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Was als E-Mail anfing

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20.06.2011
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Was als E-Mail anfing

Na, wie gehts? Ich hocke immer noch in der Uni und warte auf meine Mitfahrgelegenheit, die wohl mal wieder Stunden brauchen wird, um sich auszukäsen. Meine Motivation ist daher dort, wo es für Homosexuelle gerade erst anfängt, interessant zu werden, nämlich an dem Ort, wo die Sonne nie scheint, es sei denn, man ist bei einem gewissen Arzt, zur Untersuchung und auf Grund einer globalen Energiekrise ist der Strom rar geworden. Demnach kann der halbe Gott in Weiß auch nicht mit einer künstlichen Lichtquelle arbeiten und ist gezwungen den Tagesanfang abzuwarten, da zu dieser Zeit die Sonne tief steht und somit einen optimalen Winkel bietet, um einen Blick ins Innere eines Mannes zu gewinnen. Als Randnotiz muss hier natürlich erwähnt werden, dass dieser Arzt, um den es nachfolgend gehen wird, keinen blassen Schimmer von Medizin hatte und folglich auch nicht wissen konnte, dass eine Prostata Untersuchung über die haptische Schiene gefahren wird. Der Grund, warum unser ahnungsloser Arzt kein bisschen von dieser Tatsache weiß, liegt darin verborgen, dass er bis zu diesem Tag niemals auf einer Universität war und das, obwohl er eigentlich eingeschrieben war.
Das Medizinstudium geschah nur wegen dem Drängen seiner Eltern, die unbedingt wollten, dass aus ihm ein erfolgreicher Mensch wird. Natürlich vergaßen seine Zeuger, wie so viele auf diesem trostlosen Planeten, dass sich Erfolg nicht an materiellen Reichtum messen lässt, sondern vielmehr an der Anzahl der Endorphine, die durch unseren Körper jagen, weil wir mit dem was wir tun, wer wir sind und wie wir leben, glücklich sind. Sie übten sie so viel Druck auf unseren bemitleidenswerten Arzt aus, dass es ihnen überhaupt nicht auffiel, dass seine Leidenschaft dem Schreiben galt. Er fand großen Gefallen daran, aus Buchstaben Worte zu formen und aus diesen wiederum Sätze, welche sich mit etwas Anstrengung und Glück zu einer Geschichte verwandelten. Unser Arzt hatte eine Menge dieser Geschichten fertiggestellt. Die meisten befanden sich noch in seinem Kopf, einige wenige hatte er sorgsam und mit viel Liebe zu auf dem Papierblatt verewigt, um sie kurz darauf in den dunklen und einsamen Sphären der untersten Schublade seines Schreibtisches verschwinden zu lassen. Er fürchtete den Groll seiner Eltern und so versteckte er dort all seine Schätze. Unser sympathischer Arzt war ein großartiger Schreiber ohne Frage. Er vermochte seinen Charakteren mit Heldentum und Mut zu bekleiden, doch wurden diese Eigenschaften nur mit Tinte auf Papier gebracht und fanden nicht zu ihm, noch seinen Worten oder Taten. So blieb er stumm, als der Vater seinen Lebensweg mit viel Kalkül zeichnete. Doch obwohl ihm der Mut zur Wahrheit fehlte und die Lügen belasteten, faszinierte ihn die Leidenschaft für das Schreiben. Denn so oft vergaß er dabei die Zeit und es kam häufig vor, dass das morgendliche Vogelgezwitscher ihn vollkommen unvorbereitet aus seiner Welt riss. Diese Welt, in der er sich so geborgen und willkommen fühlte. In der er epische Abenteuer bestreiten oder sich einfach in einem Detail verlieren konnte. So vergingen die Jahre und mit seiner Fantasie, täuschte er seinen Eltern den strebsamen Studenten vor. Sein Vater war so stolz auf sich, als er an jenem Tag glaubte, dass sein Sohn endlich den Abschluss erreicht hatte. Er nahm ihn in seiner Arztpraxis auf. Papa und Sohnemann sollten fortan erfolgreich in einer gemeinsamen Praxis arbeiten. Der Zufall wollte es nicht anders, dass die Frau Mama eines Tages Sonnenlicht in die unterste Schublade seines Schreibtisches brachte und den vielen Geschichten nun das gab, was sie all die Zeit entbehren mussten und so dringend brauchten, ein Publikum. Die Mutter betrachtete seine Buchstaben, wie er aus ihnen Worte gebildet und diese zu Sätzen geformt hatte, welche sich wiederum auf so wundervolle Art und Weise zu Geschichten verwandelten, dass ihr die Tränen kamen. Ihre faltige Haut wurde jedoch nicht nur wegen der Schönheit der Texte mit Tränen benetzt, sondern auch, weil sie nun begriff, dass diese Papierblätter in der Lage waren das kalte Herz des Vaters zu brechen. Zaghaft wischte sie sich die Traurigkeit aus dem Gesicht. Ihre Hand zitterte, als sie das Papier zurück in die Dunkelheit der untersten Schublade zwängte und seither nie wieder öffnete. Sie schwieg und verdrängte jene Gedanken, die mahnend von Zeit zu Zeit aufkamen, ob ihr Sohn zufrieden oder gar glücklich mit seinem Leben als Arzt ist.

