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Warum man glücklich mit J schreibt.

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09.04.2018
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Warum man glücklich mit J schreibt.

Als er 6 oder 7 Jahre alt war lernte er das erste Mal das Namenskettenspiel bei einem Freizeitcamp kennen, und er wusste schon jetzt, dass es heute wieder kommen würde.


Mit einigen Extrarunden und großen Anstrengungen hatte Jacob es ins Ziel geschafft. Es ging in die Oberstufe.
Witzig wie man Dinge, wie den Übergang in die Oberstufe, als so wichtig erachtet, doch aus der retroperspektive, sie eigentlich doch nur kleine Hürden auf einem langen Weg waren. Damals war es eine große Hürde für Jacob. Mehr als das. Monate lang plagten ihn Panikattacken und nur durch die Hilfe von Frau Malko schaffte er es schlussendlich über die Ziellinie. Sie war eine kleine zierliche Frau. Obwohl zierlich wohl ein falsches Wort war, sie zu beschreiben. Trotz ihrer schmächtigen Figur würde sie niemals jemand so nennen. Sie war hartnäckig, verlangte den Schülern alles ab und schob gerne spontane Vokabeltests in ihren Lateinunterricht.
Eine tote Sprache würde man meinen, doch sie reanimierte in jeder Unterrichtsstunde unermüdlich den Lebensgeist aus dieser totgeglaubten Sprache, dass wir nicht anders konnten als ihren Anforderungen Folge zu leisten. Keiner traute sich nur eine dumme Bemerkung zu machen. Die Streber liebten sie, der Rest eher nicht so. Jacob war kein Streber und trotzdem verdankte er ihr einiges. Er konnte es nie wirklich verstehen, doch sie musste etwas in ihm sehen, was er selbst nicht sah. Ohne Zweifel war ihm Latein scheißegal. Er wollte kein Jura studieren oder Arzt werden, was ehrlich gesagt, sein Schnitt wohl auch nie zulassen würde, das war ihm bewusst. Da nutzten selbst Fr. Malkos Reanimierungsversuche nichts. Trotzdem gab sie ihm Ratschläge, half ihm so gut sie nur konnte, gab ihm Chancen, die niemand anders ihm zugeben schien und bescherte ihm den nötigen Arschtritt um weiter an dieser Schule zu bleiben.
Und nun war es soweit: neue Klasse, neue Lehrer, gleiche Schule. Keine Frau Malko, dafür ein verschlafend dreinblickender Lehrer, der nun mit seinen tiefbraunen Augen im Klassenbuch blätterte. Sein Gesicht war eingefallen, buschige Augenbrauen und tiefe Falten an seinen Mundwinkeln prägten das knochige Gesicht. Er war starker Raucher, das wussten alle. Er war berüchtigt dafür jede Möglichkeit zu nutzen, um auf den Lehrerparkplatz zu schmöken, wie er es nannte. Andere würden es wohl eher als inhalieren beschreiben, so wie er an seinen Zigaretten zog. Doch den Schülern war´s egal, sollte er sich doch zu Tode rauchen. Hauptsache der Unterricht wurde aufgrund seines Lasters zugunsten der Schülerfrüher beendet. Fr. Malko hauchte dem Lateinunterricht wieder Leben ein. Genau so tat es wohl der Zigarettenrauch bei Herrn Reigen, wie er sich nun bei den Schülern vorzustellen begann, während er noch immer mit dem Buch in der Hand versuchte die richtige Seite zu finden. Es waren zwar erst wenige Minuten vergangen doch schon jetzt wussten alle, was für ein leichtes Spiel man mit ihm hatte. Die drei war mir sicher, dachte Jacob und lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. Es war das gesellschaftswissenschaftliche Profil, das er gewählt hatte. Das Profil für all die, die sich sonst nicht so sicher waren, was sie machen wollten. Im Kunstprofil versammelten sich diejenigen die sonst eher unscheinbar waren, oder extrem extrovertiert. Eine Mischung aus selbst gehekelten Pulloverträgerinnen und Möchtegernschauspielern mit hochnäsigem Blick. Also alles andere als das was Jacob verkörperte. Genau so sah es auch im sprachlichen Profil aus. Mit Mühe und Fr. Malkos großer Hilfe hatte er überhaupt nur die sprachlichen Fächer überstanden. Den einzigen Pluspunkt, den Jacob im Sprachprofil sah, war wohl, dass es fast nur Mädchen waren, die mussten bloß nun noch zusätzlich Spanisch und Französisch lernen. Nichts für ihn. Für Jacob entschied sich damals alles zwischen dem sportlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Profil, wobei ihn seine Freunde, dann doch ins gesellschaftliche Profil zogen. Irgendwie schon komisch, wie es so selbstverständlich ist, dachte Jacob, während er sich im Klassenraum umblickte. Anstatt sich über unterschiedliche Charaktere und Interessen zu freuen, wurde man einer Schublade zugeordnet. Eine Schublade in der Jacob sich noch nicht so sicher war, ob er dazugehörte. Das man überhaupt entscheiden muss, wo man dazugehört. Irgendwo einleuchtend, doch irgendwie war es das auch nicht. Anstelle dazuzugehören, sollte man nicht einfach sich selbst sein? Doch was bedeutete es überhaupt „sich selbst“ sein?

