem Körper verbreitet. Durch tausende von Nervenzellen streift er auch mein Herz. Durch die Gefühlskälte, die ich aufgrund des mangelnden Schlafs und der wenigen Freude meines Lebens ausstrahle, stelle ich mir oft vor, mein Herz wäre aus Stein. Mir ist durchaus bewusst, dass wir nicht mit dem Herzen fühlen, doch die Vorstellung davon finde ich dennoch interessant. Irgendwann einmal muss sich jemand gedacht haben, dass es da irgendetwas besonderes in uns Menschen geben müsse, und wo sollte es liegen, wenn nicht in der Mitte unseres Körpers, an einer zentralen Stelle, dort wo sich das Herz befindet. Genau dort müsse man Schmerz und Gefühle spüren, etwas das den Menschen menschlich macht. Vielleicht wusste derjenige damals noch nicht, dass Schmerz und Leid sowie alle anderen Gefühle lediglich natürliche Schutzmechanismen sind, die stets Teil des Lebens sind. Denn wenn immer man lebt, dann leidet man auch. Nur wer nicht lebt, leidet nicht mehr. Und umso mehr wir uns darauf konzentrieren sollten keine Schmerzen zu empfinden, nicht zu leiden, zu fühlen. Umso mehr werden wir immer wieder von dieser Nebenwirkung des Lebens überrascht. Bis wir eines Tages, vielleicht voller Reue, hoffentlich mit einem Lächeln auf den Lippen vielleicht einen schmerzvollen, hoffentlich einen ruhigen Tod sterben werden, nach dem wir nie wieder dazu verdammt sein werden, etwas fühlen zu müssen.

Jedes Mal, wenn ich mich irgendwo stoße, wenn ich mich zufällig verletze, erinnert mich dieser kurze Schmerz daran, dass auch ich eines Tages nichts mehr fühlen muss. Doch dieser Tag ist leider noch nicht heute, und so dusche ich mich und mache mich frisch. Wie ein tonloser Schwarz-weiß Streifen spielt sich meine morgendliche Routine ab, unterbrochen nur von dem schrillen Ton der Türklingel. Das musste meine Mutter sein. Die Wohnung meiner Eltern befindet sich direkt unter der meinen. Ich hätte diese Wohnung gerne als Höhle, als Rückzugsort, an dem ich nicht sozial interagieren möchte, sofern ich nicht den Wunsch dazu verspüre. Doch leider springt mein Vater, oder meine Mutter bei der kleinsten Abnormität aus dem Sessel um nach mir zu sehen. Meine Mutter ist eine sehr kleine, einst sehr starke und nun nurmehr schwächliche Frau, mein Vater ein Frühpensionierter Lehrer, der das lehren hasste. Seit Jahren betrachten sie die weite Welt nur durch die Gitter ihrer kleinen Fenster und durch das flimmern der täglichen Nachrichten. Sie machen sich ihr Bild der Welt, ein Bild, das sie sich aus erzählten Puzzleteilen zusammenbasteln. Vielleicht ist es besser so. Sie haben ihre aktive Zeit hinter sich. Sie waren meist gute Eltern für mich. Die verbalen Schläge meiner Mutter und die physischen meines Vaters waren selten, meine Schwester kam bei weitem nicht so gut davon wie ich. Dass ich Gesellschaft meide, dafür können sie nichts. Schon seit meiner Kindheit sitze ich die letzten Abende im Herbst lieber am Fenster und blicke dem Winter entgegen, nur um mich dann zu verstecken, wenn er denn wirklich kommt. Immer wieder ließ ich mich auf Menschen, auf Beziehungen ein, nur um mich immer wieder enttäuscht zurückzuziehen.

Erneut klingelt es ungeduldig an der Tür, eiligst knöpfe ich mir die oberen Knöpfe meines Hemdes zu, meinen Rücken laufen noch kleine Wassertropfen hinunter. Auf dem Weg zur Tür erblicke ich eine kleine Schneeschicht im Freien auf der Straße. Der blick meiner Mutter durchbohrt mich und ihre Worte ermahnen mich, dass ich mich beeilen sollte, um zumindest am heutigen Tag nicht zu spät zu kommen. Um 8.00 Uhr hätte ich meine betriebliche Arztuntersuchung und in wenigen Minuten fahre mein Bus. Ich beruhige sie mit den Worten, dass ich bereits dabei bin, die Wohnung zu verlassen und drücke die Tür zu. Ich liebe sie, doch ihr Worte sitzen mir ständig unerträglich im Rücken. Oft wünsche ich, ich hätte einen harten Panzer, eine Schale, dann würde ich ihre sorgenvollen Krallen nicht spüren. Denn in meinem jetzigen Zustand sind sie nichts mehr als eine zusätzliche Belastung die mir an langen Abenden den Schlaf rauben. Denn an diesen langen Abenden denke ich so oft an das was wäre wenn, dass ich beinahe vergesse, warum es denn nicht so ist. Was wäre, wenn ich mir nicht eine Wohnung über meinen Eltern gekauft hätte? Was wäre, wenn ich nicht den sicheren Weg, mit sicherer Arbeit, sicherem Job gewählt hätte und mein Geld in jugendlicher Dummheit für eine Reise verschmissen hätte? Für eine Reise, auf der ich möglicherweise wahre Freunde oder Gleichgesinnte kennengelernt hätte. Was wäre wenn mich nicht ständig solche Gedanken heimsuchen würden? Könnte ich dann ruhig schlafen? Schlaflosigkeit, die mir andere Menschen mit dem ersten Blick auf meine tiefen Augenringe ansehen.

