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Was bin ich?

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27.07.2003
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Was bin ich?

"Nein. Keine Mäuse", fauchte die Weisse Katze.
"Dann wenigstens Wollknäuel, denen ihr hinterherjagt?"
"Auch das nicht."
"Hunde, vor denen ihr davonrennt?"
"Nein."
"Das leckere Katzenfutter, das euch Frauchen zubereitet?"

Die Weisse Katze knurrte mißbilligend. Was dachte dieser Idiot, wen er vor sich hatte.
"Wir träumen von nichts derart trivialen", sagte sie und leckte sich mit der scharfen Zunge über
die Pfote.
"Es würde die Untersuchungen sehr beschleunigen, wenn Sie, anstatt alles zu verneinen, uns einfach von Ihren Traumeindrücken erzählen würden ."
Die Katze streckte sich und machte einen Katzenbuckel. Dann gähnte sie und schaute auf den Untersuchungsleiter.
"Euere Vorgehensweise, uns durch Traumanalyse besser zu verstehen, ist vielleicht nicht die richtige... Wir denken nicht in so einfachen Kategorien."
"Können sie es mir vielleicht grob beschreiben? Geben sie mir wenigstens einen kleinen Hinweis, bisher habe ich nicht die geringste Idee."

Die Katze überlegte. Wie konnte sie einem so einfachen Geschöpf wie dem Menschen ihre Gedanken beibringen? Sie wollte es versuchen. Schließlich hatte sich die menschliche Rasse im letzten Jahrhundert überraschend einfallsreich gezeigt und hat die Kommunikationsbrücke zu den Katzen überwinden können. Sie waren einfach gestrickt, die Menschen. Aber sie waren emsig und verbissen. Ihr seltsames streben nach banalem Wissen hat sie nun dahin gebracht wo sie heute standen- sie waren im Begriff zu lernen, wie die Welt wirklich funktioniert.

Die Katze versuchte vergeblich, ihre Gedanken in menschenverständliche Worte zu fassen.
"Ich fürchte es wird nichts nützen. Sie werden's doch nicht verstehen."
"Und wenn schon. Wenn ich nichts verstehe, dann ist es besser als daß Sie mir gar nichts sagen."
"Ich befürchte nur, Sie ziehen aus der Studie die falschen Schlüsse. Das kann noch schlimmer sein, als gar nichts zu wissen."
"Das müssen wir erst noch rausfinden, ob wir wirklich so dumm sind. Bitte versuchen Sie es."

"Also gut. Hören Sie mir zu. Ihr hattet bisher gedacht, ihr seid die am weitesten entwickelte Spezies in der Natur. Wir waren mehrere Tausend Jahre lang der Meinung, man sollte euch in dem Glauben lassen. Aber nun kommt der Zeitpunkt an dem es nicht mehr geht. Ich sage Ihnen nun etwas, das sie wahrscheinlich nicht verstehen werden oder es als Blödsinn betrachten. Aber ich tue Ihnen den Gefallen:

Sie sind eine der primitivsten Spezies, die es gibt. Sie sind für uns das, was für Sie Einzeller sind.

Der Wissenschaftler kratzte sich am Kopf und schaute auf seine Meßapparatur. Alle Geräte, an die das Tier angeschlossen war zeigten Normwerte. Es war kein Anzeichen von irgendeiner Störung zu sehen, trotz dessen was er gerade gehört hatte. Meinte die Katze das ernst? - dachte er. Das konnte natürlich nicht wahr sein. Entweder sie war krank oder sie erzählte willkürlich Unsinn. Aber wieso?

"Sie wissen, daß Sie mit solchen Aussagen die Untersuchung behindern", sagte der Professor nach unten schauend.
"Ich wusste, das wäre zu hoch für Sie", entgegnete die Weisse Katze, " wenn Sie mit einer Bakterie kommunizieren müssten, würden Sie ihr auch nicht klarmachen können, wie nichtig klein und unbedeutend sie ist. Sie würde sich in ihrer vertrauten Umgebung sicher fühlen und gar nicht auf Sie hören. Vielleicht würde sie sogar denken, sie sei Ihnen überlegen..."

