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Copywrite Warum Moore an manchen Stellen tiefer sind

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04.09.2017
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Warum Moore an manchen Stellen tiefer sind

Ich springe aus dem Auto auf nassen Boden, Matsch spritzt meine Beine hoch. Es regnet in Strömen. Ich schaue mich um. Der große Hof ist von einer bröckeligen Steinmauer umgeben, die beinah so hoch wie Mama ist. Zumindest da, wo die Steine noch aufeinander stehen. Einige liegen herum und auf einem dieser ockerfarbenen Steine sitzt eine Kröte. Eine schöne dicke mit vielen Warzen. Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied. Daher sind Kröten auch gar nicht hässlich, obwohl das viele immer sagen.
„Meine Güte, Finn, was hast du denn gemacht?“ Mama kniet sich vor mich. Sie versucht mir den Schlamm von der Hose zu streifen, verteilt ihn aber nur mehr auf dem Stoff. Seufzend gibt sie auf und schüttelt den Kopf. „Nicht so stürmisch, ja?“
Ich schaue zu dem großen Haus. Beinah doppelt so groß wie unseres, dabei verdient Mama Geld mit den Besuchern in der Pension, Martina nicht. Ich schaue noch einmal zu den Steinen, aber die Kröte ist verschwunden. Durch die Lücke in der Mauer kann ich die Bäume sehen und das hohe Gras, das den Boden bedeckt.
Mama zieht mich zur Tür. Dafür, dass man nicht schmatzen soll, schmatzt der Matsch ganz schön viel auf dem Weg dorthin. Aber Mama ist wohl gerade nicht nach schimpfen, zumindest nicht mit dem Matsch. Die Tür geht auf und Martina kommt heraus. Sie ist so alt wie Mama, hat aber braunes Haar und kein blondes. „Hallo Lena! Schön, dass ihr da seid. Kommt schnell rein und wärmt euch erst mal auf. Scheißwetter, wirklich.“
„Martina!“, rief Mama.
„Oh, entschuldige. Sehr schlechtes Wetter, meinte ich“, sagte Martina und zwinkert mir zu. „Hallo, Finn!“

Drinnen setzt uns Martina in ein großes Zimmer mit Kamin. Das Haus ist wirklich alt, Mama hat es ein „Herrenhaus“ genannt. Ein schönes Haus!
„Aber mitten im Moor, ist das bei diesem Wetter nicht arg trist?“
„Ach, nein! Ich liebe Regen und das schöne Moor sowieso. Und man hat hier auf jeden Fall Ruhe.“
„Die kann ich gut gebrauchen.“ Mama lässt den Kopf auf die Rücklehne des roten Sofas sinken.
„Hier, nimm einen Schluck.“ Martina drückt ihr ein Glas mit hellgoldener Flüssigkeit in die Hand. „Finn, wenn du den Flur runtergehst ist da Aarons Spielzimmer. Er ist momentan bei seinem Vater und hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du dort spielst. Du findest sicher etwas für dich. Das ist spannender als unsere Erwachsenengespräche.“
„Aber seine Hose, der Dreck …“
„Ach, Lena. Du bist jetzt im Urlaub. Lass den Dreck dann mal meine Sorge sein.“

Aaron hat wirklich viele Spielzeuge. Einen hölzernen Zug, Ritterfiguren, sogar ein kleines Spielzeugauto mit Fernsteuerung. Die Batterien sind aber leer. Die Ritter könnten den Zug überfallen. Raubritter gab es ja. Aber so richtig heldenhaft ist das nicht.
Mein Blick fällt auf das Fenster. Es hat aufgehört zu regnen und gehe ich an die Scheibe, um hinauszuschauen. Jetzt hängt dichter Nebel in der Luft, durch den ich gerade so die nächsten Bäume sehen kann. Der Boden zwischen ihnen sieht hubbelig aus, bewachsen von dichtem Gras. Durch den Nebel ist alles grau, hie und da ragt eine verlorene Wurzel aus dem Boden empor. Immer einem blattlosen Ast entgegen, stelle ich mir vor. Vielleicht tanzen die Bäume ja miteinander, wenn keiner hinschaut. Und deswegen ist der Moorboden so weich!
Während ich so zwischen den stillstehenden Bäumen hindurchschaue, sehe ich ein kleines Licht näherkommen. Bis zur Steinmauer, wo es auf und ab hüpft. Das muss ein großes Glühwürmchen sein!

„Mama, darf ich im Moor spielen?“ Ich zupfe an ihrem Ärmel, vertieft im Gespräch mit Martina hat sie mich gar nicht reinkommen hören.
Ruckartig dreht sie sich zu mir um. „Was?! Nein! Im Moor ist es gefährlich, Finn. Da kannst du versinken oder verlorengehen …“
„Ach, Lena, das stimmt doch so gar nicht“, warf Martina ein. „Du bleibst höchstens stecken, wenn du eine besonders tiefe Stelle erwischst. Dann darfst du nicht zu sehr bewegen und viel Schlimmeres wird dir nicht passieren. Wenn Finn nach uns ruft, können wir ihm da leicht wieder raushelfen.“
„Das stimmt vielleicht, wenn du ins Moor gehst, Martina. Finn ist ein kleines Kind und kein Überlebensexperte. Hast du Aaron auch im Moor spielen lassen?“
„Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt Martina. Sie schaut einen Moment komisch an Mama vorbei. Dann redet sie aber weiter: „Und du bist zu städterisch geworden. Lass den Jungen doch ruhig draußen spielen. Soll er zwei Wochen hier im Haus herumsitzen?“
„Natürlich nicht, aber …“
„Im Umkreis des Hauses ist das Moor ohnehin nicht tief. Da müsste Finn schon ganz weit laufen. Und das würdest du doch nicht machen, oder?“
Ich schüttele energisch den Kopf.
Mama drückt Daumen, Zeige- und Mittelfinger gegen die Stirn. Sie schüttelt den Kopf. „Na gut. Aber erst morgen, wenn es hell ist. Und nur in Sichtweite des Hauses!“

Ich spiele am nächsten Tag draußen. Es regnet nicht. Mama und Martina sitzen draußen im Hof, während ich mit meinen Gummistiefeln um die Mauer herumlaufe. Das dichte, grüne Gras fühlt sich an manchen Stellen wie Wackelpudding an. Ich springe von Hügelchen zu Hügelchen, bin ein Riese im Moor, aber einer, der Gutes tut und nach den Kröten und Libellen schaut und sie alle beschützt!
Von einem Hügel sehe ich eine große schlammige Pfütze. Mit einem Ast steche ich hinein und spüre direkt kräftigen Widerstand. Als ich ihn herausziehen will, ist es, als wäre da jemand auf der anderen Seite, der den Ast gegriffen hätte.
„Mama, schau mal!“
Sie kommt schnell zu mir gelaufen, Martina hinter ihr. Martina erklärt, dass das eines dieser Sumpflöcher ist und, dass man dort am besten herauskommt, wenn man sich möglichst flach ausstreckt. Während der Erklärung kaut Mama auf ihrer Unterlippe herum. Ob ich jetzt nicht mehr weiterspielen darf? Sie fasst sich an den Kopf. Ich glaube, der Kobold ist wieder da. Martina wendet sich Mama zu, hakt sich bei ihr unter und sie gehen ins Haus.
Wegen dem Kobold: Er sitzt in Mamas Kopf und haut ihr manchmal von innen gegen die Augen und die Stirn und dann hat sie Kopfschmerzen. Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben, damit er aufhört. Ich glaube, es war gut, dass ich Mama das Sumpfloch gezeigt habe, denn jetzt weiß sie, dass ich aufpasse und sie muss sich etwas weniger Sorgen machen!