Nicht mehr ganz so verschlafen hetzte ich zur Tür, schmeiße mir einen Schal um den Hals und stecke den Schlüssel in meine rechte Hosentasche. Kurz nach dem Verlassen der Türe erblicke ich bereits den Bus an der nahen Haltestelle und mache mich für einen finalen Sprint bereit. Doch aus der nicht mehr weiten Ferne sehe ich, wie sich langsam die Türen des Fahrzeugs schließen und es im wegfahren seine Spuren im frischen Schnee hinterlässt.

Wie konnte ich nur den Bus verpassen? Hätte ich den Bus erwischt, so würde ich nun ohne Probleme rechtzeitig zur Arbeit kommen, zur jährlichen ärztlichen Betriebskontrolle, einen der wenigen außergewöhnlichen Tage im Leben eines Beraters in einer großen Firma. Nun würde ich nicht erfahren, wer die jährlich wegen Depression oder Alkoholmissbrauch ausgemusterten Mitarbeiter sein würden. Meine Arbeit hat keinerlei Anreiz, der lächerliche Kaffeepausenklatsch tröstet aber zumindest minimal darüber hinweg und macht einen großen Teil meiner sozialen Kontakte aus. Neben dem leichtverdienten, durchschnittlichen Gehalt vielleicht das einzige annähernd amüsante an meiner Tätigkeit, bei der ich lediglich all das machen muss, was mir gesagt wird, dazu hin und wieder überzeugt nicken und möglichst nicht selbst nachdenken, und schon kann man keinerlei Fehler machen.

Oft fällt es nicht einmal jemandem auf, wenn ich übermüdet in mein Bürozimmer eile und mich halbschlafend in meinen Stuhl fallen lasse. Der einzige Tag, an dem mein Nichterscheinen weitreichende Konsequenzen hat, ist der heutige. Der einige Tag, an dem mir das Fernbleiben von der Arbeit wahrscheinlich den Job kostet. Dafür, dass ich unter diesen Umständen soeben meine einzige Möglichkeit in den nächsten zwei Stunden zur Arbeit zu gelangen verpasst habe, erscheint mir mein eigener Zustand erstaunlich ruhig. Ich versuche rational nachzudenken. Eine Hoffnung wäre, dass sich vielleicht ein Auto in diese abgelegene Gegend verirrt hat, das zufälligerweise hält und einen Streuner vom Straßenrand wie mich mit in die Stadt nimmt. Meine Chancen scheinen nicht die besten zu sein. Vielleicht sollte ich ein Stück zu Fuß gehen, möglicherweise treffe ich wirklich jemanden. Wunschdenken, doch viel verlieren kann ich auch nicht mehr. Nach einer guten halben Stunde schmerzen meine Füße. Der Schnee hat sich langsam durch die feste Sohle meiner Schuhe gekaut und verbreitet seine eiskalte Feuchtigkeit auf meinen Zehen. Anders als der kurze, impulsive und warme Schmerz des angeschlagenen Schienbeins ist dieser nun kalt und beinahe schon etwas unangenehm und erinnert mich an mein Ziel. Mit jedem Schritt werde ich mir sicherer, dass ich den Termin nicht mehr rechtzeitig erreichen werde.

Wahrscheinlich wird er nicht mehr lange dauern, und jemand wird zu mir nach Hause geschickt, um sich nach meinem Zustand zu erkundigen. Krank sein konnte ich ja nicht, denn dann wäre ich trotzdem an meinem Arbeitsplatz erschienen, denn wer konnte mir besser zu schneller Genesung verhelfen, wenn nicht der Herr Arzt? Man wird wahrscheinlich denken, ich hätte getrunken und Angst, dass dies dem Arzt auffällt und ich meine Arbeitsstelle verliere. Möglicherweise wird man sogar gemeinsam mit meinen Eltern meine Wohnung nach verstecktem Schnaps oder Tabletten durchsuchen. Ich hoffe der Blutdruck meines Vaters steigt vor Ärger und Sorge nicht zu hoch an, er hatte immer Probleme mit dem Cholesterin. Vielleicht sollte ich nach Hause zurückkehren und erklären, dass alles nur ein großes Missverständnis sei? Dass ich gar nicht getrunken hatte und sogar pünktlich gewesen wäre, wäre nicht der Bus einfach ohne mich gefahren?