Dem Wissenschaftler fuhr die Zornesröte ins Gesicht.
"Wie können Sie sich erdreisten sowas zu sagen. Wir sind zu den Sternen gereist. Wir haben den Tod auf Jahrhunderte hinausgezögert. Wir haben die halbe Galaxie bevölkert und Kontakt mit außerirdischen Lebensformen aufgenommen! Wir sind sogar in der Lage im gewissen Umfang Zeitreisen zu unternehmen. Und Sie vergleichen uns mit Bakterien?"
"Ja, das tue ich", meinte die Katze, "Sie sind für uns sogar ziemlich entbehrlich, aber wir lassen Sie in ihrer Welt spielen, wie kleine Kinder im Sandkasten. Nur haben Sie es bisher nicht gemerkt, weil Sie niemand darauf aufmerksam gemacht hat."

Der Professor drückte auf einen Knopf und ein Käfig fiel von oben herunter und sperrte das Tier ein.
"Offensichtlich hat man mir ein geistig gestörtes Exemplar für die Untersuchung geliefert. Ich möchte mich nicht weiter mit Ihnen unterhalten."
"Das kleine Kind, das die Wahrheit nicht hören will und um sich schlägt...", meinte die Katze.
"Blödsinn! Irgendein möchtegern-witziger Student hat sich einen Scherz erlaubt, und mir eine verrückte Katze gebracht. Das haben wir gleich."
Er zog eine Spritze auf und drückte die Flüssigkeit aus der Nadel.
"Eine leichte dosis Valium, dann schlafen Sie besser."
"Das Kind fuchtelt mit seiner Spielzeugpistole", sagte die Katze gemächlich.

"Wenn ich ein Einzeller für Sie bin, wieso kann ich Sie dann nach beliebem einsperren?"
"Sie sperren mich nicht wirklich ein."
"Nein? Wie würden Sie dann das hier bezeichnen?" Er klopfte auf die Gitterstäbe.
"Sie haben nur den Teil, den Sie wahrnehmen können eingesperrt. Das ist so als ob Sie einen Maulwurf mit einem Spielzeugeimer von oben einsperren wollten. Der gräbt sich einfach unten durch."

"Und was macht der Maulwurf bei Starkstrom?", er drehte an einem roten Knopf und die Katze machte einen Hüpfer nach oben als ihr die Pfoten brannten. Er drehte den Strom wieder ab und grinste.
"Na, geht's nun besser?", lachte er.

Die Katze stand da mit aufgerichteten Haaren und fauchte zu dem Menschen:
"Die übliche Verteidigungsreaktion von Einzellern. Was sie nicht verstehen, versuchen sie zu zerstören."
Der Professor schien seine gute Laune wiedergefunden zu haben:
"Ach, wenn Ihnen soviel daran liegt, können Sie mit Ihren Ausführungen fortfahren. Erzählen Sie mir alles, was Ihnen auf der Seele liegt."

"Den wichtigsten Teil wissen Sie schon. Sie sind eine recht enttäuschende Spezies. In der Zeit, als sich aus den Menschenaffen Homo Sapiens formte hätte man sich mehr von Ihnen erhofft. Alles andere hat sich schneller weiterentwickelt als Sie. Sie sind immer noch in Ihrer kleinen dreidimensionalen Welt gefangen, während fast alle anderen Arten weitere Dimensionen bevölkern."
"Wie meinen Sie das?" Der Wissenschaftler machte ein ungläubiges Gesicht.
"Das, was Sie hier von mir wahrnehmen, ist nur das, was Ihr dreidimensionales Gesichtssystem Ihnen übermittelt. Und das Bild wird von einem 3D-Gehirn verarbeitet. Katzen wie auch die meisten anderen Lebensformen auf der Erde haben weitere Dimensionen, in denen sie sich bewegen. Was Sie hier von mir sehen, ist nur die Spitze vom Eisberg..."
"Sie scherzen"
"Durchaus nicht. Stellen Sie sich vor, Sie schauen auf ein Strichmännchen auf einem Blatt Papier. Das kennt nur seine zwei Richtungen: Vorn und seitlich. Alles, was aus seiner Welt herausführt, bemerkt er nicht. So seid ihr Menschen auch. Putzige Strichmännchen..."

