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Thema des Monats Warum der riesige Fußabdruck eines Steinzeitmenschen heute noch sehr gut zu sehen ist

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15.07.2008
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Warum der riesige Fußabdruck eines Steinzeitmenschen heute noch sehr gut zu sehen ist

Viele Erwachsene glauben, dass ich ein Träumer sei. Ein Nichtsnutz und ein Tagedieb. Vielleicht sogar ein fauler Sack.

Warum?

Weil sie mir bei der Arbeit zuschauen und mich sehen, wie ich auf dem Rücken liege und den Himmel beobachte. Und dann denken sie, ich würde schlafen. Weil sie mir nicht glauben, dass es anstrengend ist, zwischen den Wolken nach Geschichten aus vergangenen Zeiten zu suchen.
Wenn das die Erwachsenen hören, dann denken sie: Hä? Geschichten aus vergangenen Zeiten? Im Himmel? Da ist Jahrmarkt. Der hat sie nicht mehr alle. Und sie machen mit einer Hand so winkende Bewegungen vor ihren Gesichtern.
Für faul und bekloppt halten sie mich.
Weil sie nicht wissen, dass der Himmel der Spiegel der Erde ist. Ein Spiegel, der alles in sich aufsaugt und nichts vergisst. Weil sie mit ihren kleinen, müden Augen nicht mehr die Geschichten sehen, die in diesem wunderbaren Spiegel zu finden sind. Weil sie in den Wolken nur Wolken sehen und nicht diesen riesigen Fußabdruck ... schau hoch, mehr nach links ... genau dort, das ist der Abdruck eines nackten Fußes, alle fünf Zehen sind zu erkennen. Es ist der Fußabdruck eines Steinzeitmenschen.

Woher ich das weiß?

Weil ich die Spuren des Himmels lange studiert habe. Während andere Menschen Häuser bauen oder im Sportunterricht schwitzen oder ihr Geld zählen, liege ich auf dem Rücken und schaue mir das alles ganz genau an, da oben, im Himmel.
An diesem Fußabdruck kann ich erkennen, dass vor ungefähr dreißigtausend Jahren, also in der Steinzeit, in größter Eile ein Mann über den Himmel rannte. In jener Zeit, als die Zahnbürsten noch aus Stein und das Toilettenpapier aus Baumrinde hergestellt wurden. Und ich weiß sogar warum sich dieser Mann so sehr beeilte: weil er etwas sehr Wichtiges vergessen hatte. Nämlich, zu Hause für seine Kinder das Licht anzumachen.

Dass es in der Steinzeit noch keinen Strom gab und keinen Lichtschalter, das weiß ich selbst.

Licht anmachen bedeutete damals, ein Feuer zu entzünden. Ein großes Feuer in der Höhle der Familie, damit sich alle, die dort lebten, sehen konnten. Und auch, damit es in der Nacht warm unter den Fellen blieb. Und keine wilden Tiere in der Höhle herum schnüffelten und sich dort etwas Feines zu essen suchten, zum Beispiel ein zartes Kinderbeinchen.

***​

In der Höhle, von der diese Geschichte erzählt, warteten drei kleine Steinzeitgeschwister, ein Junge und zwei Mädchen, auf die Rückkehr ihrer Eltern. Sie hörten draußen bereits die hungrigen Wölfe heulen, die immer näher kamen.
Den Kindern war kalt, sie hatten Angst und sie hatten Hunger. Schon seit vielen Tagen einen riesigen, laut knurrenden, schmerzhaften Hunger. Sie bekamen seit Wochen nur noch wenige getrocknete Beeren zu essen. Nur selten gab es eine Wurzel, an der sie zu dritt knabbern und saugen konnten. Und nur in ihren Träumen verspeisten sie leckere Vogeleier und einen gebratenen Fisch. Ach, wenn sie wenigstens Insekten oder Würmer in ihre hungrigen Mäuler stopfen könnten. Hungrig und geschwächt, so saßen sie allein in ihrer Höhle, in der nahenden Dunkelheit und der bevorstehenden Kälte.

Wie kam es dazu?

