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Wüstes Land

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15.12.2002
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Wüstes Land

Die Sonne scheint über den Landen, nichts regt sich, nichts belebt sich, alles ist tot. Es ist früh, in den braunen Weiten, da und dort wachen die Schatten einstiger Bäume, zu Stein geworden, jetzt und immer. Wie drohende Wächter ragen sie auf aus der Wüstenei, hindern die Ebene an der unendlichen Freiheit. Tiefe Spalte unterbrechen die glatte Erde und umhüllen alles mit Dunkelheit und Vergessen. Der Sonne wärmender Strahlen brennen auf Staub, das Blau des Himmels bleibt ungesehen. Es ist warm, sehr warm, doch nirgendwo ein Tropfen Wasser, der, verdunstet als Wolke, den klaren Himmel trüben, die reine Luft verändern könnte. Einsam liegen die Lande unter strahlender Sonne, unter dem wärmendem Blau der Unendlichkeit. Der Himmel eröffnet der Welt die unfassbaren Tiefen des Raumes, er scheint sie weniger zu begrenzen, denn ihre Verlorenheit zu offenbaren.
Nichts regt sich, nichts belebt sich, am Mittag der Zeit.
Ein Wind weht über der braunen Erde, stört die Ruhe, trägt Asche fort, die Erinnerungen alter Tage. Nur ein kleiner Windstoß führt sie mit sich, ein kleines Wölkchen, doch welch ein unerwarteter Anblick, wie es die Sonne trübt. Es kommt weit herum, es fliegt über die Weite, es treibt hinweg über all die wenigen steinernen Bäume bis die Luft schließlich an alter Stelle zum Erliegen kommt. Sanft regnet die Asche nieder, in einer Welt, die sich genauestens gleicht von Moment zu Moment, wäre da nicht der Lauf der ziehenden Sonne, es gäbe keine Zeit, nur stille Ewigkeit. Nun neigt sie sich dem Horizont zu, das Licht färbt die Steinernen, rinnt in Kluften und Spalten, der Himmel erblüht in nie gekannter Pracht.
Etwas regt sich, etwas belebt sich, etwas stört die friedliche Starre.
Ich erwache, komme langsam zu mir. Orientierungslos sehe ich mich um. Alles ist trostlos, tote Bäume ragen ihr klagendendes Geäst gen Himmel. Ihre Schatten ragen weit hinein in eine Wüste aus Staub und Stein, blutgetränkt von der Sonne ersterbender Strahlen. Doch trotz dem nahenden Dunkel hat diese einzig Lebende an diesem erschrecken Ort ihre Macht nicht verloren, feindselig brennt sie auf mich nieder. Die Risse der Ebene scheinen bodenlos. Ich schaue hinauf, der Himmel wölbt sich drohend, schier endlos über mich. Ängstlich fliehe ich in den Schutz eines Baumes. Um mich herum nur Öde, die mich verwirrt fragen lässt, was hier geschehen, oder was hier niemals geschah. Die Luft schmeckt trocken und alt, so alt, voll Erfurcht traue ich mich kaum zu atmen. Der Durst treibt mich aus dem Schutze meines einzigen Gefährten in diesen Landen, so dass ich nur weiteren, kläglicheren Schutz finde in der Schwärze der Kluften. In weiter ferne sehe ich hier und da andere Bäume, und obwohl sie lange ein Teil dieser Wüste geworden sind, scheint es, als streckten sie ihre dürren Finger um mich zu rufen, um mich zu beschützen vor der unendlichen Weite über mir und um mich herum, vor der brennenden Sonne. Doch schmerzlich ist mein Durst und führt mich weiter und weiter, verzweifelt, denn alles scheint gleich, alles liegt und steht so und niemals anders. Schneller und schneller lasse ich die Öde hinter mir zurück, nur um vor mir ein Abbild ihrer zu sehen. Verloren, verloren, was soll mich retten. Die Bäume, sie rufen mich lautlos, sie locken mich, mich in ihren Schatten zu legen, mich umarmen zu lassen, eins zu werden mit ihnen, mit der Welt. Ewig, ewig werde ich Teil sein, starr und stumm. Erschreckt fliehe ich, renne, renne, doch kein Ausweg. Die tiefen Kluften, die Schwärze verheißt Kühle, Schutz vor meiner übermächtigen Feindin. Ängstlich starre ich hinüber zu ihr, halb versunken ist sie, doch in diesen verfluchten Landen, wird sie hier jemals versinken? Die Kluften, wohin sie wohl führen. Hinab in die Tiefen dieser Welt, in denen die Zeit tatsächlich verstummt ist. Hinab, bloß hinab und vielleicht fände ich Ruhe. Ewige Ruhe, Ewigkeit, Unendlichkeit. Ich eile weiter, doch meine Schritte stocken und stolpern. Ausgedörrt, meine Kraft verbraucht, bald bin auch ich ein stummer Wächter, bald klagen auch meine Arme bewegungslos stummes Leid. Ich liege danieder im Staub der Ewigkeit. Meine letzten Blicke erhaschen die untergehende Sonne, weit, weit ein Stern, es ist Nacht in den Landen.
Ich öffne die Augen und blicke in die Runde meiner Freunde.

