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Wach und fertig
Warum lassen die meisten Leute einen Kugelschreiber mitgehen, wenn er gerade unbeaufsichtigt herumliegt? Weil sie glauben, damit etwas anfangen zu können. Eine feine kleine Geschichte zum Beispiel, die über einen simplen Schüttelreim hinwegspringt wie ein Dressurpferd. Dieser Text handelt von mir vorm Spiegel. Ich schaue mich aber nicht an, kenne ja meine cara dura, doch halt! Das Fleckchen Ayahuasca an meiner hauchdünnen Stricherlippe ist mir neu. Meine Frankfurter Anekdoten hebe ich mir allerdings für ein anderes Mal auf. Gerade spiegele ich mich in dem silberfarbenen Deckel meiner Anti-Aging-Creme und sogar die Fettflecken darauf ergeben einen Sinn, genauer gesagt, ein Jaguarsgesicht. Besser nicht genau hinschauen. Vielleicht ein gutes Lebensmotto. Nein, doch, vielleicht habe ich gesagt. Je nach Lebenslage kann der Tipp durchaus nützlich sein. Und darum geht es mir ja im Grunde: Ich möchte nützlich sein, irgendjemandem Gutes tun. Am liebsten einer süßen kleinen Spanierin, am liebsten meiner Ex.
Ich hole mir gleich noch einen Nachschlag Ayahuasca vom Schamanen, obwohl er mir den letzten Becher ohne Salbspruch gereicht hat. Weiß der Teufel warum ausgerechnet mir, aber den fragt ja doch keiner. Jedenfalls kotzte ich bisher nicht im Unterschied zu gestern, als mir die schwarze Brühe beim Gedankenpetting mit meinem Größenselbst wieder hochkam. Dabei finde ich mich gar nicht so besonders. Hat nicht jeder von uns schon einmal einen Kugelschreiber geklaut? Wäre natürlich schade, wenn das beraubte Schreiberlein keinen Ersatz fände, doch das ist - Stand April 2022, Standort: Mallorca – äußerst unwahrscheinlich.
Gerade äußerst unschön abgeschissen, trotzdem gut drauf. Auf der Klosschüssel schreibt es sich am besten. Dieser Satz gehört an 301 Orten dieser Welt zeitgleich in Marmor gemeißelt bis die Finger bluten. Ich bin reif für den nächsten Becher. Könnte jedoch sein, dass ich vorher noch einmal kotzen muss. Das hatte schon etwas, wie die Kleine vorhin feierlich vorm Kotzgraben niederkniete wie eine Muslima beim Mittagsgebet. Ich habe ihr dabei gar nicht mal ausgiebig auf den Arsch gestarrt, obwohl er sehr ansehnlich war. So weit bin ich spirituell mittlerweile.
So, war noch einmal beim Schamanen und habe gebechert. Jetzt knie ich wieder auf dem Duschvorleger vorm Spiegel. Ahhhjaaaaahuasca...dreifachpunktumkurzvorzwölf, Katzensprechgebärden. So langsam wirkt die geile Brühe. Ich habe bei aller falschen Bescheidenheit die allerhöchsten Ziele, nämlich:
- Wiederbelebung der Psychedelischen Plattform Paralleldeutschlands (PPP)
- Kanzlerschaft
- psyfilming.org
Zurück zum Hodenspagat bzw. ab auf die Kloschüssel. Dieses Mal, das spüre ich, wird gekotzt und gekackt, wie gestern. Wilder, wilder, kreischen die Pfauen auf dem Dach. Spritzt, spritzt euren geilen Saft!
Ich war noch nie in Paraguay, kenne aber jetzt einen Typen von dort. Leider ist er mit unserer Gastgeberin Michelle zusammen, die ich vergöttere, obwohl mir meine Ex tausendmal lieber wäre. Bin immernoch gertenschlank und gut bemannt. Wenn nur nicht die vielen Falten wären. Stehe schon wieder vorm Spiegel und drehe mich um meine eigene Achse, als wäre ich ein geiler Planet, auf dem alle einfach nur leben wollten.
Kurz vor Kotz. Die Anti-Aging-Creme ist gerade auf den Boden gefallen bzw. auf meinen Fuß, den ich überraschend reaktionsschnell ausgefahren habe. Keine Ziffern auf dem Ziffernblatt, also jede Menge Zeit, was brauchte ich mehr im Leben? Meine Ex. Oder eine meiner Exen. Laura schmeckte am besten. Schon fast zwei Wochen Wichspassana. Ich kratze mir die Eier wund, wenn das so weitergeht. Von den insgesamt elf Teilnehmerinnen dieses Retreats gibt es nur eine, die mich anmacht und die heißt lustigerweise auch Michelle, wie unsere Gastgeberin. Gab es ein Leben nach der Hammerex? Oder sollte ich sie einfach noch einmal anrufen? Sie wird eh nicht abheben. Also Michelle. Morgen, zum richtigen Zeitpunkt. In meinem Nasa-T-Shirt. Mein Hubble-Teleskop fährt bereits aus.