Es ist jetzt schon fast dunkel. Bestimmt gibt es bald Abendessen. Ich schaue mich noch einmal um, ob ich eine Kröte sehe. Vielleicht, wenn ich Mama lieb frage, darf ich morgen eine fangen. Martina weiß bestimmt, wie man sich um sie kümmert. Aber ich sehe nur noch einige Libellen herumschwirren, von kleinen Fliegen bis zu großen Insekten. Ich werfe einen letzten Blick zu den Bäumen, die etwas entfernt vom Haus stehen. Zwischen ihnen ist wieder dieses kleine Licht. Es hat eine blaue Farbe und hüpft auf und ab. Dabei flackern immer wieder grüne Einsprengsel auf. Wenn das ein Glühwürmchen ist, muss es mindestens so groß wie ein Tennisball sein!
Ich schaue zum Haus. Mama und Martina sind noch drinnen. Aber wenn ich nur bis zu den Bäumen gehe, ist das noch nahe genug, da bin ich mir sicher! Ich laufe langsam los. Vielleicht ist das Tier schreckhaft. Einen Fuß setze ich vor den anderen, die Zehenspitzen immer zuerst. Das Licht bleibt an Ort und Stelle, es sieht beinah aus wie ein kleines Feuer. Ich bin schon ganz nah, da hüpft das Licht nach hinten, zwischen die Bäume. Aber ich kann es noch sehen. Das ist noch in Sichtweite des Hauses, ganz sicher. Ich laufe am ersten Baum vorbei. Er sieht knorriger aus als die Bäume im Park, als hätte er sich irgendwann entschieden, in sich selbst zu wachsen statt hoch hinaus. Das Licht macht noch einen Satz nach hinten. Aber ich bin schon nah dran. Es ist auf jeden Fall kein Glühwürmchen, dafür ist es wirklich zu groß. Mir läuft ein Schauer über die Arme. Ich entdecke hier etwas ganz neues! Das bisschen schaffe ich noch, hinter mir ist ja noch das Haus. Noch etwas näher ran. Das Licht hüpft zwischen den Bäumen hin und her, jetzt auch mal von links nach rechts. Am Boden ragen einige der tanzenden Wurzeln nach oben. Es riecht hier gar nicht mehr nach dem Regen von gestern. Es stinkt ein wenig wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte.
Das Licht ist weg. Ich hab nicht gut genug aufgepasst! Schnell drehe ich mich umher. Wo kann es denn hin sein? Die Bäume um mich herum sind in ihrem geheimen Tanz erstarrt und nirgendwo sehe ich das Licht. Zwischen ihnen sehe ich nur in einiger Entfernung Licht in einem Fenster von Martinas Haus. Ich sollte zurück, damit Mama sich keine Sorgen macht.
„Hallo? Ist da jemand?“
Ich drehe mich wieder vom Haus weg. Das war eine Jungenstimme. Aber ich sehe keinen.
„Hallo?“
„Hallo?“, rufe ich zurück.
„Magst du mit mir spielen? Es gibt hier sonst so wenige mit denen man spielen kann.“ Ich sehe ihn immer noch nicht. Aber er muss noch weiter weg vom Haus sein.
„Ich kann leider nicht. Ich muss jetzt zurück, sonst bekomme ich Ärger.“
Kurz ist es still. „Ich will eigentlich auch nicht spielen. Aber ich glaube, ich stecke fest. Kannst du mir helfen?“
Da! Zwischen den Bäumen. Ich strecke mich, damit ich an einigem Gestrüpp vor mir vorbeischauen kann. Zwischen den kleinen Ästchen sehe ich im grauen Abendlicht eine offene Fläche, übersät mit Pfützen. Mittendrin ein Junge, der mit den Füßen bis über die Knie im Moor steckt. „Ich sehe dich! Ich kann Martina holen, sie kennt sich mit Sumpflöchern aus. Sie kriegt dich da bestimmt raus.“
„Aber mir ist so kalt!“
„Das Wichtigste ist, dass du dich nicht bewegst.“
„Bitte, hilf mir! Du bist dann mein Held!“
Ein echter Held. Es ist wirklich schon sehr kalt geworden. Die Mama von dem Jungen ist bestimmt zu weit weg, sonst hätte er sie schon gerufen. Ich muss ja nur um das Gestrüpp herum, um den knorrigen Baum daneben, über die Wurzel. Es schmatzt, wenn ich jeden Schritt mache und es riecht, als hätte hier jemand sein Essen vergessen.
Ich stehe am Rand der offenen Fläche. Es ist noch dunkler geworden, die Wolken haben sich zugezogen. „He! Wo bist du hin?“
„Ich stecke noch fest! Bitte, hilf mir!“
Der Stimme folgend gehe ich los. Setze einen Fuß vor den anderen, dabei vorsichtig tastend, ob ich Grund spüre. Das Moor ist hier schon tief. Bei jedem Schritt wird meine Hose bis zum Knie nass. Den Jungen sehe ich nicht. Die Bäume habe ich schon ein gutes Stück hinter mir gelassen. Ich mache den nächsten Schritt, finde keinen Halt, rutsche ab. Vornüber stürze ich in den wässrigen Schlamm. Die eisige Kälte des Wassers schießt mir durch den Oberkörper und die Arme. Ich springe hoch, doch etwas zieht an meinen Füßen, packt mich an den Hacken. Schlamm klebt mir im Gesicht, an der Nase. Ich schnappe nach Luft, reibe den Dreck weg, damit ich wieder atmen kann, während irgendwas unter mir mich greift …
Ich stecke fest. Wollte doch nur dem Jungen helfen, jetzt stecke ich selbst fest. Ich sehe mich um. Die Bäume stehen weit weg. Wie weit bin ich gelaufen? Es ist still. „Hallo? Bist du noch da?“
Zwischen den Bäumen taucht das tanzende Licht wieder auf. „Mama? Bist du das?“
Das grünliche Flämmchen kommt näher, hüpft dabei auf und ab. „Mama?!“, höre ich meine Stimme rufen, aber das bin nicht ich. Die Stimme klingt schrill. „Mama?! Du Weichei. Verlierer.“
Das Licht kommt zwei Meter vor mir zum Halt. Es ist eine kleine Flamme, die einfach so in der Luft umherspringt.
„Ich bin kein Weichei! Ich wollte dem Jungen helfen!“
„Damit du ein Held wirst?“ Die Stimme verändert sich. Als sie „Held“ sagt, klingt sie wie der Junge. Ich zucke zusammen.
„Was bist du?“
Die Flamme antwortet nicht, sondern tanzt um mich herum.
„Das ist nicht witzig! Lass mich gehen! Ich will nach Hause!“
Die Flamme tanzt noch schneller. Ich höre ein Lachen. Wie das von Kindern in der Schule. Zu einer Stimme gesellen sich mehr dazu, ein ganzer Kinderchor, sie alle lachen, lachen mich aus. Ich stehe im Moor, meine Füße fest vom Schlamm gepackt, es ist kalt. Ich kann nicht weg. Ich will doch nur nach Hause.
Ich spüre wie mir die Tränen kommen.
Das Feuer kommt vor mir wieder zum Stehen. „Weine nicht, kleiner, dummer Junge. Denn weißt du …“, und die Flamme kommt näher und ich glaube in den Feuerzungen ein breites Grinsen zu sehen. „Dort, wo die Menschen am meisten weinen, wird das Moor noch tiefer und tiefer. Und bald bist du verschwunden.“
Ich packe mit meiner rechten Hand etwas Schlamm und schleudere ihn in die Flamme. „Lass mich in Ruhe!“
Das Feuer zuckt zurück, als es vom Dreck getroffen und verdunkelt wird. Dann flackert es auf, so groß wie ich es noch nie gesehen habe. „Du …“
„Finn! Finn!“
Das Feuer macht einen Satz. Dann ist es verschwunden.
„Finn! Wo bist du?“
„Mama?“, rufe ich. Zwischen den Bäumen taucht ein Licht auf – ein klarer, heller Lichtstrahl einer Taschenlampe.
„Da bist du ja!“ Mama kommt zwischen den Bäumen hervor und findet mich mit dem Licht der Lampe.

Sie zieht mich mit einiger Mühe aus dem Moor, wobei ich mich ganz flach hinlegen muss, damit meine Füße nicht mehr festgehalten werden. Ich sage ganz oft, wie leid es mir tut, aber Mama sagt gar nichts und geht mit mir zurück zum Haus. Wir stehen im Hof und Martina öffnet die Tür zum hell und warm ausgeleuchteten Inneren, da schallt ein Schrei aus dem Moor zu uns. Ein lauter, heller Kinderschrei. Jemand ruft um Hilfe.
„Martina!“, ruft Mama. „Wer ist das?“
Martina sieht sie nur an.
„Martina!“
Keine Regung.
„Verdammt.“
Noch ein Schrei. Mama geht vor mir in die Hocke. „Ich muss nachsehen, wer da ist.“
„Geh nicht! Das ist ein Trick!“
„Finn, jetzt bitte keine von deinen Geschichten. Wenn da ein Kind wie du im Moor steckt, muss man ihm helfen.“ Sie steht auf. „Martina, lass Finn bitte nicht mehr aus dem Haus!“ Dann wendet sie sich ab und geht los. Im Moor ertönt wieder der Schrei.
„Aber Mama!“ Keine Reaktion.
„Komm, Finn. Du musst dich aufwärmen, sonst erkältest du dich.“ Martina steht hinter mir und legt mir eine Hand auf die Schulter. Sanft drückt sie mich ins Kaminzimmer und setzt mich mit einer großen Decke nah ans Feuer.
„Willst du Schokolade? Ach, sicher willst du Schokolade.“
Ich gucke ins Feuer. Warum hat sie denn nicht auf mich gehört?
Martina ist kurz weg und kommt dann wieder mit drei großen Tafeln Schokolade. Sie öffnet eine Verpackung und drückt sie mir in die Hand. Ich habe keine Lust, aber Martina bleibt neben mir stehen und sieht mich an. Also beiße ich ein Stück ab. Sie schmeckt alt und irgendwie staubig. „Na, schmeckt sie dir?“
Ich nicke, weil ich glaube, dass Martina will, dass ich nicke. „Sehr schön. Iss nur.“ Dann geht sie aus dem Zimmer.

Ich bleibe am Feuer sitzen, denn mir ist wirklich sehr kalt. Der Schlamm auf meinen Sachen trocknet allmählich und blättert ab, aber das ist mir egal. Ich gucke immer wieder hoch zur Uhr. Mama ist schon eine Stunde weg.
Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Wo bleibst du? Draußen stehen die tanzenden Bäume still, es ist mittlerweile stockduster. Nur hie und da kommt der Mond durch und erhellt das Moor. Vielleicht tanzen die Bäume auch gar nicht. Vielleicht greifen sie nach denen, die unbedacht zwischen ihnen hin und herlaufen. Oder versperren den Rückweg aus dem tiefsten Teil des Moors.
Während ich hinausschaue, nähert sich ein Licht. Ein klares, helles Licht – das auf und abtanzt. Eine grüne Flamme zwischen den Bäumen. Sie schaut zu mir hinüber, da bin ich sicher. Sie hat Mama.

Ich werfe die Decke weg, renne hoch in mein Zimmer und hole meine Taschenlampe. Dann geht es wieder runter, zur Haustür, die ich gerade aufmache …
„Wo willst du hin?!“
Erschrocken drehe ich mich um. Martina steht vor mir und sieht mich mahnend an.
„Ich will Mama suchen! Da draußen ist etwas Böses.“
„Du willst ins Moor?“ Martinas Blick verändert sich. Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen. „Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Ich nicke langsam, dann öffne ich die Tür. Keine Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich muss jetzt Mama finden. Vielleicht werde ich doch noch ein Held.

 

Das Original ist „Warum die Berge an manchen Stellen höher sind“ von @Fliege.
Ich dachte eigentlich, ich würde bis zur Deadline alleine dafür brauchen, um mich für eine Geschichte aus dieser großen Auswahl entscheiden zu können. Aber der Titel und dann die dahinterstehende Geschichte haben mich direkt begeistert, sodass gar keine andere Wahl möglich war. Geschrieben war sie dann auch relativ zügig, allerdings musste ich bis heute noch eine größere Arbeit an der Uni abgeben, weshalb ich mich mit dem Einstellen erst einmal zurückgehalten habe (um mich dem Text und dem Feedback jetzt besser widmen zu können).
Im Copywrite habe ich versucht, eine metaphorische Umsetzung zu schaffen … und bin dabei natürlich im Horror-Bereich gelandet. Ich hoffe, es lässt sich trotzdem ertragen, liebe Fliege! :shy:

 

Hallo @Vulkangestein,

Warum Moore an manchen Stellen tiefer sind
Die Überschrift hast du super angepasst. Da läuft es einem doch direkt kalt den Rücken runter.

Du hast den kindlichen Erzählton an einigen Stellen schön umgesetzt, aber nicht komplett durchgezogen. Direkt die „als“-Konstruktion am Anfang ist mir zu umständlich und lässt auch nicht auf einen so jungen Erzähler schließen.

Als ich aus dem Auto hüpfe und auf dem nassen Boden lande, spritzt der Matsch meine Hosenbeine hoch.
Das liest sich viel zu langsam und stoppt den Lesenden eher als in den Text zu ziehen. Eher sowas wie: Ich stoße die Tür auf und springe aus dem Auto. Der Matsch spritzt an meinem Hosenbein hoch, ein paar braune Tropfen landen sogar auf meiner Jacke.