Nein. Dazu ist es schon zu spät. Das wäre eine Option gewesen, die ich sofort in Betracht hätte ziehen sollen. Zur Arbeit schaffe ich es jetzt sicher nicht mehr, und nach Hause kann ich auch nicht. Meine Eltern würden mir nie verzeihen, dass ich wegen eines solchen dummen Fehlers meine Gesamte Zukunft aufgebe. Sie würden weinen und schreien und nicht verstehen, wie aus ihrem kleinen, neugierigen, lachenden Jungen so etwas werden konnte. Ich sage nicht, dass es sich schon seit einiger Zeit anbahnte, doch sie würden nicht verstehen, dass mir meine Fixanstellung mit guter Aussicht auf Beförderung vielleicht gar nicht so wichtig ist. Dass sie mir so wenig wert war, dass ich nicht einmal morgens dafür pünktlich mein Bett verlasse. Die anderen Umstände, wie dass ich schon seit Wochen nicht mehr richtig schlafe würden sie nicht in Betracht ziehen, ich habe es ihnen noch nicht einmal erzählt. Meine Mutter, so sehr ich sie auch liebe, ist eine Perfektionistin, die es zu sehr enttäuschen würde, dass ihr Sohn nicht perfekt ist. Sie erlebte bereits bei meiner Schwester alle möglichen Qualen, von psychischen bis physischen Problemen, es gab nichts, was sie nicht mit ihr ertragen und durchstehen musste. Ich sah, wie es sie belastete. Jetzt wo meine Schwester endlich Fuß gefasst hat, konnte nicht ich es sein, der ihr Probleme macht.

Nein, nach Hause, das geht nicht. Nicht heute, nicht morgen, nicht in den nächsten Tagen. Ich hätte meinen Eltern einen Brief hinterlassen sollen. Ich glaube ich gehe für einige Zeit weg, eine kleine Auszeit, wie ich sie schon lange brauche. Was habe ich bei mir? Etwas Geld, meinen Schlüssel. Wo ist mein Schlüssel? Er ist nicht in meiner rechten Hosentasche. Ich war mir sicher, ich hätte in mitgenommen. Wusste ich bereits, dass ich ihn nicht mehr brauche. Wahrscheinlich habe ich ihn lediglich vergessen. Etwas Geld, ja für einen Neustart sollte es zumindest für die ersten Tage reichen. Mein Mutter sagte mir oft, wenn sie über meine Schwester sprach, dass das Leben manchmal, ja manchmal, selbst den Starken besiegt. Vielleicht ist mir das ja wirklich jetzt auch einmal passiert? Ich war immer dieser Starke, bin es immer noch, doch auch ich habe meine Probleme. Auch ich verliere jetzt wahrscheinlich meine Arbeit. Doch eines haben wir Starken an uns. Wir kämpfen uns zurück, ja vielleicht müssen wir Menschen hin und wieder besiegt werden, um nicht zu vergessen, was gewinnen bedeutet. Ich sollte zur nächsten Haltestelle, in einen Bus in eine andere Richtung fahren. Ich hatte einmal viele Freunde. Irgendwann entschloss ich mich, keine mehr zu haben, da ich von jedem einzelnen nur enttäuscht wurde. Doch wenn ich wirklich etwas brauche, nur eine Bleibe für ein zwei Tage, so treffe ich vielleicht jemanden, der mir dies gewährt. So langsam lassen die Schmerzen in meinen Beinen nach. Sie fühlen sich eher taub an, doch die Sonne, die gegen Himmel wanderte wärmt mir jetzt meinen Nacken und scheint mir mit meiner neu geschöpften Hoffnung Kraft zu spenden. Ein Fuß vor den anderen, immer weiter. So langsam verliere ich den Überblick, wohin ich gehe. Da ich aber nicht weiß wohin ich will, stört es mich nicht. Da ich nun nicht mehr im Sinn habe, überhaupt in nächster Zeit zur Arbeit zu gehen, sollte ich auch nicht mehr entlang der Straße gehen, man weiß nie, wer einen sieht. Und die Wege in den nahen Wäldern sind so wunderschön. Schneebedeckte Fichten spenden mir Schutz vor den in den Augen stechenden, im Schnee reflektierten Sonnenstrahlen. Die Uhrzeit habe ich komplett vergessen. Wie im Wahn beginne ich zu Laufen, jeglichen körperlichen Schmerz blende ich aus. Ich bin einer der Starken!

Erst als sich langsam auch die Sonne hinter den Bergen verbirgt, schwinden meine Kräfte. Meine Füße sind blau angelaufen, mein Körper zittert vor Kälte und Anstrengung. Ich setzte mich unter einen Baum, der zunächst noch Schutz spendete, nun aber furchterregende Schatten warf. Trotzdem habe ich ein Lächeln auf den Lippen. Ich fühle mich müde, zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mich so, als könnte ich ruhig und schnell einschlafen. Ich hatte es nicht weit geschafft. Langsam realisiere ich, dass eine Nacht, hier im Schnee, bei diesen Temperaturen meinen Tod bedeutet. Kein Neuanfang. Nur ein Ende. Ich bin keiner der Starken, wollte es nie sein. Doch der Kältetod soll ein friedlicher Tod sein. Und aufgeben muss irgendwann einmal jeder. Ich schließe meine Augen. Konzentriere mich auf meinen Atem. Er wird ruhig und flach.

Noch immer kann ich nicht schlafen. Ich liege in meinem Bett. Mein Schädel pocht. Nicht einmal wenn ich mir in meinen Gedanken ein Ende ausmale, bei dem ich keine Schmerzen mehr haben werde, verstummen sie und erlauben mir Schlaf. Vielleicht wird morgen wirklich der Tag sein, an dem all diese Gedanken in Erfüllung gehen, und ich endlich etwas verändere ich endlich nicht mehr existiere, oder meine Existenz nicht mehr als solche wahrnehme. Doch wahrscheinlich erwache ich um 6.30 Uhr aus meinen Albträumen, und erscheine pünktlich trotz Augenringe bei meiner Arbeit. Ich bin wahrlich keiner der Starken.