Das machte er oft. Also nachdenken. Nachdenken, So lange bis er selbst nicht mehr wusste, worüber überhaupt und ohne eine Antwort zu finden. Ernüchternd. Ob er damit allein war? kein Plan.
Vielleicht wollte Fr. Malko gar nicht den Latein-Notarzt memen, oder Herr Reigen den Kettenraucher. Niemand sucht sich so etwas aus. Fr. Malko macht ja wahrscheinlich auch mehr aus ihrem Leben, als nur Neros Texte zu übersetzen. Doch genauso wie die Profile mich in den Schubladen einengen, beginne auch ich so zu denken, dachte Jacob. Wenn ich so denke, wenn Fr. Malko, Herr Reigen oder wahrscheinlich jeder so denkt: Wer bin dann ich? Will ich der sein?

Und dann kam der Moment, den Jacob befürchtet hatte: das Namenskettenspiel.
Ein Adjektiv mit dem Anfangsbuchstaben unseres Namens und schwups war man eingeordnet. Schwups, war man eine Sache. Eine Persönlichkeit minimiert auf das Wesentliche, hatte ein Lehrer mal gesagt. Auf das Wesentliche einer Person. Für Jacob irgendwie traurig. Dabei ist es doch genau das was einen ausmacht. Die Pluralität, das Gesamte, mehr als nur ein rauchender Herr Reigen oder eine mickrige Frau Malko. Wohl kaum würde sich Herr Reigen oder Frau Malko darauf reduzieren und doch kategorisieren wir. Ist es nicht alles vielmehr als das.

Manchmal würde sich Jacob einfach wünschen, dass man glücklich mit J schreibt.
Doch heute ist und bleibt er der jugendliche Jacob.

 

Ehrlich gesagt, habe ich diesen Text gerade nur runtergeschrieben, ohne groß nachzudenken. Ich wünsche mir konstruktives Feedback, um mich zu verbessern. Ich weiß, dass es in keiner Weise an eure Texte heran kommt. Für mich ist es einfach die Möglichkeit Texte nicht direkt wieder zu löschen und vielleicht in einigen Jahren einen Fortschritt zu erkennen.
LG

 
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Hallo @Julik,

ich habe deine Geschichte gerne gelesen und konnte mich gut in die Gefühlswelt des Protagonisten hineinversetzen. Ich erfahre viel über seine Unentschlossenheit und Probleme seinen Platz in der Welt zu finden.
Was ich vermisst habe ist eine Handlung, die das ganze "einrahmt" und den Anlass für seine Gedanken gibt.


Als er 6 oder 7 Jahre alt war lernte er das erste Mal das Namenskettenspiel bei einem Freizeitcamp kennen, und er wusste schon jetzt, dass es heute wieder kommen würde.
Sechs oder sieben eventuell ausschreiben, außerdem tue ich mich mit "ein Spiel kommt wieder" etwas schwer. Ich fände "..., dass sie es heute wieder spielen würden" stimmiger.

Witzig Komma wie man Dinge, wie den Übergang in die Oberstufe, als so wichtig erachtet, doch aus der Retroperspektive, sie eigentlich doch nur kleine Hürden auf einem langen Weg waren.
Der Satzbau ist verwirrend. Ich würde das in zwei Sätze aufteilen.
Woher weiß Jacob, dass es in Retroperspektive nur kleine Hürden sind? Er hat den Übergang ja gerade erst geschafft.

Monatelang plagten ihn Panikattacken und nur durch die Hilfe von Frau Malko schaffte er es schlussendlich über die Ziellinie.
Monatelang zusammen.