Der große Hof ist von einer bröckeligen Steinmauer umgeben, die beinah so hoch wie Mama ist. Zumindest da, wo die Steine noch aufeinander stehen.
Das ist mir auch etwas zu umständlich. Nimmt ein kleiner Junge das so wahr? Kommt mir etwas so vor als wolltest hier nur ein paar Informationen für den Leser unterbringen. Ich glaube Finn, findet die Kröte erstmal spannender.

Es hat aufgehört zu regnen und neugierig gehe ich ans Glas, um hinauszuschauen.
Scheibe anstatt Glas, fände ich passender.

Bis zur Steinmauer, wo es auf und ab hüpft. Das muss ein großes Glühwürmchen sein!
Der erste Hinweis auf etwas seltsames und noch ein sehr unschuldiger. Wegen mir könnte das Vorgeplänkel etwas kürzer sein. Schon früher seltsame Dinge geschehen. Wir sind hier doch bei Horror und nicht bei seichten Grusel, oder? :peitsch:

„Ach, Lena, das stimmt doch so gar nicht“, warf Martina ein. „Du bleibst höchstens stecken, wenn du eine besonders tiefe Stelle erwischst. Dann darfst du nicht zu sehr bewegen und viel Schlimmeres wird dir nicht passieren. Wenn Finn nach uns ruft, können wir ihm da leicht wieder raushelfen.“
„Das stimmt vielleicht, wenn du ins Moor gehst, Martina. Finn ist ein kleines Kind und kein Überlebensexperte.“
„Und du bist zu städterisch geworden. Lass den Jungen doch ruhig mal draußen spielen. Soll er zwei Wochen hier im Haus herumsitzen?“
Das ist mir irgendwie auch alles zu viel Erklärerei. Weiß nicht, ob du das brauchst.

Den ganzen nächsten Tag habe ich schon draußen gespielt!
Den Satz finde ich irgendwie merkwürdig. Du willst sagen, dass schon Abend ist und Finn den ganzen Tag draußen war? Ich verstehe nicht, warum du bei diesem Abschnitt in die Vergangenheit wechselst? Wieso berichtest du nicht weiter chronologisch? Fände ich angenehmer.

Bei der Erzählstimme bin ich mir nicht so sicher. Teilweise hat Finn sehr süße Gedankengänge zB.

Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied. Daher sind Kröten auch gar nicht hässlich, obwohl das viele immer sagen.

Vielleicht tanzen die Bäume ja miteinander, wenn keiner hinschaut. Und deswegen ist der Moorboden so weich!

Teilweise ist der Ton dann aber doch zu reflektierend. Hier zB

Ich stecke fest. Wollte doch nur dem Jungen helfen, jetzt stecke ich selbst fest.

Und manchmal finde ich die Gedanken eher erzwungen kindlich, eher albern:

Wegen dem Kobold: Er sitzt in Mamas Kopf und haut ihr manchmal von innen gegen die Augen und die Stirn und dann hat sie Kopfschmerzen. Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben, damit er aufhört.

Ich finde, da hast du die Erzählstimme noch nicht so hundertprozentig gefunden.
Größtenteils ist dir das aber gelungen. Besonders als Finn immer weiter ins Moor läuft, immer mit den Gedanken an die Nähe zum Haus, da hab ich mich mit ihm verbunden gefühlt.

Generell gibt es ja schon zwei, drei Geschichten über Irrlichter im Moor. Ich les das auch immer wieder gern. Aber irgendwie hätte ich mir schon noch etwas Überraschendes gewünscht.
Für eine Horror-Geschichte ist der Text sehr harmlos. Ich würde eher sagen eine klassische Gänsehaut-Geschichte für Kinder. Was ja nicht schlecht ist, aber der Tag lässt einen anderes erwarten.

„Du willst ins Moor?“ Martinas Blick verändert sich. Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen. „Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Die Stelle finde ich am coolsten, weil dann etwas unerwartetes ins Spiel kommt. Ich könnte mir vorstellen, Martinas Rolle mehr Gewicht zu geben, vllt verhält sie sich schon vorher seltsam und nur Finn merkt das, und die Mutter glaubt ihm nicht.

Natürlich nur meine Ideen und Wünsche. Ist ja auch die Frage, wie nah du bei Flieges Vorlage bleiben willst. Aber wie gesagt, für einen Wechsel ins Horrorgenre müsstest du meiner Meinung nach etwas mutiger sein.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hey, hey @Vulkangestein

ich war ja mega gespannt darauf, welche meiner Geschichten für Dich denn überhaupt etwas taugen, nie im Leben wäre ich auf die Berge gekommen, aber jede andere hätte ich wahrscheinlich genauso als unwahrscheinlich abgetan :D. Horror. Na gut, war ja klar, dass ich meine Comfortzone verlassen muss und eigentlich ist das auch irgendwie nett, weil es dann eben auf jeden Fall ganz anders wird. Und außer Namen und Titel und Besuch finde ich auch nichts wieder. Ist aber nicht schlimm, seinerzeit habe ich vom @ernst offshore auch nur Figuren aus der einen und das Setting aus einer anderen Geschichte übernommen und ab da wurde es meine ganz eigene Geschichte. So wie bei Dir jetzt.
Mit der Perspektive haste Dir ja ein Kreuz aufgeladen. Bei Kindermund ist und bleibt die Latte immer oben, glaubhaft oder nicht?, dem Alter entsprechend? - das wird von den Lesern zu Teilen ganz verschieden gewertet. Dennoch kann ich @Nichtgeburtstagskind an den von ihr zitierten Stellen beipflichten. Ich will aber betonen, dass ich es im Großen und Ganzen nicht nur mutig, sondern auch als gelungen empfinde, und das ist viel, richtig viel. Und weil NGK da so schön drauf eingegangen ist, widme ich mich anderem :D.
Den Titel fand ich toll! Deiner ist so viel cooler als der meinige. Meno!

„Martina!“, rief Mama.
„Oh, entschuldige. Sehr schlechtes Wetter, meinte ich“, sagte Martina und zwinkert mir zu.
Oh ha, Mama ist Mama bleibt Mama, auch der Martina gegenüber.

Den ganzen nächsten Tag habe ich schon draußen gespielt! Es regnete nicht und Mama saß mit Martina draußen im Hof, ... Ich springe von Hügelchen zu Hügelchen, bin ein Riese im Moor, aber einer, der Gutes tut und nach den Kröten und Libellen schaut und sie alle beschützt!
Den ganzen Tag spiele ich draußen. Einfache Sätze, einfache Grammatik, wenn Du Kinder sprechen lässt. Schon klar für den Leser, dass es dann der nächste ist.

Währenddessen hat Mama das Sumpfloch angeschaut und auf ihrer Unterlippe herumgekaut.
Ich sehe die Übermutter so richtig vor mir. Dieser Besuch ist auch ohne Horror schon Horror für sie. Obwohl, ich wäre jetzt auch kein Fan von diesem Ort, wenn ich so nen lütten Finn dabei hätte.

Ich glaube, es war gut, dass ich Mama das Sumpfloch gezeigt habe, denn jetzt weiß sie, dass ich aufpasse und sie muss sich etwas weniger Sorgen machen!

Aber ich sehe nur noch einige Insekten herumschwirren, von kleinen Fliegen bis zu großen Insekten.
Ich fände gut, wenn Du für die großen Insekten auch konkret werden würdest.

Ich schaue zum Haus. Mama und Martina sind noch drinnen. Aber wenn ich nur bis zu den Bäumen gehe, ist das noch nahe genug, da bin ich mir sicher!

Ich entdecke hier etwas ganz neues! Das bisschen schaffe ich noch, hinter mir ist ja noch das Haus.

Es riecht hier gar nicht mehr so nett nach dem Regen von gestern. Es stinkt ein wenigKOMMA wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte.

Das Licht ist weg. Ich hab nicht gut genug aufgepasst! Schnell drehe ich mich umher. Wo kann es denn hin sein? Die Bäume um mich herum sind in ihrem geheimen Tanz erstarrt und nirgendwo sehe ich das Licht. Zwischen ihnen sehe ich nur in einiger Entfernung Licht in einem Fenster von Martinas Haus. Ich sollte zurück, damit Mama sich keine Sorgen macht.

„Hallo? Ist da jemand?“
Ich drehe mich wieder vom Haus weg. Das war eine Jungenstimme. Aber ich sehe keinen.
Ich kann jetzt nur vermuten, dass es Aarons Stimme ist. Das fände ich irgendwie cool, diese Backstory, die mir irgendwie durchzuschimmern scheint. Warum auch sonst hat Martina so viel Spielzeug? Ich glaub, diesen Psychogrusel mehr Raum zu geben, täte dem Horror in der Geschichte gut.

„Magst du mit mir spielen? Es gibt hier sonst so wenige mit denen man spielen kann.“ Ich sehe ihn immer noch nicht. Aber er muss noch weiter weg vom Haus sein.

Mittendrin ein Junge, der mit den Füßen bis über die Knie im Moor steckt. „Ich sehe dich! Ich kann Martina holen, sie kennt sich mit Sumpflöchern aus. Sie kriegt dich da bestimmt raus.
„Aber mir ist jetzt schon so kalt!“

Ich stehe am Rand der offenen Fläche. Es ist noch dunkler geworden, die Wolken haben sich zugezogen. „He! Wo bist du hin?“
Glaube ja nicht, dass Kinder so komplex denken ;).

Die eisige Kälte des Wassers schießt mir durch den Oberkörper und die Arme.
Und so auch nicht. Ihm wird kalt und fertig. Das Wasser ist kalt wie ...

Ich stecke fest. Wollte doch nur dem Jungen helfen, jetzt stecke ich selbst fest. Ich sehe mich um. Die Bäume stehen weit weg. Wie weit bin ich gelaufen? Es ist still. „Hallo? Bist du noch da?“

„Das ist nicht witzig! Lass mich gehen! Ich will nach Hause!“

Die Flamme tanzt noch schneller. Ich höre ein Lachen. Wie die Kinder in der Schule. Zu einer Stimme gesellen sich mehr dazu, ein ganzer Kinderchor, sie alle lachen, lachen mich aus. Ich stehe im Moor, meine Füße fest vom Schlamm gepackt, es ist kalt. Ich kann nicht weg. Ich will doch nur nach Hause.

Ein lauter, heller Kinderschrei. Jemand ruft um Hilfe.
„Martina!“, ruft Mama. „Wer ist das?“
Martina sieht sie nur an.
„Martina!“
Keine Regung.
Ja, Mama sucht allein im Moor, da fragt man sich shcon, warum Martina nicht mitgegangen ist. Und hier ist die auch schön spucky.