 

Der Autor schrieb zum Text:

Ich hoffe es sind nicht zu viele Rechtschreib- und Grammatikfehler im Text. Ist noch ein recht frischer Text, den ich mit Hilfe von ein wenig Kritik sicher noch überarbeiten werde!

Hallo ollie,

und willkommen hier.

Hinweise, die nicht zum Text gehören, bitte immer im separaten Post.

Gruß, GoMusic

 

Lieber Ollie,

an sich ein schöner Text, wobei mir die Wendung am Ende sehr gut gefallen hat. Auch an den Rechtschreib/Grammatikfehlern habe ich mich nicht besonders gestört.
Aber trotzdem hat dein Text in meinen Augen eine große Schwäche: Schnörkel.
Ich glaube, das ist ein extremes Präferenzthema, aber ich dachte, ich tue meine Meinung hier dann trotzdem mal kund :)
Dazu sind als erstes Metaphern zu nennen. An sich eine schöne Sache. Hier habe ich aber manchmal das Gefühl, dass es zu viele sind, sie den Verlauf der Geschichte eher unterbrechen als stützen und dem Leser auch nicht beim Verständnis helfen. So benutzt du schon in den ersten Zeilen eine ganze Menge davon wie z.B. den Fisch im Ozean, die schweifenden Gedanken, verblassenden Erinnerungen.
Als nächstes hast du hier an sich eine schöne Geschichte aufgebaut. Und auch, wenn das sicherlich ein Teil davon ist, fokussierst du dich trotzdem viel mehr auf die Momentaufnahme und die Vergangenheit deines Protagonisten. Dadurch habe ich mich zwischendurch sogar dabei ertappt, dass ich einen Absatz fast übersprungen hätte, weil ich jetzt einfach nur die Antwort auf die Frage, wer vor der Tür steht, wissen wollte, aber davon ausging, dass ich jetzt erst mehr über die Vergangenheit des Protagonisten und seiner Eltern erfahren würde, was mir in dem Moment relativ unwichtig erschien - dass er sie nicht enttäuschen konnte, hatte ich ja schon verstanden.
Dazu kommen Sätze, die ähnlich wie die Metaphern z.B. Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen, die aber für die Geschichte nicht so besonders relevant sind. Dazu gehören z.B. die Wolken deren Option du beschreibst ohne zu sagen, wie es am Himmel wirklich aussieht, die Schneeschicht auf der Straße, der kurze Laut anstatt z.B., dass er flucht oder stöhnt, ...
All das kreiert eine große Distanz zwischen Leser und Protagonisten, so dass sich auch einfach das Interesse an der Geschichte verringert.
Außerdem würden mich die Reaktionen des Charakters stärker interessieren. Zum Teil beschreibst du diese - vor allem das Innenleben deines Protagonisten - sehr deutlich, aber woanders übergehst du sie. Als er den Bus verpasst, könnte er z.B. wütend den Schnee zur Seite treten oder geschockt stehen bleiben und Tränen zurück halten.

Viel Spaß beim weiteren Schreiben :)
Alicia

 
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Hallo GoMusic,
Vielen Dank für den Hinweis. Habe ich wohl irgendwo überlesen, werde ich aber ab jetzt beachten! :D
Gruß, ollie


Hallo Alicia,

Vielen Dank für dein konstruktives und hilfreiches Feedback.
Das nit den Metaphern wurde mir schon manchmal gesagt, Stilmittel sind ja eigentlich etwas, das einen guten Text besonders macht, allerdings natürlich nur in Maßen und passend eingesetzt.
Besonders bei den Metaphern fällt mir das etwas schwer, da sie mein Denken auch im Alltag prägen und sich dies natürlich in meienen Texten ausdrückt. Ich werde aber versuchen darauf zu achten, ob sie denn wirklich passend oder nur überflüssig und störend sind. :)

Auf das mit der großen Distanz zwischen Leser und Protagonist werde ich ebenfalls versuchen zu achten, obwohl das sicher auch von Leser zu Leser unterschiedlich ist. Ich schreibe in einem Stil, der an den inneren Monolog angelehnt ist. Da gibt es stets die Grenze zwischen lebar und schon etwas schwerer lesbar (ein Beispiel für einen tolle Novelle in dieser Form ist "Leutnant Gustl" ;) ). Eine Kunst, die es sicher zu perfektionieren gibt.

Als er den Bus verpasst, könnte er z.B. wütend den Schnee zur Seite treten oder geschockt stehen bleiben und Tränen zurück halten.

Danke für den Tipp! An der Stelle mit dem Bus habe ich allerdings eine Erklärung für meine nüchterne Ausdrucksform. Etwas später erwähnt der Protagonist:

Dafür, dass ich unter diesen Umständen soeben meine einzige Möglichkeit in den nächsten zwei Stunden zur Arbeit zu gelangen verpasst habe, erscheint mir mein eigener Zustand erstaunlich ruhig.

Und noch etwas später erfahren wir such, dass es dem Protagonisten fast schon egal ist, den Bus verpasst zu haben, seine Arbeit und sein Leben gefallen ihm so oder so nicht. Er hat quasi unbewusst fast schon gerne den Bus verpasst.

