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Wann bin ich?

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13.03.2008
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Wann bin ich?

–Plop–
Mir ist schlecht. Und schwarz vor Augen. Wo bin ich?
Langsam klärt sich mein Blick. Ich bin Zuhause. Glaube ich. Ganz sicher bin ich mir nicht. Irgendwas ist anders. Es ist… älter? So langsam dämmert es mir. Es hat geklappt!
Die richtige Frage wäre gewesen: Wann bin ich?
Ich wollte doch nur ein Tag in die Zukunft reisen um den Gürtel zu testen. Um mich herum sieht es aber viel älter aus. So verbraucht. Mir ist immer noch schlecht. Mein Sichtfeld ist immer noch stark eingegrenzt. Langsam, viel zu langsam kann ich mehr als zwei Meter meiner Umgebung wahrnehmen.

An der Tür steht jemand. Mustert mich mit verschränkten Armen. Es ist eine Frau. Es ist… Meine Frau! Glaube ich. So könnte sie später mal aussehen. Falsch! So sieht sie aus. Wie weit bin ich gesprungen? Zwanzig Jahre? Dreissig Jahre? Oh mein Gott. Genau das wollte ich verhindern. Ich will doch nichts aus der Zukunft wissen. Ich wollte doch nur testen, ob der Gürtel funktioniert.

“Hallo”, sagt sie und schaut mich mit müden Augen an. Ihre Stimme klingt so traurig.
“Hallo”, krächze ich. Ich räuspere mich.
“Du weißt Bescheid?”, richtet sie ihre traurige Stimme an mich.
“Über was?”, Frage ich zurück. Ihr schießen Tränen aus den Augen. Sie dreht sich herum und ruft: “David! Kommst du mal? Er ist wieder da. Bitte erklär’s ihm. Ich kann nicht mehr.” Sie dreht sich ganz rum und verlässt den Raum.
David? Mein Gott! Mein Sohn muss ja jetzt erwachsen sein! Mindesten 25. Oder so.
Ein junger Mann betritt den Raum. David? In meiner Erinnerung ist er ein fröhliches, aufgewecktes Kind von fünf Jahren. So also sieht mein Sohn als Erwachsener aus. Er wirkt so selbstsicher. Souverän.
“Hi Dad”, spricht er mich einfach an.
“Hallo David” stottere ich zurück.
Er schaut mich prüfend an. “Du weißt von gar nichts?”.
Ich schau wohl ziemlich verwirrt drein.
“Wie alt bist du?”, hauche ich mehr als dass ich spreche.
“Ich verstehe, du weißt gar nichts!“. Er schaut mich prüfend an. „Ich bin 27“, fügt er hinzu.
Er schaut mich durchdringend an und fährt fort: “Hör einfach kurz zu. Niemand weiß, wie lange du da bleiben wirst. Manchmal Minuten, manchmal Stunden. selten Tage. Manchmal erinnerst du dich an alles, manchmal an gar nichts, als wärst du das erste Mal hier”.
“Ich war schon mal hier? In dieser Zeit?”, unterbrach ich ihn.
“Hör zu”, fährt er fort, “du springst seit mehr als 22 Jahren durch die Zeit. Niemand kann vorhersagen, wann du auftauchst. Es gibt kein Muster. Du alterst nicht sichtbar. Du erinnerst dich manchmal an vorhergegangene Sprünge. Manchmal kommst du aus der Zukunft. Erinnerst dich an irgendwas Bruchstückhaftes. Jetzt zum Beispiel erinnerst du dich nur an den ersten Sprung. Ich habe damit leben gelernt. Aber Mama schafft das nicht mehr. Sie hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich das jemals ändern wird. Du bist manchmal mehrere Wochen weg. Dann für ein paar Stunden hier. Dann wird dir schlecht. Plötzlich hört man nur noch ein „plop“. Das Geräusch wenn du Luft in das entstandene Vakuum schießt, das du beim Verschwinden hinterlässt. Verstehst du?”.
Ich schaue ihn entsetzt an und beginne zu begreifen, welches Leid ich über meine Familie gebracht habe. Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf. Was hat David gelernt? Studiert er? Ist er verheiratet?
“David?”.
“Ja Dad?”
Er hat mich früher nie Dad genannt.
“Kannst Du Mama holen? Ich würde sie gerne sprechen”.
Er schaut mich zweifelnd an.
Mir wird schlecht.
—plop—

 

Hallo,

eigentlich würde ich mich erst mal vorstellen, bevor ich hier einfach etwas veröffentliche. Habe aber nirgendwo eine entsprechende Rubrik gefunden. für einen Hinweis diesbezüglich wäre ich dankbar ;)