„Martina, lass Finn bitte nicht mehr aus dem Haus!“
Krass wie schnell sie sich damit abfindet, dass Martina es gleichgültig lässt, wenn da ein Kind im Moor hockt. Da könnte sie schon bisschen mehr sich wundern und rätseln. Also gern auch im Dialog. Dann würde man auch bisschen mehr über diese mysteriöse Martina erfahren.

„Willst du Schokolade? Ach, sicher willst du Schokolade.“
Hehe

Sie schmeckt alt und irgendwie staubig. „Na, schmeckt sie dir?“
So im Ganzen gesehen fände ich es irgendwie cool, wenn Martina Aaron im Sumpf verloren hätte und nun die Freundin loswerden will, um Finn als Ersatzkind zu behalten. Dazu müsste sie aber mit ins Moor gehen, um ihn zu retten, denn ihm dürfte ja nichts passieren.
Und der Freundin erzählt sie halt, Aaron wäre bei seinem Vater, auf die Nachfrage. Dann würde sich auch das Spielzeug anfangs dem Leser gut erklären, sofern er sich dazu überhaupt eine Frage stellt. Vielleicht ist das aber auch viel zu einfach und banal für Horrorfreunde, ich kenne mich da ja nicht gut aus.

Ich bleibe am Feuer sitzen, denn mir ist wirklich sehr kalt. Der Schlamm auf meinen Sachen
trocknet allmählich und blättert ab, aber das ist mir egal. Ich gucke immer wieder hoch zur Uhr. Mama ist schon eine Stunde weg.

„Du willst ins Moor?“ Martinas Blick verändert sich. Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen. „Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Ja, die ist irgendwie unheimlich. Warum und weshalb, dass behält die Geschichte für sich. Jedenfalls kann ich ihr das Geheimnis nicht entlocken. Aaron - Schokolade - Spielzeug wären ein Schlüssel, der sich aber nur für Kenner der Vorlage erschließt und auch dann ist schwierig dahinter zu kommen, was mit der Frau los ist. Ich fände z.B. gut, wenn sie jetzt sagen würde, dass das Moor gefährlich ist und sie deswegen besser erst morgen nach Mama suchen gehen. So eine Umkehrung zum Anfang. Aber das ist jetzt irgendwie auch die Geschichte, die ich daraus gemacht hätte und vielleicht lesen andere ja was heraus, was mir gar nicht auffällt. Halt deine Geschichte.

Ja, das Licht ist so Grusel light, der Horror steckt in Martina und die hat ziemlich wenig Spielraum in deinem Text. Aber die hat Potential. Mal gucken, wie sich das hier am Ende ausgeht.

Habe ich auf jeden Fall gern gelesen, logisch - und ich denke, die Idee in dem Text ist toll - auch wenn ich jetzt vielleicht daneben liege - aber irgendeine hattest Du sicher. Irgendwas ist da ja mit der Kinderstimme, der alten Schokolade und Martina, die Leute ins Moor schickt - warum auch immer. Dieses Warum - das bleibt halt leider offen. Und ich weigere mich zu glauben, dass das typisch fürs Genre ist :D

Vielen Dank für diesen Ausflug. Und ehrlich gesagt, mit dieser Art von Horror kann ich gut um.
Liebe Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Vulkangestein ,
ist ja schon rechtmutig, eine so gefeierte Geschichte von @Fliege zu schnappen. Da sind halt so viele Anknüpfungsspunkte drin ...

Aber was denn, du hast ja radikal geändert. Nicht nur Landschaft und Grundkonflikt, sondern einen ganzen Handlungsstrang und weißt du, was mir sofort in den Sinn kommt (Ich war einmal auf dem Droste-Hülshoff- Gymnasium :)) ? Natürlich der Knabe im Moor.
"O schaurig ist's über's Moor zu gehn ...

Und du bist zu städterisch geworden. Lass den Jungen doch ruhig mal draußen spielen. Soll er zwei Wochen hier im Haus herumsitzen?“
„Natürlich nicht, aber …“
„Im Umkreis des Hauses ist das Moor ohnehin nicht tief. Da müsste Finn schon ganz weit laufen. Und das würdest du doch nicht machen, oder?“
Ich schüttele energisch den Kopf.
Mama drückt Daumen, Zeige- und Mittelfinger gegen die Stirn. Sie schüttelt den Kopf. „Na gut. Aber erst morgen, wenn es hell ist. Und nur in Sichtweite des Hauses!“
Ja, hier könnte man schon noch glauben, dass sich zwei Frauen über den richtigen Erziehungsstil streiten, aber mir schwante schon etwas anderes.
Denn welche Mutter lässt schon einen kleinen Jungen ohne Aufsicht ins Moor. Und Martina wirbt geradezu damit. Also mit der Frau stimmt was nicht. Leider erfährt man bis zum Schluss nicht, welche Motive sie hat.

Thema Kindersprache und Denkweise. Eines der schwierigsten überhaupt.

Eine schöne dicke mit vielen Warzen. Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied. Daher sind Kröten auch gar nicht hässlich, obwohl das viele immer sagen.
Will der Junge jemandem etwas erklären? Und würde er komplizierte Satzkonstruktionen verwenden? Es klingt alles sehr altklug, auch in den Passagen,wie er das Moor erlebt. Liegt vielleicht an der Mutter, die mit ihren Sorgen das Kind belastet.

Das Horror-Element finde ich gut getroffen. Vor allem der letzte Satz hat es in sich.

Du willst ins Moor?“ Martinas Blick verändert sich. Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen. „Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Ich nicke langsam, dann öffne ich die Tür. Keine Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich muss jetzt Mama finden. Vielleicht werde ich doch noch ein Held.
Mit dem Heldentum wird es wohl nichts. Und Martina ist eine mordlustige Hexe. Aber warum bloß? Das hätte ich zu gern gewusst.

Fazit. Mit ein paar Kürzungen und der Vertiefung des Grundkonflikts wird das eine schöne und spannende Version.

Hat mir gefallen.
wieselmaus

 

Wanderer im schwarzen Wind; leise flüstert das dürre Rohr
In der Stille des Moors. Am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vögeln folgt;
Quere über finsteren Wassern.

Aufruhr. In verfallener Hütte
Aufflattert mit schwarzen Flügeln die Fäulnis;
Verkrüppelte Birken seufzen im Wind.

...
Georg Trakl „Am Moor“


Hm, wer Bourtange kennt und einige Jahre bei den Torfstechern im Emsland gelebt hat, dem ist die Geschichte des „frühen“ KZ Esterwegen („wir sind die Moorsoldaten …“) grauenvoller und mit Horror beladen als das Moor an sich. Und natürlich fällt mir – wie @wieselmaus die Droste und der Knabe im Moor ein. Dass da ein Kind sprich,t fällt mir schwer zu glauben wie schon Vorrednern und meine Distanz zum Horror ist ja kein Geheimnis. So tue ich, was ich kann, Flusen lesen,

liebes @Vulkangestein,

hier

Als ich aus dem Auto hüpfe und auf dem nassen Boden lande, spritzt der Matsch meine Hosenbeine hoch.
meine ich, spritzt der Matsch weniger die Hosenbeine hoch als „an“ den Hosenbeinen hoch

„Hallo Lena! Schön, dass ihr da seid. Kommt schnell rein und wärmt euch erst[...]mal auf. Scheißwetter, wirklich.“
(weil eigentlich ein verkürztes „erst einmal“, gilt natürlich einige Zeilen weiter unten auch
„Hier, nimm erstmal einen Schluck.“

„Und du bist zu städterisch geworden.
Ja, ausgerechnet das könnte Kindemund wortschöpfen!

Ohne Wort

Das war eines dieses Sumpflöcher, das ich dann Mama gezeigt habe.

Ich glaube, da war der Kobold wieder da.
Das zwote ist an sich entbehrlich

Ich schaue mich noch einmal rum, ob ich eine Kröte sehe.
um?

Es stinkt ein wenigKOMMA wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte.
„wie" leitet einen vollständigen Satz ein

Ich bleibe am Feuer sitzen, denn mir ist wirklich sehr kalt.

Vielleicht greifen sie nach denen, die unbedacht zwischen ihnen hin und herlaufen.
Besser vllt. „hin- und herlaufen“

Ähnlich hier

Ein klares, helles Licht – das auf und abtanzt.
auf- und abtanzt

Hm, würde zur Entschädigung für diesen wahrlich kleinen Beitrag den kleinen Finn bei der Hand nehmen und von Niedersachsen rüber nach Groningen spazieren und das Moor erklären. Die alte Festung Bourtange wird ihn interessieren und pannenkoek ist nicht zu verachten!

Tschüss & schönen Restsonntag wünscht der

Friedel

 

Gude @Nichtgeburtstagskind,
vielen Dank für deinen Kommentar! Deine präzisen Anmerkungen sind sehr hilfreich, ganz besonders am Anfang. Ich glaube, ich war selten mit einem ersten Absatz so unzufrieden. Der musste beim Schreiben irgendwie erstmal "weg", damit ich weitermachen kann :lol:

Eher sowas wie: Ich stoße die Tür auf und springe aus dem Auto. Der Matsch spritzt an meinem Hosenbein hoch, ein paar braune Tropfen landen sogar auf meiner Jacke.
Das gefällt mir da z.B. schon einmal sehr gut, das wird was in der Richtung werden.

Wir sind hier doch bei Horror und nicht bei seichten Grusel, oder? :peitsch:
Also wenn ich tatsächlich einen Gradmesser hätte angeben können, wäre ich wahrscheinlich nicht bei 100% Horror angekommen. Das wollte ich tatsächlich eher etwas seichter halten. Ein anderer Tag hat sich für mich aber auch nicht unbedingt aufgedrängt.

Ich finde, da hast du die Erzählstimme noch nicht so hundertprozentig gefunden.
Größtenteils ist dir das aber gelungen. Besonders als Finn immer weiter ins Moor läuft, immer mit den Gedanken an die Nähe zum Haus, da hab ich mich mit ihm verbunden gefühlt.
Freut mich, dass das zumindest in einigen Teilen gut klappt! Die Stelle mit dem Kobold hat's so als Darling reingeschafft, weil ich das irgendwie "knuffig" fand. Ich warte mal ab, ob und wie weitere Stimmen fallen, bevor ich mich trennen kann :sick:

Die meisten anderen Anmerkungen werde ich übernehmen, das klingt alles sinnvoll! Martina mehr Raum zu geben, wäre in dem Rahmen wahrscheinlich sinnvoll, da muss ich noch mal drüber nachdenken.

