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Warum man öfters mal pupsen sollte.
Warum man öfters mal pupsen sollte.
Das was bei uns oben auf dem Hals sitzt und ständig wie eine Fahne im Wind wackelt, ist der Kopf. Die Anatomie des Kopfes ist leicht zu erklären. Auf der rechten Seite freut sich die Weisheit des Lebens, auf linken Seite sitzt feist und starrköpfig die Sturheit. Beide sind durch eine Holzplatte getrennt. Darüber hat in einer kleinen Kammer der Wille seinen Platz, der sich, je nach Lust und Laune, mal zu dem einen mal zu dem anderen schlägt. Dann gibt es noch die kleinen, süßen und lustigen Emotionen, die ständig im Kopf hin- und herwuseln, sich mal auf die Weisheit setzen, mal auf die Sturheit, meistens aber alles durcheinanderbringen.
Nun gibt es seit langem ein Gesetz, das besagt, dass immer derjenige den Mund verlassen darf, der die Mehrheit im Kopf hat. Ich weiß nicht, wann dieses Gesetz entstand. Alte, gelehrte Leute behaupten, dieses Gesetz gäbe es bereits seit der Geschichte mit dem Apfel und der Schlange. Ich kann mich an diese Geschichte nicht erinnern - wahrscheinlich war ich gerade im Urlaub.
Da sowohl die Weisheit als auch die Sturheit das Sagen haben wollen, liegen sie ständig im Clinch. Um die Mehrheit im Kopf zu erhalten, schieben sie stetig die Holzplatte, die zwischen beiden liegt, in Richtung des anderen. Oft drückt die Sturheit die Platte mit solch brutaler Gewalt in Richtung Weisheit, dass diese sich völlig verängstigt in die letzte Ecke zurückzieht und keinen Pieps mehr von sich gibt. Manchmal kommt es sogar vor, dass die Holzplatte beim Kampf völlig verrutscht und aus dem Kopf gleitet. Diese Situationen sind ganz besonders gefährlich, weil es wegen der fehlenden Trennung ein Tohuwabohu im Kopf gibt und der Mensch dann ein Brett vor dem Kopf hat und gar nichts mehr rafft. In solchen Augenblicken verdrücken sich die Emotionen oft durch die Augenschlitze und laufen traurig in Tränenform die Wangen hinunter.
Manche Personen, die ungeheuer intelligent sind, haben aber noch ganz andere Probleme: Bekanntlich wird der weise Mensch immer schlauer. Schlauer zu werden, ist eigentlich ganz einfach: Man saugt neue Eindrücke durch die Augen, die Ohren oder die Nase kurzerhand auf. Wenn die Schlauheit dann im Kopf ist, begibt sie sich - was nicht anders zu erwarten war - natürlich auf die Seite der Weisheit.
Indes nimmt die Sturheit glücklicherweise nicht zu, sie ist, wie wir alle wissen, angeboren. Wenn nun die Sturheit die Holzplatte an einem depressiven Tag ganz besonders kraftvoll in Richtung Weisheit drückt, ist auf Seiten der Weisheit, vor allem wenn sich gerade eine Menge Schlauheit hinzugesellt hat, nicht mehr genügend Platz. Also bleibt der Weisheit nichts anderes übrig, als durch das rechte Ohr zu verschwinden. Wir sollten also immer dann besonders aufmerksam sein, wenn wir ein Pfeifen im rechten Ohr hören. Untersuchungen haben übrigens gezeigt, dass durch ausströmende Weisheit der Ozongürtel beschädigt wird.
Nun gibt es aber auch Tage, an denen der Wille auf Seiten der Weisheit steht und beide gemeinsam mit aller Kraft gegen die Sturheit drücken. Für die Sturheit ist es allerdings um ein vielfaches schwieriger aus ihrem Ohrloch zu verschwinden, sie ist nämlich fett und träge. Somit kann es leicht geschehen, dass das linke Ohr verstopft ist, weil die Sturheit drin sitzt. Daher müssen Sie sich ganz besonders vor den Menschen vorsehen, die ständig behaupten, auf einem Ohr taub zu sein.
Wie löst man aber nun das Problem, die Sturheit aus dem Kopf zu vertreiben. Ganz einfach: Da die Weisheit nicht blöd ist und sich auch ansonsten gut im Leben auskennt, schiebt sie zunächst einmal dem Willen ein paar Scheinchen zu, damit er auf ihre Seite kommt. Dann schmiert sie noch mit dem gleichen Betrag den Schlund, der diesen anschließend, da er den Hals nicht vollbekommen kann, raffgierig öffnet. Sodann drängt sie gemeinsam mit dem Willen die Sturheit mit Nachdruck in den Hals bis hinunter in den Darm und fegt die Fettflecken noch hinterher. Derweil tollen die Emotionen vor Begeisterung wild und übermütig kreuz und quer durch den Kopf und sind wieder einmal kurz davor, eine mittlere Katastrophe auslösen.
Wenn Sie also mal herzhaft pupsen müssen und es ganz besonders schlimm riecht, freuen sie sich und Ihr begleitendes Lächeln kann ganz breit sein, da sie wissen, dass nun wieder ein großer Teil der Sturheit verschwunden ist.
P.S. Es gibt übrigens Untersuchungen, die belegen, dass der Ozongürtel überraschenderweise nicht von ausströmender Sturheit beschädigt wird.
© Friedel Rohde