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Warten
Jetzt war das beste Wetter. Trocken und windig. Man sollte ihn doch sehen, wenn er am Baum hing. Nass sollte er nicht werden und still dazuhängen wäre zu langweilig. Aber darüber dachte er im Moment nicht nach. Er stellte den Gartenzwerg wieder zurück auf den Tisch. Dann verließ er seinen Garten, in dem eine riesige Eiche stand.
Er öffnete langsam die Schiebetür. Das Quietschen des rostigen Schiebeschlitten regte ihn nicht auf. Etwas das kaputt ist, muss sofort repariert werden, da man sich sonst daran gewöhnte. Sollte der Rost doch die Schiene haben. Er ließ die Tür offen. Er war in der Küche angelang. Der Tisch war noch vom Frühstück gedeckt. Er setzte sich. Der Stuhl knarrte leicht. Auch er war alt, vielleicht sogar etwas zu alt. Man hatte ihm immer gesagt, dass seine Küche veraltet wäre. Aber ihm gefiel es. Warum lagen dann dort Küchenprospekte auf dem Tisch? Vielleicht weil sie aus der täglichen Zeitung standen, irgendwann bleibt Werbung hängen und bleibt liegen weil man nie dazu kommt sie wegzuwerfen. Er hasste Werbung. Der Tisch war eben noch voll gewesen, aber jetzt war er bereits halb leergeräumt. Die Eier waren im Kühlschrank, Salami, Marmelade. Nur Die Butter und die Milch standen noch trostlos auf dem Tisch. Er trank. Im fiel das Etikett auf: Von glücklichen Kühen. Darunter war eine lächelnde Kuh gemalt. Er lächelte. Die Kuh auch. Er stellte sie auf den Tisch. Sie lächelte immer noch. Er mochte Milch. Er stand auf und räumte auf. Die Marmelade am Messer war rot und dickflüssig. Er schauderte. Die Sonne schien. Er legte das Messer weg. Er hatte keine Lust mehr. Zeitung lesen das wär’s. Er nahm die Zeitung, seine Augen huschten über das Papier. Hundert Nachrichten in einer halben Stunde: Tod, Verderben, Hilfeschreie, Hochzeit, Geburt, viel Tratsch und Mord.
Erst einmal verdauen und baden. Die Badewanne war eng und zu klein. Das warme Wasser, wärmte nur Teile seines Körpers. Er tauchte mit dem Kopf unter. Kam aber wieder hoch, um Luft zu holen. Dabei stieß er sich den Musikantenknochen an. Er schmerzte, sein Fluchen hätte eh niemand gehört. Also ließ er den Schmerz passieren, ohne ihn angemesen mit lauten Fluchen zu verabschieden. Eine Minute später hatte der Arm den Schmerz vergessen. Noch nicht mal ein blauer Fleck. Schade. Vorm Spiegel trocknete er sich ab. Er hasste Körperkult, was vielleicht daran lag das er nichts von diesem Kult verstand. Oder andersherum. Hier war kein Fenster. Eine 90Watt Glühbirne in einer Sonnenlampe erhellte den Raum. Er mochte die Sonne. Obwohl diese nicht brannte. Es war zu früh oder zu spät, jedenfalls nicht die Zeit um zu sonnen. Es war nicht die Zeit, um Zeit totzuschlagen. Es war überhaupt keine Zeit. Notgedrungen zog er sich Boxershorts an. Er hasste Blöße. Immer bedeckte ihn etwas. Seine Freunde warteten. Der Anrufbeantworter gab Peters Stimme wieder. Sie lachte. Er hatte den Anrufbeantworter gekauft, damit er da war. Weil, nicht da, gab es für seine Freunde nicht. Er löschte die Nachricht. Er steckte den Apparat aus. Der Powerknopf blinkte und verlosch. Er hatte Peter oft genug lachen gehört. Schlaf.... den suchte er. Aber im Schlafzimmer fand er ihn nicht. Es war jetzt nur ein Zimmer mit Schrank und Bett. Gedanken kamen.... gingen.... aber nur um sich etwas die Beine zu vertreten und dann wieder frisch in seinem Kopf zu sein. Es klingelte an der Tür. Es klingelte nochmals. Seine Freunde mochten ihn nicht wenn er nicht lachte, er sich auch nicht. Der Baum konnte warten!