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Was für ein scheiß Tag

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02.01.2004
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Was für ein scheiß Tag

„Was für ein scheiß Tag.“, das war das erste was Justice an diesem Morgen, wie eigentlich an jedem anderen Morgen auch dachte. Der Regen tröpfelte durch das kaputte Dach und es war eisig kalt, eine Heizung gab es nicht. Sie zog Amie ein wenig näher zu sich heran, so dass die Kleine auch schön warm steckte und nicht krank wurde, denn einen Arzt konnte sie nicht bezahlen, das wäre undenkbar. Jetzt musste Justice erst einmal was zu essen für die Kleine finden. Zum Glück sind die Menschen an den Feiertagen großzügig und geben etwas mehr Trinkgeld. Allerdings wollen diese schmierigen Typen auch mehr, je später der Abend wird. Es war Mittag, Amie schlief noch immer, sehr ungewöhnlich für ein kleines Kind von 3 Jahren, doch Justice hatte sie an ihren Lebensstil angepasst, sie hatte ja keine andere Wahl als ihre Mutter einfach verschwand, und sie und ihre Schwester sitzen ließ. Aber zumindest ließ sie Ihnen die Wohnung, die hatten sie gekauft als ihr Vater befördert wurde, damals. Jetzt hat sie niemanden mehr, außer Amie und die brauchte sie dringend genauso dringend wie Justice Amie brauchte. Also stand Justice auf und durchsuchte die Schränke. Ein wenig Brot fand sie noch, mehr war leider nicht da. „Was für ein Scheiß-Leben“, dachte Justice. „Warum können wir nicht unbesorgt leben so wie ganz normale Menschen, warum kann ich nicht in Diskos gehen! Warum, warum, warum?“. Mit einem lauten Knall warf sie die Schranktür zu. Amie begann leise zu weinen, laut war sie nie. Überhaupt hörte man wenig von Amie, sie war ein sehr braves Kind, spielte allein, schrie nie und weinte, wenn überhaupt, nur ganz leise. „Silvester, morgen ist wieder ein neues Jahr und alles beginnt wieder von vorn.“, grübelte Justice gedankenverloren vor sich hin. „Dieselben ekelhaften Typen in der Kneipe, dieselben Leute die sie aus den Geschäften warfen, wenn sie nicht genug Geld hatte Amie etwas zu essen zu kaufen und derselbe scheußliche Chef, der regelmäßig drohte sie und Amie hinauszuwerfen, wenn Amie während der Arbeitszeit auch nur einen Mucks von sich geben würde“. Sie brachte Amie das Brot und überlegte was der Tag bringen würde, wie sie der Kälte trotzen konnten und sie brauchten auch noch etwas zu essen für den nächsten Tag, das alte Brot reicht kaum für heute. Justice sah der Kleinen still und ernst beim essen zu und legte sich eine alte Decke um die Schulter. Immer wieder dachte sie darüber nach warum sie so ein scheiß Leben haben musste und warum es allen Anderen so gut ging. Alle hatten Weihnachtsbäume hier hing nur ein kleiner Zweig, den Justice und Amie auf einen Waldspaziergang fanden, darunter erzählte Justice der Kleinen den ganzen Abend Geschichten, für Geschenke war kein Geld da. Aber besser würde das nächste Jahr auch nicht werden, davon war Justice überzeugt, es war ja schon schwer das wenige Geld zu verdienen, was zum Überleben nötig war. Justice lachte nie, dazu hatte sie zu viele Sorgen, sie war mager und ausgezehrt, aber sie liebte die Kleine über alles. Sie tat was sie konnte für Amie und verfluchte dabei jeden Tag diese Welt, die es ihr so schwer machte und nichts Schönes für sie bereithielt. Mit einer Hand verscheuchte sie die Vögel draußen vor dem Fenster, sie konnte ihnen eh nichts geben.
Amie schaute Justice oft mit großen Augen an, und sagte ihr wie lieb sie sie hatte. Doch dafür hatte Justice kaum Ohren, war sie doch damit beschäftigt, dass es halbwegs warm und gemütlich in der alten Wohnung war. Sie deckte die Löcher mit Plastikbeutel ab und legte eine alte Decke vor die Tür, das die Kälte nicht hinein gelangen konnte.
Wenn es wieder Sommer wird, wird es auch wärmer, aber bis dahin müssen die Decken ausreichen.
Justice brachte Amie zur Nachbarin um, von dem Geld was sie noch hatte einige kleinere Dinge einzukaufen. Sie hoffte dass es wenigstens für Essen für 2-3 Tage ausreichte. Trinken konnten sie auch Leitungswasser.
Gedankenverloren ging sie durch die Straßen um zu dem großen Supermarkt zu gelangen, dort waren die Lebensmittel am günstigsten, etwas Brot und einige Konserven mussten genügen. Sie ging durch den großen Park der direkt vor dem Haus lag und in dem Amie so gern herumtollte. Justice zog sich die Jacke ein wenig enger zu, weil ein eisiger Wind wehte, für den Park hatte sie keinen Blick übrig, ihre Gedanken waren in der Kneipe, in der sie arbeitete. Übermorgen konnte sie dort wieder ein wenig Geld verdienen. Amie war solang auch dort, da die Nachbarin nachts schlafen wollte und sich von der Kleinen gestört fühlte. Eine Träne rann Justice über das Gesicht, sie wollte das alles nicht mehr, tat es nur für Amie.
Bis zum Supermarkt waren es noch gut 100 Meter, nur noch über die Kreuzung…
Reifen quietschten, Justice fiel dumpf zu Boden. Um sie herum sammelte sich eine Traube von Menschen und alle redeten durcheinander, doch sie verstand nicht ein Wort. Sie nahm nur verschwommen wahr wie ein Mann wild gestikulierend auf sie zeigte und hörte Bruchstücke wie „blind über die Straße gelaufen“ und „alte Bettlerin ist es doch nicht schade“. Alles verschwamm immer mehr um sie herum. Sie dachte an Amie und wünschte sich so sehr doch noch einen dieser wundervollen Tage mit Amie verbringen zu dürfen. In ihrer kleinen, schönen Wohnung wo die Vögel vor dem Fenster sangen. Von dem wundervollen großen Park und den vielen lieben Dingen die Amie ihr immer erzählte. Dann wurde es dunkel um Justice, sie sollte keinen dieser scheiß schönen Tage mehr erleben.