Ich hoffe nicht, dass diese Stellen durch die zu vielen Schnörkel untergetaucht sind, habe aber selbst gerade noch einen Blick auf den Text geworfen und das kann durchaus sein. Ich werde versuchen, die wichtigen Stellen noch ein weniger herauszuarbeiten und vielleicht dem Text ein wenig die Schnörkel zu nehemen und dafür ein wenig "Pepp" hineinbringen.

Freue mich aber über die erste Kritik die ich in diesem Forum erhalten habe ganz besonders! vielen Dank! :D
Gruß, Olaf

 
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Hallo, ollie

Ich muss mich meiner Vorrednerin leider anschließen: Ich konnte diesen Text nicht lesen. Ich habe mich durch die ersten drei Absätze gequält und bin danach noch rübergeflogen, um zu sehen, was mit dem tollen Ende in den Kommentaren gemeint war.

Woran liegt das? Die Antwort liegt auf der Hand und wurde hier auch schon mehr oder weniger deutlich herausgestellt. Erstmal setzen wir kurz die Fehlerbrille auf.

Du hast einen Zeichensetzungsfehler im Titel. Das ist echt ... unangenehm. Es heißt natürlich: Was heute ist, wird morgen gewesen sein.

Auf diese Art gelingt es mir dann doch mein Bett zu verlassen. Doch in meiner Eile stoße ich mein Schienbein gehen den Schreibtischfuß neben meinem Bett.

Komma vor "mein". "gegen".

Der blick meiner Mutter durchbohrt mich und ihre Worte ermahnen mich, dass ich mich beeilen sollte, um zumindest am heutigen Tag nicht zu spät zu kommen.

Der Blick wird natürlich groß geschrieben.

Meine Mutter ist eine sehr kleine, einst sehr starke und nun nurmehr schwächliche Frau, mein Vater ein Frühpensionierter Lehrer, der das lehren hasste. Seit Jahren betrachten sie die weite Welt nur durch die Gitter ihrer kleinen Fenster und durch das flimmernder täglichen Nachrichten.

frühpensioniert wird klein geschrieben, das Lehren und das Flimmern groß.

Da sind noch sehr viele andere kleine Fehler drin. V.a. Großschreibung und Zeichensetzung. Da das an absurden Stellen auftritt und Deine Zeichensetzung normalerweise gut ist, nehme ich an, dass es sich um Flüchtigkeitsfehler handelt. Geschichten vor dem Hochladen vielleicht nochmal sorgfältiger prüfen.

Und nun legen wir mal den Finger auf die Wunde:

Durch tausende von Nervenzellen streift er auch mein Herz. Durch die Gefühlskälte, die ich aufgrund des mangelnden Schlafs und der wenigen Freude meines Lebens ausstrahle, stelle ich mir oft vor, mein Herz wäre aus Stein. ...

Das hier - und alles, was im Absatz folgt, ist ein gutes Beispiel dafür, was den Text so schwer zu lesen macht. Dein Prot empfindet Schmerz, der auch sein Herz streift. Okay. Alles andere kann weg. Meiner Meinung nach muss es sogar weg. Diese Gedanken wären nur wichtig, um den Prot als einen gedankenversunkenen, brütenden Langweiler zu expositionieren. Ich weiß aber nicht, ob er ein Langweiler sein soll. Und das Problem bei der Darstellung vom Gedankenkreisen ist, dass Gedankenkreisen nunmal zum Gähnen ist. Wie die Menschen darauf gekommen sind, dass das Herz für ihre Menschlichkeit wichtig ist, ist umständlich, trägt nichts zur Handlung und zur Exposition bei und ödet deshalb tierisch an.

Noch ein Beispiel:

Ich beruhige sie mit den Worten, dass ich bereits dabei bin, die Wohnung zu verlassen und drücke die Tür zu. Ich liebe sie, doch ihr Worte sitzen mir ständig unerträglich im Rücken. Oft wünsche ich, ich hätte einen harten Panzer, eine Schale, dann würde ich ihre sorgenvollen Krallen nicht spüren.

Nach "verlassen" kommt natürlich noch ein Komma. Außerdem kann man ab "Oft wünsche ..." oder schon ab "Ich liebe sie ..." wieder alles streichen. Das hast Du gezeigt. Wir wissen das. Alles andere ist nur Blabla.

Dein Charakter ist, wie schon geschrieben wurde, unfassbar nihilistisch. Er ist müde, und er ist langweilig. Es gibt überhaupt keine Spannung in dieser Geschichte. Ich erfahre im vierten Absatz, dass Dein Prot den Bus verschlafen hat und jetzt seinen Job verlieren wird. Bis dahin hatte ich aber schon längst keine Lust mehr. Du musst Dich damit beschäftigen, wie Du die Aufmerksamkeit Deines Lesers erlangen willst. Denn, ganz ehrlich, mit Gedanken über die Herkunft von Schmerz und die Bedeutung des Herzens wird das nichts. Um das zu lesen, schlage ich ein Buch über die Geschichte der Medizin oder Psychologie auf. Was ich aber normalerweise auch nicht freiwillig tue. Der Lesespaß bleibt in dieser Geschichte einfach komplett auf der Strecke.

Ich habe mir mal Deinen ersten Kommentar angesehen.