Obwohl zierlich wohl ein falsches Wort war, sie zu beschreiben.
Ich hatte hier "das falsche Wort" erwartet. "Sie zu beschreiben" kannst du weglassen, das ist auch so klar.

schob gerne spontane Vokabeltests in ihren Lateinunterricht.
... ein

dass wir nicht anders konnten als ihren Anforderungen Folge zu leisten.
"wir" passt nicht zur Perspektive.

Er wollte kein Jura studieren oder Arzt werden, was Komma ehrlich gesagt, sein Schnitt wohl auch nie zulassen würde, das war ihm bewusst.
Irgendwas stimmt mit dem Konjunktiv nicht. Zuließe?

Da nutzten selbst Fr. Malkos Reanimierungsversuche nichts.
Du kürzt an vielen stellen "Frau" ab. Das würde ich immer ausschreiben.

Trotzdem gab sie ihm Ratschläge, half ihm so gut sie nur konnte, gab ihm Chancen, die niemand anders ihm zu geben schien und bescherte ihm den nötigen Arschtritt Komma um weiter an dieser Schule zu bleiben.
Zu geben getrennt.

Sein Gesicht war eingefallen, buschige Augenbrauen und tiefe Falten an seinen Mundwinkeln prägten das knochige Gesicht.
Liest sich für mich leider wie "Buschige Augenbrauen an seinen Mundwinkeln".

Er war berüchtigt dafür Komma jede Möglichkeit zu nutzen, um auf den Lehrerparkplatz zu schmöken, wie er es nannte.

Genau so tat es wohl der Zigarettenrauch bei Herrn Reigen, wie er sich nun bei den Schülern vorzustellen begann, während er noch immer mit dem Buch in der Hand versuchte die richtige Seite zu finden.
Vorstellte, statt "vorzustellen begann"? Und die erste Nennung seines Namens in diesem Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Wenn alle Schüler wissen, dass er so viel raucht, wissen sie ja sicher auch, wie er heißt.

Die Drei war mir sicher, dachte Jacob und lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück.
"Ist mir sicher" oder "war ihm sicher"

Es war das gesellschaftswissenschaftliche Profil, das er gewählt hatte.
Bin gestolpert, würde den Satz vereinfachen.

Das Profil für all die, die sich sonst nicht so sicher waren, was sie machen wollten.
"Sonst" bezieht sich hier auf nichts, deshalb würde ich es rausnehmen.

Also alles andere als das Komma was Jacob verkörperte.

Den einzigen Pluspunkt, den Jacob im Sprachprofil sah, war wohl, dass es fast nur Mädchen waren, die mussten bloß nun noch zusätzlich Spanisch und Französisch lernen.
Mit dem Satzbau am Ende stimmt etwas nicht. Und warum müssen die Mädchen nur noch die zwei zusätzlichen Sprachen lernen. Das wäre bei Jungen doch genauso? Das liest sich, als hätten die Mädchen einen Vorteil gegenüber den Jungen.

Für Jacob entschied sich damals alles zwischen dem sportlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Profil, wobei ihn seine Freunde, dann doch ins gesellschaftliche Profil zogen.
Bin nicht sicher, aber ich glaube, das Komma nach Freunde kann weg.

Einer Schublade Komma in der Jacob sich noch nicht so sicher war, ob er dazugehörte.
Den Satz würde ich umschreiben, ergibt für mich so keinen Sinn.

Anstelle dazuzugehören, sollte man nicht einfach sich selbst sein? Doch was bedeutete es überhaupt „sich selbst“ sein?
Sagt man das, "sich selbst sein"? Ich kenne nur "man selbst sein". Muss aber nicht falsch sein.

Das machte er oft. Also nachdenken. Nachdenken, so lange bis er selbst nicht mehr wusste, worüber überhaupt und ohne eine Antwort zu finden.

Ob er damit allein war? Kein Plan.
Auf jeden Fall groß und eventuell "keinen"?

Und dann kam der Moment, den Jacob befürchtet hatte: das Namenskettenspiel.
gefürchtet?

Ein Adjektiv mit dem Anfangsbuchstaben unseres Namens und schwups Komma war man eingeordnet.
Seines Namens, stimmt sonst mit der Perspektive nicht.

Dabei ist es doch genau das Komma was einen ausmacht.

Die Pluralität, das Gesamte, mehr als nur ein rauchender Herr Reigen oder eine mickrige Frau Malko.
Mickrig stört mich, da du zu Beginn hervorgehoben hast, dass sie nicht mal jemand "zierlich" nennen würde. Mickrig ist davon ja noch eine Steigerung.
Edit: Habe gerade erst gemerkt, dass du hier die Adjektive auf das Namenskettenspiel beziehst. Find ich super, das ist mir entgangen. Wenn das also Malkos eigenes Adjektiv ist, passt das wieder.

