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Wachse!

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21.03.2008
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Wachse!

Wachse!

Eine kreisrunde Fläche aus Beton, von hundert Metern Durchmesser, befand sich auf der planierten Ebene. Um die Fläche herum waren mehrere zylindrische Gerätschaften, montiert auf Metallgestelle, aufgestellt. Jeweils eine Seite, an der sich eine transparente Halbkugel befand und einen Blick auf die Elektronik freigab, zeigte schräg in die Höhe, ausgerichtet auf den Mittelpunkt der Betonfläche. Von ihnen ging ein Summen aus, so leise, dass es kaum für den inspizierenden Wartungstechniker zu hören war.
Auf einer Entfernung von zweihundertfünfzig Metern ragten, um die Fläche angeordnet, vier Gerüste empor. Ihre Höhe betrug etwa hundertfünfundsiebzig Meter und gekrönt wurden sie von je einer Kabine, an deren Unterseiten langgezogenen, bewegliche Kästen montiert waren, aus denen kreisförmig angeordnete Stangen ragten, in deren Mitte eine Spirale. Aus den Kabinen liefen dicke Kabel, über die Gerüste, zu Generatoren an deren Füßen.
Alle diese Gerätschaften waren nur des enormen Berges von etwas wegen dort, das aussah wie grauer Staub und fast die ganze Fläche einnahm.

Ein kleiner Gleiter kam heran, bis auf die nach außen verlagerten Anti-Grav-Triebwerke eierförmig, wobei die obere Hälfte fast vollständig transparent war, um dem Insassen beste Sicht zu gewährleisten. Der Mann trug einen üblichen Pilotenoverall, doch wies ihn ein kleiner Aufdruck als CHIEF NANO ENGINEER aus. Aus den Hopfhörern seines schlanken Headset drang eine leicht entnervte Stimme:

Jack, bist jetzt bald da?
Reg dich mal ab Christian. Nur mit der Ruhe!
Nur mit der Ruhe?! Wir haben Mr. Fukuda versprochen, heute die ersten Ergebnisse vorzuweisen!
Und die bekommt er auch! Ich bin jetzt da. Ende.

Der Gleiter hatte sich hinter die summenden Zylinder gesetzt und schwebte dort mit eingeschalteten Autopiloten in fünfundzwanzig Metern Höhe.
Jack Andrews stellte die Kommunikation auf eine neue Kanalgruppe.

Hier Ingenieur, Nanoformer 1 bitte aktivieren.
Mr. Andrews, hier NF 1. Bin bereit. Maschine ist in zwei Minuten hochgefahren.
Gut, verstanden. Ende.

Er löste den Punktgurt und blickte sich nach hinten um, was dank der Geräumigkeit im Gleiter gut möglich war. Sein Blick galt einem der Gerüste und Herkunft der Übertragung.
Um die Antennen schien die Luft zu verschwimmen. „Gut.“ Auf ähnliche Weise holte er sich die Aktivierungsbestätigung auch von den anderen drei Nanoformern. Unten hörten die Zylinder auf zu summen. Nun da der Bau begann wurden die Gravitationsgeneratoren, welche die feine Nanobaumasse davor bewahrt hatten, vom Wind davongetragen zu werden, vorerst nicht mehr benötigt.
Seine Finger glitten ruhig über das Touchpad, als er die erste Phase freischaltete. Kurz hielt er inne und betrachtete den Haufen, der für ihn absolut absolut nichtssagend wirkte.
Dann gab er die erste Anweisung an die ausführenden Techniker weiter:

An alle NFs: Grundmuster, Phase1, Start!

Bewegung erfasste den Haufen auf der Plattform. Teile der feinkörnigen Masse drängten zusammen. Mit konstanter Geschwindigkeit wuchsen die Wände und Grundmauer dessen, was die erste Etage des entstehenden Gebäudes werden sollte. Die forschenden Blicke des Chefingenieurs sahen stolz, doch wachsam, auf das entstehende Werk. Sein Mund verzog sich zu einem wohlgefallenden Lächeln. Es entglitt ihn schnell wieder, als sich eine Unregelmäßigkeit auftat. Mit ausgestreckter Hand, als wolle er für jemanden darauf weisen, gab er zügigst Korrekturanweisungen:

NF 2, zurückgebliebenes Wachstums an Außenwand Nordwest, Leistung um 25% steigern, NF 3 um 15% senken.

Auf sein Wort formte sich die Wand unter seiner Hand wie gewünscht. Das Schaffen ging wieder weiter, wie es sein Wille war. Ihm schwoll die Brust als in Phase 2 und 3 mehr und mehr Stockwerke, aus Nanopartikeln geschaffen, einst ein unscheinbarer Haufen, ihre Form annahmen. Seine Gedanken begannen wohlig zu schwimmen, dass er sprach, nahm er kaum noch wahr:

NF1: Phase 3, Zusatz 2, Vorhalle!