Gude @Fliege,
freut mich, dass du so schnell reingeschaut hast! Gleich am Anfang musste ich allerdings erstmal schlucken:

Und außer Namen und Titel und Besuch finde ich auch nichts wieder.
:sad:
Das war anders geplant.
Es ging mir darum, die zu Grunde liegenden Konflikte in ein anderes Setting zu übertragen. Aber vielleicht ist es auch so, dass ich andere Konfliktlinien erkannt habe, als du zu deiner Geschichte gedacht hast oder andere Schwerpunkte gesetzt habe - insofern ist es dann subjektiv bedingt ein Copywrite meiner Vorstellung / meines Verständnisses deines Textes.
Aber zumindest ist Aaron wieder aufgetaucht:
Ich kann jetzt nur vermuten, dass es Aarons Stimme ist. Das fände ich irgendwie cool, diese Backstory, die mir irgendwie durchzuschimmern scheint. Warum auch sonst hat Martina so viel Spielzeug? Ich glaub, diesen Psychogrusel mehr Raum zu geben, täte dem Horror in der Geschichte gut.
Das ist meine Idee. Spielzeug und alte Schokolade sollten darauf hinweisen, dass da vorher jemand war + seltsame Reaktion bzw. Vermeidungsstrategie des Sumpfes. Der Geist des im Sumpf Verlorengegangenen wird dann zum Irrlicht und quält auf seine Weise die anderen, während Martina diese Gefahr grundlegend ignoriert.
Und der Freundin erzählt sie halt, Aaron wäre bei seinem Vater, auf die Nachfrage. Dann würde sich auch das Spielzeug anfangs dem Leser gut erklären, sofern er sich dazu überhaupt eine Frage stellt. Vielleicht ist das aber auch viel zu einfach und banal für Horrorfreunde, ich kenne mich da ja nicht gut aus.
Diese Idee gefällt mir aber gut. Gibt dann noch einen etwas deutlicheren Hinweis.

Zur Erzählstimme:

Ich will aber betonen, dass ich es im Großen und Ganzen nicht nur mutig, sondern auch als gelungen empfinde, und das ist viel, richtig viel.
Freut mich sehr, dass das größtenteils funktioniert! An den markierten Stellen werde ich noch einmal feilen, ob das soweit passt.

Den Titel fand ich toll! Deiner ist so viel cooler als der meinige. Meno!
Ach Quark! Dein Titel ist super :shy:

So im Ganzen gesehen fände ich es irgendwie cool, wenn Martina Aaron im Sumpf verloren hätte und nun die Freundin loswerden will, um Finn als Ersatzkind zu behalten.
Haha, da hatte ich tatsächlich dran gedacht. Aber da ich erstmal beim Original bleiben wollte (wo sie Aaron ja nicht mit Finn ersetzen will), ist es erst einmal dabei geblieben, dass Aaron als Quälgeist für Finn und indirekt für dessen Mutter fokussiert ist.

Und ehrlich gesagt, mit dieser Art von Horror kann ich gut um.
Das freut mich, sollte auch kein Hardcore Horror werden diesmal (okay, ich schreib ja generell nicht so wirklich megagruselig, denke ich). Ich hoffe, in dem Sinne hat es insgesamt Spaß beim Lesen bereitet!

Liebe Grüße
Vulkangestein
P.S.: Vielen Dank für die vielen schnellen Kommentare, ich werde baldmöglichst auf alle genauer antworten :shy:

 

Gude @Vulkangestein

Also für Horror ist das, was ich lese dann doch reichlich zahm, da wäre mehr Würze pfefferiger gewesen. Das Ende kommt wenig überraschend, auch wenn es nur angedeutet wird.

Was mir auch fehlt, bzw was ich mir wünschen würde: einen stärkeren Bezug zu dem Droste-Gedicht: Der Knabe im Moor. Oder vielleicht sogar eine Anspielung auf den Herrn der Ringe, als Frodo im Moor versinkt und die Gesichter der Toten sieht.

Insgesamt mag ich die Geschichte. Du triffst den Kinderton meistens recht gut und hast der Fliege-Vorlage eine ganz eigene Wendung beigegeben. Was dir auch sprachlich gut gelingt.

Paar Stellen:

Eine schöne dicke mit vielen Warzen. Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied. Daher sind Kröten auch gar nicht hässlich, obwohl das viele immer sagen.
ganz schön lehrermäßig
Einen hölzernen Zug, Ritterfiguren, sogar ein kleines Spielzeugauto mit Fernsteuerung, dessen Batterien aber leer sind.
mm, ob der einen "Dessen-Nebansatz" denkt?
Der Boden zwischen ihnen wirkt hubbelig, bewachsen von dichtem Gras. Durch den Nebel wirkt das ganze grau, hie und da ragt eine verlorene Wurzel aus dem Boden empor.
wirken ist so ein Wort, das ich ohnehin ungern verwende, weil es unpräzise ist.
Vielleicht tanzen die Bäume ja miteinander, wenn keiner hinschaut. Und deswegen ist der Moorboden so weich!
sehr schön
„Und du bist zu städterisch geworden.
städtisch?
Er sitzt in Mamas Kopf und haut ihr manchmal von innen gegen die Augen und die Stirn und dann hat sie Kopfschmerzen. Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben, damit er aufhört.
starkes Bild
Es stinkt ein wenig wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte.
ok, und dann muss er furzen, oder?
Ich nicke, weil ich glaube, dass Martina will, dass ich nicke.
auch hübsch


Viele Grüße aus dem Regentaunus
Isgrims

(der sehr bald einen Vorschlag für ein Eckhaus-Treffen einstellen wird)

 

Gude @wieselmaus,
vielen Dank für deinen Kommentar! Die stilistischen Anmerkungen zur Kindersprache werde ich versuchen zu berücksichtigen :)

(Ich war einmal auf dem Droste-Hülshoff- Gymnasium :)) ? Natürlich der Knabe im Moor.
Stimmt, da kann man schnell dran denken. Habe ich mich auch wieder erinnert, in der 8. oder 9. Klasse eine Gedichtsinterpretation geschrieben zu haben - die ich sogar noch habe (digitale Zeiten juchei). Ich meine mich erinnern zu können, dass das eines der ersten Gedichte war, wo ich mich nach näherer Beschäftigung doch einigermaßen begeistern konnte (ich war wirklich kein Freund der Lyrik).

Fazit. Mit ein paar Kürzungen und der Vertiefung des Grundkonflikts wird das eine schöne und spannende Version.
Die weitestgehende Leerstelle habe ich in Hinblick auf die Vorlage gelassen. Es gibt Andeutungen und eine Figur fehlt ja dem Namen nach ganz, sodass sich hier quasi die Leser:innen auch auf die Reise zurück zum Original begeben können, um herauszufinden, was dahintersteckt. Aber ein direkter Zugang wäre wahrscheinlich für die Betrachtung an sich sinnvoll, z.B. wie Fliege selbst vorgeschlagen hat.


Gude @Friedrichard,

Hm, würde zur Entschädigung für diesen wahrlich kleinen Beitrag den kleinen Finn bei der Hand nehmen und von Niedersachsen rüber nach Groningen spazieren und das Moor erklären. Die alte Festung Bourtange wird ihn interessieren und pannenkoek ist nicht zu verachten!
so klein war er nun gar nicht, deine Anmerkungen habe ich sehr gerne direkt in den Text übernommen. Bezüglich des hin und herlaufens bin ich auf den Dudenverweis gestoßen, dass "hin und her laufen (ohne bestimmtes Ziel, ständig die Richtung wechselnd), aber : hin- und herlaufen (hin- und wieder zurücklaufen)". In diesem Fall würde ich mich wohl für das ziellose entscheiden, aber ohne deine Nachfrage hätte ich mir diese Feinheit gar nicht erst bewusst gemacht.
Ich denke zudem, dass dieser kleine Finn sich sehr über eine Erklärung des Moores freuen würde, insofern in seinem Namen ein Danke! :D

Gude @Isegrims,
vielen Dank für deinen Kommentar! Kleinere Sachen werden wahrscheinlich direkt in den Text wandern, zum Rest in Folge.
Mit dem Horror-Tag habe ich der Geschichte wahrscheinlich keinen großen Gefallen getan. Ich würde Stand jetzt lieber den Tag als die Story selbst ändern, da mir jetzt z.B. Gruselvisionen im Moor nicht sinnvoll erscheinen.

Was mir auch fehlt, bzw was ich mir wünschen würde: einen stärkeren Bezug zu dem Droste-Gedicht: Der Knabe im Moor. Oder vielleicht sogar eine Anspielung auf den Herrn der Ringe, als Frodo im Moor versinkt und die Gesichter der Toten sieht.
Solche Bezüge können durchaus Leselust wecken und man sich daran erfreuen. Aber für die Geschichte, die ich erzählen wollte, wäre ihr Nutzen meinem Eindruck nach nicht ausreichend groß, um sie nicht einfach als aufgepropft wahrzunehmen.

ok, und dann muss er furzen, oder?
Richtig ;)

starkes Bild
Freut mich! Dann steht es bis jetzt bei der Stelle wieder unentschieden, wenn ich das bisher richtig gesehen habe.

(der sehr bald einen Vorschlag für ein Eckhaus-Treffen einstellen wird)
:bounce:


Vielen Dank für eure Eindrücke!
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Vulkangestein,

ich mochte die Stimmung des Abgeschiedenen, sich bewegen auf ungewohntem Terrain, mit dem Moormatsch ja auch im Wortsinne. Statt auf die Fresse gibt es eher diese konstante Aura des "Irgendwas ist hier merkwürdig", das fand ich gut erzählt, aber so richtig steigert sich das nicht. Die Spannungsschraube zieht natürlich an, wenn Finn diesen Irrlichter-Jungen da im Moor um Hilfe rufen hört, aber für mich wird das nicht zu einer befriedigenden Auflösung geführt, alles wieder auf Null und dann ist die Mutter verschwunden.

Was Martina will - ob sie etwas will - und das Ende bleiben offen. Das ist immer eine persönliche Entscheidung, das muss man im Zweifelsfall gegen die Stimmen einfach durchsetzen, denen es zu offen bleibt. Ich glaube aber, gute offene Enden sind solche, die es eigentlich gar nicht sind, bei denen sich entweder aus dem zuvor Erzählten oder aus ihnen selbst heraus ergibt, was als nächstes passiert. Für mich ist das hier nicht der Fall, auch in Verbindung damit, dass zumindest ich nicht so recht verstehe, warum Martina tut, was sie tut.

Der Geist des im Sumpf Verlorengegangenen wird dann zum Irrlicht und quält auf seine Weise die anderen, während Martina diese Gefahr grundlegend ignoriert.
Aber warum macht sie das?

Ansonsten klar, Kinder als Prots sind echt eine Herausforderung. Insgesamt halte ich das schon für recht gelungen, wie du das hier machst. Ein paar Stellen zum Nachjustieren sind mir aber auch aufgefallen.