Nun, ihr Vater war ein großer, starker Mann und er konnte so schnell rennen, wie ein wilder Bergbach in das Tal hinab stürzte. Er lief schneller als fast alle Tiere, die es zu dieser Zeit gab. Und er war stärker. Und wenn er nicht stärker war, dann war er immer noch schlauer und er kannte Tricks und besaß Waffen und Fallen, mit denen er wahrscheinlich alle Tiere hätte besiegen und einfangen können.
Aber hätte einholen können, hätte besiegen können, hätte das Fleisch zu seiner Familie bringen können ... Hätte, hätte, hätte, davon allein wird niemand satt.
Er war nämlich noch Etwas - und zwar ein großer Träumer. Während in der Nachbarschaft andere Steinzeitjäger tapfer und mutig mit Wölfen, Bären und Säbelzahntigern kämpften, lag er auf einer Wiese. Sein Speer und die Axt mit der steinernen Schneide, der Bogen und die Pfeile ruhten unbenutzt auf der Erde. Entspannt kaute er an einem Grashalm, die Hände über den Bauch gefaltet, schaute in den Himmel und hielt stundenlang Ausschau nach immer neuen Wolkenfiguren.

An irgendjemand erinnert er mich ...

Abends in der Höhle erzählte er dann den Kindern von seinen phantastischen Entdeckungen. Er malte die spannendsten Figuren, die er im Himmel entdeckte, kunstvoll an die Höhlenwände. Wenn ihr Vater so malte und seine Geschichten erzählte, knurrten die hungrigen Kindermägen noch lauter. Sie erkannten in den Zeichnungen leckeres Mittagessen und Abendessen und Frühstück und glaubten sogar, das Fleisch von gemalten Tieren riechen zu können. Manchmal leckten sie mit ihren kleinen Zungen über die Höhlenmalereien und sie schmeckten nur den kalten Stein.

Schließlich konnte die Mutter das Leiden ihrer Kinder nicht mehr länger ertragen und sie beschloss, den Vater am nächsten Tag bei der Jagd zu begleiten. Besser, ihre Kinder würden ängstlich einen Tag allein verbringen, als zu verhungern. Wenn sie ihren Mann vom Träumen abhielt, musste es doch möglich sein, ein Tier zu erjagen. Sie brauchten dringend Fleisch, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie mussten diese Höhle verlassen und den Tierherden hinterher ziehen, einen neuen Platz finden mit vielen Beeren, nahrhaften Pflanzen und frischem Trinkwasser.

So kam es also, dass am nächsten Morgen die Steinzeiteltern gemeinsam zur Jagd aufbrachen und ihre Kinder allein in der Höhle blieben.
Nach längerem Suchen stießen sie auf frische Tierspuren, denen sie voller Hoffnung folgten. Doch es dauerte nicht lange, bis diese Spuren irgendwo auf dem hartem Felsgestein endeten. Enttäuscht zogen sie weiter. Irgendwann stießen sie auf neue Fährten, die aber ebenso im Nirgendwo endeten. Als hätten sich alle Tiere in Luft aufgelöst. Oder in Wolken verwandelt.
Sie entfernten sich immer weiter von ihrer schützenden Höhle.
Nach vielen Stunden waren sie so müde und erschöpft, dass sie einen letzten Berg hinaufkletterten. Hier oben sollte ihre Suche zu Ende sein. Wenn sie hier nichts finden, dann würden sie mit leeren Händen nach Hause gehen müssen und in die hungrigen Augen ihrer Kinder schauen. Sie wollten nicht daran denken.