Ich hoffe nicht, dass diese Stellen durch die zu vielen Schnörkel untergetaucht sind, habe aber selbst gerade noch einen Blick auf den Text geworfen und das kann durchaus sein. Ich werde versuchen, die wichtigen Stellen noch ein weniger herauszuarbeiten und vielleicht dem Text ein wenig die Schnörkel zu nehemen und dafür ein wenig "Pepp" hineinbringen.

Dein Text ist in einer Flut an Gedanken ertrunken, wenn ich das so formulieren darf. Ich kann ihn gar nicht richtig finden. Du schreibst, dass Du im Stil eines inneren Monologs schreibst. In diesem Sinne tut es mir fast ein bisschen leid, das hier so scharf zu kritisieren. Denn eigentlich finde ich, dass Du gut schreibst - wobei die Dichte an Flüchtigkeitsfehlern (Zeichensetzung, Großschreibung) recht hoch ist. Ich nehme auch an, dass Du Dir viele Gedanken gemacht und viele Entscheidungen bewusst getroffen hast. Ich denke, dass Du daraus eine tolle Geschichte machen kannst. Aber Du musst diese monologisierenden Szenen extrem kürzen. Frag Dich bei allem, was Du schreibst - bei jedem Wort -, ob das jetzt wirklich notwendig ist oder wozu Du das brauchst. Wenn die Antworten: "Nein" und "Weiß ich gar nicht genau" lauten, dann streich das. Überflüssiges ist kein Stilmittel. Es spricht nur dafür, dass man schlecht darin ist, sich zu strukturieren.

Ich hoffe, ich habe Dich nicht irgendwie abgeschreckt. Generell gilt natürlich, dass es Deine Geschichte ist und damit passiert, was Du möchtest. Ich will nur sagen, dass ich Geschichten hier eigentlich immer zu Ende lese. Aber hier konnte ich es nicht, zumal ich mich sonst durch unzählige Sätze hätte quälen müssen, die mir zu keinerlei Erkenntnisgewinn über Deinen Prot und Deine Geschichte verhelfen.

Hau in die Tasten!

Viele Grüße,
Maria

 
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Immer wieder verlassen meine Gedanken meinen Körper
Wurde bereits kritisert, da bin ich wohl etwas ins Metaphorische abgeschweift. Gemeint ist, dass man so nachdenklich ist, und alles, selbst den Körper im hier und jetzt hinter sich läst ;D Passiert mir hin und wieder :D

Denn wie so oft hat sich mein Gedächtnis erst zu später nächtlicher Stunde dazu entschieden,
Vielleicht hätte ich "Gehirn" verwenden sollen? Mit "entschieden" meine ich lediglich, dass man manchmal so sehr nachdenkt, dass es einem nicht möglich ist einzuschlafen, je mehr man sich auf den Schlaf konzentriert, desto unmöglicher wird es.

Meide drei Verben hintereinander. Es ist unschön und bremst auch den Lesefluss.
Danke! :)

Mir ist durchaus bewusst, dass wir nicht mit dem Herzen fühlen,
Lyrisches Ich ist nicht der Autor, für das lyrische Ich scheint das der Fall zu sein ;)

Das klingt so falsch. Also grammatikalisch.
Danke!

Das ist ein Text, der durch und durch nihilistisch veranlagt ist
Nicht einmal so ungewollt, der Nihilismus ist durchaus ein sehr wichtiges Thema für mich. Dass ich den Text noch sehr überarbeiten werde ist klar, für Menschen, die so etwas nicht gerne lesen wird es dann doch trotzdem kein Text mer werden.

Ich bedanke mich dennoch für deine Mühe, mir einiges an konstruktiver Kritik mitzugeben. Und ein wenig Nihilsmus schadet nicht, um die Welt so hinzunehmen, wie sie ist und glücklich zu leben. Das ist allerdings meine Einschätzung der Dinge!
Danke Maria! :)

Hallo Maria!

Ich habe auf die vorhergehenden Kommentare sehr ausführlich geantwortet. Deiner hilft mir besonders, allerdings kann ich nicht sehr viel dazu schrieben, da du ziemlich genau den Punkt triffst.

Die Fehler sind großteils Flüchtigkeitsfehler, ich besuche ein Gymnasium und wenn ich den Text ausführlicher korrigiert hätte wären mir viele davon (außer möglicherweise Beistrichfehler ;D ) sofort aufgefallen. Die Fehler werde ich natürlich beheben.

Das mit den in Gedanken ertrunken ist mir, vielleicht hast du es in vorhergehenden Antworten gelesen, selbst schon ein aufgefallen. Einen Text, der teils im inneren Monolog geschrieben ist so zu verpacken, dass es beim Lesen auch Spaß macht, ist schwierig, aber genau das, was ich irgendwann einmal erreichen möchte. Daher ist Kritik, wie diese heir von dier besonders wichtig für mich.

Bei früheren Texten habe ich mich oft so sehr selbst gedanklich verlaufen, dass ich garkein Ende gefunden habe und der Text als Fragment in meinem Notizblock blieb. Diesen Text konnte ich fertigstellen (innerhalb einer Stunde floss er mir aus meiner Hand) und ich wollte die Kritik von euch hier, um zu wissen, in welche Richtung ich ihn überarbeiten muss, sodass ich mich hierbei nicht auch verlaufe.
Zudem schreibe ich gerne und oft, und indem ihr mir helft, auf welche Schwächen ich mich konzentrieren soll, ist mir als Schüler sehr geholfen, da ich noch viel zu lernen habe.

