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Wald der Gedanken

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15.03.2018
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Wald der Gedanken

Das Erste, was ich fühlte, war die Kälte. Danach das Wissen, dass irgendetwas passiert war. Nur was? Alle meine Glieder fühlten sich an, als wäre ich steifgefroren gewesen. Plötzlich vibrierte meine rechte Jackentasche.

„Was zum…“, begann ich aufzustöhnen.

Mein Handy. Natürlich, mein Handy, machte sich ein Gedanke ungewöhnlich langsam in meinem Kopf breit. Fast schon in Zeitlupe streckte ich meinen Arm aus, ignorierte das schmerzhafte Kribbeln und griff in meine Jackentasche. Auf dem Display stand in großen Lettern "Helen". Bevor ich meinen nächsten Gedanken fassen konnte, wurde der Bildschirm auch schon schwarz. Ich las von drei Anrufen in Abwesenheit und zwei Nachrichten. Dann vibrierte das Handy wieder. Diesmal schaffte ich es den Anruf anzunehmen, während sich das Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete.

„Silvan, bist du da? Hallo?“, hörte ich es aus dem Handy rufen. Ich drückte es ans Ohr und sagte: „Helen! Hi, wie … ähm geht‘s?“

„Wie es mir geht? Willst du mich verarschen? Wo zum Teufel steckst du? Du hättest vor fast zwei Stunden wieder im Büro sein sollen!“

Ich schaute mich um. „Im Wald.“, erwiderte ich, ohne mitzubekommen, wie unglaublich dämlich diese Antwort klingen musste.

„Wie, im Wald? Silvan, alles ok bei dir? Du warst zwei Stunden im Wald? Hallo?“

„Helen, hör zu …“, sagte ich, während mein Geist noch immer versuchte dem Schleier des Vergessens, der mich scheinbar gefesselt hatte, zu entkommen, „ … kommt ihr heute ohne mich klar? Mir …mir geht es gerade nicht so gut. Kann ich mir den Nachmittag frei nehmen?“

„Silvan, was ist los?“

„Erkläre ich dir später. Geht das klar?“

„Naja, viel Wahl lässt du mir ja nicht gerade. Aber melde dich heute Abend, ok?“

„Ja, mache ich.“, sagte ich und legte auf.

Was zum Teufel war passiert? Mein ganzer Körper kribbelte und schmerzte, aber wenigstens schien ich langsam wieder die Kontrolle über meinen Geist zu gewinnen. Ich war in der Mittagspause mit dem Auto ein Stück in den Wald gefahren und wollte mir für zehn Minuten die Beine vertreten um meine Gedanken zu sortieren. Dann habe ich abseits des Weges einen größeren Baum gesehen, dessen eine Wurzel fast schon wie eine Bank geformt war. Ich beschloss mich kurz hinzusetzten und dann … ja was dann?

Ich muss wohl irgendwie eingeschlafen sein, versuchte ich mich selbst zu überzeugen. Aber tief in mir weigerte sich etwas das zu akzeptieren. Da war noch etwas anderes. Etwas war passiert. Das chaotische Gefühl, als sich mein Geist nun die Herrschaft über meinen Körper zurückerkämpfte, riss mich aus meinen Gedanken. Hunger. Gott, hatte ich einen Hunger. Plötzlich fiel mir ein, dass ich im Auto noch etwas zu Essen hatte. Ich streckte mich und versuchte auf die Beine zu kommen. Wackelig, aber es geht, dachte ich mir und tat die ersten Schritte. Vor mir konnte ich den Weg erkennen, den ich zugunsten meiner trügerischen Bank verlassen hatte. Irgendwo da musste auch mein Wagen stehen. Das Kribbeln in meinem Körper ließ nun fast vollends nach, bis auf eine kleine Stelle in meinem Nacken. Eine Stelle, die vermutlich schon bei unseren Ur-Ahnen kribbelte, um sie vor lauernden Jägern in den Schatten zu warnen. Ein Urgefühl, das nichts mit dem Kribbeln in meinem Beinen und Armen zu tun hatte und das mir nur eins vermitteln wollte. Gefahr.

Und ein verwandter Instinkt griff nun ebenfalls schlagartig nach meinem mühsam zurückerkämpften Geist. Angst. Ich wollte plötzlich einfach nur weg hier, konnte aber nicht einmal genau sagen warum. Als ich auf dem Weg angekommen war sah ich in ungefähr 300m Entfernung mein Auto stehen. Auch wenn es nur eine so kurze Strecke war, so kam mir deren Überwindung fast unmöglich vor.
Ich fühlte mich plötzlich wie eine Maus, die einer Katze direkt ins Gesicht blickt, starr vor Furcht.
Das rettende Mauseloch war so nah und doch wusste ich, dass es nur einer falschen Bewegung bedarf und der Jäger würde zuschlagen. Wie seit Millionen von Jahren gab es für die Beute nur zwei Möglichkeiten. Fight or flight. Meine Beine nahmen mir die Entscheidung ab und ich erreichte keuchend und hustend mein Auto. Ich schloss auf, setzte mich hinein, startete den Wagen und hätte beim hastigen Einbiegen auf die Landstraße fast noch eine Leitplanke gerammt. Genau wie damals wagte ich es nicht über meine Schulter zu sehen, geschweige denn mich umzudrehen.
Aber mein Gefühl sagte mir, dass der Jäger immer noch hinter mir war und meine Flucht höhnisch begutachtete. Die Jagd war spaßiger, wenn man die Beute etwas hetzen konnte.