Und tatsächlich war hier oben auf dem letzten Berg ihre Suche zu Ende. Sie schauten in das weite Tal, das nun vor ihnen lag, und sie sanken auf die Knie. Nein, nicht aus Erschöpfung. Vor Glück, vor lauter Glück! Denn sie schauten auf eine bislang noch nie entdeckte, neue Welt.
„Schau nur“, rief die Mutter aufgeregt und zeigte nach unten. „Auf der Wiese wachsen die Bananen wie Blumen aus der Erde.“
Ihr Mann schaute mit großen, staunenden Augen. Außerdem wusste er nicht, was eine Banane sein sollte.
„Und dort! Siehst du diese Himbeerquelle? Die Beeren purzeln wie Wassertropfen aus dem Fels.“
„Wir träumen“, sagte der Mann und er bat seine Frau, ihm doch kräftig in den Hintern zu treten.
Doch seine Frau wollte ihm diesen Gefallen nicht tun.
„Das ist kein Traum. Wir haben das steinerne Schlaraffenland gefunden. Sieh doch, eine Steinofenpizza! Steinpilze! Im Wasser schwimmen die Steinbeißer! Und der Erdhaufen dort ist kein Erdhaufen, sondern ein riesiger Marmorkuchen. Da hinten, das ist alles Eisbergsalat. Und was aussieht wie ein kleiner See, das ist eine riesenhafte Beerentraum-Grütze.“
Und dann sagte sie: „Hierher werden wir ziehen. Schon morgen ziehen wir mit den Kindern hierher.“
Und ihr Mann nickte und endlich sagte er auch etwas Vernünftiges: „Nun wird alles gut werden. Wir ruhen uns ein wenig aus und dann gehen wir nach Hause und holen die Kinder.“

So machten sie es dann. Sie legten sich ins Gras, nahmen sich in die Arme, schlossen die Augen und schliefen ein.

***​

Als sie wieder erwachten und die Augen öffneten, blies ein kräftiger Wind herrliche, weiße Wolkenberge über sie hinweg. Und es kam, wie es kommen musste: Der Mann zeigte seiner Frau eine unglaublich schöne Wolkenfigur, die sich für einige Minuten zu einem riesenhaften Drachen aufbaute, der sich über den halben Himmel zog und sich dann in einen großen weißen Suppentopf verwandelte, der dann erst zu einer Schildkröte und danach zu einem alten Traktor wurde.

Den Traktor konnten sie aber nicht erkennen, weil es damals noch gar keine Traktoren gab, höchstens Werkzeuge aus Stein.

Gemeinsam unternahmen sie eine spannende Himmelsreise. Mit ihren Augen jagten sie kreuz und quer von Ost nach West, von Süd nach Nord, da hin und da hin und wieder zurück. Sie zeigten sich mit ausgestreckten Armen immer neue wunderbare und wundersame Wolkenfiguren. Und zu allem, was sie entdeckten, wusste der Steinzeitmann spannende Geschichten zu erzählen. Seine Frau erfreute sich an ihm und streichelte seinen Arm und sie spürte ihre Liebe zu ihrem Mann. Sie küsste ihn zärtlich. Die Herzen der Menschen waren zu keiner Zeit aus Stein. Und erst, als sie ihn auf den Mund küsste, hielt er die Klappe.

Vielleicht sind sie danach noch einmal eingeschlafen. Auf jeden Fall, als sie wieder in den Himmel schauten, sahen sie am westlichen Horizont leuchtendes Orange und Rot, die Farben des Sonnenunterganges. Hinter ihnen schob die Abenddämmerung einen riesigen schwarzen Vorhang über sie. Mit der Dunkelheit wird die Kälte kommen und die Zeit der echten Erdgeister beginnen. Davon gab es damals noch sehr viele und die Menschen fürchteten sich vor ihnen.

Die Kinder!
Wie konnten sie ihre Kinder vergessen? Weit entfernt saßen sie in der Höhle und warteten hungrig und ängstlich und bald auch frierend auf ihre Eltern. Mit einem wilden Schrei sprang der Vater auf.
„Ich werde den schnellsten Weg nehmen, den es gibt“, rief er seiner Frau zu. „Geh du über die Berge, am Mondlicht entlang, dann kann dir nichts geschehen. Wir treffen uns in der Höhle.“
Dann rannte er los, schneller als der Wind, schneller als der Blitz, schneller als du und fast so schnell wie ich.

