Was ist neu

Würfel

Mitglied
Beitritt
29.08.2001
Beiträge
460

Würfel

Einmal fand ich einen Würfel. Er lag einfach auf der Straße. Links und rechts blickend, hoffend oder fürchtend seinen Besitzer zu entdecken hob ich ihn auf. Holz, der Würfel war aus Holz. Die Kantenlänge betrug etwa fünf, sechs ... vielleicht auch sechseinhalb Zentimeter. Ich betrachtete ihn im Licht. Da waren ganz eindeutig Kratzer auf den Oberflächen, er hatte einiges durchgemacht. Abschätzend hielt ich ihn in der Hand. Er wog nicht besonders viel, zumindest weniger als ich es erwartet hätte. Bei genauerem Hinsehen bekam ich den Eindruck, der Würfel sei unvollkommen. Manche Kanten länger als andere. Das verwarf ich aber wieder. Ich warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. Und warf ihn wieder in die Luft, diesmal aber so, dass er in eine Drehbewegung versetzt wurde. Ich fing ihn wieder auf, etwas unsicherer als das erste Mal. Wieso hatte ich diesen Holzwürfel gefunden ? War das Schicksal ? Gedanken fluteten mein Bewußtsein. Ich stellte mir vor, dieser Würfel beherberge ein ganzes Universum. Unzählige Galaxien, Sonnensysteme, Planeten, Intelligenzen, eine eigene Zeit. Wäre dann aber eine Kugel nicht viel geeigneter ? Die Vollkommenheit der Schöpfung, nein, Vollkommenheit ist falsch: das allumfassende der Schöpfung benötigt als Form eine Kugel. Alles andere wäre undenkbar. Wieso hatte ich eigentlich einen Würfel und keine Kugel gefunden ? Schicksal, eindeutig. Neuer Gedanke, der Würfel beherbergt einen Teil von mir. Dinge, die ich verloren oder verlernt oder vergessen habe. Ein abgesplittertes Fragment meiner selbst, nun wiedergefunden und darauf wartend in das Ganze eingefügt zu werden. Ich betrachtete sorgfältig was ich in meinen Händen hielt.

Ich stellte fest, es war ein Würfel.

 

Schade!
Der Text fängt genial an. Doch bei

Neuer Gedanke, der Würfel beherbergt einen Teil von mir.

setzt diese geniale Idee dann aus. Bis dahin philosophiert Dein lyrisches Ich wirkich faszinierend über diesen Würfel, doch ab da sehe ich ein "Scheiß, keine Ideen, wie kann ich das beenden".

 

Wie? Schon Schluß? Schade, ich hätte gerne weiter mit Dir über diesen Würfel gegrübelt...

Meine Gedanken sind meistens ganz konkret(*gg*) und gehen ziemlich direkt geradeaus... (Jedenfalls, seit ich mir das Dope abgewöhnt habe :D )
Ich beneide dich um Deine philosophischen Überlegungen, das ist etwas, was mir leider völlig abgeht. ...Deswegen halte ich mich auch vom Philo-Forum fern, da ich allzu abstrakten Gedankengängen nicht wirklich folgen kann...*g*
Doch Deine Geschichte ist leicht und luftig, um nicht zu sagen: locker-flockig. ;) Soviel zu sehen in so einem einfachen Ding wie diesem Würfel...
Nur eben: Leider etwas kurz geraten. (Nuja, und den Schlußsatz fand ich auch nicht so doll...)

Das wars von mir.

Gruß von :cool: Sav

 

anfänglich dachte ich du erzählst clive barkers "hellraiser" nach. dann wurde es mir zu philosophisch und dann war ich enttäuscht, dass du so schnell zum schluß gekommen bist. wäre doch mehr dringewesen oder? schade

 

Das, was man sicher sagen kann, ist dass es ein Würfel ist; alles andere aber ist Spekulation, Einbildung oder Glaube, Verführung oder Inspiration, vielleicht aber auch Spektra und Sichtweisen, die konspirativ mitreißen.
Tja, Du siehst, bin mehr in Dichter- als in Kritikerstimmung, werde deswegen auch genau dies tun.
So viel: Einfall ganz nett, Umsetzung gewöhnlicher (kann ja genauer darauf eingehen, wenn Du darauf bestehst).
Und: Beim Lesen fühlte ich mich "verarscht", und danach auch. (Für Stephy auch mit Gefühl!!!!)