Den Arm ausgestreckt, spreizte er die Finger, auf das er so nun die Vorhalle entstehen lasse. Von fern sprach jemand zu ihm:

Gute Arbeit, Jack! Für heute ist Schluss, denk an den Zeitplan.

Meter auf Meter türmten sich die Nanoteilchen auf, die Stimme wurde harscher:

Jack? Lass endlich die Nanoformer abschalten, in einer Stunde ist Empfang bei Mr. Fukuda!

Die Vorhalle war geschaffen, der nächste Schritt wartete.

Andrews!!! Obwohl wir Kollegen sind... ich schwör dir, wenn du den Scheiß jetzt nicht sein lässt, hau ich dir nachher eine rein!!!

Diese Woge des Jähzorn riss ihn aus den Gedanken schöpferischen Treibens. Schnell bemühte er sich um eine Antwort:

Schon gut, schon gut! Komm ja jetzt!

Antwort war nur ein aggressives Grunzen. Er schloss die Augen, atmete tief ein und schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen.

NFs, genug getan. Deaktivieren.

Der Gleiter verschwand in Richtung Bauleitungsgebäude. Unten zog der Wartungstechniker seine Runden, unter dem neuerlichen Summen der Gravitationsgeneratoren, und gähnte, ob dieses gewöhnlichen Tages.

 

Hallo!

Der letzte Satz deiner Geschichte fast eigentlich recht gut das zusammen, was ich mir fortwährend dachte, als ich die Geschichte gelesen habe. Ja, das ist nicht so schön, aber so ging es mir. Das größte Problem sehe ich darin, dass du wahnsinnig viele Details lieferst, die die Geschichte nicht weiter bringen. Vor allem die ganzen Größenangaben in Metern sind überzogen. Da reicht eine, maximal zwei und man weiß, mit welcher Größenordnung man es zu tun hat.

Eine kreisrunde Fläche aus Beton, von hundert Metern Durchmesser, befand sich auf der planierten Ebene.
eine kreisrunde Fläche aus Beton ist doch meistens eine planierte Ebene. Die 100 m Durchmesser gehen schon in Ordnung, könnten aber auch anschaulicher herüber gebracht werden. Mehr oder weniger vergleichbare größe hätte zum Beispiel ein Fußballfeld.

Alle diese Gerätschaften waren nur des enormen Berges von etwas dort, das aussah wie grauer Staub und fast die ganze Fläche einnahm.
da fehlt ein »wegen« zwischen etwas und dort. Aber selbst wenn es dabei stünde, wäre der Satz sehr ungelenk formuliert. Ein großer Haufen grauen Staubes würde von mir höchstwahrscheinlich als Zement identifiziert werden. Eventuell könntest du es als Nano-Zement bezeichnen.
als ich das mit dem grauen Staub las, dachte ich mir schon, dass hier wohl auf wundersame Weise etwas entstehen soll. Vielleicht wolltest du den Leser damit nicht überraschen, kann sein, aber ein bisschen versteckter hätte es mir besser gefallen.

Zielstrebig kam ein kleiner Gleiter heran,
klar, normalerweise fliegt man erst ein paar Mal um die Baustelle herum, in den Haufen von Staub hinein, stößt gegen eines der Gerüste und so weiter, bevor man dann dort hinfliegt, wo man eigentlich möchte. »Zielstrebig« ist eines meiner persönlichen Hass-Wörter. Ist wahrscheinlich Geschmackssache.

Der Mann trug einen üblichen Pilotenoverall, doch wies ihn ein kleiner Aufdruck als CHIEF NANO ENGINEER aus.
Das geht schon so, mir kommt da aber eine Idee:
Wenn du die Bezeichnung des Piloten direkt in die danach folgende wörtliche Rede einbautest, bekäme diese mehr Lebendigkeit. Es wäre auch praktiziertes Show-don't-tell.
Beispiel:

„He, Herr CHIEF NANO ENGINEER, bist du jetzt bald da?“
„Reg dich mal ab Christian. Nur mit der Ruhe!“
„Nur mit der Ruhe?! Jack, wir haben Mr. Fukuda versprochen, heute die ersten Ergebnisse vorzuweisen!“
„Und die bekommt er auch! Ich bin jetzt da. Ende.“​

Der Gleiter hatte sich hinter die summenden Zylinder gesetzt und schwebte dort mit eingeschalteten Autopiloten in fünfundzwanzig Metern Höhe.
zu viel unbedeutende Information. Ungenau obendrein. hat sich der Gleiter dort selbst hinmanövriert?wenn er dort schwebt, ist davon auszugehen, dass er dies in einer gewissen Höhe tut. Ob das 50 oder 25 m sind, ist unerheblich. Interessant würde es, hätte Jack Höhenangst, auf die du dann näher eingehen könntest.