Ungefähr eine Stunde später kam ich bei meiner Wohnung an. Nachdem die Panik nachgelassen hatte, machte sich ein unglaublich starkes Gefühl der Erschöpfung in mir breit. Fast schon automatisch öffnete ich die Tür, schloss sie hinter mir, zog meine Schuhe und Jacke aus und schlurfte die letzen paar Schritte ins Schlafzimmer. Ich fiel mit verschwitzten und dreckigen Klamotten aufs Bett und war eingeschlafen, bevor ich dort landete.

Ich wachte in einem Schwarzweißfilm auf. Aber eigentlich war das nicht wirklich korrekt. Ich war es gewohnt die Umwelt mit meinen Augen wahrzunehmen, sie feinsäuberlich nach Farben und Strukturen einzuteilen und sie mir dadurch zu erschließen. Aber so wie es beispielsweise in einem Stummfilm keinen Ton gab, sondern nur Wörter, die einem die Geräusche beschrieben, so sah ich meine Umgebung in Schattierungen von schwarz und weiß, allerdings ohne meine Augen zu benutzen. Ich fühlte sie eher. Ich fühlte mich, als gäbe es keine Farben. Als könnte ich mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Dafür konnte ich plötzlich Dinge spüren, die ich als Mensch nie so genau wahrgenommen habe. Ich durchdrang die Beschaffenheit des Bodens. Ich spürte den leichten Sand, den feuchten, torfigen Boden darunter, das harte Gestein zu meiner linken und den klebrigen Lehm zu meiner rechten. Als ich meine Aufmerksamkeit nach oben richtete, fühlte ich einen warmen Regen, als würde ich mein Gesicht an einem Sommertag in die Sonne halten. Und ich merkte die unglaubliche Kraft, die ich dadurch bekam. Aber das seltsamste, was ich spürte, war die Grenzenlosigkeit. Der Boden war mit einem dichten Netz durchsetzt, welches es mir erlaubte mich in jeder Richtung auszubreiten. Ich schlug völlig zufällig einen Weg ein und merkte plötzlich, dass seltsame Informationen meinen Geist füllten. Bilder von einer Packung Salz. Das Bild von einer großen Schale Eis, die ich unbedingt haben wollte. Alles so als würde mein Gehirn versuchen mit Bildern etwas zu verarbeiten, was ich in seiner Reinform einfach nicht verstehen konnte. Und dann fühlte ich Kälte. Kälte und eine Dunkelheit, die weit davon entfernt war einfach nur eine Abwesenheit von Licht zu sein. Eine Dunkelheit, die stofflich war. Eine Dunkelheit, in der sich etwas versteckte, und diese etwas hatte mich nun bemerkt beobachtete mich. Urplötzlich griff sie nach mir.
Als ich schweißgebadet in meinem Bett aufwachte fühlte es sich an, als wäre ich von hunderten Ranken umschlungen und durchdrungen, die gnadenlos jedes bisschen meines Seins erforschten. Ich begann zu schreien.

„Was zur Hölle schreist du denn so hier?“. Helens Stimme riss mich aus meiner Horrorvorstellung und brachte mich schlagartig in die Gegenwart zurück.

„Helen? Was … was machst du hier?“, erwiderte ich in einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung.

„Was werde ich wohl hier machen? Nachdem du dich gestern nicht mehr gemeldet und heute auch nicht im Büro aufgetaucht bist, habe ich mir gedacht ich nutze meine Mittagspause kreativ und schaue mal bei dir vorbei. Ich hab dich in voller Montur im Bett gefunden und wollte dir gerade einen Zettel schreiben, dass du das nächste Mal bitte deine Feiern auf das Wochenende beschränkst“. Der bittere Ton in Ihrer Stimme schnitt wie ein Messer.

„Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht und du feierst die Nacht durch. Meine Güte Silvan, wie alt bist du denn? Naja, schlaf deinen Rausch aus. Es ist fast schon halb eins. Ich schließ hinter dir ab. Gut, dass ich `nen Zweitschlüssel hab. Ach ja, und vor deiner Tür lag ein Briefumschlag. Ich habe ihn dir auf die Küchentheke gelegt.“
Mit diesen Worten war sie aus dem Zimmer verschwunden und ich verwirrt mit meinen Gedanken alleine ohne ihr noch eine Antwort hinterherrufen zu können.

Großer Gott, warum immer ich, dachte ich mir und kämpfte mich, noch benommen von meiner dunklen Vision, aus dem Bett und in die Küche. In meiner Panik gestern hatte ich den Hunger ganz verdrängt, der mich nach meinem Unsanften Erwachen geplagt hatte. Als ich in der Küche angekommen war sah ich den Brief, von dem Helen gesprochen hatte. Kein Absender, keine Briefmarke. Das machte mich dann doch neugierig. Ich öffnete den Umschlag und fand darin eine Karte und mehrere, aneinander gebundene DIN A4 Seiten. Auf der Karte stand:

„Silvan, du hast eine gefährliche Schwelle übertreten. Ruf mich schnellstmöglich unter dieser Handynummer an“

Darunter stand eine Handynummer. Ansonsten nichts.
Ich schaute mir die gebündelten Zettel an. Der Titel lautete „Wood wide web - wie Pilze die Bäume vernetzen“.
Aha, dachte ich mir. Naja, da ich heute offensichtlich sowieso ungewollt frei hatte, beschloss ich mir den Text einmal in Ruhe bei einem Kaffee durchzulesen.
Zehn Minuten später holte ich mir meinen Laptop aus dem Wohnzimmer und stellte ihn neben den mittlerweile kalten Kaffee. Eine Stunde später war ich immer noch am Lesen. Die Thematik faszinierte mich.