So vergingen Jahre bis zu dem Tag, diesem schicksalhaften Tag, als unser sympathischer Arzt vor dem Hintern eines behäbigen Mannes stand. Er wartete darauf, dass sich die Sonne über die Wolkenkratzer heben würde und somit einen optimalen Winkel garantieren zu können, um Licht in eine Sache zu werfen, die er selbst mit seiner Fantasie nicht hätte ausmalen können. Es war exakt dieser Moment, als er sich schwor, dem Vater eines Tages mutig gegenüberzutreten, ihm die Worte zu geben, die er nicht wollte und doch verdiente. Dieser Tag starb jedoch mit dem Augenblick, als die Sonne ihre ersten Strahlen über die Häuser warf. Ein dumpfes Geräusch aus dem Nebenzimmer füllte die Praxis kurz mit Stille. Als unser Arzt hastig die Tür aufriss, fand er den Vater, welcher auf dem Boden lag und mit seiner Hand starr zur linken Brust griff. Es versagte genau jener Muskel, der all die Zeit verzweifelt versuchte, seinen Körper mit Wärme zu füllen und nun endgültig aufgab. Unser Arzt kniete vor ihm und konnte seinem Hilfe suchenden Blick nichts weiter als Hilflosigkeit erwidern. Kurze Zeit später schaute er in seine leeren Augen und hielt noch immer seine Hand. All die Jahre vermochte er ihm nicht das Herz zu brechen und nun war er unfähig es zu retten.
Nach dem Tod des Vaters wird er jeden Tag von Schuldgefühlen geplagt und mit der Zeit wächst in ihm die Ansicht, dass er all die Zeit eine Person war, die er nicht ist. Dieser Gedanke verändert alles. Denn ist es jener Gedanke, aus dem sich ein Gefühl bildet, welches sich wiederum zur Gewissheit formt, dass er sein Leben von Grund auf verändern muss. Er beschließt, endlich Arzt zu werden. Wieder schreibt er sich in der Universität ein, besucht jedoch dieses Mal die Vorlesungen und nach einigen Jahren der harten Arbeit, erhält er seinen Doktortitel. Aus unserem Arzt ist letztendlich ein Arzt geworden. Nur kurz darauf eröffnet er die alte Arztpraxis und versteht es diesmal mit nötigem Sachverstand, die Prostata eines Mannes medizinisch korrekt zu untersuchen. Er befindet sich in genau dem Leben, das sein Vater für würdig erachtet hätte. An einem Abend, nachdem der letzte Patient die Praxis verlassen hatte, bringt unser Arzt schwaches Sonnenlicht in die unterste Schublade seines Schreibtisches, als er diese durch einen Moment der Gedankenlosigkeit öffnet. Es ist jener Augenblick, als er den Geschichten die Vergessenheit nimmt, die ihm all die Jahre so viel Freude und Geborgenheit geschenkt hatten. Der Anblick seiner Worte entfacht ein Feuer aus längst vergangenen Tagen. Ausdruckslos wirft er Blatt um Blatt in den Ofen, während seine Augen kalt das wild lodernde Feuer zurückwerfen. Die Flammen verschlingen Wort um Wort und fast scheint es, als ob sich das Papier vor lauter Schmerz krümmen würde, bis nichts mehr als eine verkohlte Erinnerung zurückbleibt.
Als die Sonne Jahre zuvor ihr Licht in die Praxis warf, starb an diesen schicksalhaften Tag nicht nur ein Vater, sondern vielmehr auch ein großartiger Schriftsteller. Ein Autor, der mit seinen Geschichten die Herzen der Menschen erreicht und erwärmt hätte, wie das, seines Vaters.

Also meine Motivation ist mit anderen Worten gesagt, im Arsch ...

 
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Hallo Indistan,


Hmmm ... zuerst der Schwan und jetzt das hier. Interessant.
Also das passt nicht ganz, dieser Übergang von "ich warte in der Uni auf meine Mitfahrgelegenheit", zu der Prostataunterscuhung, das musste irgendwie nahtloser gemacht werden.
Zum Inhalt: also wenn ich könnte, würde ich deinem Prot sagen, dass das verständlich ist, dass er kein Bock auf Medizin hat und lieber schreiben würde. Und natürich ist das alles klassich und realistisch, dass man da von den Eltern dazu getrieben wird, und dass auch die Motivation dann auch unten ist, gerade was das Schreiben anbelangt, weil man dann glaubt, man lernt nur noch Knochen auswendig bis ans Lebensende.
Aber der Prot ist trotz allem Student, er arbeitet ja nicht,(also in der regel nicht so viel) und da hat man mehr Zeit als man denkt, auch als Medizinstudent, also wenn er wirklich schreiben will, ist auch ein Meidizinstudium kein Hindernis. Also optimal ist das sicher auch nicht ..(vor allen wenn er wirklich gar kein Bock auf Medizin hat) aber es gibt auch erfolgreiche Autoren, die Medizin studiert haben.
Also ist das alles ein wenig übertrieben und melodramatisch, was aber irgendwie auch gut zu einem Märchen passt, und so wie ein Märchen geschrieben ist das ja auch irgendwie.

Was als E-mail anfing ... also so nennt man keine Geschichte, vor allem dann nicht, wenn die Geschichte wirklich als E-Mail anfing (was ich jetzt einfach vermute, wenn weit und breit kein Email in der Geschichte zu finden ist) ... das riecht halt nach einfach so dahingeschrieben und weniger nach sorgfältige Textabeit und das treiben wir hier auf kg.de schon meistens.

Aber ich fand die Sprache schon besser als beim Schwan, da war ich jetzt überrascht eigentlich, sind schon noch Fehler drin, bin ich jetzt aber zu faul, die rauszupicken.

Hab ich interessiert gelesen.

MfG,

JuJu

 

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