 

Hallo Morgan!

Eine sehr stimmungsvolle Geschichte! Klasse Atmosphäre, fantastisch beschrieben. Toll ist besonders der Ausdruck "am Mittag der Zeit". :thumbsup:
Gut, die Handlung ist etwas dürftig, aber die Geschichte ist auch ohne Handlung schön genug. Nur den letzten Satz verstehe ich nicht :confused:. Sollte ich?

Ein paar Sachen an deinem Stil haben mir aber weniger gut gefallen:

nichts regt sich, nichts belebt sich
Den Ausdruck "nichts belebt sich" gibt es nicht. Entweder etwas lebt oder nicht, aber von selbst beleben kann sich nichts. Es hört sich - sorry - auch scheiße an. Ich würde ihn durch das fast identische "nichts bewegt sich" ersetzen. Die Stelle taucht ja auch öfter auf.

Es ist früh, in den braunen Weiten, da und dort wachen die Schatten einstiger Bäume, zu Stein geworden, jetzt und immer.
An sich ein schöner Satz. Aber hinter "früh" muss das Komma weg und nach "Weiten" würde ich ein Semikolon setzen. das "zu Stein geworden" könntest du durch "versteinert" ersetzen, dann passt es besser zum "jetzt und immer", da du kein "für" gesetzt hast.

Der Sonne wärmender Strahlen brennen auf Staub, das Blau des Himmels bleibt ungesehen.
"der Sonne wärmende Strahlen" ist schlechter Stil - es klingt nach einem schlechten Gedicht. Schreib einfach "die wärmenden Strahlen der Sonne", das ist viel höheres Niveau. Das gleiche gilt für "von der Sonne ersterbender Strahlen" - mal davon abgesehen, dass es "der Sonne wärmende Strahlen" heißt.

Der Himmel eröffnet der Welt die unfassbaren Tiefen des Raumes, er scheint sie weniger zu begrenzen, denn ihre Verlorenheit zu offenbaren.
vor "denn" kommt kein Komma - "weniger...denn" ist ein anderer Ausdruck als ein als "weil" gebrauchtes "wenn"!

Der Durst treibt mich aus dem Schutze meines einzigen Gefährten in diesen Landen
Erstens: Wieso "der einzige"? Ich dachte, da stehen noch mehr Bäume?
Zweitens: Ein Baum, vor allem ein toter, kann kein Gefährte sein. Das Wort "Gefährte" bedeutet "Begleiter", und ein Baum kann schwerlich jemanden begleiten.

Meine letzten Blicke erhaschen die untergehende Sonne, weit, weit ein Stern, es ist Nacht in den Landen.
Ich öffne die Augen und blicke in die Runde meiner Freunde.
Hier fehlt mir der Zusammenhang zwischen den beiden Sätzen. Schließt der Prot die Augen nur so für eine Weile, schläft er ein, wird er ohnmächtig? Er öffnet die Augen, aber du erwähnst vorher nicht, dass er sie schließt.

Ansonsten ist die Geschichte nicht schlecht - bei der nächsten solltest du aber darauf achten, dass sie nicht nur Atmosphäre, sondern auch Handlung hat... ;)

Mfg
xka

 

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