Ich lernte, dass jeder Baum in einem Wald durch seine Wurzeln mit einem Geflecht von Pilzen unglaublicher Größe vernetzt ist. Durch dieses Netzwerk können Bäume untereinader kommunizieren, ähnlich wie mein Laptop es gerade mit einem Server am anderen Ende der Welt tat.
Trotz der Tatsache, dass mich die Thematik fesselte, war ich allerdings immer noch nicht schlauer, was es mit der Karte auf sich hatte. Nachdem ich den Text noch einmal gelesen hatte, sah ich mir die Nummer genauer an.

Ich hätte es hier auf sich beruhen lassen können. Hätte mir noch etwas zu essen machen, vielleicht noch etwas spazieren gehen und mich gut ausschlafen können. Ich wäre morgen im Büro aufgetaucht, hätte mich entschuldigt und mein Leben weitergelebt. Aber das tat ich nicht. Stattdessen holte ich mein Handy.

Knapp zwei Stunden später war ich in einem Café am Marktplatz. Hier sollte ich die geheimnisvolle Stimme vom Telefon treffen. Viel hatte er nicht gesagt. Ich sollte mich um 16 Uhr an einen Tisch im Café Bravo vor einer großen Linde setzen . Als ich nach seinem Namen fragte, legte er auf. Und hier saß ich nun, vor mir eine fast leere Tasse Kaffe und mir gegenüber ein leerer Stuhl, für den ich ebenfalls schon Kaffee bestellt hatte. Ich hatte keine Lust mehr zu warten und drehte mich in Richtung Café, um einer Bedienung zu signalisieren, dass ich zahlen wollte, als plötzlich…

„Schon keine Geduld mehr?“

Ich drehte mich erschrocken zurück und da, wo mich eben noch ein leerer Stuhl stoisch ansah, saß nun ein Mann, etwa Mitte dreißig mit kastanienbraunem, kurzem Haar.

„Woher…? Ich meine, ich nehme an, wir haben telefoniert?“ stammelte ich durch den Schreck unbeholfen.

„Ja, Silvan, das haben wir.“

„Woher kennen Sie meinen Namen?“, antwortete ich, bis mir einfiel, dass der ja schon auf der Karte gestanden hatte.

„Ich weiß mittlerweile mehr über dich, als du ahnst. Aber hör zu, ich habe nicht viel Zeit um Höflichkeiten auszutauschen. Hast du den Artikel gelesen, den ich dir geschickt habe?“

„Ja.“

„Und wie fandest du ihn?“

„Interessant?“, gab ich misstrauisch zurück.

Mein Gegenüber schien das zu amüsieren.

„Du machst dir ja keine Vorstellung. Ich weiß, dass das alles für dich unglaublich seltsam wirken muss. Normalerweise würden wir dieses Gespräch auch nicht so führen. Normalerweise wärest du seit gestern einem von unserer Gemeinschaft unterstellt worden und hättest jetzt Jahre anstrengenden Trainings vor dir. Aber leider sind dies keine normalen Zeiten, daher die Kurzfassung. Du hast gestern etwas über das Netz gelernt, was Bäume untereinander verbindet. Eine Verbindung, die ganze Wälder miteinander kommunizieren lässt."

Bei diesen Worten ging ein leichter Windhauch durch den Baum hinter meinem Besuch. Irgendetwas an dem Rascheln der Blätter war seltsam ... fast schon vertraut.

"Und jetzt stell dir vor, du könntest dich in diese Verbindung einklinken. Ähnlich wie ein Computer, der sich mit dem Internet verbindet."

„Moment mal. Eine Sekunde.“, platzte es aus mir heraus. „Ich fand den Artikel ja wirklich interessant, aber mich mit diesem….diesem Netzwerk zu … verbinden? Ist das ein schlechter Scherz? Seh ich aus wie ein Baum?“

„Keineswegs. Hast du gelesen, dass die Signale in dem Netzwerk auch elektrisch übertragen werden?“

„Ja, und?“

„Was glaubst du denn, wie dein eigenes Gehirn funktioniert, Silvan? Viele kleine Teile, die elektrisch miteinander kommunizieren. Neuronen, die feuern. Elektrische Signale, die sich auf vorgefertigten Bahnen durch das ganze System bewegen und dabei Reaktionen auslösen. Klingt vertraut, nicht?“

„Ja, aber… aber“, stotterte ich. „Was wollen Sie mir da erzählen? Das der Wald ein einziges Gehirn ist? Das ich jedesmal, wenn ich im Wald spazieren gehe, eigentlich im Kopf von einem riesengroßen Organismus rumlaufe? Das ist doch verrückt.“