LETZTE RUNDE
Mein Magen rumort. Mein Dickdarm klabautert. Ein Spritzer Durchfall jagt durchs Gewurschtel – und raus damit. In der Schüssel liegt der Schlüssel – zum Genick. Nackenschmerzen. Sollte jetzt Yoga machen. Stattdessen stiere ich aufs Blatt, vergeude Sekunde um Sekunde. Eine Hand kratzt am Sack, die andere fängt Gedanken. Schnellschreiber müsste ich sein, kritzeln bis der Papst kommt und mit dem Mittelfinger wackelt, auf dass ich seinen albernen Ring küsse. Ich scheiße auf den Papst, die Pfaffen im Allgemeinen. Dünnschiss scheiße ich auf die. Hier kommt die bessere Bibel:
“ALLES DARF REIN UND ALLES DARF RAUS – SOGAR KÖRPERKLAUS.”
Einen Moment bitte, ich muss mal kurz...schon eklig, so ein länglicher kackbrauner Kotzklumpen, der lässig über die Wasseroberfläche gleitet, ganz ohne Gondolieri. Ich muss schon wieder kotzen.
Doch nicht, Fehlalarm. Ich könnte stattdessen das schwimmende Stückchen Klopapier beschreiben, das in der Form eines Zuckerhäuschens - doch das überlasse ich den Langweilern.
Bei mir geht´s immer nur geradeaus, stolpern verboten. Ich texte ohne Knoten. Bin meiner selbst so überdrüssig. Krummer Buckel, Silberblick..und schon wieder kotzen...
Dieses Mal nur Dünnschiss. Gar nicht mehr so viel. Ich hoffe, dass ich die Schweinerei bald hinter mir habe. Mach doch mal das Fenster auf, geh unter die Leute! MICHELLE.
Leadership heißt niederknien auf dem heiligen Steiß – und weiterschreiben. Einfach immer weiterschreiben bis man am anderen Ende wieder rauskommt, irgendwie geläutert und täuschend echt. Mein geiler Specht, du hämmerst dich aber flott unter die Hinrinde. Alle Achtung Ayahuasca. Mal schauen, ob ich das nüchtern auch so gut hinbekomme. Dauert ja nicht mehr lang, bis die Wirkung verschallert wie die Mundharmonika des Schamanen..
Nur noch ein flaues Gefühl im Magen. Nie wieder kotzen. Nur noch pennen. Wenn das so einfach wäre. Gottgleisgedanken, Dauerschleifen aus Gold.
Ein Schlusswort werdet ihr von mir nicht hören, aber ein Schusswort: LAUFT ! LAUFT NACH EUREM LEBEN! Hebt euch immer wieder auf ! Es wird schon werden. Gevatter Tod ist auch nur ein Mensch. Vogelzwitschern, Pfauengesang. Gleich beginnt ein neuer Morgen, wieder mal genau zur vorhergesagten Zeit. Alles nur Astronomie, selbst das Genie, selbst der Geleezucker. Immerhin stehe ich nicht mehr vorm Spiegel, sondern liege entspannt im Bett. Penne gleich weg. Aber eines wollte ich noch sagen: Habt keine Angst vorm Kotzen, es zahlt sich aus. Ich habe Michelle schon längst um den Finger gewickelt. Sie kommt mich nächste Woche auf meiner Finca besuchen und dann malen wir zusammen. Pouring-Technik versteht sich. So, schlafe gleich ein...
Nein. Die Hähne kreischen, viel zu nah. Bin durstig, komme aber nicht ans Wasserglas. Mein Kuli ist mir auch gerade aus der Hand gefallen. Doch ich schreibe mit der Kraft meines Geistes weiter, projeziere meine Gedanken auf das mal wieder sehr geduldige Papier. Jeder nach seiner façon, wie der Franzose sagt - und der hat noch was zu sagen, nämlich:
L´ART POUR L´ART EST L´ART POUR LIFE!
Ich werde ab jetzt liebenswürdig sein. Cool wäre auch ein Lächeln im Mundwinkel. Mach dir um mich jedenfalls keine Sorgen. Sorge dich generell nicht, trade! Ich esse derweil eine Mandarine. Meine Hände sind dabei im Nacken verschränkt und meine Knie drehen sich im Kreis. Geiler Scheiß. Feinster Sprachdurchfall. Niemals wird mich eine AI zufriedenstellend übersetzen können! Doch mir geht es nicht um Macht. Ich möchte nur niemals vergessen werden. Erbarmen! NEIN! RUIN YOUR RUMITATION !
Ich fläze mich derweil aufs Canapé. In etwa einer Stunde wird mich meine Zimmergenossin mit Benzin übergießen und feierlich anzünden. Danach werde ich als Mönchsgeier wiedergeboren, so wahr ich hier ende. Im Abspann nur noch Pfauengesang. Und Freiheit auf allen Fahnen.