[Beitrag editiert von: Zaza am 22.12.2001 um 00:19]

 

Hi Glen,

tschuldige, dass ich dass jetzt sage, ich meine es auch nicht persönlich, aber die Geschichte ist einfach nur scheisse.Ich kann nichts Tieferes in ihr erkennen, einige nette Ansätze sind zwar drin, aber leider bleibt sie etwas oberflächlich.
Kann auch sein , dass ich zu blöd bin...
Meld dich bitte trotzdem wegen dem Vortrag!!!

Gruss Franco

 

tschuldige, dass ich dass jetzt sage, ich meine es auch nicht persönlich, aber die Geschichte ist einfach nur scheisse.

Hmm. Tschuldige, dass ich dass jetzt sage,ich meine es auch nicht persönlich, aber du bist ein 'uferloser Patzer' :p

Ich meld mich wegen dem Vortrag.

Frohes Fest,

Batch

 

Hi Batch.

Weißt du ich finde die Geschichte ziemlich gut. Das Urteil setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Zunächst halte ich kürzere Geschichten für besser als lange (natürlich nicht in 100% aller Fälle), denn die einzelnen Bauteile der Geschichte wirken mehr. Das Entscheidene ist jedoch, so finde ich, deinen Sinn für die Philosophie. Kann man mit einer Fortsetzung rechnen?

Gruß, Gin

 

die idee mit dem universum im würfel gefällt mir. zu dem zweiten gedanken,

der Würfel beherbergt einen Teil von mir,
fehlt mir der zugang. aber eines steht fest: wenn dir der sinn danach steht, einen kurzen text zu schreiben, dann tu dies! gib gedanken wie 'die geschichte ist zu kurz' keine chance!

 

Ein schöner Text. Ich habe das Gefühl, sowas schonmal gelesen zu haben bin mir aber niocht sicher. Fakt ist, dass diese Geschichte gut die vielzähligen Gedankengänge darstellt, die letztlich zu nichts anderem kommen, als dass es ein einfacher Würfel ist. Hatte ich auch schon des öfteren.
Jedoch finde ich auch, wie schon angesprochen, dass die Idee an sich etwas stark an folgender Stelle ausschweift:

Neuer Gedanke, der Würfel beherbergt einen Teil von mir.

Ist etwas stark an den Haaren hergezogen, zumindest an diesem Punkt der Geschichte. Kommt etwas plötzlich. Schadet aber nicht dem Gesamteindruck ;)

Bis denne
Frederik

 

Morgen werd ich mir übrigens erstmal deine anderen Geschichten anschauen. Du philosophierst gerne, oder?

 

Hi Batch.

Ich find deine Story in beiden Teilen gut gelungen. Du fängst wirklich gut ein, wie einen ein einfacher Gegenstand "schicken" kann. Nur kommt mir die Idee mit dem Universum in einer Kugel etwas bekannt vor, muß noch überlegen woher. Außerdem muß ich mich meinen Vorkritikern anschließen und mich auch von dem plötzlichen Bruch in der Geschichte überrascht bis enttäuscht zeigen. Ein bißchen mehr ausgearbeitet und es wäre für meinen Geschmack eine dufte Story gewesen. Soll übrigends nicht heißen, daß an der Länge der Story prinzipiell irgendwas auszusetzen wäre, denn es kommt ja auf die Technik an nicht auf die Länge ;) .

So long

Signore Salami

 

Habe den "Würfel" auch gelesen und schließe mich einstimmig dem Tenor meiner Vorkritiker an: Passabler Anfang, uninspirierter, bodenloser Schluss.