„Nein, so ist es nicht, das ist alles etwas komplizierter als du denkst. Stell dir vor…“

Da war plötzlich das Rauschen der Blätter wieder. Diesmal allerdings anders, fordernder, drängender. Ohne Vorwarnung brach mit einem lauten Krachen ein größerer Ast der Linde hinter uns ab und schlug keine fünf Meter neben unserem Tisch auf dem Boden auf.
Das Hintergrundrauschen des Marktplatzes, das Gerede und Getümmel und die Gespräche an den Cafétischen verstummten abrupt. Für eine Sekunde starrten alle gebannt zu dem Baum. Alle, bis auf mein Gegenüber. Der war so unvermittelt verschwunden, wie er aufgetaucht war. Nur der leere Stuhl starrte mich erneut an.

So plötzlich, wie die Stille begann, endete sie auch wieder. Neugierige Passanten begutachteten den Ast, aufgeregte Gäste griffen zum Handy und machten Fotos. Die Welt hatte mit einem Klicken wieder in Ihre geschäftige Normalität zurückgefunden. Nur in meinem Kopf hallte noch das Geräusch der Blätter nach, als mein Geist versuchte zu verstehen, was daran so seltsam gewirkt hatte.

„Meine Güte, die Stadt kümmert sich auch nicht um die Bäume hier, meinen Sie nicht auch?", hörte ich plötzlich eine Stimme von hinten.
"Die ganzen morschen Äste, irgendwann erschlägt es hier nochmal jemanden und dann ist das Geschrei wieder groß. Kann ich abräumen, oder kommt ihr Besuch noch?"

„Besuch? Ja…Nein.", erwiderte ich, während die Sätze der Kellnerin vergeblich versuchten einen Teil meiner Aufmerksamkeit zu beanspruchen.

"Ich würde dann gerne zahlen, bitte“, sagte ich etwas verwirrt und zog meine Brieftasche. Ich hatte gehofft Antworten hier zu finden. Was ich gefunden hatte waren verschwindende Leute, die mir von denkenden Wäldern erzählten. Was für ein Tag.

Zur Abwechslung war der Weg nachhause tatsächlich einmal ereignislos. Ich fand mich nicht in einer fremden Welt wieder, niemand löste sich vor meinen Augen in Luft auf und keiner steckte mir geheimnisvolle Briefe zu. Meine Wohnung sah noch aus wie immer, wobei hier ordnungstechnisch tatsächlich Änderungsbedarf bestanden hätte, und der Kaffee von heute Nachmittag stand immer noch auf der Küchentheke. Und trotzdem fand ich keine Ruhe.

Wären die letzten zwei Tage vollkommen normal verlaufen, dann hätte ich vermutlich nicht einen Gedanken an meine „Unterhaltung“ aus dem Café verschwendet. Nicht einmal das Verschwinden meines Gegenübers hätte mich nachhaltig beeindruckt. Ich hätte irgendeinen Trick vermutet und es achselzuckend abgetan. Aber so. Die gestrigen Ereignisse waren noch zu präsent, auch wenn ich sie mit einiger Mühe in meinem Geist hinter Schloss und Riegel anketten konnte. Aber ich erinnerte mich nur zu gut an die Angst, an die Panik. Und an das übermächtige Gefühl beobachtet, nein, belauert zu werden. Etwas hatte mich betrachtet, genau wie eine Katze aus einem Gebüsch eine Maus betrachtete um abzuschätzen, ob sich der Aufwand lohnt. Ich schaute auf die Uhr. Mittlerweile war es fast schon sieben Uhr. Eigentlich keine Zeit, um sich schlafen zu legen, aber ich wollte diesem Tag einfach einen Abschluss gönnen und mich mal wieder richtig ausschlafen. Als ich dann schließlich in mein Bett kroch dauerte es nicht lange, bis sich in meinem Kopf angenehme Leere ausbreitete.

Ich wurde durch Blätterrauschen geweckt und öffnete meine Augen. Um mich herum erstreckte sich eine farbenlose Weite. Ich drehte mich und konnte in jede Richtung nur Dunkelheit erkennen, als plötzlich…

„Silvan, wie zum Teufel kommst du hierher!?“

Die Stimme aus dem Café, wie ich träge feststellte. Mein Geist schien irgendwie im Standby Modus zu laufen, jeder meiner Gedanken dauerte mindestens doppelt so lang. Dann auf einmal wieder die Stimme aus dem Café, wie ein knistern im Unterholz.

„Mach, dass du hier wegkommst. Wie hast du überhaupt hierher gefunden!? Ich habe dir doch gesagt halte dich von Wäldern fern!“

„Ich…ich habe mich doch nur Schla…“, wollte ich mich rechtfertigen, als unvermittelt eine Art Schrei durch meine neue Welt hallte.

Ein Schrei, der mit keinem Geräusch vergleichbar war, das ich je gehört habe. Ein Ton, der nicht den langen Umweg durch meine Gedanken und mein Bewusstsein nahm, sondern sich direkt an den Primaten in mir wandte, den wir Menschen sonst so gut verstecken wollen. Die Reaktion folgte prompt. Trotz der Tatsache, dass ich das Gefühl hatte meine Gedanken wären aus Kaugummi, spürte ich rasend eine Ur-Angst in mir aufsteigen, die mit kalten Tentakeln nach mir Griff.