„Hier Ingenieur, Nanoformer 1 bitte aktivieren.“
„Mr. Andrews, hier NF 1. Bin bereit. Maschine ist in zwei Minuten hochgefahren.“
„Gut, verstanden. Ende.“
Hier Ingenieur? Das ist wirklich dröge, ehrlich. Ingenieure sind wahrscheinlich so ziemlich alle, die an dem Projekt beteiligt sind, insofern ist die Aussage, dass hier der Ingenieur spricht, total unnütz. Er ist der Chief, und deshalb sollte er sich auch als dieser ausgeben. Dementsprechend sollte er auch von seinen Untergebenen angesprochen werden. Eventuell auch einfach als »Boss«.

Sein Blick galt einem der Gerüste und Herkunft der Übertragung.
wenn du »einen der Gerüste und« weglässt, ist das immer noch kein sinnvoller Satz. Sein Blick galt Herkunft der Übertragung? Da fehlt zumindest ein »der«.

Um die Antennen schien die Luft zu verschwimmen. „Gut.“ Auf ähnliche Weise holte er sich die Aktivierungsbestätigung auch von den anderen drei Nanoformern.
ist das verschwimmen der Luft die Aktivierungsbestätigung, oder bezieht sich der Satz auf den Dialog weiter oben?

welche die feine Nanobaumasse davor bewahrt hatten, vom Wind davongetragen zu werden,
dieses Nano-Zeug ist immer winzig, das muss man nicht als »fein« charakterisieren. Vom Wind davongetragen zu werden passt in die trockene Sprache des restlichen Textes nicht wirklich hinein. Vorschlag: »welche die Nanobaumasse am Boden hielt«.

Seine Finger glitten ruhig über das Touchpad
bislang habe ich kein Anzeichen dafür entdeckt, dass er nicht ruhig wäre, weshalb die Erwähnung der Tatsache unnötig ist.


Weiter möchte ich jetzt nicht auf Details eingehen, aber du erkennst sicher das Problem. Du beschreibst eine interessante Idee auf relativ langweilige Art und Weise. Im letzten Drittel deutest du zwar tiefere Gedankengänge des Chiefs an, aber wirklich näher heran kommen lässt du mich nicht. Ich sehe zwar, dass er von dem Vorgang eben wie berauscht zu sein scheint, aber ich weiß nicht warum. Klar, kleines Kind im Sandkasten, schon logisch, aber erzähle mir doch davon. Das macht doch den Text interessant, damit charakterisierst du den Chief. So ist er ein langweiliger Arbeiter, der in einem langweiligen Team langweilige Befehle gibt. Nachdem er aber auch nicht mit einem großen Schaufel Bagger in dem grauen Haufen wühlen kann, erschließt sich mir seine Faszination nicht mehr so ganz und der letzte Satz zeigt deutlich, dass ihn die Arbeit eigentlich langweilt. Das widerspricht aber seiner kindlichen Freude, die er an den Tag legt, als er nicht mehr aufhören möchte. was da genau in ihm vorgeht, fände ich spannend.

Georg

 

Danke erst mal für deine Kritik!
Das mit den vielen Details seh ich, anderes versuche ich mal zu erläutern.

ist das verschwimmen der Luft die Aktivierungsbestätigung, oder bezieht sich der Satz auf den Dialog weiter oben?

Die schwimmende Luft soll zeigen, dass der Nanoformer arbeitet. So einfach.

Ich sehe zwar, dass er von dem Vorgang eben wie berauscht zu sein scheint, aber ich weiß nicht warum. Klar, kleines Kind im Sandkasten, schon logisch, aber erzähle mir doch davon.

Zum Wesentlichen: Die Begeisterung sollte weniger die eines kleinen Kindes im Sandkasten sein, als vielmehr eine Art Schöpferwahn: Der CHIEF sagt was und
Dinge entstehen, darauf hebt er langsam ab (geistig , nicht mit dem Gleiter;)). Zentraler Satz um das deutlich zu machen war eigentlich dieser:

Auf sein Wort formte sich die Wand unter seiner Hand wie gewünscht. Das Schaffen ging wieder weiter, wie es sein Wille war.

Ist wohl nicht deutlich genug geworden, deswegen aber auch der letzte Satz, der ja sonst völlig im leeren Raum stände. Für den Techniker ist das Prozedere, trotz der überragenden Technologie, ein normaler Teil seiner Arbeit, währrend Andrews, weil das alles steuert und nicht betrachtet, sich langsam von der Realität entfernt.

Das alles macht sie stilistisch zwar kein Stück besser, aber ich hoffe die kommt jetzt klarer rüber.

 

Hallo John Doe,

die Grundidee zu diesem Text könnte einer richtigen Geschichte Würze verleihen. In der vorliegenden Form handelt es sich nur um die Schilderung eines etwas skurrilen Vorgangs, den das Ende eher runterzieht. Die Beschreibungen selbst fand ich gelungen.

lg Berg

 

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