Natürlich war das sehr gefährlich, denn in dieser Zeit gab es noch keine sauber gefegten Waldwege, auf denen man bequem sein Spazierstöckchen schwingen und durch den Wald marschieren konnte. Die Bäume standen eng ineinander verschlungen, ihr dichtes Blätterdach ließ kaum das letzte Sonnenlicht auf den Waldboden funkeln.
Immer wieder stolperte er über Wurzeln, Lianen und über die ersten Nachtschlangen, die sich bereits aus ihren Verstecken trauten. Es war schon so dunkel, dass er ab und an mit seiner Nase gegen ein dünnes Bäumchen knallte, weil er es nicht rechtzeitig sah. Nur gut, dass die Steinzeitmenschen nicht so empfindlich waren. Er zog einfach die Nase hoch und spuckte aus und dann war gut und er rannte weiter.

Doch mit diesem Tempo würde er seine Kinder niemals rechtzeitig erreichen. Also beschloss er, das Mutigste zu tun, was ein Mensch nur tun kann: Er würde die gefährlichste Abkürzung nehmen, die überhaupt nur möglich ist.
An einem uralten Baum, der schon so schwach war, dass er immer wieder einen seiner schweren Äste auf die Erde ablegen musste, bog er nach links ab und lief nun einen ziemlich steilen Hang hinauf. Er wusste, dass ihn dieser Weg ganz oben zu einer kleinen Wiese führen wird, mit einem freien Blick zum Himmel. Dort angelangt, blieb er kurz stehen, atmete tief einmal, zweimal, dreimal ein und aus, ein und aus, ein und aus. Dann rannte er los. Ein kurzes Stück bergab, in einem Höllentempo, um dann kurz vor einem drohenden Abgrund mit einem kraftvollen Schwung von der Erde in den Himmel zu springen.

Heute gibt es keine Menschen mehr, die so etwas können. Sie sitzen zu lange vor dem Fernseher oder ihrem Computer und essen viel zu viele Würste mit Pommes und Majo. Sie sind zu schwer und haben nur noch Puddingmuskeln.

Die Steinzeitmenschen dagegen waren gut trainiert und der Papa hatte so große Angst um seine Kinder, dass ihm dieses Kunststück gelang. Mit seinem rechten Fuß landete er mit soviel Schwung, das sich sein Abdruck für immer und ewig tief in den abendblauen Himmelboden presste.
Und nun war der Weg frei. Keine Hindernisse mehr vor sich, keine Stolperstellen und zudem war es deutlich heller, als unten in dem dichten Urwald. Jetzt endlich konnte er mit der allerhöchsten Geschwindigkeit zu seinen Kindern flitzen. Es trieften zwar einige fette, grauschwarze Regenwolken über den Himmel, aber sie waren so weich, dass er sich einfach durch sie hindurch quetschen konnte. Er bemerkte nicht einmal, dass er dabei von Kopf bis Fuß nass wurde.

Erst als er die Spitze des Berges sah, in dem weiter unten in einer Höhle seine Kinder saßen, wurde er langsamer. Und wie ihr ja wisst: Je langsamer ein Mensch über den Himmel rennt, umso tiefer sinkt er der Erde entgegen. Als er nah genug an der Bergspitze war, umschlang er sie mit seinen kräftigen Armen und zog sich vom Himmel herunter auf die Erde zurück. Das ging ungefähr so einfach, wie am Horizont in das Wasser zu tauchen, dort, wo sich Himmel und Meer berühren.
Dann suchte er sich mit dem allerletzten Sonnenstrahl einen flachen Stein, der gerade groß genug war, dass er mit seinem Hintern einigermaßen bequem darauf sitzen konnte. Mit diesem Stein rutschte er in rasanter Fahrt den Berg hinab.
Wenige Minuten später raste er mit seinem neu erfundenen Steinschlitten in einem eleganten Bogen der Höhle entgegen. Das Anhalten sah dann nicht ganz so elegant aus: Eine kleine Steintreppe führte nach oben zum Eingang. Sein Schlitten knallte gegen die erste Stufe und zersprang in tausend kleine Stücke. Der Papa wurde nach oben geschleudert und rutschte auf dem Bauch einige Meter in die Höhle hinein. Erst vor einem lustig knisternden Feuer war seine Rutschpartie zu Ende.