Als ich aus dem Auto hüpfe und auf dem nassen Boden lande,
Da war ich kurz verwirrt und wollte "hüpfen" als falsches Wort markieren, weil sich erst im Nachhinein klärt, dass der Erzähler ein Kind ist:

die beinah so hoch wie Mama ist.

Dafür, dass man nicht schmatzen soll, schmatzt der Matsch ganz schön viel auf dem Weg dorthin
Komischer Gedanke für ein Kind. Auch dieses Literarische, die mehrfache Bedeutung von Schmatzen so zu nutzen, klingt mehr nach einem Erwachsenen, der sich überdurchschnittlich viel mit Sprache beschäftigt.

Die Ritter könnten den Zug überfallen. Raubritter gab es ja. Aber so richtig heldenhaft ist das nicht.
Hier ähnlich: Ich höre recht klar den erwachsenen Autor, der versucht, es durch einfach gehaltene Sätze kindlich klingen zu lassen. Dieser Nachschub "so richtig heldenhaft ist das nicht" klingt zu sehr nach Literatur. Und dass Ritter in eine andere Zeit gehören als Züge, haben die meisten in dem Alter glaube ich auch schon drauf, er ist ja nicht drei.

hie und da
Nicht kindlich.

das dichte grünen Gras

immer wieder grüne Einsprengsel
Das letzte Wort ist so ein Fremdkörper.

Es stinkt ein wenig wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte
, wie / der Furz-Witz geht zu Lasten der Stimmung

Schnell drehe ich mich umher.
herum

sehe ich das Licht. Zwischen ihnen sehe ich nur in einiger Entfernung Licht in einem

Es gibt hier sonst so wenige mit denen man spielen kann.“
wenige,

Die eisige Kälte des Wassers schießt mir durch den Oberkörper und die Arme.
N.k.

Ich spüre wie mir die Tränen kommen.
spüre,

und ich glaube in
und ich glaube, in

ein klarer, heller Lichtstrahl einer Taschenlampe.
der klare, helle

und geht mir zurück
mit


Viele Grüße
JC

 

Gude @Proof,
vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir die Grundstimmung gefällt. Zugegebenermaßen ist da noch etwas Luft nach oben, was die Steigerung anbelangt, da wollte ich es vielleicht etwas zu kurz halten (bzw. andere Schwerpunkte setzen; ob das die richtigen waren, weiß ich nicht).

Du sprichst einen großen Knackpunkt an:

Für mich ist das hier nicht der Fall, auch in Verbindung damit, dass zumindest ich nicht so recht verstehe, warum Martina tut, was sie tut.
Sie ignoriert, was mit Aaron passiert ist und sie ignoriert, dass "er" jetzt als Irrlicht Böses tut. Das habe ich angelehnt an die Martina der Vorlage, die ignoriert, dass Aaron auf gut Deutsch gesagt ein teuflisches Balg ist. Um diese Verdrängung zu beenden, müsste sie zunächst erkennen, dass sie selbst Fehler gemacht hat (in dieser Geschichte, Aaron im Moor spielen zu lassen) und sich dann bewusst machen, wohin das führt bzw. was Aaron tut. Das würde weh tun.
Mein Eindruck ist, dass ich ein paar Brotkrumen dafür ausgelegt habe. Es hilft aber wahrscheinlich auch, wenn man die Vorlage im Kopf hat.

Ein paar Stellen zum Nachjustieren sind mir aber auch aufgefallen.
Vielen Dank für die umfangreiche, präzise Sammlung! Da werde ich gerne nachjustieren.


Hat sich sehr über deinen Besuch gefreut
Vulkangestein

 

Hey @Vulkangestein,

frisch aus dem Urlaub, geht's mit deiner schönen Geschichte weiter. :) Bei Terra X kam neulich eine Sendung über Irrlichter auf Friedhöfen und in Mooren, die Rolle des aufsteigenden Methans und wie sich die Menschen diese Flämmchen aus dem Nichts als übernatürlich erklärten. Gefällt mir, dass du diese Erscheinungen als Grundlage für eine Geschichte gewählt hast.

Textstellen:

Ich springe aus dem Auto auf nassen Boden, Matsch spritzt meine Beine hoch. Es regnet in Strömen. Ich schaue mich um. Der große Hof ist von einer bröckeligen Steinmauer umgeben, die beinah so hoch wie Mama ist.
Schöner Einstieg.
„Es hat den ganzen Morgen in Strömen geregnet.“ fände ich stimmiger: denn er schaut sich in Ruhe um, hat gute Sicht, betrachtet die Kröte, Mama kniet sich vor ihm hin – das alles sehe ich nicht im strömenden Regen.

Sie versucht mir den Schlamm von der Hose zu streifen
Könnte weg.

Kommt schnell rein und wärmt euch erst mal auf.

Drinnen setzt uns Martina erst einmal in ein großes Zimmer mit Kamin.

„Hier, nimm erst mal einen Schluck.“
:Pfeif:
„erst“ 5x im Text.
„Generell verwendest du für mein Gefühl auch zu häufig „einmal“, „manchmal“ und „mal“.

und neugierig gehe ich an die Scheibe, um hinauszuschauen.
"neugierig" ist etwas tellig.
Könnte weg.
Jetzt hängt dichter Nebel in der Luft, durch den ich gerade so die nächsten Bäume sehen kann. Der Boden zwischen ihnen sieht hubbelig aus, bewachsen von dichtem Gras. Durch den Nebel ist alles grau, hie und da ragt eine verlorene Wurzel aus dem Boden empor.
Gefällt mir gut, wie du die Umgebung durch Finns Augen zeigst.
"Nur hieR und da"
Ich glaube, der Kobold ist wieder da. Martina wendet sich Mama zu, hakt sich bei ihr unter und sie gehen ins Haus.
Wegen dem Kobold: Er sitzt in Mamas Kopf und haut ihr manchmal von innen gegen die Augen und die Stirn und dann hat sie Kopfschmerzen. Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben, damit er aufhört.
like
Das Feuer kommt vor mir wieder zum Stehen. „Weine nicht, kleiner, dummer Junge. Denn weißt du …“, und die Flamme kommt näher und ich glaube in den Feuerzungen ein breites Grinsen zu sehen. „Dort, wo die Menschen am meisten weinen, wird das Moor noch tiefer und tiefer. Und bald bist du verschwunden.“
:sconf: Sehr cool.

Ich sage ganz oft, wie leid es mir tut, aber Mama sagt gar nichts und geht mir zurück zum Haus.
Schön gezeigt, sein Schuldempfinden und die Sorge, seine Mutter könnte sauer sein.
"Mama geht MIT mir zurück zum Haus"

Noch ein Schrei. Mama geht vor mir in die Hocke. „Ich muss nachsehen, wer da ist.“
„Geh nicht! Das ist ein Trick!“
„Finn, jetzt bitte keine von deinen Geschichten. Wenn da ein Kind wie du im Moor steckt, muss man ihm helfen.“ Sie steht auf. „Martina, lass Finn bitte nicht mehr aus dem Haus!“ Dann wendet sie sich ab und geht los. Im Moor ertönt wieder der Schrei.
Ja, hier dachte ich schon: Warum geht nicht Martina zurück, die sich doch viel besser im Moor auskennt? Aber Martinas seltsames Verhalten erklärt es dann. Mama könnte sich für mein Gefühl etwas mehr wundern, dass Martina keine Anstalten macht, anstelle von ihr ins Moor zu gehen.

drei großen Tafeln Schokolade. Sie öffnet eine Verpackung und drückt sie mir in die Hand. Ich habe keine Lust,
Ich habe keine Lust -> vielleicht Appetit

Ich nicke, weil ich glaube, dass Martina will, dass ich nicke. „Sehr schön. Iss nur.“ Dann geht sie aus dem Zimmer.
Voll erdrückend. Gut gemacht.

„Du willst ins Moor?“ Martinas Blick verändert sich. Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen. „Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Den Satz könntest du ins Gegenteil bringen. Finn soll nicht gehen, soll bei ihr bleiben. Sie würde sich ab sofort um ihn kümmern. Das würde Martinas Intention erklären, sie will Finn als Ersatzkind. Aber dass eine Kraft aus dem Moor sie lenkt, gefällt mir auch. :)

Gern gelesen. Der Horrorfaktor ist gering.
Trotzdem gut, dass ich kein Moor in der Nähe habe. Musste früher nach der Schule an einem keinen Waldstück vorbei. Und nach Blair Witch Project... :sad:
Wirklich gruselig sind immer die Menschen hinter den Geschichten.

Weicheigrüße
wegen

 

Moin, moin - magst Du noch einen Kommentar? Ich war auch nicht sicher, immerhin ist es Horror, aber die Ausgangsgeschichte habe ich noch gut im Kopf, mir juckt es immer noch in den Händen, dem Bengel gleich noch eine zu scheuern und höre schon die Sirenen. Also doch lieber Deine Version kommentieren.

Ich schaue mich um. Der große Hof ist von einer bröckeligen Steinmauer umgeben, die beinah so hoch wie Mama ist.
Ich wollte mich schon über den seltsamen Ton und wenig schönen Ausdruck wundern (das kenn ich von Dir ganz anders), aber Kinderstimme, da ist der Maßstab natürlich anders.

Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied.
Und ich glaube, ich mag ihn, welch eine schöne Logik.

Beinah doppelt so groß wie unseres, dabei verdient Mama Geld mit den Besuchern in der Pension, Martina nicht.
Da klingelt in meinem Hinterkopf eine Warnglocken - so reflektiert denkt der Knirps doch noch nicht, oder?

Aber Mama ist wohl gerade nicht nach schimpfen, zumindest nicht mit dem Matsch.
zumindest nicht, wenn er noch so denkt ...

Drinnen setzt uns Martina erst einmal in ein großes Zimmer mit Kamin. Das Haus ist wirklich alt, Mama hat es ein „Herrenhaus“ genannt. Ein schönes Haus!
„Aber mitten im Moor, ist das bei diesem Wetter nicht arg trist?“
Umgehst Du hier mit Absicht den Ansatz - unheimlich. Denn das wird es ja sein, oder?

Er ist momentan bei seinem Vater und hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du dort spielst. Du findest bestimmt etwas für dich. Das ist spannender als unsere Erwachsenengespräche.“
sorry, ich habe absolut keine Kommentare hier gelesen, also falls es sich doppelt, oder Du einfach keine Lust auf den Kleinkram hast, ignoriere mich einfach ...

Die Ritter könnten den Zug überfallen. Raubritter gab es ja. Aber so richtig heldenhaft ist das nicht.
Ich denke mir, Du willst hier die Grundlage für "Das Held sein" legen, aber ich gestehe, es ist mir zu nebulös. Aber weist ja, ist arg subjektiv ...