„Verdammt, es hat uns gefunden. Seh zu, dass du den Neuen hier rausschaffst, bevor…!“, hörte ich eine Stimme aus weiter Ferne, die mir unbekannt war.

Dann veränderte sich die Dunkelheit um mich herum. Plötzlich war sie nicht mehr einfach nur dunkel. Etwas hatte sie gefüllt. Dieses etwas umhüllte und beobachtete mich, fast schon neugierig. Die Katze war wieder da, ging es mir durch den Sinn. Dann ging alles ganz schnell. Ich spürte, wie sich die Dunkelheit um mich zuschnürte und mich begann einzuspinnen.

„Na, was haben wir denn hier?“, dröhnte eine fast schon höhnisch klingende Stimme plötzlich in meinen Geist.

„Du bist ein seltsames kleines Wesen. Du scheinst hier zu sein, aber bist es doch nicht wirklich. Auf jeden Fall bist du keiner von den lächerlichen, kleinen Schatten, die denken sie würden diesen Ort hier verstehen. Nein, du bist etwas anderes. Lass dich anschauen…“

Nein.

Ein einfaches Wort, das plötzlich tief aus meinem Geist herausdrang und sich wie ein weißer Lichtstrahl blitzartig in mir ausbreitete . Etwas zischte wie ein Wassertropfen, der auf eine heiße Herdplatte fiel, während sich die Finsternis um mich herum schlagartig lichtete.

„Unmöglich“ war das letzte, was ich hörte bevor ich wieder schweißgebadet in meinem Bett aufwachte. In meinem Zimmer war es kalt, dunkel, und still.

„Was, bei allen guten Geistern, bist du“, hörte ich auf einmal die verblüffte Stimme meines Cafébesuchers, der am Bettende stand und mich ansah.

„Ich fürchte, es gibt doch noch einiges, was ich nicht über dich weiß…“, hörte ich echte Überraschung in seiner Stimme.
„Mein Name ist übrigens Corvanius.“, war das letzte, was ich hörte, bevor ich in Ohnmacht fiel.

 

Hallo liebe Wortkrieger-Gemeinde,

hier mein Erstlingswerk, als Versuch ins Schreiben einzudringend. Bin für jede Kritik dankbar!

Liebe Grüße
Drake1588

 

Hallo, Drake1588

Und Willkommen bei den Wortkriegern.

Ich sitze gerade im Wohnzimmer meiner Eltern und muss ganz still sein, um niemanden zu wecken. Ich hasse dieses Haus. In meiner eigenen Wohnung können die Nachbarskinder das Treppenhaus einreißen, ohne dass der Lärm mich erschrecken könnte. Hier auf dem Land genügt ein kleines Knacken, und ich bin sofort aufmerksam. Zu Beginn Deiner Geschichte gab es einige Stellen, die mich mit dieser Furcht erfüllt haben. Zum Beispiel die, als Dein Prot sich nicht getraut hat, sich umzudrehen. Aber … Du verlierst mich am Pilznetzwerk.

Zuerst das Formale: Deine Zeichensetzung ist totaler Murks.

Problem Nummer 1: Kommata

Alle meine Glieder fühlten sich an als wäre ich steifgefroren gewesen.

Komma vor „als“.

Bevor ich meinen nächsten Gedanken fassen konnte wurde der Bildschirm auch schon schwarz.

Komma vor „wurde“.

„Im Wald.“, erwiderte ich ohne mitzubekommen wie unglaublich dämlich diese Antwort klingen musste.

Komma vor „ohne“ und vor „wie“.

Du setzt viel zu wenige Kommata. In nahezu jedem zweiten Satz finde ich einen Fehler. Bitte sehr, sehr sorgfältig prüfen.

Im letzten Zitat kommen wir schon zum zweiten Zeichensetzungsproblem: Wörtliche Rede.

Wenn der Begleitsatz nachgestellt wird, kommen zwar mögliche Ausrufe- und Fragezeichen in die wörtliche Rede, niemals aber Punkte. Wenn der Begleitsatz vorangestellt wird, schließt der Satz innerhalb der Anführungszeichen, und es kommt nicht nach den Anführungszeichen der Punkt. Ich bin langsam leid, es jedem zu erklären. Das sind die einfachsten Regeln der Zeichensetzung. Es gibt fünf Fälle (vorangestellter Begleitsatz, nachgestellter Begleitsatz mit Ausrufezeichen, mit Fragezeichen, mit Punkt und eingeschobener Begleitsatz), die man sich merken muss, die sich auch nie ändern. Bitte lies es nach und schreib es Dir hinter die Ohren.

Problem Nummer 3: ?!

Silvan, bist du da!?

Bitte nicht machen. Einfach Fragezeichen.

Problem Nummer 4: Drei Punkte

Woher…?

Du machst es meistens schon richtig. Wenn der Satz abgebrochen wird und nicht das Wort, dann mache eine Leerzeile vor die drei Punkte.

„Ich…ich habe mich doch nur Schla…..“, wollte ich mich rechtfertigen, als unvermittelt eine Art Schrei durch meine neue Welt hallte.