Auf alle Fälle vielen Dank für deinen Kommentar, der mir gemeinsam mit deinen Vorrednern zeigt, worauf ich besonders achten muss. ;)

Gruß,
Ollie

 

Immer wieder verlassen meine Gedanken meinen Körper

Wurde bereits kritisert, da bin ich wohl etwas ins Metaphorische abgeschweift. Gemeint ist, dass man so nachdenklich ist, und alles, selbst den Körper im hier und jetzt hinter sich läst ;D Passiert mir hin und wieder

Ich fang mal quasi von hinten an, Deiner Antwort halt,

lieber ollie -
und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Ich bin mir sicher zu wissen, was Du da meinst, aber manchmal ist man halt blockiert oder faszieniert von der eigenen Formulierung, dass einem die einfachste nicht einfällt: Du, bzw. der Icherzähler ist schlicht "selbstvergessen", was in der vollständigen Fassung

Immer wieder verlassen meine Gedanken meinen Körper und schweifen ab, genau wie an den langen Abenden nach anstrengenden Arbeitstagen
deutlich wird, "selbstvergessen" in der Bedeutung "so in Gedanken versunken, dass jemand die Umwelt gar nicht wahrnimmt" (Duden.de, Stichwort "selbstvergessen").

Warum schau ich hier rein? Die Überschrift erinnert mich an meine Zeit als Pfadfinder, die mit der ersten Begegnung von Beatles, Dylan und den Stones immer unbedeutender wurde und mit Dutschke endete. Aus der Zeit hab ich noch ein Notizbuch (etwa mit Aufzeichnungen typischer Spuren/Fährten mancherlei heimischen Getieres - also noch nicht des Waschbären -, aber auch ersten Ergüssen - wie etwa ein Satz der Art "im Verhältnis zu Morgen ist heute gestern", Schülerpoesie halt, deshalb bin ich überzeugt, dass Du noch verdammt jung bist).

Bis zur Konjunktiv-Konstruktion ist an der Einleitung nix auszusetzen. Er könnte auch auf dem Bauch liegen, er könnte Elektrolytmangel haben (dann kribbelt es auch - aber nicht nur in den Beinen) und schaut sich um. Der Konjunktiv zeigt den jungen Mann als Träumer ... und schlaflos Nächte kennt wohl auch jeder.

Abgesehen davon, dass ich kein Freund von übermäßign würde-Konstruktionen bin, ließe sich hier

Manchmal fühle ich mich, als würde ich schweben, als würde ich die Welt und alles Endliche hinter mir lassen ...
die Anzahl halbieren, schlicht als Aufstellung durch schlichten Ersatz des Kommas durch die Konjunktion "und"
Manchmal fühle ich mich, als würde ich schweben[... und ...] die Welt und alles Endliche hinter mir lassen ...

Hier nun
Ich versuche[,] mich aufzurichten, doch meine Beine scheinen mir nicht [zu] gehorchen.
ist neben dem nachzutragenden Komma, weil die Infinitivgruppe von einem Substantiv/Nomen abhängt, das unauffällig durchs Reflexivpro-Nomen sich hineinstiehlt, und allein das Verb "scheinen" erzwingt im einschränkenden Nebensatz den Infinitiv mit "zu". Des Volksmundes "wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar icht zu gebrauchen" trifft inzwischen für die meisten Konstruktionen mit "scheinen" zu.

Überhaupt scheinstu einen Hang zu der Silbe "auf" zu haben, gerade noch als "aufrichten" und nun als "aufstützen", hernach "auf diese Art" (und dem nächsten, nach einem Komma rufenden Infinitiv) und wie nebenbei hastu wohl auch eine Vorliebe für die einschränkende Konjunktion "doch" und Flüchtigkeit ("gegen", statt gehen)

Ich stütze mich mit meinen Armen auf und rolle mich zur Seite. Auf diese Art gelingt es mir dann doch[,] mein Bett zu verlassen. Doch in meiner Eile stoße ich mein Schienbein ge[g]en den Schreibtischfuß neben meinem Bett.
Warum mal nicht fürs Aufstützen das gehoben "sich emporrichten" als Synonym? Gibt natürlich noch andere Synonyme ...

Mein erster Schluss: Diese geradezu pingelige Beschreibungssucht über jedes Kleinste, was dem Icherzähler widerfährt, birgt die größte Gefahr von unnötigen Wiederholungen und vor allem wird's ein Festival des Fehlerteufels in Zusammenarbeit mit der (H)eiligen Flüchtigkeit, denn wie viel Möglichkeiten hätt

Ein kurzer Laut ...
nicht aus Seinem Mund zu entweichen - außer als Furz.
In diesem Absatz scheint dann auch die Sebstverliebtheit auf, die sich vor allem in besitzanzeigenden Fürwörtern breitmacht
... meinem Mund, ... meinem Schienbein... meinem Körper verbreitet. . mein Herz. ... meines Lebens ... , mein Herz ... wäre aus Stein.
Wessen Mund etc. sonst könnte da gemeint sein?