Es hat aufgehört zu regnen und neugierig gehe ich an die Scheibe, um hinauszuschauen.
Ich bin am zweifeln, ist kindlich wirklich so umständlich? Ich habe es noch nie probiert, bin also eher an Wissen/Erfahrungen interessiert, ist gar kein Gemecker.

Der Boden zwischen ihnen sieht hubbelig aus, bewachsen von dichtem Gras.
Ich liebe das Wort "hubbelig"

Da kannst du versinken oder verlorengehen …“
„Ach, Lena, das stimmt doch so gar nicht“, warf Martina ein. „Du bleibst höchstens stecken, wenn du eine besonders tiefe Stelle erwischst. Dann darfst du nicht zu sehr bewegen und viel Schlimmeres wird dir nicht passieren.
Und ich halte mich schon für eine abgebrühte Mutter - mir schwant Schlimmes

„Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt Martina. Sie schaut einen Moment komisch an Mama vorbei.
Klasse, wie Du das alles offen lässt. Das Grausen, die dunklen Ideen laufen nur in meinem Kopf ab, super. Okay, für richtige Horrorfans ist das wahrscheinlich zu brav, aber für mich Weichei -gruselig!

Ich springe von Hügelchen zu Hügelchen, bin ein Riese im Moor, aber einer, der Gutes tut und nach den Kröten und Libellen schaut und sie alle beschützt!
Hier hätte der Heldenwunsch schön reingepasst.

Auf einem Hügel sehe ich unter mir eine große schlammige Pfütze.
Ist das richtig rum? Irgendwie ja, aber schon recht verdreht, oder? Vielleicht von einem Hügel?

Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben, damit er aufhört.
nette Erklärung für Kopfschmerzen

Ich glaube, es war gut, dass ich Mama das Sumpfloch gezeigt habe, denn jetzt weiß sie, dass ich aufpasse und sie muss sich etwas weniger Sorgen machen!
Auch so eine Frage, gegen Dein sonstiges Schreiben sind hier viel mehr Füllwörter, Relativierungen und sowas - gehört das auch zu der kindlicheren Sprache/Denke?

Das Licht bleibt an Ort und Stelle, es sieht beinah aus wie ein kleines Feuer. Ich bin schon ganz nah, da hüpft das Licht nach hinten, zwischen die Bäume. Aber ich kann es noch sehen. Das ist noch in Sichtweite des Hauses, ganz sicher. Ich laufe am ersten Baum vorbei.
Ich gestehe, schön kann ich dies Schreibe/Denkweise rein vom Satzbau her nicht finden. Aber wenn es so muss, vielleicht sollte ich das auch mal probieren, dann ziehe ich wahrscheinlich meine kritischen Anmerkungen hier schnell zurück. Nimm´s also als Ahnungslosigkeit und Neugierde.

Es riecht hier gar nicht mehr nach dem Regen von gestern. Es stinkt ein wenig
:Pfeif:

„Magst du mit mir spielen? Es gibt hier sonst so wenige mit denen man spielen kann.“ Ich sehe ihn immer noch nicht. Aber er muss noch weiter weg vom Haus sein.
„Ich kann leider nicht. Ich muss jetzt zurück, sonst bekomme ich Ärger.“
Hier geht der Grusel richtig los. Da gehen im Kopf natürlich alle Lampen an. Der Sohn? Ein Geist, ?

Mittendrin ein Junge, der mit den Füßen bis über die Knie im Moor steckt. „Ich sehe dich! Ich kann Martina holen, sie kennt sich mit Sumpflöchern aus. Sie kriegt dich da bestimmt raus.“
„Aber mir ist so kalt!“
Geschickt gemacht, das Locken ...

„Bitte, hilf mir! Du bist dann mein Held!“
Ein echter Held. Es ist wirklich schon sehr kalt geworden. Die Mama von dem Jungen ist bestimmt zu weit weg, sonst hätte er sie schon gerufen.
Ha, da ist es, das Held sein wollen, als Beweggrund, ja halte ich für Glaubhaft.

Das Moor ist hier schon tief. Bei jedem Schritt wird meine Hose bis zum Knie nass. Den Jungen sehe ich nicht. Die Bäume habe ich schon ein gutes Stück hinter mir gelassen.
he, ich hatte gar nicht vor, WW zu zeigen, die springen mich an, kann nix dafür.

Die eisige Kälte des Wassers schießt mir durch den Oberkörper und die Arme. Ich springe hoch, doch etwas zieht an meinen Füßen, packt mich an den Hacken. Schlamm klebt mir im Gesicht, an der Nase. Ich schnappe nach Luft, reibe den Dreck weg, damit ich wieder atmen kann, während irgendwas unter mir mich greift …
Also spannend und rasant finde ich die Szene .... aber, naja, Kindersprache halt. Ich bin einfach die falsche Kritikerin für Deine Geschichte, verzeih, aber jetzt mach noch fertig.

Die Stimme klingt schrill. „Mama?! Du Weichei. Verlierer.“
Das Licht kommt zwei Meter vor mir zum Halt. Es ist eine kleine Flamme, die einfach so in der Luft umherspringt.
aber immerhin grusel ich mich fein.

Ich höre ein Lachen. Wie das von Kindern in der Schule. Zu einer Stimme gesellen sich mehr dazu, ein ganzer Kinderchor, sie alle lachen, lachen mich aus.
Warum machst Du es so allgemein? Zumindest am Anfang, als Steigerung? Interessant, merke ich mir!

„Dort, wo die Menschen am meisten weinen, wird das Moor noch tiefer und tiefer. Und bald bist du verschwunden.“
schön schaurige Idee

Ich packe mit meiner rechten Hand etwas Schlamm und schleudere ihn in die Flamme. „Lass mich in Ruhe!“
Na endlich, ich sag doch, ich mag Deinen Knirps.

Ein lauter, heller Kinderschrei. Jemand ruft um Hilfe.
Brrr. Okay, man kann also noch steigern ...

„Martina!“, ruft Mama. „Wer ist das?“
Martina sieht sie nur an.
„Martina!“
Keine Regung.
„Verdammt.“
Noch ein Schrei. Mama geht vor mir in die Hocke. „Ich muss nachsehen, wer da ist.“
„Geh nicht! Das ist ein Trick!“
„Finn, jetzt bitte keine von deinen Geschichten.
Ne, das ist so ähnlich wie die Krimiszene mit der Kellertü
r. Kein vernünftiger Mensch würde dort hinunter gehen. Aber okay, was der Regie billig, sei dem Autor ...

Martina ist kurz weg und kommt dann wieder mit drei großen Tafeln Schokolade. Sie öffnet eine Verpackung und drückt sie mir in die Hand. Ich habe keine Lust, aber Martina bleibt neben mir stehen und sieht mich an. Also beiße ich ein Stück ab. Sie schmeckt alt und irgendwie staubig.
Ha, die Stelle mag ich am Liebsten, schön, wie Du das ewige Trostmaterial aus Flieges Geschichte hier einbaust, schön passend zum Horrortag.

Wird seltsam. Es ist, als würde sie jemanden anschauen, der hinter mir steht, aber dabei mich ansehen.
Häh? Ich denke, ja verstehe was Du meinst. Aber sehr umständlich, oder?

Ich nicke langsam, dann öffne ich die Tür. Keine Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich muss jetzt Mama finden. Vielleicht werde ich doch noch ein Held.
Danke, das Du auf eine Steigerung in die Horrorrichtung verzichtest. So kann ich mir erträumen, dass es gut ausgeht.

Deine Idee mag ich, die kindliche Stimme ist nicht so meines, aber das muss ich einfach mal im Auge behalten und ist nicht Dein Problem. Also insgesamt ein prima Copy.
Danke für Deine Geduld
liebe Grüße
witch

 

Gude @wegen,
... ruft's aus der Gruft. Sorry, hat etwas lange gedauert.

Gefällt mir, dass du diese Erscheinungen als Grundlage für eine Geschichte gewählt hast.
Das Irrlicht ist zugegebenermaßen schon eine gewisse Zeit als Plotbunny durch meinen Kopf gehopst. Zur Copy-Idee hat es dann super gepasst :D

„erst“ 5x im Text.
„Generell verwendest du für mein Gefühl auch zu häufig „einmal“, „manchmal“ und „mal“.
Huch, danke für die Anmerkung. Habe da erst einmal gründlich ausgedünnt, damit Leser:innen nur noch manchmal das Gefühl haben nur einmal eine Abwechslung zu bekommen.

"Nur hieR und da"
hie und da gibt's auch :) Von der Bedeutung ist es, meine ich, auch gleich ("an manchen Stellen"). Aber für mich klingt "hie und da" weniger fokussiert, während "hier und da" auch genau zwei Orte bezeichnen könnte.
Aber das ist absolut subjektives Sprachgefühl :lol:

Freut mich sehr! Die Stelle ist nicht nur auf Liebe gestoßen, da sie auch etwas weit ausholt für das Bild. Aber mir gefällt's auch :)

Finn soll nicht gehen, soll bei ihr bleiben.
Hehe, die Idee hat mir auch gefallen. Aber ich wollte es hier beim Spiel mit der Vorlage belassen und die dortige Motivation beibehalten.

Musste früher nach der Schule an einem keinen Waldstück vorbei. Und nach Blair Witch Project... :sad:
Oh je, das stelle ich mir auch nicht so einfach vor :lol:

Vielen Dank für deinen Kommentar!


Gude @greenwitch,
auch hier ein kurzes sorry vorweg, dass es so lange still war.

Ausgangsgeschichte habe ich noch gut im Kopf, mir juckt es immer noch in den Händen, dem Bengel gleich noch eine zu scheuern und höre schon die Sirenen.
Die ist echt einprägsam. Ein sehr schöner Fund für mich beim Nachlesen, was ich kopieren könnte.