Ein Feuer?

Er sah seine Kinder um das Feuer sitzen. Sie hielten kleine Schalen in ihren Händen und schaufelten sich mit den Fingern Brei in den Mund und sahen recht verschmiert aus, aber satt und zufrieden.
„Hallo Papa“, sagte seine älteste Tochter vergnügt. Sie hieß Jade.
„Du kommst aber ganz schön spät“, meinte Glaslava, seine Jüngste und rülpste ein klein wenig.
„Wo ist denn die Mama?“, fragte Dolomit, sein Sohn.
Von hinten, aus dem Dunkeln der Höhle, kamen schlurfende Schritte.
„Oma ist zu Besuch.“
„Und Opa, aber der schläft schon.“
„Die haben uns etwas zu Essen mitgebracht.“
Eine alte Frau setzte sich an das Feuer. Erst jetzt erkannte der Steinzeitpapa das Gesicht seiner Mutter.
„Na, mein Junge, hast du wieder einmal zu lange in den Himmel geschaut?“, fragte ihn seine Mama und streichelte ihm über das zerzauste Haar.
Der Papa schaute fassungslos auf seine Mutter. Sie hatten sich vor vielen Jahren aus den Augen verloren. Damals, bei dem großen Waldbrand, als die Menschen und Tiere so schnell fliehen mussten. Das ist eine andere Geschichte, die ihr gerne im Himmel nachlesen könnt.
Einige Tränen kullerten über sein zerschrammtes Gesicht.
Und wieder hörte er Schritte, diesmal von der anderen Seite, vom Eingang her.
„Mama!“, riefen die Kinder.
Seine Frau stand staunend am Eingang. Und nun weinte er richtig los, vor Freude und vor soviel Glück, das er in dieser warmen Höhle fand.
„He, Papa! Pass auf, du weinst uns gleich das Feuer aus“, riefen seine Kinder, seine kleinen Kieselsteinchen, wie er sie immer liebevoll nannte.
Und bald lagen sie alle eng miteinander verschlungen, in dicke Felle gehüllt, um das Feuer herum und die Steinzeitmama und der Papa erzählten von dem neuen Land, dass sie entdeckt haben. Und dass sie alle zusammen morgen dorthin wandern werden. Ich weiß nicht, ob die Kinder das alles geglaubt haben. Es hörte sich einfach zu himmlisch an.

***​

Und du, du glaubst mir auch nicht?
So, so, du kleiner Klugscheißer. Dann kannst du mir sicher auch erklären, warum heute noch Menschen leben, wenn damals die Steinzeitmenschen gestorben wären. Das waren unsere Urururomas und –opas. Ohne diese Vorfahren wärst du vielleicht eine Kaulquappe und ich eine warzige Erdkröte. Oder wir würden Beide ab und an als Sternschnuppe im Weltall herum funkeln. Aber niemals vor dem Fernseher sitzen und in der Nase popeln. Wenn diese Geschichte nicht wahr wäre.
Und außerdem sah ich ja diese Stelle, an der der Steinzeitpapa in den Himmel sprang. Einen dreißigtausend Jahre alten Fußabdruck, der über mir vorbei zog. Als ich im Park auf einer Wiese lag, einen Grashalm im Mund, die Hände über meinen Bauch gefaltet und schwer gearbeitet habe.
Oder glaubst du etwa auch, ich wäre ein Träumer ...

 

