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Warten
Vier Wände, eingezwängt darin – Kleidung, eingesperrt in ihr. Aus den Boxen tönt Musik, Glockenklänge, Pianos, einer zitternden Stimme Gesang formt Worte – diese dringen in seinen Geist, erfüllen ihn mit Rhythmus, Stimmung und Gefühl. Herzschlag. Schnell. Schweiß auf der Stirn und Erregung, innerlich unsichtbar kribbelnd und, äußerlich sichtbar, lustvoll das Gewissen quälend.
Auf dem Tisch Blätter, Farben, Wassergläser. Pinsel, Stifte und Papier. Ein Wischlappen. Ein Messer, eine Kerze. Fotos. Ein Laken, weiß und ordentlich zusammengelegt. Blasses Licht, dringt von außen durch das Fenster.
Wenn er nur endlich allein wäre, endlich tun könnte, wonach es ihn seit Stunden schon verlangt. Die Hüllen abstreifen, sich der Empfindungen nicht mehr erwehren müssen. Sie auskosten können, die Erregung ausleben, nicht mehr länger Masken malen, die das Wirkliche verbergen sondern Wahrheit, seine Wahrheit, die aus ihm dringen will, und die immer stärker wird. Nicht nur hören, sondern selbst mitsingen, laut und hemmungslos, und tanzen, tanzen, tanzen, und niemand kümmert es.
Wild mit Farben spielen, Formen schaffen, Worte finden, sein Innerstes nach außen kehren – sich selbst als Leinwand sehen, Arme, Beine, Oberkörper, das Gesicht, er selbst das Kunstwerk, doch nicht für andre zum Betrachten, nur für sich für diese Nacht. Endlich den Fesseln entrinnen und sich nackt sich selbst hingeben.
Sich beschmutzen, künstlich und natürlich, Kerzenmesserfarben schwarz und rot, und weiß aus seinem Leben. Den Schweiß seinen Körper entlangrinnen sehen. Sekundenlangen Schmerz aushalten, dann Erlösung, doch bald schon neuer Schmerz. Beobachten, wie Farben und Säfte sich vereinen. Daran riechen, daran schmecken. Ekel aufkommen lassen und den mit lautem Lachen abtun.
Und dazu tanzen, tanzen, tanzen, um unsichtbare Flammen, im Kreis, rasendschnell, der Erschöpfung und der Leere entgegen, der Stille und dem Frieden und dem Glück.