Und keine vier oder fünf Punkte. Maximal drei. Satzzeichen sind keine Rudeltiere. Die mögen das nicht. ;)

Noch ein paar Details:

Natürlich, mein Handy, machte sich ein Gedanke ungewöhnlich langsam in meinem Kopf breit.

„Natürlich, mein Handy“, scheint eine Art wörtlicher Rede zu sein, ein innerer Monolog. Würde ich mindestens kursiv setzen, vielleicht sogar in Anführungszeichen packen.

Genauso wie hier:

Auf dem Display stand in großen Lettern Helen.

Besser: Auf dem Display stand in großen Lettern: „Helen.“

Das Kribbeln in meinem Körper lies nun fast vollends nach, bis auf eine kleine Stelle in meinem Nacken.

„ließ“ und „lies“ sind nicht das gleiche Wort. „lies“ ist der Imperativ von „lesen“. Du meinst wohl „ließ“.

Eine Stelle, die vermutlich schon bei unseren Urahnen kribbelte um sie vor lauernden Jägern in den Schatten zu warnen. Ein Urgefühl, das nichts mit dem Kribbeln in meinem Beinen und Armen zu tun hatte und das mir nur eins vermitteln wollte.

Hier schreibst Du „Ur…“ zusammen. Später schreibst Du „Ur-…“ mit Bindestrich. Bitte auf Konsistenz achten!

Unweigerlich musste ich daran denken, wie ich als Kind in unseren Keller bin.

Total umgangssprachlich. „Unweigerlich musste ich daran zurückdenken, als ich als Kind in unseren Keller gegangen war.“

Womit wir zu Deinem Zeiten-Problem kommen. Üblicherweise schreibt man im Präteritum und erzählt die Vergangenheit im Plusquamperfekt.

Unweigerlich musste ich daran denken, wie ich als Kind in unseren Keller bin. Die finsteren Ecken dort weckten die lebhaftesten Teile meiner Fantasie und ließen mich Monster und Schatten sehen, wo eigentlich nur Besen und Schränke waren. Die Tatsache, dass es nur eine kleine Lampe gab, die den fensterlosen Raum erhellte, verbesserte das nicht unbedingt. Als ich 8 Jahre alt war nahm ich mir dann vor, dass meine kindische Furcht jetzt hiermit ein Ende hat und ich ein großer Junge bin, der sich nicht vor Kellern fürchtet

Hier wechselst Du aber vom Präteritum zum Perfekt, dann wieder Präteritum und dann Präsens. Und dieses Problem tritt häufiger auf. Bitte achte auf Deine Zeiten und denke sorgfältig darüber nach, welche Du aktuell brauchst.

Ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht, man, und du feierst die Nacht durch.

Hier ist kein „man“ gemeint, sondern ein „Mann“.

Cafe Bravo

Café wird mit Akzent geschrieben. Immer.

Ach ja. Zahlen in Geschichten bitte ausschreiben. Einmal den ganzen Text korrigieren.

Kommen wir zum Inhalt. Bin vorher durch das Formale so durchgehuscht, weil das wirklich interessant ist. Du erklärst plötzlich wahnsinnig viel:

Ich lernte, dass jeder Baum in einem Wald mit einem Pilzgeflecht vernetzt ist. Der einzelne Baum tauscht mit dem Pilz Mineralstoffe und Wasser gegen vom Baum produzierten Zucker. Aber viel interessanter war, dass die Bäume über das Pilzgeflecht untereinander kommunizierten. Wenn ein Baum durch einen Schädling befallen wurde so gibt er chemische und elektrische Signale durch das Pilzgeflecht, damit die anderen Bäume bereits proaktiv Schutzmaßnahmen ergreifen konnten. Es gab sogar Anzeichen dafür, dass Verwandte Bäume untereinander ihr Wachstum so regelten, dass sie sich nicht gegenseitig behinderten. In einigen Fällen waren verschiedene Bäume so stark über die Pilze miteinander vernetzt, dass sie ihre Ressourcen komplett vereinten. Die Pilzgeflechte können, so las ich, ohne Probleme einige hundert Quadratmeter erreichen und sich auf dem Weg dorthin mit anderen Pilzgeflechten vernetzten. So kann, in der Theorie, ein gesamter Wald miteinander kommunizieren.

Blablabla. Sorry, das fesselt mich leider gar nicht. Du musst Dir bewusst machen, dass, wenn Du solche Erklärabsätze schreibst, gleichzeitig die Handlung Deiner Geschichte abbricht. In dieser Zeit, in der Du mir das erklärst, passiert gar nichts. Das ist schlecht. Der Spannungsbogen bricht ein, und ich überspringe diesen Infodump einfach. Mach es griffiger. Du musst die Aufmerksamkeit Deiner Leser zu jeder Zeit fesseln. Z.B:

„Ich lernte, dass jeder Baum in einem Wald mit einem Pilzgeflecht vernetzt ist. Die Pilzgeflechte können, so las ich, ohne Probleme einige hundert Quadratmeter erreichen und sich auf dem Weg dorthin mit anderen Pilzgeflechten vernetzten. So kann, in der Theorie, ein gesamter Wald miteinander kommunizieren.“

Das reicht als Erklärung vollkommen aus. Den Satz in der Mitte könnte man sogar noch rausstreichen.

