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Vorstellung geschlossen
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Die ersten Sonnenstrahlen bedecken die eben noch geschlossenen Blüten der Hyazinthen. Mit diesen beginnen Sie sich langsam zu öffnen und ihre innere Knospe kommt allmählich zum Vorschein. Sofort erstrahlt in hellen Glanze durch das Sonnenlicht, wirken Sie so lieblich und so voller Schönheit. Nun ist selbst der letzte Tau in der Wärme erstickt und die verworrenen Blätter verschwinden ins Unendliche des Kreislaufs.
Frühling, Oh Frühling endlich bist du da! Scheine diesmal bitte auch für mich!
Konstantin lag auf der Wiese neben dem Fluss seines kleinen Dorfes. Ein harter Winter war überstanden und die Spuren der Verwüstung und Armut standen noch immer über den Dachspitzen der Häuser. Eingebrochene Scheunen und ein angefressenes Rathaus auf dem Marktplatz, der kaputte Damm und die abgeholzten Bäume ein wenig außerhalb.
Auch für Konstantin brachte der Winter nicht viel Gutes, denn er hatte bei näherer Betrachtung nichts wirklich Schönes erlebt, geschweige Produktives geleistet. Seine Eltern arbeiteten für eine Krämerei und waren den Tag über sehr beschäftigt. Geschwister hatte er keine und selbst die Besuche bei Verwandten waren für ihn mehr eine Qual, als eine nette Abwechslung.
Seine Eltern mussten wissen, dass er ein Nichtsnutz war, machten ihm aber keine längeren Debatten oder Vorwürfe. Irgendwann findet jeder seine Bestimmung, hatte sein Vater einmal gesagt.
Anders als die anderen Jungs in seinem Alter, interessierte sich Konstantin für Dinge, die keinen Namen in seiner Gegend hatten. Denkereien hatte es Konstantin für sich genannt, um eine Rechtfertigung gegenüber seiner Selbst zu haben. Manchmal bereute er es, dass er die Jahre über nie soziale Kontakte pflegte und die kleinsten Ereignisse seines Dorfes geschickt mied. Nicht einmal das jährliche Fest zu Weihnachten oder Ostern konnte ihn begeistern. Sein Fehlen löste keinerlei Verwunderung oder Enttäuschung aus, denn es kannte Ihn so gut wie niemand. Er war weder für Irgendetwas berüchtigt, noch sah man ihn oft auf den Straßen.
Am Silvesterabend nahm sich Konstantin vor, sein Leben entgültig zu ändern und die entscheidende Wende mit allen Mitteln zu provozieren.
Schon am ersten Tag des neuen Jahres aber, musste er feststellen, dass das Leben selbst ihn aufgegeben hatte. Konstantin hatte verlernt, wie man normal war.
Er lag in seinem Bett, musterte die Situation draußen und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welche Rolle er in diesem Spektakel spielen sollte. Seine Rolle schien einfach nicht benötigt, die Generalprobe war ohne ihn begonnen, kein Platz mehr frei.
Konstantin schloss die Augen und sah, dass er nicht einmal mehr ein Zuschauer war.
Torben P.