Wieder wurde der Professor wütend.
"Ich habe nicht zwanzig Jahre lang die erfolgreichste Forschungsgruppe der Welt geführt, um mir sowas anhören zu müssen. Ich, Prof. Dr. rer. nat. Auerbach, mehrfach ausgezeichneter Nobelpreisträger, kann eine neurotische Katze von wirklich brauchbaren Tieren unterscheiden. Er nahm die Spritze und stach der Weissen Katze ins Bein. Diese fiel um und die Geräte fingen an, Warnsignale auszustoßen. Ein Blinken und Tröten ging durch den Raum. Der Computerbildschirm zeigte an: "Lebensgefahr! Überdosis!"

Aber der Wissenschaftler lehnte sich zurück und ließ die Gerätschaften vor sich hinspinnen. Was juckte ihn das. Er schrieb in seinen Bericht: "Eine schwer gestörte Katze fügte sich selbst Schaden zu und verstarb an den Folgen." Dann schloss er den Ordner und schaute auf seine Auszeichnungen an den Wänden.

 
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Hi!

Zunächst ein paar Kleinigkeiten:

Das persönliche Anredefürwort "Sie" (und "Ihnen") schreibt man auch in wörtlicher Rede groß.

Die Weiße Katze -> Die weiße Katze.

Ich hätte der Katze übrigens einen Namen gegeben, aber das mag für die Geschichte unpassend sein.

Schließlich hat sich die menschliche Rasse -> hatte

Nun ans Eingemachte.

Sprachlich bewegst Du Dich auf durchschnittlichem Niveau. Weder sind farbige Bilder zu finden noch pointierte Sätze, aber Du holperst auch nicht. Das Problem ist, dass die Szene hauptsächlich aus einem statischen Dialog besteht - die Kontrahenden wiederholen sich eigentlich die ganze Zeit, und was sie wiederholen, ist zudem banal: "Ich bin besser als Du."

Womit ich beim inhaltlichen Aspekt wäre. Den Menschen als in Wirklichkeit unterentwickeltes Wesen darzustellen, und Tiere als höher entwickelt, ist so alt wie simpel. Dieses Motiv gibt es in unzähligen Varianten: Menschen spielen sich als Götter auf, Götter erweisen sich als fremde Wesen, Hauptfiguren erweisen sich als Insekten, die am Ende von Menschen zerquetscht werden - und immer wird anhand dieses Rollentausches die vermeintliche Dummheit der Menschheit illustriert, verknüpft mit einer gehörigen Portion Arroganz und Gewaltbereitschaft. Nun, das zu zeigen, ist Dir durchaus gelungen, aber es wirkt aufgesetzt, weil - SF hin oder her - die Idee, dass Katzen und alle anderen Wesen "höhere" sind als Menschen, ziemlich Banane ist (äh, sorry, mit dem Wort hab ichs heute irgendwie ;) ).

Die philosophische Frage, ob man denn überhaupt nach Maßstäben der Katze die mächtigere Position einnehmen muss, wenn man mit der momentanen, niedrigeren die halbe Galaxis erobert hat, lässt Du links liegen. Du konkretisierst nicht, wie diese Überlegenheit denn ausschaut und flüchtest Dich in pseudo-wissenschaftliche Begriffe wie "mehr Dimensionen", ziehst unspezifische Vergleiche mit Einzellern und Bakterien heran.

Insgesamt ist das eine Stereotype mit hoch erhobenem moralischen Zeigefinger. So wirst Du die Welt nicht verbessern.

Fazit: sprachlich mager, inhaltlich übertrieben moralisierend.

Uwe
:cool:

 

Hi Uwe,

danke fürs Kommentieren.
Tut mir Leid wenn ich bei dir auf den
Brechreiz-Nerv getroffen hab
(Erhobene-Zeigefinger-Story) :)
Ich weiss gar net wie ich zu soviel Weltverbesserei komme. Entweder zuviel Hollywoodfilme (wahrscheinlich) oder die nasskaperte Vorgehensweise beim Schreiben.
Ich hab mich einfach ohne Konzept hingesetzt und irgendwas getippt, was mir durch den Kopf ging (ca 1std lang), herauskommt dann dieses Zeugs.
Am nächsten Tag massiert man sich den Kopf wenn man das wieder liest (auweia).
Ich find wenn man zu sehr "Ingenieursmässig" daran geht, nimmt man sich den ganzen Spaß beim schreiben...
(Und wenn mans so macht wie ich nimmt man den anderen den spass am Lesen, ich weiss - ist halt ein trade off )


ähm das mit den "mehr Dimensionen" war schon ein verzweifelter Versuch, das Ganze möglichst schnell aufzuklären. Aber könnt doch wirklich sein, oder? (Wenn ich meine Katze so anschau, glaub ichs fast :) )

Und außerdem, wenn man zurückblickt, welche Theorien noch vor ein paar Jahrhunderten kursierten (flache Erde usw),und was heute so als wahr angesehen wird, dann ist meine 3+ dimensionale Katze doch gar net so abwegig...


Weisse Katze ist großgeschrieben weils ein Name sein soll (ein dummer zwar, aber ich nenne meine so :) )

 

Die Sache mit den Dimensionen wäre eine passende Erklärung, wenn die ganze Geschichte absurd komisch wäre, ansonsten wirkt sie zu unglaubwürdig. So Richtung Douglas Adams, also mit einer überzogenen Art von Humor, da musst Du nicht glaubwürdig sein. Dann könnte auch der Professor eine Witzfigur werden, die er ja schon fast ist. Und ein witzig verpackter Zeigefinger wird immer lieber genommen ;-)

 

Moin megarat,

Ich fand die Geschichte okay. Nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Hat mich inhaltlich ein wenig an Douglas Adams erinnert (was aber auch daran liegen kann, daß mich die meisten Geschichten inhaltlich an Douglas Adams erinnern :D), der im Anhalter von weißen Mäusen als die Überspezies schrieb.
Gelungen war vor allem der erste Absatz. Zeigt, wie überlegen sich der Wissenschaftler gegenüber der Miezekatze fühlt. Das ganze begann schön absurd und ich hatte nach diesem Absatz mit einer humorvollen Geschichte gerechnet. Gut, war nicht so, muß ja auch nicht.
Im Laufe der Zeit nutzt sich das Thema allerdings ziemlich ab. Die Katze tut ja nicht viel mehr, als immer wieder zu betonen, daß Menschen nicht so toll sind, wie sie selbst sich gerne vormachen. Die technischen Erklärungen mit den Dimensionen fand ich in Ordnung. Aber warum lassen sich die Katzen, wenn sie doch so überlegen sind, von uns einsperren (auch wenn wir nur einen Teil von ihnen einsperren)? Warum lassen sie es zu, daß Menschen andere Tiere dominieren? Will sagen, warum übernehmen sie nicht einfach den ganzen Laden?

Stilistisch wars in Ordnung, ohne Holperer, aber inhaltlich für mich ein wenig dünn.

 

Hi Gnoebel,

Danke fürs lesen

Seltsam, Douglas Adams ist eigentlich garnicht so mein Ding. Hab von dem irgendwannmal ein Roman gelesen (Weil der doch ständig mit Pratchett verglichen wird :) ), konnt mich aber net so mit anfreunden...
Naja vielleicht wars nicht eins seiner besten Bücher,
keine Ahnung. Aber wenn im "Anhalter durch die Galaxis" Mäuse als Herrschertiere vorkommen, werd ich mir das Teil wohl doch noch geben :)

Das ganze begann schön absurd und ich hatte nach diesem Absatz mit einer humorvollen Geschichte gerechnet. Gut, war nicht so, muß ja auch nicht.

hehe zu dem Zeitpunkt hätts auch eine lustige Story werden sollen, dann isses doch irgendwie was anderes geworden (weiss net wie das passiert ist :) )

Aber warum lassen sich die Katzen, wenn sie doch so überlegen sind, von uns einsperren (auch wenn wir nur einen Teil von ihnen einsperren)? Warum lassen sie es zu, daß Menschen andere Tiere dominieren? Will sagen, warum übernehmen sie nicht einfach den ganzen Laden?

Ähm, dacht mir das irgendwie so: Es ist ihnen total wurscht. Was juckts die Eiche wenn sich ne Sau daran reibt... du erschreckst ja auch nicht, wenn dich ne Bakterie angreifen will :)

Megarat

 

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