Und dann die Philosophie des Herzens ... Das Herz liegt übrigens nicht in "der Mitte des Körpers", sondern in der oberen Hälfte "ziemlich" weit oben sogar. Aber um auch positiv zu reagieren, Leid und leiden haben tatsächlich schon von der Wortbedeutung mit dem Leben an sich zu tun: Das althochdeutsche "leid" meint "betrübend, widerwärtig, unangenehm" und ist nicht verwandt mit leiden, ahd. līdan, mhd. līden ist wohl eine Rückbildung aus irlīdan = erfahren, durchmachen - aber ursprünglich = gehen, fahren, reisen, und wird erst im spät, wahrscheinlich frühen nhd. an das nicht verwandte Leid angeschlossen.

So viel oder wenig Sprachgeschichte.

Und umso mehr wir uns darauf konzentrieren sollten[,] keine Schmerzen zu empfinden, nicht zu leiden, zu fühlen.

Nun solltestu die fehlenden Kommas selbst auffinden. Genug gibt's noch. Ggfs. zieh Dir eine PDF mit den Kommaregeln runter - es gibt da einige im Netz vor allem von Unis, die ja die Rechtschreibkünste der jungen Generation hautnah erfahren.
Am sichersten ist freilich die Quelle aus Mannheim: "Duden.de", gesuchtes Wort oder Komma eingeben usw.

Sieh's einfach als Fingerübung an, da sollen jetzt noch ein paar Hinweise folgen, wie bereits hier

Die Wohnung meiner Eltern befindet sich direkt unter der meinen.
"Befinden" ist ein vieldeutiges Wort - von der persönlichen Befindlichkeit bis zu einer räumlichen Aussage wie hier. "Sich befinden" wird i. d. R. zu häufig verwendet, wenn man sich nicht traut, das schlichte Vollverb "sein" zu verwenden oder "liegen" den Vorzug zu geben. Selbst die Vorsilbe ist entbehrlich, denn was sich dort befindet, das findet sich einfach dort - ob es gesucht wird oder nicht.

Hier ist mal ein Komma entbehrlich, dass Du getrost dem Infinitivsatz zugestehen kannst

Doch leider springt mein Vater, oder meine Mutter bei der kleinsten Abnormität aus dem Sessel um nach mir zu sehen.

... mein Vater[,] ein Frühpensionierter Lehrer, ...
Er ist zwar Frühpensionär oder -rentner(ach ja, zu seiner Zeit gab's wahrscheinlich Angestellte nur als Ausnahme ...), aber als Adjektiv kommt er in aller Regel klein daher ... dafür gleich folgend das substantivierte Verb groß. Und wie zur Bestätigung der obigen Flüchtigkeitsthese
... der das lehren hasste.
Der blick meiner Mutter ...

Warum hier
Um 8.00 Uhr hätte ich meine betriebliche Arztuntersuchung und in wenigen Minuten fahre mein Bus.
der Wechsel von Konjunktiv II zu I?

Und dann wirstu wortschöpferisch tätig

Was wäre, wenn ich nicht den sicheren Weg, mit sicherer Arbeit, sicherem Job gewählt hätte und mein Geld in jugendlicher Dummheit für eine Reise verschmissen hätte?
"Verschmissen", gibt's das?
Oder erst dieses eine Mal?
Die korrekte Vorsilbe wäre m. E. "ge-", "ver-" besagt zumeist, das ein Ziel nicht erreicht wird (quasi eine Negation jenseits von "un..."), am deutlichsten wird's im "verlaufen", während "verirren" eigentlich nur eine "Ver"stärkung erfährt.

Auch scheinen mir elementare, eigentlich pupseinfache Dinge zu fehlen wie etwa bei den Substantivierungen, die sich z. B. auch hier äußert

... und es im wegfahren seine Spuren im frischen Schnee hinterlässt.
denn "im" ist eine Zusammenfassung von Präposition (in) und Artikel (dem), da steht also eigentlich "in dem Wegfahren"

Hier soll nun ein letztes Mal die Unkonzentriertheit aufgezeigt werden

Der einzige Tag, an dem mein Nichterscheinen weitreichende Konsequenzen hat, ist der heutige. Der einige Tag, an dem mir das Fernbleiben von der Arbeit wahrscheinlich den Job kostet.
weil da auch die Fälle-Falle zuschnappt: Die Frage nach dem Pronomen lautet nicht "wem" es den Job kostet, sondern "wen", statt "mir" also "mich". Im Ruhrlatein wäre das kein Problem, wird doch da dem Mörder des Genitivs selbst der Garaus bereitet.

Kannze mich glauben!, und ich schließ mit einem großen Sprung

Doch wahrscheinlich erwache ich um 6.30 Uhr aus meinen Albträumen, und erscheine pünktlich trotz Augenringe bei meiner Arbeit. Ich bin wahrlich keiner der Starken.
Der Erkenntnis werd ich nicht widersprechen. Aber vorher noch "trotz Augenringen" oder "trotz der Augenringe" (Genitiv), was durch den sich durchsetzenden Dativ nicht besser würde ...

Sieh's halt als Fingerübung,

meint der

Friedel

 

Vielen Dank für dein Feedback.
Bin noch nicht dazu gekommen, gestehe den Fehler aber ein und muss sagen, hätte ich den Text noch 2-3 mal gelesen, wären mir viele Fehler nicht unterlaufen.

Werde aber irgendwann nochmal drüberschauen, komme im Moment nicht dazu und den Text inhaltlich sowie auf die Fehler überprüfen ;)

Bin aber dankbar für alle Hilfestellungen!

Grüße, Ollie

 

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