Unweigerlich musste ich daran denken, wie ich als Kind in unseren Keller bin. Die finsteren Ecken dort weckten die lebhaftesten Teile meiner Fantasie und ließen mich Monster und Schatten sehen, wo eigentlich nur Besen und Schränke waren. Die Tatsache, dass es nur eine kleine Lampe gab, die den fensterlosen Raum erhellte, verbesserte das nicht unbedingt. Als ich 8 Jahre alt war nahm ich mir dann vor, dass meine kindische Furcht jetzt hiermit ein Ende hat und ich ein großer Junge bin, der sich nicht vor Kellern fürchtet. Als ich mutiger Held also eines Abends den letzten Winkel unseres knapp 40m² großen Kellers bei mattem Glühlampenlicht erkundete, brannte plötzlich die Lampe durch. Von einer Sekunde auf die andere verabschiedete sich meine frisch gewonnen Logik und aus den dunkelsten Teilen meiner Fantasie lächelten mich die Schatten blutrünstig an. Der Weg zur angelehnten Tür, zum sicheren Flur mit dem rettenden Licht, war vielleicht 5m. Aber in jeder Ecke lauerten nun höhnisch grinsend all die Monster, die ich gerade mit meinem Verstand in den Orkus verbannt hatte.
Auch wenn die Situation vollkommen anders war, so fühlte ich mich in diesem Moment wie dieser kleine Junge im Keller, umgeben von Monstern. Und genau wie damals verlieh mir nach ein paar unendlich dauernden Schrecksekunden meine Angst Flügel und ich erreichte keuchend und hustend mein Auto. Dieselbe Panik, die ich als Kind empfand, hatte nun vollends von mir Besitz ergriffen. Ich schloss auf, setzte mich hinein, startete den Wagen und hätte beim hastigen Einbiegen auf die Landstraße fast noch eine Leitplanke gerammt. Genau wie damals wagte ich es nicht über meine Schulter zu sehen, geschweige denn mich umzudrehen.

Das hier ist auch so was. Eine richtige Geschichte in der Geschichte. Dafür brauchst Du dann auch einen richtigen Spannungsbogen. Verlier Dich nicht in Details. Wozu muss ich die genaue Grundfläche des Kellers denn kennen? Mit diesen ganzen Zahlen rationalisierst Du das doch alles.

Besser: „Auch wenn die Situation vollkommen anders war, so fühlte ich mich in diesem Moment wie als kleiner Junge im Keller, umgeben von Monstern. Als Achtjähriger war ich eines Abends in den Keller geschlichen, in die hinterste Ecke, um mir zu beweisen, wie mutig ich war. …“ usw. Nur nicht wieder so ausschweifend. Auf diese Weise integrierst Du die Szene besser in das aktuelle Ereignis, und eine Kürzung zerreißt die Szene, in der wir uns eigentlich befinden, nicht so extrem.

Ich muss sagen, nach dem Pilznetzwerk hast Du mich verloren. Die Stimmung verpufft einfach in irgendeinem 08/15 konspirativen Treffen, in dem wieder wahnsinnig viel gelabert, viel erklärt wird, aber nichts passiert. Du musst dringend weniger erklären, mehr erzählen.

Am Anfang aber hast Du, wie gesagt, stellenweise eine gute Stimmung erzeugt. Die lauernde Katze fand ich als Bild auch noch gelungen. Aufgrund der sehr hohen Fehlerdichte würde ich Dich bitten, Deine Texte, bevor Du sie hochlädst, einer vertrauten Person zum Korrekturlesen zu geben. Die ganzen Fehlerchen machen einen beim Lesen doch sehr mürrisch.

Und jetzt ran ans Details- und Erklärungenkürzen, ran ans Stimmungmachen! Make it work!

Viele Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten morgen Maria,

erst einmal Danke für die konstruktive Kritik! Ich muss zugeben, dass die Schwächen in der Interpunktion auch einfach in meiner Ungeduld begründet waren. Die Geschichte habe ich gestern morgen um ca 9 uhr begonnen, dann um 11 Uhr eine Pause nach einer inhaltlichen Zäsur gemacht und gegen Abend dann beendet. Insgesamt habe ich bis dato von der Idee bis zu dem obigen Werk vielleicht 5 Stunden investiert. Das kleine Teufelchen in mir flüsterte dann immer in mein Ohr, dass ich die Geschichte so jetzt hochladen muss, um endlich eine Reaktion zu bekommen. Ich brannte einfach darauf zu erfahren, ob ich inhaltich überzeugen kann und habe dabei in meinem Eifer die Grammatik sträflich vernachlässigt. :Pfeif:
Aber ich gelobe Besserung! Du hast vollkommen Recht, ich hätte den Text vorher nochmal gründlich durcharbeiten sollen.

Zum Inhalt
Ich verstehe deine Kritik am Spannungsbogen. Die Idee zu der Geschichte kam mir beim Lesen eines wissenschaftlichen Artikels zu eben jenem "wood wide web". Das hat mich so fasziniert, dass ich mich vermutlich zu sehr in Details verloren habe. Ich habe heute einige Termine, werde mich aber an die Kürzung und Überarbeitung setzen.

Für weitere Kritik bin ich gerne zu haben! Ich hoffe ich komme heute Abend etwas zum Umarbeiten.

