Warum
„Warum?“ Die Frage blieb im Raum stehen. Er antwortet nicht.
„Ich hab dich etwas gefragt? Warum, tust du das?“
Er schwieg. Er war nicht in der Lage ihr in die Augen zu sehen. Sie setzte sich aufs Sofa, verbarg den Kopf in ihren Händen. Ihre langen, dunklen Haare rutschten ihr über die Schulter nach vorne.
„Drei Jahre.“ Sie schluchzte. „Drei Jahre, in denen ich mir sicher war du würdest mich lieben.
Drei Jahre in denen ich kein einziges Mal an einen anderen Mann gedacht habe. Drei Jahre in denen ich für dich geputzt gekocht und was weiß ich noch Alles getan habe. Und dann das.“
Mit tränennassen Augen blickte sie ihn vorwurfsvoll an.
„Verflucht, rede mit mir. Sag endlich was.“ Sie nahm den schwarzen Spitzenslip, warf ihn in seine Richtung. Das Geschoss unterlag der Schwerkraft bevor es ihn berühren konnte.
„Erklär mir endlich wo der herkommt. Erklär mir was die Unterwäsche einer dahergelaufenen Nutte in meinem Sofa zu suchen hat! Oder ist sie gar keine Nutte? Hast du dir eine Frau aufgegabelt die solche Unterwäsche trägt? Ist das der Grund. Bin ich dir nicht sexy genug? Befriedige ich dich nicht?“ Sie sprang auf, wollte ihn schlagen; auf ihn einhämmern. Ihn so lange, mit ihren zierlichen Händen bearbeiten bis er es ihr erklären konnte. Bis er ihr sagen würde warum er sie betrog. Aber sie stand einfach nur da, unfähig einen Schritt auf ihn zuzutun. Auch er stand da, wie eine Statue. Nichts rührte sich an ihm. Kein Zeichen der Reue stand in seinem Gesicht geschrieben. Seine blauen Augen – die sie so sehr an ihm liebte – blickten starr zu Boden.
Ihre Wut schlug in Verzweiflung um. „Wie konnte das nur geschehen. Ich hab alles ignoriert. Den Parfumgeruch den du seit Tagen mit dir herumschleppst. Die Tatsache, dass deine heiß geliebte Lederjacke verschwunden ist, und du dich deshalb nicht sorgst. Aber das. Ich kann nicht mehr.“ Sie sank auf dem Sofa zusammen. Ein Häufchen Elend, dessen Leben von einer Minute zur anderen sinnlos geworden war.
Die Türklingel durchdrang ihre Schwermut. Sie blickte hoch. Er stand noch immer an derselben Stelle, betrachtet noch immer den Boden. Seit dem Fund der Unterwäsche in ihrem Sofa, war noch kein Wort über seine Lippen gekommen. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, nichts.
Es läutete erneut. Sie sprang auf, erfreut über jede Abwechslung. Über das hinausschieben des Unvermeidlichen.
Im Flur wischte sie sich mit dem Handrücken über die, von verlaufener Wimperntusche geschwärzten, Augen. Stürmte zur Tür. Öffnete.
Ein riesiger Blumenstrauß prangte ihr entgegen. Ein Bote bat um eine Unterschrift. Mechanisch tat sie wie geheißen. Er wartete auf Trinkgeld; sie warf ihm die Tür vor der Nase zu. Befreite die Blumen aus ihrem Papier; warf es achtlos auf den Boden. Blaue Lilien; ihre Lieblingsblumen. Sie suchte nach einer Karte. Fand sie; ein rotes Herz mit zwei Ringen. Öffnete. Las:“ Willst du?“
Sie stolperte in Wohnzimmer zurück, sah ihn an. Weinte, ob aus Freude oder Frust konnte sie nicht sagen. Sie konnte nichts sagen. Sie sah ihn an und wartete. Er hob seinen Blick, zum ersten Mal sah er sie an. Tränen ließen seine Augen glitzern.
„Ich hab alles nur vorgetäuscht. Das Parfum, die Unterwäsche; alles instruiert um dich zu testen. Um zu ergründen ob du die richtige für mich bist. Bis vor einer halben Stunde war ich mir sicher du wärst es. Jetzt weiß ich dem ist nicht so. Wenn du mir nicht vertraust, wie soll ich dir vertrauen? Warum, sag mir warum?“