Hallo Jürgen,

die Zeit der Steinzeitmenschen, die du dir für deine Geschichte ausgesucht hast, finde ich sehr interessant. Auch die Familie, über die du geschrieben hast, ist recht gut gewählt.
Da gibt es drei Kinder, die ernährt werden müssen, im Wachstumsalter sind und daher den ganzen Tag essen könnten. Daher haben die Eltern die Aufgabe, stets Nahrung herbeizuschaffen. In der Regel ist es die Arbeit der Väter für das Fleisch zu sorgen, während die Mütter eher dem Sammeln von Beeren nachgehen.
Doch in dieser Familie ist der Vater ein Träumer. Er geht zwar aus der Höhle in den Wald hinaus, doch wenn er den Himmel sieht, gerät er ins Träumen, legt sich lieber auf die Wiese und schaut den Wolken nach, sieht darin Figuren und sonstige Sachen.
Das finde ich, ist eine gute Grundlage für eine solide Geschichte aus der Steinzeit. Warum du dann allerdings anfängst, ihn von Steinofenpizza, Bananen, Traktoren und dergleichen träumen zu lassen, kann ich nicht richtig nachvollziehen. Ich hätte mir hier eher gewünscht, dass er in den Wolkenformationen Mammuts, riesige Beerensträucher, Riesenfische oder Ähnliches erkennt, von dem sich die Menschen damals ernährt haben.
Dein Text kommt mir da ein bisschen an den Haaren herbeigezogen vor. Du mischt meiner Meinung nach hier zuviel Fantasy hinein. Es dauerte ja noch ewig lange, bis die Menschen von Bananen hörten und von Pizza gar nicht zu reden.

Für mich hast du ein bisschen zu viel Fantasie ins Spiel gebracht. Auch die Rückreise des Vaters gefällt mir nicht so besonders.
Schön fand ich dagegen, dass bei seiner Rückkehr die Großeltern sich um die Versorgung der Kinder gekümmert haben.

Auch würde ich persönlich den Anfang und das Ende weglassen. Wenn du die Geschichte Kindern erzähltst, dann finde ich es als Einleitung und als Schluss gut. Aber für eine Kurzgeschichte eher weniger. Auch die Fragen zwischendurch haben mich ein bisschen gestört.

Ich hoffe, du bist jetzt nicht sauer. Es ist wie gesagt nur meine persönliche Meinung, denn die Idee selbst, die gefällt mir sehr gut.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bambu,

hyperventilierend mit rasendem Puls und schier explodierendem Blutdruck und knallrotem Kopf sitz ich hier und weiß nicht, wohin zuerst ich Gift und Galle versprühen soll ...!
Quatsch, warum sollte ich sauer sein, wenn du diese ellenlange Kurzgeschichte nicht nur liest, sondern darüber hinaus einen in einem freundlichen Ton gehaltenen Kommentar dazu abgibst? Herz, was willst du mehr? (Jubelschreibe, Begeisterungsstürme, Autogrammwünsche ...)
Ganz im Ernst: herzlichen Dank für deine Mühe und deine Rückmeldung!

Es war mir schon klar, dass die Länge ein großer Filter ist, vor allem, wenn die Geschichte an einem Display gelesen wird.
Und dass jede Menge drin steht, das in der Zusammensetzung nicht ganz dem Lehrbuch entspricht. Diesmal habe ich auch schön einen Test gemacht und in einem Schülerladen Kindern der ersten und zweiten Klasse vorgelesen. Und ich muss sagen: Es hat uns allen viel Spaß gemacht. Auch und gerade die Dinge, die eigentlich nicht sein können, wie Pizza und Bananen, oder in den Himmel zu rennen. Meine Erfahrung: Spaß und Spannung funktionierten. Vermutlich spielt die Gruppendynamik eine wichtige Rolle dabei.
Auch wenn sie hier nicht so einfach zündet, vielleicht bewährt sie sich ja noch in der ein oder anderen Vorleserunde. Dann hätte sie ihren Sinn erfüllt.

Liebe Grüße
Jürgen

 

Hallo Jürgen,

ich kann mir schon vorstellen, dass der Text wesentlich besser ankommt, wenn du den vorträgst. Die Stellen mit der Pizza und den Bananen noch ein bisschen betonst und hier auch den Einleitungsabsatz und das Ende mit einbringst.

Mir ist noch eingefallen, dass du die Sache mit der Rückreise ruhig schreiben kannst, auch in der etwas unrealistischen Form. Aber das kann der Vater ja vielleicht träumen. Und somit würde der Titel nicht seine Bedeutung verlieren, wenn er am Ende an der Wolkenformation den riesigen Fußstapfen aus seinem Traum wiedererkennt.

Das nur noch als Ergänzung.

Viele Grüße
bambu

 

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