Zu der Geschichte:

ich wollte kurz und knapp die Ausweglosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Umstände schildern.
Kurz und knapp auch deshalb,damit ich mich nicht in die offensichtlichen Zeitparadoxien verstricke :Pfeif:

Gruß
Hape42

 

Hi Hape,

erstmal willkommen auf kg.de und in der SF-Rubrik, die manch einer "Kaderschmiede" nennt, und damit Recht hat :thumbsup:

Zu Deiner Geschichte:

Sprachlich habe ich nicht viel einzuwenden, der Aufbau ist auch gelungen. Der Plot ist etwas simpel, die Story insgesamt zu kurz, um überhaupt reinzufinden, die Hauptfigur kennenzulernen oder mit ihr zu fiebern. Aber mehr gibt die Grundidee nicht her, das hast Du richtig erkannt. Was ich an Deiner Stelle mitnehmen würde, ist folgende Erkenntnis: Zeitreise-Storys sind sehr selten gut. Ihre inhärenten Nachteile sind sehr groß. Das hat dazu geführt, dass das Thema in der heutigen SF ziemlich "durch" ist. Ich bin aber sicher, dass Du brauchbare Storys produzieren kannst, wenn Du Dir ergiebigere Themen suchst. Also: Weitermachen!

Uwe
:cool:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Hape!

Auch von mir ein schönes "Grüß Gott" im Fegefeuer der Sci-Fi Nachwelt.

Deine Story. Öhm, tja, war mal ein Versuch, nich'?
Man könnte es eher als Streiflicht oder Szene beschreiben, aber nicht als Kurzgeschichte, was du uns hier vorstellst.
Das macht aber nix, denn sprachlich ist es wirklich sehr sauber gemacht.
Inhaltlich mau.

In punkto Zeitreise darfst du aber nicht zuviel auf Uwe hören, denn der hat das Thema hier schon vor über drei Jahren tot gesagt, was daran liegt, dass er alle Nase lang in der Zeit zurück reist, um ebensolche Postings abzusetzen, da er heimlich seit Jahren an einem Zeitreiseroman schreibt und so versucht Zeitreisestorys zu reformieren, damit viel Geld zu verdienen, um in der Zeit zurückzureisen und alle Konkurenten auszustechen.
Aber dieser perfide Plan, so verwirrend er ist, wird nicht aufgehen Uwe, wir haben dich durchschaut.
:D :D :D

Spaß beiseite. Bleib dran, dein Stil ist wirklich schon recht ansprechend, nur bei den Themen solltest du etwas nachbessern. Heißer Tipp: http://www.spiegel.de/wissenschaft/
Da bediene ich mich öfters mal. ;)

lg, Lems Erbe, der wieder mal vergessen hat, dass Plasma eingeloggt ist ... Moment, das ist sicher auch ein Trick von Uwe. Oder wird es sein. :silly:

 

WOW
das geht aber schnell hier mit dem feedack :thumbsup:
Vielen Dank

@Uwe
das ist quasi meine 1,5te Geschichte. Ich war mir sehr unsicher, ob ich den Protagonisten mehr beschreiben soll, oder nicht.
Ich hab da wohl zu viel gekürzt? Obwohl, mit dieser Variante fühle ich mich am wohlsten. Hab mir schon überlegt, das Thema in ein paar Wochen (wenn die Gehirnwäsche durch andere Themen erfolgreich abgeschlossen ist) nochmal zu schreiben.

@Plasma (Lem?) (ich werd's sicher irgendwann verstehen)
Zeitreisen begeistert mich seit mehr als 400 Jahren ;-)
Themen sind (Gott sei Dank) nicht das Problem. Eher die Zeit. (Doch reisen?)

@Jynx
Vielen Dank für die Blumen!
Hab mal gegoogelt: Tatsächlich ist das ähnlich *rotwerd* muss mir das Buch besorgen

@all
DANKE!
Was stellt man sich so vor, wenn man seine ersten Schreibversuche der Öffentlichkeit Preis gibt?
Viel! Aber ganz sicher nicht, dass sich sofort gleich mehrere Personen die Mühe machen und nicht nur lesen sondern auch noch kommentieren.

Hier fühlt es sich gut an!:thumbsup:

 

Was stellt man sich so vor, wenn man seine ersten Schreibversuche der Öffentlichkeit Preis gibt?
Viel! Aber ganz sicher nicht, dass sich sofort gleich mehrere Personen die Mühe machen und nicht nur lesen sondern auch noch kommentieren.

kurzgeschichten.de ist eben einmalig :)

 

hallo,

Die Geschichte hat mir gefallen. Man erfährt zwar wenig über die Figuren, aber diese vor allem am Ende bedrückende Stimmung mag ich sehr. Viele Zeitreise-Geschichten verzetteln sich mit zunehmender Länge häufig in Paradoxien, die dann mit einigem hängen und würgen mehr schlecht als recht umschifft werden. Insofern ist es einfach ein Risiko, mit solchen Geschichten spektakulär zu scheitern. Deine Geschichte bleibt so kurz, dass dieses Problem nicht auftritt. Du konzentrierest dich auf die Probleme der Ehefrau und des Sohnes mit der Unfähigkeit des Vaters, die von ihm benutzte Technologie zu beherrschen. Ich weiß auch nicht, hat mir eben gefallen.