Kleinkram
Den nehme ich sehr gerne. Schneller kommt man nicht zu Fortschritten bei der Textarbeit, auch wenn sie "klein" sind :D

Klasse, wie Du das alles offen lässt.
Freut mich, dass es dir gefällt. Ist ja bei mir manchmal so ein Münzwurf, ob ich das richtig treffe oder unnötig unverständlich mache.

nette Erklärung für Kopfschmerzen
Yes! Damit habe ich für meine interne Abstimmung genug Stimmen, um die Stelle drin zu behalten. Sie holt vielleicht etwas weit aus, aber ich mag das Bild. Da darf man auch sein Darling behalten, finde ich :lol:

gehört das auch zu der kindlicheren Sprache/Denke?
Das ist eine gute Frage, denn ich habe mir das nicht bei jedem Satz konkret überlegt und muss jetzt mal genauer darüber nachdenken. Ich denke, du hast es sehr gut getroffen, als du die Diskrepanz zwischen zwei seiner Äußerungen festgestellt hast. Es gibt die Kindersprache, die etwas umständlich ist und nach den passenden Worten sucht; es gibt aber auch Kindersprache, die vor allem erst einmal kurz ist. Letzten Endes wahrscheinlich wieder die (dann offensichtlich erscheinende) Erkenntnis: "die" Kinderstimme gibt's so auch nicht.
Am wichtigsten ist wahrscheinlich die Kohärenz. Wenn ich an "Drynwen" denke, gab es glaube ich kaum Beschwerden über seine Sprache - dabei denkt Sean an einigen Stellen m.E. schon schräg und nicht unbedingt kindgerecht. Aber, soweit ich das selbst einschätzen darf, er war darin ziemlich kohärent. Deswegen hat's gepasst.

Soweit mal mein gedanklicher Ausflug, vielleicht auch nur zum Sortieren für mich selbst. Vielen Dank für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Lieber @Vulkangestein ,
heute herrscht hier wettermäßig die perfekte Stimmung für deine Moorgeschichte.
Du hast dir eine meiner absoluten Lieblings-Fliege-Geschichten ausgesucht und ich finde deine Umsetzung als Copywrite gelungen.
Ich verstehe das so, dass sich die Boshaftigkeit und soziale Schläue von Aaron aus der Ursprungsgeschichte hier in dem Irrlicht personifiziert. Finns Mutter ahnt die Gefahr, lässt sich aber, wie im Original von Martina ihre Gefühle ausreden. Am Ende rettet sie zunächst Finn, wird aber von dem "Aaron-Geist" in eine Falle gelockt und versinkt möglicherweise im Moor, während sie im Original "in Scham versinkt" bzw. zumindest bekommt ihr Selbstbild einen kräftigen Knacks. In Finn selbst finde ich den kleinen geliebten, naiven Jungen wieder, der so gerne ein Held sein möchte und allen bösen Tricks auf den Leim geht. Im Original erschreckt er am Ende vor seiner Mutter, hier zweifelt er an ihr und es deutet sich an, dass er mit ihr untergeht. Martinas verzerrte Wahrnehmung ihres Sohnes wird hier ganz unheimlich. Man fragt sich, ob sie im Banne des bösen Irrlichtes oder mit ihm im Bunde ist.
Ich könnte mir vorstellen, dass Elemente aus deiner Geschichte nach dem Bergurlaub in den Alpträumen von Finns Mutter auftauchen.
Und ich habe mich gefragt, ob Aaron wirklich bei seinem Vater ist, oder ob er möglicherweise im Moor ertrunken ist.
Als Erzähler hast du hier Finn selbst gewählt und ich höre da so einen kleinen Jungen, der einem den ganzen Tag das Ohr abquatscht mit seinen Überlegungen in Bezug auf die Welt und das Leben an sich. Er hat keine Geschwister sondern redet überwiegend mit seiner Mutter. Da schleichen sich ein paar altkluge Erwachsenenredewendungen ein, das passt schon.

Bei Kröten sind Warzen etwas ganz anderes als bei Menschen. Zu denen gehören sie nämlich, das ist der Unterschied. Daher sind Kröten auch gar nicht hässlich, obwohl das viele immer sagen.
Schöner Einstieg, auch um Finns Gedankenwege zu zeigen. Sehr lieb.
Mama kniet sich vor mich. Sie versucht mir den Schlamm von der Hose zu streifen, verteilt ihn aber nur mehr auf dem Stoff. Seufzend gibt sie auf und schüttelt den Kopf.
Ich glaube, dass ihn das Fettgedruckte eigentlich nicht interessiert. Das ist für die Mutter interessant.
Er ist momentan bei seinem Vater und hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du dort spielst. Du findest sicher etwas für dich.
Erstmal eine interessante Idee. Aaron ist gar nicht da. Schöne Überraschung, wie du ihn dann wieder reinholst.
„Ach, Lena. Du bist jetzt im Urlaub. Lass den Dreck dann mal meine Sorge sein.“
Hier findet man Martina auch wirklich noch nett, das Beschwichtigende fürsorglich.
Jetzt hängt dichter Nebel in der Luft, durch den ich gerade so die nächsten Bäume sehen kann.
kindlicher wäre für mich: "ist da dicker ..."
„Ach, Lena, das stimmt doch so gar nicht“, warf Martina ein. „Du bleibst höchstens stecken, wenn du eine besonders tiefe Stelle erwischst. Dann darfst du nicht zu sehr bewegen und viel Schlimmeres wird dir nicht passieren. Wenn Finn nach uns ruft, können wir ihm da leicht wieder raushelfen.“
Okay, die Martina bagatellisiert die Gefahr. Das kommt einem schon merkwürdig vor.
Hast du Aaron auch im Moor spielen lassen?“
Hier eine kleine Ahnung, ob Aaron vielleicht doch im Moor ...?
Und du bist zu städterisch geworden.
städtisch?
Als ich ihn herausziehen will, ist es, als wäre da jemand auf der anderen Seite, der den Ast gegriffen hätte.
schön. Die Natur wird hier schon so wesenhaft.
Wegen dem Kobold: Er sitzt in Mamas Kopf und haut ihr manchmal von innen gegen die Augen und die Stirn und dann hat sie Kopfschmerzen. Das wird besonders schlimm, wenn sie sich Sorgen macht und manchmal muss sie dem Kobold dann ein paar weiße Tabletten zum Füttern geben,
gefällt mir auch sehr gut. müsste es nicht heißen "zum Essen geben"?
Ich glaube, es war gut, dass ich Mama das Sumpfloch gezeigt habe, denn jetzt weiß sie, dass ich aufpasse und sie muss sich etwas weniger Sorgen machen!
Das ist so ein Satz, wo ich, wie in so einem Film, eine Kinderstimme aus dem Off höre.
Das ist noch in Sichtweite des Hauses, ganz sicher. Ich laufe am ersten Baum vorbei. Er sieht knorriger aus als die Bäume im Park, als hätte er sich irgendwann entschieden, in sich selbst zu wachsen statt hoch hinaus. Das Licht macht noch einen Satz nach hinten.
Noch etwas näher ran.
Es riecht hier gar nicht mehr nach dem Regen von gestern. Es stinkt ein wenig wie wenn ich zu viel von Mamas Bohneneintopf hatte.
Schön, wie du das an dieser Stelle immer bedrohlicher werden lässt, auch den Geruch mit einbeziehst um zu zeigen, dass da was kippt. Man ahnt es ja von Anfang an und will ihn doch stoppen.
„Magst du mit mir spielen? Es gibt hier sonst so wenige mit denen man spielen kann.“
schön aufgegriffen aus dem Original. Ein Kind, dass keinen zum Spielen hat.
„Ich will eigentlich auch nicht spielen. Aber ich glaube, ich stecke fest. Kannst du mir helfen?“
Und auch hier schimmert für mich der Aaron aus dem Original durch, der, wenn man ihn wohlwollend betrachtet, vermutlich wirklich feststeckt. Aber es ist nur eine böse List. Es geht darum, den Kleinen ins Verderben zu locken und zu verspotten.
Wollte doch nur dem Jungen helfen, jetzt stecke ich selbst fest. Ich sehe mich um.
Das finde ich nun sprachlich sehr gemütlich. Da könnte etwas mehr Drama rein.
Ich spüre wie mir die Tränen kommen.
Auch das ist in Anbetracht der Panik, die er haben müsste, recht umständlich.
Das Feuer kommt vor mir wieder zum Stehen. „Weine nicht, kleiner, dummer Junge. Denn weißt du …“, und die Flamme kommt näher und ich glaube in den Feuerzungen ein breites Grinsen zu sehen. „Dort, wo die Menschen am meisten weinen, wird das Moor noch tiefer und tiefer. Und bald bist du verschwunden.“
Schön fies. Noch böser als böse.
Ich habe keine Lust, aber Martina bleibt neben mir stehen und sieht mich an. Also beiße ich ein Stück ab. Sie schmeckt alt und irgendwie staubig.
Die Schokolade toll aufgegriffen. Ist Aaron vielleicht wirklich tot? Sonst wäre die Schokolade bestimmt nicht staubig geworden.
„Das Moor ist nicht gefährlich, dort kann nichts schlimmes passieren“, sagt sie dann und ich weiß nicht wirklich, ob sie mit mir spricht. „Geh ruhig spielen.“
Sie schickt also beide ins Moor. Die Motivation dafür ist, dass sie selbst durch das Böse im Moor hypnotisiert ist? Die anderen Kommentare habe ich nur überflogen, aber die Möglichkeit, dass sie die Mutter wegschickt und Finn bei sich behält, fände ich auch gut. Aber dieses Ende funktioniert in jedem Fall. Ich habe das gerne gelesen und hatte auch Spaß daran, die Parallelen zu der Geschichte von Fliege und die Anspielungen zu entdecken.

So, die Sonne kommt raus. Zeit für einen kleinen Matschspaziergang.

Einen schönen Sonntag dir, @Vulkangestein, :)
Chutney

 

Gude @Chutney,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich habe mich sehr darüber gefreut, wie du die Verbindungen zum Original gezogen hast. Hatte gehofft, dass diese "Suche" Spaß macht und freut mich, dass das für dich funktioniert hat.
Am stärksten interpretiert habe ich wohl an der Stelle, was die Motivation von Martina angeht. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass sie die Augen vor Aarons Unwesen verschließt (wie im Original) - und das, weil sie sich dann auch mit eigenen Fehlern auseinandersetzen müsste (Interpretation). Hier hat sie Aaron immer im Moor spielen lassen, bis schließlich das Schlimmste passiert ist. Aber Martina beharrt darauf, dass im Moor nichts gefährliches passieren kann. Diese Verdrängung wollte ich durch stoische Wiederholung des gleichen Satzes und die entrückten Blicke ausdrücken. Mein Eindruck ist, dass das unterschwellig einigermaßen funktioniert.
Über die Interpretation könnte man sich natürlich unterhalten. Die Ausgangssituation ist ja eine sehr komplexe und ich denke, Flieges Geschichte ist in dieser Hinsicht facettenreicher. Für die Metaphorik hat die Auswahl aber geholfen, denke ich.

Gerade deine hilfreichen Anmerkungen zu den etwas müden Sätzen inmitten der dringlichen Situation habe ich mir gespeichert und werde mal schauen, ob ich das noch etwas frisieren kann!


Danke für deinen Besuch im Moor und viel Spaß in der Sonne :bounce:
Vulkangestein

 

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