Bis dahin liebe Grüße
Drake

Edit: Sowas lässt mir ja keine Ruhe. Also habe ich noch ein bisschen am Text gearbeitet, etwas eingekürzt und ein paar grammatikalische Fehler beseitigt. Die richtige Überarbeitung folgt dann heute abend, ich freue mich aber jetzt schon über Kritik zur inhaltichen Veränderung! :)

So, und jetzt muss ich mich wie Flash Gordon persönlich fertigmachen. Bis später!

 

Hallo Drake1588

Mich würde interessieren, wie sehr die Geschichte in Richtung Horror gehen soll. Anfangs liest sich dein Text wie Horror, allerdings ändert sich das, als er den Brief findet. Wie bereits von Maria erwähnt, macht deine Geshcichte dort eine Pause, was beim Lesen stört. Ich finde das aber auch problematisch, weil du hier zu viel preisgibst. Horror lebt von dem Unbekannten, je mehr du zeigst und erklärst, desto weniger gruselig wird das Ganze.

Der zweite Teil liest sich etwas wie "Pilz-Matrix" und hat mich leider gar nicht mehr wirklich fesseln können, auch, dass dein Prot eine Art Auserwählter ist und Kräfte hat wie sonst keiner, hat mich eher die Augen verdrehen lassen. Und das ist auch wieder ein Problem aus Horrorsicht, wenn dein Prot so ein Superheld ist/wird, dann wird er sich wohl kaum noch fürchten können/müssen, das nimmt auch für mich wieder Spannung weg. Genauso wie die Tatsache, dass er dann seinen "Morpheus" und andere Leute hat, die ihm helfen. So hat er wieder weniger Grund, sich zu fürchten.

Ich finde die Idee mit dem Pilznetzwerk sehr interessant, willst du daraus eine Horrorgeschichte machen, würde ich den 2. Teil umschreiben. Keine Erklärung, keine Helfer usw.

Soll es eher eine Fantasy/Heldengeschichte sein, hab ich nicht so viel Rat für dich ^^


Grüße,
Kaspar Hauser

 

Hallo, Drake1588

Ich möchte mich Kaspar Hauser uneingeschränkt anschließen. Das habe ich auch gedacht. Ab der Mitte kippt Dein Text von Horror zu Fantasy. Diese Unterscheidung ist nicht so trivial, wie es erstmal klingt.

Ich finde es gut, dass Du Dich schonmal von der Kindheitskellerszene getrennt hast. Habe ich sowieso für fragwürdig gehalten, eine Horrorszene durch eine andere Horrorszene zu unterbrechen. Beim Horror musst Du so lange draufhalten, bis es wehtut, und darfst den Leser nicht unnötig entlasten, indem Du plötzlich die Szene verlässt.

Eine Sache habe ich Dir noch mitgebracht:

Aber eigentlich war das nicht wirklich korrekt. Ich war es gewohnt die Umwelt mit meinen Augen wahrzunehmen, sie feinsäuberlich nach Farben und Strukturen einzuteilen und sie mir dadurch zu erschließen. Aber so wie es beispielsweise in einem Stummfilm keinen Ton gab, sondern nur Wörter, die einem die Geräusche beschrieben, so sah ich meine Umgebung in Schattierungen von schwarz und weiß, allerdings ohne meine Augen zu benutzen. Ich fühlte sie eher. Ich fühlte mich, als gäbe es keine Farben. Als könnte ich mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Dafür konnte ich plötzlich Dinge spüren, die ich als Mensch nie so genau wahrgenommen habe.

Hier verwendest Du 3.000 Jahre darauf, um zu erklären, dass die Wahrnehmung Deines Prots sich verändert hat. Das ist komplett unnötig und raubt der Szene jegliche Stimmung. "Ich fühlte mich, als gäbe es keine Farben. Daher konnte ich plötzlich Dinge spüren, die ich als Mensch nie genau wahrgenommen hatte."

Ich bringe diese Szene nochmal mit, um Dir deutlich zu machen, dass Du es eigentlich überall mit Detailreichtum übertreibst. Bitte lege jedes Wort sorgfältig auf die Goldwaage und frage Dich, ob Du wirklich, wirklich nicht darauf verzichten kannst.

Sowas lässt mir ja keine Ruhe. Also habe ich noch ein bisschen am Text gearbeitet, etwas eingekürzt und ein paar grammatikalische Fehler beseitigt. Die richtige Überarbeitung folgt dann heute abend, ich freue mich aber jetzt schon über Kritik zur inhaltichen Veränderung!

Bitte, bitte nimm Dir mehr Zeit. Niemand erwartet, dass Du es sofort überarbeitest. Im Gegenteil, je mehr Zeit Du Dir nimmst, umso lohnenswerter wird es sein, wieder reinzuschauen. Überarbeite den Text, lese Korrektur, lege ihn einen Tag beiseite, lese wieder Korrektur, gebe den Text einem/einer Vertrauten zu lesen, überarbeite ihn nochmal. Das darf ruhig einige Zeit dauern. Schreiben ist etwas, für das man viel Geduld braucht. Gerade die hohe Fehlerdichte Deines Textes erfordert von Dir noch sehr viel Aufmerksamkeit und Geduld. Die wenigsten kriegen das sofort ausgemerzt. Tu der Geschichte den Gefallen.

Make it work!

Viele Grüße,
Maria

 

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