Georg

 

Nabend Hape,

wir kennen uns flüchtig aus dem Scifinet, nicht wahr?

Also, mir hat Deine Geschichte gut gefallen. Die Idee ist klein, aber Deine Umsetzung ist ihr angemessen. Du hältst Dich nicht mit diesem langweiligen Zeitparadoxien-Mist auf, sondern weist eher auf eine unerwartete Folge. Das finde ich toll.
Habe ich erwähnt, dass "Die Frau des Zeitreisenden" eines meiner Lieblingsbücher ist? Lest es! Lest es! Ich hasse Zeitreisegeschichten, aber der Roman ist toll.

Beste Grüße
Naut

Liste:

Um mich rum sieht es aber viel älter aus.
Ich würde "herum" schreiben, weil es keine wörtliche Rede ist. Ist aber ein Grenzfall, da erlebte Rede (oder wie man das nennt).
Langsam, viel zu langsam kann ich mehr als zwei Meter meiner Umgebung wahrnehmen.
"Umgebung" ist mindestens 2D, eher 3D, "2m" sind aber 1D. Korrekt wäre also "8 Kubikmeter" oder "einen Radius von zwei Metern". Allerdings klingt das genauso albern, weil jemand, der gerade sein Bewusstsein erlangt sowieso keinen eingebauten Laserzollstock hat. Du meinst eher so etwas wie "Langsam beginne ich auch die weitere Umgebung wahrzunehmen."
Mustert mich mit verschränkten Armen.
Ja, so steht das in den Bestsellern aus der Bahnhofsbuchhandlung, aber kann man jemanden mit den Armen mustern? ;)
Es ist… Meine Frau! Glaube ich.
Hähä! :)
richtet sie ihre traurige Stimme an mich.
Man kann Worte an jemanden richten, keine Stimme.
Mindesten 25. Oder so.
Weg mit dem "oder so", das ist zu viel.
Ceterum censeo: Zahlen ausschreiben. Rechtschreibung nochmal checken. Weitermachen.

 

Hallo Hape

Mir gefällt dein Schlaglicht auf eine hypermoderne Familientragödie im Taschenformat, begegnest du dem ausgelutschten Thema doch mit der richtigen Länge. Warum nach den Ausführungen von David sich Dad den verdammten Gürtel nicht vom Leib reisst, bleibt wohl immer ein Rätsel. :)

Textkram:
Bin unsicher, aber schreibt man nicht "beim Verschwinden"?

Fazit: Gefällt und unterhält. Darauf kommt es an!
Gruss.dot

 

Vielen Dank für das feedback

Da fühl ich mich jetzt richtig motiviert (und beinahe verpflichtete ;) ) mehr von meinen Geschichten endlich mal zum Schluss zu bringen.

Die Kritikpunkte und vorgeschlagenen Verbesserungen werde ich mir am Wochenende mal zu Gemüte führen.

 

Ha, lange nicht mehr hier gewesen, der neue Schreiber. Was Hape42?
Aber ich sag trotzdem was dazu, weil ich muss.
Ich finde es bärenstark, daß diese kurze Szene so funktioniert. Ist nämlich eigentlich sauschwer, in nur eine oder zwei Norm-Seiten die ganzen Erklärungen für diese Szene zu packen. Also gelungen. Ich mags eben deshalb, weil ich ein Fan von Ultrakurzschreiberei bin.
Dabei hast du sogar zuviel geschrieben. Die Erklärungen des Sohnes sind wie bereits erwähnt unnötig lang.

Mir ist ansonsten noch diese Stelle aufgefallen:

Er schaut mich prüfend an. “Du weißt von gar nichts?”.
Ich schau wohl ziemlich verwirrt drein.
“Wie alt bist du?”, hauche ich mehr als dass ich spreche.
“Ich verstehe, du weißt gar nichts!“. Er schaut mich prüfend an. „Ich bin 27“, fügt er hinzu.
Er schaut mich durchdringend an und fährt fort:
Ganz schön schauend!!

Davon ab schreibst du aber so, daß man's gut lesen kann.
Schade, daß du keine Zeit mehr findest.

Grüße
Harri

 

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