 
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Hallo simkim,

eigentlich hatte ich gerade angefangen, mich für diese junge Frau zu interssieren. Und dann bringst du sie so einfach um? Es mag ja realistisch sein, dass sie so in ihre eigenen Probleme vertieft ist, dass sie nicht rechts und nicht links guckt, aber für den Leser befriedigend ist das nicht. Und auf den Autor wirft es auch ein schlechtes Licht: Wenn ein Charakter nicht mehr weiterweiß, dann lässt man ein Auto auftauchen und überfährt ihn. Ich möchte dir hier kein Happy End aufschwatzen, aber vielleicht solltest du die Geschichte nicht einfach so abwürgen.

Justice steckt in einer ziemlich ausweglosen Situation. Damit liegt der Konflikt fest: Justice gegen die ausweglose Lage. Sie könnte versuchen, sich dem Konflikt durch Selbstmord zu entziehen, aber da ist Arnie im Weg. Wie bringt man sich um, wenn man ständig auf eine kleine Schwester aufpassen muss? Es geht nicht.

Vielleicht in diese Richtung weiterdenken?

Ansonsten: Hut ab, gut erzählt...

Grüße,
dein Stefan

 

hey simkim

*schluck* boah is das frustrierend.. und bis auf das ständige "scheiß" ist es auch gut geschrieben. hm scheiss kann man meiner ansicht nach gut verwenden um den Leser wach zu rütteln, aber wenn mans so oft verwendet, wirkt es irgendwie komisch.

eine andere Frage ist für mich (ich weiss ja nicht wie Du auf die Story kamst) aber ich denk mir irgendwie, das jemand in so ner Lebenslage gar nicht soviel darüber nachdenkt, wie beschissen sein Leben ist, da geht es darum das Kind groß zu kriegen, genug zu Essen zu haben, nicht zu erfrieren. Da wird der Frust darüber nur sehr selten Platz haben, vielleicht allerhöchstens wenn sie am Einschlafen ist, weil man in so ner Lage vielleicht eher versucht diese Gedanken zu verdrängen, da sie einen nur schwächen. Da fehlt die befriedigung von Grundbedürfnissen (Essen, Wärme, Schlaf,..) und erst wenn die befriedigt sind, denkt man weiter und z. B. über Achtung, Selbstverwirklichung usw. nach... aber das ist nur eine Vermutung die mir beim Lesen kam, wissen tu ich es nicht.

mfg Januley

 

Hallo Stefan... ich hatte diese Geschichte eigentlich aus dem Grund geschrieben um sie genau zu diesem Ende zu bringen... es war also das Ende was zuerst da war


Wie ich auf die Story kam, Januley :) ich saß im Auto und bin nach Hause gefahren und dann war die Story plötzlich in meinem Kopf ... hab sie 2-3 Tage mit mir herumgetragen und dann aufgeschrieben :) so bin ich darauf gekommen (ja ok vielleicht hab ich mich dabei ein klein wenig selbst bemitleidet weil ich an Weihnachten quer durch Deutschland fahre und nicht an einem schön gedewckten Tisch sitze... *g*)

Deine Erklärung ist sehr logisch ... danke dafür (das Einschlafen bezogen)
Der Begriff scheiß sollte als literarisches Mittel verwendet werden... ich selbst habe garnicht bemerkt das ich es damit wohl übertrieben habe :) danke

 

mit Absätzen an der richtigen Stelle tu ich mich immer schwer .. danke für deine Kritik

 

Hi simkim,
frustrierend ist deine Geschichte allemal, doch gefallen hat sie mir leider nicht. Rein objektiv betrachtet besitzt sie nicht viel, was einen Leser anspricht. Man hätte eine Charakterstudie daraus machen können, doch dafür ist Justice zu oberflächig. Ein Spannungsbogen fehlt auch. Ergo; Kein Thriller oder ähnliches. Man hätte das Auto doch langsam auftauchen lassen können und jeden Schritt weiter auf es zu mit einem Gedanken verknüpfen können, so dass der Leser förmlich „mitfiebert“, ob und wie das Ende kommt. Aber das sind nur Vorschläge, die dir nicht gefallen müssen. Ich glaube auf jeden Fall, dass du enorm viel an Potential verschenkt hast.
Schade eigentlich, da deine Sprache solide und gut lesbar ist.

Grüße...
morti

 

hallo morti :) danke für deine ausführliche Kritik ... es war meine erste Geschichte nach der Schule sozusagen ... ich hatte in der Schule eigentlich viel Spass dran und immer gute Noten und wollte es jetzt gern wieder aufgreifen und mich verbessern...und mal sehen wie weit ich komme / wie gut ich werde :) deswegen lese ich ausführliche Kritik immer gern :) wie soll ich mich sonst weiterentwickeln..danke dafür

 

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