Wohl kaum würde sich Herr Reigen oder Frau Malko darauf reduzieren und doch kategorisieren wir.
würden

Ist es nicht alles vielmehr als das?

Manchmal würde sich Jacob einfach wünschen, dass man glücklich mit J schreibt.
Wünscht er sich das oder nicht? Für mich ist hier nur "ja" oder "nein" möglich. Deshalb kein Konjunktiv. Dafür dann aber bei schreiben.
Und da hat sich ein Leerzeichen verirrt.

Doch heute ist und bleibt er der jugendliche Jacob.
Ich kann nicht genau sagen, warum, aber ich finde für "ist und bleibt" braucht es eine Zeitspanne wie "bis zum Zeitpunkt x...". Kann aber sein, dass ich da voll auf dem Holzweg bin.

Puh, das ist jetzt wirklich wesentlich mehr geworden, als ich wollte. Ich habe die Geschichte wirklich gerne gelesen, das meiste sind ja eh Kommafehler oder ähnliches.

Ich hoffe, du kannst mit den Anmerkungen etwas anfangen und wünsche viel Spaß beim Überarbeiten.

Viele Grüße
Ginty

 
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Hallo @Julik

Ich schreibe mal, was mir auffiel:

Warum man glücklich mit J schreibt.

Ich finde die Überschrift klasse. Sie hat mich angelockt, weil da ganz klar was im argen ist.

Als er 6 oder 7 Jahre alt war lernte er das erste Mal das Namenskettenspiel bei einem Freizeitcamp kennen, und er wusste schon jetzt, dass es heute wieder kommen würde.

Ich würde vorschlagen, nimm das "oder" raus und entscheide dich (als Autor) einfach, ob er das mit sechs oder sieben kennegelernt hat - das wirkt dann treffender.
Ansonsten für mich ein guter erster Satz.
Hinweis. "Heute" - das definiert mir als Leser den Zeitpunkt (komme ich später nochmal drauf zu sprechen)

Mit einigen Extrarunden und großen Anstrengungen hatte Jacob es ins Ziel geschafft. Es ging in die Oberstufe.

Ich würde die beiden Sätze mit einem Doppelpunkt : verbinden.

Witzig wie man Dinge, wie den Übergang in die Oberstufe, als so wichtig erachtet, doch aus der retroperspektive, sie eigentlich doch nur kleine Hürden auf einem langen Weg waren.
Der Satz brachte mich etwas raus - denn oben hattest Du den Zeitpunkt mit "heute" benannt, und jetzt ist "heute" plötzlich in der Retroperspektive. Auch wenn man die Geschichte im Präteritum erzählt, finde ich, sollten die Zeiten passen.

Damals war es eine große Hürde für Jacob.
Damals? oder heute? ;)

Eine tote Sprache würde man meinen, doch sie reanimierte in jeder Unterrichtsstunde unermüdlich den Lebensgeist aus dieser totgeglaubten Sprache, dass wir nicht anders konnten als ihren Anforderungen Folge zu leisten.
Bei dem Satz sticht das "WIR" heraus. Das setzt den Erzähler der Geschichte nämlich in Jakobs Klasse. Das finde ich eine spannende Idee. ABER: Das setzt Dir als Erzähler auch gewisse Grenzen!
Und zwar hier:
Irgendwie schon komisch, wie es so selbstverständlich ist, dachte Jacob, während er sich im Klassenraum umblickte.
Das geht natürlich dadurch nicht! Wie kann der Klassenkamerad wissen (und erzählen) was Jakob denkt.

Mein Fazit: Ich habe den Text gern gelesen. die Geschichte hat etwas zu wenig Handlung (ich gebe zu - ich habe den Mittelteil nur überflogen), bzw. verpasst Du es, die Situation des Namensspiels zu zeigen. Das wäre etwas, wo man "sehen" könnte, wie Jakob grübelnt, sich von einer Pobacke auf die andere schiebt, lange zögert, bis er endlich "jugendlich" sagen muss.
Mein Tipp: Pass auf die Perspektiven (Wer wann was macht oder erzählt) auf.

Manchmal würde sich Jacob einfach wünschen, dass man glücklich mit J schreibt.
Doch heute ist und bleibt er der jugendliche Jacob.
Den Schluss fand ich schön - passt und erklärt am Ende die Überschrift.

ich hoffe Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen
viele Grüße
pantoholli

 

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