Beim Lesen kam mir noch ein Gedanke: Aus anthropologischer Sicht muss das Objekt sehr wohl ein Würfel sein (Archetyp des Schicksals), aus der Sicht eines Naturwissenschaftlers allerdings geradezu zwingend eine Kugel (Naturgesetze). Es kommt auf die Betrachtungsweise an.

Aber Moment mal: Als Folge der Relativitätstheorie hat wenigstens unser Universum nicht die Form einer Kugel sondern eher die einer unendlichen Sattelfläche. So what?

Dass der Würfel einen Teil eines Jemanden beherbergen könnte, finde ich aber schon sehr weit her geholt. Es ist doch wohl eher so, dass der Würfel stellvertretend für einen Teil seines Unterbewusstseins bzw. seinem Tao zu verstehen sein kann. Man verliert nicht so einfach einen Teil seiner Seele. Wo kämen wir denn da hin? ;)

 

Moin.

Jau, dat isses: Die Kugel am Halsband der Katze in "MEN IN BLACK". Mal schauen wie der zweite Teil wird.

So long

Signore Salami

 

Jetzt sind doch einige Kritken zustande gekommen. Fast alle bemäkeln sie den ‚holpernden‘ Schluss. Ich habe ihn ganz bewusst so geschrieben, kann aber nachvollziehen, dass er unbefriedigend wirkt.
Entäuschung aber ist die Pointe der Geschichte. Ich gebe zu, dies ist kein angenehmer Text, er reisst nicht mit, er inspiriert nicht, er schockt nicht, gerade weil kein richtiger Bruch stattfindet, gerade weil er am Ende holpert; was aber bleibt? Eine Aussage, die fast schon trivial erscheint.

Ich habe ihn sehr schnell geschrieben und so belassen. Nicht weil mir ‚die Ideen‘ ausgegangen sind, oder weil ich zu ‚bequem‘ war, im Nachhinein zu ändern, sondern weil ich nichts mehr hinzuzufügen hatte.

Bleibt die Frage, für wen ich diesen Text schreibe. Für den Leser oder für mich selbst? Alpha würde (@Alpha, du kannst mich gerne korrigieren) diesen Text wohl als Onanie bezeichnen. Auch das muss erlaubt sein.

Dennoch bin ich sehr dankbar für die Kritiken. Vielleicht werde ich auch eine leserorientierte Variante schreiben. Und selbst wenn nicht, so ist es wertvoll für mich und für mein Schreiben zu sehen, wie andere mit Gedanken umgehen, die für mich so klare Formen angenommen haben, dass sie fast schon greifbar werden.

Grüße,

Batch

 

@radio passive boy

Haben nicht viele Künstler (vor allem Maler) versucht, sich in ihrer Kunst auszudrücken,sich ihre Ängste und Schmerzen von der Seele zu malen, ohne daran zu denken, was irgendein Betrachter davon halten könnte?

Was du beschreibst ist nichts anderes als Selbstbefriedigung also Onanie. Find den Begriff sehr passend und gut, dass Autoren auch so hinter dem, was sie geschrieben haben stehen.

 

Ja, finde ich auch toll. Batch, wir liegen Deiner Offenheit zu Füßen.

 

Hallo Batch Bota,

die Idee von einem gefundenen Würfel zum Nachdenken über allgemeine und persönliche Sachverhalte angeregt zu werden, finde ich eigentlich gut. Im Sinne einer üblichen Geschichte empfinde auch ich den Schluß unbefriedigend, doch dann ist mir folgende Zen Überlieferung eingefallen: „Dongshan besuchte einen alten Zen Meister und fragte ihn: `Wie stehen die Dinge?´ Seine Antwort: `Genau so, wie sie sind´.“ D.h. „Ich stellte fest, es war ein Würfel.“
Dieser Dreiklang `Ding - Sinnzuweisung - Ding´ ist ein Interpretationsschema, das man in der Haiku Dichtung findet.
Ob das nun beabsichtigt war oder nicht, es zeigt jedenfalls wie subjektiv die Wirkung eines Textes ist.

Tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom